Das zweite Buch Samuel



Das 1. Kapitel


I. Ein Amalekiter bringt dem David die Nachricht, dass Saul und seine Söhne umgekommen seien. v. 1. II. Und, weil er mit der Unwahrheit kam, als ob er den Saul umgebracht hätte, wird er auf Davids Befehl erwürgt. v. 15. III. David macht dem Saul und seinen Söhnen, samt den anderen Israeliten, so erschlagen waren, eine Grabschrift. v. 17.

1. Nach dem Tode Sauls, da David von der Amalekiter Schlacht wiedergekommen und zwei Tage zu Ziklag geblieben war, 1 Sam. 30, 17. 26.

Nach: In diesem Kapitel wird erzählt, wie David den Untergang seines Feindes, des Sauls, mit leidigem Herzen und Gemüt vernommen hat. (Und wird hier allen Christen ein Beispiel einer rechtschaffenen Liebe gegen dem Nächsten (auch da er unser Feind war) vorgestellt, dass wir demselben nachfolgen sollen. Weil David den toten Saul nicht anders beweint und beklagt, als ob er seinen Vater verloren hätte, wie durch dieses ganze Kapitel zu sehen ist. Auch ist David hier ein Vorbild Christi gewesen, der für die, so ihn gekreuzigt, betete, und den künftigen Untergang der Stadt Jerusalem beweint, darin er doch großes Ungemach leiden musste: Auch in der Wahrheit nicht will den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe {Hes 18}.)

Tode: Da er im Kriege umgekommen war.

Amalekiter: Welche in des Davids Abwesen die Stadt Ziklag geplündert hatten und danach von David überfallen und erschlagen wurden.

2. siehe, da kam am dritten Tage ein Mann aus dem Heer von Saul mit zerrissenen Kleidern und Erde auf seinem Haupt. Und da er zu David kam, fiel er zur Erde und betete an.

Haupt: Mit welchem Amtskleider er zu verstehen geben wollte und dergleichen tat, als ob er mit großem Herzeleid umfangen wäre. (Denn wenn die Juden vorzeiten in großem Unmut und Bekümmernis steckten, so brauchten sie dergleichen Zeremonien, mit Kleider zerreißen und Staub oder Erden aufs Haupt streuen, damit anzuzeigen, dass sie für Leide bald unter der Erden ins Grab kommen würden.)

Betet an: Das ist: Er fiel aus großer Demut und Ehren halben dem David zu Füßen und erzeigte ihm bereits königliche Ehre, weil er nicht zweifelte, es würde David dem Saul im Königreich nachfolgen, darum er sich mit liegen und heucheln begehrt bei ihm einzukaufen, wie wir hören werden. (Denn die Leute, wie man im Sprichwort sagt: Hängen den Mantel nach dem Winde.)

3. David aber sprach zu ihm: Wo kommst du her? Er sprach zu ihm: Aus dem Heer Israels bin ich entronnen.

Entronnen: Dies mag er wohl mit Wahrheit gesagt haben, aber später mengt er viel falsches mit unter. (Denn welche anderer Leute betrügen wollen, die mengen Wahrheit und Lügen durcheinander, auf dass sie eins mit dem anderen, als böse und gute wahr, verkaufen.)

4. David sprach zu ihm: Sage mir, wie geht es zu? Er sprach: Das Volk ist geflohen vom Streit und ist viel Volkes gefallen; dazu ist auch Saul Tod und sein Sohn Jonathan.

Sage mir: Und verhehle mir nichts.

Geht: Wie steht es in der Israeliten Feldlager, denn deine Gestalt bedeutet nichts Gutes?

5. David sprach zu dem Jüngling, der ihm solches sagte: Woher weißt du, dass Saul und sein Sohn Jonathan Tod sind?

Jüngling: Nämlich zu dem Amalekiter.

Sagte: Der ihm solche traurigen Zeitungen verkündigte.

Weißt du: Denn es zweifelte David etlichermaßen noch daran.

6. Der Jüngling, der ihm solches sagte, sprach: Ich kam ungefähr aufs Gebirge Gilboa und siehe, Saul lehnte sich auf seinen Spieß und die Wagen und Reiter jagten hinter ihm her.

Gilboa: Da die Schlacht geschehen ist.

Lehnt: Dass er sich daran stützte und unterhielte, weil er von den Wunden schwach geworden.

Jagten: Also, dass er wohl sah, wie die Feinde auf ihn drangen und er keinen Platz mehr hatte, ihnen zu entgehen.

7. Und er wandte sich um und sah mich und rief mich. Und ich sprach: hier bin ich.

8. Und er sprach zu mir: Wer bist du? Ich sprach zu ihm: Ich bin ein Amalekiter.

Amalekiter: Nicht zwar ein Israelit, aber doch einer aus deinem Kriegsheer.

9. Und er sprach zu mir: Tritt zu mir und töte mich, denn ich bin bedrängt umher und mein Leben ist noch ganz in mir.

Tritt: Mache dich an mich und hilf mir der Marter ab, denn ich sehe, dass mein Kriegsvolk erlegt ist und bin ich selber sehr verwundet, so nahen die Feinde herzu und ist kein Platz zu entrinnen.

Ganz: Ich hab noch keine tödliche Wunde empfangen, davon ich bald sterben möchte, und ist das Herz noch frisch und gesund in mir, dass ich es noch eine gute weile treiben und langsam verzagen würde, dazu worden die Feinde das Gespött aus mir treiben, wenn sie mich lebendig bekämen, darum erbarme dich mein, dass ich dieses Lebens abkomme.

10. Da trat ich zu ihm und tötete ihn, denn ich wusste wohl, dass er nicht leben konnte nach seinem Fall; und nahm die Krone von seinem Haupt und das Armgeschmeide von seinem Arm und habe es hergebracht zu dir, meinem Herrn.

Leben konnte: Dass er hätte sterben müssen einen weg wie den anderen, wenn ich gleich nicht Hand an ihn gelegt hätte, denn er war von den Wunden ganz kraftlos worden, dass er durch die Flucht nicht mehr sich davon machen oder entrinnen konnte, ja er lag bereits auf der Erde. Darum, auf dass die Feinde, wenn sie über ihn kämen, nicht noch gräulicher mit ihm umgingen und noch mehr Marter oder Plage anlegten, willfahrte ich ihm und verkürzte ihm seine Pein. Welches alles miteinander falsch und erlogen war. Denn Saul war in sein eigenes Schwert gefallen und hatte sich selber umgebracht. Aber der Amalekiter hat solches verschwiegen und viel anders (wie gehört) vorgebracht, weil er hoffte, er würde bei dem David eine Verehrung ausbringen, von wegen dass er den Saul erwürgt, der ihn, (den David) verfolgt und so oft nach dem Leben getrachtet hatte: Aber es ist ihm viel anders ausgeschlagen, wie wir bald hören werden. Und muss man aus allen Umständen so viel abnehmen, dass der Amalekiter, nachdem Saul in sein Schwert gefallen und Tod gewesen, am ersten zu ihm kommen und den Königlichen Schmuck von ihm genommen, wie er sagt.

Gebracht: Zum Zeugnis dass Saul tot ist und dass ich meinen Gehorsam gegen dir, als einem Könige dadurch erkläre.

11. Da fasste David seine Kleider und zerriss sie und alle Männer, die bei ihm waren.

Zerriss: Nach Gewohnheit derselben Zeit, davon kurz zuvor auch gesagt worden.

12. Und trugen Leid und weinten und fasteten bis an den Abend über Saul und Jonathan, seinen Sohn und über das Volk des Herrn und über das Haus Israels, dass sie durch das Schwert gefallen waren.

Weinten: Nicht mit falschen, sondern wahren Tränen über den leidigen Fall.

Fasteten: Wie zur selben Zeit gebräuchlich war bei denen, die da Leide trugen.

Volk: Welches im Krieg umgekommen war.

Gefallen: Denn es hatten die Israeliten eine große Niederlage erlitten. (Welcher aber seiner Mitbürger Unfall ihm nicht lässt zu Herzen gehen, der ist nicht wert, dass er ein Mensch, will schweigen ein Christ, heißen soll. Und ist hier wohl zu merken, wie David so gar nicht rachgierig gewesen, dass er über des Sauls, der doch sein Todfeind gewesen war, Tod und Untergang im wenigsten sich nicht freut, sondern viel mehr deshalb herzlich sich bekümmert und leidig ist. Darum es einem frommen Menschen, der den Heiligen Geist hat, nicht unmöglich ist, seine Feinde zu lieben.)

13. Und David sprach zu dem Jüngling, der es ihm ansagte: Wo bist du her? Er sprach: Ich bin eines Fremdlings, eines Amalekiters, Sohn.

Ansagte: Das Saul umgekommen und er ihn getötet hätte. Und wird jetzt folgen, wie der Amalekiter seine gebührliche rechte Strafe dafür empfangen, dass er sich rühmen durfte, er hätte den König Saul umgebracht. Denn es hat es David dafür gehalten, dass er ein Beispiel an diesem müsste sehen lassen, damit künftig keiner leicht sich unterstünde an seiner ordentlichen Obrigkeit Hand anzulegen.

Fremdlingen: Als wollte er sagen: Ich bin meines Herkommens halben kein Israeliten, sondern mein Vater ist ein Amalekiter gewesen, hat aber unter den Israeliten gewohnt.

14. David sprach zu ihm: Wie, dass du dich nicht gefürchtet hast, deine Hand zu legen an den Gesalbten des Herrn, ihn zu verderben {1Sam 24v7 , Ps 105v15}!

Gefürchtet: Wie hast du ein solches Bubenstück begehen dürfen, dass du dich nicht gescheut, den König umzubringen, der von Gott selbst erwählt wurde? (Denn es ist ein gräuliches Laster und mit dem Tode zu strafen, wenn jemand an der Obrigkeit Gewalt übt.)

15. Und David sprach zu seiner Jünglinge einem: Herzu und schlag ihn! Und er schlug ihn, dass er starb.

Schlage ihn: Erwürge diesen Bösewicht.

16. Da sprach David zu ihm: Dein Blut sei über deinem Kopf; denn dein Mund hat wider dich selbst geredet und gesprochen: Ich habe den Gesalbten des Herrn getötet.

Sprach: Da man ihn jetzt umbringen soll.

Kopf: Als wollte er sagen: Du bist selber schuldig an deinem Tode und geschieht dir nicht Unrecht, du kannst niemand anklagen als dir selber, denn du empfängst rechte Belohnung, wie du verdient hast und wert bist.

Geredet: Du bist mit deinem eigenen Zeugnis überwiesen. Und hat David recht daran getan, dass er den Amalekiter hieß umbringen. Denn ob er wohl den König Saul nicht getötet hatte, jedoch, weil er allerdings ganz einen guten Willen dazu hatte, also dass er auch sich solcher Tat noch rühmen durfte, war er nicht wert, dass er leben soll. So waren die Amalekiter ohne das von Gott zum Tode verurteilt. Und hat David an diesem gottlosen Menschen seinen anderen Untertanen ein Beispiel vorstellen wollen, damit keiner an seiner Obrigkeit aus Frevel Gewalt übte. (Auch hat man hier zu lernen, wie es so einen unglücklichen Ausschlag gewinne, wenn man mit Lügen und närrischem Rühmen ihm bei den Leuten ein Ansehen machen und sich einkaufen will.)

17. Und David klagte diese Klage über Saul und Jonathan, seinen Sohn.

Klagt: Das ist: Er hat ein Klage-Lied gemacht, in dem des Sauls und Jonathans jämmerlicher Unfall beschrieben und beklagt wird.

18. Und befahl, man soll die Kinder Judas den Bogen lehren. Siehe, es steht geschrieben im Buch der Redlichen:

Kinder Juda: Bei welchen David bereits damals ein großes Ansehen hatte.

Bogen: Dadurch eben dasselbe Klage-Lied verstanden wird, davon zuvor gemeldet. Und ist darum also genannt worden, weil unter anderen im selben des Bogens Jonathans gedacht wird.

Nach Luther: So heißt dies Lied, wie auch bei uns die Lieder Namen haben.

Redlichen: Das ist: Es wird dieses Klage-Lieds auch in einem anderen Buch gedacht, welches der Redlichen heißt: Ist aber jetziger Zeit nirgends mehr zu finden.

19. Die Edelsten in Israel sind auf deiner Höhe erschlagen. Wie sind die Helden gefallen!

Edelsten: Nämlich die beiden vortrefflichen und gewaltigen Fürsten, Saul und Jonathan.

In Israel: Im selben Königreich.

Deiner: Nämlich des israelitischen Königreichs.

Höhe: Auf dem Gebirge Gilboa.

Gefallen: Ach wie ist es zugegangen, dass wir eine so große Niederlage erlitten und so viel guter Leute und feine tapfere Männer und streitbare Helden verloren haben? (Denn man soll über vortreffliche Leute Unfall sich beklagen und ihm solches lassen leid sein.)

20. Sagt es nicht an zu Gath, verkündet es nicht auf der Gasse zu Asklon, dass sich nicht freuen die Töchter der Philister, dass nicht frohlocken die Töchter der Unbeschnittenen.

Gath: In der Philister Stadt.

Asklon: So auch eine von den vornehmsten Städten ist im Land der Philister.

Freuen: Die Meinung ist diese: Zu wünschen wäre es, dass wir doch nur diese Niederlage für unsere abgesagten Feinde, die Philister, verbergen könnten. Denn das macht unser Unglück noch größer, wenn wir daran denken, wie unsere und Gottes abgesagte unbeschnittenen Feinde vor Freude aufhüpfen und springen werden, und werden die Knaben und Mädchen unter den Philistern auf den Gassen davon zu singen und zu sagen wissen, dass also wir und unserer Religion bei den gottlosen Heiden in Verachtung kommen. (Denn das tut den Frommen besonders wehe, wenn sie sehen, dass die Feinde Gottes um ihres zeitlichen Glücks willen Übermut treiben.)

21. Ihr Berge zu Gilboa, es müsse weder tauen noch regnen auf euch, noch Acker sein, da Hebeopfer von kommen; denn dort ist den Helden ihr Schild abgeschlagen, der Schild Sauls; als wäre er nicht gesalbt mit Öl.

Berge: Auf welchen das israelitische Kriegsvolk samt ihrem Könige und desselben Söhnen erschlagen wurden.

Hebeopfer: Das ist: Von welchen Äckern man Gott ein angenehmes Opfer tun könne. Will so viel sagen: Ihr Berge seid verflucht. Und ist dies eine allerdings figürliche oder verblümte Rede, damit der Prophet sein großes Herzeleid erklären und an Tag geben will.

Abgeschlagen: Das ist: Es sind die tapfersten Helden da erlegt, und ist ihnen ihr Harnisch ausgezogen worden.

Öl: d. i. Gott hat den Saul in der Feinde Hand und Gewalt übergeben, gerade, als ob er ihn niemals zum König über sein Volk erwählt hätte. (Denn Gott pflegt diejenigen, welche er zu Ehren erhaben, ohne Ansehen ihrer Majestät und Herrlichkeit, um ihres gottlosen Lebens Wille wiederum zu verstoßen.)

22. Der Bogen Jonathans hat nie gefehlt und das Schwert Sauls ist nie leer wiederkommen von dem Blut der Erschlagenen und vom Fett der Helden {1Sam 14v6 , v47}.

Nie leer: Als wollte er sagen: Ach welch ein großer Schaden ist das, dass wir die beide vortreffliche Fürsten und tapfere Helden verloren haben, welche nie von der Schlacht wieder heimzukommen pflegten, sie hätten denn zuvor etliche vornehme Feinde erwürgt. Und hatten die Überwinder vorzeiten im Brauch, dass sie mit den blutigen und von der Feinde Feistigkeit beschmierten Waffen prangten. Wie dergleichen in des Jovi Historie auch gelesen wird. (Je größer aber die Gabe Gottes ist, da in einem Regiment vortreffliche Fürsten sein, die in Kriegssachen Glück haben. Je größer ist der Schaden, wenn man solcher tapferen Helden beraubt wird und derselben muss in Mangel stehen.)

23. Saul und Jonathan, holdselig und lieblich in ihrem Leben, sind auch im Tode nicht geschieden; leichter denn die Adler und stärker denn die Löwen.

Holdselig: Das ist: Sie sind nicht allein streitbare Fürsten gewesen bei ihren Lebzeiten in Kriegen, sondern haben sich auch daheim sehr freundlich und leutselig erzeigt.

Geschieden: Denn gleichwie sie zu Kriegs- und Friedenszeiten sich immer tapfer und wohl verhalten, also sind sie auch, leider, zugleich und miteinander darauf gegangen.

Leichter: Das ist: Sie waren in Anstellung und Ausführung ihrer Sachen und hochwichtige Geschäften schnell und aufrichtig.

Stärker: Das sie sich vor keiner Gefahr gefürchtet, noch. Der Feinde Gewalt gewichen. Es hilft aber die Geschwindigkeit im Kriege sehr viel, wenn des Gemüts Tapferkeit und Stärke des Leibes dazu kommt und dabei ist. Und muss man in diesem Klage-Lied auch das in Achthaben, wie David des Sauls Tyrannische Taten so artig verhehlt und nur erzählt, was er löblich ausgerichtet hat. Damit er uns lehrt, wie wir des Nächsten Fehler und Mängel, so viel dessen mit gutem Gewissen sein kann, zudecken sollen.

24. Ihr Töchter Israels, weint über Saul, der euch kleidete mit Rosinfarbe säuberlich und schmückt euch mit goldenen Kleinoden an euren Kleidern.

Töchter: Ihr Weiber, Töchter und Enkelin des Sauls, samt seinem ganzen Frauenzimmer.

Saul: Euren König, dass er so jämmerlich umgekommen ist.

Kleidet: Als ein mildreicher freigebiger Fürst.

Rosinfarbe: Mit dem allerköstlichsten Tuch also gefärbt.

Säuberlich: Dass es eine Lust war.

Kleidern: d. i. Der eure Kleider mit goldenem Schmuck und Kleinodien geziert, als Ketten, Armband und dergleichen. (Denn es ist Gott eine ziemliche Zierde der Kleider nicht zuwider, wenn man es nur nicht damit übermacht und zur Üppigkeit Anlass gibt. Und steht die Freigiebigkeit einem Fürsten wohl an.)

25. Wie sind die Helden so gefallen im Streit! Jonathan ist auf deinen Höhen erschlagen.

Wie sind: Jetzt wendet er sich wiederum zu seiner Klage, damit er sein großes Herzeleid zu verstehen gibt. Und war dies nicht eine angenommene Weise am David, sondern er war in der Wahrheit also gesinnt, wie er vorgab. (Denn die frommen Leute sind nicht unempfindliche Stöcke oder Steine, sondern haben auch Fleisch und Blut an ihnen, wie alle anderen Leute.)

Deinen: Nämlich des israelitischen Landes.

26. Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan! Ich habe große Freude und Wonne an dir hatte; deine Liebe ist mir sonderlicher gewesen, denn Frauenliebe ist.

Um dich: Für den anderen allen, dass ich deiner mangeln muss, da ich doch ohne dich keinen einzigen Tag zu leben begehrt.

Freude: Du hast mich mit deiner Gottseligkeit und Gutwilligkeit sehr oft getröstet und erquickt.

Sonderlicher: d. i. Ich habe dich in der wahren Gottseligkeit und Ehrbarkeit inniglicher und mehr geliebt, als einer sein eigenes Weib lieben kann. (Denn obwohl ein frommer Mensch einen jeden Nächsten und neben Menschen lieben soll, als sich selbst, so kann doch die Liebe gegen etlichen inbrünstiger und herzlicher, auch ohne Sünde sein, als gegen anderen, gleichwie auch Christus Johannes mehr geliebt, als die andere Apostel.)

27. Wie sind die Helden gefallen und die Streitbaren umkommen!

Wie sind: Jetzt beschließt er sein Klage-Lied mit einer heftigen wiederholten Klage.

Helden: Unsere tapferen Kriegsfürsten und Obersten: Daraus unserem Regiment ein großer Schaden entstanden, weil dasselbe durch diese Niederlage an Macht und Stärke sehr geschwächt wurde und abgenommen hat: Also, dass es damit ein Ansehen gewonnen, als sei es allerdings wehrlos und kraftlos gemacht. Darüber David sich nicht ohne Ursache beklagt. Denn wo Gott nicht durch ihn, den David, dem Regiment wieder aufgeholfenen hätte, so wäre es um die Israeliten sehr übel gestanden. (Soll darum ein frommer Mensch die Strafen Gottes erkennen, denn wo eine solche Unachtsamkeit und Unbedachtsamkeit bei einem Volk gespürt wird, dass man die göttlichen Züchtigungen und Strafen sich aus dem Sinn schlägt und nichts danach fragt, da ist es ein Zeichen eines verstockten gottlosen Wesens und künftigen endlichen Untergangs. Und werden wir hierbei erinnert, dass wir über unsere Feinde Unglück nicht frohlocken sollen {Spr 24}.)


Das 2. Kapitel


1. David wird zu Hebron über den Stamm Juda zum König gesalbt. v. 1. 2. Danach lobt er die Bürger der Stadt Jabes, von wegen der Ehren, die sie dem Saul und seinen Söhnen angetan und verspricht ihnen alles Gutes, dessen sie sich zu ihm versehen sollen. v. 5. 3. Abner ordnet des Sauls Sohn, den Isboseth, zum König über die anderen Stämme Israels. v. 8. 4. Und da er des Davids Kriegsvolk eine Schlacht liefert, wird er von denselben in die Flucht geschlagen. v. 12.

1. Nach dieser Geschichte fragte David den Herrn und sprach: Soll ich hinauf in der Städte Juda eine ziehen? Und der Herr sprach zu ihm: Zieh hinauf! David sprach: Wohin? Er sprach: Gen Hebron.

Fragt: Nämlich durch den Priester: Bei dem er sich eines göttlichen Berichts einholte, wessen er zukünftig sich weiter zu verhalten.

Ziehen: Und da den Obersten im selben Stamm anzeigen, dass ich bereit sei, die Regierung anzunehmen, weil ich längst von dem Propheten Samuel zum König bin gesalbt worden. (Denn es soll sich keiner auf seinen eigenen Witz verlassen. Gleichwie es aber dem David nütze und zuträglich gewesen, dass er seinen Glauben von dem israelitischen Königreich mit vielem Ratsfrauen bei Gott bestätigt: Also soll ein Christ sich nicht verdrießen lassen, dass er seinen Glauben von dem Himmelreich, durch Anhörung des göttlichen Wortes und Empfang des heiligen Abendmahls, oft und vielmals bestätige. Und da wir gleich göttliche Verheißungen haben, dass wir werden ein Ding erlangen, oder mit rechtmäßigem Titel dasselbe bekommen können, So sollen wir dennoch nicht, ohne guten Vorbedacht und eingenommenen Bericht des göttlichen Willens aus seinem Worte, hinein platzen.)

2. Also zog David dahin mit seinen zwei Weibern, Ahinoam, der Jesreelitin und mit Abigail, Nabals, des Karmeliten, Weib.

Weib: Welche nämlich vorzeiten des Nabals, der am Berge Karmel gewohnt, Weib gewesen war.

3. Dazu die Männer, die bei ihm waren, führte David hinauf, einen jeglichen mit seinem Hause und wohnten in den Städten Hebrons.

Waren: Die bis daher im Elend seine Gefährten gewesen waren.

Städten Hebron: Das ist, welche Städte zu der Hauptstadt Hebron gehörten. Und tut David wohl und weislich daran, dass er dieselben, welche zuvor im Elend mit ihm gelitten und herum gezogen waren, jetzt, da er gute Hoffnung bekommt zum Königreich, nicht aus der acht lässt: Und führt sie doch auch nicht alle miteinander mit sich in die königliche Stadt Hebron, damit er seinen Bürgern nicht beschwerlich wäre, sondern teilt sie aus in die herum liegenden benachbarten Städte.

4. Und die Männer Judas kamen und salbten dort David zum König über das Haus Juda. Und da es David wurde angesagt, dass die von Jabes in Gilead Saul begraben hatten,

Männer: Die vornehmste und Ältesten desselben Stammes. Denn der Stamm Juda war dem David besonders gewogen, weil er aus demselben seine Herkunft hatte. Und hat diese andere des Davids Salbung, so anstatt einer Krönung war, ihn sehr erquickt und in seinem Glauben gestärkt. (Sind deswegen der Untertanen Herzen in Gottes Hand, der sie dahin zu neigen pflegt, dass sie ihre Obrigkeit lieben. Und ist Gott wahrhaftig in seinen Verheißungen, obwohl er dieselben ein Zeit lang verzieht.)

5. sandte er Boten zu ihnen und ließ ihnen sagen: Gesegnet seid ihr dem Herrn, dass ihr solche Barmherzigkeit an eurem Herrn, Saul, getan und ihn begraben habt!

Begraben: Denn als die Philister, nach erhaltenem Sieg, des Sauls und seiner Söhne toten Körper zur Schmach über die Mauern zu Bethsan hinaus gehängt hatten, waren die Bürger von Jabes in der Nacht dahin gegangen und hatten die toten Körper weggenommen, entweder dass es die Philister nicht gespürt, oder sich nicht dagegen setzen dürfen und hatten sie an einen ehrlichen Ort begraben. Auf dass sie sich also gegen dem verstorbenen Könige dankbar erzeigten, der sie vorzeiten von den Ammonitern ihren Feinden errettet hatte, Und dann, dass sie die königliche Majestät vor der Schmach befreiten {1Sam 11}. Welche gottselige Tat David sich sehr wohl gefallen lassen.

Gesegnet: Das ist, Gott vergelte es euch und tue euch wiederum viel Gutes.

Getan: Dass ihr verschafft, damit der toten Körper nicht mehr jedermann zum Gespött hängen bliebe. (Denn man soll auch die Feinde ehrlich begraben und keinem sein Lob entziehen.)

6. So tue nun an euch der Herr Barmherzigkeit und Treue; und ich will euch auch Gutes tun, dass ihr solches getan habt.

7. So sind nun eure Hände getrost und seid freudig; denn euer Herr, Saul, ist tot, so hat mich das Haus Juda zum Könige gesalbt über sich.

Freudig: Als wollte er sagen, fahrt also fort gegen eure Obrigkeit gesinnt zu sein, dass ihr sie vor der Schmach und Verachtung errettet, Und lobe ich eure Tapferkeit, deren ihr bei mir genießen sollt.

Tot: Dass er euch eurer Guttat nicht belohnen kann.

Gesalbt: Darum sollt ihr alles dessen euch zu mir versehen, was von einem Könige, der euch mit besonderen Gnaden gewogen ist, Gutes hergekommen mag und euch kann erzeigt werden. (Denn es steht einer Obrigkeit zu, dass sie ebenso sowohl die frommen Untertanen lobe und mit Guttaten belohnen, als dass sie die Bösen strafe. Und bringt die Leutseligkeit bei den Fürsten und Herren so viel zuwege, dass sie ihre Herrschaften, die sie durch Freund- und Holdseligkeit bekommen, lange behalten.)

8. Abner aber, der Sohn Ners, der Sauls Feldhauptmann war, nahm Isboseth, Sauls Sohn und führte ihn gen Mahanaim;

9. und machte ihn zum König über Gilead, Assuri, Jesreel, Ephraim, Benjamin und über ganz Israel.

Könige: Nämlich fünf Jahre nach Sauls Tod, da unterdes die Israeliten, so nicht vom Stamm Juda waren, keinen König hatten, wie solches aus dem, was später folgen wird, gut zu lesen ist.

Ganz Israel: Doch den Stamm Juda ausgenommen, der bereits längst den David zum Könige erwählt hatte. Wie wohl nun dem Abner unverborgen war und er ganz wohl wusste, dass David von Gott zum König erwählt wäre, wie aus dem folgenden Kapitel zu sehen ist. So hat er sich dennoch durch den Ehrgeiz und heimlichen Neid wider den David verhetzen und aufbringen lassen, damit er das Ansehen bekäme, als ob er so beständig wäre und um des Sauls Nachkommen sich sowohl begehrte zu verdienen: Und hat ihn auch sein eigener Nutzen, damit er unter des Isboseths Namen das Regiment führte und in Händen behielte, dazu verursacht, dass er des Sauls Sohn zum Könige erwählt und den göttlichen Befehl nicht hielt. Aber diese vorsätzliche Bosheit ist ihm aus Gottes Verhängnis endlich übel ausgeschlagen. Mittlerweile wird David von dem Königreich, so ihm von Gott verheißen war, noch etliche Jahr ausgeschlossen, dass er es nicht allerdings behaupten, oder friedlich bekommen kann, sondern muss noch darum Krieg führen und endlich mit dem Schwert erhalten. (Denn der Teufel wirft immer Stühle und Bänke ein und begehrt diejenigen zu verhindern, so zur Verwaltung eines Amtes von Gott berufen sind: Dadurch Gott ihren Glauben und Gehorsam bewehrt, bis sie endlich mit der Hilfe Gottes überwinden. Und wird einem Christen in diesem Leben selten etwas recht zu lieb, sondern es mischt Gott fast immer Freude und Traurigkeit durcheinander, auf dass wir uns in der Furcht Gottes halten.)

10. Und Isboseth, Sauls Sohn, war vierzig Jahre alt, da er König wurde über Israel; und regierte zwei Jahre. Aber das Haus Juda hielt es mit David.

11. Die Zeit aber, die David König war zu Hebron über das Haus Juda, war sieben Jahre und sechs Monden.

Zeit: Welche Zeit von des Sauls Tode an zu rechnen ist. Daraus genügend zu verstehen ist, dass die ersten fünf Jahr die elf Stämme Israel keinen König hatten, bis Isboseth erwählt wurde, die zwei Jahr regiert, nach welchem Tod das ganze Königreich dem David zugefallen ist.

12. Und Abner, der Sohn Ners, zog aus samt den Knechten Isboseths, des Sohnes Sauls, aus dem Heer gen Gibeon;

Zog aus: Dass er wider des Davids Kriegsvolk stritte und ihnen eine Schlacht lieferte. Denn es unterhielt Abner die Feindschaft zwischen David und Isboseth mit Fleiß, auf dass er mit solcher Gelegenheit unter des Isboseths Namen das Regiment führte. Denn er war das Mönchlein, das den Abt regierte.

13. und Joab, der Sohn Zerujas, zog aus samt den Knechten Davids; und stießen aufeinander am Teich zu Gibeon und legten sich diese auf dieser Seite des Teiches, jene auf jener Seite.

Joab: Welche über des Davids Kriegsvolk Oberster oder Feldhauptmann war.

Zog aus: In willens den Feind anzugreifen, wo er ihn antreffen würde.

Zu Gibeon: Das ist, nicht weit, oder nahe bei der Stadt Gibeon.

Legten sich: Nachdem eins dem anderen ins Gesicht gekommen war, dass sie nicht weit mehr voneinander waren.

14. Und Abner sprach zu Joab: Lass sich die Knaben aufmachen und vor uns spielen. Joab sprach: Es gilt wohl.

Sprach) Vielleicht, dass er einen Herold zu ihm geschickt und solches an sich begehren lasse.

Spielen: Die Meinung ist diese: Sende einige Kriegsleute deiner, in einer gewissen Anzahl herüber, denen ich von den meinen in gleicher Anzahl entgegen schicken will, dass sie mit bewaffneter Hand einander anfallen, damit man sehe, welcher unter uns die besten Kriegsleute habe. (Denn es habe die Kriegslustigen eine Freude daran, wenn sie sehen, wie sich die Soldaten einander abschlachten. Aber solche gräulichen Spektakel oder Schauspiele gefallen Gott nicht und pflegen die Feinde des Volkes Gottes ihr Widerpart verursachen, dass sie müssen zur Wehr greifen, welches doch oft ihnen selbst (den Feinden) endlich übel ausschlägt.)

Gilt wohl: Ich bin zufrieden und will es nicht hindern.

15. Da machten sich auf und gingen hin an der Zahl zwölf aus Benjamin, auf Isboseths, Sauls Sohnes, Teil und zwölf von den Knechten Davids.

Aus Benjamin: Das ist: Aus dem Kriegsheer, welches Saul, der ein Benjamiter war, hinter sich verlassen hatte und dem die Benjamiter, als ihrem Landsmann und Geschlechtsverwandten, besonders anhingen.

Knechten: Das ist: Dienern oder Kriegsleuten.

16. Und ein jeglicher ergriff den anderen bei dem Kopf und stieß ihm sein Schwert in seine Seite und fielen miteinander. Daher der Ort genannt wird: Helkath-Hazurim, der zu Gibeon ist.

Jeglicher: Das ist: Sie sind Mann gegen Mann den Kampf angetreten, da je zwei und zwei wider einander stritten.

Fielen: Dass sie einander erwürgt und also gestorben sind.

Helkath Hazurim: Das ist: Der Helden Acker. Denn man hält es so, dass sie sich tapfer gehalten und ritterlich gestorben wären. (Und zwar sind des Davids Kriegsleute lobenswert, weil sie eine gerechte Sache gehandhabt und da sie aufgefordert wurden, nicht ohne Schimpf und Gefahr hinter sich weichen konnten, darum sie den Tod standhaft und mit gutem Gewissen erlitten. Aber des Abners Kriegsleute Unfall ist ihnen zum Verderben und schlechtem Lob gekommen, weil sie eine böse Sache hatten und einen unrechtmäßigen Krieg führten.)

17. Und es erhob sich ein sehr harter Streit des Tages. Abner aber und die Männer Israels worden geschlagen vor den Knechten Davids.

Streit: Nämlich nach dem erstem vorhergegangenen Scharmützel, da ist der Angriff geschehen und ein Ernst aus dem Schimpf worden.

Geschlagen: Und in die Flucht gejagt. (Denn welche unnötige Kriege erregen, die ziehen oft den Kürzeren und müssen schändlich durch die Flucht ihren Sachen Rat schaffen.)

18. Es waren aber drei Söhne Zerujas dort: Joab, Abisai und Asahel. Asahel aber war von leichten Füßen, wie ein Reh auf dem Felde;

Söhne: Welche alle drei sämtlich tapfere Helden und gute Kriegsleute waren.

dort: Unter des Davids Kriegsvolk.

Joab: Welcher der Oberste oder Feldhauptmann war, über des Davids Kriegsvolk.

Leichten Füßen: Ein solches Lob der Schnelligkeit gibt auch Homerus, ein heidnischer Skribent, dem vortrefflichen Kriegsfürsten und tapferen Helden Achilli. Obwohl nun dasselbe dem Asahel hier auch zu seinem Lob und Ruhm aufgezeichnet wurde, so möchte er dennoch an Stärke des Leibes und Kriegserfahrenheit dem Abner nicht gleichen, darum er zu seinem Unglück sich an ihn gemacht, wie später folgt.

19. und jagte Abner nach und wich nicht weder zur Rechten noch zur Linken von Abner.

Linken: Das ist: Er drang gerade auf den Feldhauptmann Abner zu und hoffte einen herrlichen Ruhm an sich zu erjagen, wenn er den Obersten selber darnieder gelegt hätte.

20. Da wandte sich Abner um und sprach: Bist du Asahel? Er sprach: Ja.

21. Abner sprach zu ihm: Hebe dich entweder zur Rechten oder zur Linken; und nimm vor dich der Knaben einen und nimm ihm seinen Harnisch. Aber Asahel wollte nicht von ihm ablassen.

Hebe dich: Lass von mir ab, denn du dich an mir nichts wirst zu erholen haben.

Knaben einen: Das ist: Einen von meinen Kriegsleuten oder Soldaten, welchen du willst.

Harnisch: Nämlich wenn du ihn zu Boden geschlagen und erwürgt hast. (Denn etliche Hauptleute sind so gesinnt, dass sie nicht viel danach fragen, wie es ihren Soldaten ergehe, besonders was vom gemeinen Personal ist, wenn nur sie ihrer Schanze und Wohlfahrt wahrnehmen können.)

Wollte nicht: Denn er meinte, Abner redete solches aus Furcht, darum er ihm weiter nachsetzte.

22. Da sprach Abner weiter zu Asahel: Hebe dich von mir! Warum willst du, dass ich dich zu Boden schlage? Und wie dürfte ich mein Antlitz aufheben vor deinem Bruder Joab?

Aufheben: Als wollte er sagen: Ich begehre, dich zu verschonen, sofern du nur selber willst, denn ich deinen Bruder ungern erzürne, weil wir sonst gute Freunde und Bekannte miteinander sind, ob wir wohl jetzt und wider einander Krieg führen. (Und sieht man hier, wie die Hauptleute und Obersten, so sich in widerwärtigen Feldlägern befinden, dennoch nichtsdestoweniger zusammenhalten und heimlich unterm Hütlein spielen. Denn die großen Hansen beißen einander nicht gern, unterdes aber müssen die Fürsten das Geld und die Kriegsleute ihre Haut hinhalten.)

23. Aber er weigerte sich zu weichen. Da stach ihn Abner hinter sich mit einem Spieß in seinen Wanst, dass der Spieß hinten ausging; und er fiel dort und starb vor ihm. Und wer an den Ort kam, da Asahel Tod lag, der stand stille.

Weigerte sich: Er wollte von dem Abner nicht ablassen.

Starb: (Einen solchen Ausgang pflegte es mit denselben zu gewinnen, welche sich auf ihre Gaben, die sie haben, verlassen und aus Verwegenheit oder Ehrgeiz sich größerer Dinge zu verrichten unterstehen, als ihr Vermögen ist.)

Stille: Denn sie sich über eines solchen vortrefflichen Mannes Unfall entsetzten und wäre dergestalt durch des Asahels Tod der Sieg schier gehindert worden, dass man ihn nicht vollführen könne.

24. Aber Joab und Abisai jagten Abner nach, bis die Sonne unterging. Und da sie kamen auf den Hügel Amma, der vor Giah liegt, auf dem Wege zur Wüste Gibeon,

Joab und: Die beide Brüder Asahels, Zeruja Söhne.

Zur Wüste: Das ist: Welcher Weg zur Wüste führt, die gegen der Stadt Gibeon zu liegt.

25. versammelten sich die Kinder Benjamin hinter Abner her und worden ein Häuflein und traten auf eines Hügels Spitze.

Kinder Benjamin: Nämlich des Isboseth Kriegsvolk, so in der Flucht war.

Spitzen: Nicht weit von des Joabs Kriegs Heer, damit, wenn sie durch die äußerste Not dahin gedrungen würden, von einem höheren Ort der Feinde Anlauf und Gewalt desto besser aufhalten und denen, die ihnen nachjagten, Widerstand tun könnten.

26. Und Abner rief zu Joab und sprach: Soll denn das Schwert ohne Ende fressen? Weißt du nicht, dass später möchte mehr Jammers werden? Wie lange willst du dem Volk nicht sagen, dass es ablasse von seinen Brüdern?

Abner rief: Den er zuvor erkundigen wollte, ob nicht in der Güte etwas zu erlangen sein möchte und da er von Joab keinen Frieden erhalten, dennoch einen Stillstand herausbringen könnte.

Mehr Jammers: Als wollte er sagen: Wird denn des Würgens und Mordens nie ein Ende werden? Oder meinst du nicht, dass durch solches Tun die Gemüter zu beiden Teilen nur desto mehr erbittert werden, also dass man endlich keine Hoffnung mehr zum Frieden wird haben können, Denn wenn die Feinde des Volkes Gottes merken, dass sie ihrem Widerpart zu schwach sind, so stellen sie sich, als ob sie großen Lust zum Frieden hätten, allerdings wie die Ketzer auch tun: Welche, wenn sie die Kirche mit ihrem Irrtum jämmerlich verwirrt und mit Uneinigkeit, Zwietracht und Spaltungen alles erfüllt haben, so fangen sie ein großes Geschrei an zum Frieden und messen alle Schuld solches Haders den reinen und getreuen Dienern der Kirche zu.)

27. Joab sprach: So wahr Gott lebt, hättest du heute Morgen so gesagt, das Volk hätte, ein jeglicher von seinem Bruder, abgelassen.

Lebt: So wahr (will er sagen) ist auch das, was ich jetzt vorbringen will.

Abgelassen: Als wollte er sprechen: Ich hätte längst und bald lassen zum Abzug blasen, da wir den Streit kaum angefangen, darum bist du selber schuldig daran, dass so viel Blut vergossen wurde.

28. Und Joab blies die Posaune und alles Volk stand stille und jagte nicht mehr Israel nach und stritten auch nicht mehr.

Blies: Das ist: Er gab ihnen mit der Posaune ein Zeichen, dass sie wieder umkehren und den Feinden nicht mehr nacheilen sollten.

Israel: Nämlich des Isboseths Kriegsleuten, die zum Königreich Israel gehörten. (Denn man soll zusehen, dass man im Sieg auch Maß halte und die Gebühr nicht überschreite, besonders da man wider diejenigen streitet, welche aus einem Volk mit uns herkommen und einerlei Religion sind. Und kann es wohl geschehen, dass, wenn die Überwinder den Flüchtigen ganz zu hart zusetzen und dieselben sehen, dass sie nicht entgehen können, aus Verzweiflung es wagen und von neuem sich widersetzen, dass der Sieg beim anderen Teil oftmals darüber verscherzt wird.)

29. Abner aber und seine Männer gingen dieselbe ganze Nacht über das Blachfeld und gingen über den Jordan; und wandelten durch das ganze Bithron und kamen ins Lager.

Gingen: Als sie die Schlacht verloren hatten.

Ganze Nacht: Damit sie sich bei Zeit den Feinden aus den Augen machten.

30. Joab aber wandte sich von Abner und versammelte das ganze Volk; und es fehlten an den Knechten Davids neunzehn Mann und Asahel.

Volk: Welches im Nachjagen der Feinde hin und wider sich zerstreut hatte.

Fehlten: Nachdem er sie wiederum zusammengebracht und gezählt hatte.

Neunzehn Mann: Welche in der Schlacht geblieben und umgekommen waren.

Asahel: Des Feldhauptmanns Bruder, den man nicht unter die anderen Soldaten mitzählte.

31. Aber die Knechte Davids hatten geschlagen unter Benjamin und den Männern Abners, dass dreihundertundsechzig Mann waren Tod geblieben.

Benjamin: Denn der größer Teil von des Isboseths Kriegsleuten waren Benjamiter.

Männer Abner: Des anderen Israeliten aus den übrigen Stämmen.

32. Und sie hoben Asahel auf und begruben ihn in seines Vaters Grabe zu Bethlehem. Und Joab mit seinen Männern gingen die ganze Nacht, dass ihnen das Licht anbrach zu Hebron.

Hoben: Nämlich nach erlangtem Sieg.

Gingen: Und brachten dem David die fröhliche neue Nachricht von dem Sieg, so sie wider den Abner des Isboseths Feldobersten und desselben Kriegsvolks erhalten hatten. Durch welchen Sieg der König David nicht zwar Stolz und übermütig, aber doch erfreut wurde, weil er sah, dass er Gott auf seiner Seite habe. (Denn Gott stärkt der frommen Fürsten, wie auch anderen gottseligen Leute Herzen und Gemüter mit neuen glücklichen Verrichtungen.)


Das 3. Kapitel


1. Davids Königreich nimmt zu, aber Isboseths Macht wird immer schwächer. v. 1. 2. Danach werden des Davids Kinder gezählt, die ihm zu Hebron geboren worden. v. 2. 3. Abner fällt vom Isboseth ab und hilft des Davids Reich befördern. v. 12. 4. David nimmt sein Gemahlin, die Michal, wieder zu sich. v. 14. V. Joab ersticht den Abner verräterischer Weise, deshalb David heftig über ihn zürnt und um den Abner Leide trägt. v. 23.

1. Und es war ein langer Streit zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids. David aber ging und nahm zu; und das Haus Sauls ging und nahm ab.

Hause Sauls: Das ist: Zwischen dem Königreich der Nachkömmlinge Sauls, gewesenen Königs in Israel.

Hause David: Das ist: Mit dem Königreich David. (Also ist auch ein immerwährender Streit zwischen dem Reich Christi und des Satans, bis endlich des Satans Reich zugrunde geht.)

Nahm ab: Das ist: Davids Macht wurde von Tag zu Tag immer größer, dadurch des Isboseths Königreich je länger je mehr geschwächt wurde, weil von den Israeliten täglich viel vom Isboseth ab und dem David zufielen.

2. Und es worden David Kinder geboren zu Hebron: sein Erstgeborener Sohn Amnon von Ahinoam, der Jesreelitin {1Chr 3v1};

Geboren: Es wurde aber bei den Israeliten für eine besondere Glückseligkeit geachtet, wenn einer viel Kinder hatte, besonders was männlichen Geschlechtes war. Und hat Gott den frommen David mit solcher Fruchtbarkeit des Leibes, wie auch mit anderen leiblichen und zeitlichen Guttaten im Glauben gestärkt. Denn man soll die Fruchtbarkeit für eine besondere Gabe Gottes erkennen.

3. der andere: Chileab von Abigail, Nabals Weib, des Karmeliten; der dritte: Absalom, der Sohn Maachas, der Tochter Thalmais, des Königs zu Gesur;

Karmeliten: Der auf dem Berge Karmel seine Wohnung hatte.

4. der vierte Adonia, der Sohn Hagiths; der fünfte: Saphatja, der Sohn Abitals;

5. der sechste: Jethream von Egla, dem Weibe Davids. Diese sind David geboren zu Hebron.

6. Als nun der Streit war zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids, stärkte Abner das Haus Sauls.

Stärkt: Das ist: Weil der Streit und Zwiespalt zwischen den beiden Königreichen währte, (den Abner mit Fleiß unterhielte), so nahm er unterdes der Gelegenheit wahr, und indem er des Sauls Nachkommen bei dem Königreich handhabte, lugte er in seinen Sack, wie er denselben füllte und ein großes Ansehen überkäme, bis sein König selber, der Isboseth, sich vor ihm fürchten müsse, wie wir bald später hören werden. (Denn es werden unter den Hofleuten bisweilen gefunden, die der Fürsten und Herren Uneinigkeit und Widerwillen gegeneinander mit Fleiß unterhalten, auf dass sie durch solche Gelegenheit hervorkommen und viel Geld und Gut zusammen bringen.)

7. Und Saul hatte ein Kebsweib, die hieß Rizpa, eine Tochter Ajas. Und Isboseth sprach zu Abner: Warum schläfst du bei meines Vaters Kebsweib?

Kebsweib: Welche zwar auch sein rechtes Eheweib gewesen, aber doch zur königlichen Hoheit nicht gehörte.

Schläfst du: Als wollte er sagen: Ich hätte dennoch gemeint, du hättest es meinem Vater in der Grube nicht zu Leide getan und ihm zu Ehren von seinem hinterlassenen Kebsweibe dich enthalten. Aber Abner verließ sich auf sein großes Ansehen, dass er an des Königs Isboseths Hof hatte und scheute sich nicht bei des Sauls hinterlassenen Kebsweibe, so vielleicht einer schönen Gestalt war, zu schlafen. Da nun solches der König Isboseth erfahren, hat es ihn, richtigerweise heftig verdrossen, dass Abner mit seines Vaters Kebsweib Unzucht trieb, denn er sie nicht zum Weibe genommen, sondern in Unehren mit ihr zugehalten. (Und meinen etliche gewaltige Hofschranzen nicht anderes, als dass es ihnen alles zugelassen sei und freistehe.)

8. Da wurde Abner sehr zornig über diese Worte Isboseths und sprach: Bin ich denn ein Hundskopf, der ich wider Juda an dem Hause Sauls, deines Vaters und an seinen Brüdern und Freunden Barmherzigkeit tue und habe dich nicht in Davids Hände gegeben? Und du rechnest mir heute eine Missetat zu um ein Weib?

Zornig: (Denn die Prachthansen wollen von niemanden nichts leiden und ungestraft sein.)

Hundskopf: Achtest du mich so gering, als einen Hund, da ich doch deinetwegen so viel Gefahr erlitten und ausgestanden habe.

Barmherzigkeit: Das ist: Der ich mich über euer Geschlecht erbarmt habe, dass ich mich desselben angenommen und es bisher erhalten und geschützt, darum ich mich um euch alle miteinander ganz wohl verdient, dass man mich in Ehren halten soll, denn nicht so, wie du jetzt tust.

Gegeben: Wie ich ganz wohl hätte tun können, da ich ohne Zweifel bei ihm hoch angesehen und in großen Gnaden gewesen wäre, wenn ich dich entweder verlassen, oder auch in deines Widersachers Hände überliefert hätte und also zugleich das ganze israelitische Königreich ihm wäre zugewandt worden. Dass aber solches bisher nicht geschah, hast du niemand als mir zu danken, welches freilich nicht eine schlechte Guttat ist: Denn dass du noch bis daher regierst, kommt allein von mir.

Weib: Als wollte er sagen: Ist es auch richtig, dass du um eines Weibes willen, bei der ich gelegen, mir also übers Maul fährst, da ich doch mich um dich und die Deinen sowohl verdient habe? (Denn etliche Hofleute achten die Unzucht für einen lauteren Scherz und Kinderspiel und rühmen unter des viel, wie so großen Nutzen sie dem Regiment schaffen, da sie doch mit ihren Lastern und Bubenstücken oftmals ein ganz Land in Jammer und Not bringen, weil Gott ihre Bosheit strafen muss.)

9. Gott tue Abner dies und das, wenn ich nicht tue, wie der Herr David geschworen hat,

Dies und das: Gott schick mir alles Unglück und lass mich jämmerlich umgekommen.

Geschworen: Dass er ihm das Königreich Israel geben wolle. Schaue da, wie dies so eine große Bosheit an diesem Menschen ist. Er hatte bereits längst wissen müssen, dass es der göttliche Wille und Entschluss wäre, dass David sollte König sein über Israel, dennoch untersteht er sich das Königreich bei des Sauls Geschlechter zu erhalten, bis er von seinem erwählten Könige Isboseth, mit etwas rauen Worten angefahren wird, da will er allererst dem göttlichen Befehl von des Davids Königreich nachsetzen: Und solches nicht dem David zu Liebe, oder dass er dem Willen Gottes begehrte gehorsam zu sein, sondern damit er sich an seinem Könige Isboseth, der ihn ausgefilzt hatte, rächen möchte. Darum er in einer Sache, die an sich selbst gut war, treuloserweise handelt, so viel seinen von ihm erwählten König belangt. Weil er aber nicht treu und aufrichtig mit der Sache umgeht, so schlägt es endlich über ihn selbst übel aus, wie wir bald später, noch in diesem Kapitel, hören werden. (Denn es kann sich wohl zutragen, dass einer eine gute Sache nicht recht abhandelt: Und wenn gleich die Kinder dieser Welt bisweilen etwas Gutes tun, so geschieht es doch nicht guter Meinung von ihnen, sondern sehen nur auf ihren Nutzen und ist keine Gottesfurcht bei ihnen.)

10. dass das Königreich vom Hause Sauls genommen werde und der Stuhl Davids aufgerichtet werde über Israel und Juda von Dan bis gen Berseba.

Stuhl: Das ist: Das Königreich Davids.

Aufgerichtet: Und bestätigt werde, durch mein zutun.

Juda: Über welchen Stamm er bereits herrscht.

Von Dan: Das ist: Von einem Ende des israelitischen Königreichs bis ans andere.

11. Da konnte er weiter ihm kein Wort mehr antworten, so fürchtete er sich vor ihm.

Er: Nämlich Isboseth.

Fürchtet: (Geschieht es deswegen, dass etliche Fürsten viel mehr dienen, als herrschen, besonders wenn sie ihren Hofdienern ganz zu viel übersehen und ihnen den Zaum zu lang lassen, denn alsdann müssen sie sich vor denen fürchten, welche sie sollten im Zwang halten.

12. Und Abner sandte Boten zu David vor sich und ließ ihm sagen: Wes ist das Land? Und sprach: Mache einen Bund mit mir; siehe, meine Hand soll mit dir sein, dass ich zu dir kehre das ganze Israel.

Vor sich: Die seinetwegen mit dem David handeln sollten.

Land: Als wollte er sagen: Wem gehört sonst das ganze Land und das israelitische Königreich zu, als eben dir?

Sprach: Das ist: Er ließ ihm durch seine Gesandten weiter anzeigen.

Bund: Dass du nämlich nicht im Bösen bedenkt, siehst, noch rächen wollest, was ich bis daher wider dich in Handhabung des saulitischen Geschlechts getan, sondern, dass du mich zu Gnaden aufnehmen und Gutes erzeigen wollest.

Hand: Das ist: Ich will dir nach meinem Vermögen beistehen und helfen, dass du das Königreich Israel behaupten sollst.

Ganz Israel: Dass du nicht nur den halben Teil des Königreichs, sondern das ganze Königreich in deiner Gewalt hast.

13. Er sprach: Wohl, ich will einen Bund mit dir machen. Aber eins bitte ich von dir, dass du mein Angesicht nicht siehst, du bringst denn zuvor zu mir Michal, Sauls Tochter, wenn du kommst, mein Angesicht zu sehen.

Wohl: Ich lass mir deinen Vorschlag und Anerbieten gefallen und will es mit dir annehmen. (Es tut hier aber David recht und weislich, dass er die ihm aufgetragene Gelegenheit nicht ausschlägt, dadurch er das Königreich, so ihm von Rechts wegen gebührte, ohne weiteres Blutvergießen erlangen könnte. Denn es ist eine besondere Klugheit, wenn man böser Leute Beistand in einer guten Sache recht gebraucht.)

Bitte ich: Dass du es verrichtest, ehe wir weiter miteinander etwas handeln.

Nicht siehst: Dass du nicht vor meine Augen kommst, um etwas, in Sachen das Königreich betreffend, zu handeln.

Michal: Welche vor der Zeit mein Eheweib war, aber ihr Vater mit Gewalt wider ihren und meinen Willen sie von mir gerissen hat. Dies war ein Stück der Dankbarkeit an dem David, dass er sein Weib, welche ihn beim Leben erhalten, wiederum zu sich fordert, da er bereits zu der königlichen Würde erhöht und aufgestiegen war, weil sie wider ihren Willen von ihrem Vater gezwungen wurde, dass sie einem anderen, mit Namen Paltiel, freien müsse, von dem bald später folgt. Und gab David mit dieser Tat zugleich so viel zu verstehen, dass er des Sauls Geschlechter und Nachkommen nicht feind wäre, weil sie aus demselben hergekommen war. (Auch sehen wir bei diesem Beispiel, da sich etwa ein Fall zutrüge, wie im Verlauf geschieht, dass ein Weib in ihres ersten Ehemannes Abwesen einen anderen freit, da der erste Mann wiederkommt und ihrer wieder begehrt, dass man sie ihm wieder geben und zugesellen soll.) Über das wollte David durch dies Begehren des Abners Gemüt eigentlicher erkundigen, ob er es mit Ernst meinte, was er des Bundes halben anbringen lasse.

14. Auch sandte David Boten zu Isboseth, dem Sohn Sauls und ließ ihm sagen: Gib mir mein Weib Michal, die ich mir vertraut habe mit hundert Vorhäuten der Philister.

Isboseth: Der sich für einen König in Israel ausgab und der Michal Bruder war.

Vorhäuten: Denn als der König Saul sie dem David wollte zur Ehe geben, begehrte er keine andere Morgengabe, als dass David hundert Philister umbringen und ihre Vorhäute dem Könige Saul vorzählen sollte {1Sam 18}.

15. Isboseth sandte hin und ließ sie nehmen von dem Manne Paltiel, dem Sohn Lais.

Sandte hin: Ohne Zweifel, dass ihm Abner solches riete, oder vielmehr befahl zu tun.

Paltiel: Dem sie der Vater wider ihren Willen zugeschoben hatte. Welchen sie aber nicht recht freien könne, weil sie nicht gebührender maßen durch eine Ehescheidung von dem David losgemacht, darum sie auch David wieder zu sich nimmt. (Und soll ein frommer Ehemann sein Weib nicht scheuen, welche aus einem Irrtum oder Zwang und nicht aus freiem Willen, ein Zeit lang bei einem anderen Manne sich gehalten hat: Als da einer meinte, ihr erster Mann sei gestorben und nimmt in solchem Wahn einen anderen: Oder, da sie, das Weib, von den Feinden gefangen und mit Gewalt hinweg geführt wird, danach aber wieder loskommt und zu ihrem vorigen Ehemann umkehrt, von dem sie ihr Herz nie abgewandt hat.)

16. Und ihr Mann ging mit ihr und weinte hinter ihr bis gen Bahurim. Da sprach Abner zu ihm: Kehre um und gehe hin. Und er kehrte um.

Weinte: Denn er sie ungern verließ, weil sie eine Schöne war.

Kehre um: An deinen Ort. Denn er ihr sonst weiter nachgefolgt, wo ihm Abner nicht gewehrt hätte.

Kehrte um: Damit es nicht das Ansehen gewänne, als ob man dem David seinen Widerpart unter Augen führen wollte und also sein Gemüt von seinem rechten Eheweibe abgewandt würde. (Denn man soll sich hüten, dass man der Eheleute Herzen nicht voneinander trenne.)

17. Und Abner hatte eine Rede mit den Ältesten in Israel und sprach: Ihr habt vorhin längst nach David getrachtet, dass er König wäre über euch.

Rede: Nämlich als er der Gelegenheit wahrgenommen.

Getrachtet: Dass ihr seiner begehrt habt und bin ich zwar bis daher noch immer dagegen gewesen, weil ich das Königreich in des Sauls Linie und Geschlechter begehrt zu erhalten: Aber jetzt bin ich aus großwichtigen und erheblichen Ursachen und besonderen Bedenken anders Sinnes worden und ist das allerdings meine Meinung, dass man dem David die Regierung des israelitischen Königreichs auftrage.

18. So tut es nun; denn der Herr hat von David gesagt: Ich will mein Volk Israel erretten durch die Hand Davids, meines Knechts, von der Philister Hand und von aller ihrer Feinde Hand.

Tut es: Richtest ins Werk, was ihr längst bedachtet, und macht den David zum König über euch.

Gesagt: Dass er ihm das Königreich und eine glückliche Regierung verheißen hat.

Hand: Das ist: Durch seinen Dienst und zutun.

Feinde: Darum untergebt euch diesem König, den Gott selbst erwählt hat. (Also pflegen die Gottlosen ihren besonderen Ratschlägen das Wort Gottes zum Schein vorzuwenden und gehen mit einer guten Sache böse um.)

19. Auch redete Abner vor den Ohren Benjamins; und ging auch hin zu reden vor den Ohren Davids zu Hebron alles, was Israel und dem ganzen Hause Benjamin wohlgefiel.

Benjamin: Nämlich zu den Obersten und Vornehmsten im selben Stamm, was er meinte dienlich zu sein, dadurch ihre Herzen und Gemüter zu lenken, dass sie dem David gewogen würden. Denn weil Saul aus solchem Stamm seine Herkunft hatte, war derselbe schwerer dahin zu bewegen, dass er des Sauls Nachkommen fahren ließ, als andere, die sich viel leichter überreden ließen, darum Abner allen mögliche Fleiß anwandte, damit er das ganze Volk Israel dem David zuführte. (Denn wem Gott wohl will, dem müssen auch seine Feinde Gutes erzeigen und ihm seinen Nutzen befördern helfen.)

Zu Hebron: Als er nämlich die Michal, des Davids Weib vorangeschickt und der Vornehmsten in Israel geneigten Willen erkundigt hatte.

Wohl gefiel: Dass sie nämlich sämtlich in des Davids Wahl bewilligten.

20. Da nun Abner gen Hebron zu David kam und mit ihm zwanzig Mann, machte ihnen David ein Mahl.

Zwanzig Mann: Die er zu seinen Gefährten und Geleitsleuten mit sich genommen hatte, denn es war Abner in einem großen Ansehen und in hohen Ehren gehalten.

Mahl: Das ist: Er ließ stattlicher und herrlicher für sie zurichten, dann sonst an seinem Hofe der tägliche Brauch war. Mit welcher erwiesenen Gnade und Gutwilligkeit er den Abner noch mehr auf seine Seite gebracht und ihn in seinem Vorhaben stärkte. (Denn es wusste David wohl, dass eine fromme Obrigkeit auch der tückischen verschlagenen Leute Dienst bisweilen nützlich gebrauchen könnte, dass sie entweder Nutzen schaffen, oder doch desto weniger schaden.)

21. Und Abner sprach zu David: Ich will mich aufmachen und hingehen, dass ich das ganze Israel zu meinem Herrn, dem Könige, sammle und dass sie einen Bund mit dir machen, auf dass du König seist, wie es deine Seele begehrt. Also ließ David Abner von sich, dass er hinginge mit Frieden.

Sammle: Dass sie dich alle miteinander für ihren König erkennen und annehmen.

Bund: Dass sie sich mit einem Eid gegen dir verpflichten und geloben, dass sie dir wollen treu und hold sein und du ihnen wiederum Schutz und Schirm zusagst.

Begehrt: Dass du einmal zum erwünschten Zweck deines Vorhabens gelangst. (Werden so die Feinde mit Guttaten am Allerersten überwunden und viel leichter dadurch bestritten, als mit Waffen und feindliche Gewalt.)

22. Und siehe, die Knechte Davids und Joab kamen von den Kriegsleuten und brachten mit sich einen großen Raub. Abner aber war nun nicht bei David zu Hebron, sondern er hatte ihn von sich gelassen, dass er mit Frieden weggegangen war.

Kriegsleuten: Nämlich der Feinde, die sie entweder erlegt, oder doch in die Flucht getrieben hatten. Was es aber für Feinde waren, so von des Davids Kriegsleuten damals überwunden und geschlagen wurden, meldet die Schrift nicht. Denn es führte David fast immer Krieg mit den benachbarten Feinden des Volkes Gottes.

23. Da aber Joab und das ganze Heer mit ihm gekommen war, wurde ihm angesagt, dass Abner, der Sohn Ners, zum König gekommen war und er hatte ihn von sich gelassen, dass er mit Frieden war weggegangen.

Gelassen: Nachdem er ihn ehrlich empfangen, zu Gast geladen und wohl gehalten, da er ihn viel mehr hätte sollen gefangen nehmen und verwahren lassen. Denn es lauten diese Worte dahin, dass dem, der dem Joab die Nachricht verkündigt, die Sache nicht gefallen und des Davids, seines Erachtens, zur Unzeit dem Abner erwiesene Ehre und Gutwilligkeit, als Unrecht, gescholten.

24. Da ging Joab zum König hinein und sprach: Was hast du getan? Siehe, Abner ist zu dir gekommen; warum hast du ihn von dir gelassen, dass er ist weggegangen?

Getan: Wie hast du so unweislich gehandelt und dir selber so übel vorgesehen?

Kommen: Der dein Todfeind ist und bis daher einzig und allein dir hinderlich war, dass du das Königreich Israel nicht in völliger Besitzung ruhig bekommen könnest.

Gelassen: Den du hättest sollen lassen aufhalten und in guter Verwahrung wohl einsperren lassen.

25. Kennst du Abner, den Sohn Ners, nicht? Denn er ist gekommen, dich zu überreden, dass er erkennt deinen Ausgang und Eingang und erführe alles, was du tust.

Nicht: Hast dieses Menschen verschlagen und heimtückischen Gemüt bisher noch nicht genügsam kennen gelernt?

Überreden: Dass er dir gute Worte gebe und sich stellte, als meinte er es ganz gut mit dir, da er unter des danach trachtet, wie er dir ein böses Stück beweisen wolle, indem du meinst, dass du einen getreuen Freund an ihm gefunden hast.

Tust: Dass er erkundigte, was dein Vorhaben wäre und was du für Anschläge hättest, denn er ist ein Verräter und stellt dir heimlich nach Leib und Leben. Welche des Joabs Rede nicht so ganz unweislich, aber damals zur Unzeit vorgebracht wurde und kam aus einem neidischen Herzen her. (Denn sonst geschieht es bisweilen wohl, dass sich etliche an der Fürsten Höfe begeben, die sich stellen, als meinten sie es ganz gut, da sie doch unterdes mit Verräterei umgehen.) Aber Joab irrte sich hier in des Abners Person, welcher, ob er wohl sonst ein tückischer und verschlagener Mensch war, so war es ihm doch damals ein rechter Ernst mit Überantwortung des israelitischen Königreichs in Davids Hände. Zu dem besorgte sich Joab, wenn Abner, als ein vornehmer Kriegsmann vom David zum Diener auf- und angenommen würde, dass nicht etwa der König danach seiner, des Joabs, sich um so viel desto weniger achtete: Wie er nicht weniger dem Abner auch darum noch heimlich feind war, weil derselbe seinen Bruder Asahel entleibt hatte und begehrte sich an ihm zu rächen. (Zu wünschen wäre es aber, dass die Verleumdung bei Hof nicht so allgemein wäre. Aber es geht da so zu, dass einer dem anderen übel nachredet und ihn begehrt zu verkleinern, weil ein jeder sich besorgt, dass ihm nicht etwa ein anderer vorgezogen werde.)

26. Und da Joab von David ausging, sandte er Boten Abner nach, dass sie ihn wiederum holten von Borhasira; und David wusste nichts drum.

Ausging: Denn weil David vermerkte, dass Joab aus einem neidischen Herzen solche Sachen vorbrachte, achtete er sich seiner Erinnerungen und Warnungen nicht viel, darum sich Joab vorgenommenen, den Abner hinterrücks des Königs und ohne sein Wissen zu erwürgen.

Nichts darum: Da doch Joab ohne Zweifel dem Abner durch die Boten anzeigen lassen, es sei des Königs Befehl, der begehre, dass er wolle wieder umkehren, weil er noch etwas Wichtiges mit ihm zu handeln habe, deshalb er mündlich mit ihm reden müsste.

27. Als nun Abner wider gen Hebron kam, führte ihn Joab mitten unter das Tor, das er heimlich mit ihm redete; und stach ihn dort in den Wanst, dass er starb, um seines Bruders Asahel Blutes willen {2Sam 20v10 , 1Sam 2v5}.

Führt: Mit Zeichen und Erklärung einer besonderen Freundschaft, als wollte er etwas geheim mit ihm reden, damit er nichts Böses von ihm argwöhnte.

Blutes willen: Welches Joab also gerächt, daran er aber Unrecht getan und nicht biedermännisch gehandelt hat. Denn Asahel war im Krieg umgekommen, da er von dem Abner nicht ablassen wollte, der ihn doch davor gebeten und ihn gewarnt hatte, dass er von ihm weichen sollte. Aber Joab hat den Abner mit Hinterlist umgebracht, unter dem Schein einer Freundschaft, da er sich nichts Böses zu ihm versehen hat. Mit welcher Tat Joab den König David in ein böses Geschrei gebracht hätte, wo nicht David mit seiner Klage öffentlich bezeugte, dass er ihm des Joabs Mord nicht gefallen ließe. Und haben ohne Zweifel die Feinde des Volkes Gottes an diesem des Joabs Bubenstück sich sehr geärgert. (Darum es in der Kirche Gottes nie mehr sowohl zugehen wird, dass keine Ärgernisse darin vorkommen sollten. Es ist aber der Abner, obwohl ihm Joab der Verräterei halben, deren er ihn vor dem Könige David bezichtigte, Unrecht tat, dennoch nichtsdestoweniger auch von Gott gestraft worden, weil er wider sein Gewissen den frommen David eine lange Zeit aufgehalten und daran gehindert, dass er nicht zu der völligen Regierung des israelitischen Königreichs kommen können, welches ihm doch von Rechts wegen gebührte: Und denn, dass er mit des Sauls Kebsweib Hurerei getrieben, dazu viel Dinges bis daher nach seinem eigenen Kopf verrichtet hatte, wie es ihm gefallen hat.)

28. Da das David später erfuhr, sprach er: Ich bin unschuldig und mein Königreich vor dem Herrn ewig an dem Blute Abners, des Sohnes Ners.

Erfuhr: Wie nämlich Abner mörderischerweise vom Joab erstochen wurde.

Dem Herrn: Als wollte er sagen: Gott weiß, dass ich weder Rat noch Tat zu solchem Mord gegeben, auch das Geringste nicht darum gewusst habe. Darum wolle Gott solches mir oder meinen getreuen Untertanen nicht zurechnen, noch an uns Rache üben, sondern an dem Täter, die Rache vollstrecken, der den Mord begangen hat.

29. Es falle aber auf den Kopf Joabs und auf seines Vaters ganzes Haus; und müsse nicht aufhören im Hause Joabs, der einen Eiterfluss und Aussatz habe und am Stabe gehe und durch das Schwert falle und an Brot mangle.

Hause: Das ist: Gott Strafe den Totschlag an Joab und an seinem gottlosen Geschlecht, das in denselben immer kranke und sieche Leute gefunden werden, die am Stecken gehen, oder auch, dass sie keines rechten Todes sterben, oder doch in äußerster Armut leben. (Denn es straft Gott oftmals der gottlosen Eltern Sünde an ihren gottlosen Nachkommen.) Und hat David aus einem prophetischen Geist dem Joab solche Rache mit gutem Fug und Recht gewünscht und ihm die göttliche Strafe verkündigt, ob er vielleicht dadurch zur Buße möchte gebracht werden.

30. Also erwürgten Joab und sein Bruder Abisai Abner, darum dass er ihren Bruder Asahel getötet hatte im Streit zu Gibeon.

Abisai: Der mit darin bewilligt hatte, dass Joab den Abner umbringen sollte. (Aber der in eine Übeltat bewilligt, ist ebenso sowohl schuldig, als der andere, der sie tut.) Und ist dieser Mord dem David zum selben mal ganz zu Unzeiten gekommen, weil ihm die Gefahr darauf gestanden, dass dadurch der Israeliten Herzen nicht wiederum von ihm abwendig gemacht würden. (Also mengt Gott Freude und Traurigkeit immer durcheinander, auf dass die Frommen um so viel desto mehr nach der wahren und ewigen Glückseligkeit im Himmel ein Verlangen bekommen.)

31. David aber sprach zu Joab und allem Volk, das mit ihm war: Zerreißt eure Kleider und gürtet Säcke um euch und tragt Leid um Abner! Und der König ging dem Sarge nach.

Säcke: Das ist: Schlechte geringe Kleider.

Leide: Als wollte er sagen: Erzeigt euch bei der Leiche des Abners also dass man spüre, wie es euch herzlich leid um ihn sei, dass er umgekommen ist. Und war es bei den Juden gebräuchlich, dass sie ihre Kleider zerrissen, wenn sie ein großes Herzeleid wollten zu verstehen geben. Gleichwie auch noch wohl zu unseren Zeiten etliche aus großem Unmut sich selber das Haar ausrupfen.

32. Und da sie Abner begruben zu Hebron, hob der König seine Stimme auf und weinte bei dem Grabe Abners und weinte auch alles Volk.

Weinte: Dass er seine heiße Tränen darüber vergoss, weil es ihm sehr zu Herzen ging, dass ein solcher tapferer Kriegsmann so schändlich umgekommen und mörderischer Weise erstochen wurde.

Volk: Welches durch des Königs Beispiel auch zur herzlichen Erbarmung und Mitleiden bewegt wurde, über eines solchen vortrefflichen Mannes Unfall.

33. Und der König klagte Abner und sprach: Abner ist nicht gestorben, wie ein Tor stirbt.

Sprach: Machte ihm also eine kurze Grabschrift oder Klagelied.

Tor stirbt: Will so viel sagen: Wir haben nicht einen gemeinen liederlichen Menschen verloren, der nirgends zu nütze oder zu gebrauchen wäre, sondern einen vortrefflichen Helden, der von wegen seiner großen Taten weit und breit berühmt war, derselbe ist wider alle Recht und Gerechtigkeit ermordet worden.

34. Deine Hände sind nicht gebunden, deine Füße sind nicht in Fesseln gesetzt; du bist gefallen, wie man vor bösen Buben fällt. Da beweinte ihn alles Volk noch mehr.

Fessel: Das ist: Du bist nicht im Kriege gefangen worden, noch ins Gefängnis gelegen, oder im Kerker gestorben. Denn du einen viel zu großen Heldenmut dazu hattest, als dass du dich hättest, sollen jemals gefangen geben.

Fällt: Gleichwie sonst bisweilen einer von einem Meuchelmörder böslich und mit Hinterlist hingerichtet wird: Also bist du auch umgekommen, da du ohne Zweifel tapferen Widerstand getan hättest, wenn du nicht mit Hinterlist wärst hintergangen worden. Mit welchem kurzen Klagelied David sein Mitleiden und Schmerzen bezeugt hat.

35. Da nun alles Volk hineinkam, mit David zu essen, da es noch hoch Tag war, schwur David und sprach: Gott tue mir dies und das, wo ich Brot oder etwas koste, eher die Sonne untergeht.

Hineinkam: Nachdem sie von des Abners Begräbnis gekommen waren.

Zu essen: Die Meinung ist diese: Weil das Volk gesehen, dass David vor Unmut nicht essen wollte, sind sie zu ihm gegangen und haben ihn gebeten, dass er nicht so traurig wäre und Speise zu sich nehme, weil er den ganzen Tag ungegessen bliebe, welches er doch zu tun sich gewidert.

Dies und das: Gott lasse es nicht ungestraft an mir.

Koste: Denn es pflegten diejenigen, welche Leid trugen, zu fasten.

36. Und alles Volk erkannte es und gefiel ihnen auch wohl alles Gute, was der König tat vor den Augen des ganzen Volkes.

Erkannte: Dass nämlich David recht leidig wäre um Abner.

Gefiel: Das dem König des Abners Unfall so zu Herzen ging.

37. Und alles Volk und ganz Israel merkten des Tages, dass nicht vom Könige war, dass Abner, der Sohn Ners, getötet war.

Merkten: Das ist: Sie haben es alle miteinander augenscheinlich spüren und bekennen müssen.

38. Und der König sprach zu seinen Knechten: Wisst ihr nicht, dass auf diesen Tag ein Fürst und Großer gefallen ist in Israel?

Großer: Ein vortrefflicher und berühmter Held, der dem Königreich Israel noch lange hätte können nützlich dienen und dasselbe vor der Feinde Gewalt schützen, darum ihr euch nicht so hoch darüber verwundert, dass ich traurig bin. (Und sollen wir uns großer Leute Unfall oder tödlichen Abgang lassen zu Herzen gehen, ob sie gleich neben ihren Tugenden auch große Fehler und Mängel an sich hatten. Denn die Regierung wird eines starken Schutzes beraubt, wenn sie einen solchen Mann verliert.)

39. Ich aber bin noch zart und ein gesalbter König. Aber die Männer, die Kinder Zerujas, sind mir verdrießlich. Der Herr vergelte dem, der Böses tut, nach seiner Bosheit {Ps 62v13 , 125v5}!

Gesalbter: Als wollte er sagen: Ich bin zwar zum König über den Stamm Juda gesalbt, aber mein Königreich ist noch neu und nicht ganz wohl befestigt. Darum ich des Abners Hilfe zur Bestätigung meines Königreichs ganz wohl gebrauchen könnte: Jetzt aber, weil er so schändlich ums Leben gekommen, steht mir die Gefahr darauf, dass nicht etwa der Israeliten Gemüter von mir abgewandt werden und mich fälschlich in einen bösen Verdacht haben, als ob ich zu des Abners Tode geholfen und geschürt hätte.

Kinder Zeruja: Nämlich Joab und Abisai.

Verdrießlich: Sie wagen es ganz zu wild hinein, mehr als meines Königreichs jetziger Zustand leiden mag, Und machen mit ihren verwirrten Handlungen, dass ich mit meinem Königreich in Gefahr komme, weil sie es alles nach ihrem Kopf machen wollen und ihrem Mutwillen zu viel nachhängen.

Vergelte: Will so viel sagen: Gott wolle diese ihre Bosheit strafen, wie sie wohl verdient haben. Es ist aber dem David als einem Propheten freigestanden, dass er aus Anregung des Heiligen Geistes den boshaften Leuten hat mögen die rechte Rache Gottes anwünschen. Und hat David diese Worte in rechtem Ernst geredet und gemeint, damit er sich also des falschen Argwohns über diesen Totschlag entschuldigte und jedermann kundwürde, dass solcher Mord ohne sein Wissen und Willen vorgegangen wäre. (Denn es soll ein frommer Mann dahin trachten, dass er nicht allein von einer bösen Tat, sondern auch von allem Argwohn eines Bubenstücks möge befreit bleiben.) Es hat aber auch David den Joab damals nicht möglich können zur angemessenen Strafe ziehen, von wegen seines großen Ansehens und gewaltigen Anhangs, darum er auf eine andere und bessere Gelegenheit gewartet, bis er es endlich seinem Sohn Salomo im Testament befohlen und hinterlassen, dass er an dem Joab rechte Strafe üben soll.


Das 4. Kapitel


1. Isboseth, Sauls Sohn, wird von zwei Hauptleuten umgebracht. v. 1. 2. Welche David, anstatt ihrer erhofften Belohnung, wieder töten heißt und lässt ihnen Hände und Füße abhauen und danach aufhängen, Aber Isboseths Haupt, welches sie zu ihm gebracht hatten, befiehlt er ehrlich zu begraben. v. 9.

1. Da aber der Sohn Sauls hörte, dass Abner zu Hebron Tod wäre, wurden seine Hände lass und ganz Israel erschrak.

Lass: Es entfiel ihm Herz und Mut, dass er nicht mehr wusste, was er tun oder anfangen sollte und konnte sich selber weder raten noch helfen, weil Abner in des Isboseths Namen das Regiment in Israel verwaltet hatte.

Israel: Welches an Isboseth bis daher war.

Erschrak: Weil sie im Zweifel standen, bei wem sie sich weiter Rat holen sollten, nachdem sie den Abner, als ihren Obersten Feldherren und Heerführer verloren hatten. (Denn welche sich auf fleischlichen Arm und Gewalt verlassen, die sind ganz kleinmütig, wenn sie solchen verlieren.)

2. Es waren aber zwei Männer, Hauptleute über die Krieger, unter dem Sohn Sauls; einer hieß Baena, der andere Rechob, Söhne Rimons, des Berothiters, aus den Kindern Benjamin. Denn Beroth wurde auch unter Benjamin gerechnet.

3. Und die Berothiter waren geflohen gen Gethaim und dort Fremdlinge worden bis auf den heutigen Tag.

Geflohen: Nämlich nach des Isboseths Tode, von welchem, wie er umgekommen, bald später folgen wird. Es wird aber hier der Berothiter Ausflucht beschrieben vor des Isboseths Totschlag, welcher doch Ursache daran gewesen, dass dieselben Berothiter ausgewichen, wird aber darum hier mit eingeführt, weil desselben Geschlechts Meldung geschieht.

Tag: Da dies beschrieben wurde.

4. Auch hatte Jonathan, der Sohn Sauls, einen Sohn, der war lahm an Füßen; und war fünf Jahre alt, da das Geschrei von Saul und Jonathan aus Jesreel kam und seine Amme ihn aufhob und floh; und indem sie eilten und floh, fiel er und wurde hinkend: Und er hieß Mephiboseth.

Auch: Jetzt wird etwas vom Mephi Boseth des Jonathans hinkendem Sohn mit eingemengt, damit der Nachkommen Sauls elender Zustand desto besser erkannt werde.

Kam: Wie sie von den Philistern wären erschlagen worden. Und lautet es dahin, als sei die Nachricht von des Sauls Tod erstlich nach Jesreel gekommen, von dort das Geschrei durch die anderen Städte später ausgebreitet wurde.

Floh: Im Schrecken, mit dem Kinde, weil sie meinte, die Philister wären ihr bereits auf dem Halse, darum sie das Kind, so man ihr zu treuen Händen befohlen, aus der Gefahr erretten und dem Tode gleichsam aus dem Rachen reißen wolle.

Hinkend: Von demselben Fall. (Darum man recht sagt: Eilen tut keinem gut.) Obwohl nun der Mephi Boseth auch aus dem königlichen Stamm seine Herkunft hatte, so stellte ihm doch niemand nach dem Leben, weil er hinkend war. (Geschieht es deswegen oft, dass, was uns am meisten schädlich zu sein scheint, wohl am besten nutzen darf. Denn ein allgemeiner Stand hat sich keiner arglistigen Nachstellung oder Gefahr zu besorgen.) Und war er zum Königreich nicht tauglich: Aber Isboseth, Sauls Sohn, der das Königreich eine Zeit lang in Händen hatte, ist in großer Gefahr gestanden, endlich auch darüber ums Leben gekommen, wie folgt.

5. So gingen nun hin die Söhne Rimons, des Berothiters, Rechob und Baena und kamen zum Hause Isboseths, da der Tag am heißesten war; und er lag auf seinem Lager im Mittag.

Söhne Rimon: Deren kurz zuvor gedacht wurde.

Lag: Allein, dass er keine Hüter seines Leibes um sich hatte. (Es sollen aber die Fürsten sich in keine unnötige Gefahr begeben, sondern ihr Leben und Wohlfahrt Gott befehlen und nichtsdestoweniger getreue Diener und Leibesgarde um sich halten.)

6. Und sie kamen ins Haus, Weizen zu holen; und stachen ihn in den Wanst und entrannen.

Weizen zu: Das ist: Sie sind unter solchem Schein ins Haus gegangen, als ob sie nach ihrer Gewohnheit aus des Isboseths Hause Weizen empfangen und abholen wollten.

7. Denn da sie ins Haus kamen, lag er auf seinem Bette in seiner Schlafkammer; und stachen ihn tot und hieben ihm den Kopf ab; und nahmen seinen Kopf und gingen hin des Weges auf dem Blachfelde die ganze Nacht.

Denn da: Was von des Isboseths Entleibung allererst kürzlich angeregt wurde, das wird im Folgenden mit mehr Umständen weitläufiger erklärt, wie es damit zuging.

Schlafkammer: Da er sonst auch zu ruhen pflegte.

Nacht: Und solches erstlich darum, auf dass sie der Gefahr entgingen, danach aber auch, damit sie dem David die Nachricht von des Isboseths Tode, aufs eheste zu wissen, taten, von dem sie ein stattlich Präsent zur Belohnung erhofften zu bekommen.

8. Und brachten das Haupt Isboseths zu David gen Hebron und sprachen zum Könige: Siehe, da ist das Haupt Isboseths, Sauls Sohnes, deines Feindes, der nach deiner Seele stand; der Herr hat heute meinen Herrn, den König, gerächt an Saul und an seinem Samen.

Hebron: Da sich David damals noch enthielte und als ein König in Juda regierte.

Seelen stand: Der dir oft nach Leib und Leben trachtete, eher er im Streit umkam.

Gerächt: Nämlich durch uns hat Gott die Unbilligkeit, welche dir Saul vorzeiten angetan, an seinen Nachkommen gerächt: Denn wir haben seinen Sohn erwürgt, der dir bisher im Wege stand und hinderlich daran gewesen, dass du das ganze Königreich Israel nicht hast können bekommen. So groß ist die Bosheit dieser beider Buben, dass sie nach begangenem Mord und Totschlag dessen noch einen Ruhm haben wollen und meinen, David soll nach Anerbietung einer besonderen Gnade, ihnen noch eine stattliche Verehrung dazu tun. (Denn die Gottlosen rühmen sich in ihrem gottlosen Wesen und Bubenstücken und trachten ihrer der meiste Teil viel mehr dahin, wie sie großer Herren Gnade und Gunst erwerben mögen, als dass sie begehrten Gottes Huld zu erlangen.)

9. Da antwortete ihnen David: So wahr der Herr lebt, der meine Seele aus aller Trübsal erlöst hat,

Trübsal: Darin ich oft geraten und gesteckt, besonders zur Zeit, da ich im Elend herumzog, So wahr ist auch (will er sprechen) was ich jetzt sagen werde.

10. ich griff den, der mir verkündigte und sprach: Saul ist tot und meinte, er wäre ein guter Bote; und erwürgte ihn zu Ziklag, dem ich sollte Botenlohn geben.

Verkündigte: Nämlich der Amalekiter, davon im 1. Kapitel dieses Buches zu sehen.

Guter Bote: Hoffte auch nichts anderes, denn dass ich ihm mit einem Geschenk begaben würde, weil er ausgab, dass er den Saul selber umgebracht hätte.

11. Und diese gottlosen Leute haben einen gerechten Mann in seinem Hause auf seinem Lager erwürgt. Ja, sollte ich das Blut nicht fordern von euren Händen und euch von der Erde tun?

Gerechten: Das ist: Einen frommen und unschuldigen Mann, der es im wenigsten nicht um sie verschuldet hatte. (Hier hat man des Davids Lindigkeit und Sanftmut in Acht zu nehmen, der wider den Toten Isboseth keine Schmach noch Scheltwort ausstößt, obwohl derselbe ihm viel und große Unbilligkeit zugefügt hatte, sondern deckt seine Fehler und Mängel zu.)

Lager: An seiner Ruhe, da er sich solchen Überfalls im wenigsten nicht versehen oder besorgte.

Fordern: Als wollte er sagen: Ich kann solche gräuliche Mordtat nicht ungestraft hingehen lassen, sondern muss euch am Leben strafen, als die ihr nicht wert seid, dass euch die Sonne bescheine, oder der Erdboden länger trage.

12. Und David Gebote seinen Jünglingen; die erwürgten sie und hieben ihnen Hände und Füße ab und hingen sie auf am Teich zu Hebron. Aber das Haupt Isboseths nahmen sie und begruben es in Abners Grabe zu Hebron.

Jünglingen: Das ist: Seinen Dienern, die um ihn standen, dass sie das Urteil an die beide Mörder vollstrecken sollten.

Hingen: Es hat aber David recht getan, dass er die beiden Mörder zur gerechten Strafe zog. Denn obwohl Isboseth gesündigt hatte, dass er sich von Abner überreden lassen und das israelitische Königreich angenommen, welches dem David von Rechts wegen zustünde, so ist doch denen beiden Buben nicht freigestanden, dass sie ihn ums Leben bringen dürften und also an ihrer Obrigkeit sich vergreifen. Darum sie auch David mit einem schändlichen Tode ließ hinrichten. (Denn es ist der Obrigkeit Amt, dass sie ungebührliche Totschläger mit Ernst strafe, damit dergleichen Beispiel nicht weiter einreißen. Und welche der Menschen Gunst mit Bubenstücken begehren zu erlangen, die bringen nichts anderes als Schimpf und Schaden davon.)


Das 5. Kapitel


1. David wird über ganz Israel zum König gesalbt. v. 1. 2. Vertreibt die Kanaaniter aus der Stadt Jerusalem und erwählt ihm den Berg Zion zu seiner königlichen Residenz: Erbaut die Stadt wieder und befestigt sie. v. 6. 3. Der König zu Tyro schickt dem Könige David Zedernholz und kunstreiche Zimmerleute zum Bau. v. 11. 4. David nimmt mehr Weiber und zeugt mehr Söhne. v. 13. V. Schlägt und überwindet die Philister zweimal. v. 17.

1. Und es kamen alle Stämme Israels zu David gen Hebron und sprachen: Siehe, wir sind deines Gebeins und deines Fleisches {1Chr 12v1}.

Gebeins: Als wollten sie sprechen: Weil du ein Israelit bist und vom Patriarchen Jakob, sowohl als wir, deine Herkunft hast, so erkennen wir dich für unseren Verwandten und begehren das Königreich dir viel eher aufzutragen, als einem Fremden, wenn er gleich noch so ein mächtiger Monarch wäre. (Denn die Völker handeln unweislich, welche fremde Könige über sich setzen, da sie in ihrem Lande taugliche Personen dazu finden könnten.)

2. Dazu auch vorhin, da Saul über uns König war, führtest du Israel aus und ein. So hat der Herr dir gesagt: Du sollst meines Volkes Israel hüten und sollst ein Herzog sein über Israel.

Vorhin: Eine gute lange Zeit her.

Aus und: Das ist: Du warst Feldoberster im Kriege und strittest glücklich wider unsere Feinde, also, dass du bereits damals etlichermaßen angefangen hast das Regiment zu führen, und hast eine herrliche Probe deiner Tapferkeit und einer königlichen Majestät sehen lassen, dazu um das ganze israelitische Volk dich zum öfter ganz wohl verdient. Auch hast du, was du bisher gehandelt hast, aus keinem eigenen Vernunftsdenken getan, sondern bist von Gott besonders, große Sachen zu verrichten, berufen worden.

Hüten: d. i. Sie treulich regiere. (Und hat man hier in acht zu nehmen, dass der Untertanen Herzen in Gottes Hand sind, dergestalt, dass er sie neigen und bewegen kann, ihrer Obrigkeit mit Willen gehorsam zu sein, wie er auch wiederum derselben Gemüter von ihnen abwendig und abfällig machen kann. Es hilft aber die Sanftmut und Lindigkeit viel dazu, dass man der Untertanen Herzen an sich ziehe, deshalb David besonders gerühmt wird. Und soll eine rechtmäßige fromme Obrigkeit gleichsam ein Hüter und Hirte des Volkes sein, der nicht wie ein Wolf, grausamer und tyrannischerweise die Untertanen an Leib und Gütern begehre zu beschädigen, sondern, der sein Volk, so ihm untergeben ist, versorge, damit ihre Seelen mit dem reinen Worte Gottes geweidet werden und dass die Untertanen zu Friedenszeiten ihre Nahrung und Unterhaltung haben, Im Kriege aber von ihrer Obrigkeit geschützt und gehandhabt werden.

3. Und es kamen alle Ältesten in Israel zum König gen Hebron. Und der König David machte mit ihnen einen Bund zu Hebron vor dem Herrn; und sie salbten David zum König über Israel {1Chr 12v3}.

Ältesten: Das ist: Die Vornehmsten im ganzen Königreich, welche sonst in Sachen, das Königreich betreffend, zu handeln pflegten.

Hebron: Da sie einen Reichstag hielten und den David zum König erklärten.

Bund: Das ist: Sie leisteten einander den Eid. Der König zwar, versprach sich, dass er recht regieren wollte. Die Untertanen aber, dass sie willigen Gehorsam zu leisten bereit wären.

Salbten: Haben also die Israeliten zur Bestätigung der königlichen Wahl die gewöhnliche Zeremonie hinzugetan. Denn gleichwie die anderen Völker ihre Könige mit der Krönung pflegen zu bestätigen, also erwählten die Israeliten ihre Könige mit der Salbung des heiligen Öls. Und ist David dreimal gesalbt worden. Erstlich, von dem Propheten Samuel, danach von den Obersten des Stammes Juda. Und jetzt zum dritten Mal hier, von allen israelitischen Stämmen. Ist also gleichsam als auf Staffeln, immer zur höheren Würde aufgestiegen. (Ebenermaßen hat sich in Christo, dem rechten David, die Salbung des Heiligen Geistes erzeigt, erstlich, da er im Tempel, als er zwölf Jahr alt war, mit den Lehrern sich befragte und ihnen Rede und Antwort gab, mit männiglicher großer Verwunderung. Zum anderen, als er, nachdem er dreißig Jahr alt wurde, mit einem besonderen Ansehen und Nachdruck zu lehren anfing und herrliche Wunderwerke tat. Zum dritten, als er nach seiner Auferstehung von den Toten gen Himmel fuhr und er zeigte, dass er ein Herr wäre im Himmel und auf Erden, ja, über alle Himmel auffuhr, auf dass er alles erfülle, das ist, gegenwärtig regiere.)

4. Dreißig Jahre war David alt, da er König wurde, und regierte vierzig Jahre {1Sam 2v11 , 1Chr 30v27}.

König wurde: Nämlich über den Stamm Juda. (Und ging Christus in das dreißigste Jahr, als er das Predigtamt des Evangeliums anfing {Lk 3}.)

Vierzig: (Welche langwierige Regierung die Ewigkeit des Reiches Christi vorbildete.

5. Zu Hebron regierte er sieben Jahre und sechs Monden über Juda; aber zu Jerusalem regierte er dreiunddreißig Jahre über ganz Israel und Juda.

Über Juda: Also ist Christus vor seiner Auferstehung und Auffahrt gen Himmel, durch das Evangelium allein den Juden kundgeworden, aber nach seiner Himmelfahrt hat er befohlen, dass man sein Evangelium durch die ganze Welt ausbreiten soll. Und ist zwar das Reich Christi durch die Apostel erweitert worden, bis an die äußerste Orte der Erde.

6. Und der König zog hin mit seinen Männern zu Jerusalem wider die Jebusiter, die im Lande wohnten. Sie aber sprachen zu David: Du wirst nicht hier hereinkommen, sondern Blinde und Lahme werden dich abtreiben. Das meinten sie aber, dass David nicht würde da hineinkommen.

Und: Jetzt wird beschrieben, wie David, nachdem er zum Könige erwählt wurde, die Stadt Jerusalem erobert habe, welche die kanaanitischen Völker damals noch innehatten, als David zum Könige erwählt wurde.

Männern: Die er in Kriegssachen zu gebrauchen pflegte, dieselben zogen mit David.

Jebusiter: Dass er dieselben Völker daraus vertriebe, welche gemeldete Stadt noch innehatten.

Sprachen: Nämlich als er die Stadt zum Sturm anlaufen ließ.

Blinden: Denn es hatten die Jebusiter ihre Götzen auf die Mauern gestellt, der Hoffnung, sie würden von ihnen beschützt werden und von allem Überdrang des Feindes gesichert sein. Darum sie des Davids noch höhnisch dazu spotteten und ihm Trotz boten, als ob sie hätten wollen sagen: Wir fürchten uns nicht vor dir, denn unsere Götter werden dich abtreiben, welcher Bildnisse wir auf der Mauer gestellt haben und die ihr Juden zur Schmach und Verachtung blinde und lahme Götzen zu nennen pflegt, als ob sie weder sehen noch helfen könnten, denen, die ihnen Gottesdienst erzeigen, Aber ihr werdet das Widerspiel erfahren. (Es sind aber in der Wahrheit die Götzen der Heiden blinde und lahme Götter und nutzen können, auch weder raten noch helfen. Nichtsdestoweniger haben die Abgöttischen eine starke Zuflucht zu ihnen.)

Nach Luther: Diese Blinden und Lahmen sind ihre Götzen gewesen, welche sie zu Trotz wider David auf die Mauern setzten, als ihre Patronen, die sie schützen sollten. Wie man jetzt auch mit der Heiligen Bilder tut, als wollten sie sagen: Du kriegst mit uns nicht, sondern mit unseren Göttern, beiß dich mit ihnen, sie werden dir wohl wehren. Nicht dass sie die Blinde oder Lahme geheißen haben, sondern der Geist Gottes in denen, so später die Historien beschrieben haben, heißt sie also {Ps 115v4 , v5}.

Hineinkommen: Denn sie nicht glauben könnten, dass es möglich wäre, dass David die Stadt sollte erobern, wenn er gleich alle seine äußerste Macht daran steckte.

7. Aber David gewann die Burg Zion, das ist Davids Stadt.

Burg Zion: Welche zuoberst in der Stadt lag und die vornehmste Festung derselben Stadt war.

Davids Stadt: Wie sie später genannt worden. An welchem Ort in folgender Zeit nicht allein der Tempel gebaut wurde, sondern es sind auch viel königliche Gebäude da gestanden, wie Josephus bezeugt. (Welche aber, wie die Jebusiter, ihre Feinde mit Schmachworten mutwilligerweise angreifen und reizen, die werden endlich überwunden, wie auch hier geschehen.)

8. Da sprach David desselben Tages: Wer die Jebusiter schlägt und erlangt die Dachrinnen, die Lahmen und Blinden, denen die Seele Davids feind ist. Daher spricht man: Lass keinen Blinden und Lahmen ins Haus kommen.

Schlägt: Wer den Anfang des Sieges macht.

Dachrinnen: Das ist: Wer zum ersten die Mauern ersteigt.

Blinden: Dass er dieselbe herabstürzt. Die Meinung ist diese: Wer der erste sein wird, der die abscheulichen Götzen der Heiden wird von den Mauern, nachdem er dieselbe erstiegen, herunter stoßen, der soll eine stattliche Belohnung empfangen.

Spricht man: Das ist: Es ist ein Sprichwort daher entstanden.

Ins Haus: Das ist: Es soll keiner abgöttischen Bilder in sein Haus stellen, weil man kein Hilfe noch Schutz von ihnen zu hoffen hat. Es wird aber {1Chr 11} gemeldet, dass die Belohnung, so vom Könige versprochen worden, gewesen sei, die Hauptmannschaft übers Kriegsvolk und sei Joab, welcher bereits ein Hauptmann war, der erste auf der Mauer gewesen. (Denn was tapfere Helden sind, die lassen sich durch Verheißungen und auf Hoffnung stattlicher Ehrenämter und Titel aufbringen, dass sie große und gefährliche Ding zu verrichten sich unterstehen. Und werden die Kirchendiener in der zukünftigen Welt ihre Belohnungen empfangen, welche, nicht zwar mit äußerlichen Gewalt oder Waffen, sondern mit dem Worte Gottes die Abgötter herabstürzen, das ist, dass sie die Abgötterei aus der Menschen Herzen reißen.)

9. Also wohnte David auf der Burg und hieß sie Davids Stadt. Und David baute umher von Millo und inwendig.

Baute umher: Also, dass er die Stadtmauren überall herum wiederum ausgebessert und den Anfang gemacht von dem Ort, welcher Millo geheißen und hat nicht allein die Mauern wiederum ergänzt, sondern auch die Stadt inwendig mit stattlichen Gebäuden geziert und herausgeputzt.

10. Und David ging und nahm zu und der Herr, der Gott Zebaoth, war mit ihm.

Name zu: Er wurde von Tag zu Tag mächtiger und bekam ein immer größeres Ansehen, sowohl bei seinem eigenen Volk und Untertanen, als bei den benachbarten und ausländischen, wurde auch an Gütern reichlich gesegnet und mit Reichtum gleichsam überschüttet.

Zebaoth: Das ist: Der Heerscharen, weil ihm viele tausend Mal tausend Heilige Engel immer auf den Dienst taten und gleichsam als in einem Heer um ihn her zu Felde lagen:

Mit ihm: Dass er seine Regierung recht anstellte, gab zu seinem gottseligen Tun und Vorhaben Glück und hielt ihn in seiner Hut, dass er ihn beschützte vor allem Unfall.

11. Und Hiram, der König zu Tyrus, sandte Boten zu David und Zedernbäume zur Wand und Zimmerleute und Steinmetzen, dass sie David ein Haus bauten {1Chr 15v1}.

Tyro: In der gewaltigen Gewerbe- und Handelsstadt am Meer gelegen.

Boten: Oder Gesandten, die er zu ihm abgefertigt und Freundschaft mit ihm zu machen begehrt, mit Erbietung aller geneigten Willfährigkeit.

Zedernbäume: Welches Holz gut zum Bauen war, weil es wehrhaft und dem Gebäude eine Zierde gab.

Steinmetzen: Welche die Steine künstlich hauen und zubereiten konnten, so in der Wand oder Mauern am meisten gesehen worden und am Gesicht standen.

Bauten: (Denn das Bauen ist an sich selber nicht Unrecht, sofern es nur in der Furcht Gottes geschieht, dass wir unterdes der himmlischen Wohnungen nicht vergessen. Und ist diese des benachbarten Königs Freundschaft und Gutwilligkeit gegen den David ein Zeichen und Bedeutung gewesen. Wie dermalen eins auch die Heiden Christo, als dem rechten David, dienen würden. Danach haben wir hierbei zu lernen, dass Gott den frommen Regenten der benachbarten Könige und Fürsten Gemüter geneigt mache, dass sie ihm Gutes gönnen und allen freundlichen Willen erzeigen.) Und ist des Davids Glaube, durch diese des benachbarten Königs zu Tyro Gutherzigkeit gegen ihm, sehr gestärkt worden: Wie im Text folgt.

12. Und David merkte, dass ihn der Herr zum König über Israel bestätigt hatte und sein Königreich erhöht um seines Volkes Israel willen.

Bestätigt: Dass er das Königreich nicht von ihm nehmen würde, wie er es vom Saul genommen hatte.

Erhöht: Dass es immer zunehmend mächtiger würde und zukünftig auch bleiben und bestehen würde, weil er das Volk Israel lieb hätte.

13. Und David nahm noch mehr Weiber und Kebsweiber zu Jerusalem, nachdem er von Hebron kommen war; und wurden ihm noch mehr Söhne und Töchter geboren.

Weiber: Welche Königinnen und Frauen im Hause waren.

Kebsweiber: Welche auch seine rechten Eheweiber waren, aber doch nicht in gleichem Tun und Ansehen mit den vorigen.

Von Hebron: Von welchem Ort er den königlichen Sitz gen Jerusalem verrückt hatte. Denn er wusste, dass des israelitischen Königreichs Einkommen groß genug war, sein Frauenzimmer zu erhalten. Und duldete Gott zur selben Zeit das viele Weiber nehmen, obwohl er es nicht eingesetzt hatte. (Es sollen aber die Fürsten und Herren in Acht nehmen, was und wieviel ihre Einkommen ertragen mögen, damit nicht, wenn sie einen zu großen Hof halten, die Untertanen immer mit neuen Schatzungen ausgesogen werden.)

Noch mehr: Nämlich über die vorigen, so ihm zu Hebron geboren worden.

14. Und das sind die Namen derer, die ihm zu Jerusalem geboren sind: Sammua, Sobab, Nathan, Salomo {1Chr 3v5 , 15v4},

Salomo: Von welcher Geburt später insbesondere wird gesagt werden, Kapitel 12. Und hat David solchen Segen Gottes mit dankbarem Herzen erkannt und angenommen. (Denn viele Kinder sind ein Segen Gottes.)

15. Jebehar, Elisua, Nepheg, Japhia,

16. Elisama, Eliada, Eliphalet.

17. Und da die Philister hörten, dass man David zum König über Israel gesalbt hatte, zogen sie alle herauf, David zu suchen. Da das David erfuhr, zog er hinab in eine Burg {1Chr 15v8}.

Philister: Des israelitischen Volkes benachbarte stetigen Feinde.

Alle herauf: Das ist: Sie kamen mit einem gewaltigen Kriegsheer herzu und wollten David aus dem Königreich vertreiben. Weil sie einen alten Hass auf ihn trugen. (Denn wenn das Reich Christi zunimmt, so ist der Satan fleißig und untersteht sich eine Unruhe nach der anderen in der Kirche anzurichten, oder zettelt einen Krieg an. Und pflegt Gott den frommen Leuten in ihrem glücklichen Zustande etwas vom Kreuz immer mitunter zu mengen.)

Burg: Nicht zwar der Meinung, dass er seinen Untertanen begehrte seine Hilfe und Beistand zu entziehen, sondern damit er sich nicht mutwillig in Gefahr begebe, ehe er Gott um Rat gefragt, welchergestalt er den Feinden begegnen soll.

18. Aber die Philister kamen und ließen sich nieder im Grunde Rephaim.

19. Und David fragte den Herrn und sprach: Soll ich hinaufziehen wider die Philister und willst du sie in meine Hand geben? Der Herr sprach zu David: Zieh hinauf, ich will die Philister in deine Hände geben {1Sam 23v2 , 30v7 , v8}.

Fragte: Nämlich durch den Hohepriester, wie damals gebräuchlich war.

Philister: Dass ich wider sie streite.

Sprach: (Weil wir aber heutzutage dergleichen göttlichen Bericht nicht haben können, so sollen wir in unrichtigen und zweifelhaften Sachen der An- und Nachweisung des göttlichen Wortes folgen und zum Gebet fliehen, auch frommer Leute Rat anhören, die im Worte Gottes sich geübt und mit vielen Anfechtungen sind versucht worden.)

20. Und David kam gen Baal-Prazim und schlug sie dort und sprach: Der Herr hat meine Feinde vor mir voneinander gerissen, wie die Wasser reißen. Daher hieß man denselben Ort Baal-Prazim.

Baal-Prazim: Welcher Ort von dieser Geschichte, so sich darin begeben, also später genannt wurde, und heißt so viel, als ein Riss, oder Teilung des Herrn.

Nach Luther: Perez heißt ein Riss oder Fach, daher diese Stätte Baal Prazim, Rissmann heißt, dass die Philister da gerissen sind.

Wasser: Welche, wenn man sie ausschüttet, voneinander zerteilte werden, danach austrocknen und ganz verschwinden.

21. Und sie ließen ihren Götzen dort. David aber und seine Männer hoben sie auf.

Ließen: Haben also die Philister den Sieg samt ihren Götzen verloren. (Denn man kann von den Abgöttern keinen Schutz erhoffen, weil sie sich selbst nicht helfen können, wird also ein Götze mit dem anderen zuschanden.)

22. Die Philister aber zogen abermals herauf und ließen sich nieder im Grunde Rephaim.

Zogen abermals: Nämlich mit einem Kriegsheer wider den David zu Felde. (Also, wenn der Satan, gleich etliche Mal abgetrieben ist, so wiederholt er dennoch seine Versuchungen immer, oder bringt allerdings neues auf die Bahn.)

Ließen: d. i. Sie schlugen ihr Lager am selben Ort auf.

23. Und David fragte den Herrn; der sprach: Du sollst nicht hinaufziehen, sondern komm von hinten zu ihnen, dass du an sie kommst gegen den Maulbeerbäumen.

Fragte: Ob er nämlich wider die Philister ausziehen sollten Und ob er den Sieg würde davonbringen?

Ziehen: Nämlich dass du ihnen gerade entgegen kämst, von vorne her.

Hinten: Führe dein Kriegsvolk herum, bis du hinter sie kommst und sie also von hinten anfallen könntest nämlich am selben Ort, da du gegen über viel Maulbeerbäume wirst stehen sehen.

24. Und wenn du hören wirst das Rauschen auf den Wipfeln der Maulbeerbäume einhergehen, so eile; denn der Herr ist dann ausgegangen vor dir her, zu schlagen das Heer der Philister.

Rauschen: Dass sie vom Winde getrieben werden.

Ausgegangen: d. i. Alsdann wird der Herr im und mit dem Winde dir beistehen und dir helfen wider deine Feinde streiten. (Und hat man hier zu merken, dass der Herr vom Herrn nämlich Gott der Vater von Gott dem Sohn redet.)

Schlagen: Er wird ein Schrecken unter sie bringen, dass sie werden anfangen zu fliehen: Da sollst du hinter ihnen her sein und den Flüchtigen nachjagen, dass du zu Boden schlagest, was du antriffst und erreichst. (Gleichwie aber David die Feinde mit Hinterlist angegriffen und überwunden hat. Also hat auch Christus den Tod und Teufel durch sein Sterben überwunden, da er ihnen gleichsam ein Zeit lang gewichen, bis er mit großer Herrlichkeit vom Tode wieder auferstanden und öffentlich kund gemacht, dass er den Sieg erhalten hätte.)

25. David tat, wie der Herr ihm geboten hatte und schlug die Philister von Geba an, bis man kommt gen Gaser.


Das 6. Kapitel


1. Der König David holte die Lade des Bundes aus dem Hause Abi Nadab und führt sie mit einem besonderen Gepränge gen Jerusalem. v. 1. 2. Da Usa die Lade anrührt, stirbt er eines jähen Todes und bleibt die Lade ein Zeit lang im Hause Obed Edom. v. 6. 3. Als aber David sieht, dass Obed Edom vom Herrn gesegnet wird, lässt er die Lade auf die Burg Zion bringen. v. 10. 4. Und weil Michal, sein Gemahl, den König David sieht tanzen, verachtet sie ihn und redet ihn spöttisch an, darüber David richtig erzürnt und gibt ihr wiederum einen ernstlichen Verweis. v. 16.

1. Und David sammelte abermals alle junge Mannschaft in Israel, dreißigtausend {1Chr 14v5}.

Sammelt: Nämlich nachdem er Frieden erlangt vor seinen Feinden, die sich nicht mehr an ihn reiben durften. Da ging David mit den Gedanken um, wie er den Gottesdienst anrichten und befördern möchte.

Junge: Das ist: Die besten Kriegsleute.

Dreißigtausend: Auf dass er die Lade des Herrn mit einem besonderen Gepränge gen Jerusalem führte und eine gute Anzahl gewappneter Kriegsleute beihanden hätte, wenn etwa die benachbarte Feinde unversehener Weise einfallen wollten.

2. Und machte sich auf und ging hin mit allem Volk, das bei ihm war aus den Bürgern Judas, dass er die Lade Gottes von dort heraufholte, welcher Name heißt: Der Name des Herrn Zebaoth wohnt darauf über den Cherubim.

Bürgern Juda: Nämlich die Vornehmsten aus demselben Stamm.

Von dort: Nämlich aus dem Hause des Leviten Abi Nadab, da sie von der Zeit an, wie sie die Philister wiedergebracht, bis daher geblieben war {1Sam 7}.

Wohnt: d. i. Von welcher Lade recht gesagt wird, dass Gott der Herr über oder zwischen den beiden Cherubim, so auf der Lade standen, seine Gegenwart offenbare. Es wollte aber David die Lade Gottes an einen berühmten Ort stellen, damit also der Gottesdienst in einem größeren Ansehen wäre und desto mehr im Schwange ginge. (Denn es ist der Obrigkeit Amt, dass sie nach erlangtem Frieden im weltlichen Regiment, mit Ernst sich dahin bemühe, damit der rechte Gottesdienst befördert werde.)

3. Und sie ließen die Lade Gottes führen auf einem neuen Wagen und holten sie aus dem Hause Abinadabs, der zu Gibea wohnte. Usa aber und Ahio, die Söhne Abinadabs, trieben den neuen Wagen.

Wagen: Es ist aber in dem gröblich übersehen worden, dass sie die Lade auf einen Wagen gesetzt, welche doch nach Anweisung des Gesetzes Mose, erstlich von den Priestern in Teppiche sollte gewickelt und danach von den Leviten getragen werden {4Mos 4}. Darum ist dies Tun nicht wohl ausgeschlagen, wie bald folgen wird. (Denn es stechen auch bisweilen fromme Leute daneben und irren, wenn sie nur ein wenig von dem ausgedrückten Worte Gottes abweichen und dasselbe aus der acht lassen.)

Gibea: Welches doch nicht die Stadt Gibea ist, so im Lande Benjamin gelegen, sondern ein erhöhter Ort und kleiner Hügel im oberen Tal der Stadt Kiriath Jearim gelegen, denn das Wörtlein, Gaba, im Hebräische, heißt zu Deutsch ein Hügel.

4. Und da sie ihn mit der Lade Gottes aus dem Hause Abinadabs führten, der zu Gibea wohnte und Ahio vor der Lade her ging,

Lade Gottes: Die auf den Wagen gesetzt war.

Gibea: Auf dem Hügel, der in der Stadt Kiriath Jearim mit begriffen war {1Chr 14}.

5. spielte David und das ganze Haus Israel vor dem Herrn her mit allerlei Saitenspiel von Tannenholz, mit Harfen und Psaltern und Pauken und Schellen und Zimbeln.

Vor dem Herrn: Als der bei derselben Lade, nach seiner Verheißung gegenwärtig war.

Tannenholz: Daraus nämlich die Seitenspiele gemacht waren. (Denn obwohl Gott mit den musikalischen Instrumenten nicht belustigt oder fröhlich gemacht wird, so gefällt ihm dennoch die Musik, als eine Gabe des Heiligen Geistes, wenn man sie recht braucht zu seinem Lob und Ehren: Doch also dass auch das Herz dabei sei und man mit Ernst Gott für seine Wohltaten lobsinge und Dank sagt.)

6. Und da sie kamen zur Tenne Nachon, griff Usa zu und hielt die Lade Gottes, denn die Rinder traten beiseite aus {1Chr 14v9}.

Beiseite: Das ist: Sie wichen aus dem Gleichgewicht, dass sich es ansehen ließ, als würde die Lade von dem Wagen herunter fallen, welches Usa verhüten wollte.

7. Da ergrimmte des Herrn Zorn über Usa; und Gott schlug ihn dort um seines Frevels willen, dass er dort starb bei der Lade Gottes.

Frevels: Dass er die Lade anrühren durfte, welches doch niemand zu tun, gebührte, als allein den Priestern, die von des Aarons Geschlechter waren {4Mos 4}(Dabei wir zu lernen, dass sich keiner in ein fremdes Amt eindringen soll.)

Starb: Welcher Unfall hätte können verhütet werden, wenn man die Lade nicht auf den Wagen gesetzt, sondern mit Stangen von den Priestern wäre getragen worden, wie Gott durch Mose {4Mos 4} geboten. (Daraus wir lernen sollen, dass man von dem vorgeschriebenen Worte Gottes nicht abweichen soll: Und sei es Gott nicht angenehm, wenn man etwas guter Meinung tut und vom Worte Gottes abweicht.)

8. Da wurde David betrübt, dass der Herr einen solchen Riss an Usa tat; und hieß die selbige Stätte Perez-Usa bis auf diesen Tag.

Tag: Da solches beschrieben worden.

9. Und David fürchtete sich vor dem Herrn des Tages und sprach: Wie soll die Lade des Herrn zu mir kommen?

Fürchtete sich: Nämlich mehr als je zuvor, von wegen der ernsten Strafe, die er am Usa geübt.

Kommen: Als wollte er sprechen: Ich darf sie nicht zu mir führen, damit dergleichen Unfälle nicht noch mehr geschehen, wenn von mir oder den Meinen etwas wider die Gebühr geschehe. (Denn wenn fromme Leute sehen, dass andere Leute von Gott zur gerechten Strafe gezogen werden, so lassen sie sich solches zu Herzen gehen, da hingegen die Gottlosen mit verstocktem Gemüt es nicht achten noch etwas danach fragen. Und wenn viele gesündigt haben, so straft Gott oft einen, oder zwei der Vornehmsten, damit die anderen ihrer Sünde sich erinnern und um Verzeihung bitten.)

10. Und wollte sie nicht lassen zu sich bringen in die Stadt Davids, sondern ließ sie bringen in das Haus Obed-Edoms, des Gathiters.

Stadt David: An den höheren Ort der Stadt, welcher sonst die Burg Zion hieß, da David seine Wohnung oder königliches Schloss hatte.

Gathiters: Der die Lade mit Willen zu sich genommen. Welcher ohne Zweifel ein Levit und ein großes Ansehen hatte. Aber ein Gathiter, nach etlicher Meinung, darum genannt worden, weil er ein Zeit lang zu Gath, als ein Fremdling, gewohnt und ist vielleicht seine Behausung am Wege gestanden, da man die Lade Gottes hätte müssen vorüber führen, welcher Gelegenheit David wahrgenommenen sich gebraucht hat. (Er hat aber in der Furcht das Ziel überschritten, dass er die Lade ein Zeit lang ganz von sich tut, darum dass man nicht recht und angemessen damit umgegangen war. Also tun auch die, welche sich ganz zu lange vom Abendmahl des Herrn abhalten, weil sie sich fürchten, dass sie es nicht etwa unwürdig und zum Gericht empfangen.)

11. Und da die Lade des Herrn drei Monden blieb im Hause Obed-Edoms, des Gathiters, segneten ihn der Herr und sein ganzes Haus.

Segnet: Denn er, der Gathiter, empfangen, dass es in seiner Haushaltung alles glücklich und wohl vonstattengegangen, von der Zeit an, da er die Lade Gottes in sein Haus genommen. (Welche deswegen Christo und seiner Kirche in ihrem Gebiet aus gottseligem Herzen Unterschlupf geben, die empfinden den Segen Gottes auch an ihren zeitlichen Gütern.)

12. Und es wurde dem Könige David angesagt, dass der Herr das Haus Obed-Edoms segnete und alles, was er hatte, um der Lade Gottes willen. Da ging er hin und holte die Lade Gottes aus dem Hause Obed-Edoms herauf in die Stadt Davids mit Freuden.

Segnete: Also hatte er keinen Schaden davon, dass er die Lade Gottes zu sich in sein Haus genommen und ihr Herberge gegeben hat.

Ging er: Nämlich David: Der auf solche Nachricht wiederum ein Herz gefasst und sich allerdings vorgenommen, die Lade Gottes zu sich in die Hauptstadt des ganzen Königreichs zu führen, wie er anfangs willens gewesen.

Freuden: Mit allerlei musikalischen Instrumenten, wie er zuvor auch getan hatte.

13. Und da sie einhergingen mit der Lade des Herrn sechs Gänge, opferte man einen Ochsen und ein fettes Schaf.

Sechs Gänge: Denn die Lade Gottes wurde nicht mehr auf einen Wagen geführt, wie zuvor, sondern von den Leviten getragen. Weil David erkannt, was man das vorige Mal einen Fehler begangen hatte {1Chr 15}. dieselbe Leviten nun hatten ihre besonderen Stände, da sie ruhten und still hielten mit der Lade, wenn sie eine Weile gegangen waren. Und so oft sie sechs solcher Stillstände gehalten, eher sie zum siebten Mal fortgingen, ließ der König einen Ochsen und ein Schaf opfern. Und ist solches sieben Mal geschehen, bis man vom Hause Obed Edom mit der Lade zu der Burg kam {1Chr 15}.

14. Und David tanzte mit aller Macht vor dem Herrn her und war gegürtet mit einem leinenen Leibrock.

Tanzte: Denn dass vorzeiten besondere geistliche Tänze im Brauch gewesen, ist auch aus dem 32. Kapitel des 2. Buches Mose zu sehen. Und hüpfte David vor großen Freuden sehr, also dass er von naseweisen Leuten, die von des Davids gottseligem Eifer nicht recht urteilten, angesehen wurde, dass er das Ziel der Zucht und Ehrbarkeit überschritte und der königlichen Hoheit nicht achthätte, wie wir bald hören werden.

Leibrock: Mit solcher Kleidung, damit auch die Unterpriester bekleidet waren. Also war er dem Gottesdienst ergeben und auf dessen Beförderung beflissen, dass er auch sein königliches Amtskleid abgelegt und einen priesterlichen Rock angetan. (Diesem David mit seiner Demut sind diejenigen sehr ungleich, welche den Kirchendienern kaum das Maul gönnen mögen, dass sie dieselben ansprechen, weil sie sich besorgen, es gehe ihnen dadurch an ihrer Hoheit etwas ab. Es sind aber auch die Kirchendiener der Kirche eine schlechte Ehre, welche vielmehr zur weltlichen und des gemeinen Manns Kleidung Lust haben, als zu solcher, die einem Kirchendiener gebührt und wohl ansteht.)

15. Und David samt dem ganzen Israel führten die Lade des Herrn herauf mit Jauchzen und Posaunen.

Ganzen Israel: Nämlich den Vornehmsten, so man aus allen Stämmen Israel dazu auserlesen hatte.

jauchzten: (Denn man soll Gott mit Freuden, aber doch in der Furcht des Herrn dienen.)

16. Und da die Lade des Herrn in die Stadt Davids kam, guckte Michal, die Tochter Sauls, durch das Fenster und sah den König David springen und tanzen vor dem Herrn und verachtete ihn in ihrem Herzen {1Chr 16v29 , 17v1 , v2}.

Kam: Dass man sie zu der Burg Zion eintrug.

Michal: Davids Gemahl.

Vor dem Herrn: Nämlich vor der Bundeslade, bei welcher Gott gegenwärtig war, wie er zu sein verheißen hatte.

Verachtet: Weil sie meinten, es stünde ein solcher Tanz seiner königlichen Majestät übel an. (Denn was die Frommen aus gottseligem Eifer tun, das will den Weltkindern vor großer Klugheit nicht zuschlagen und lachen sie dieselben heimlich aus, welche oft zum Tisch des Herrn gehen und mit Psalmen in ihrer Muttersprache Gott loben. Aber es ist genug, wenn der Frommen tun Gott wohl gefällt, der ins Herz sieht.)

17. Da sie aber die Lade des Herrn hineinbrachten, stellten sie die an ihren Ort mitten in der Hütte, die David für sie hatte aufgeschlagen. Und David opferte Brandopfer und Dankopfer vor dem Herrn.

Hinein: Nämlich in die Stadt David, auf dem Berg Zion.

Aufgeschlagen: Die er hatte insbesondere zu solchem tun lassen, zurüsten und aufrichten.

Opferte: Nämlich durch die Priester, welchen das Amt zu opfern auferlegt und befohlen war.

Brandopfer: Welche zur Aussöhnung für die Sünden geopfert wurden.

Dankopfer: Die man zur Danksagung dem Herrn opferte.

18. Und da David hatte ausgeopfert die Brandopfer und Dankopfer, segnete er das Volk in dem Namen des Herrn Zebaoth {1Chr 17v2}.

Segnete: Das ist: Er hat aus einem prophetischen Geist den Israeliten alles Gute gewünscht und den Namen Gottes des Herrn über sie angerufen, welcher ein Gott aller Kreaturen ist, die in seinem Heerlager gleichsam unter ihm zu Felde liegen, besonders die Engel und sind bereit seinen Befehl auszurichten.

19. Und teilte aus allem Volk und der Menge Israels, beide Mann und Weib, einem jeglichen einen Brotkuchen und ein Stücke Fleisch und ein Nößel Wein. Da kehrte sich alles Volk hin, ein jeglicher in sein Haus.

Teilte: Aus königlicher Freigiebigkeit und Mildigkeit. (Denn die Freigiebigkeit steht Fürsten und Herren wohl an, dadurch sie ihrer Untertanen Herzen an sich ziehen und ihnen gewogen machen. Christus aber, dessen Vorbild David war, speist und tränkt seine Kirche und gibt uns zwar mit dem Brot seinen wahren Leib, durch das Feuer einer unmäßigen Liebe am Stamm des Kreuzes gebraten: Mit dem Wein aber teilt er sein Blut aus unter uns.)

Kehrte: Nämlich nach verrichteter Sache: Ohne Zweifel fröhlich und gutes Muts, weil die Lade Gottes glücklich an ihren Ort gestellt war: Und freuten sich über ihren gütigen, freigiebigen und recht gottseligen König.

20. Da aber David wiederkam, sein Haus zu segnen, ging Michal, die Tochter Sauls, heraus ihm entgegen und sprach: Wie herrlich ist heute der König von Israel gewesen, der sich vor den Mägden seiner Knechte entblößt hat, wie sich die losen Leute entblößen!

Wiederkam: Von der heiligen Hütte.

Segnen: Dass er seinem Personal, Weibern, Kindern und Dienern mit Anrufung des Namens Gottes viel Glück und Heil und alles Gutes wünschte.

Entgegen: Und da sie ihren Herrn und Gemahl hätte sollen freundlich und demütig empfangen (wie ehrlichen Matronen und Eheweibern zusteht), siehe, so tut sie das Widerspiel und redet den frommen Fürsten mit spöttischen Worten an.

Herrlich: Freilich (will sie sagen) hinter sich aus.

Mägden: Das ist: Vor jedermann, also dass auch die Mägde auf den Gassen, so dem Gepränge zugesehen, haben spüren müssen, wie ungebührlich sich der König verhielt.

Entblößt: Da die Kleider im Tanzen voneinander geflossen und aufgegangen.

Losen Leute: Dass der König einem Lotterbuben als Fürsten ähnlicher gewesen. (Denn was die Frommen recht tun, das deuten boshafte Leute aufs ärgste. Und hat die jüdische Synagoge Christus, da er am Kreuz gehangen, auch verlacht.)

21. David aber sprach zu Michal: Ich will vor dem Herrn spielen, der mich erwählt hat vor deinem Vater und vor all seinem Hause, dass er mir befohlen hat, ein Fürst zu sein über das Volk des Herrn, über Israel.

Sprach: Denn er über solcher spöttischen Rede, und zwar richtig zu Zorn bewegt worden, dass er sie nicht könne unverantwortet lassen hingehen.

Erwählt: Will so viel sagen: Weil Gott nach seiner Güte mich zum Könige über dies israelitische Volk erwählt hat und deine Vater davon verstoßen, dazu auch alle seine Nachkommen überhüpft, so will ich meinem Gott dankbar sein und ihn rühmen, mich auch gern und willig demütigen und meine Königliche Hoheit nicht achtet, wenn ich nur auf irgendeine Weise meine Dankbarkeit gegen Gott erzeigen kann. Und ob du wohl andere Weiber aus großem Übermut verachtest, dass du sie Mägde nennst, welche doch einesteils ehrliche Matronen sind und dir also niemand gut genug ist, so sollst du dennoch wissen, dass ich von denselben geringen Weibspersonen, wie du sie achtest, mir etliche zu Eheweibern nehmen will, mit denen mich Gott der Herr nach und nach zu größeren Ehren erheben wird. (Denn man muss den Weibern ihren Mutwillen nicht zulassen.)

22. Und will noch geringer werden denn also; und will niedrig sein in meinen Augen und mit den Mägden, davon du geredet hast, zu Ehren werden.

23. Aber Michal, Sauls Tochter, hatte kein Kind bis an den Tag ihres Todes.

Kein Kind: Sie hat dem David kein Kind geboren, da doch zur selben Zeit die fruchtbaren Weiber den Männern am liebsten und angenehmsten waren. Darum sie sich desto demütiger verhalten sollen, weil sie von wegen der Unfruchtbarkeit den anderen des Davids Eheweibern nicht zu vergleichen gewesen. (Und ist die wahre Demut an reichen und schönen Weibspersonen besonders eine große Zierde, aber ganz seltsam.)


Das 7. Kapitel


1. David will dem Herrn einen herrlichen Tempel bauen. Aber Gott lässt ihm durch den Propheten Nathan anzeigen, dass sein Sohn Salomo solches verrichten werde. v. 1. 2. Verheißt aber dem David die größten zeitlichen und ewigen Güter, besonders aber, dass Messias, Gott und Mensch, aus seinem Samen soll geboren werden. v. 4. 3. Für welche Guttaten David Gott dem Herrn Lob und Dank sagt. v. 17.

1. Da nun der König in seinem Hause saß und der Herr ihm Ruhe gegeben hatte von allen seinen Feinden umher {1Chr 18v1},

Hause saß: Dass er in seinem königlichen Schloss wohnte, welches aufs herrlichste gebaut und geziert war.

Ruhe: Also dass die Israeliten damals in großem Frieden still saßen und von ihren Feinden unangefochten blieben: Da ging David mit denen Gedanken um, wie er den Gottesdienst befördern und demselben auch ein Ansehen machen möchte.

2. sprach er zu dem Propheten Nathan: Siehe ich wohne in einem Zedernhause und die Lade Gottes wohnt unter den Teppichen.

Zedernhause: Von Zedernholz aufs stattlichste erbaut.

Teppichen: Denn die Heilige Hütte, in welcher die Bundeslade aufbehalten wurde, war mit Teppichen überdeckt, deren etliche Seide, etliche Scharlachen, etliche auch und besonders die äußersten von Widder- und Dachsfellen gemacht waren. Und will David so viel sagen: Es bedünkt mich eine unrichtige Sache zu sein, dass ich, als ein Mensch, in einem königlichen Hause und Schloss wohne und aber Gott der Herr, welcher bei der Bundeslade gegenwärtig ist, nur in einer Hütte oder Zelt seine Wohnung habe. Darum, wenn es ein gutes Ansehen hätte, so wäre ich gesinnt, einen herrlichen Tempel zu bauen, darin die Lade Gottes, samt allen anderen Sachen, zum Gottesdienst gehörig, gestellt würde. (Welchen Vorschlag David zwar in guter Meinung getan, ist aber darum unserem Herrn Gott nicht bald auch angenehm gewesen, wie wir bald später hören werden. Wird deswegen einer in seiner guten Meinung oft betrogen.)

3. Nathan sprach zu dem Könige: Gehe hin; alles, was du in deinem Herzen hast, das tue; denn der Herr ist mit dir.

Sprach: Und fuhr ganz zu geschwind, dass er gleich darin bewilligte, ehe er den Herrn um Rat fragte.

Mit dir: Als wollte er sprechen: Weil ich weiß, dass du von dem Heiligen Geist regiert wirst, so mach ich mir keinen Zweifel, es werde dies dein Vorhaben Gott gefallen. Darum so fahre fort und richte ins Werk, was du im Sinn hast. Aber es hat der Prophet Nathan bald später aus einem göttlichen Befehl diese seine Meinung selber widerrufen müssen. (Also geschieht es, dass auch vornehme und fromme Leute bisweilen in Religionssachen oder anderen Verrichtungen ganz zu schnell fahren und Unrecht urteilen, wenn sie nicht in der Heiligen Schrift sich zuvor recht erkundigen und Bescheid erholen. Darum sollen wir nicht so ganz und allerdings auf vortrefflicher Leute Ansehen uns verlassen, als ob sie nicht irren könnten.)

4. Des Nachts aber kam das Wort des Herrn zu Nathan und sprach:

Nachts: Nämlich nachdem der Prophet einen solchen unzeitigen Bescheid von sich gegeben hatte.

Kam: Das ist: Gott sprach dem Nathan zu und befahl ihm, dass er seine vorige Meinung widerrufen soll. (Denn Gott lässt seine Auserwählten nicht in Irrtum verderben.)

5. Gehe hin und sage zu meinem Knechte David: So spricht der Herr: Solltest du mir ein Haus bauen, dass ich darin wohnte?

Haus bauen: Ich begehre nicht (will der Herr sagen), dass du mir einen Tempel baust. Wenn ich aber dermal einst einen Tempel haben will, so will ich ihn wohl durch einen anderen lassen aufbauen und kann solches leiden, wenn es verzieht.

6. Habe ich doch in keinem Hause gewohnt seit dem Tage, da ich die Kinder Israel aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, sondern ich habe gewandelt in der Hütte und Wohnung.

Gewandelt: Das ist: Ich hab meine Gegenwart durch die göttlichen Aussprüche und Gerichte geoffenbart.

Wohnung: Oder Zelt. Denn die Bundeslade wurde in der Hütte des Stifts unter einem Zelt aufgestellt.

7. Wo ich mit allen Kindern Israel hin wandelte, habe ich auch je geredet mit irgend der Stämme Israel einem, denen ich befohlen habe, mein Volk Israel zu weiden und gesagt: Warum baut ihr mir nicht ein Zedernhaus?

Hinwanderte: Da man nämlich in der Wüste mit der Hütte von einem Ort zum anderen ziehen musste, da ich niemals eine gewisse Wohnung oder Behausung hatte, sondern mich mit der Hütte begnügen lassen, die man hin und wieder herumtragen könne.

Geredet: Als wollte er sagen: Ich hab doch bisher niemals von irgendeinem Regenten meines Volkes begehrt, dass man mir ein Haus oder Tempel von Zedernholz und anderen köstlichen Materien bauen sollte, begehre es auch noch nicht. (Denn es wird Gott wenig damit gedient, wenn man Kirchen baut, ob sie gleich aufs stattlichste zugerichtet werden, sondern das gefiel ihm, wenn unsere Herzen durch den Glauben seine heiligen und reinen Tempel werden {1Kor 3 , Eph 3}.)

Weiden: Das ist: Zu regieren. (Denn ein frommer Regent ist gleichsam ein treuer Hirte und Hüter seiner Untertanen.)

8. So sollst du nun so sagen meinem Knechte David: So spricht der Herr Zebaoth: Ich habe dich genommen von den Schafhürden, dass du sein solltest ein Fürst über mein Volk Israel {1Sam 16v12 , Ps 78v70};

Zebaoth: Das ist: Der Heerscharen, weil alle Kreaturen nach seinem Willen ihm auf den Dienst warten und gleichsam unter ihm zu Felde liegen.

Genommen: Die Meinung ist diese: Du darfst dir darum keine ungleichen Gedanken machen, als ob ich dir ungewogen wäre, weil ich nicht haben will, dass du mir ein Haus bauen sollst. Denn ich bin es nicht gewohnt, dass ich Guttaten von jemanden empfange, sondern dass ich dieselben gebe, und austeile Dass ich aber ganz ein freigebiger und mildreicher Gott bin und dass ich eine väterliche Liebe zu dir trage, das hast du aus den Guttaten, die ich dir bisher erzeigt habe, leicht zu ermessen und wirst durch andere mehr, so ich dir auch zukünftig zu erzeigen willens, noch besser erfahren und innewerden.

Mein Volk: Welches ich aus allen anderen Völkern abgesondert und erwählt habe, dass es mein Sein soll und hab dir die Regierung desselben übergeben.

9. und bin mir dir gewesen, wo du hingegangen bist, und habe alle deine Feinde vor dir ausgerottet und habe dir einen großen Namen gemacht, wie der Name der Großen auf Erden.

Großen: Dass man dich von wegen deines weitberühmten Namens ganz wohl mit den allermächtigsten Monarchen vergleichen mag. (Es will aber Gott, dass wir seine Guttaten betrachten und wohl zu Gemüte führen sollen, auf dass wir an seiner Gnade und Güte gegen uns desto weniger zweifeln und künftig auch alles Gutes uns zu ihm versehen, damit wir die ganze Zeit unseres Lebens dahin richten, dass wir unsere Dankbarkeit gegen ihn bezeugen.)

10. Und ich will meinem Volk Israel einen Ort setzen und will es pflanzen, dass es dort wohne und es nicht mehr in der Irre gehe und es die Kinder der Bosheit nicht mehr drängen, wie vorhin,

Ort setzen: Gott verheißt dem David noch mehr Guttaten und will so viel sagen: Ich will dem israelitischen Volk einen gewissen und beständigen Ort im Lande Kanaan verordnen und in demselben Lande einmal einen Ort bezeichnen zum Tempel, damit das Volk künftig nicht mehr hin und wieder herumziehen durften, wie es vorzeiten in der Wüste getan.

Pflanzen: Auf dass, gleichwie die Kräuter, so von den Gärtnern mit großem Fleiß in den Gärten gepflanzt werden, wachsen, also auch mein Volk immer größer werde und zunehme und aus diesem lustigen Lande, welches wie ein schönes Paradies ist, nicht ausgerottet werde.

Vorhin: Das ist: Mein Volk soll zukünftig von den gottlosen Völkern nicht mehr also angefochten und geplagt werden, wie vorzeiten in Ägypten geschehen, da es viel leiden musste. Desgleichen später auch unter der Regierung der Richter vorgegangen, da es oftmals sehr übel gestanden und ein verwirrtes Wesen gewesen. Denn weil die Israeliten zur selben Zeit zu unterschiedlichen Malen von Gott abfielen, wurden sie den benachbarten Völkern zur elenden Dienstbarkeit übergeben, daraus sie zwar durch der Richter zutun, obwohl nicht ohne Blut, wiederum errettet worden.

11. und seit der Zeit ich Richter über mein Volk Israel verordnet habe; und will dir Ruhe geben von allen deinen Feinden. Und der Herr verkündigt dir, dass der Herr dir ein Haus machen will.

Ruhe geben: Denn obwohl David danach noch etliche Kriege führte, so hat er doch die Feinde in kurzer Zeit und mit geringer Mühe ohne besondere Gefahr überwunden und sind die letzten Jahre seiner Regierung etwas stiller gewesen, als die vorigen zu Anfang seines Königreichs und da er noch im Elend herumzog. (Es verheißt aber Gott den Frommen zuerst den innerlichen Frieden des Gewissens, dessen diejenigen teilhaftig werden und genießen, welche durch den Glauben sind gerecht geworden und Friede mit Gott haben {Röm 5}. Solcher Friede fängt zwar in diesem Leben an, aber in der künftigen Seligkeit wird er vollkommen sein.)

Haus machen: Das ist: Gott sagt dir auch zu, dass er dir ein beständiges Reich in diesem Volk verleihen will, dergestalt, dass dasselbe bei deinem Geschlechter und Nachkommen ganz lange bleiben soll. Und zwar hätte das israelitische Volk samt des Davids Nachkommen die verheißene Glückseligkeit und friedliche Zeit immer behalten, wenn sie mit ihrem großen gottlosen Wesen Gott nicht zum Zorn gereizt, dass er das Königreich von ihnen wiederum entwendet und sie aus dem Lande Kanaan verstoße. (Denn die leiblichen Guttaten pflegen alsdann lange zu währen, wenn wir uns bemühen, dem göttlichen Willen zu gehorsamen, sonst ist uns Gott nichts zu leisten schuldig.)

12. Wenn nun deine Zeit hin ist, dass du mit deinen Vätern schlafen liegst, will ich deinen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leibe kommen soll, dem will ich sein Reich bestätigen.

Wenn nun: Bis daher hat Gott der Herr besonders von des Davids zeitlichen Königreich geredet, jetzt wird er von dem geistlichen Reich Christi weissagen, und begreift fast ein jeder Spruch eine besondere Lehre in sich, wie leicht zu sehen ist. Denn es kann die folgende Weissagung von Salomo nicht so verstanden werden, als der noch bei Lebzeiten seines Herrn Vaters zu regieren angefangen, ohne dass er in etlichen Stücken ein Vorbild Christi gewesen. Besonders aber muss, was gleich zu Anfang steht, auf Christus gedeutet werden.

Zeit: Welche dir Gott in diesem zeitlichen Leben hinzubringen bestimmt hat.

Schlafen: Dass dein Leib mit den Leibern deiner heiligen Vorfahren in der Erde ruhen wird.

Erwecken: Will so viel sagen: Wenn du längst gestorben bist, so soll mein eingeborener Sohn menschliche Natur an sich nehmen, der nach dem Fleisch von dir hergekommen wird.

Leibe: Das ist: Er wird aus dem Fleisch und Blut der Heiligen Jungfrau Maria geboren werden und durch eine reine Geburt aus dem Leibe derselben Jungfrau herauskommen, welche von deinem Geschlecht ihre Herkunft haben wird. Denn es ist Maria die Mutter Christi aus dem Same oder Geschlecht Davids her entsprungen, wie Matt. 1. und Lukas. 3. zu sehen ist. Und ist also Christus des Weibes Same gewesen, davon 1. Mose 3 steht. Wird aber auch recht ein Same Davids genannt.

Bestätigen: Darum obgleich der Satan sich zornig stellt, so wird er doch das Reich Christi nicht vertilgen.

13. Der soll meinem Namen ein Haus bauen und ich will den Stuhl seines Königreichs bestätigen ewig {1Sam 5v5 , 6v12 , 1Chr 18v12}.

Bauen: Dergestalt, dass er durch die Predigt seines Evangeliums aus allen Völkern eine Kirche sammle, welche mein geistlicher Tempel sein wird, darin ich wohnen will {Eph 2}.

ewig: Das ist: Er soll ein ewiges Reich haben, welches zwar auf dieser Erde durch das Amt des Wortes Gottes angefangen ist, aber im anderen Leben vollkommen ist und nie kein Ende nehmen wird.

14. Ich will sein Vater sein und er soll mein Sohn sein. Wenn er eine Missetat tut, will ich ihn mit Menschenruten und mit der Menschenkinder Schlägen strafen;

Sohn: Das ist: Der Messias wird mein eingeborener ewiger Sohn sein.

Strafen: Diesen Spruch hat der Heiligen Geist im 89. Psalm also ausgelegt: Wo aber seine Kinder meine Gesetze verlassen und in meinen Rechten nicht wandeln: So sie meine Ordnung entheiligen und meine Gebote nicht halten, so will ich ihre Sünde mit der Rute heimsuchen und ihre Missetat mit Plagen: Aber meine Gnade will ich nicht von ihm nehmen. Das ist, weil auch die Auserwählten vielfältig sündigen und mein Gesetz übertreten, so will ich auf meinen Sohn alle ihre, ja auch der ganzen Welt Sünden legen, als ob er also übel getan hätte. Und soll am Kreuz unter die Übeltäter gerechnet werden. Er soll auch das Lamm Gottes sein, welches der ganzen Welt Sünde auf sich nehmen und tragen wird {Joh 1}, darum er auch die Strafen der Sünden ausstehen wird für seine Kinder, ja er wird die Versöhnung sein für der ganzen Welt Sünden {1Joh 2}. Wenn ich ihn aber strafen werde, obwohl er eines schmählichen Todes am Kreuz wird sterben müssen, da er selber schreien wird, dass er von mir verlassen sei, so will ich dennoch die Strafen also mildern, dass ich ihn nicht von meinem Angesicht verstoßen, noch dass er wie Saul in seinem Unfall verzage, denn ich will mit menschlichen Plagen vergnügt sein und ihn nicht zur ewigen Höllenpein verwerfen. Also haben wir nun hier eine Weissagung von dem Verdienst, Leiden und siegreichen Überwindung Christi.

15. aber meine Barmherzigkeit soll nicht von ihm entwandt werden, wie ich sie entwandt habe von Saul, den ich vor dir habe weggenommen.

16. Aber dein Haus und dein Königreich sollen beständig sein ewig vor dir und dein Stuhl soll ewig bestehen.

Aber: Jetzt wendet sich Nathan wieder zu der Weissagung von dem leiblichen Reich Davids.

Beständig: Will so viel sagen: Ob ich wohl bis daher von dem Reich Christi, welches geistlich sein wird, geweissagt habe, so weiß ich doch, dass auch das weltliche Reich eine lange Zeit in deinem Geschlecht bei deinen Nachkommen bleiben wird und wird so lange währen, als lange deine Nachkommen den rechten Gottesdienst nicht allerdings werden von ihnen stoßen. So wirst du auch einen von deinen Söhnen sehen auf dem königlichen Thron sitzen (welches später am Salomo erfüllt wurde), daraus du wirst können abnehmen, dass Gott die königliche Würde auf deine Nachkommen fortpflanzen werde.

17. Da Nathan alle diese Worte und all dies Gesicht David gesagt hatte,

18. kam David, der König und blieb vor dem Herrn und sprach: Wer bin ich, Herr, Herr und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast?

Kam: d. i. Er ging in die Hütte des Herrn, dass er Gott für solche großen ihm versprochenen Guttaten Dank sagte.

Bleib: Nämlich eine gute Weile.

Herrn: Von dessen Gegenwart die Bundeslade zeugte. Er ist aber da geblieben, auf dass durch emsige Betrachtung der göttlichen Verheißungen sein Herz desto mehr entzündet würde Gott zu lieben und zu loben, bis ihn endlich der Heilige und Prophetische Geist aufgemuntert, dass er mit einer öffentlichen Danksagung herausbricht. (Denn Gott hat an einer rechtschaffenen herzlichen Dankbarkeit ein sehr großes Wohlgefallen.)

Gebracht: Als wollte er sagen: Ich erkenne mit demütigem Herzen, dass ich es nicht wert bin, dass du mich zu solchen hohen Ehren erhoben hast. (Also sollen wir auch immer und zu jeder Zeit freiwillig bekennen, dass wir so vieler göttlicher Guttaten nicht wert sind, damit uns Gott täglich überschüttet. Und zwar je mehr und größere Guttaten die Gottseligen von Gott empfangen, je demütiger sie werden: Da hingegen die Gottlosen dadurch stolzer und aufgeblasener werden.)

19. Dazu hast du das zu wenig geachtet, Herr, Herr, sondern hast dem Hause deines Knechts noch von fernem Zukünftigen geredet. Das ist eine Weise eines Menschen, da Gott der Herr ist.

Wenig: Du hast es bei den Guttaten, die du mir bisher erzeigt, nicht bewenden lassen und meinen Nachkommen nicht allein ein zeitliches und weltliches Königreich zu geben versprochen, sondern hast mir auch eine Verheißung getan von dem Messias, der Welt Heiland, welcher aus meinem Geschlecht nach vielen hundert Jahren soll geboren werden.

Weise: Will so viel sagen: Ich verstehe wohl, dass du von einem solchen Messias redest, der zugleich ein wahrer Mensch und auch wahrer ewiger Gott wird sein müssen. (Hier hat man das herrliche Zeugnis von der Person Christi mit Fleiß in Acht zu nehmen, dass er ein rechter natürlicher Mensch und zugleich auch der ewige wahre Gott, Jehova sei, eines Wesens mit Gott dem Vater.)

Nach Luther: d. i. Du redest mit mir von solchem ewigen Reich, da niemand kann König sein, er muss Gott und Mensch sein, weil er mein Sohn und doch für und für soll König sein, welches allein Gott gehört.

20. Und was soll David mehr reden mit dir? Du erkennst deinen Knecht, Herr, Herr!

Mehr reden: Als wollte er sprechen: Ich soll richtig nichts weiter von dir begehren und kann meine Freude, damit ich erfüllt bin, mit Worten nicht genügend tun, weiß auch nicht, wie ich dir genügend dafür danken möge.

Erkennst: Du weißt, Herr Gott, mein Herz und dankbares Gemüt und wie ich gegen dich gesinnt bin, dass ich es in wahrer Demut recht und treulich meine, was soll ich weiter sagen? (Denn wenn eines gottseligen Menschen Herz vom Heiligen Geist zur Dankbarkeit gegen Gott aufgemuntert wird, so findet es oft nicht Worte genug, damit es seine herzliche Liebe und kindliche Zuneigung gegen einen solchen gütigen Vater und Herren aussprechen könne.)

21. Um deines Wortes willen und nach deinem Herzen hast du solche große Dinge alle getan, dass du sie deinem Knechte kundtätest.

Wortes: Nämlich um deiner Verheißungen willen, die du unseren Vätern vorzeiten getan hast.

Herzen: d. i. Weil du es also längst bei dir beschlossen hast: Denn es ist nicht meines Verdienstes Schuld, dass du mich zum König gemacht und verheißt, wie du wollest dermal einst den Messias, der Welt Heiland, in die Welt schicken.

Kund tätest: Nämlich durch den Propheten Nathan.

22. Darum bist du auch groß geachtet, Herr Gott; denn es ist keiner wie du und ist kein Gott, denn du, nach allem, das wir mit unseren Ohren gehört haben.

Groß geachtet: Das ist: Du hast einen großen und herrlichen Namen bekommen, weil du immer große und wunderbare Sachen zu verrichten pflegst.

Denn du: (Hier hat man die Einigkeit im göttlichen Wesen in Acht zu nehmen.)

Gehört: Als wollte er sagen: So viel wir und unsere Vorfahren jemals vernommen oder erfahren haben, so müssen wir bekennen, dass du der einzige und ewiger wahrer Gott seist, dem keiner an Güte, Gewalt, Majestät, Weisheit und Gerechtigkeit gleichen mag. Denn obwohl die Fürsten und Regenten auch Götter genannt werden, so sind sie doch daneben sterbliche Menschen und Sünder: Der Heiden Götter aber sind nicht Götter, sondern böse Geister und Teufel, so deiner Gewalt müssen unterworfen sein.

23. Denn wo ist ein Volk auf Erden wie dein Volk Israel, um welches willen Gott ist hingegangen, ihm ein Volk zu erlösen und ihm einen Namen zu machen und solche großen und schrecklichen Dinge zu tun auf deinem Lande vor deinem Volk, welches du dir erlöst hast von Ägypten, von den Heiden und ihren Göttern {5Mos 4v7}?

Wo ist: Als wollte er sprechen: Dass ich von deiner Güte und Gewalt, so dir gefallen hat, an diesem deinem Volk zu beweisen, dem du besonders gewogen bist, etwas sage: Ist auch ein Volk auf Erden, das an Glückseligkeit und Herrlichkeit der göttlichen Guttaten mit dem israelitischen Volk mag verglichen werden?

Gott ist: Im Hebräischen lautet es hier von vielen, als die Götter sind hingegangen, dadurch die unterschiedlichen Personen in einem göttlichen Wesen angedeutet werden, weil er kurz zuvor, wie auch später, immer als von einem redet.

Ding: Nämlich die großen Wunder und Zeichen, welche er sie zu erlösen und zu erhalten geschehen lassen auf Erden.

Göttern: Denn es haben weder die Ägypter, als Heiden, noch ihre Götter, als nichtige und ohnmächtige Götzen, das israelitische Volk länger in der Dienstbarkeit behalten können.

24. Und du hast dir dein Volk Israel zubereitet, dir zum Volk in Ewigkeit; und du, Herr, bist ihr Gott geworden.

Zubereitet: Das ist: Du hast die Israeliten dazu erwählt und sie mit deinem Wort und Heiligem Geiste erleuchtet, dass sie dein Volk und deine Kinder sind: Und du wirst die rechten wahren Israeliten, welche des Israels Glauben haben, in Ewigkeit für deine Kinder erkennen und sie nicht von deinem Angesicht verstoßen. Denn du hast verheißen, dass du ihr gnädiger Gott und gütiger Vater sein wollest, welches du bisher geleistet hast und auch zukünftig leisten wirst. (Denn Gott macht es in uns, dass wir das Gute wollen und vollbringen {Phil 2}. Und wird auch eben dasselbe sein, gute in uns angefangene Werke zum seligen Ende richten {Phil 1}.)

25. So bekräftige nun, Herr Gott, das Wort in Ewigkeit, das du über deinen Knecht und über sein Haus geredet hast und tue, wie du geredet hast:

Bekräftige: Das ist: Ich bitte, du wollest, was du mir und meinen Nachkommen, sowohl vom weltlichen Königreich, als vom geistlichen Regiment des Messias verheißen hast, ins Werke richten, auch nach viel hundert Jahren und sei das Reich meines Sohnes des Messias ewig.

Geredet: (Denn die göttlichen Verheißungen sollen uns aufmuntern, dass wir um derselben Erfüllung Gott ernstlich anrufen.)

26. so wird dein Name groß werden in Ewigkeit, dass man wird sagen: Der Herr Zebaoth ist der Gott über Israel. Und das Haus deines Knechts David wird bestehen vor dir.

Groß werden: Das ist: Es wird die Ehre deines Namens ausgebreitet werden bis zu der Welt Ende und folgendes in Ewigkeit gerühmt werden.

Sagen: Das ist: Auf dass bekannt werde, dass wir dein Volk denn waren und ewigen Gott ehren und dass derselbe unser gütiger Vater sei. (Dieser Ruhm ist jetziger Zeit den Juden genommen und den rechten Israeliten, nämlich den Christen, zugewandt worden {Röm 4 , Gal 6}.)

Bestehen: Das ist: Mein Königreich wird beständig bleiben vor dem Herrn, welcher als ein Beschützer und Regierer diesem Volk beistehen wird.

27. Denn du, Herr Zebaoth, du Gott Israels, hast das Ohr deines Knechts geöffnet und gesagt: Ich will dir ein Haus bauen. Darum hat dein Knecht sein Herz gefunden, dass er dies Gebet zu dir betet.

Geöffnet: Du hast durch den Propheten Nathan mir geoffenbart.

Haus bauen: Das ist: Ich will dir ein beständiges Königreich geben.

Herz gefunden: Das ist: Weil ich deine Verheißungen in meinem Herzen betrachtet, so habe ich bei mir befunden, wie mir dessen mein Herz selber Zeugnis gibt, dass ich recht daran tun würde, wenn ich dich um die Erfüllung solcher Verheißungen angriffe. (Denn als dann beten wir ernstlich und emsig, wenn unser Herz oder der Heilige Geist in unseren Herzen uns schreien heißt, Abba lieber Vater {Röm 8 , Gal 4}.)

28. Nun, Herr, Herr, du bist Gott und deine Worte werden Wahrheit sein. Du hast solches Gut über deinen Knecht geredet.

Bist Gott: Und kein Mensch, der lügen könnte, darum weiß ich, dass du mein Gebet erhören und deine Verheißungen erfüllen wirst.

Gut: Das mir der Prophet Nathan von deinetwegen und in deinem Namen verheißen hat.

29. So hebe nun an und segne das Haus deines Knechts, dass es ewig vor dir sei; denn du, Herr, Herr, hast‘s geredet und mit deinem Segen wird deines Knechts Haus gesegnet werden ewig.

Segne: Mit Vermehrung, Ausbreitung und Erhaltung meines Geschlechts und allem, was mein ist.

ewig: Dass nämlich meine Nachkommen auf viele Jahre, der Messias aber ewig regiere.

Segen: Als wollte er sagen: Zum Beschluss, so bin ich den ewigen Segen von dir gewärtig und zum Teil auch den leiblichen, besonders aber den recht ewigen und geistlichen, welchen der Messias bringen wird. (Also müssen auch wir die göttlichen Verheißungen annehmen und darauf steif und beständig halten und gewiss wissen, dass Gott, welcher nicht lügen kann, gewisslich tun werde, was er uns verheißen hat.)


Das 8. Kapitel


1. David überwindet die Philister, Moabiter, den König zu Zoba, die Syrer und Idumeer und macht sie ihm unterwürfig. v. 1. 2. Den Raub, so er von ihnen erobert, legt er zum heiligen Schatz. v. 7. 3. Empfängt von dem König zu Hemath Geschenk, samt angehängter Glückwünschung. v. 9. 4. Handhabt jedermann beim Rechten. v. 15. V. Und gibt tauglichen Personen die vornehmsten Ämter. v. 16.

1. Und es begab sich danach, dass David die Philister schlug, und schwächte sie; und nahm den Dienstzaum von der Philister Hand {1Chr 19v9}.

Schlug: Da sie nämlich einen Krieg erregten und wider ihn zu Felde zogen.

Schwächt: Dass sie später nicht mehr sich wider ihn auflehnen durften.

Dienstzaum: Das ist: Er nahm ihnen die Herrschaft, so sie über die Stadt Gath und benachbarten Dörfer hatte, denn also wird dieser Ort erklärt {1Chr 19}. (Dergestalt werden wir auch in dem geistlichen Reich Christi je länger je mehr in die Freiheit wieder eingesetzt, dass die Sünde von Tag zu Tag in uns weniger herrscht und nach und nach ihrer mehr von der Last der katholischen Menschen Satzungen erlöst werden. Und hat Gott der Herr mit diesem Sieg des Davids Glauben gestärkt, der sich auf die vorigen Verheißungen verlassen hat. So lockten auch die leiblichen Guttaten das Volk des Gesetzes, dass sie Gott desto mehr liebten, gleichwie die Kinder mit Spielen von den Eltern erfreut werden. Heutzutage werden uns im Neuen Testament bessere und geistliche Güter gegeben, obwohl auch die zeitlichen bei den Frommen und Gottseligen ein Zeichen der göttlichen Gnaden sind.)

2. Er schlug auch die Moabiter also zu Boden, dass er zwei Teile zum Tode brachte und ein Teil beim Leben ließ. Also wurden die Moabiter David untertänig, dass sie ihm Geschenke zutrugen.

Moabiter: Weil Gott geboten hatte, dass man mit demselben Volk auch keine Freundschaft machen soll {5Mos 23}. Darum hat David, da es die Gelegenheit gab, sie zur gerechten Strafe gezogen. Und obwohl oben {1Sam 22} gesagt wird, dass der Moabiter König des Davids Eltern in seinem Lande Unterschlupf gab, weil David mit den Seinen vor dem Könige Saul im jüdischem Lande nirgends sicher waren, so hat er dennoch des ganzen Gottlosen moabitischen Volkes, dem ausdrücklichen Gebote Gottes zuwider, um seiner Eltern Beherbergung und insbesondere erzeigter Freundschaft willen, nicht allerdings schonen können. Zudem ist wohl zu vermuten, dass derselbe moabitische König damals nicht mehr am Leben war. Und hat Gott endlich der Moabiter Bosheit gestraft, die sie in Verführung und Betrübung der Israeliten übten, da das Volk noch in der Wüste herumzog. (Denn obwohl Gott die Strafen lange aufschiebt, so bleiben sie doch endlich nicht außen, wenn man nicht Buße tut.)

Ein Teil: (Denn man muss die Gerechtigkeit mit der Gnade so viel wie möglich mäßigen.)

Untertänig: Dass sie ihn für ihren Herrn und König erkannten und erzeigten solchen Gehorsam und Ehrerbietung gegen ihn mit freiwilligen Verehrungen. (Denn das ist der allerherrlichste Sieg und die glücklichste Regierung in einem Regiment, wenn die überwundenen Feinde den Überwinder nicht hassen, sondern ihn vielmehr in Ehren halten und ihm willigen Gehorsam leisten.)

3. David schlug auch Hadadeser, den Sohn Rehobs, König zu Zoba, da er hinzog, seine Macht wieder zu holen an dem Wasser Phrath.

Macht: Das ist: Dass er sein Land und Herrschaft wieder einnehme, so er um den Fluss Euphratem hatte.

4. Und David fing aus ihnen tausend und siebenhundert Reiter und zwanzigtausend Fußvolks; und verlähmte alle Wagen und behielt übrig hundert Wagen.

Ihnen: Nämlich aus des Königs Hadad Esers Kriegsheer.

Verlähmt: Das ist: Er hat den Pferden die Spannadern abgehauen, welche die Streitwagen zogen, mit denen man vorzeiten gestritten, also dass er den besseren Teil seines Kriegsheers zum Kriege untauglich machte.

Behielt: Nämlich zu seinen Nutzen, dass er dieselben Pferde für die hundert Wagen nicht verlähmt. (Gleichwie aber auch die allermächtigsten Feinde den David nicht haben konnten unterdrücken, also wird keine menschliche Gewalt das Reich Christi ausrotten.)

5. Es kamen aber die Syrer von Damaskus, zu helfen Hadadeser, dem Könige zu Zoba; und David schlug der Syrer zweiundzwanzigtausend Mann,

Syrer: Nämlich ein gewaltiges Kriegsheer aus der Hauptstadt in Syrien, Damaskus.

Könige: Welchen David in die Flucht geschlagen hatte, desselben Macht haben die Syrer und Bürger der Stadt Damaskus wider den David begehrt zu stärken.

6. und legte Volk gen Damaskus in Syrien. Also wurde Syrien David untertänig, dass sie ihm Geschenke zutrugen. Denn der Herr half David, wo er hinzog.

Volk: Nämlich zu einer Besatzung.

Damaskus: Welche die Hauptstadt war im selben Land.

Untertänig: Dass die Syrer nicht mehr frei oder ihrer selbst mächtig waren, sondern mussten David für ihren Herrn erkennen. Haben also, da sie sich in einen unnötigen Krieg mit eingemengt, ihre Freiheit verloren. (Sollen sich deswegen die Regenten in einem Lande wohl vorsehen, wem sie Beistand tun, damit nicht, wenn sie anderen Hilfe leisten wollen, die Gott zum Verderben bestimmt hat, sie selber zugleich auch mit zugrunde gehen.)

Half: Wie er ihm zuvor verheißen hatte. (Damit er bezeugt, dass er in seinen Verheißungen wahrhaft sei und die fromme Obrigkeit schütze.)

7. Und David nahm die goldenen Schilde, die Hadadesers Knechten waren und brachte sie gen Jerusalem.

Goldenen: Sind vielleicht übergoldet gewesen, wie auch von dem großen Alexander geschrieben wird, dass er ein besonderes Regiment Kriegsknechte bei sich hatte, welche silberne Schilde getragen, daher man sie in ihrer griechischen Sprache Argyraspides, das ist, silberne Schildträger nannten.

8. Aber von Betah und Berothai, den Städten Hadadesers, nahm der König David fast viel Erz.

Erz: Welches der König Salomo später zu den Geschirren des Tempels angewandt und unter anderen das eherne Heer daraus machen ließ {1Chr 19v8}.

9. Da aber Thoi, der König zu Hemath, hörte, dass David hatte alle Macht des Hadadeser geschlagen,

10. sandte er Joram, seinen Sohn, zu David, ihn freundlich zu grüßen und ihn zu segnen, dass er wider Hadadeser gestritten und ihn geschlagen hatte (denn Thoi hatte einen Streit mit Hadadeser) und er hatte mit sich silbernes, goldene und eherne Kleinode,

Segnen: Dass er ihm Glück wünschte für den erhaltenen Sieg und sich dessen gegen ihm bedankte.

Streit: Darum er froh war, dass sein Feind von einem anderen erlegt worden und achtete richtig sein, dass er dem König David deshalb Ehre erzeigte. (Es ist aber Thoi ein Vorbild gewesen der Heiden, die sich zu Christo bekehrt.)

Kleinod: Damit er den König David zur Dankbarkeit verehrte.

11. welche der König David auch dem Herrn heiligte samt dem Silber und Gold, das er dem Herrn heiligte von allen Heiden, die er unter sich brachte:

Heiligte: Das ist: Er hinterlegte sie in der Hütte des Stifts, dass sie darin aufbewahrt und mit der Zeit zum heiligen Nutzen des Gottesdienstes angewendet würden.

Heiden: Dieser fromme König David hat die allerköstlichsten Sachen, so er von den Heiden durch Krieg erobert, zu dem heiligen Schatz in die Stiftshütten hinterlegt und aufbehalten lassen zur Beförderung des Gottesdienstes. (Da hingegen andere, was vor langer Zeit her in den Kirchen-Schätzen gesammelt wurde, dass der Gottesdienst damit unterhalten würde, hinwegnehmen und zu ihrem eigenen Nutzen verwenden, unterdes aber die Kirchendiener Mangel leiden mussten.)

12. von Syrien, von Moab, von den Kindern Ammon, von den Philistern, von Amalek, vom Raube Hadadesers, des Sohnes Rehobs, Königs zu Zoba.

13. Auch machte ihm David einen Namen, da er wiederkam und die Syrer schlug im Salztal, achtzehntausend {Ps 60v2}.

Namen: Dass er sehr berühmt wurde und man weit und breit von ihm und seinen tapferen Taten in Kriegsverrichtungen zu sagen wusste.

14. Und er legte Volk in ganz Edomäa und ganz Edom war David unterworfen; denn der Herr half David, wo er hinzog.

Volk: Zur Besatzung, dadurch die Edomiter im Zwang und unter des Königs Gehorsam behalten wurden, bis Joab über sie gekommen und alle wehrhaften Mannsbilder darin getötet und sie dem Könige ganz und gar (was übergeblieben) unterwürfig gemacht, wie 3. Samuel Kapitel 11. zu sehen ist. Und ist hier die göttliche Verheißung erfüllt worden, dass die Edomiter, so vom Esau ihre Herkunft hatten, den Israeliten, die von dem Patriarchen Jakob hergekommen waren, dienen würden, da Gott der Herr gesagt: Der Größere wird den Kleineren dienen {1Mos 25}. (Denn die göttlichen Verheißungen werden, obwohl spät, aber doch wahrhaftig erfüllt.)

15. Also wurde David König über ganz Israel und er schaffte Recht und Gerechtigkeit allem Volk.

König: Und regierte mit großer Herrlichkeit, nachdem er seine Feinde überwunden, dazu auch seines Königreichs Grenzen erweitert hatte.

Schaffte Recht: Das ist: Er beschützte nicht allein seine Untertanen zur Zeit des Krieges wider der Feinde Einfall, sondern half auch zu Friedenszeiten jedermann zu seinem Rechten, dem Armen sowohl als dem Reichen. (Denn eine Obrigkeit soll nicht allein die Waffen gebrauchen, sondern auch die Gesetze handhaben und nach derselben Urteil sprechen, damit zu Kriegs- und Friedenszeiten dem Regiment recht vorgestanden werde.)

16. Joab, der Sohn Zerujas, war über das Heer; Josaphat aber, der Sohn Ahiluds, war Kanzler {2Sam 20v23};

Joab: Jetzt folgt, wie David die vornehmsten Ämter mit tauglichen Personen bestellt habe.

Heer: Als ein Ober- oder Feldhauptmann. Denn obwohl David wusste, was er für ein grausamer blutgieriger Mensch war, so brauchte er ihn dennoch nichtsdestoweniger, weil er in Kriegssachen erfahren war und einen tapferen Heldenmut hatte. Denn es ist nicht jedermann dazu geartet, dass er tapfer und glücklich streiten könnte.

17. Zadok, der Sohn Ahitobs und Ahimelech, der Sohn Abjathars, waren Priester; Seraja war Schreiber;

Ab Jathar: Welcher Ab Jathar damals das Hohepriesteramt verwaltet {1Sam 2 , 30}.

Schreiber: Oder Sekretarius.

18. Benaja, der Sohn Jojodas, war über die Krethi und Plethi; und die Söhne Davids waren Priester.

Krethi und: Welche des Königs Trabanten waren, ist deswegen Benaja Trabanten-Hauptmann gewesen.

Priester: Weil David aus dem Stamm Juda gebürtig war, so ist es gewiss, dass er keineswegs seine Söhne hat dürfen zu Priestern machen, die mit dem Gottesdienst umgangen wären. Denn man musste aus dem levitischen Stamm und aus keinem anderen Priester wählen. Darum muss man hier das Wörtlein Priester für einen königlichen Rat verstehen, der mit Verrichtung der Regiments Geschäfte umgeht und mit Abhandlung des Rechten streitige Sachen entscheidet, in Massen man auch noch heutzutage die rechtsgelehrten Priester der Gerechtigkeit nennt. (Sollen darum Fürsten und Herren achthaben, dass ihre vornehmsten Amtleute und Offiziere weise, verständige und tapfere Leute sind, die ihre Sachen versehen können. Man findet aber auch im geistlichen Reich Christi, des rechten Davids, etliche, die vor anderen mit einem besonderen Ansehen und herrlichen Gaben in der Kirche Gottes leuchten und dieselbe mit dem Amt des göttlichen Wortes unter ihrem Könige Christo regieren.)


Das 9. Kapitel


1. David begehrt den Nachkommen des frommen Jonathan Gutes zu erzeigen und lässt seinem Sohn Mepht Boseth alle des Sauls gewesene Habe und Güter wieder einräumen. v. 1. 2. Gibt ihm auch Ziba zum Hausvogt zu und nimmt den Mepht Boseth zu sich an der königlichen Tafel. v. 9.

1. Und David sprach: Ist auch noch jemand übergeblieben von dem Hause Sauls, dass ich Barmherzigkeit an ihm tue um Jonathans willen?

Ist auch: Nachdem der König David seine Feinde überwunden, sein Reich bestätigt und zu Ruhe gekommen war, dass er Friede hatte, erinnert er sich, was er dem Jonathan, des Sauls Sohne, versprochen: Und weil er befindet, dass er jetzt Zeit und Gelegenheit habe, um desselben Nachkommen sich wohl zu verdienen, erkundigt er, wer von des Sauls Geschlechter noch vorhanden sei.

Tue: Dass ich ihm Liebe und Treue möge beweisen und alles Gute erzeigen.

Jonathan: Der mein liebster und getreuester Freund war. Weil er aber in der Schlacht wider die Philister blieb, dass ich ihm bei seinen Lebzeiten die Freundschaft nicht erzeigen können, so ich ihm verheißen, so will ich ihm dennoch nach seinem Tode Glauben halten und was ich an ihm zu tun im Sinn hätte, wenn er gelebt, das will ich seinen Nachkommen einem leisten. (Denn es sollen alle Gottseligen, besonders aber Fürsten und Herren, steif und fest halten, was sie verheißen. Und wenn sie zu Ehren erhoben sind, dass sie eine Gewalt bekommen, sollen sie ihrer armen Freunde nicht vergessen noch sich derselben schämen. Da auch dieselben durch den zeitlichen Tod hingerafft wurden, dass wir ihnen keine Wohltat mehr erzeigen können, so sollen wir, um derselben Nachkommen begehren, uns wohl zu verdienen.)

2. Es war aber ein Knecht vom Hause Sauls, der hieß Ziba, den riefen sie zu David. Und der König sprach zu ihm: Bist du Ziba? Er sprach: Ja, dein Knecht.

Hause Saul: Der des Sauls Haushaltung versah und ein aufrichtiger Mann war.

Bist du Ziba: Des Sauls Diener und Haushalter.

Dein Knecht: Der ich dir, als meinem Könige, gehorsam zu leisten schuldig bin und mich dessen in aller Demut will erbeten haben.

3. Der König sprach: Ist noch jemand vom Hause Sauls, dass ich Gottes Barmherzigkeit an ihm tue? Ziba sprach zum Könige: Es ist noch da ein Sohn Jonathans, lahm an Füßen.

Hause: Besonders von des Jonathans Nachkommen.

Gottes Barmherzigkeit: Das ist: Dem ich aus Grund meinem Herzen könne Gutes erzeigen und mit Wohltaten mich gnädig gegen ihm verhalten, wie uns Gott befohlen hat, dass einer dem anderen tun soll.

Noch da: Nämlich unter den anderen des Sauls Nachkommen.

Lahm: Darum er anderer Leute Hilfe wohl nötig ist, demselben kannst du Gutes tun, sofern dir es beliebt.

4. Der König sprach zu ihm: Wo ist er? Ziba sprach zum Könige: Siehe, er ist zu Lodabar, im Hause Machirs, des Sohnes Ammiels.

Machir: Eines vornehmen Mannes, der ihn in sein Haus aufgenommen hat und ihm Unterschlupf gibt. (Man tut aber Gott einen angenehmen Dienst daran, wenn man arme, elende und verlassene Leute zur Herberge aufnimmt {Mt 25}.)

5. Da sandte der König David hin und ließ ihn holen von Lodabar aus dem Hause Machirs, des Sohnes Ammiels.

Holen: Er ließ ihn zu sich fordern, dass er soll gen Hof kommen und sich bei dem König einstelle.

6. Da nun Mephiboseth, der Sohn Jonathans, des Sohnes Sauls, zu David kam, fiel er auf sein Angesicht und betete an. David aber sprach: Mephiboseth! Er sprach: Hier bin ich, dein Knecht.

Betete an: d. i. Ehrenhalber und aus großer Demut kniete er nieder und fiel dem König zu Füßen. Also dass er ihm die größte Ehre erzeigte, die man einem Menschen antun kann.

Sprach: Dass er sich ganz gnädig gegen ihm erzeigte.

Knecht: Der dir Gehorsam zu leisten schuldig und willig ist.

7. David sprach zu ihm: Fürchte dich nicht; denn ich will Barmherzigkeit an dir tun um Jonathans, deines Vaters, willen und will dir allen Acker deines Vaters Saul wiedergeben; du aber sollst täglich auf meinem Tisch das Brot essen.

Fürchte: Du darfst dich nichts Böses vor mir besorgen, sondern sollst dich vielmehr alles Gutes zu mir versehen, darum sei getrost und schlage dir alle bösen Gedanken aus dem Sinn.

Tun: Das ist: Ich will dir viele und große Wohltaten erzeigen und mit rechtschaffener beständiger Liebe und Freundschaft dir gewogen bleiben.

Vaters: Der ein frommer, redlicher und aufrichtiger Mann gewesen und mich besonders lieb hatte.

Vaters Sauls: Das ist: Deines Großvaters. Denn die Heilige Schrift alle Vorfahren in aufsteigender rechter Linie Väter heißt. Will so viel sagen: Alle liegenden eigentümliche Güter, die deines Großvaters waren, will ich dir lassen wieder einräumen, dass du dein Weib und Kinder davon ernährst. Denn bald später wird in diesem Kapitel folgen, dass Mephi-Boseth einen Sohn hatte.

Essen: Du sollst täglich bei mir an der königlichen Tafel essen. (Will darum Gott der frommen Leute Kinder und Nachkommen, besonders aber derjenigen, die für das Vaterland und zur Beschützung der Kirche Gottes ihr Leben in die Schanze geschlagen und verloren haben, gnädiglich erhalten und ernähren. Und erweckt immer fromme Leute, die sich solcher verlassenen Waisen mit höchstem Fleiß und Treuen annehmen.)

8. Er aber betete an und sprach: Wer bin ich, dein Knecht, dass du dich wendest zu einem toten Hunde, wie ich bin?

Betet an: Das ist: Er hat sich abermals vor großer Demut tief gegen dem König geneigt und hat ihm einen Fußfall getan.

Hunde: Als wollte er sagen: Ich erkenne, dass ich ein elender, verachteter Mensch bin, und achte mich selber nicht würdig, dass deine königliche Majestät sich meiner annehmen und so gnädig mit mir umgehen sollte. (Denn damals erlangen die arme Waisen und dergleichen verlassene Leute der Oberen Gunst und Gnade nicht, wenn sie ihrer Voreltern oder auch ihre eigenen Verdienste mit Verdruss her erzählen und viel Rühmens davon treiben, sondern viel mehr, wenn sie sich demütigen und gleichsam mit einem Fußfall um Gnade bitten.)

9. Da rief der König Ziba, dem Knaben Sauls und sprach zu ihm: Alles, was Sauls gewesen ist und seines ganzen Hauses, habe ich dem Sohn deines Herrn gegeben.

Knaben: Der vorzeiten des Sauls Diener oder Schaffner gewesen war.

Gewesen: Was er an liegenden Gütern eigentümlich innehatte und besessen.

Sohn: Oder Enkel, nämlich dem Mephi Boseth, dass er es zukünftig besitzen soll. Und sollst du sein Schaffner oder Haushalter sein.

10. So arbeite ihm nun seinen Acker, du und deine Kinder und Knechte und bringe es ein, dass es deines Herrn Sohnes Brot sei, dass er sich nähre; aber Mephiboseth, deines Herrn Sohn, soll täglich das Brot essen auf meinem Tisch. Ziba aber hatte fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte.

Arbeite: Diene ihm treulich und halte den Acker im Bau.

Bringe: Dass du fleißig einsammelst, was ihm das Jahr über an Früchten auf dem Felde gewachsen ist.

Nähre: Mit seinem Personal und alles überflüssig habe, was er bedarf.

Tisch.: (Gleichwie aber David um Jonathan willen seinem Sohn Mephi-Boseth Gutes tut: Also sollen wir um Christi willen, wenn wir denselben wahrhaftig lieben, uns um unseren Nächsten wohl verdienen. Und gleichwie es dem Mephi-Boseth nicht zu Nachteil gereicht, dass er einen tyrannischen Großvater hatte, also sollen wir die elenden verlassenen Leute, wenn sie fromm sind, nicht verstoßen um ihrer Vorfahren Bosheit willen.)

Knechte: Also dass er diese Sachen, die ihm vom Könige anbefohlen war, wohl aufwarten konnte.

11. Und Ziba sprach zum Könige: Alles, wie mein Herr, der König, seinem Knechte geboten hat, so soll sein Knecht tun. Und Mephiboseth esse auf meinem Tisch, wie der Königs Kinder eins.

Alles: Ich will seine Äcker treulich und fleißig bauen. Zeigt also dieser Haushalter viel Frömmigkeit und Treue, da er doch ein Schalk in der Haut war, wie aus dem später folgendem 16. Kapitel zu sehen, da er seinen Herrn Mephi-Boseth durch sein falsches Angeben und Verleumden schier um all sein Hab und Gut brachte und böslich betrogen hätte, aber dennoch den halben Teil ihm abgezwackt und an sich gebracht {2Sam 17}. (Zu wünschen wäre es aber, dass dieser Schaffner oder Haushalter keine Brüder und Nachkommen hinter sich gelassen, die ihren Herren allein vor Augen dienen und unterdes nur ihren Nutzen suchen, auch oftmals ihre Herren in Jammer und Not bringen.)

Wie der: Als wollte er sagen: Ich lobe, o König, deine große Gnade und Guttat, die du meinem Herrn erzeigst, dass er entweder mit dir wie der jungen Herren einer an der Tafel esse, oder dass ich ihm eine besondere Tafel zurichte.

12. Und Mephiboseth hatte einen kleinen Sohn, der hieß Micha. Aber alles, was im Hause Zibas wohnte, das diente Mephiboseth.

Sohn: Weil er demnach Weib und Kinder hatte und eine besondere Haushaltung, denen er ihre Nahrung auch verschaffen und mit notdürftiger Unterhaltung versehen müssen, so hat der König David recht und wohl getan, dass er ihm seines Großvaters Güter wieder eingeräumt, ob er wohl für seine Person seinen Tisch zu Hof hatte.

13. Mephiboseth aber wohnte zu Jerusalem, denn er aß täglich auf des Königs Tisch; und hinkte mit seinen beiden Füßen.

Zu Jerusalem: Da er ein Haus kauft oder bestanden, weil er täglich gen Hof gegangen. Da unterdes Ziba außerhalb seiner Güter, wo sie gelegen, gebaut und bewohnt hat.

Hinkt: Nichtsdestoweniger nahm ihn der König zu sich an seine königliche Tafel. (Und sehen wir heutzutage, dass aus Gottes Schickung die Könige und Fürsten oftmals aus Freigiebigkeit an ihren Höfen dergleichen Elend und armselige Leute halten, welche entweder aus Mangel des Verstandes oder von wegen Schwachheit des Leibes mit ihrer Handarbeit sich nicht ernähren können, als da sind Zwerge, Toren und dergleichen.)


Das 10. Kapitel


1. Der Ammoniter König schändet des Davids Gesandten. v. 1. 2. Und fängt danach einen Krieg wider ihn an. v. 5. 3. Aber sein Kriegs Heer wird von des Davids Kriegsleuten zweimal geschlagen und überwunden. v. 7.

1. Und es begab sich danach, dass der König der Kinder Ammon starb; und sein Sohn Hanon wurde König an seiner statt {1Chr 20v1}.

König: Der sich um den David wohl verdient hatte, da derselbe noch im Elend herumgezogen.

Hanon: Eines weisen und verständigen Königs ungeschickter närrischer Sohn, wie aus dem, was später folgt, zu lesen ist, welches zwar nichts Seltsames ist.

2. Da sprach David: Ich will Barmherzigkeit tun an Hanon, dem Sohn Nahas, wie sein Vater an mir Barmherzigkeit getan hat. Und sandte hin und ließ ihn trösten durch seine Knechte über seinen Vater. Da nun die Knechte Davids ins Land der Kinder Ammon kamen,

Tun: Ich will ihm Liebe und Treue erzeigen.

Getan: Da ich im Elend herumzog. Denn obwohl den Israeliten nicht zugelassen, sondern vielmehr verboten war, mit den Ammonitern Bündnisse zu machen oder sich unter sie zu verheiraten, sie auch zu keinen gemeinen Ämtern im Volk Gottes durften kommen lassen {5Mos 23} so ist doch einer besonderen Person im Volk Israel frei gestanden, mit einem Ammoniter eine besondere Freundschaft zu halten. (Und gebührt jedermann, dass man sich dankbar erzeige, besonders aber steht Fürsten und Herren solche Tugend wohl an und denen man es bei ihren Lebzeiten nicht vergelten kann, soll man doch nach ihrem Absterben ihren Kindern und Nachkommen, wenn wir Gelegenheit haben, Gutes erzeigen.)

Knechte: Oder Gesandten. Denn es haben die Könige und Fürsten den Brauch, dass sie zu der verstorbenen Fürsten Erben und Nachkommen ihre Gesandten abfertigen, welche sie von wegen ihrer Herren klagen und ihretwegen ihnen alle Freundschaft, Hilfe und Beistand zu leisten versprechen.

3. sprachen die Gewaltigen der Kinder Ammon zu ihrem Herrn Hanon: Meinst du, dass David deinen Vater ehre vor deinen Augen, dass er Tröster zu dir gesandt hat? Meinst du nicht, dass er darum hat seine Knechte zu dir gesandt, dass er die Stadt erforsche und erkunde und umkehre?

Gewaltigen: Das ist: Die Landherren und Regimentsräte, welche bei dem Könige das größte Ansehen hatten.

Ehre: Als wollten sie sagen: Wer wollte glauben, dass der König David der Ursache halben seine Gesandten zu dir abgefertigt habe, damit er zu verstehen gebe, wie viel und hoch er von deinem Vater gehalten?

Erforsche: An welchem Ort sie am leichtesten zu erobern sei, dass er danach ein Kriegsvolk sammle und uns überziehe, kannst du das nicht riechen, so hast du freilich Schuppen vor den Augen. (Also finden sich immer an Fürsten- und Herrenhöfen, die viel eher das ärgste als das Beste zur Sache raten und ein großes Unglück dadurch anrichten.)

4. Da nahm Hanon die Knechte Davids und beschor ihnen den Bart halb und schnitt ihnen die Kleider halb ab bis an den Gürtel und ließ sie gehen.

Da Name: Nämlich weil er seiner Räte falschem Anbringen Glauben gab.

Bart halb: Also dass sie auf der einen Seite des Angesichts einen Bart hatten und auf der anderen gar keinen und also ganz hässlich verstellt und sehr ungestaltet waren. So war ohne das den Israeliten im Gesetz geboten, dass sie die Haare und den Bart nicht hässlich abschneiden sollten und also ihr Angesicht verstellen und ungestaltet machen.

Gürtel: Das ist: Er hat ihnen die Kleider so kurz verschneiden und abnehmen lassen, dass sie auch die Scham nicht mehr damit bedecken können. Denn man hat zur selben Zeit nicht Hosen getragen, wie wir, sondern lange Röcke, damit man sich ehrlich bedeckte.

Gehen: Nachdem sie vorgehörter maßen geschändet und geschmäht waren. Indem er auch wider aller Völker gemeines Recht gehandelt, dass er an den Gesandten sich vergreifen durfte. (Es sollen sich aber Fürsten und Herren vorsehen und hüten, dass sie von den Ohrenbläsern zu Hof sich nicht einnehmen lassen und anderen Fürsten eine Schmach beweisen. Denn es ist dieser Mutwille und Frevel dem Hanon übel ausgeschlagen. Auch haben die Christen hier zu lernen, dass es nichts Neues sei, wenn sie für ihre Guttaten von der Welt Undank empfangen und mit Schmach abgewiesen werden.)

5. Da das David wurde angesagt, sandte er ihnen entgegen; denn die Männer waren sehr geschändet. Und der König ließ ihnen sagen: Bleibt zu Jericho, bis euer Bart gewachsen, so kommt dann wieder.

Angesagt: Dass man mit seinen Gesandten so hässlich umgegangen sei.

Sehr geschändet: Also dass sie auch nicht ohne große Scham und Spott vor den Leuten sich durften sehen lassen.

Jericho: Welche Stadt auf der Grenze des Königreichs liegt. Und sind die Gesandten ohne Zweifel vortreffliche Männer gewesen, des Königs Räte und vornehmen Amtleute. Darum, auf dass sie bei den anderen Hofleuten wie auch bei dem gemeinen Mann nicht in Verachtung kämen, so hat sie der König also ungestaltet nicht wollen vom Hof kommen lassen. (Denn es ist den Fürsten viel daran gelegen, dass ihre Räte ein Ansehen haben.)

6. Da aber die Kinder Ammon sahen, dass sie vor David stinkend waren worden, sandten sie hin und dingten die Syrer des Hauses Rehob und die Syrer zu Zoba, zwanzigtausend Mann Fußvolks und von dem König Maacha tausend Mann und von Istob zwölftausend Mann.

Stinkend: Dass sie Davids Gemüt von ihnen abgewendet hatten: Obwohl David die Sache und Rache Gott befahl und kein Kriegsheer sammelte, weil sie aber doch von anderen Leuten urteilten, wie sie selber gesinnt waren, so konnten sie sich keine andere Rechnung machen, denn dass David solche große Schmach nicht würde ungerächt lassen, darum sie ihm mit einer großen Kriegsmacht zuvorkommen gedachten.

Hauses Rehob: Das ist: Welche Syrer des fürstlichen Geschlechts Rehob Untertanen waren.

Zoba: In derselben Landschaft.

Istob: Einen König in Syrien, also genannt. Mit solchem Kriegsheer gedachten sie den David anzufallen, gerade als ob ein böses Stück durch ein ärgeres verbessert würde, da sie doch das vorige viel mehr hätten sollen abbitten. (Aber wenn die Gottlosen eine Sünde begangen haben, so häufen sie dieselben aus einem närrischen Bedenken noch mit anderen mehr, dazu auch wohl gröberen Missgriffen.)

7. Da das David hörte, sandte er Joab mit dem ganzen Heer der Kriegsleute.

Hörte: Wie man nämlich sich wider ihn rüstete.

Heer: Die besten und auserlesensten Männer.

8. Und die Kinder Ammon zogen aus und rüsteten sich zum Streit vor der Tür des Tors. Die Syrer aber von Zoba, von Rehob, von Istob und von Maacha waren allein im Felde {1Chr 20v10}.

Tors: Nämlich vor der Ammoniter königlichen Hauptstadt.

Allein: Das ist: Sie hielten besonders an einem Ort, ein jeder mit seinem Kriegsvolk, also dass die Israeliten wider zwei Kriegsheere streiten mussten. (Aber es hilft keine Hilfe noch Rat wider den Herrn.)

9. Da Joab nun sah, dass der Streit auf ihn gestellt war, vorne und hinten, erwählte er aus aller jungen Mannschaft in Israel und rüstete sich wider die Syrer.

Junger Mannschaft: d. i. Er nahm die besten Kriegsleute und größte Macht unter seinem Regiment und Fahnen und stellt sie den Syrern entgegen, weil daher die größte Gefahr zu besorgen war.

10. Und das übrige Volk tat er unter die Hand seines Bruders Abisai, dass er sich rüstete wider die Kinder Ammon;

Abisai: Den er über das anderer Volk zum Feld-Obersten setzte.

Kinder Ammon: Welche nicht so mächtig waren als die Syrer, darum man auch nicht so viel Kriegsvolk wider sie bedürfte.

11. und sprach: Werden mir die Syrer überlegen sein, so komm mir zu Hilfe; werden aber die Kinder Ammon dir überlegen sein, so will ich dir zu Hilfe kommen.

Hilfe: Also dass du etliche von deinem Volk nimmst und mir zuschickst, welche die Feinde entweder von hinten zu oder auf der Seiten angreifen, damit ich ihrer Gewalt von vorne her desto besser aufhalten möge.

Ich dir: (Es hilft aber viel zum Sieg, wenn die Obersten miteinander eins sind und einander treu beistehen. Eine solche brüderliche Einigkeit soll sich auch bei den reinen Kirchendienern finden, des Satans Reich zu bekämpfen und sollen alle Christen einander zu helfen sich bemühen.)

12. Sei getrost und lass uns stark sein für unser Volk und für die Städte unseres Gottes; der Herr aber tue, was ihm gefällt!

Städte: Dass wir zur Erhaltung des israelitischen Königreichs streiten und uns tapfer wehren.

Gefällt: Als wollte er sagen: Den Ausgang des Krieges wollen wir Gott heimstellen, der wolle es alles richten zu seines Namens Ehre und Ausbreitung. (Denn wir sollen ein jeder in seinem Beruf unser Amt fleißig verrichten und Gott die Sache heimstellen, was er für einen Fortgang damit geben wolle. Und sieht man hier, dass bei einem Kriegsmann, der sonst grausam und tyrannisch gewesen, noch ein Fünklein der Gottseligkeit gefunden wurde.)

13. Und Joab machte sich herzu mit dem Volk, das bei ihm war, zu streiten wider die Syrer; und sie flohen vor ihm.

Flohen: Denn Gott der Herr, welchem Joab den Ausgang anheimgestellt hatte, nahm ihnen den Mut, dass sie nicht widerstehen konnten.

14. Und da die Kinder Ammon sahen, dass die Syrer flohen, flohen sie auch vor Abisai und zogen in die Stadt. Also kehrte Joab um von den Kindern Ammon und kam gen Jerusalem.

Syrer: Auf die sie all ihre Hoffnung gesetzt hatten. (Denn welche sich auf Menschen verlassen und Gott nicht trauen, die werden zuschanden.)

Kam: Als ein siegreicher Überwinder, der die Sache wohl ausgerichtet und einen berühmten Namen davon gebracht hatte.

15. Und da die Syrer sahen, dass sie geschlagen waren von Israel, kamen sie zuhauf.

Geschlagen: Weil sie derselben Gewalt nicht aufhalten, noch vor ihnen bestehen können.

Zuhauf: Dass sie einen neuen Krieg wider die Israeliten anfingen und mit einer löblichen Heldentat ihre vorige empfangene Schmach und Schaden rächten. (Also tut der Satan, unser geistlicher Feind auch, wenn er gleich in der ersten oder anderen Versuchung abgetrieben wird, dass er den Sieg nicht erhält, so kommt er dennoch mit neuen Versuchungen immer wieder gezogen und untersteht sich die Leute unter sein Joch zu bringen. Desgleichen tun auch die Feinde des Reiches Christi, wenn es in einem Weg ihnen nicht geraten, so greifen sie die Sache auf einen anderen Weg an, ob sie das Reich Christi, die christliche Kirche, könnten zugrunde richten oder doch zum wenigsten irre machen und hindern.

16. Und Hadadeser sandte hin und brachte heraus die Syrer jenseits des Wassers und führte herein ihre Macht; und Sobach, der Feldhauptmann Hadadesers, zog vor ihnen her.

Hadad Eser: Der König in Syrien.

Wassers: Welche nämlich über den Fluss Euphratem wohnten.

Macht: Die besten Kriegsleute, so auserlesen und der rechte Kern waren.

17. Da das David wurde angesagt, sammelte er zuhauf das ganze Israel und zog über den Jordan und kam gen Helam. Und die Syrer rüsteten sich wider David, mit ihm zu streiten.

Ganze: Dass er ein großes Volk zusammen brachte, denn es ein sehr gefährlicher Krieg war.

Helam: Denn er zog dem Feind entgegen in sein Land, weil er ratsamer erachtete, in der Feinde Land kriegen und dasselbe verwüsten, als dass die Feinde kämen und mit Brennen, Rauben und Morden ins Land Israel allen Mutwillen trieben.

18. Aber die Syrer flohen vor Israel; und David erwürgte der Syrer siebenhundert Wagen und vierzigtausend Reiter; dazu Sobach, den Feldhauptmann, schlug er, dass er dort starb.

Wagen: Denn der Syrer beste Kriegsleute stritten von den Wagen.

Starb: Einen solchen Ausgang pflegt es zu gewinnen mit denen, die von Sünden nicht abstehen wollen, wenn sie gleich von Gott gezüchtigt worden.

19. Da aber die Könige, die unter Hadadeser waren, sahen, dass sie geschlagen waren vor Israel, machten sie Frieden mit Israel und wurden ihnen untertan. Und die Syrer fürchteten sich, den Kindern Ammon mehr zu helfen.

Könige: Oder Fürsten, die dem Hadad Eser zu Hilfe zugezogen waren.

Untertan: Das ist: Sie begehrten vielmehr dem König David zu gehorchen als unter dem Hadad Eser wider die Israeliten unglücklich zu streiten. Es hat aber David solche großen Taten nicht verrichtet, dass er sich auf seine Kraft oder Stärke und große Macht verlassen, sondern dass er der göttlichen Verheißungen sich getröstet, da zu den Israeliten im Gesetz gesagt war: Wenn du in einen Krieg ziehst wider deine Feinde und siehst Ross und Wagen des Volkes, das größer ist denn du, so fürchte dich nicht vor ihnen, denn der Herr dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, ist mit dir {5Mos 20}. (Weil demnach auch wir die Verheißung haben, dass die Pforten der Hölle wider die Kirche Gottes nichts werden können ausrichten {Mt 16}, so sollen wir unter unserem Könige Christo tapfer streiten wider alle Anläufe und Versuchungen des Teufels und dessen gänzlich vergewissert sein, dass wir endlich einen seligen und herrlichen Sieg davon bringen werden {Röm 8}.)


Das 11. Kapitel


1. Joab überwindet die Ammoniter und belagert die Stadt Rabba. v. 1. 2. Unterdes begeht David einen Ehebruch mit Bath Seba, des Uria Weib. v. 5. 3. Und verschafft, dass ihr Mann Uria im Krieg erschlagen werde. v. 14. 4. Danach nimmt er die Bath Seba zum Weibe, welche ihm einen Sohn gebiert, den sie im Ehebruch von ihm empfangen hatte. v. 26.

1. Und da das Jahr um war, zur Zeit wenn die Könige pflegen auszuziehen, sandte David Joab und seine Knechte mit ihm und das ganze Israel, dass sie die Kinder Ammon verderbten und belegten Rabba, David aber blieb zu Jerusalem {1Chr 20v8 , 21v1}.

Und da: Jetzt werden des Königs Davids große Sünden, darin er gefallen, als der Ehebruch und Totschlag, beschrieben.

Um war: Dass seither dem vorigen Kriege ein Jahr verflossen war.

Ziehen: Denn es ist nicht eine jede Zeit des Jahres möglich dazu, dass man Krieg führen könne.

Knechte: Nämlich die vornehmsten Befehlshaber unter den Israeliten, als da sind Rittmeister, Fähnrich und dergleichen.

Ganze: Nämlich die besten und auserlesenen Kriegsleute aus dem israelitischen Volk, dass er die Ammoniter wiederum überzöge, gleichwie sie ihm zuvor getan hatten. Und war es dem David zugelassen, besonders weil man ihm Ursache gab, dass er die gottlosen Heiden vertilgen möchte.

Verderbten: Mit Verwüstung ihres Landes und Verheerung der kleineren Städte und Dörfer, welche sie in Brand steckten und die Einwohner darin erwürgten.

Rabba: Welches die Hauptstadt und der königliche Sitz war.

Bleib: Weil ihm nicht zweifelte, Joab würde die Sache recht ausrichten und den Krieg glücklich zum Ende bringen.

2. Und es begab sich, dass David um den Abend aufstand von seinem Lager und ging auf dem Dach des Königshauses und sah vom Dach ein Weib sich waschen; und das Weib war sehr schöner Gestalt.

Aufstand: Denn es pflegten die Alten vorzeiten mittags Ruhe zu halten, obwohl die Ärzte einen solchen Schlaf selten loben.

Dach: Denn man baute im jüdischen Lande die Dächer eben, dass man darauf gehen konnte, wie bei uns die Altanen sind und in Welschland dergleichen noch viel gefunden werden. War deswegen David damals sicher und müßig, welche Gelegenheit der böse Feind wahrgenommen, dass er eine so hohe und heilige Person in einen Ehebruch stürzte. (Daher man recht sagt: Müßiggang ist des Teufels Haupt küssen, und bringt nichts Gutes.)

Waschen: Denn die jüdischen Weiber pflegten, nachdem ihr monatlicher Fluss aufgehört, sich im Wasser zu baden, wie sie auch noch heutigentags tun, dass sie den ganzen Leib in fließendes Wasser eintunken. Darum sie der König allerdings nackt und bloß wird gesehen haben, aus welchem Anschauen er zur unzüchtigen Liebe gereizt wurde, dass er begehrt hat bei ihr zu schlafen. (Sollen wir uns deswegen nicht allein vor dem Ehebruch, sondern auch vor dem unzüchtigen Anschauen hüten und unseren Augen nicht zu viel nachhängen. Denn wer ein Weib ansieht, ihr zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen im Herzen {Mt 5}. Und schöne Gestalt und Keuschheit sind nicht immer beisammen.)

3. Und David sandte hin und ließ nach dem Weibe fragen und sagen: Ist das nicht Bathseba, die Tochter Eliams, das Weib Urias, des Hethiters?

Sandte: Nämlich einen zu solchem Handel tauglichen, aber bösen Menschen.

Ist das: Denn es zweifelte David noch etlichermaßen daran, ob es des Uria Weib wäre oder nicht, darum begehrt er solches durch eine dazu abgerichtete Person zu erkundigen, es macht aber dies des Davids Sünde nur desto größer. Denn weil er die Mutmaßung gut hatte, dass sie würde verheiratet sein, so hätte er alsbald alle Gedanken von ihr abwenden und sich aus dem Sinn schlagen sollen, weil er wusste, dass er ohne große Sünde nicht mit ihr zuhalten könnte. Aber er fährt fort in seinem einmal gefassten Sinn und begehrt ihrer, sie sei gleich verheiratet oder nicht.

4. Und David sandte Boten hin und ließ sie holen. Und da sie zu ihm hineinkam, schlief er bei ihr. Sie aber reinigte sich von ihrer Unreinigkeit und kehrte wieder zu ihrem Hause {3Mos 15v18 , v19}.

Boten: Welche auch Unrecht daran getan, dass sie dem Könige in Verrichtung einer unehrlichen Sache gehorsam leisteten: Aber dergleichen Diener sind an Fürsten- und Herren-Höfen leicht zu finden, welche viel eher zu bösen als zu guten Sachen sich gebrauchen lassen.

Holen: Ohne Zweifel, dass er sie heimlich oder doch mit einem ehrlichen Schein lassen gen Hof fordern, damit nicht jedermann wüsste, was dies Weib zu Hof zu verrichten hätte.

Reinigt: Dies wird daneben mit eingeführt und ist eben das, davon zuvor gesagt wurde. Dass damals, da der König David sie beschlafen, das Weib von ihrem monatlichen Fluss sei befreit und rein gewesen, darum sie sich gewaschen und gebadet, wie zuvor gemeldet und also sich gereinigt hatte. Deshalb sie auch bald von des Davids Beischlaf empfangen, weil, wenn die Weiber aufhören zu fließen, so empfangen sie ganz leicht. (Und sollen wir aus dieser des Davids Tat des Teufels Gewalt und unseres Fleisches verdorbenen Natur erkennen lernen, welches ganz leicht in gräuliche Schande und Laster gestürzt wird, wo Gott nicht mit seiner gnädigen Hand über uns hält und uns regiert. Darum sollen wir wachen und beten, dass wir in den Versuchungen nicht unten liegen. Wenn wir aber je gefallen sind, so sollen wir nicht verzagen, sondern aus des Davids, als eines heiligen und frommen Mannes, schwerem Fall Trost und Erinnerung nehmen.)

5. Und das Weib wurde schwanger und sandte hin und ließ David verkündigen und sagen: Ich bin schwanger worden.

Sandte: Denn als die Bathseba aus gewissen Anweisungen befunden, dass sie vom David empfangen hätte, hat sie sich besorgt, weil ihr Ehemann nicht daheim und im Kriege war, dass aus einer zur Unzeit hervorkommenden Geburt jedermann kundwürde, wie sie die Ehe gebrochen, darum sie in großen Ängsten gewesen und nicht weiter konnte, denn dass sie dem David es müssen zu wissen tun, damit er auf Mittel und Wege bedacht wäre, welchergestalt eine solche Tat könnte vertuscht werden und verborgen bleiben.

Sagen: Durch eine vertraute Person.

Schwanger worden: Nämlich von dir, darum magst du wohl darauf bedacht sein, wie du der Sache Rat schaffst, damit du deinen guten Namen behaltest und ich in Ehren bleibe, auch meines Lebens möge gesichert sein. Denn der Ehebruch wurde im Alten Testament mit dem Tode gestraft.

6. David aber sandte zu Joab: Sende zu mir Uria, den Hethiter. Und Joab sandte Uria zu David.

Sende: Denn es hat David kein besseres Mittel gefunden, den Ehebruch zu verheimlichen, als wenn er ihren Ehemann ließe aus dem Kriege heimfordern, damit durch solche Gelegenheit, wenn er sich bei seinem Weibe aufhielte, es das Ansehen gewänne, als wäre der Mann selber des Kindes rechter Vater und könnte man keinen Argwohn des Ehebruchs halben haben. Wollte also dem Kinde einen anderen Vater geben.

Hethiter: Der mit dir in Krieg gezogen ist und unter deiner Fahnen liegt.

7. Und da Uria zu ihm kam, fragte David, ob es mit Joab und mit dem Volk und mit dem Streit wohl zustünde.

Wohl zustünde: Ob es den Hauptleuten und ihrem unterhabenden Kriegsvolk noch wohl ging. Welches doch David nicht darum fragt, als ob er um den Zustand seines Kriegsvolks nicht wüsste, sondern es war nur eine vorgewandte Scheinrede, als ob Uria darum vom Könige berufen wäre, dass der König von einem tapferen Mann etwas gewisses erfahren könnte, wie es im Kriege zuginge.

8. Und David sprach zu Uria: Gehe hinab in dein Haus und wasche deine Füße. Und da Uria zu des Königs Haus hinausging, folgte ihm nach des Königs Geschenk.

Sprach: Nachdem er ihn von den Kriegssachen genug gefragt hatte.

Haus: Dass du dich von der Reise wieder erholst, darum will ich dich nicht länger aufhalten, denn du ohne Zweifel müde bist von der Reise und wird dich verlangen zu sehen, wie es in deiner Haushaltung zugehe, davon du lange fortgewesen bist.

Geschenke: Denn es schickte ihn der König ein oder zwei Nachrichten ins Haus und verehrte ihn damit, weil er hoffte, wenn er mit seinem Weibe würde zu Nacht essen und mit köstlicher Speise sich laben, dass er mit seinem Weibe sich erlustigen würde. (Und hat man sich hier über des Davids und der Bathseba Unbesonnenheit wohl zu verwundern. Denn es bedenkt ihrer keiner an eine Buße, sondern trachten nur beide dahin, wie sie ihren Ehebruch verbergen mögen.)

9. Und Uria legte sich schlafen vor der Tür des Königshauses, da alle Knechte seines Herrn lagen und ging nicht hinab in sein Haus.

Hause: Das ist: Er blieb vor des Königs Palast oder Schloss bei denen, die darin ihre ordentliche Wache hielten, weil er dachte, es würde sich nicht gebühren, dass er daheim mit seinem Weibe gut Leben hätte, da unter des das israelitische Kriegsvolk draußen im Lager der Feinde halben alle Augenblick in Gefahr stehen und nie sicher war, wie er denn später, da ihn der König darüber zu Rede stellt, selber die Ursache vorwendet.

10. Da man aber David ansagte: Uria ist nicht hinab in sein Haus gegangen, sprach David zu ihm: Bist du nicht über Feld hergekommen? Warum bist du nicht hinab in dein Haus gegangen?

Ansagte: Nämlich des anderen Tages, weil sich ihrer etliche darüber verwundert, dass er nicht begehrt nach seiner Haushaltung zu sehen.

Warum: Will so viel sagen: Obwohl es der Brauch ist, dass etliche meiner Diener vor meinem Palast die Wacht zu halten pflegen, so begehre ich doch solches keineswegs von dir, weil du jetzt eine lange Zeit von Haus gewesen, dazu gestern allererst gereist bist, darum hättest du dich wohl mögen heim in dein Haus verfügen und darin ruhen, dass du dich von der Reise wiederum erholtest. (Hier sieht man, wie demütig und freundlich der König seinem Untertanen zusprechen und herzen muss, weil er ein böses Gewissen hat. Also geht es einer Obrigkeit, die sich an ihre Untertanen vergreift und wider sie sündigt.)

11. Uria aber sprach zu David: Die Lade und Israel und Juda bleiben in Zelten und Joab, mein Herr und meines Herrn Knechte liegen zu Felde; und ich soll in mein Haus gehen, dass ich äße und tränke und bei meinem Weibe läge? So wahr du lebst und deine Seele lebt, ich tue solches nicht.

Zelten: Als wollte er sagen: Weil die Lade Gottes jetzt unter kein Dach ist, sondern im Feldlager unter ein Zelt steht, damit die Priester nach Beschaffenheit der Sachen den Herrn nach Rat fragen, wie man es in diesem Kriege wider die Feinde angreifen soll. Dazu eine große Menge Kriegsleute von den Israeliten mit ihrem Feldobersten Joab und anderen Hauptleuten im Lager unter den Zelten sich enthalten, so würde es mir, als einem tapferen Kriegsmann, übel anstehen, dass ich bei solchem Zustande unterdes der Wollust mit meinem Weibe pflegte.

Lebt: So wahr (will er sprechen) ist auch das, was ich jetzt sagen will.

Solches nicht: Dass ich der Wollust nachhängen sollte, ehe der Krieg vollführt und glücklich zum Ende gebracht worden. (Denn es ist nicht löblich, wenn er im Sause lebt, da unterdes seine benachbarten Christen und Mitbürger in Leibes- und Lebensgefahr stecken, denen wir mit unserem inbrünstigen Gebet richtig sollten zu Hilfe kommen.)

12. David sprach zu Uria: So bleib heute auch hier, morgen will ich dich lassen gehen. So blieb Uria zu Jerusalem des Tages und des anderen dazu.

So bleib: Weil David nur damit umging und sich bemühte, dass er seine begangene Sünde verbergen möchte, so versucht er noch einmal den Uria mit guten Worten und freundlichem Erbieten dahin zu reizen, dass er bei seinem Weibe schliefe. (Und wäre es zu wünschen, dass wir unseres Nächsten Sünde so fleißig als die unsere zu verhehlen uns unterstünden.)

Gehen: Dass du wieder ins Lager kommst.

Des Tages: Dass er nicht zu seinem Weibe einkehrte.

Anderen: Welches der dritte Tag war, den er da blieb und wartete, wenn er vom Könige abgefertigt und ihm befohlen würde, dass er wieder sollte ins Lager umkehren, da unterdes der König dergleichen tat, als hätte er mit anderen Sachen zu schaffen.

13. Und David lud ihn, dass er vor ihm aß und trank; und machte ihn betrunken. Und des Abends ging er aus, dass er sich schlafen legte auf sein Lager mit seines Herrn Knechten; und ging nicht hinab in sein Haus.

Vor ihm: An seiner königlichen Tafel.

Trunken: Denn er hoffte, dass er in trunkener Weise zu seinem Weibe gehen und mit ihr beizuliegen ihm würde gelüsten lassen. (Also werden Sünde mit Sünden gehäuft und keineswegs zugedeckt.)

Lager: Da er sonst bisweilen zu ruhen pflegte, eher es mit der Wacht an ihn kam, dass er vor dem Palast des Königs wachen sollte. (Denn es hat keinen Fortgang, wenn man gleich die allerlistigsten und geschwindesten Fündlein hervorsucht, damit man gemeint, seine Sünde zu bemänteln und zu beschönigen. Denn Gott weiß die heimliche Sünde wunderbarerweise ans Licht zu bringen.)

14. Des Morgens schrieb David einen Brief zu Joab und sandte ihn durch Uria.

Brief: Weil David sah, dass solchergestalt, wie er es bisher angriffen, seine Sünde nicht konnte verborgen bleiben, so erdenkt er ganz einen grausamen und mörderischen Anschlag, dass nämlich Uria aus dem Wege geräumt und umgebracht werde, damit niemand sei, der die Ehebrecherin später anklage und er einen freien Zugang zu ihr behalte. Und weil Uria die ganzen zwei Tage über nicht zu seinem Weibe gehen wollte, hat David sich vielleicht besorgt, er möchte von seines Weibes Ehebruch etwas gemerkt und einen Argwohn auf sie gefasst haben, deshalb er nicht mit ihr beiliegen wollte, damit er sie einmal eins, wenn die Zeit herum käme, dass sie gebären sollte, des Ehebruchs überzeugen könnte und die Gesetze um Hilfe anschreien, solche Übeltat zu rächen.

15. Er schrieb aber also in den Brief: Stellt Uria an den Streit, da er am härtesten ist und wendet euch hinter ihm ab, dass er erschlagen werde und sterbe.

Härtesten: An einen sehr gefährlichen Ort.

Erschlagen: Nämlich von den Feinden. Dies war eine noch viel größere Sünde als die vorige: Denn es verrät David einen unschuldigen und frommen Mann, der dazu ein guter Kriegsmann war und überliefert ihn den Feinden auf die Fleischbank, dessen Weib er zuvor geschändet, welches viel eine gräulichere Tat war, als wenn er ihn mit seiner eigenen Hand erwürgt hätte. Übergibt auch zugleich viele andere Leute in den Tod, die im selben gefährlichen Streit mit Uria draufgegangen und umgekommen sind. Und handelt darüber der König noch ganz unbedachtsam und unweislich, dass er den Brief dem Uria selbst vertraut, gerade, als ob er ihn nicht hätte können aufbrechen und lesen, danach aussetzen und den König seiner Treulosigkeit halben beschuldigen? (So groß ist des Teufels List und Bosheit, dass, wenn er den Menschen einmal zu Fall gebracht, er denselben zu mehr und größeren Sünden antreibt, der Meinung, dass er die erste Sünde vor den Leuten begehrt zu verbergen. Benimmt auch dem Menschen alle Sinn und Gedanken, dass er nicht sieht noch versteht, wie er nicht allein böse, sondern auch unvorsichtig handelt.)

16. Als nun Joab um die Stadt lag, stellte er Uria an den Ort, da er wusste, dass streitbare Männer waren.

Stellt: Nämlich nachdem er des Königs Schreiben empfangen und die Stadt zu stürmen anfing.

17. Und da die Männer der Stadt herausfielen und stritten wider Joab, fielen etliche des Volkes von den Knechten Davids und Uria, der Hethiter, starb auch.

Fielen etliche: Weil dem Joab nicht Ernst war, dass er begehrte großen Widerstand zu tun, darum er die Seinen mit Willen in der Gefahr stecken lies, dass sie vom Feinde umgebracht wurden, an welcher Tod David und Joab schuldig war. Denn obwohl Joab vor den Menschen etlichermaßen könnte entschuldigt werden, dass er durch des Königs Befehl gedrungen, Uria den Feinden hätte müssen zur Schlachtbank liefern und dass er in keinen Zweifel ziehen sollte, der König würde zwar dessen geheime, aber deutliche und erhebliche Ursachen gehabt haben, darum er den Uria zum Tode zu übergeben geurteilt. So hätte dennoch Joab in ein solches Begehren nicht willigen sollen, weil es ein böses Beispiel geben möge, dass man nämlich einen Menschen unerhörter Sachen mit Hinterlist erwürgte. Besonders weil Joab merkte, dass dem Befehl des Königs nicht könnte nachgesetzt werden, es gingen denn etliche mehr mit dem Uria zugleich drauf, welche allerdings unschuldig waren, wenngleich Uria den Tod möchte verschuldet haben. (Denn der Fürsten und Herren Diener sind darum vor Gott nicht entschuldigt, wenn sie in Verrichtung solcher Sachen den Herren zu willen werden, welche weder recht noch richtig sind. Aber es werden derer viele gefunden, die in unehrbaren Sachen der Obrigkeit willigen Gehorsam leisten, da sie in rechtmäßigen und ehrlichen Verrichtungen sich derselben wohl widersetzen dürfen. Jedoch nimmt solcher unziemlicher Gehorsam zuletzt einen bösen Ausgang, wie an Joab zu sehen ist. Auch soll man hier Gottes große Langmütigkeit wahrnehmen, welcher es geschehen lässt und dazu durch die Finger sieht, dass ein frommer Bürger, so jämmerlich und verräterischer Weise in seiner Unschuld ums Leben gebracht wird.)

18. Da sandte Joab hin und ließ David ansagen allen Handel des Streits.

Des Streits: Was sich, indem sie die Stadt zum Sturm angelaufen, zugetragen und wie sie mit ihrem Schaden wären wieder ab- und zurückgetrieben wurden.

19. Und gebot dem Boten und sprach: Wenn du allen Handel des Streits hast ausgeredet mit dem Könige

Handel: Wie wir in diesem zuletzt geschehenen Angriff und Anlauf kein Glück hatten und dass ihrer etliche von unseren Kriegsleuten auf dem Platz geblieben sind, die mit der Haut büßen müssen.

20. und siehst, dass der König erzürnt und zu dir spricht: Warum habt ihr euch so nahe zur Stadt gemacht mit dem Streit? Wisst ihr nicht, wie man pflegt von der Mauer zu schießen?

Erzürnt: Dass wir so unglücklich gestritten.

Nahe: Da die Mauern zum Sturm noch nicht genug beschossen und von den Mauerbrechern noch nicht gefällt wurden.

Schießen: Mit Pfeilen wider diejenigen, so den Sturm anlaufen.

21. Wer schlug Abimelech, den Sohn Jerubbeseths? Warf nicht ein Weib ein Stück von einer Mühle auf ihn von der Mauer, dass er starb zu Thebez? Warum habt ihr euch so nahe zur Mauer gemacht? So sollst du sagen: Dein Knecht Uria, der Hethiter, ist auch Tod.

Abi Melech: Den König zu Sichem.

Jerub Beseth: Der sonst auch Jerub Baal und Gideon geheißen.

Thebez: Wie solche geschieht Jud. 9. zu finden.

Sagen: Wenn nämlich der König diese vorerzählten oder dergleichen Reden im Zorn wider uns ausstoßen wird.

Auch Tod: Denn er über solchem Stürmen auch umgekommen ist. Es wusste aber Joab wohl, dass der König durch solche Nachricht von des Uria Tode würde wiederum versöhnt werden und den Zorn fallen lassen.

22. Der Bote ging hin und kam und sagte an David alles, darum ihn Joab gesandt hatte.

23. Und der Bote sprach zu David: Die Männer nahmen überhand wider uns und fielen zu uns heraus aufs Feld, wir aber waren an ihnen bis vor die Tür des Tors.

Männer: Nämlich die Feinde, so einen Ausfall taten aus der Stadt.

Bis vor: Will so viel sagen: Wir wollten ihnen das Tor ablaufen und mit den Feinden zugleich in die Stadt dringen.

24. Und die Schützen schossen von der Mauer auf deine Knechte und töteten etliche von des Königs Knechten; dazu ist Uria, dein Knecht, der Hethiter, auch tot.

Schützen: Nämlich der Feinde, so zu Beschützung der Stadt auf der Mauern gestellt waren.

Schossen: Da wir uns ganz zu nahe zur Stadt machten.

Knechte: Das ist: Auf deine Kriegsleute.

Uria: Der Bote wartet mit seiner Nachricht von des Uria Tode nicht, bis der König entrüstet wird, sondern mildert den Zorn, weil er aus des Joabs Reden vermerkt, dass der König den Zorn würde fallen lassen, wenn er ihm des Uria Tod verkündigte. (Denn gleichwie ein kranker Mensch auch dem Geschirr feind ist, daraus er einen bitteren Arzneitrunk getan, also pflegt man auch diejenigen zu hassen, welche etwas Widerwärtiges verkündigen.), darum der Bote zwischen einer feindseligen Botschaft eine etwas anmutigere Nachricht mit untermengt.

25. David sprach zum Boten: So sollst du zu Joab sagen: Lass dir das nicht übel gefallen; denn das Schwert frisst jetzt diesen, jetzt jenen. Haltet an mit dem Streit wider die Stadt, dass du sie zerbrichst und seid getrost!

Nicht übel: Als wollte er sagen: Du darfst über solchen widerwärtigen Zufall nicht gleich erschrecken, denn das Glück ändert sich oft im Kriege. Es war aber David über der Nachricht von des Uria Tode ganz froh, obwohl er solche seine Freude vor dem Boten verhehlte, so gut er immer konnte.

Frisst: Auf solche Kirchweihen gibt man keinen anderen Ablass.

Haltet: Lass nicht nach (will er sagen) bis du sie gewinnest und einnimmst. (Hier hat man abermals des Davids große und fleischliche Sicherheit in Acht zu nehmen. Denn ihn des unschuldigen Uria tödlicher Abgang so ganz nicht bekümmert, dass er sich vielmehr darüber freut und bei sich selber heimlich frohlockt. Also ganz unholdselig, ja zu Unmenschen macht uns die Sünde, dass wir auch derjenigen Unfälle nichts achten, mit denen wir richtig ein christliches Mitleiden haben sollten. Es käme auch ein gefallener Sünder von sich selbst niemals wiederum zurecht, wo nicht Christus durch das Predigtamt des göttlichen Wortes und durch den Heiligen Geist das verlorene Schäflein wieder suchte und auf den rechten Weg brächte.)

26. Und da Urias Weib hörte, dass ihr Mann Uria tot war, trug sie Leid um ihren Hauswirt.

Leid: Da sie ohne Zweifel mit falschen Tränen ihn beweint hat. (Denn solche Weiber haben ihre Augen daran gewöhnt, dass dieselben weinen müssen, wenn sie wollen.)

27. Da sie aber ausgetrauert hatte, sandte David hin und ließ sie in sein Haus holen; und sie wurde sein Weib und gebar ihm einen Sohn. Aber die Tat gefiel dem Herrn übel, die David tat.

Ausgetrauert: Dass sie die Klage abgelegt, nachdem vielleicht nicht so ganz viel Monate verflossen waren.

Weib: (Es ist aber zugelassen, dass einer dieselbe ehelichen mag, wenn der Ehemann gestorben ist, mit welcher er zuvor die Ehe gebrochen hat. Denn sonst, wenn das nicht recht wäre, so hätte David die ganze Zeit seines Lebens, weil er die Bathseba bei sich und zur Ehe hatte, in einer Todsünde zugebracht, welches nicht zu sagen ist. Jedoch soll eine Obrigkeit solche Gesellen eine Zeit lang mit der Verweisung ins Elend strafen, zur Verhütung der Ärgernisse, damit es nicht das Ansehen gewinnen möchte, als hätten sie mit ihrer getriebenen Unzucht und begangenem Ehebruch noch eine Belohnung verdient und davon gebracht.)

Sohn: Den sie im Ehebruch von ihm empfangen hatte.

Übel: Das ist: Es ist solches des Davids Tun Gott sehr zuwider gewesen und er ein großes Missfallen daran hatte. Erstlich, dass er die Bathseba, des Uria Eheweib, geschändet und die Ehe mit ihr gebrochen, danach, dass er ihren Ehemann verräterischer Weise ermorden und umbringen ließ.


Das 12. Kapitel


1. Der Prophet Nathan bringt den König David durch ein Gleichnis zur Erkenntnis seiner Sünden. v. 1. 2. Darauf tut David Buße und erlangt Verzeihung. v. 13. 3. Kann aber doch seinem Sohn, den er im Ehebruch gezeugt, das zeitliche Leben nicht ausbitten. v. 15. 4. Salomo wird geboren und dem Propheten Nathan in seiner Zucht übergeben. v. 24. V. David erobert die Stadt Rabba, samt den anderen Städten der Ammoniter und bekommt einen großen Raub von ihnen, setzt auch des ammonitischen Königs Krone auf sein Haupt. v. 26.

1. Und der Herr sandte Nathan zu David. Da der zu ihm kam, sprach er zu ihm: Es waren zwei Männer in einer Stadt, einer reich, der andere arm.

Zu David: Dass er ihn von dem Irrwege abführte und wieder auf den rechten Weg brächte. Denn nachdem David so viele und große Sünden begangen, gedachte er dennoch an keine Buße. (Und erkennt zwar der Sünder sein Unrecht von selber nicht, wo ihn Gott nicht wiederum zur Buße leitete.)

Es waren: Mit diesem artigen Gleichnis bringt Nathan beim David so viel zuwege, dass er das Urteil wider und über sich selber fällt. Und hat zwar Nathan diese Botschaft nicht ohne Gefahr verrichtet, aber doch, weil es sein Beruf also erforderte, so zeigt er ihm seine Sünde an. (Denn das ist die erste Staffel der Bekehrung, wenn der Sünder zur Erkenntnis seiner Sünden gebracht wird.)

2. Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder;

3. aber der Arme hatte nichts denn ein einziges kleines Schäflein, das er gekauft hatte; und er nährte es, dass es groß wurde bei ihm und bei seinen Kindern zugleich; es aß von seinem Bissen und trank von seinem Becher und schlief in seinem Schoß und er hielt es wie eine Tochter.

Zugleich: Also dass er und seine Kinder ihre Lust mit dem Schäflein hatten und hatte es der Hausvater ganz lieb.

Hielt es: Das ist: Er hatte es so lieb, als wenn es seine Tochter gewesen wäre. Mit welchen Worten der Prophet die herzliche eheliche Liebe und Zuneigung des Uria gegen der Bathseba, seiner ehelichen Hausfrau, will zu verstehen geben.

4. Da aber dem reichen Mann ein Gast kam, schonte er, zu nehmen von seinen Schafen und Rindern, dass er dem Gast etwas zurichtete, der zu ihm kommen war und nahm das Schaf des armen Mannes und richtete es zu dem Manne, der zu ihm gekommen war.

Schont: Mit diesen und folgenden Worten malt der Prophet der Sachen überaus große Unbilligkeit ab. Das der König David viele, dazu schöne Weiber hatte, dennoch nichtsdestoweniger von der bösen Lust sich reizen und antreiben lassen, dass er nicht zu seiner Weibern einer gegangen, sondern des Uria einziges und liebstes Eheweib genommen und zuschanden gemacht hatte. (So oft deswegen solche Wandersleute und Gäste, als da sind, böse und unzüchtige Gedanken, bei uns einkehren wollen, so sollen wir ihnen kein Gehör geben, noch sie bei uns und in unsere Herzen zur Herberge aufnehmen, sondern dieselben bald abweisen oder mit einer ehrlichen ehelichen Beiwohnung stillen. Man findet aber auch wohl dergleichen Leute, welche, wenn sie gleich schöne und holdselige ehrliche Weiber daheim haben, dennoch viel lieber mit schandlosen ungestalteten Bälgen und Schleppsäcken zuhalten und also Leib und Seele miteinander ins Verderben stürzen, welches vielmehr eine unsinnige tolle Weise als rechtschaffene Liebe zu nennen ist.)

5. Da ergrimmte David mit großem Zorn wider den Mann und sprach zu Nathan: So wahr der Herr lebt, der Mann ist ein Kind des Todes, der das getan hat!

Ergrimmte: Denn er nicht anders meinte, der Prophet erzählte eine wahrhafte Geschichte, wie sich dieselbe verlaufen und wäre dem armen Mann sein Schaf genommen worden und dachte an kein Gleichnis.

Todes: Das ist: Er hat den Tod verschuldet, dass er so unbarmherzig mit dem armen Menschen umgegangen ist.

6. Dazu soll er das Schaf vierfältig bezahlen, darum dass er solches getan und nicht geschont hat.

Vierfältig: Dass er dem Armen vier Schafe für das eine Schaf, so er ihm genommen, wiedergebe, nach Laut des Gesetzes vom Diebstahl {2Mos 22}. Und hat es David davor gehalten, dass man die gewöhnliche Strafe des Diebstahls schärfen müsse, von wegen der Umstände solcher gräulichen Tat. (Und sieht man hier, wie ernste und scharfe Richter wir sind, wenn wir über fremde Sünden das Urteil sprechen sollen. Aber in unseren eigenen Missgriffen ganz gelinde und sanfte Urteile fällen.)

Geschont: Nämlich des armen Mannes, den er seines Schäfleins beraubt, mit welchem derselbe all seine Freude und Vergnügen hatte.

7. Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann. So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich zum Könige gesalbt über Israel und habe dich errettet aus der Hand Sauls;

Du bist: Der solches getan hat. Daher du leicht erkennen kannst, wie undankbar du dich gegen deinen Gott verhalten, der dir viel Gutes erzeigt hat und wie schwer du wider ihn gesündigt, darum die Strafen nicht ausbleiben werden.

Könige: Da du noch arm und ein Schäfer warst. Welches freilich nicht eine schlechte Wohltat gewesen, sondern vielmehr die höchste Gnade und Guttat, dergleichen in diesem Leben an zeitlichen und vergänglichen Sachen einem Menschen widerfahren mag.

Saul: Deines Feindes, als er dir nach deinem Leben stand, da habe ich dich zu etliche Malen ihm gleichsam aus dem Rachen gerissen.

8. und habe dir deines Herrn Haus gegeben, dazu seine Weiber in deinen Schoß und habe dir das Haus Israel und Juda gegeben; und ist das zu wenig, will ich noch dies und das dazu tun.

Haus: Das ist: Sein Königreich.

Weiber: Also dass es dir freigestanden, von des Sauls hinterlassenen Weibern und Kebsweibern zu nehmen, welche und wie viel du begehrt, darum du Weiber genug hattest, dass du einem anderen die Seinen richtig hättest sollen gehen und zufriedenlassen.

Haus Israel: Also dass du jetzt das ganze Königreich Israel in deiner Hand hast, da du etliche vorige Jahre nur über den Stamm Juda regiert.

Dies und das: Das ist: Ich will dir noch mehr Wohltaten erzeigen, wenn dir das zu gering und zu wenig ist, was ich dir bisher getan habe.

9. Warum hast du denn das Wort des Herrn verachtet, dass du solches Übel vor seinen Augen tätest? Uria, den Hethiter, hast du erschlagen mit dem Schwert; sein Weib hast du dir zum Weib genommen, ihn aber hast du erwürgt mit dem Schwert der Kinder Ammon.

Verachtet: Indem du dich so undankbar zeigst, für solche großen und so viele Gaben, damit ich dich geziert.

Seinen: Es redet aber der Prophet noch in der Person Gottes. Darum muss man hier in Acht zu nehmen, wie Gott von Gott, nämlich, der Sohn Gottes von Gott dem Vater redet, welches ein, obwohl noch etwas dunkles, Zeugnis ist, von der Heiligen Dreifaltigkeit.

Uriam: Einen frommen, ehrlichen und vor der Welt unsträflichen Mann, der sich dazu wohl um dich verdient hat und dem Lande als ein streitbarer Held sehr nützlich war.

Hast erschlagen: Denn es nichts daran gelegen, es sei durch dein oder eines anderen Hand geschehen, ist genug, dass man weiß, wie er durch deine Anstiftung umkam.

Sein Weib: Mit der du zuvor noch bei Lebzeiten ihres Ehemannes die Ehe gebrochen.

Genommen: Damit du aber solches mit einem Schein des Rechten tun könntest, so hast du zuvor ihren Ehemann dir aus dem Wege geräumt und schändlich erwürgen lassen.

Kinder Ammon: Denen du ihn auf die Fleischbank geliefert, dass sie ihn hingerichtet haben.)

10. Nun, so soll von deinem Hause das Schwert nicht lassen ewig, darum dass du mich verachtet hast und das Weib Urias, des Hethiters, genommen hast, dass sie dein Weib sei.

Nun soll: Als wollte er sagen: Weil du so große und schwere Sünde getan, so höre nun jetzt auch die Strafen, welche ich dir auch erzählen muss, damit Gott deine begangene Missetat und Übertretung heimsuchen wird.

ewig: Das ist: Weil du unschuldig Blut vergossen hast, indem dass du den Uria ums Leben gebracht, so werden sich in deinem Geschlecht auch viele Mörder und Totschläger begeben. (Es ist aber ein elendes Erbe, wenn man seinen Kindern göttliche Strafen hinterlässt.)

Verachtet: (Denn die Sünden haben ihren Anfang von der Verachtung Gottes.)

Genommen: Da du zuvor die Ehe mit ihr gebrochen, danach, damit du den Ehebruch vor den Menschen verbergen möchtest, ihrem Ehemann zum Tode geholfen.

11. So spricht der Herr: Siehe, ich will Unglück über dich erwecken aus deinem eigenen Hause und will deine Weiber nehmen vor deinen Augen und will sie deinem Nächsten geben, dass er bei deinen Weibern schlafen soll an der lichten Sonne {2Sam 16v22}.

Eigenen Hause: Als wollte er sagen: Es soll großes Unglück über dich kommen, welches aus deinem eigenen Geschlecht herkommen und seinen Anfang nehmen wird.

Augen: Das ist: Ich will dir einen Widersacher über den Hals schicken, der deines Geschlechts sein soll und will ihm zulassen, dass er bei deinen Lebzeiten und mit deinem Wissen, ja gleichsam vor deinen Augen, aber mit deinem großen Schmerzen und Herzeleid, deine Weiber, dazu öffentlich und bei hellem Tage, schänden und unehren wird.

12. Denn du hast‘s heimlich getan; ich aber will dies tun vor dem ganzen Israel und an der Sonne.

Heimlich getan: Da du eines anderen Eheweib versucht hast.

Ganzen Israel: Das ist: Ich will dich so strafen, dass, was du mit eines anderen Weibe heimlich verrichtet, solches ein anderer mit deinen Weibern öffentlich und vor jedermann, dazu bei hellem Tage tun soll, dir zur Schmach, Verachtung und Verkleinerung. (Aus welcher des Propheten Predigt wir lernen, dass die Predigt des Gesetzes den Sündern hoch vonnöten ist, damit sie ihre Sünde erkennen und ernstliche Buße tun, wenn man sie ihrer Undankbarkeit gegen den göttlichen Guttaten und der zukünftigen Strafen erinnert. Und soll ein Kirchendiener in solchem Tun frei und ohne Scheu, sowohl die Gewaltigen, als die Geringen, ohne Ansehen der Person, aus dem Worte Gottes strafen. Auch sollen wir daneben wissen, obwohl Gott den bußfertigen Sündern ihre Sünde verzeihe, dass sie nicht ewig verdammt werden. So pflegt er dennoch seine Kinder nichtsdestoweniger mit schweren zeitlichen Strafen zu belegen, darum sollen wir uns mit Fleiß vor Sünden hüten. Und welcher ein keusches Weib zu haben begehrt, der versuche eines anderen auch nicht.)

13. Da sprach David zu Nathan: Ich habe gesündigt wider den Herrn. Nathan sprach zu David: So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen, du wirst nicht sterben {Ps 51v2}.

Sprach: Ohne Zweifel mit inniglichen Seufzen und reuigem Herzen, weil er wohl so viel verstehen könne, dass neben den zeitlichen Strafen er auch noch dazu der ewigen Verdammnis gewärtig sein müsse, wo er nicht Buße tue.

Gesündigt: (Da sieht man, was des Propheten Gesetzpredigt bei einem bußfertigen Sünder gewirkt und ausrichtet. Denn der König wird nicht unwirsch über den Propheten, dass er wider ihn getobt, sucht auch keine Ausflüchte, viel weniger, dass er sich begehrte zu rechtfertigen oder seine Sünde zu beschönigen und zu entschuldigen, sondern tut ein rundes und freies Bekenntnis. Erzählt auch nicht alle Umstände, wie es damit zugegangen, welches diejenigen erfordern, so auf die päpstliche Ohrenbeichte dringen.)

Nicht sterben: Nämlich des ewigen Todes, dazu wird dir auch Gott dein zeitliches Leben verlängern, obwohl du also den Tod verschuldet hast. (Hier sieht man, dass wahr sei, was der Apostel sagt: So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns. So wir aber unsere Sünde bekennen, so ist er treue und gerecht, dass er uns die Sünde vergibt, und reinigt uns von aller Untugend {1Joh 1}.)

14. Aber weil du die Feinde des Herrn hast durch diese Geschichte lästern gemacht, wird der Sohn, der dir geboren ist, des Todes sterben.

Lästern: Dass du mit deiner Sünde den Feinden Gottes Ursache und Anlass geben, dass sie die rechte Religion verlästert, sich daran gestoßen und geärgert haben. (Denn wenn bei der Kirche Gottes etwas Ungerades vorläuft, so pflegen die Feinde derselben Glieder bald vorzuwerfen, sind das die Früchte eurer Religion und Gottesdienstes.)

Sohn: (Denn der Eltern Sünde werden bisweilen an den Kindern zeitlich gestraft und heimgesucht, auf dass die Eltern über ihre begangenen Sünden desto mehr Reue und Leid tragen, wenn sie ihrer liebsten Kinder Jammer und Schmerzen sehen. Und schlägt Gott auf den Sack, dass es der Esel auch empfindet.)

15. Und Nathan ging heim. Und der Herr schlug das Kind, das Urias Weib David geboren hatte, dass es todkrank wurde.

Heim: Nachdem er dem David beide das Gesetz und Evangelium deutlich genug gepredigt und ihn zur wahren Reue und Glauben wiederum gebracht hatte. (Denn der Heilige Geist ist durch das Predigtamt des göttlichen Wortes in der Menschen Herzen kräftig. Und ist David durch das Wort des Evangeliums von der Vergebung der Sünden, welches er mit Glauben ergriffen, gerechtfertigt worden.)

Schlug: Nämlich nicht lange, nachdem der Prophet Nathan von ihm weggegangen war.

16. Und David ersuchte Gott um das Kindlein und fastete; und ging hinein und lag über Nacht auf der Erde.

Hinein: Nämlich in ein besonderes Gemach, da er inniglich zu Gott gebetet und ihn von Herzen angerufen, dass er dem Kinde das Leben schenken wolle, und ist in solchem Gebet die ganze Nacht verharrt, dazu, damit er sich desto mehr vor Gott demütigte, auf dem Boden gelegen, ob er vielleicht den Herrn bitten könnte, dass er das Kind wollte lassen wieder gesund werden. Dass auch sein Gebet desto inbrünstiger wäre, so hat er denselben ganzen Tag nichts gegessen noch getrunken. (Und war solches Fasten bei den Juden sehr gebräuchlich. Den Christen aber ist kein Fasten geboten, noch irgendeine gewisse Zeit dazu ernannt, aber es ist ihnen allen ein allgemeines befohlen, dass sie zu jederzeit ein nüchternes und mäßiges Leben führen sollen.)

17. Da standen auf die Ältesten seines Hauses und wollten ihn aufrichten von der Erde; er wollte aber nicht und aß auch nicht mit ihnen.

Ältesten: Nämlich seine vornehmsten Hofdiener und geheimen Räte, als Landvogt, Kanzler und dergleichen.

Aufrichten: Mit emsigem Flehen und Bitten, dass er sich um sein krankes Kind nicht ganz zu sehr bekümmern sollte, sondern sein und seines Königreichs schonen, damit er nicht selbst auch aus Schwermütigkeit in eine Krankheit fiele.

Auch nicht: Denn ob er wohl von Not wegen, damit er nicht allerdings von Kräften käme, manchmal ein wenig Speise zum Labsal zu sich genommen, so ist er doch ganze sechs Tage über (wie aus dem Folgenden zu sehen) nicht zur königlichen Tafel gegangen, dass er mit seinen Hofdienern, wie er gepflegt, gegessen, sondern wenn er sich ein wenig erlabt, hat er sich wiederum zum Fasten und Gebet verfügt und ist auf der Erde gelegen.)

18. Am siebten Tage aber starb das Kind. Und die Knechte Davids fürchteten sich, ihm anzusagen, dass das Kind tot wäre. Denn sie gedachten: Siehe, da das Kind noch lebendig war, redeten wir mit ihm und er gehorchte unserer Stimme nicht; wie viel mehr wird es ihm wehe tun, so wir sagen: Das Kind ist tot.

Starb: Hat also David nicht so viel erhalten können, dass das Kind wäre bei Leben geblieben, weil es nicht gereichte zur Ehre Gottes. (Werden deswegen auch die lieben Kinder Gottes nicht immer erhört, wenn sie um zeitliche Sachen bitten und erlangen nicht, was sie begehren, sondern was ihnen nützlich ist.)

Gedachten: Und redeten untereinander in Geheimen.

Wehe tun: Darum dürfen wir es ihm nicht sagen, dass das Kind gestorben sei, weil er sich noch mehr darüber bekümmern und über Maß leidig sein wird. (Obwohl nun diese Hofleute guter Meinung sich scheuen, dem Könige solche Sachen vorzubringen, die ihm nicht lieb waren, damit sie ihm nicht noch mehr Schmerzen und Herzeleid verursachten. So sind doch meistenteils Leute zu Hofe also geartet, dass sie ihren Herren viel lieber sagen, was sie gern hören, als was die Wahrheit ist und ihnen zum besten Gedeihen möchte.)

19. Da aber David sah, dass seine Knechte leise redeten, und merkte, dass das Kind tot wäre, sprach er zu seinen Knechten: Ist das Kind tot? Sie sprachen: Ja.

Ja: Denn sie es nicht länger verhehlen dürfen.

20. Da stand David auf von der Erde und wusch sich und salbte sich und tat andere Kleider an; und ging in das Haus des Herrn und betete an. Und da er wieder heimkam, hieß er ihm Brot auftragen und aß.

Wusch: Denn es hatten die Juden im Brauch, wenn sie wollten gutes Mutes sein und sich fröhlich erzeigen, dass sie sich wuschen und mit köstlichem Öl salbten, welches letzte noch heutzutage bei etlichen Völkern im Morgenlande belieben.

Andere Kleider: Nämlich seine gewöhnlichen königlichen Amtskleider, nachdem er die Klagekleider abgelegt hatte.

Haus: Nämlich in die Hütte des Stifts.

Betet an: Nämlich den Herrn und hat Gott Dank gesagt, weil es ihm also gefallen hat, dass er das Kind nicht wollte wieder aufkommen lassen, dass er es dennoch nicht länger lassen Qual und Schmerzen leiden und durch den zeitlichen Tod ins ewige Leben versetzt hätte. Mit angehängter Bitte, dass er das noch künftige und bevorstehende Unglück, wo nicht allerdings abwenden, doch gnädig mildern wollte.

Auftragen: Das ist: Er hieß ihm die Mahlzeit zurichten und hielt seine königliche Tafel, wie er sonst pflegte.

21. Da sprachen seine Knechte zu ihm: Was ist das für ein Ding, das du tust? Da das Kind lebte, fastetest du und weintest; nun es aber gestorben ist, stehst du auf und isst?

Weintest: Und stelltest dich ganz leidig.

Isst: Also dass sich es ansehen lässt, als ob du durch seinen Tod erfreut wurdest. Und da du dich über seiner Krankheit so ungeduldig erzeigt, tust du jetzt dergleichen, als ob du dich seinen Tod nichts anfechten ließest.

22. Er sprach: Um das Kind fastete ich und weinte, da es lebte; denn ich gedachte: Wer weiß, ob mir der Herr gnädig wird, dass das Kind lebendig bleibe.

Weinte: Der Meinung, dass ich es mit meinem emsigen und inbrünstigem Gebet begehrte beim Leben zu erhalten.

Gnädig wird: Das ist: Ich hoffte, Gott werde sich meiner erbarmen (weil ich von wegen meines Kindes Krankheit so leidig bin) und verschaffen, dass das Kind lebendig bleibe. (Denn wenn wir um leibliche Sachen bitten, so sollen wir es nach vollendetem Gebet dem göttlichen Willen Heimstellen.)

23. Nun es aber tot ist, was soll ich fasten? Kann ich es auch wiederum holen? Ich werde wohl zu ihm fahren, es kommt aber nicht wieder zu mir.

Was soll: Weil ich sehe, dass Gott sein Dekret von des Kindes Tode nicht ändern wollte und es bereits gestorben ist, wäre mein weiteres Fasten vergebens.

Holen: Nämlich in diese Welt, wenn ich gleich viel fasten und weinen wollte.

Fahren: Nämlich zu seiner Zeit, in der anderen Welt.

Nicht wieder: Darum will sich es sich gebühren, dass ich an der Traurigkeit ein Ende mache. (Hier sollen die Gottseligen lernen, ihre Klage zu mäßigen, damit nicht durch ganz zu große Bekümmernis die Gebeine verzehrt und das Leben vor der Zeit abgekürzt werden. Denn Tote beweinen und Wetter sorgen hilft nicht. Und sollen wir für unsere Freunde fleißig Sorge tragen, wenn sie leben, wenn sie aber tot sind, so sollen wir die Sache Gott befehlen und uns nicht ganz zu sehr abmergeln.)

24. Und da David sein Weib Bathseba getröstet hatte, ging er zu ihr hinein und schlief bei ihr. Und sie gebar einen Sohn, den hieß er Salomo. Und der Herr liebte ihn {1Chr 3v5 , Mt 1v6}.

Getröstet: Weil sie sehr erschrocken gewesen, nicht allein von wegen ihres liebsten Söhnleins Krankheit und Tod, sondern auch (in Maßen David auch getan) von wegen der Erkenntnis ihrer Sünden, welcher Strafe des Kindes unzeitiger Tod war. (Steht es deswegen einem frommen Ehemann zu, dass er sein betrübtes Weib nicht rau anfahre und noch mehr kleinmütig mache, sondern dass er ihr freundlich zuspreche und sie tröste.)

Schlief: Da er zuvor etliche Tage lange vor großer Traurigkeit von der ehelichen Beiwohnung sich enthalte hatte.

Salomo: Das ist: Friedensreich. Welcher Name dem Kinde, meines Erachtens, darum vom David gegeben wurde, auf dass er sich damit, so oft er an seinen Sohn gedächte, tröstete, dass er bei Gott wiederum ausgesöhnt wäre und Frieden mit ihm hätte. (Denn wenn wir durch den Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott {Röm 5}.)

Ihn: Nämlich den Knaben, welchen man daher abnehmen konnte, weil besondere herrliche und göttliche Gaben an ihm gespürt wurden.

25. Und er tat ihn unter die Hand Nathans, des Propheten; der hieß ihn Jedidja um des Herrn willen.

Hand: Das ist: Er hat ihm seinen Sohn unter seiner Zucht übergeben, dass er denselben in der wahren Gottseligkeit auferziehen sollte und in der rechten Erkenntnis Gottes unterweisen, auch zur Ehrbarkeit und guten Sitten, samt allerhand Tugenden anhalten und Anleitung geben. (Und sollen Fürsten und Herren mit besonderen Fleiß darauf achthaben, dass sie ihren Kindern solche Zucht- und Lehrmeister geben, von denen sie täglich in der rechten Religion und guten Künsten, deren sie einmal eins zu der Regierung benötigt, recht unterrichtet werden. Auch ihre Gemüter zur Ehrbarkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit und Leutseligkeit Anleitung haben können. So sehen wir auch, dass des Davids Fall nach seiner Bekehrung ihn desto mehr gereizt, dass er seinem Amt fleißig wartete. Denn den Auserwählten Gottes muss es alles zum Besten dienen {Röm 8}.)

Jedidja: (Nach Luther) Das ist: Lieblich dem Herrn.

Willen: Ist eben die Meinung, wie zuvor auch gemeldet, weil ihn der Herr lieb hatte.

26. So stritt nun Joab wider Rabba der Kinder Ammon und gewann die königliche Stadt.

Stritt: Da nämlich unterdes die vorerzählten Geschichte mit David und der Bathseba war dazwischen gekommen.

Rabba: Welches eine Hauptstadt im selben Lande war und fast ein ganzes Jahr von Joab belagert wurde. (Denn es hat David in diesem Kriege kein Glück haben können, bis er sich wiederum bekehrt und Buße getan hat.)

Stadt: Nämlich denselben Teil, da des Königs Schloss innen stand und mit Mauern und Wassergraben von dem anderen Teil der Stadt abgesondert und unterschieden war.)

27. Und sandte Boten zu David und ließ ihm sagen: Ich habe gestritten wider Rabba und habe auch gewonnen die Wasserstadt.

Gestritten: Also dass ich den Sturm lasse anlaufen.

Wasser-Stadt: Welches Teil mit Wassergraben befestigt war. (Es mögen aber wider das gerechte Urteil und Gerichte Gottes keine Festungen, wenn die Zeit ihres Untergangs herzunaht, bestehen noch weder die göttliche Rache sich aufhalten.)

28. So nimm nun zuhauf das übrige Volk und belagere die Stadt und gewinne sie, auf dass ich sie nicht gewinne und ich den Namen davon habe.

Übrige: Also dass du zu dem Kriegsvolk, so ich jetzt bereits hier bei mir habe, noch ein neues Kriegsheer und eine Verstärkung mitbringst.

Stadt: Nämlich den übrigen und größeren Teil derselben, welcher sich noch aufhält.

Gewinne: Denn sie deinem Anlauf nicht wird können länger Widerstand tun.

Namen: Denn Joab den Ruhm nicht haben wollte, dass er die Stadt erobert, sondern hat denselben dem Könige gelassen. (Und sollen die Unteren, so viel immer möglich, sich bemühen, dass sie ihrer Oberen Ansehen erhalten und größer machen, besonders aber sollen wir unseres Herrn Gottes Preis und Ehre unserem Lob weit vorziehen.)

29. Also nahm David alles Volk zuhauf und zog hin und stritt wider Rabba und gewann sie.

Alles Volk: Das ist: Er hat aus allen Stämmen ein großes Heer versammelt.

30. Und nahm die Krone ihres Königs von seinem Haupt, die am Gewicht einen Zentner Goldes hatte und Edelsteine und wurde David auf sein Haupt gesetzt; und führte aus der Stadt sehr viel Raubes.

Ihres Königs: Der entweder gefangen oder umgekommen war.

Zentner: Welcher Wert in die 13594 Goldgulden antrafen.

Haupt gesetzt: (Denn Gott nimmt bisweilen den Gottlosen ihre Güter, als die es mit Unrecht besitzen und gibt sie frommen Leuten, durch welche Schenkung sie doch nicht sollen übermütig und vermessen werden.)

Viel Raubes: Denn weil die Stadt ganz reich gewesen, so sind auch von derselben Ausbeute des Davids Kriegsleute reich geworden.

31. Aber das Volk darin führte er heraus und legte sie unter eiserne Sägen und Zacken und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen. So tat er allen Städten der Kinder Ammon. Da kehrte David und alles Volk wider gen Jerusalem.

Heraus: Nämlich aus der eroberten Stadt.

Keile: Welches alles Instrument und Werkzeuge gewesen, die man zum Ackerbau gebraucht, damit er ihre Leiber zerrissen und zerzerrt hat.

Ziegelöfen: Darin man die Ziegel zu brennen pflegt.

Allen Städten: Denn nachdem er die Hauptstadt und vornehmste Festung des ganzen Königreichs erobert, hat er auch die anderen Orte mit bewaffneter Hand bekommen und besonders an denen Einwohnern ernstliche Strafe geübt, welche entweder Ursache daran gewesen waren, dass man des Königs Gesandten so schimpflich abgefertigt oder sonst sich halsstarrigerweise ihm wiedersetzt hatten. (Weil demnach aber diese, des Davids, gräuliche Tat nirgends Unrecht geheißen wird, so muss man es dafür halten, dass er nicht daran gesündigt habe. Denn es hatten dieselben Völker, von wegen ihres übermachten gottlosen Wesens, sowohl die Religion als den Wandel belangend, eine solche Strafe gar wohl verdient. Und war den Israeliten im Gesetz verboten, dass sie mit ihnen keinen Bund noch Freundschaft machen sollten {5Mos 23}. So werden wir durch solch schreckliches Beispiel des göttlichen Zorns erinnert, dass wir bei der rechten Religion und im unsträflichen Wandel verharren sollen, damit wir uns dergleichen Strafen nicht auch über den Hals laden.)

Gen Jerusalem: Mit großem Lob und Ehren über den erlangten Sieg und mit einem reichen Raub. (Und sieht man hier, wie übel es den Ammonitern ausgeschlagen, dass sie dem frommen Könige einen Spott bewiesen. Darum sollen diejenigen, welche im Regiment sind, sich hüten, dass sie die benachbarten oder sonst mächtigen Potentaten nicht aus Mutwillen zum Kriege reizen. Und soll eine fromme Obrigkeit, da sie sich gleich mit irgendeiner Sünde vergriffen, sofern sie ernstliche Buße tut, nicht bald um solcher begangenen Sünde willen an dem Sieg verzagen.)


Das 13. Kapitel


1. Amon schändet seine Schwester, Davids Tochter, mit Gewalt. v. 1. 2. Um welches willen Absalom später seinen Bruder Amnon bei einem Wohlleben ermordet. v. 23. 3. Darüber David sehr bekümmert und wider Absalom erzürnt wird, dass er ihn begehrt am Leben zu strafen. v. 30. 4. Aber Absalom entkommt und flieht zum König zu Gesur. v. 37.

1. Und es begab sich danach, dass Absalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester, die hieß Thamar; und Amnon, der Sohn Davids, gewann sie lieb.

Und es: Jetzt folgen schreckliche Strafen, damit Gott der Herr den David um seines begangenen Ehebruchs und Totschlags willen heimgesucht und gezüchtigt hat. Indem, dass sein Geschlecht mit Hurerei und Unzucht hässlich besudelt und mit Morden und Totschlägern jämmerlich angefochten wurde. (Denn wenn Gott die begangene Sünde gleich verzeiht, so legt er dem Sünder dennoch nichtsdestoweniger ein Kreuz auf und hängt ihm einen Schlägel an, auf dass er später behutsamer sei und andere von Sünden abgeschreckt werden.)

Nach Luther: Hier geht nun das Unglück an über Davids Haus, wie Nathan oben Kapitel 12. gesagt hat.

2. Und Amnon stellte sich krank um Thamars, seiner Schwester, willen. Denn sie war eine Jungfrau und deuchte Amnon schwer sein, dass er ihr etwas sollte tun.

Krank: Also dass er augenscheinlich an Kräften abnahm und verfiel. (Aber wie in allen anderen Lastern, also soll man auch der ungebührlichen Liebe gleich zu Anfang widerstehen.)

Schwer sein: Das ist: Es war noch so viel Scham in ihm, dass, ob er wohl in unsinniger Liebe ganz und entbrannt war, er dennoch die Jungfrau und besonders seine Schwester zu notzüchtigen sich nicht unterstehen dürfte, oder aber, da er gleich etwas anfangen wollte, so würde doch, seines Erachtens, sie keineswegs darin einwilligen. Dass aber auch zwischen ihm und seiner Schwester eine Heirat möge getroffen werden, obwohl sie von unterschiedlichen Müttern geboren waren, konnte er nicht hoffen, weil eine solche Ehe im Gesetz ausdrücklich verboten wird {3Mos 18}. Hätte deswegen Amnon seine unzüchtige Brunst und böse Begierde mit der Anrufung Gottes, Nüchternheit und ehrlichen Übungen und Geschäften unterdrücken und von einem frommen gottseligen Mannes Rat begehren sollen, wie er die Anfechtungen überwinden müsste. Aber er lässt seinen unflätigen Gedanken den Zaum und hängt denselben nach, daher die böse Lust je länger je heftiger entzündet wird. (Denn die unzüchtige Liebe wird nur desto größer dadurch, je mehr man derselben nachdenkt.)

3. Amnon aber hatte einen Freund, der hieß Jonadab, ein Sohn Simeas, Davids Bruders; und derselbe Jonadab war ein sehr weiser Mann.

Weiser: Das ist ein verschmitzter Kopf und verschlagener Geselle, wie aus dem Folgenden zu lesen ist. Denn er ist nicht fromm, sondern arglistig gewesen.

4. Der sprach zu ihm: Warum wirst du so mager, du Königssohn, von Tag zu Tag? Magst du mir es nicht ansagen? Da sprach Amnon zu ihm: Ich habe Thamar, meines Bruders Absalom Schwester, lieb gewonnen.

Mager: Also dass man spüren muss, es stehe nicht wohl um dich, da du doch vom königlichen Essen und Trinken solltest bei guter Gesundheit und wohl bei Leibe sein.

Ansagen: Was dich so heftig ängstigt und anficht.

Lieb gewonnen: Und kann keine Ruhe haben in meinem Herzen, ich habe denn meinen Willen mit ihr vollbracht und meine Lust gebüßt.

5. Jonadab sprach zu ihm: Lege dich auf dein Bett und mache dich krank. Wenn dann dein Vater kommt, dich zu besehen, so sprich zu ihm: Lieber, lass meine Schwester Thamar kommen, dass sie mich pflege und mache vor mir ein Essen, dass ich zusehe und von ihrer Hand esse.

Lege: Als wollte er sagen: Ich will dir einen guten Rat geben, wie du sie zu dir bringst und bekommst. (Es ist aber dies ein böser und sehr schädlicher Ratschlag gewesen, da Jonadab dem Jüngling, der vor hitziger Liebe brannte, einen Weg zeigt, wie er die Jungfrau könne verfällen und zuschanden machen. Und wäre zu wünschen, dass dergleichen Räte nicht noch viel, besonders zu Hof, gefunden würden.)

Zusehe: Wie sie nämlich das Essen zurüste und koche, denn ich erhoffe, dass es mir alsdann desto besser schmecken soll, wenn ich sehe, wie sie so fein sauber und reinlich damit umgeht.

6. Also legte sich Amnon und machte sich krank. Da nun der König kam, ihn zu besehen, sprach Amnon zum Könige: Lieber, lass meine Schwester Thamar kommen, dass sie vor mir ein Gemüse oder zwei mache und ich von ihrer Hand esse.

Krank: Das ist: Er tat dergleichen und stellte sich, als ob er in eine beschwerliche Krankheit gefallen wäre.

Besehen: (Denn es steht frommen Eltern zu, dass sie ihrer Kinder Gesundheit und Wohlfahrt ihnen lassen angelegen sein und dafür sorgen.)

7. Da sandte David nach Thamar ins Haus und ließ ihr sagen: Gehe hin in das Haus deines Bruders Amnon und mache ihm eine Speise.

Sandte: Denn er nichts Böses argwöhnte. (Weil die Liebe immer das Beste hofft.)

Haus: Darin des Königs Tochter auferzogen wurde.

8. Thamar ging hin ins Haus ihres Bruders Amnon; er aber lag zu Bette. Und sie nahm einen Teig und knetete und sott es vor seinen Augen und kochte ihm ein Gemüse.

9. Und sie nahm das Gericht und schüttete es vor ihm aus; aber er weigerte sich zu essen. Und Amnon sprach: Lasst jedermann von mir hinausgehen! Und es ging jedermann von ihm hinaus.

Weigert: Weil er sich gestaltete, als müsste er zuvor zu Stuhl gehen oder sonst etwas Nötiges verrichten.

10. Da sprach Amnon zu Thamar: Bringe das Essen in die Kammer, dass ich von deiner Hand esse. Da nahm Thamar das Gemüse, das sie gemacht hatte und brachte es zu Amnon, ihrem Bruder, in die Kammer.

Jedermann: Allein die Thamar ausgenommen, welche bei ihm bleiben und ihm zu essen geben sollte.

Kammer: Nämlich in die innerste. Denn es ging Amnon darauf um, dass er sie könnte allein bei sich haben und wenn andere Leute weit hinten wären, er sie desto leichter zu seinem Willen haben und überwältigen möchte.

11. Und da sie es zu ihm brachte, dass er äße, ergriff er sie und sprach zu ihr: Komm her, meine Schwester, schlaf bei mir!

12. Sie aber sprach zu ihm: Nicht, mein Bruder, schwäche mich nicht, denn so tut man nicht in Israel; tu nicht eine solche Torheit!

Man nicht: Weil das Gesetz diejenigen steinigen heißt, welche Hurerei treiben, da sie noch nicht verheiratet sind {5Mos 22}. Und es steht geschrieben, dass keine Hure unter den Töchtern Israel wie auch kein Hurer unter den Söhnen Israel sein soll {5Mos 23}. Dazu, welches das allergrößte und beschwerlichste wäre, so begingen wir eine Blutschande {3Mos 18}.

13. Wo will ich mit meiner Schande hin? Und du wirst sein wie die Toren in Israel. Rede aber mit dem Könige, der wird mich dir nicht versagen.

Schande hin: Als wollte sie sprechen: Außerdem, dass die Hurerei an ihr selbst ein schändliches Laster ist, so könnte ich doch diese Übeltat nicht verbergen, weil ich entweder von dir geschwängert würde, oder da mich ein anderer zur Ehe nehme, derselbe mich nicht als Jungfrau fände.

Toren: Das ist: Du wirst für einen boshaften Menschen gehalten werden, der allerdings rasend und von Sinnen sei, und wirst deinen Namen einen hässlichen Schandflecken anhängen. (Heutzutage darf man wohl solche gottlosen Buben finden, welche, wenn sie eine Jungfrau verfällt, sich dessen noch rühmen, als ob sie es wohl ausgerichtet und eine löbliche Tat begangen hätten.)

Rede: Und entdecke ihm deine große Liebe, die du zu mir trägst, mit angehängter Bitte, dass er mich dir wolle zur Ehe geben.

Versagen: Weil er mit väterlicher Liebe dir besonders gewogen ist, alsdann kannst du ehrlich und ohne unser beider Gefahr mit mir beiliegen. (Hier sollen die Jungfrauen Zucht und Keuschheit lernen, dass sie in einem unehrbaren Mut von den jungen Gesellen mit guten Worten sich nicht überreden lassen.) Es hat aber dies ehrliebende Mädchen solche Wort vorgebracht, nicht dass sie geglaubt, es würde der König in solche Heirat willigen, sondern dass sie hoffte, den Jüngling dergestalt von seinem schändlichen Vorhaben abzuhalten, bis sie von ihm wieder ledig wäre.

14. Aber er wollte ihr nicht gehorchen und überwältigte sie und schwächte sie und schlief bei ihr.

Nicht gehorchen: Da sie ihn emsig und flehentlich bat, dass er ihre Jungfrauenschaft schonen wollte und sich nach Vermögen ihm widersetzte.

Schwächt: Hat sie also mit Gewalt genotzüchtigt. Obwohl die Thamar auch nicht recht getan, dass sie nicht laut geschrien und andere Leute um Hilfe angerufen. Da als denn, die vor der Tür draußen gewartet, vielleicht zugelaufen wären und sie gerettet hätten.

15. Und Amnon wurde ihr überaus gram, dass der Hass größer war, denn vorhin die Liebe war. Und Amnon sprach zu ihr: Mache dich auf und hebe dich!

Gram: Nämlich nachdem er seinen schändlichen Mutwillen mit ihr getrieben und seine Lust befriedigt hatte. (Denn es geschieht oft, dass eine unordentliche brennende Liebe endlich in einen bitteren und unversöhnlichen Hass verändert wird, darum sollen die Jungfrauen und Weibspersonen der jungen Gesellen hitziger und brennender Liebe, die sie vorgeben, nicht bald trauen. Denn wenn sie ihre Lust gebüßt, so kommen sie ihrem Versprechen nicht nach.)

Hebe dich: Troll dich schnell, dass du mir aus dem Gesicht kommst.

16. Sie aber sprach zu ihm: Das Übel ist größer denn das andere, das du an mir getan hast, dass du mich ausstößt. Aber er gehorchte ihrer Stimme nicht,

Ist größer: Als wollte sie sprechen: Du hast keine Ursache mich auszustoßen, nachdem du deinen Willen mit mir erfüllt hast. Denn du hast mich meiner Jungfrauenschaft beraubt, darum du jetzt sehr übel an mir handelst, dass du mich jetzt, nachdem du mich zuschanden gemacht, anfeindest und von dir ausstößt, welche du richtig trösten solltest und darauf bedacht sein, damit ich nicht in ein böses Geschrei käme.

Stimme: Er ließ sich ihre Wort nichts bewegen, dass er sich eines Besseren besonnen und sich ihrer angenommen hätte.

17. sondern rief seinem Knaben, der sein Diener war und sprach: Treib diese von mir hinaus und schließe die Tür hinter ihr zu.

18. Und sie hatte einen bunten Rock an; denn solche Röcke trugen des Königs Töchter, weil sie Jungfrauen waren. Und da sie sein Diener hinausgetrieben und die Tür hinter ihr zugeschlossen hatte,

19. warf Thamar Asche auf ihr Haupt und zerriss den bunten Rock, den sie anhatte und legte ihre Hand auf das Haupt und ging daher und schrie.

Zerriss: Vor großem Unmut und Herzeleid.

Schrie: Also dass sie mit Heulen und Wehklagen auf der Gasse alles erfüllte, aber doch der Ursache schwieg, warum sie so kläglich heulte. Und waren solche Gebärden, wie die Thamar hier hatte, sehr im Brauch bei den Juden und ein Zeichen einer großen Traurigkeit, gleichwie zu unseren Zeiten noch etliche gefunden werden, die für großes Herzeleid sich selbst die Haare ausreißen und die Hände über den Kopf zusammenschlagen. (Daraus zu lesen ist, wie hoch Thamar den Verlust ihrer Jungfrauenschaft geschätzt, welche viele sich nicht besonders achten, ja wohl für eine große Last und Beschwerde halten.)

20. Und ihr Bruder Absalom sprach zu ihr: Ist dein Bruder Amnon bei dir gewesen? Nun, meine Schwester, schweig stille, es ist dein Bruder und nimm die Sache nicht so zu Herzen. Also blieb Thamar ledig in Absaloms, ihres Bruders, Hause.

Absalom: In dessen Haus sie sich verfügt.

Gewesen: Dass er unehrliche Sachen mit dir getrieben. Denn er leicht mutmaßen könne, was ihr begegnet und widerfahren wäre, weil sie sich so ganz kläglich und leidig stellte und dennoch die Ursache vor großer Scham nicht sagen dürfte, darum spricht er ihr tröstlich zu.

Stille: Höre auf von deinem Weinen und Wehklagen.

Herzen: Ängste dich nicht weiter über solcher Sache, die nicht mehr kann geändert werden. Und was wolltest du mit deinem Bruder anfangen? Es ist besser, dass du diese empfangene Schmach mit Geduld aufnimmst und in dich verschluckst, als dass du ihn verklagen und dich dadurch nur desto mehr ins Geschrei bringen wolltest. Es hatte aber Absalom einen heimlichen Hass und Neid wider den Amnon gefasst und ging bereits damals mit denen Gedanken um, wie er solche Übeltat an dem Amnon rächen wollte, verschob aber doch die Sache auf bis zur anderen Zeit.

Ledig: Das ist: Sie hielt sich innen und lies sich nicht mehr unter die Leute sehen, weil sie ihre Ehre und Jungfrauenschaft verloren und deshalb für eine Jungfrau niemand konnte zur Ehe gegeben werden.

Nach Luther: Das ist: Sie hielt sich innen, ging nicht mehr wie eine Jungfrau im Kranz unter die Leute.

21. Und da der König David solches alles hörte, wurde er sehr zornig. Aber Absalom redete nicht mit Amnon, weder Böses noch Gutes.

Hörte: Wie sich der Handel verlaufen hat.

Zornig: Man liest aber nichts davon, dass er den Amnon deshalb hätte begehrt zu strafen. Und ist wohl zu glauben, dass er die Strafe aufgeschoben, so lange er immer konnte, auf dass er des Mägdleins daran schonte, damit sie nicht verschrien würde. Denn es hatte David im Brauch, dass er bisweilen mit der Strafe innehielt und verzog, um etlicher wichtiger Ursachen willen, aber nicht darum allerdings aus der acht lies, wie des Joabs und Simei Beispiel bezeugen. Und hat bei dieser Übeltat David ohne Zweifel sich seiner begangenen Sünde nicht ohne große Bekümmernis wiederum erinnert, weil dies Unglück eine Strafe derselben war.

Noch Gutes: Sondern äußerte sich seiner eine Zeit lang und ging so wenig mit ihm um, als ihm immer möglich war.

22. Aber Absalom wurde Amnon gram, darum dass er seine Schwester Thamar geschwächt hatte.

Gram: Es hatte aber Absalom solchen Groll fallen lassen und sich aus dem Sinn schlagen sollen und die Sache Gott, dazu seinem Vater dem Könige, als der ordentlichen Obrigkeit heimstellen. Aber er hat den Hass so lange nachgetragen, bis er die Gelegenheit ersieht, sich zu rächen. Denn der Hass wie auch der Geiz verjüngt sich viel eher, als dass er auch in den recht frommen und gottseligen Menschen absterben sollte.)

23. Über zwei Jahre aber hatte Absalom Schafscherer zu Baal-Hazor, die unter Ephraim liegt; und Absalom lud alle Kinder des Königs.

Zwei Jahre: Nämlich nach dieser Geschichte.

Liegt: Das ist: Welcher Ort auf der Grenze des Stammes Ephraim gelegen war.

Alle Kinder: Nämlich zum Wohlleben, allein den Amnon ausgenommen, wie aus dem Folgenden zu lesen ist.

24. Und kam zum Könige und sprach: Siehe, dein Knecht hat Schafscherer; der König wolle samt seinen Knechten mit seinem Knechte gehen.

Gehen: Dass ich sie zu Gaste aufnehme und wir den Tag mit Freuden zubringen, wie bei der Schafschur gebräuchlich ist. Es ist aber dem Absalom mit des Königs Ladung nicht ernst gewesen, sondern weil er hoffte, dass derselbe nicht erscheinen würde (wie geschehen) so hatte er im Sinn, an den König zu begehren, dass der erstgeborene Sohn des Königs, Amnon, als ein Gesandter des Königs an seiner statt geschickt würde, damit er ihm also alsdann mit Hinterlist beikommen könnte. Und ist zwar dem Absalom dieser Anschlag geraten.

25. Der König aber sprach zu Absalom: Nicht, mein Sohn, lass uns nicht alle gehen, dass wir dich nicht beschweren. Und da er ihn nötigte, wollte er doch nicht gehen, sondern segnete ihn.

Beschweren: Denn es würde dir ein großer Kosten darauf gehen und würdest du nichts als große Mühe und Sorge dabei haben, weil du dich befleißigen würdest, damit du uns wohl erbieten möchtest.

Nötigte: Dass er mit vielen Worten bei ihm anhielt.

Segnete ihn: d. i. Er hat seinem Sohn alles Liebe und Gute gewünscht für seine Ehrerbietung und Liebe, die Absalom seinem Vater, dem Ansehen nach erzeigte. (Es ist aber hier des Königs Höflichkeit zu loben, dass er dem Sohn nicht will überlästig sei. Denn die wahre Liebe freut sich vielmehr eine Wohltat zu erzeigen als zu empfangen.)

26. Absalom sprach: Soll denn nicht mein Bruder Amnon mit uns gehen? Der König sprach zu ihm: Warum soll er mit dir gehen?

Soll denn: Als wollte er sagen: Wenn du je persönlich nicht erscheinen willst, so schicke doch den Amnon meinen Bruder an deiner statt, denn er soll mir von deinetwegen ein lieber Gast sein.)

Warum: Denn er sich vielleicht besorgt, sie möchten aneinander kommen, wenn sie betrunken geworden, von wegen des Handels mit der Thamar.

27. Da nötigte ihn Absalom, dass er mit ihm ließ Amnon und alle Kinder des Königs.

Nötigte: Das ist: Er hörte nicht auf bei dem Vater anzuhalten, bis er erlangte, was er begehrte.

Ließ Amnon: Denn er ohne Zweifel hoffte, weil Absalom so emsig für seinen Bruder Amnon anhielt, dass aller Groll würde aus sein und abgelegt worden und bewilligte um so viel desto eher in die Sache, weil die anderen Kinder des Königs alle miteinander auch hinzogen.

28. Absalom aber gebot seinen Knaben und sprach: Seht darauf, wenn Amnon guter Dinge wird von dem Wein und ich zu euch spreche: Schlagt Amnon und tötet ihn, dass ihr euch nicht fürchtet, denn ich hab es euch geheißen; seid getrost und frisch daran!

Von dem Wein: (Hier hat man in Acht zu nehmen, in was Gefahr die betrunkenen Leute sich selber stecken.)

Fürchtet: Solche Sache zu verrichten.

Geheißen: Und will euer Tun bei meinem Vater wohl entschuldigen, will auch alle Schuld auf mich nehmen und gedenkt an sonst nichts, denn dass des Königs Sohn solches euch geheißen habe.

daran: Fallt ihn mit beherztem Mut kecklich an und verrichtet, was euch befohlen ist.

29. Also taten die Knaben Absaloms dem Amnon, wie ihnen Absalom geboten hatte. Da standen alle Kinder des Königs auf und ein jeglicher saß auf sein Maul und floh.

Taten: Dass sie ihn erschlugen über der Mahlzeit, da sie von Absalom ein Zeichen empfangen hatten. Ist also Amnon durch einen unversehenen Tod dahingefahren, von wegen, dass er eine Jungfrau genotzüchtigt. (Denn Gott lässt die gewalttätigen Notzüchtigungen und Schändungen der Jungfrauen und Weiber nicht ungestraft.)

Auf: Von einem solchen blutigen Gastmahl.

Flohen: Weil sie sich besorgten, es möchte Absalom weiter greifen und dass es auf sie alle miteinander angesehen wäre.

30. Und da sie noch auf dem Wege waren, kam das Gerücht vor David, dass Absalom hätte alle Kinder des Königs erschlagen, dass nicht einer von ihnen übrig wäre.

Gerüchte: Also dass das Geschrei den Kindern des Königs vorkam und überall erschall, als wären alle Kinder des Königs draufgegangen. (Weil es mit dem Geschrei ein böses Ding ist, welches in der Eile überall durchdringt und immer weiter gemehrt und ausgebreitet wird, darum man demselben nicht bald Glauben geben soll, weil oft ein Ding größer macht, denn es an ihm selber ist. Sondern man soll des hinkenden Boten erwarten.)

31. Da stand der König auf und zerriss seine Kleider und legte sich auf die Erde; und alle seine Knechte, die um ihn her standen, zerrissen ihre Kleider.

Zerriss: Vor großem Unmut und Herzeleid. Denn weil er seine Kinder inniglich liebte und des Propheten Nathan Drohungen wieder bedenkt wurde, hat er nicht weiter nachgeforscht, ob die Zeitungen wahr sein möchten oder nicht.

Erden: In Massen die zu tun pflegten, welche in eine große Trübsal geraten waren.

32. Da antwortete Jonadab, der Sohn Simeas, des Bruders Davidsund sprach: Mein Herr denke nicht, dass alle Knaben, die Kinder des Königs, tot sind, sondern Amnon ist allein tot. Denn Absalom hat es bei sich behalten von dem Tage an, da er seine Schwester Thamar schwächte.

Antwortet: Wie nämlich die anderen alle und jedermann, besonders aber der König David selber kläglich weinte und heulte.

Denke nicht: Er wolle es nicht dafür halten oder glauben.

Allein tot: Wie ich es davor halte.

Behalten: Nämlich dass er diesen Mord begehen wollte, den er ihm längst im Sinn war.

33. So nehme nun mein Herr, der König, solches nicht zu Herzen, dass alle Kinder des Königs tot sind, sondern Amnon ist allein tot.

Nicht zu Herzen: Mache dir selber nicht so traurige Gedanken.

Allein Tod: Gerade als wäre es einem Vater nicht Jammers und Kreuzes genug, dass ihm sein erstgeborener Sohn eines plötzlichen Todes umgekommen und dazu von seinem eigenen Bruder erschlagen wurde. Es hat aber dieser Bube, der Jonadab, leicht ermessen können, dass sein schädlicher Ratschlag, den er den Amnon vor der Zeit gegeben, wie er die Thamar zu sich bringen und schwächen soll, an diesem Mord schuldig wäre, dennoch spürt man kein einziges Zeichen der Buße an ihm, dass er ihm solches ließe Leid sein, sondern geht in fleischlicher Sicherheit dahin. (Solche Buben sollte man weit vom Hofe hinwegtreiben.)

34. Absalom aber floh. Und der Knabe auf der Warte hob seine Augen auf und sah und siehe, ein groß Volk kam auf dem Wege nacheinander an der Seite des Berges.

Floh: Denn nachdem die Tat begangen und der Totschlag geschehen war, da entfällt ihm Herz und Mut, in Betrachtung, was er für ein großes Übel gestiftet hat. Also dass der, welcher seinen Dienern kurz zu vor männlich zugesprochen und ein Herz gemacht, auch Sicherheit verheißen hatte, jetzt selber heimliche Winkel und Orte sucht, da er sich verbergen und verkriechen könne. (Denn Gott nimmt den Totschlägern das Herz, dass sie von Stand an nur an die Flucht denken. Und sieht man hier, was eigene Rache für Schaden bringt: Denn dieselbe den Absalom dahin verursacht, dass er seinen eigenen Bruder in betrunkener Weise das Leben mimt und vielleicht nicht alleine des zeitlichen, sondern auch des ewigen beraubt, den Vater bringt er in große Bekümmernis und Traurigkeit, sieht seiner Schwester übel vor, dass sie verschrien wird, und muss er selber ins Elend ausweichen: Deswegen sollen wir die Rache Gott befehlen.)

Warte: Da er an einen hohen Ort im Schloss die Wacht hielt.

Auf: Das ist: Er sah um sich, ob er des Königs Kinder könnte sehen wiederkommen.

Volk kam: Darauf er ohne Zweifel bald verkündigt, dass des Königs Kinder wiederkämen.

35. Da sprach Jonadab zum Könige: Siehe, die Kinder des Königs kommen; wie dein Knecht gesagt hat, so ist es ergangen.

Gesagt: Dass sie nämlich noch alle am Leben sind und Amnon allein umgekommen ist. Aber von seinem bösen Rat, den er dem Amnon gegeben hatte, kann der Fuchsschwänzer meisterlich schweigen und sagt kein Wort davon, sondern flickt sich bei dem Könige ein, als ob ihm durchaus nichts Böses bewusst wäre. (Also können sich die Fuchsschwänzer zu verkaufen bei den Herren.)

36. Und da er hatte ausgeredet, siehe, da kamen die Kinder des Königs und hoben ihre Stimme auf und weinten. Der König und alle seine Knechte weinten auch fast sehr.

Weinten: Dass sie ihren Bruder Amnon verloren hatten.

Fast sehr: Und ist dem David besonders leid gewesen, dass er hören müsse, wie sein erstgeborener Sohn von seinem eigenen Bruder erwürgt wurde. Und dass er sich zu besorgen hatte, es möchte der Sohn durch solchem plötzlichen und schnellen Tod ohne Buße hingefahren sein: Zuvorderst aber hat er sich bei dieser Tat seines begangenen Totschlags erinnert, da er Uria den Hethiter, den Kindern Amnon zu erwürgen ans Messer gegeben und überliefert hat. (Denn Gott führt den Seinen durch neue Unfälle und Plagen ihre zuvor getanenen Sünden wiederum zu Gemüt, damit sie in einem bußfertigen Leben desto ernstlicher fortfahren.)

37. Absalom aber floh und zog zu Thalmai, dem Sohn Ammihuds, dem Könige zu Gesur. Er aber trug Leid über seinen Sohn alle Tage.

Thalmai: Welcher des Absaloms Großvater war, von der Mutter her, wie aus dem 3. Kapitel dieses Buches zu sehen. Darum er sicher bei ihm zur Herberge einkehren könne.

Er aber: Nämlich der König, welcher ihm solchen traurigen Unfall seines Sohnes nicht konnte aus dem Sinn schlagen, dass derselbe ihm nicht immer in seinen Gedanken vorkommen. (Denn die Eltern und besonders die frommen und Gottseligen lieben die Kinder viel heftiger und inbrünstiger, als sie von den Kindern wiederum geliebt werden.)

38. Da aber Absalom floh und gen Gesur zog, war er dort drei Jahre.

Drei Jahre: Innerhalb welcher Zeit er nicht dürfe vor des Davids Augen kommen. Denn er sich besorgen müsse, dass er nicht als ein Totschläger zur Strafe gezogen würde, wie auch geschehen wäre, wenn er dem David wäre in die Hände geraten. (Und sollen die Eltern ihrer Kinder Übertretungen mit ganzem Ernst strafen, damit die übrigen desto leichter können richtig gehalten werden.)

39. Und der König David hörte auf, auszuziehen wider Absalom; denn er hatte sich getröstet über Amnon, dass er tot war.

Hörte auf: Denn er ihn zuvor etliche Male mit gewappneten Kriegsleuten suchen lassen, der Meinung, dass er ihn nach seinem Verdienst strafen wollte, wenn er ihn bekommen könnte.

Getröstet: Denn es springt am Leid alle Tag ein Reif. (Und steht frommen Leuten zu, dass sie in der Traurigkeit ein Maß halten, sonst verdorrt die Traurigkeit die Gebeine und verkürzt einem Menschen sein Leben.)


Das 14. Kapitel


Joab richtet ein kluges Weib an, dass sie mit einer verblümten Rede für den verjagten Absalom bitten soll. v. 1. 2. Darauf der König dem Joab bewilligt, dass er ihn wieder heimfordern möge, lässt ihm doch daneben verbieten, dass er nicht vor seine Augen kommen soll. v. 21. 3. Absalom wird seiner Schönheit des Leibes halben gerühmt. v. 25. 4. Und nach zwei Jahren bei dem Könige, seinem Vater, allerdings wieder ausgesöhnt. v. 29.

1. Joab aber, der Sohn Zerujas, merkte, dass des Königs Herz war wider Absalom.

Joab aber: Jetzt wird erzählt, mit was für Praktiken Joab den Absalom aus seinem Elend wiederum heimgebracht habe.

Wider: Das ist: Er spürte an dem Könige so viel, dass er sein Gemüt vom Absalom allerdings abgewandt hatte und würde, seines Erachtens, ihn niemals von sich selbst aus dem Elend wieder heimfordern, darum er darauf bedacht war, welchergestalt er des Königs Gemüt lenken und zum Mitleiden oder Barmherzigkeit bewegen könnte.

2. Und sandte hin gen Thekoa und ließ holen von dort ein kluges Weib und sprach zu ihr: Trage Leid und zieh Leidekleider an und salbe dich nicht mit Öl, sondern stelle dich wie ein Weib, das eine lange Zeit Leid getragen hat über einen Toten.

Sandte hin: Nämlich Joab, nachdem er die Sache hin und wieder erwogen, hat er endlich folgendes Mittel erfunden.

Kluges Weib: Welche von wegen ihres geschwinden Verstandes für andere den Ruf hatte.

Leide: Tue dergleichen vor den Leuten, als ob du Leid trügest.

Öl: Denn sonst war es im jüdischen Lande gebräuchlich, dass, welche es vermöchten, sich mit wohlriechendem Öl und köstlichem Salben salbten.

3. Und sollst zum Könige hineingehen und mit ihm reden so und so. Und Joab gab ihr ein, was sie reden sollte.

So und so: Wie ich dir vorsagen will.

Gab ihr ein: Das ist: Er unterrichtet sie, welcher Maßen sie mit einer weit umschweifenden und verblümten Rede vom Könige begehren und bitten sollte, dass er den Brudermörder Absalom verziehe und ihn aus dem Elend wieder heimfordern ließe. Und hatten die Juden sehr im Brauch, dass sie mit Gleichnissen und verblümten Reden eine Sache vorbrachten, weil dergleichen Art zu reden dem Menschen tief ins Herz dringen und heftig bewegen. Besonders aber bedurfte sich es hier einer weiten Herumführung und von fernem hergeholten Vorbringen der Wörter vor einem König, dazu in einer bösen Sache. Es wollte aber Joab dadurch, dass er den Absalom wieder heimbeförderte, sich bei ihm einflicken und seine Gunst erwerben und davor angesehen sein, als hätte er ihn aus dem Elend wiederum erlöst, weil er sich selber die Rechnung machte, dass Absalom einmal eins dem Vater in der Regierung nachtreten möchte, als der nach Amnon der erstgeborene und ein sehr schöner Mensch, dazu mit einem rechten Heldenmut begabt war, den auch das Volk sehr lieb hatte, darum er ihm denselben begehrte gewogen zu machen. (Denn zu Hofe geht es so zu, dass ihrer etliche mit seltsamen und wunderbaren oder auch wohl bösen Praktiken sich unterstehen, die jungen Herren an sich zu ziehen, von denen sie erhoffen, dass sie in kurzen dem Regiment werden vorgesetzt werden.)

4. Und da das Weib von Thekoa mit dem Könige reden wollte, fiel sie auf ihr Antlitz zur Erde und betete an und sprach: Hilf mir, König!

Reden wollte: Wie sie von Joab angewiesen war.

Erden: Vor großer Demut und Ehrerbietung.

Betet an: Das ist: Sie hat ihm die größte Ehre erzeigt, die man einem Menschen antun kann.

Hilf mir: Als wollte sie sprechen: Ach aller gnädigster Herr und König, komm mir armen elenden Weibe und betrübten Witwe zu Hilfe, um derer Glück und Wohlfahrt es geschehen ist, wo du mir nicht zu statten kommst und Rettung tust.

5. Der König sprach zu ihr: Was ist dir? Sie sprach: Ich bin eine Witwe, ein Weib, das Leid trägt und mein Mann ist gestorben;

Was ist dir: Das dich so ängstigt und deshalb du meine Hilfe begehrst. (Es ist aber eine große Tugend an einem Fürsten oder Herrn, wenn er die elenden und bekümmerten Leute, so Rat und Hilfe bei ihm suchen, gnädig anhört, die er auch vor sich lassen soll.)

Sprach: Und erzählt aus des Joabs Anstiftung einen Fall, der sich nie begeben hatte.

Witwe: Welcher Name allein mein Elend genügend zu verstehen gibt.

Mann: Der mein und meines ganzen Hausgesindes Beschützer und Beschirmer war.

6. und deine Magd hatte zwei Söhne, die zankten miteinander auf dem Felde und da kein Retter war, schlug einer den anderen und tötete ihn.

Söhne: An denen ich noch ein wenig Trostes und Ergötzlichkeit zu haben hoffte.

Kein Retter: Der sie voneinander bringen und den Streit entscheiden oder den Schwächeren wider des Stärkeren Gewalt und Überdrang geschützt hätte.

Tötete ihn: Also dass es an dem nicht genug war, dass ich bereits meinen Mann verloren, sondern weil (wie man im Sprichwort sagt) ein Unglück selten allein kommt, so wurde ich auch mit einem anderen und größeren Herzeleid von neuem überfallen, dass ich nach meines Mannes Tode auch den einen Sohn entbehren muss, und zwar, dass er von seinen eigenen Bruder umgebracht wurde.

7. Und siehe, nun steht auf die ganze Freundschaft wider deine Magd und sagen: Gib her den, der seinen Bruder erschlagen hat, dass wir ihn töten für die Seele seines Bruders, den er erwürgt hat und auch den Erben vertilgen; und wollen meinen Funken auslöschen, der noch übrig ist, dass meinem Manne kein Name und nichts übrig bleibe auf Erden.

Und siehe: Als wollte sie sagen: Es ist noch ein ärgeres dahinten, also dass ich meines Unglücks kein Ende weiß.

Freundschaft: Nämlich meines gewesenen Mannes Blutsfreunde und Verwandten, die in solchem meinem elenden Zustande ein Mitleiden mit mir haben sollten.

Den: Nämlich deinen Sohn, der dir noch übrig ist, den stelle uns dar, dass er nach ergangenem und über ihn gefälltem Urteil zur gerechten Strafe gezogen werde.

Erben vertilgen: Denn es will sich nicht gebühren (sprechen sie), dass der sein väterlich Erbe besitze, welcher sich mit seines Bruders Blut besudelt hat.

Funken: Nämlich den einzigen Erben meines verstorbenen Ehemanns, der noch wie eine Kohle vom Feuer ein wenig glimmt.

Auslöschen: Aus einem ganz zu heftigem Eifer, da sie, meines Mannes Freunde, vielmehr mir mit Rat und Tat beistehen und behilflich sein sollten und mein Elend erleichtern helfen.

Nichts übrig: Wie denn geschehen wird, sofern es nach ihrem Willen hinausgeht. Denn es wird meines Mannes Name und ganzes Geschlecht von der Erde vertilgt werden, welches ein nicht geringes Zeichen und Zeugnis wäre des göttlichen Fluchs. Obwohl nun dies Weib von Thekoa mit solchen verblümten Worten auf des Ammons Totschlag deutete und des Königs gar zu großen Ernst heimlich zu verstehen gab, so kamen doch nicht alle Umstände des erzählten Gleichnisses mit derselben Tat überein, sondern es befand sich in etlichen Stücken eine Ungleichheit, damit der König nicht von Stand an merken könnte, worauf es angesehen wäre, bis er zur Mitleidigkeit bewegt würde. Und sind die Umstände der Sachen also gemäßigt, dass sie einen frommen und sanftmütigen Menschen auch dahin bewegen möchten, dass ihm die Augen übergingen.)

8. Der König sprach zum Weibe: Gehe heim, ich will für dich gebieten.

Gehe heim: Und gib dich zufrieden. Denn weil der König meinte, die Sache hätte in der Wahrheit sich also verlaufen, so spricht er dem Weibe gnädig zu und macht ihr gute Hoffnung.

Gebieten: Als wollte er sagen: Ich will meinen Amtleuten einen Befehl dieser Sachen wegen zukommen lassen, wessen sie sich verhalten sollen und will verschaffen, dass du eine gnädige Antwort bekommen sollst. Er verheißt aber dem Weibe nicht ausdrücklich, dass er ihrem Sohn das Leben schenken wolle, sondern hält mit dem Urteil inne und dennoch, weil er bereits etlichermaßen bei sich beschlossen hatte, dass er den Sohn der Witwen beim Leben erhalten wollte, so will er sie nicht allerdings ohne gute Hoffnung von sich lassen.

9. Und das Weib von Thekoa sprach zum Könige: Mein Herr König, die Missetat sei auf mir und auf meines Vaters Hause; der König aber und sein Stuhl sei unschuldig.

Sprach: Das ist: Sie hält noch weiter bei dem Könige an und wollte nicht von ihm weichen, sie hätte denn einen lauteren und richtigen Bescheid von ihm herausgebracht.

Auf mir: Als wollte sie sprechen: Da du dich besorgst, dass du nicht etwa (da Gott für sei) den Zorn Gottes und die göttliche Rache auf dich laden möchtest, wenn du meines einigen Sohnes verschonst, der einen Totschlag begangen, so wolle Gott, dass solches über mich und mein Geschlecht ausgehe und will ich die Schuld vor unserem Herrn Gott tragen, damit er dein und deines Königreichs verschone, darum will ich dich nochmals demütig gebeten haben, du wollest meinem Sohn das Leben schenken.

10. Der König sprach: Wer wider dich redet, den bringe zu mir; so soll er nicht mehr dich antasten.

Redet: Dass er deinen Sohn zum Tode fordert. Will so viel sagen: Bekümmere dich dieser Sachen halben nicht, denn es soll dir niemand mehr überlästig sein, ich will verschaffen, dass deine Schwäger und Verwandten aller peinlichen Anklage wider deinen Sohn unterlassen sollen. Oder aber, da dich jemand des Hochmuts nicht unterlassen will, so weise ihn zu mir, ich will ihn dahin halten, dass er dich muss zufriedenlassen. (Denn obwohl eine Obrigkeit gute Achtung haben soll, dass die Übeltaten nicht ungestraft bleiben, so können doch bisweilen die Umstände so beschaffen sein, dass dem Übeltäter die Strafe mit gutem Fug nachgelassen und er beim Leben erhalten wird.)

11. Sie sprach: Der König gedenke an den Herrn, deinen Gott, dass der Bluträcher nicht zu viel werden, zu verderben und meinen Sohn nicht vertilgen. Er sprach: So wahr der Herr lebt, es soll kein Haar von deinem Sohn auf die Erde fallen!

Gott: Welcher gnädig ist, zu dessen Folge der König mir auch Gnade beweisen wolle. Denn obwohl unser Herr Gott will, dass die vorsätzlichen und mutwilligerweise geschehenen Totschläger ihre Rächer haben sollen, von denen die Totschläger zur angemessenen Strafe hingerissen werden, so muss man doch, wie in allen Dingen, also auch in dieser Sachen ein Maß halten und wohl in Achthaben, dass man das Recht nicht zu hart spanne, damit nicht das größte Unrecht daraus werde, wenn man einen jeden Totschläger ohne Unterschied am Leben strafen wollte. Darum möchtest du den blutdürstigen Leuten, welche ganz zu streng fahren wollen, ein Gebiss ins Maul legen und sie im Zaum halten.

Nicht vertilgen: Wie du mir denn bereits gnädige Vertröstung gegeben hast.

So wahr: Damit das Weib einen desto besseren Trost und gewisse Zuversicht habe, so verspricht er ihr es mit einem Eid, er wolle verschaffen, dass sie ihres Sohnes halben, der den Totschlag begangen, keiner Gefahr sich besorgen durfte.

12. Und das Weib sprach: Lass deine Magd meinem Herrn Könige etwas sagen. Er sprach: Sage her!

Sprach: Als sie nämlich die Verheißung vom Könige empfangen hatte, dass der Bruders Mörder seines Lebens halben sollte gesichert sein und dazu dasselbe mit einem Eid vom Könige bestätigt war, da schreitet das Weib etwas näher zu ihrem Vorhaben und tut für des Königs Sohn öffentlich eine Fürbitte. Greift doch den Handel mit einem vorher gemachten demütigen Eingang ihrer Rede an.

Sagen: Denn ich habe zu dem Vorigen noch etwas Weiteres hinzuzusetzen, welches ich auch gerne vorbringen wollte, wenn ich es tun dürfte, bittet deswegen ganz demütig, du wollest mich weiter auch gnädig hören.

13. Das Weib sprach: Warum hast du ein solches gedacht wider Gottes Volk, dass der König ein solches geredet hat, dass er sich verschuldete und seinen Verstoßenen nicht wiederholen lässt?

Gedacht: Will so viel sagen: Weil du in dem Fall, welchen ich allererst vorgebracht habe, des Gesetzes Schärfe mit Gnaden zu mäßigen für gut geachtet. So gewinnt es das Ansehen, als ob der Sachen zu viel geschehe und du dir selber zu kurz tätest, dass du deinen eigenen Sohn Absalom von wegen seines begangenen Totschlags mit so beharrlichem Gemüt nachtrachtest und ihm nicht wieder zu Gnaden aufnehmen noch aus dem Elend wieder heimkommen lassen willst. Und ist dieser dein ganz zu großer Ernst allem Volk zuwider, welches deinem Sohn Absalom, als einen vortrefflichen Mann und tapferen Helden, lieb hat. Auch möchte mancher sich die Gedanken machen, du wolltest das Königreich eines tauglichen Nachkommen berauben und keinen Erben im Königreich hinter dich verlassen. Zudem steht die Gefahr darauf, es möchte dein Sohn, der nunmehr eine gute lange Zeit bei den abgöttischen Heiden sich aufgehalten, da er keine Hoffnung mehr hätte, bei dir Gnade zu erlangen und wiederum in sein Vaterland zu kommen, endlich in die Abgötterei sich vertiefen und eine falsche Religion annehme, welches alles zu verhüten du dich über ihn erbarmen und seiner mit Gnaden bedenkt sein wollest.

14. Denn wir sterben des Todes und wie das Wasser in die Erde verschleift, das man nicht aufhält; und Gott will nicht das Leben wegnehmen, sondern bedenkt sich, dass nicht das Verstoßene auch von ihm verstoßen werde {Hes 18v32 , 33v11}.

Aufhält: Als wollte sie sprechen: Du siehst, wie flüchtig das Leben ist und wie es so bald um einen Menschen geschehen ist, so wird dein Sohn ohne das einmal sterben, wenn du ihn gleich nicht umbringen lässt, denn es bleibt doch keiner über, darum so möchtest du ihm gnädig bewilligen und zulassen, dass er vielmehr in seinem Vaterland als in der Fremde und im Elend sterbe.

Bedenkt sich: Das ist: Gott hat keinen Gefallen an der Menschen Verderben, sondern begehrt diejenigen vielmehr zu erhalten, welche ohne dass vor den Leuten elend genug und von jedermann verlassen sind. Als wollte sie sagen: Was die Menschen, ohne das Begehren niederstoßen, das will Gott nicht ganz über einen Haufen werfen. Denn er begehrt nicht das Leben wegzunehmen, sondern zu erhalten. Gibt aber dem David zugleich mit verdeckten Worten zu verstehen, dass ihm Gott auch seinen Ehebruch und Totschlag verziehen und ihn nicht zur Strafe gezogen habe.

15. So bin ich nun gekommen, mit meinem Herrn Könige solches zu reden; denn das Volk machte mir bange. Denn deine Magd gedachte: Ich will mit dem König reden; vielleicht wird er tun, was seine Magd sagt.

Bange: Welches Ursache daran ist, dass ich zu dir gekommen bin, denn es mir immer in den Ohren gelegen, dass, indem ich für meinen Sohn bitte, auch zugleich für deinen Sohn eine Fürbitte tun soll, mit Zeichen, dass ich schwerlich sündigen würde, wenn ich diese Gelegenheit versäumte.

16. Denn er wird seine Magd erhören, dass er mich errette von der Hand aller, die mich samt meinem Sohn vertilgen wollen vom Erbe Gottes.

Mich samt: Denn da man meinen Sohn vom Leben zum Tode gerichtet hätte, so hätte ich vor Traurigkeit nicht lange mehr nach ihm leben können.

Erbe: Das ist: Aus dem Volk Gottes, welches Gott als sein Erbteil und Eigentum inniglichen lieb hat.

17. Und deine Magd gedachte: Meines Herrn, des Königs, Wort soll mir ein Trost sein; denn mein Herr, der König, ist wie ein Engel Gottes, dass er Gutes und Böses hören kann. Darum wird der Herr, dein Gott, mit dir sein.

Gedachte: Als wollte sie sprechen: Solches alles hab ich wohl zuvor betrachtet und darauf ein Herz gefasst, dass ich mich unterstanden, für meinen und deinen Sohn eine demütige Fürbitte zu tun.

Trost sein: Ich hoffe, dass ich eine gnädige und willfährige Antwort vom Könige erlangen werde, daraus ich einen Trost schöpfen könne: Und ist meine Hoffnung nicht vergebens gewesen.

Hören kann: Denn ich weiß, dass du so fromm und sanftmütig bist, dass du mit großer Geduld und Langmütigkeit hören kannst, nicht allein, was dir angenehm ist und wohl zuschlägt, sondern auch was unlieblich ist, oder auch, dass du nicht unrecht tun kannst, dass du dennoch nicht bald wieder zu einem Zorn bewegt wirst, darum hab ich das Vertrauen zu dir, dass du meine Fürbitte für deinen Sohn auch nicht in Ungnaden vermerken wirst. (Und wird an einem Regenten unter anderen auch dies, als eine notwendige Tugend, insbesondere fordert, dass ein jedermann, da einer gleich ungereimte Sachen vorbringen würde, mit Lindigkeit hören könne.)

Mit dir: Das ist: Gott wird zu deiner Regierung Glück und Segen geben, weil du dem Regiment mit großer Bescheidenheit vorstehst. (Denn Gott steht den frommen und gütigen Regenten bei mit seiner Hilfe und Gnade.)

18. Der König antwortete und sprach zum Weibe: Leugne mir nicht, was ich dich frage. Das Weib sprach: Mein Herr, der König, rede!

Mir nicht: Lieber sag mir die Wahrheit, dass du mir nichts verhehlst. (Ist auch eine besondere Tugend der Sanftmut an dem König, dass er das Weib nicht hart anfährt oder mit rauen Worten von sich weist, sondern ihr gnädig zuspricht.)

Rede: Ich will auf eine jede Frage richtigen Bescheid geben und sagen, was ich weiß.

19. Der König sprach: Ist nicht die Hand Joabs mit dir in diesem allem? Das Weib antwortete und sprach: So wahr deine Seele lebt, mein Herr König, es ist niemand anders, weder zur Rechten noch zur Linken, denn wie mein Herr, der König, geredet hat. Denn dein Knecht Joab hat mir es geboten und er hat solches alles deiner Magd eingegeben.

Hand Joab: Als wollte er sagen: Hat dich mein Feldhauptmann Joab nicht an- und abgerichtet, dass du solches alles mit mir reden solltest, was du jetzt vorgebracht hast?

Lebt: So wahr ist auch, was du sagst, und hat mich niemand anders als der Joab zu dir abgefertigt.

Geboten: Dass ich solches, was ich bisher vorgebracht habe, mit dir reden soll, dessen Befehl ich gehorsam bin und Folge leisten müsse.

20. Dass ich diese Sache also wenden soll, das hat dein Knecht Joab gemacht. Aber mein Herr ist weise, wie die Weisheit eines Engels Gottes, dass er merkt alles auf Erden.

Wenden: Dass ich meines Sohnes Sache zuerst vorbringen soll und also damit einen Eingang machen, bis ich Gelegenheit bekäme, auch für deinen Sohn Absalom zu bitten.

Weise: Als der bald merken könne, von wem diese meine Rede ursprünglich herkomme.

Engels: Das ist: Ich merke, dass du mehr weist und verstehst, als ein anderer allgemeiner Mensch und etlichermaßen mit einem engelischen Verstand begabt bist, dass du gleich spüren und erkennen kannst, was man dir vorbringt, wo es herkommt. (Dass dies Weib von ihrem Könige so hochhält und mit großer Ehrerbietung von ihm redet, haben wir dabei zu lernen, dass wir die Obrigkeit sollen in Ehren halten.)

21. Da sprach der König zu Joab: Siehe, ich habe solches getan; so gehe hin und bringe den Knaben Absalom wieder.

Joab: Nämlich nachdem er ihn zu sich fordern ließ.

Getan: Ich hab es bewilligt, was du durch das Weib von Thekoa verdeckter Weise an mich begehren lassen, dass ich den Absalom soll wieder heimkommen lassen.

Knaben: Meinen Sohn. Denn der allerweiseste König merkte wohl, dass nicht Joab allein, sondern auch alles Volk gerne sehe, dass Absalom wieder zu Gnaden aufgenommen würde und heimkäme: Und weil er, indem er der Sache weiter nachdachte, wohl befand, dass Amnon von wegen der begangenen Blutschande mit seiner Schwester seine gerechte Strafe empfangen hatte, dazu kein Kläger vorhanden war, der den Absalom begehrte peinlich und um Leib und Leben anzuklagen, so hat er alle Sache und Rache unserem Herrn Gott anheimgestellt.

22. Da fiel Joab auf sein Antlitz zur Erde und betete an und dankte dem Könige und sprach: Heute merkt dein Knecht, dass ich Gnade gefunden habe vor deinen Augen, mein Herr König, dass der König tut, was sein Knecht sagt.

Betet an: Das ist: Er tat ihm große Ehre an und bückt sich tief vor ihm, fiel ihm auch zu Füßen, mit untertänigster Danksagung, dass er ihm die Gnade erzeigt und seiner Bitte gewehrt hätte.

Merkt: Als wollte er sagen: Obwohl ich bisher aus vielen Anweisungen spüren musste, dass du mir mit besonderen Gnaden gewogen seist, jedoch hast du mit dieser neuen Guttat besonders erklärt, dass du es gut mit mir meinst.

23. Also machte sich Joab auf und zog gen Gesur und brachte Absalom gen Jerusalem.

Auf: Nämlich als er den fröhlichen Bescheid vom Könige empfangen hatte.

Gesur: Zum Könige Thalmai.

24. Aber der König sprach: Lass ihn wieder in sein Haus gehen und mein Angesicht nicht sehen. Also kam Absalom wieder in sein Haus und sah des Königs Angesicht nicht.

Nicht sehen: Denn ob ich ihm wohl das Leben schenken will, so soll er mir doch nicht unter die Augen kommen. Welches der König darum getan, damit man nicht meinen möchte, als ob er den Totschlag für ein so schlechtes und geringes Ding achtete und damit seine übrigen Kinder um so viel desto mehr durch dies ernstes Beispiel zum Gehorsam gegen ihm angehalten würden und von aller vorsätzlichen Bosheit sich enthielten. (Welches den Eltern mit ihren Kindern zu tun frei steht.)

25. Es war aber in ganz Israel kein Mann so schön als Absalom und hatte dieses Lob vor allen; von seiner Fußsohle an bis auf seinen Scheitel war nicht ein Fehler an ihm.

Lob: So viel die Schönheit des Leibes anging.

Fehler: Man konnte nichts an seinem ganzen Leibe tadeln.

26. Und wenn man sein Haupt beschor (das geschah oft alle Jahre, denn es war ihm zu schwer, dass man es abscheren musste), so wog sein Haupthaar zweihundert Sekel nach dem königlichen Gewicht.

Königlichen Gewicht: Ein allgemeiner Sekel wog zwei Quintl, ein Sekel des Heiligtums noch so viel nämlich vier Quintl oder ein Lot, was aber ein königlicher Sekel gegolten habe, kann man so eigentlich nicht wissen. Etliche sind der Meinung, es habe drei Quintl gemacht: Würde also das hier angedeutete Gewicht sein fünf halbe Pfund und sechs Lot. Und ließen die Alten, als eine Zierde des Haupts, das Haar ganz lange wachsen, wie auch noch vor etlichen Jahren bei den Deutschen der Brauch war.

27. Und Absalom wurden drei Söhne geboren und eine Tochter, die hieß Thamar und war ein Weib schön von Gestalt.

Söhne: Welche doch noch bei des Vaters Lebzeiten wiederum gestorben ist, wie später Kapitel 18. zu sehen.

Schön: Daher Absalom übermütig geworden, weil er so schön von Leibe und dazu schöne Kinder hatte. (Man soll aber die Gaben Gottes mit dankbarem Herzen erkennen und nicht derselben sich überheben oder damit prangen, sonst gereichen sie uns zum Verderben.)

28. Also blieb Absalom zwei Jahre zu Jerusalem, dass er des Königs Angesicht nicht sah.

Nicht sah: Welches dem hochtrabenden Menschen und der dazu von wegen seines Leibes Schönheit viel auf sich selber hielt, sehr übel gefiel, als der sich des Königreichs würdig schätzte. Denn er sich besorgte, dass er dergestalt bei den Israeliten je länger je mehr in Verachtung kommen würde: Darum er auf Mittel gedacht, wie demselben vorzukommen und solches folgendermaßen.

29. Und Absalom sandte nach Joab, dass er ihn zum König sendete und er wollte nicht zu ihm kommen. Er aber sandte zum andermal, doch wollte er nicht kommen.

Sandte: Dass er nämlich abermals eine Fürbitte tat, damit ihn der König wiederum vor sich kommen ließe.

Wollte nicht: Weil er die Ursache gemerkt, warum es zu tun wäre. Denn er sich besorgt, er möchte den König vor den Kopf stoßen, wenn er zum andermal für einen Totschläger anhielte. (Denn das ist der Hofleute Brauch, dass sie sich derjenigen Gemeinschaft entschlagen, welche bei der Obrigkeit nicht ganz wohl dran sind.)

30. Da sprach er zu seinen Knechten: Seht das Stücke Ackers Joabs neben meinem und er hat Gerste darauf; so geht hin und steckt es mit Feuer an. Da steckten die Knechte Absaloms das Stück mit Feuer an.

Feuer an: Zur Strafe seines Ungehorsams, dass er zweimal von mir berufen, dennoch nicht erscheinen wollte.

31. Da machte sich Joab auf und kam zu Absalom ins Haus und sprach zu ihm: Warum haben deine Knechte meine Stücke mit Feuer angesteckt?

Macht: Nämlich als er den Schaden empfangen hatte.

32. Absalom sprach zu Joab: Siehe, ich sandte nach dir und ließ dir sagen: Komm her, dass ich dich zum Könige sende, und sagen lasse: Warum bin ich von Gesur gekommen? Es wäre mir besser, dass ich noch da wäre. So lass mich nun das Angesicht des Königs sehen; ist aber eine Missetat an mir, so töte mich.

Komm her: Du aber hast nicht kommen wollen, darum so siehe zu, dass du jetzt ausrichtest, was ich damals an dich begehren wollte, wo du anders nicht in ein neues Unglück geraten willst.

Sende: Damit du eine Fürbitte für mich tust.

Kommen: Was nutzt mir es, dass ich wieder heimgekommen bin aus meinem Elend, wenn ich nichtsdestoweniger meines Vaters Gegenwart meiden muss und nicht zu ihm kommen darf?

Besser: Wenn man nicht anders mit mir umgehen will.

Sehen: Denn es ist Zeit, dass der Vater seinen Zorn und Widerwillen einmal fallen lasse und mich zu Gnaden wieder aufnehme. Wenn du aber je meinst, dass ich eine solche lange Zeit im Elend zu bleiben verschuldet habe und keine Aussöhnung zu erhoffen, so mach mir schnell den Prozess und hilf mir der Marter ab. Denn ich will viel lieber sterben als ein solches elendes Leben führen, da ich von jedermann verachtet werde. (Also so werden diejenigen, welche in einen verkehrten Sinn gegeben sein, durch Gottes väterliche Züchtigung nicht gebessert.)

33. Und Joab ging hinein zum König und sagte es ihm an. Und er rief dem Absalom, dass er hinein zum König kam; und er betete an auf sein Antlitz zur Erde vor dem König; und der König küsste Absalom.

Ging hinein: Obwohl Joab aus des Absaloms vorher begangener Tat, da er ihm die Saat anzünden lassen und aus seinen Worten genügend verstehen könne, was für ein freches, grausames und verwegenes Gemüt in ihm verborgen steckte, darum er besser getan, wenn er den König dahin geraten, dass er einen solchen widersinnigen Meutemacher wiederum ins Elend austreibe und ferne aus dem Lande wegschickte: Dennoch hat er für ratsam angesehen, seinetwegen noch einmal einen Angriff zu tun, weil er sich besorgt, er möchte sonst noch mehr Schaden von ihm empfangen.

Sagte es ihm: Wie nämlich Absalom so hoch begehre und ein herzliches Verlangen habe, dass er bei dem Vater möchte wiederum ausgesöhnt werden, dass er viel lieber sterben wolle, als seines Vaters Gegenwart länger beraubt sein.

Rief: Nämlich der König, welcher ihn vor sich fordern ließ, weil er nicht anders meinte, denn der Sohn hätte so ein großes Verlangen nach seinem Vater, darum er es fürs beste angesehen, dass er ihn wieder zu Gnaden aufnähme. (Denn weil die Liebe nach ihrer Art alles zum Besten deutet, wird sie oft betrogen.)

Betet: Das ist: Er hat dem Könige einen demütigen Fußfall getan und des begangenen Totschlags halben um Verzeihung gebeten.

Küsst: Nämlich nachdem er ihn aufgehoben und zu Gnaden aufgenommen hatte, zum Zeichen, dass er ihm die Sünde verziehen hätte und dass er, der Absalom, in seinen vorigen Ehren stand, wie er denselben vor der Zeit beim Vater hatte, wiederum eingesetzt wäre. (Also nimmt Christus, der rechte David, die Sünder zu Gnaden auf, von welchen doch etliche später wieder abfallen und Christi und seiner Kirche Feinde werden. Aber dieselben geraten zuletzt ins ewige Verderben.)


Das 15. Kapitel


1. Absalom hängt das Volk an sich und richtet einen Aufruhr wider seinen Vater an zu Hebron. v. 1. 2. David entweicht aus der Stadt Jerusalem. v. 13. 3. Und schickt die Lade Gottes mit den Priestern wiederum zurück. v. 25. 4. Wie auch seinen Freund Husai den Arachiten, dass er des Ahitophels Anschläge verhindere. v. 32.

1. Und es begab sich danach, dass Absalom ließ sich machen Wagen und Rosse und fünfzig Mann, die seine Trabanten waren.

Begab: Vor des frommen Königs großer Gnade dankt ihm Absalom ganz übel und lohnt ihm mit Ungehorsam und Aufruhr, dass er ihm aus dem Königreich vertreibt. Dazu er ihm immer den Weg bereitet, wie wir hören werden.

Trabanten: Also dass, sooft er irgendwohin reiste, er ein riesiges Zeug bei sich hatte, wie ein Fürst. Mit solcher Pracht hat er sich bei den Israeliten ein Ansehen gemacht, dass jedermann ein Auge auf ihn hatte und ihn zum Nachkommen im Königreich wünschte. Aber sein frommer Vater hat, aus väterlicher Liebe geblendet, nicht merken oder spüren können, was Absalom im Sinn hätte. (Wenn man aber den Kindern zu viel übersieht, da sie anfangen stolz und übermütig werden, so kommt es endlich dahin, dass sie den Eltern allen Überdrang antun.)

2. Und Absalom machte sich also des Morgens frühe auf und trat an den Weg bei dem Tor. Und wenn jemand einen Handel hatte, dass er zum Könige vor Gericht kommen soll, rief ihn Absalom zu sich und sprach: Aus welcher Stadt bist du? Wenn dann der sprach: Dein Knecht ist aus der Stämme Israels einem,

Tor: Denn es wurden vorzeiten alle Sachen unter den Toren abgehandelt, wie jetziger Zeit bei uns auf dem Rathaus geschieht. Und war dies der andere Griff, dadurch sich Absalom einen Zutritt zum Königreich machte.

Vor Gericht: Dass er von des Königs Räten oder dem Könige selbst eine Entscheidung seiner streitigen Sache anhörte.

Sprach: Nämlich mit ganz freundlichen Worten. Und erkundigten zugleich von ihm, was sein Anliegen wäre, deshalb er daher käme und was er für eine Sache vorzubringen hätte.

3. so sprach Absalom zu ihm: Siehe, deine Sache ist recht und schlecht; aber du hast keinen der dich hört, beim König.

Und schlecht: Du hast eine gute richtige Sache und könnte man leicht das Urteil darüber fällen, dass dir zuträglich wäre und dadurch dir geholfen würde.

Keinen dich hört: Der König nimmt sich der Sachen nicht an und fragt nicht danach, ob seine Räte, welche das Recht aussprechen sollen, dir und anderen genügend Gehör geben oder nicht und darauf beizeiten das Urteil fällt. Darum du viel Mühe wirst müssen haben, bis du von den Richtern einen Bescheid, er sei gleich recht oder unrecht, herausbringst. (Solche Leute werden immer gefunden, die einer frommen Obrigkeit übel nachreden, wen sie gleich ihrem Amt treulich und fleißig warten. Aber dieselben sündigen schwer und empfangen ihre gebührliche Strafe mit der Zeit davon.)

4. Und Absalom sprach: O wer setzt mich zum Richter im Lande, das jedermann zu mir käme, der eine Sache und Gericht hat, dass ich ihm zum Recht hülfe!

Richter: Zu wünschen wäre es, dass man mir das Amt eines Richters auftrüge, damit ich alle Sachen gebührlich entschied. Und greift er den Handel mit einer besonderen List an, dass er erstlich nicht bald begehrt König zu sein, sondern nur zum Richter sich gern wollte gebrauchen lassen, damit den armen Leuten schnell geholfen würde, da sie sonst oft lange warten müssen und dennoch wohl den Kürzeren ziehen.

Gericht: Das ist: Einen streitigen Handel, den man vors Gericht bringen muss, dass man darüber urteile und das Recht spreche.

Hilfe: Denn ich mit Willen einem jeden dazu wollte helfen, wozu er von Rechts wegen befugt wäre. (Welche aber sich selber im Verdacht haben, dass sie die klügsten sind und meinen, sie sind ganz geschickt und tauglich genug dazu, dass man sie vor anderen zu hohen Sachen gebrauchen könnte, die sind oft die aller ungeschicktesten. Denn welche verstehen, was die Regierung für eine Last ist und was es auf sich habe, wenn man mit Reichsgeschäften umgehen soll, die scheuen sich vielmehr davor, wenn man sie dazu gebrauchen will, will schweigen, dass sie sich selber begehrten einzudringen, oder mit bösen Praktiken und durch unrechte Mittel danach strebten.) Es hat aber Absalom dergleichen Reden unter dem Volk heimlich ausgeschrien, dass es nicht vor den König komme. Daher das Volk einen Widerwillen und heimlichen Neid auf den König geworfen hat.

5. Und wenn jemand sich zu ihm tat, dass er ihn wollte anbeten, so reckte er seine Hand aus und ergriff ihn und küsste ihn.

Anbeten: Das ist: Dass er ehrenhalber sich ganz tief vor ihm neigte und ihm große Ehre erzeigen wollte.

Küsst: Denn das war ein Stück einer besonderen Freundschaft und damals unter gleichen Standes Personen gebräuchlich, dass sie einander mit dem Kuss grüßten und empfingen. Hat sich deswegen Absalom nicht als ein Fürst oder Oberer, sondern als einer ihresgleichen gegen die Israelitern erzeigt und verhalten. (Denn es demütigen sich etliche sehr, bis sie die Herrschaft über andere behaupten, als dann regieren sie mit großem Übermut ganz streng: Und bücken sich erstlich tief, bis sie die Schlüssel finden.)

6. Auf die Weise tat Absalom dem ganzen Israel, wenn sie kamen vor Gericht zum Könige und stahl also das Herz der Männer Israels.

Stahl: Das ist: Er hat der Israeliten Herzen an sich gezogen und sie auf seine Seite gebracht, dass sie sich ganz an ihn hängten, ehe es der König spürte oder die Israeliten selber merkten, worauf es angesehen wäre. (Und obwohl Absalom, als ein boshafter Mensch, aus einem bösen Vorsatz und mit einer erdichten Demut, der Leute Herzen an sich gezogen und ihm gewogen gemacht, so sollen doch auch fromme Obrigkeiten bei diesem Beispiel lernen, dass kein stärkeres Band sei, damit die Untertanen können richtig und zur Gebühr angehalten werden, als wenn sie zwar die Laster mit gebührendem Ernst strafen, aber sonst gegen den Untertanen mit Zusprechen und anderen Gebärden aufs freundlichste sich erzeigen.)

7. Nach vierzig Jahren sprach Absalom zum Könige: Ich will hingehen und mein Gelübde zu Hebron ausrichten, das ich dem Herrn gelobt habe.

Vierzig Jahren: Welche von der Zeit an zu rechnen sind, da David zum ersten Mal vom Samuel zum Könige über Israel gesalbt worden, fast in die zwei Jahre, nachdem Absalom von dem Könige war zu Gnaden angenommen, da hat er seine Anschläge, damit er eine gute Weile umgegangen und mit etlichen in Geheimen darüber sich beratschlagt hatte, angefangen ins Werk zu richten. Auf dass er aber die Sache verhehlte, so lange er immer konnte, wendet er eine andere Ursache seiner Reise vor, die er zu seiner Krönung vorzunehmen im Sinn hatte.

Nach Luther: Diese vierzig Jahre rechnen wir von der ersten Salbung Davids, denn er ist zwanzig Jahre alt gesalbt und zehn Jahre Verfolgung gelitten und im dreißigsten Jahr König bestätigt und angenommen.

8. Denn dein Knecht tat ein Gelübde, da ich zu Gesur in Syrien wohnte und sprach: Wenn mich der Herr wieder gen Jerusalem bringt, so will ich dem Herrn einen Gottesdienst tun.

Wohnte: Und im Elend mich darin verhielte.

Bringt: Dass ich aus dem Elend in mein Vaterland wieder heimkomme.

Gottesdienst: Dass ich ihm ein Opfer zur Dankbarkeit aufopfere, welches ich sonst zu tun nicht gebunden wäre. Und begehre ich solche Opfer zu Hebron als in einer uralten Stadt zu verrichten, in welcher die Erzväter vorzeiten auch geopfert haben. Denn obwohl den Israeliten befohlen war, dass sie am selben Ort opfern sollten, da die Hütte des Stifts sein würde, so hatten sie doch vor Aufbau des Tempels zu Jerusalem eine noch etwas größer Freiheit als später, dass sie auch an anderen mehr Orten opfern durften. Und hat Absalom mit Fleiß sein Gelübde an einem anderen Ort ausrichten wollen und nicht zu Jerusalem, auf dass er in des Vaters Abwesenheit seine aufrührerischen Anschläge desto besser und ungehindert könnte ins Werk richten und nicht unterdrückt würde, ehe denn er die Sache recht angefangen oder in einen Gang gebracht hätte. (Ist es deswegen nichts neues, wenn etliche zu ihren aufrührerischen und blutdürstigen Anschlägen die Religion und den Gottesdienst zum Vorwand brauchen.)

9. Der König sprach zu ihm: Gehe hin mit Frieden! Und er machte sich auf und ging gen Hebron.

Frieden: Der Herr sei mit dir und gebe dir Glück dazu, dass du es wohl ausrichtest. Denn ihm David sein Vorhaben ganz nicht zuwider sein lassen, weil er nichts Böses von ihm argwohnte und an keinen Aufruhr gedachte.

10. Absalom aber hatte Kundschafter ausgesandt in alle Stämme Israels und lassen sagen: Wenn ihr der Posaunen Schall hören werdet, so sprecht: Absalom ist König geworden zu Hebron.

Kundschafter: Das waren solche Leute, die erkundigen sollten, was der Vornehmsten im Volk Sinn und Meinung von dieser Sache sein möchte und da sie merkten, dass etliche darunter dem Absalom gewogen wären, dass sie dieselben alsdann in Geheimen zum Abfall reizten.

Hören werdet: Denn es war Absalom willens, dass er durch alle Stämme Trompeter ausschicken wollte.

Sprecht: Das ist: Schreit es öffentlich aus. Es ist aber wohl zu verwundern, dass diese aufrührerischen Anschläge so ganz und geheim und verborgen bleiben konnten, dass der König im Geringsten nichts davon spürte. Und sind es ganz geschwinde und listige Praktiken gewesen. (Denn der Satan ist in seinen Gliedern ganz verschmitzt und verschlagen und welche etwas Böses im Sinn haben, die sind viel verschwiegener, als welche nützliche und heilsame Sachen abhandeln.)

11. Es gingen aber mit Absalom zweihundert Mann, von Jerusalem berufen; aber sie gingen in ihrer Einfalt und wussten nichts um die Sache.

Berufen: Nämlich vom Absalom, dass sie ihn auf der Reise begleiten sollten.

Einfalt: Es waren fromme einfältige Leute.

Sache: Was der Absalom für einen gottlosen Vorsatz und Verräterei im Sinn hatte, nichtsdestoweniger werden sie ohne ihr Wissen und Willen zugleich mit in die Aufruhr verwickelt, denn es ihnen später, da sie die Sache merkten, nicht mehr freigestanden, dass sie ohne Gefahr ihres Lebens den Absalom verlassen konnten. (Welches eine Obrigkeit wohl in Acht nehmen soll, wenn sie die Aufrührer zur Strafe ziehen will, damit nicht die Frommen, so ohne und wider ihren Willen dazu gedrungen wurden, dass sie haben müssen zur Wehr greifen, zugleich mit den Bösen hingerafft werden und der Unschuldige mit den Schuldigen umkomme.)

12. Absalom aber sandte auch nach Ahitophel, dem Giloniten, Davids Rat, aus seiner Stadt Gilo. Da er nun die Opfer tat, wurde der Bund stark; und das Volk lief zu und mehrte sich mit Absalom.

Rat: Der zwar ein sehr listiger und verschmitzter Kopf gewesen, aber daneben ein durchtriebener böser Bube, als man einen auf zwei Beinen finden mögen.

Seiner Stadt: Denn es war dies auch eine angelegte Sache, dass Ahitophel (Der alle Anschläge des Absaloms nicht allein gute Wissenschaft trug, sondern auch ein Anstifter und Rädelsführer derselben war) nicht zugleich mit ihm, dem Absalom, von Jerusalem auszöge, sondern in sein Vaterland verreiste, als ob er anderer, seiner besonderen Geschäften halben, in seine Heimat sich begeben hätte, damit der König David keinen Argwohn von irgendeinem heimlichen Verbündnis oder Aufruhr hätte. (So listig und verschlagen sind die Kinder dieser Welt.)

Tat: Welche er durch die Priester verrichten ließ, die er mit sich dahin genommen hatte.

Stark: Dass eine große Menge Volkes sich dahin begab, des Absaloms herrliche Opfer zu sehen, daher Absalom einen großen Anhang bekam und nunmehr wider den David sich stark genug zu sein befand. Denn er den Anfang seines Königreichs darum mit den Opfern machen wollte, auf dass jedermann meinte, er wäre so ganz fromm und andächtig und ging auf nichts anders um, denn wie er das Regiment mit Recht und Gerechtigkeit fassen möchte. Und hat der allgemeine Pöbel, als der vorlängst vom Absalom mit gehörten Schmeichelworten war überredet und eingenommen worden, gleichsam als aus einer unsinnigen und rasenden Wut, den König David seine ordentliche Obrigkeit aus der acht gelassen und am Absalom sich vergafft, dass es ihm gelobt und geschworen.

Lief zu: Da es nämlich das Geschrei vernommen, wie man einen neuen König wählte.

Mehrt sich: Also dass in kurzer Zeit etliche tausend Personen sich um ihn befanden. Dazu denn des Davids voriger Fall, als sein Ehebruch und Totschlag nicht wenig geholfen. Welche Sünde des Absaloms Räte ohne allen Zweifel hoch angezogen und dem Volk aufs gröbste vor die Augen gemalt und eingebildet: Wie man nämlich einen solchen König nicht dulden sollte, der auch in seinem bereits ziemlich gestandenen Alter fremder Weiber nicht könnte müßig gehen und wenn er den Weibern verfällt, so verrate er ihre Männer und überliefere sie den Feinden auf die Fleischbank, dass sie dieselben umbringen müssen: Der auch seinen Sohn Absalom, einen vortrefflichen Helden, so mit herrlichen Gaben beide des Leibes und Gemüts geziert und deshalb ein Königreich zu regieren würdig, ins Elend verstoßen, nur der Ursache halben, dass er seiner Schwester Notzüchtigung, so ihr vom Amnon mit Gewalt begegnet, ihm, wie richtig, nicht gefallen lasse und männlich gerächt. Daher leicht abzunehmen ist, dass der König gräuliche Unzucht begehre zu verteidigen und dass man die selbige weder rächen noch strafen soll. (Man muss aber hier des gemeinen Volkes unsinniges Wesen in Achthaben, welches sich von etlichen aufrührerischen Leuten leicht wider seine Obrigkeit aufbringen lässt, dass es wider dieselbe anfängt zu toben und zu wüten, als ob es allerdings rasend und von Sinnen gekommen wäre. Danach sieht man auch hier des Absaloms gegen seinen Vater und des Volkes gegen ihren König und ordentlicher Obrigkeit große Undankbarkeit. Darum wir nicht auf der Menschen Dank oder Undank, sondern auf Gottes Verheißung sehen sollen, sonst werden wir selten recht tun.)

13. Da kam einer, der sagte es David an und sprach: Das Herz jedermanns in Israel folgt Absalom nach.

An: Weil er den König begehrte zu warnen vor der großen Gefahr, die ihm ganz nahe auf dem Halse war.

Folgt: Als wollte er sprechen: Die Israeliten sind von dir abgefallen und haben Absalom zum Könige angenommen, darum du entweder wirst müssen zur Wehr greifen oder die Flucht an die Hand nehmen.

14. David sprach aber zu allen seinen Knechten, die bei ihm waren zu Jerusalem: Auf, lasst uns fliehen, denn hier wird kein Entrinnen sein vor Absalom; eilt, dass wir gehen, dass er uns nicht übereile und ergreife uns und treibe ein Unglück auf uns und schlage die Stadt mit der Schärfe des Schwertes!

Waren: Die es noch mit ihm hielten.

Kein Entrinnen: Das ist: Wir können jetzt seine Gewalt nicht aufhalten noch uns wider ihn setzen, weil wir ihn an der Stärke nicht gleichen mögen.

Gehen: Nämlich aus der Stadt und an einen anderen Ort auf diesmal entweichen.

Schlage die Stadt: Dass er die Bürger zu Jerusalem allesamt vertilge, wenn sie uns beistehen wollen, darum so lasst uns ihrer und unser selber schonen. (Und ist ohne Zweifel dem David hier sein voriger Fall abermals vor die Augen geschwebt, da er mit mancherlei Gedanken umgetrieben wurde, weil er sich besorgt, dass er nicht etwa ganz von Gott verstoßen wäre {Ps 31}. Denn es ist eine gräuliche Pein und Marter um ein böses Gewissen. Jedoch weil er sich wiederum erinnert, wie ihm der Prophet solches alles zuvor geweissagt und verkündigt hatte, dass es also geschehen würde, so hat er das Kreuz zu tragen mit Geduld auf sich genommen. Also sollen wir in gleichen Fällen auch tun. Und damit das er vor der Gefahr ausgewichen, da er sie vermeiden könne, lehrt er uns, dass wir uns vorsehen sollen, damit wir nicht mit einer unzeitigen Tapferkeit, so vielmehr eine Verwegenheit ist, uns und andere zugrunde richten und ins Verderben stürzen. Denn wenn viele Teufel zugleich losgelassen wurden, so ist es viel besser, dass man ihnen weislich aus dem Wege weiche, als mit Unverstand der Gefahr entgegen gehen.)

15. Da sprachen die Knechte des Königs zu ihm: Was mein Herr, der König, erwählt, siehe, hier sind deine Knechte.

Knechte: Nämlich seine Hofdiener und Räte.

B Hier sind) Wir sind bereit, zu tun, was du uns befiehlst, es sei gleich, das wir wider den Absalom sollen zur Wehr greifen oder mit dir ins Elend hinausziehen. (Und tun des Königs getreue Untertanen recht und wohl daran, dass sie denselben in seinem nützlichem Vorhaben nicht begehren zu verhindern oder zur Unzeit davon abzuhalten.)

16. Und der König ging zu Fuß hinaus mit seinem ganzen Hause. Er ließ aber zehn Kebsweiber, das Haus zu bewahren.

Fuß hinaus: Aus der Stadt Jerusalem. Denn es hat sich der König David so tief gedemütigt, als er immer konnte, nicht zwar vor dem Absalom, sondern vor Gott dem Herrn, dessen rechte Strafe und Züchtigung er erkannt. Und hat zwar diese seine rechtschaffene Demut Gott so wohl gefallen, dass er ihn nicht lange im Elend bleiben ließ, wie später folgen wird. (Auch war damals David ein Vorbild Christi, von dem der Apostel Paulus schreibt {Phil 2}. Dass, ob er wohl in göttlicher Gestalt gewesen, dennoch Knechtsgestalt an sich genommen habe. Wir aber haben bei dieser großen Veränderung des Glücks zu lernen, dass wir uns nicht überheben sollen, wenn es uns gut geht, denn es leicht geschehen kann, dass wir wiederum von unserem Ehrenstande herunter gestürzt werden.)

Haus: Nämlich das königliche Schloss, damit es nicht allerdings leer stünde. Aber seine vornehmsten Königinnen hat er mit sich genommen und meinte, dass Absalom wider die hinterlassenen elenden Weiblein nichts Grausames vornehmen würde. Welche zwar auch des Davids rechte Eheweiber vor Gott waren, aber geringeren Standes und nicht so hoch gehalten, als die anderen. Diese hat später Absalom verfällt und die Ehe mit ihnen gebrochen, wie wir hören werden.

17. Und da der König und alles Volk zu Fuße hinauskamen, traten sie ferne vom Hause.

Volk: Nämlich von den Bürgern zu Jerusalem, die es noch mit dem Könige hielten, denn ein Teil derselben hatten sich bereits zum Absalom geschlagen.

Hause: Nämlich des Königs, nachdem sie eine gute Ecke vor der Stadt hinausgekommen waren, aber die Stadt samt dem Schloss noch im Gesicht haben konnten, da sind sie still gestanden und haben ohne Zweifel mit Vergießung vieler Tränen die Stadt angeschaut, weil ihrer viele gezweifelt, ob sie auch einmal möchten wieder hinein und in ihre Häuser kommen dürfen. Danach hat man das Volk in eine Ordnung gebracht, welches durcheinander in solchem Schrecken zur Stadt hinausgelaufen war.

18. Und alle seine Knechte gingen neben ihm her, dazu alle Krethi und Plethi und alle Gethiter, sechshundert Mann, die von Gath zu Fuße kommen waren, gingen vor dem Könige her.

Neben ihm: Zu beiden Seiten, dass sie den König in der Mitte beschlossen.

Krethi: Welche des Königs Trabanten waren und aus einem besonderen Ort Landes ihre Herkunft hatten, da die besten Kriegsleute auferzogen wurden, und pflegten dieselben sowohl zu Kriegs- als zu Friedenszeiten, um den König die Wacht zu halten.

Gethiter: Die zwar aus der Stadt Gath, so in dem Land der Philister lag, gekommen waren, aber dem David unter ihrem Obersten Ithai treulich beistanden.

Vor dem: Damit er eine obwohl geringe Anzahl Kriegsleute an der Spitze vor sich hätte, die er auf einen plötzlichen Notfall, da der Feind auf ihn dringen würde, demselben entgegenstellen könnte.

19. Und der König sprach zu Ithai, dem Gethiter: Warum gehst du auch mit uns? Kehre um und bleibe bei dem Könige; denn du bist fremd und von deinem Ort gezogen hierher.

Ithai: Der sein guter Freund und ohne Zweifel ein aufrichtiger redlicher Mann gewesen, dazu der israelitische rechten Religion zugetan, darum er auch aus der Stadt Gath hinweggezogen war und gen Jerusalem sich begeben hatte. Ist auch ein streitbarer Held gewesen, darum ihm später Kapitel 18. David, als einem Obersten, den dritten Haufen seines Kriegsvolkes untergibt und vertraut. Und mag wohl sein, dass dieser Ithai samt den sechshundert Gethitern von den Fürsten der Philister zu Gath ausgesetzt und zum Könige David sich geschlagen hat.

Kehre um: Denn ich begehre dich zu verschonen, und will nicht, dass du von meinetwegen in des neuerwählten König Absaloms in Ungnade fallen sollst: So weiß ich auch, wenn du gleich zu Jerusalem bei dem König bleibst, dass du dennoch nichts tun wirst, welches unsere Freundschaft zuwiderlaufen möchte.

Fremden: Will so viel sagen, dass ich dich von mir weise, geschieht nicht darum, dass ich ein Misstrauen in dir setze, sondern dass ich deiner gern verschonen wollte, weil du neulich allererst gen Jerusalem zu mir gekommen bist, darum ich ganz unfreundlich handeln würde, da ich dich mit mir in Gefahr brächte, der du allererst aus der Heimat in die Fremde ausgewichen bist. (Denn die rechtschaffene Liebe befleißigt sich, damit sie dem Nächsten nicht möge beschwerlich oder überlästig sein. Und soll man der Schwachen im Glauben so viel immer möglich, schonen, auf dass sie nicht, wenn sie in unnötige Gefahr gesteckt werden, von ihrem gottseligen Vornehmen ablassen.)

20. Gestern bist du gekommen und heute wagst du dich, mit uns zu gehen. Ich aber will gehen, wo ich hingehen kann. Kehre um und deinen Brüdern mit dir widerfahre Barmherzigkeit und Treue.

Kann gehen: Wo mich der liebe Gott hin geleiten wird.

Kehre um: Denn ich begehre nicht, dass jemand meinetwegen ohne Ursache sich in Gefahr begebe.

Treue: Das ist: Gott gebe, dass es dir unterdes zu Jerusalem wohl gehe und von deinen Mitbürgern dort dir alles Gutes widerfahre.

21. Ithai antwortete und sprach: So wahr der Herr lebt und so wahr mein Herr König lebt, an welchem Ort mein Herr, der König, sein wird, es gerate zum Tod oder zum Leben, da wird dein Knecht auch sein.

Herr: Der wahre Gott Israels, zu dessen Religion ich mich begeben habe.

Der König: Dessen Frömmigkeit und Redlichkeit ich erfahren habe, darum ich mich nicht widere mein Leben für ihn zu lassen.

Leben: Es gehe, wie es wolle, wir überwinden oder werden überwunden, so will ich dich nicht verlassen, sondern will bei dir sterben und genesen. (Denn Gott begabt bisweilen auch diejenigen mit einem besonderen Heldenmut, welche sich zu der rechten Religion begeben haben. Und da der größte Teil der Juden den David verachtete, wurde er von den Heiden hoch und wert gehalten: Also da die Juden Christus von sich gestoßen, haben ihn die Heiden angenommen.)

22. David sprach zu Ithai: So komm und gehe mit! Also ging Ithai, der Gethiter und alle seine Männer und der ganze Haufe Kinder, die mit ihm waren.

Sprach: Wie er sah, dass Ithai gänzlich im Sinn hatte, bei ihm zu bleiben und mit standhaftem Gemüt alle Gefahr verachtete.

Männer: Die er von Gath mit sich gebracht, welche auch zugleich mit ihm die heidnische falsche Religion verlassen, dagegen aber die rechte israelitische Religion angenommen hatten.

Kinder: Das ist: Er ist zugleich samt seinem Weibe und kleinen Kindern mit dem David ins Elend hinausgezogen. Und haben die sechshundert Männer von Gath ohne Zweifel auch ihr Personal bei sich gehabt und mit sich von neuen ins Elend ausgeführt, darum des Davids Kriegsheer ein liederliches Ansehen hatte, darunter zwar etliche tapfere Helden waren, aber meistenteils ein schwacher und wehrloser Haufe von Weibern und Kindern sich gefunden. (Ein solches Ansehen gewinnt die christliche Kirche zur Zeit der Verfolgung.)

23. Und das ganze Land weinte mit lauter Stimme und alles Volk ging mit. Und der König ging über den Bach Kidron und alles Volk ging vor auf dem Wege, der zur Wüste geht {Joh 18v1}.

Weinte: Das ist: An welchem Ort David durchzog, da hörte man hin und wieder ein Weinen und Wehklagen der Leute, welche mit dem Könige ein herzliches Mitleiden hatten, besonders aber beweinten die Verjagten selber ihren eigenen und des Königs trübseligen Zustand.

Ging mit: Denn es schlugen sich ihrer viele auf dem Wege zum Könige, die einesteils vor dem König hergingen, einesteils ihm nachfolgten. (Und erweckt Gott immer auch mitten in der Verfolgung Leute, welche ungeachtet aller Gefahr sich zu der Kirche Gottes begeben.)

Bach Kidron: (Gleichwie aber David, da er von wegen seiner eigenen Sünden gestraft wurde, von seinen Untertanen geleitet, mit betrübtem Herzen über den Bach Kidron gegangen: Also ist auch Christus, dessen Vorbild David in diesem Stücke war, denselben Weg gegangen, mit großer Traurigkeit, da ihn seine Jünger nach dem gehaltenen letzten Abendmahl von Jerusalem aus, das Geleit gegeben, wie er der ganzen Welt Sünde auf sich genommen hatte.)

24. Und siehe, Zadok war auch da und alle Leviten, die bei ihm waren; und trugen die Lade des Bundes Gottes und stellten sie dahin. Und Abjathar trat empor, bis dass alles Volk zur Stadt aus kam.

Auch da: Als David aus der Stadt ging.

Leviten: Welche sämtlich willens waren, dass sie wollten mit David hinaus ins Elend ziehen, weil sie sich besorgten, es möchte um die ganze Stadt Jerusalem geschehen sein, dass sie David nie wieder unter seiner Gewalt bekommen würde. (Ein solcher Schrecken und ganz zu große Kleinmütigkeit befindet sich auch bisweilen bei frommen Leuten.)

Dahin: Neben dem Tor: Aber ohne Zweifel mit Teppichen bedeckt und eingewickelt, damit sie von den Israeliten nicht bloß gesehen würden.

Empor: An einen etwas erhöhten Ort als der Hohepriester, damit er achthätte, dass man mit den Sachen recht und angemessen umginge.

Alles Volk: So viel ihrer mit dem David ziehen wollte.

25. Aber der König sprach zu Zadok: Bringe die Lade Gottes wieder in die Stadt! Werde ich Gnade finden vor dem Herrn, so wird er mich wiederholen und wird mich sie sehen lassen und sein Haus.

Stadt: Und stelle sie wiederum an ihren Ort, dahin sie gehört.

Gnade finden: Dass mich Gott noch in diesem Leben wiederum mit Gnaden ansehen und meiner bedenkt sein will.

Sehen lassen: An ihrem Ort, also dass es sich keines Hinwegtragens der Lade bedarf.

26. Spricht er aber also: Ich habe nicht Lust zu dir, siehe, hier bin ich, er mache es mit mir, wie es ihm wohl gefällt?

Nicht Lust: Dass du länger über mein Volk herrschst.

Bin ich: Ich bin bereit und willig zu dulden und zu leiden, was er mir auflegt. (Also sagte Christus auch, Vater nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Und können wir zwar unseren himmlischen Vater mit keinem Dinge leichter bewegen, dass er die Strafen entweder hinwegnimmt oder doch lindert, als wenn wir nach getanem Gebet uns allerdings seinem göttlichen und väterlichen Willen geduldig ergeben.)

27. Und der König sprach zu dem Priester Zadok: O du Seher, kehre um wieder in die Stadt mit Frieden und mit euch eure beiden Söhne, Ahimaaz, dein Sohn und Jonathan, der Sohn Abjathars.

Sprach: Nämlich insbesondere und allein, dass es die anderen nicht hörten.

Seher: Es wurden aber die Propheten und Priester Seher geheißen, weil sie von Gott Bericht empfingen und denselben anderen Leuten später mitteilten und bisweilen den Willen Gottes durch Gesichte oder andere Anweisungen erkundigten.

Frieden: Ich erlaube dir, und zwar mit gutem Willen, dass du mögest wieder in die Stadt umkehren.

Mit euch: Zu dem Nutzen, davon ich dir jetzt sagen will.

28. Siehe, ich will verziehen auf dem blachen Felde in der Wüste, bis dass Botschaft von euch komme, und sage mir an.

Wüste: Welches Feld an die Wüste stößt, darin will ich mich finden lassen.

Sage: Das ist: Bis ihr mich durch eure Söhne verständigt, was Absalom im Sinn hat und was er für Anschläge wider mich macht, damit ich danach meinen Sachen desto besser Rat schaffen könne. (Denn in einem rechtmäßigen Kriege mag man wohl der Feinde Anschläge in Geheimen erkundigen.)

29. Also brachte Zadok und Abjathar die Lade Gottes wieder gen Jerusalem und blieben dort.

30. David aber ging den Ölberg hinten an und weinte und sein Haupt war verhüllt und er ging barfuß. Dazu alles Volk, das bei ihm war, hatte ein jeglicher sein Haupt verhüllt und gingen hinten an und weinten.

Verhüllt: Wie damals der Brauch war bei den Leuten, welche Leid trugen und traurig waren.

Gingen hinten an: (Also ist auch Christus den Ölberg hintenan gegangen mit seinen Jüngern, da er traurig und seine Seele betrübt gewesen bis in den Tod. Je geduldiger und demütiger aber wir uns dem Kreuz untergeben, je schneller wir dessen abkommen und davon erlöst werden.)

31. Und da es David angesagt wurde, dass Ahitophel im Bunde mit Absalom war, sprach er: Herr, mache den Ratschlag Ahitophels zur Narrheit!

Bund: Welches dem David eine große Furcht eingesteckt, weil er wusste, dass Ahitophel ein sehr listiger Mensch war, darum er sich besorgte, es möchte dem Absalom von wegen dieses Ratgebers nicht wohl beizukommen sein, darum er zum Gebet seine Zuflucht suchte.

Narrheit: Dass er entweder einen närrischen Rat gebe oder doch seinem weisen Ratschlag nicht nachgesetzt werde und keine Folge geschehe. Und hat David mit diesem kurzen, aber sehr eifrigem und inbrünstigem Gebet des Ahitophels Ratschlag gehindert und zunichtegemacht, wie wir später hören werden. (Also sollen wir auch unserer und des Evangeliums Feinde listige und heimliche Anschläge mit einem inbrünstigen Gebet aufhalten und denselben abwehren. Und sieht man auch hier, wie die kurzen, aber doch aus wahrem Glauben herrührende Gebete kräftig sind. Weiter hat auch dies, des Davids Gebet, das Gebet Christi am Ölberge vorgebildet.)

32. Und da David auf die Höhe kam, da man Gott pflegte anzubeten, siehe; da begegnete ihm Husai, der Arachiter, mit zerrissenem Rock und Erde auf seinem Haupt.

Pflegte anzubeten: Nämlich vorzeiten. Und ist vielleicht vor der Zeit ein Altar darin gewesen, auf den man geopfert und dabei gebetet hat.

Husai: Ein frommer Mann, des Davids getreuer Freund und Rat.

Haupt: Die er darauf gestreut hatte, damit er bezeugte, dass er mit dem David ein herzliches Mitleiden hätte und dass er mit den Seinen in seinem Elend bei ihm bleibe und mit ihm leben und sterben wollte.

33. Und David sprach zu ihm: Wenn du mit mir gehst, wirst du mir eine Last sein.

Last: Und mir wenig nutzen, weil du siehst, dass ich ohne das vorhin einen großen, aber meistenteils wehrlosen Haufen mit mir führe, deshalb ich mich besorgen muss, dass ich nicht etwa anderen Leuten mit einem solchen großen Nachtrab überlästig sei in meinem Elend. Darum, so bitte ich dich, du mein liebster und getreuer Freund, dessen Treue und Freundschaft mir längst genügend bekannt ist, dass du nicht mit mir ziehen wollest.

34. Wenn du aber wieder in die Stadt gingest und sprächest zu Absalom: Ich bin dein Knecht, ich will des Königs sein; der ich deines Vaters Knecht war zu der Zeit, will nun dein Knecht sein: So würdest du mir zu gut den Ratschlag Ahitophels zunichtemachen.

Knecht: Und begehr dir treulich zu dienen. Ich will dir auch mit gleicher Treue raten und beistehen, wie ich deinem Vater vor der Zeit getan habe, weil ich sehe, dass du an deines Vaters statt aufgekommen bist. Mit solchen und dergleichen Reden will David sagen, da du sie gegen dem Absalom benutzen und dich also bei dem neuen König einkaufen wirst, bis er dir traut und dich mit zu Rat zieht, kannst du mir ganz viel nutzen.

Nicht machen: Dass er keinen Fortgang gewinne. Denn wenn er dem Könige rät, so kannst du alle Zeit das Widerspiel raten und dergestalt des Ahitophels listige Anschläge zum wenigsten eine Zeit lang verhindern und aufhalten.

35. So ist Zadok und Abjathar, die Priester, mit dir. Alles, was du hörtest aus des Königs Hause, sagst du an den Priestern Zadok und Abjathar.

Priester: Von denen ich weiß, dass sie alle beide mich mit Treuen meinen.

Hörtest: Dass man wider mich ratschlagte.

Priestern: Die können mir es alsdann in geheim zu wissen tun.

36. Siehe, es sind bei ihnen ihre zwei Söhne: Ahimaaz, Zadoks und Jonathan, Abjathars Sohn. Durch die selbigen kannst du mir entbieten, was du hören wirst.

Entbieten: Was der Feinde Anschläge sind und wie alle Sachen stehen. (Es hat aber David nicht Unrecht daran getan oder gesündigt, dass er dem Husai solches befahl. Wie auch Husai nicht, dass er ihm folgte. Denn eine notwendige und nützliche Lüge, dadurch man einen unschuldigen Menschen beim Leben erhält, widerstrebt der Liebe nicht: Und wenn man boshafter Leute blutgierige Anschläge entdeckt, dass die Frommen sich davor hüten können, ist es keine Verräterei, sondern eine nützliche Warnung.)

37. Also kam Husai, der Freund Davids, in die Stadt; und Absalom kam gen Jerusalem.

Absalom kam: Nämlich nicht lange später, nachdem Husai hineingekommen war, daher er Gelegenheit hatte, des Ahitophels Ratschläge zu verhindern und den David aus der Gefahr zu bringen. (Also schickt Gott, wenn wir in unserem größten Unglück stecken, Mittel, dadurch das Böse entweder abgewendet oder doch gemildert wird.)


Das 16. Kapitel


1. Ziba, des Mephi Boseth Haushalter, erlangt durch Verleumdung alle Güter seines Herrn. v. 1. 2. Simei flucht dem David in seinem Elend und wirft mit Steinen nach ihm. v. 5. 3. Absalom schändet seines Vaters Kebsweiber öffentlich. v. 15.

1. Und da David ein wenig von der Höhe gegangen war, siehe, da begegnete ihm Ziba, der Knabe Mephiboseths, mit einem Paar Esel gesattelt; darauf waren zweihundert Brote und hundert Stücke Rosinen und hundert Stücke Feigen und ein Legel Weins.

Und: Folgt jetzt, was den David, da er im Elend herumgezogen, auf der Reise zu Händen gestoßen.

Knabe: Das ist: Diener oder Haushalter.

Weins: Mit welchen Geschenken er den König zu verehren im Sinn hatte.

2. Da sprach der König zu Ziba: Was willst du damit machen? Ziba sprach: Die Esel sollen vor das Personal des Königs, darauf zu reiten und die Brote und Feigen für die Knaben, zu essen und der Wein, zu trinken, wenn sie müde werden in der Wüste.

Machen: Wem oder wozu hast du das alles mit dir genommen und hierher gebracht?

Personal: Hier spürt man einen rechtschaffenen Heuchler und Fuchsschwänzer, welcher indem er sich untersteht des Königs Gemüt, mit seinen Gaben allerdings einzunehmen, so stellt er sich, als ob er solche Geschenke ganz zu gering und nicht wert achte, dass er den König damit verehren sollte, darum er dieselben nur vor des Königs Diener und Personal hinzu geführt. Es nahm aber der Fuchsschwänzer die Gelegenheit war, wie er seinen Herrn Mephi Boseth bei dem König fälschlich angeben und desselben Güter vom König zum Geschenk erlangen möchte, so auch geschah.

Müde werden: Nämlich über der langen und verdrießlichen Reise, damit sie wieder zu Kräften kommen, wenn sie ein wenig Weins zu sich genommen haben.

3. Der König sprach: Wo ist der Sohn deines Herrn? Ziba sprach zum König: Siehe, er blieb zu Jerusalem; denn er sprach: Heute wird mir das Haus Israel meines Vaters Reich wiedergeben {2Sam 19v27}.

Deines Herrn: Nämlich des Sauls Enkel. Wie kommt es, dass er nicht mit mir ins Elend ausgezogen ist, noch irgendeine Verehrung geschickt, da er doch bis daher so viel und große Wohltaten von mir empfangen hat?

Vaters Reich: Das ist: Meines Großvaters des Sauls. Denn er der Ursache halben (will Ziba sagen) von dir ausgesetzt und dich allein ins Elend ausziehen lasse, weil er hoffte, dass in solcher Aufruhr und verwirrtem Wesen das israelitische Königreich zuletzt auf ihn fallen würde, als der des ersten Königs in Israel, deines Vorfahren, des Sauls Enkel und Nachkommen ist. Es log aber solches der Ziba schändlich. Denn Mephi Boseth von solchem allem im wenigsten nicht gedacht hatte, sondern vielmehr dem Ziba befohlen, dass er ihm einen Esel fertig machen sollte, darauf er reiten und dem Könige ins Elend nachfolgen könnte, wie später gesagt wird: Weil aber Ziba solches nicht getan, sondern ihn zu Jerusalem sitzen lassen und mit seinen Geschenken zum Könige geeilt, ist zwar Mephi Boseth zu Jerusalem geblieben, aber keineswegs um irgendeiner Hoffnung willen, die er zum Königreich hatte. Denn seine ganzen Amtskleider und Ansehen später genügend bezeugt, dass er mit dem Könige ein herzliches Mitleiden hatte, weil er im Elend war. (Hier sieht man, was ein boshafter untreuer Knecht, er habe gleich ein großes oder geringes Ansehen wider seinen Herrn erdenken und vorbringen kann. Darum man niemand trauen darf. Denn dieser Knecht verlästert und verrät seinen Herrn böslich, der doch ein frommer Mann war.)

4. Der König sprach zu Ziba: Siehe, es soll dein sein alles, was Mephiboseth hat. Ziba sprach: Ich bete an; lass mich Gnade finden vor dir, mein Herr König!

Dein sein: Als wollte er sagen: Ich schenke dir alle Güter, Häuser und Äcker, welche dein Herr bisher hatte. Denn der König gab des Ziba Worten Glauben und hatte er sich von den Geschenken einnehmen lassen. (Weil die Geschenke auch die Allerweisesten blenden und finden der Fuchsschwänzer Verleumdungen bei großen Herrn ganz zu bald statt, darum man sich auf derselben Gnade nicht verlassen soll, denn sie von einem einigen Verleumder sich bisweilen einnehmen lassen, dass sie eine Ungnade auf einen werfen und ihm abhold werden. Aber was verständige Regenten sind, die sollen, besonders in hochwichtigen Sachen, mit dem Urteil sich nicht übereilen, wie hier David getan, daran er nicht recht gehandelt hat. Und lehrt uns sein Beispiel, das auch heilige Leute nicht ohne Schwachheiten und Gebrechen sind. Und wird einem Regiment niemals sowohl vorgestanden, dass nicht manchmal unrechte Urteile gefällt würden, auch bei den Regenten, die der Gerechtigkeit und Gerechtigkeit mit Fleiß nachstreben.)

Bete an: Nämlich mit einem demütigen Fußfall und sage dir Dank für die erzeigte Gnade und möchtest du mir zukünftig auch mit Gnaden gewogen bleiben. (Hier sieht man, wie artig die Fuchsschwänzer sich bei dem Herrn einkaufen können und den Fuchsschwanz zu streicheln wissen.)

5. Da aber der König David bis gen Bahurim kam, siehe, da ging ein Mann dort heraus vom Geschlecht des Hauses Sauls, der hieß Simei, der Sohn Geras, der ging heraus und fluchte;

Ging: Nämlich ehe denn er in die Stadt kam.

Simei: Welcher nicht ein allgemeiner Mann gewesen, sondern ein großes Ansehen hatte, denn später, Kapitel 19. wird gesagt, dass er dem David tausend Mann aus dem Stamm Benjamin zugeführt habe. Er hatte aber dem David das israelitische Königreich längst missgönnt und war ihm feind, weil es ihn verdross, dass das Königreich von des Sauls Nachkommen auf den David gekommen war, darum er sich freute, da er gehört, dass David ins Elend ausgetrieben wäre.

6. und warf David mit Steinen und alle Knechte des Königs David. Denn alles Volk und alle Gewaltigen waren zu seiner Rechten und zur Linken.

Heraus: Nämlich aus der Stadt, dem David entgegen.

Flucht: Nämlich dem Könige, dass er ihn mit Schmachworten angriff und allen Teufeln in der Hölle zum Nachtbraten wünschte, davon bald später ausführlicher gesagt wird.

Alle Knechte: Das ist: Er warf zu dem Haufen hinein, ohne Unterschied, er treffe gleich den König oder seine Diener.

Rechten und: Also dass sie den König zwischen ihnen in der Mitte genommen hatten, damit ihm keiner bald zukommen und ihn beschädigen könnte. (Denn es steht frommen und getreuen Untertanen zu, dass sie verhüten und abwehren, damit ihrer Obrigkeit, als ihrem Haupt, kein Unfall begegne noch dass sie in Gefahr komme, die man wohl verhüten kann.)

7. So sprach aber Simei, da er fluchte: Heraus, heraus, du Bluthund, du loser Mann!

Loser Mann: Du Teufelskind und blutdürstiger Tyrann, pack dich einmal zu deinem angemaßten Königreich hinaus in aller Teufel Namen.

8. Der Herr hat dir vergolten alles Blut des Hauses Sauls, dass du an seiner statt bist König geworden. Nun hat der Herr das Reich gegeben in die Hand deines Sohnes Absalom; und siehe, nun steckst du in deinem Unglück, denn du bist ein Bluthund.

Vergolten: Als wollte er sagen: Gott übt jetzt Rache an dir von wegen des unschuldigen Blutes, welches du in des Sauls Geschlecht vergossen hast. Es war aber dies schändlich erlogen, denn David so ganz nichts Gewalttätiges wider des Sauls Nachkommen sich unterstanden, dass er auch derselben Totschläger wiederum aufs ernstlichste am Leben lassen strafen und hinrichten.

Seiner statt: Da du dich zum Königreich mit Gewalt eingedrungen. Welches auch nicht wahr war. Denn David das Königreich keines Weges mit Gewalt bekommen hatte, sondern war aus Gottes Befehl von dem Propheten Samuel dazu berufen und gesalbt worden, dazu hatten ihn später alle israelitische Stämme zum Könige ordentlicherweise erwählt und gekrönt.

Gegeben: Und dich dessen beraubt, weil du sein ohne das nicht wert warst.

Unglück: Jetzt wirst du nach deinem Verdienst und um deiner Bosheit willen gestraft.

Bluthund: Das ist: Ein grausamer und blutgieriger Mensch, darum geschieht dir nicht Unrecht. (Hier ist Simei ein Vorbild derjenigen gewesen, die des Herrn Christi, da er am Kreuz gehangen, gespottet haben. Und müssen bisweilen seine Glieder auch dergleichen Lästerwort und Schmachreden hören, wenn in ihrem großen Unglück die Gottlosen ihnen nachschreien Ketzer, Ketzer, Aufrührer, Buben und dergleichen. Und lernt man im Unglück die Leute kennen, dass man sieht, wie sie gegen uns gesinnt sind.)

9. Aber Abisai, der Sohn Zerujas, sprach zu dem Könige: Soll dieser tote Hund meinem Herrn, dem Könige, fluchen? Ich will hingehen und ihm den Kopf abreißen {2Sam 19v21}.

Abisai: Der des Feldobersten, Joabs Bruder und auch einer von des Königs vornehmsten Hauptleuten war.

Soll: Als wollte er sagen: Soll man das leiden, dass der liederliche Mensch die hohe königliche Majestät ungestraft mit Schmach- und Lästerworten angreifen durfte?

Abreißen: Dass er für seine große Bosheit rechte Strafe empfange. Es ist aber kein Zweifel, Simei sei von einer besonderen teuflischen Wut angetrieben worden, dass er dem Könige, welcher doch etliche hundert tapfere und streitbare Helden bei und um sich her hatte, so schimpflich und spöttisch reden dürfe und seinen Mutwillen gegen ihm heraus lassen.

10. Der König sprach: Ihr Kinder Zerujas, was habe ich mit euch zu schaffen? Lasst ihn fluchen; denn der Herr hat es ihn geheißen: Fluche David! Wer kann nun sagen: Warum tust du also?

Kinder Zeru Ja: Nämlich du und dein Bruder Joab. Was plagt ihr mich doch immerdar mit eurer unzeitigen Rachgierigkeit? Dazu ich sehe, dass ihr beide doch zu sehr geneigt seid und zum Blutvergießen willig, welches ich an euch nicht recht heißen kann, will auch nicht zulassen, dass ihr diesem Menschen etwas tut. (Tun deswegen diejenigen sehr übel, welche andere zur Rachgierigkeit verhetzen, wie hingegen andere wiederum zu loben sind, die solchen Ohrenbläsern nicht folgen.)

Geheißen: Will so viel sagen: Ich erkenne, dass dieser Mensch vom Teufel getrieben und mir von Gott über den Hals geschickt wurde, dass er mir fluchen soll. Denn ob ich wohl dieselben Bubenstücke, der er sagt, nicht getan habe, so muss ich doch bekennen, dass ich mit meinen großen und vielen Sünden solche oder auch noch gräulicher Schmach- und Lästerworte wohl verdient habe, darum ich dieselben mit Geduld aufnehme als eine Strafe der Sünden, die mir von Gott auferlegt und zugeschickt wird.

Sagen: Wer will Gottes gerechte Gerichte Unrecht heißen oder schelten, ob wir sie gleich bisweilen nicht verstehen?

11. Und David sprach zu Abisai und zu allen seinen Knechten: Siehe, mein Sohn, der von meinem Leibe gekommen ist, steht mir nach meinem Leben, warum nicht auch jetzt der Sohn Jeminis? Lasst ihn, dass er fluche; denn der Herr hat es ihn geheißen.

Knechten: Zu seinen Hofdienern, die sich um ihn her befanden.

Leibe gekommen: Der mein Fleisch und Blut ist.

Leben: Dass er mich umbringen möge.

Sohn Jemini: Der aus dem Stamm Benjamin gebürtig ist. Als wollte er sagen: Was ist es wunder, dass dieser Benjamiter, der mir von wegen, dass er dem Saul mit Blutsfreundschaft verwandt und zugetan, feind ist, als ein Feind mir alles Übel anwünscht und das Leben zu nehmen begehrt, da mein eigener Sohn meiner nicht schont?

Geheißen: (Nicht zwar, dass Gott eine Ursache der Sünden sei und Unrecht tun heiße, sondern er braucht der gottlosen Leute Bosheit, seines Volkes Sünden damit zu züchtigen und zu strafen.)

12. Vielleicht wird der Herr mein Elend ansehen und mir mit Güte vergelten sein heutiges Fluchen.

Heutiges Fluchen: Welches ich mit Geduld leide. Denn ich hoffe, dass Gott zu seiner Zeit für diese Schmachworte, die ich geduldig leide, mir Glück und Segen bescheren werde. (Denn wenn wir Gott die Rache mit Geduld heimstellen, so bewegen wir ihm dazu, dass er anstatt des erlittenen Übels uns mit allerlei Gütern häufig überschüttet.)

13. Also ging David mit seinen Leuten des Weges; aber Simei ging an des Berges Seite neben ihm her und fluchte und warf mit Steinen zu ihm und sprengte mit Erdenklößen.

Weges: Nämlich auf Bahurim zu.

Fluchte und warf: Obwohl nun Simei mit solchem seinen Mutwillen das Leben verwirkt und den Tod verschuldet hatte, weil er die hohe Obrigkeit angegriffen und gelästert, so hat dennoch David zur selben Zeit nicht wollen zulassen, dass er von wegen seiner begangenen Misshandlung seine angemessene Strafe empfinge, weil er, der David, selber erkannte, dass er um seiner vorigen Sünde willen rechte Strafe litte, darum er vielmehr ein Beispiel der Geduld und Langmütigkeit, als des Zorns und Rachgierigkeit uns vorzeigen und hinterlassen wollen. (Damit wir lernen, wie wir in unserer eigenen Sache, da wir spüren, dass wir von Gott heimgesucht und gestraft werden, die Rache Gott befehlen sollen {Röm 12}. Und sieht man auch das hier, wie es viel leichter zu tun sei und nicht so schwer einem ankomme, Lästerworte und Schmachreden zu dulden, als vor den Fuchsschwänzern (wie Ziba einer war) die Ohren zustopfen.)

14. Und der König kam hinein mit allem Volk, das bei ihm war, müde und erquickte sich dort.

Hinein: In das Städtlein Bahurim.

Müde: Zum Teil, weil er zu Fuß gegangen war und denn vor Schwermütigkeit und Unmut.

Erquickt: (Denn Gott mildert seinen Gläubigen ihr Kreuz, dass sie nicht darunter versinken.)

15. Aber Absalom und alles Volk der Männer Israels kamen gen Jerusalem und Ahitophel mit ihm.

Gen Jerusalem: Wie zu Ende des vorigen Kapitels auch gemeldet worden, damit wenn Absalom die königliche Hauptstadt einbekommen, danach weiter ratschlagte, wie er dem David beikommen und ihn aus dem Wege räumen möchte.

Ahitophel: Welcher vor der Zeit des Königs Davids Rat und Diener gewesen, aber jetzt sein Verräter und Feind geworden war.

16. Da aber Husai, der Arachiter, Davids Freund, zu Absalom hineinkam, sprach er zu Absalom: Glück zu, er König! Glück zu, er König!

Husai: Von dem wir im vorigen Kapitel gehört haben, dass er von David allen Befehl empfangen, wessen er sich gegen dem Absalom zu verhalten.

Glück zu: Denn also pflegte man einem neuerwählten Könige zuzuschreien und ihm Glück zu wünschen, zu seiner angehenden Regierung, damit man ihm alles Gutes, glückliche Wohlfahrt, langes Leben und ein wohl geordnetes Regiment anwünschte.

17. Absalom aber sprach zu Husai: Ist das deine Barmherzigkeit an deinem Freunde? Warum bist du nicht mit deinem Freund gezogen?

Sprach: Nämlich spottweise, dass er hören wollte, wie der Husai eigentlich gegen ihn gesinnt wäre.

Freunde: Stehst du deinen Freunden also bei? Warum setzt du von dem Könige in seinen größten Nöten aus, da er deiner am besten bedürfte? Hast du so gar kein Mitleiden mit ihm, dass du dich seinen Unfall dauern ließest?

18. Husai aber sprach zu Absalom: Nicht also, sondern welchen der Herr erwählt und dies Volk und alle Männer in Israel, des will ich sein und bei ihm bleiben.

Nicht also: Ich halte ihn für keinen Freund mehr, viel weniger, dass ich ihn für einen König erkennen soll. Und bin nicht also gesinnt, wie ihrer etliche, die den Mantel nach dem Winde hängen oder auf beiden Achseln tragen, sondern ich begehre, dem neuerwählten König zu dienen und meinen schuldigen Gehorsam zu leisten.

Erwählt: Als wollte er sagen: Weil ich sehe, dass David von Gott verworfen ist, wie dem Saul vor der Zeit auch geschehen, du aber von Gott und dem ganzen israelitischen Volk an seiner statt erwählt bist, so will ich dich auch davor erkennen, der du bist und davor dich sonst jedermann hält.

Sein: Bei dem will ich mich finden lassen und ihm treulich beistehen.

19. Zum anderen, wem sollte ich dienen? Sollte ich nicht vor seinem Sohn dienen? Wie ich vor deinem Vater gedient habe, so will ich auch vor dir sein.

Sohn: Als einem Erben des Königreichs, dem dasselbe erblich und eigentümlich heimgefallen.

Gedient habe: Nämlich vor der Zeit, da er noch im Königreich gewesen und wie ein König wohl und löblich regiert hat, bis er sich dessen selbst unwürdig gemacht.

Vor dir: Und will dir treulich dienen, als den Gott und das israelitische Volk mit allgemeiner und einhelliger Zustimmung einmütig zum Könige erwählt hat. Obwohl nun Husai nicht allerdings zu entschuldigen ist, weil er sagt, dass Absalom vom Herrn erwählt sei. Jedoch weil sein Vorhaben recht und gut war, indem er darauf umgeht, wie er den unschuldigen David retten möge, so hat ihm Gott solchen Fehler zugutegehalten, den er bei Verrichtung einer solchen hochwichtigen Sache beging. (Denn eine nützliche Lüge, dadurch einem unschuldigen Menschen aus Nöten geholfen wird, ist nicht Unrecht, wie im vorigen Kapitel auch gemeldet. Doch werden wir bei diesem Husai Beispiel erinnert, dass wir nicht bald einem jeden trauen sollen, der uns vorsagt, was wir gerne hören.)

20. Und Absalom sprach zu Ahitophel: Ratet zu, was sollen wir tun?

Tun: Dass uns zur Bestätigung unseres Königreichs ersprießlich und förderlich sein möge, damit nicht etwa das Volk eines anderen Sinnes werde und von mir wiederum abfalle zu meinem Vater.

21. Ahitophel sprach zu Absalom: Beschlaf die Kebsweiber deines Vaters, die er gelassen hat, das Haus zu bewahren, so wird das ganze Israel hören, dass du deinen Vater hast stinkend gemacht und wird aller Hand, die bei dir sind, desto kühner werden.

Beschlaf: Nämlich unverhohlen und gleichsam öffentlich, dass es jedermann wisse, wie du deinem Vater hast einen Schandfleck angehängt, auf dass, wenn es alle Israeliten hören und erfahren, die jetzt bei dir sind und es mit dir halten, deine Großmütigkeit und Kühnheit daraus abnehmen, sich darüber verwundern und spüren, dass weiter zwischen dir und deinem Vater keine Vergleichung mehr könne getroffen werden und keinen Gedanken mehr zum Frieden haben: Also wird es geschehen, weil sie alle Hoffnung zum Frieden verloren, dass sie um so viel desto mutiger und beherzter sein werden, deinen Vater und sein Kriegsvolk zu überfallen und umzubringen und ist zwar dies ein listiger, aber ganz schändlicher Rat gewesen, der endlich über den Ratgeber selbst ausging. Und obwohl die Natur selber ab solcher Untat ein Abscheu hat, da ein Sohn mit seiner Stiefmutter, und zwar nicht nur mit einer, sondern mit ihrer vielen, dazu nicht heimlich, sondern öffentlich zuhält, dennoch scheut sich Absalom nicht, ein solches schändliches Laster zu begehen, weil er dem Teufel bereits in den Strick gefallen war und sich von ihm leiten und führen ließ.

22. Da machten sie Absalom eine Hütte auf dem Dache; und Absalom beschlief die Kebsweiber seines Vaters vor den Augen des ganzen Israel {1Sam 12v11}.

Dache: Welches eben war wie ein Altan.

Augen: Denn weil eine nach der anderen zu ihm in die Hütte, welche er auf dem Dache aufrichten ließ, hineingeführt wurde, haben die Israeliten, so um das Schloss her gestanden und solches gesehen, leicht abnehmen können, was er darin vorhätte. Es ist aber kein Zweifel, die ehrliebenden Matronen haben mit vielen Tränen vor solcher schändlichen und abscheulichen Tat zum Höchsten gebeten. Aber Absalom, als der weder Gott noch die Menschen gescheut, hat seinen schändlichen Mutwillen, den er einmal im Kopf gefasst, erfüllt. (Und pflegt Gott bisweilen zu der Gottlosen großer und gräulicher Bosheit eine Zeit lang durch die Finger zu sehen und es geschehen lassen, dass es gehe, wie es geht, als ob er ganz einen harten Schlaf schliefe oder weder Blitz noch Donnerstrahl mehr hätte. Aber er geht unterdes damit um, dass er solchen boshaften Leuten ihr Verderben zurüste.)

23. Zu der Zeit, wenn Ahitophel einen Rat gab, das war, als wenn man Gott um etwas hätte gefragt; also waren alle Ratschläge Ahitophels beide bei David und bei Absalom.

Zeit: Jetzt wird die Ursache hinzugesetzt, was den Absalom dahin bewog, dass er in einen solchen schändlichen Vorschlag des Ahitophels bewilligt, welches sonst nicht unbillig jemand hätte mögen wundernehmen, dass er sich dazu überreden lasse.

Gefragt: Das ist: Des Ahitophels Rat- und Anschläge hatten zur selbigen Zeit von wegen seiner vortrefflichen Weisheit ein solches Ansehen, beides da er zuvor noch des Königs Davids Rat gewesen und dann auch später, da er zum Absalom sich geschlagen, als wenn man einen göttlichen Bericht hörte. Und wäre er zwar ein herrlicher und weiser Mann gewesen und dem Regiment sehr nützlich, wenn er die Gabe der Weisheit recht angelegt hätte. (Befinden sich deswegen zuzeiten bei den Feinden des Evangeliums verständige und weise Mamelucken, die von der rechten Religion zu ihnen gefallen und mit ihren Anschlägen der Kirche großen Schaden tun könnten, wo sie von Gott nicht besonders gehindert und abgewandt würden. Auf dass er aber solches tue, so will er darum angerufen und gebeten sein.)


Das 17. Kapitel


1. Husai verhindert des Ahitophels grausamen und blutdürstigen Ratschlag. v. 1. 2. Darum sich Ahitophel erhängt. v. 23. 3. Absalom zieht seinem Vater David mit einer großen Heereskraft nach, v 24. 4. Die Fremden tun dem David mit Proviant Vorhaben. v. 27.

1. Und Ahitophel sprach zu Absalom: Ich will zwölftausend Mann auslesen und mich aufmachen und David nachjagen bei der Nacht.

Und: Oben Kapitel 15. ist gesagt worden, welchergestalt Husai von dem David angerichtet und abgefertigt wurde, dass er des Ahitophels listige Anschläge, so viel möglich, hinderte und aufhielte. Davon wird jetzt gemeldet, wie er solches ins Werk richtete.

Auslesen: Den besten Kern unter den Kriegsleuten.

Nachjagen: Deinem Vater, ob ich ihn erreichen könnte.

2. Und will ihn überfallen, weil er matt und lass ist. Wenn ich ihn dann erschrecke, dass alles Volk, so bei ihm ist, flieht, will ich den König alleine schlagen

Überfallen: Unversehens und ungewarnter Sachen.

Und las: Nämlich von der Reise und aus Schwermütigkeit oder Traurigkeit keine Kraft hat zum Widerstand.

3. und alles Volk wieder zu dir bringen. Wenn dann jedermann zu dir gebracht ist, wie du begehrst, so bleibt alles Volk mit Frieden.

Bringen: Dass du über ganz Israel regierst.

Frieden: Wenn nämlich nicht mehr zwei widerwärtige Kriegsheere aus dem israelitischen Volk gegeneinander zu Felde liegen, sondern des Davids Leute sich dir ergeben haben, so kannst du alles Volk friedlich regieren und werden sie in guter Ruhe unter deinem Gehorsam leben.

4. Das deuchte Absalom gut sein und alle Ältesten in Israel.

Gut sein: Denn es ein sehr listiger und spitzfindiger Anschlag war, welcher dem David ohne allen Zweifel den Garaus gemacht, wo es Gott nicht besonders verhindert hätte. (Und sind der Feinde des Evangeliums Anschläge oft dahin gerichtet, dass sie darauf umgehen, wie sie die Bekenner des Evangeliums unversehens überfallen und aufreiben mögen.)

Ältesten: Welche sich bei dieser Räteversammlung gefunden und dazu gebrauche ließen. (Man muss sich aber über dieser Leute Unbeständigkeit und Wankelmut nicht unbillig verwundern. Den diese Ältesten oder Ratsherren hatten dem David, als jeder ordentlichen Obrigkeit, gelobt und geschworen und hatte sie David von solcher Beeidigung noch nicht frei gemacht, nichtsdestoweniger bewilligen sie in solchen gräulichen Anschlag wider ihren Herrn und König. Und liest man dennoch nicht, dass David später, da er aus dem Elend wieder heimgekommen, irgendeinen aus ihrem Mittel deshalb zur Strafe gezogen, sondern man kann vielmehr aus dem später folgenden 19. Kapitel abnehmen, dass er seinen Untertanen alles, was sie wider ihn getan, verziehen und in keinem Argen nimmermehr wider sie dachte.)

5. Aber Absalom sprach: Lieber, lasst Husai, den Arachiten, auch rufen und hören, was er dazu sagt.

Dazu sagt: Was sein Bedenken in dieser Sache sei, denn er auch ein sehr weiser und verständiger Mann ist. Es wollte aber Gott den David erretten, weil sein zuvor getanes Gebet kräftig gewesen war, und schickt es also, dass Absalom über des Ahitophels Ratschlag, der ihm zuerst sehr wohl zugeschlagen, anfängt zu zweifeln, ob er auch sicher genug und zur Behauptung seines Königreichs dienlich sein möchte.

6. Und da Husai hinein zu Absalom kam, sprach Absalom zu ihm: Solches hat Ahitophel geredet; sage du, sollen wir es tun oder nicht?

Solches: Und hat ihm zugleich den Inhalt seines gegebenen Ratschlags eröffnet.

Sage du: Rede frei und ungescheut heraus, was deine Meinung sei und was du davon hältst.

Tun: Was er geraten hat.

7. Da sprach Husai zu Absalom: Es ist nicht ein guter Rat, den Ahitophel auf diesmal gegeben hat.

Diesmal: Will so viel sagen: Es ist mir zwar unverborgen, dass Ahitophel ein sehr weiser und verständiger Mann ist und dass er zu öfter viel weiser Rat- und Anschläge vorgebracht hat. Aber wie kein Mensch in allen Sachen immer gescheit und vorsichtig genug sein kann, also bin ich der Meinung, es werde diesem des Ahitophels Ratschlag nicht ohne große Gefahr können nachgesetzt werden. (Und hat man hier des Husai Bescheidenheit in Acht zu nehmen, der er in einer königlichen Räteversammlung sich gebraucht, da er sein Vernunftsdenken vorbringen und seine Stimme geben soll.)

8. Und Husai sprach weiter: Du kennst deinen Vater wohl und seine Leute, dass sie stark sind und zorniges Gemüts, wie ein Bär, dem die Jungen auf einem Felde geraubt sind; dazu ist dein Vater ein Kriegsmann und wird sich nicht säumen mit dem Volk.

Sprach weiter: Damit er seine Meinung auch an den Tag gebe, weil er die vorige des Ahitophels verworfen hat.

Bär: Welcher brummt und sich zu rächen begehrt. Weil demnach dein Vater und seine Leute also beschaffen und rechte Waghälse sind, die sich nicht bald etwas nehmen lassen. Jetzt aber durch ihre Vertreibung und Flucht noch mehr verbittert sind, so ist nicht wohl darauf zu bauen, dass sie möchten, sich sogleich schrecken lassen und die Flucht an die Hand nehmen, sondern dass sie viel eher das äußerste daran wagen und aufs Heftigste widerstehen würden.

Kriegsmann: Als der aus langer Erfahrenheit und weil er sich in Kriegen viel geübt, mancherlei Kriegspossen weiß und erdenken kann, dass er mit wenigem Volk ein großes Kriegsheer trenne und darnieder lege und dazu schnell merkt, wie man einer Gefahr beizeiten überkommen und entgehen soll.

Säumen: Darum ist es vergebens, dass du dir die Gedanken schöpfen wolltest, du würdest ihn am selben Ort noch finden, da er heute früh gewesen, denn er wird sich nach einem gelegenen Ort umsehen, da er seinen Vorteil haben und dich mit Hinterlist überlisten möge.

9. Siehe, er hat sich jetzt vielleicht verkrochen irgend in einer Grube, oder sonst an einem Ort. Wenn es dann geschähe, dass das erste Mal übel geriete und käme ein Geschrei und spräche: Es ist eine Schlacht geschehen in dem Volk, das Absalom nachfolgt,

Verkrochen: Und wartet auf Gelegenheit, da er dein Kriegsvolk unversehens und plötzlich möge anfallen.

Geriete: Dass deine zwölftausend Mann, von denen Ahitophel gesagt, an einen gefährlichen Ort kämen, dahin sie David mit Hinterlist gelockt und nur ihrer wenig im ersten Angriff auf deiner Seite auf den Platz blieben.

Geschrei: Dass eine allgemeine Sage schnell unter das Volk ausgebreitet würde, wie zu geschehen pflegt.

Schlacht: Des Absaloms Anhang eine Niederlage erlitten hat.

10. so würde jedermann verzagt werden, der auch sonst ein Krieger ist und ein Herz hat wie ein Löwe. Denn es weiß ganz Israel, dass dein Vater stark ist und Krieger, die bei ihm sind.

Verzagt: Und würde vielmehr sein Tun auf die Flucht setzen, als dass er begehren sollte in einer Schlacht gegen das Kriegsvolk deines Vaters Fuß zu halten.

Stark ist: Dazu beherzt und mutig, der sich die Kühe nicht so bald nehmen lässt.

Krieger: Als deren Tapferkeit und Heldentaten in Kriegsverrichtungen bis daher genügend gespürt wurden, darum man solcher bösen Nachricht desto eher Glauben geben wird.

11. Aber das rate ich, dass du zu dir versammelst ganz Israel, von Dan an bis gen Berseba, so viel als der Sand am Meer; und deine Person ziehe unter ihnen.

Bis gen: Das ist: Von der einen äußersten Grenze deines Königreichs bis an die andere.

Am Meer: Einen solchen mächtigen Haufen Kriegsvolk, dass er vor großer Menge nicht könne gezählt werden.

Unter ihnen: Auf dass du mit deiner Gegenwart ihnen ein Herz machst und sie desto tapferer hineinschlägst.

12. So wollen wir ihn überfallen, an welchem Ort wir ihn finden und wollen über ihn kommen, wie der Tau auf die Erde fällt, dass wir an ihm und allen seinen Männern nicht einen übrig lassen.

Nicht einen: Denn also werden wir des Streits auf einmal ein Ende machen, wenn wir alle unsere Feinde allerdings bis aufs Haupt erlegt und vertilgt haben.

13. Wird er sich aber in eine Stadt versammeln, so soll das ganze Israel Stricke an dieselbe Stadt werfen und sie in den Bach reißen, dass man nicht ein Kieselein darin finde.

Versammeln: Dass er sich nicht darf herauslassen und zu Felde begeben, weil er merkt, in was für eine Gefahr er steckte.

Nicht ein: Dass kein Stein auf dem anderen gelassen werde, daher man erkennen oder abnehmen könnte, dass eine Mauer oder Stadt darin gestanden wäre, sondern alles niedergerissen und hinweggeräumt werde, als wenn man es mit Besen hinweggekehrt hätte. Und sieht man aus diesem Ort, was man damals für einen Brauch hatte, wenn man Städte bestritten und erobert, da die Büchsen und Geschütze noch nicht aufgekommen und vielleicht auch noch keine Mauerbrecher hatte, damit man vor etlichen hundert Jahren die Mauern umgestoßen. Denn man große Seile, da vorne daran starke eiserne Haken gewesen, an die Mauern geworfen und die Steine mit großer Gewalt herausgerissen, bis man ein Loch in der Mauer gemacht, dadurch die Kriegsleute in die Stadt einfallen können.

14. Da sprach Absalom und jedermann in Israel: Der Rat Husais, des Arachiten, ist besser denn Ahitophels Rat. Aber der Herr schickte es also dass der gute Rat Ahitophels verhindert würde, auf dass der Herr Unglück über Absalom brächte.

Jedermann: Der bei dieser Ratsversammlung zu gegen war.

Gute Rat: Der dem Absalom zu Gutem gereicht und zu Nutzen kommen wäre, wenn er demselben nachgesetzt hätte.

Unglück: Denn es hatte Gott im Willen, dass er den gottlosen Absalom strafen und vertilgen wollte, darum er verschafft, dass Absalom den guten Rat verachtet und dem schädlichen gefolgt. Denn obwohl des Husai Rat das Ansehen hatte, als wäre er der sicherste und könnte nicht übel geraten, so war er doch dem Absalom am allerschädlichsten, weil er dadurch die Gelegenheit von Händen ließ, mit welcher er den David unversehens überfallen und aufreiben könne. (Und pflegt es oft also zu gehen, dass, indem die Fürsten sich unterstehen eine große Macht zusammenzubringen und langsam damit umgehen, sie unterdes die Gelegenheit verlieren, dem Feinde einen Abbruch zu tun und ihn zu dämpfen. Denn die Geschwindigkeit hilft ganz viel zum Sieg. Und sehen wir, wie artig Gott der Feinde schädliche Anschläge verhindern könne, dass sie zu Wasser werden und keinen Fortgang gewinnen.)

15. Und Husai sprach zu Zadok und Abjathar, den Priestern: So und so hat Ahitophel Absalom und den Ältesten in Israel geraten; ich aber habe so und so geraten.

Husai sprach: Denn er sich besorgt, dass nicht etwa dem Absalom des Ahitophels Ratschlag wiederum in den Kopf kommen möchte und ihm besser zuschlagen, oder dass Absalom anders redete, als er es meinte und David dieselbe Nacht mit den Seinen drauf ging. (Denn zu Hofe werden der Fürsten Anschläge in einem Augenblick geändert.) Darum er es fürs beste angesehen, dass er den David vor seiner Gefahr warnte, damit, wenn Absalom des Ahitophels oder seinem Vorschlag folgte, er, David, dennoch und nichtsdestoweniger, soweit er immer könnte, sich hinweg machte.

So und so: Nämlich wie zuvor gehört wurde, welches er ihnen vielleicht wiederum her erzählt hat.

Geraten: Dass man nämlich den David ungewarnter Sachen überraschen und umbringen sollte.

Habe so: Auf dass unterdes, ehe man alles Volk zusammen bringe, David der Gefahr entrinnen könne.

16. So sendet nun eilend hin und lasst David ansagen und sprecht: Bleibe nicht über Nacht auf dem blachen Felde der Wüste, sondern mache dich hinüber, dass der König nicht verschlungen werde und alles Volk, das bei ihm ist.

Sendet: Denn weil es ungewiss ist und noch in der Waage steht, welchem Ratschlag der Absalom nachsetzen wird, obwohl er den meinen sich hat gefallen lassen. So muss man Vorsehung tun, damit der König David je eher je lieber sich in ein sicheres Gewahrsam begebe.

Ansagen: Wie die Sachen beschaffen sind. (Und ist diese Entdeckung der Ratschläge Absaloms nicht Unrecht gewesen, sondern ein nötiges Werk, so dem David zunutze komme, auf dass nicht unschuldiges Blut vergossen würde.)

17. Jonathan aber und Ahimaaz standen bei dem Brunnen Rogel und eine Magd ging hin und sagte es ihnen an. Sie aber gingen hin und sagten es dem Könige David an; denn sie durften sich nicht sehen lassen, dass sie in die Stadt kämen {Jos 15v8 , 18v16}.

Brunnen Rogel: Außerhalb der Stadt und warteten da, was ihnen angesagt würde, dass sie dem Könige David verkündigen müssten. Denn man sonst bald einen bösen Argwohn geschöpft hätte, wenn man gesehen, wie der Priester Söhne aus der Stadt gegangen, dass sie dem David zulaufen würden, obwohl man dennoch mit solcher Vorsichtigkeit demselben nicht zuvorkommen könne, wie bald später folgen wird.

Magd: Welcher Treue und Glaube bei den Hohepriestern ohne Zweifel genügend bekannt gewesen.

Ihnen an: Was sie dem David verkündigen sollten.

David an: Dass er schnell fortziehen und fliehen soll, wenn er nicht in große Gefahr Leibes und Lebens geraten wollte.

Stadt: Nämlich Jerusalem, dass sie den Feinden Davids viel vor den Augen umgegangen wären, darum man noch eine vertraute Person, als die Magd, zum Mittel und Unterhändlerin gebrauchen müsse.

18. Es sah sie aber ein Knabe und sagte es Absalom an. Aber die beiden gingen eilend hin und kamen in eines Mannes Haus zu Bahurim; der hatte einen Brunnen in seinem Hofe, dahinein stiegen sie.

Knabe: Oder Knecht, der einen roten Rock verdienen wollte. Denn da er gesehen, dass die Magd, da sie aus der Stadt gekommen, mit ihnen geredet und sie bald darauf sich auf den Weg begeben, hat er von Stand an sich die Vermutung gemacht, wie es auch an sich selbst war, dass sie zum David wären abgefertigt worden. Darum er solches nicht zu verschweigen meinte, sondern sich zum Verräter des Davids gebrauchen lassen, denn er ohne allen Zweifel samt allen den Seinen, so viel an ihm, als ein gottloser Bube, in Jammer und Not und ins Verderben zu stürzen begehrt. (Und hat der Teufel dergleichen seine Werkzeug und Blasebälge hin und wieder nämlich gottlose und verruchte Leute, durch die er Gottes heilsame Werke zu verhindern und ein Blutbad anzurichten sich untersteht. Aber doch hat Gott auch den Brauch, dass er mit den Seinen, die er aus ihren Nöten helfen und erretten will, also umgeht, als würde durchaus das Widerspiel geschehen.)

Beide: Nämlich der Priester Söhne.

Brunnen: Der vielleicht kein Wasser hatte, wie denn in demselben Lande am Wasser kein Überfluss war.

Stiegen: Weil sie merkten, dass der vorgemeldete Knabe oder Knecht sie gesehen und Acht darauf hätten, dass die Magd mit ihnen geredet, darum sie sich selbst die Rechnung gut machen konnten, er würde es dem Absalom anzeigen und sie verraten, der ihnen nachschicken würde und sie greifen heißen.

19. Und das Weib nahm und breitete eine Decke über des Brunnen Loch und breitete Grütze darüber, dass man es nicht merkte.

Weib: Nämlich die Frau im selben Hause.

Nicht merkt: Denn es hat keiner leicht dahin gedacht, dass jemand im selben Brunnen sein sollte. Und hat also das Weib mit einer geschwinden erdachten List die beide Söhne der Priester beim Leben erhalten. (Denn es sind die Weiber mit Erfindung geschwinder Anschläge, die sie in der Eile erdenken können, viel sinnreicher und spitzfindiger als die Männer, darum man das weibliche Geschlecht nicht verachten soll.)

20. Da nun die Knechte Absaloms zum Weibe ins Haus kamen, sprachen sie: Wo ist Ahimaaz und Jonathan? Das Weib sprach zu ihnen: Sie gingen über das Wässerlein. Und da sie suchten und nicht fanden, gingen sie wieder gen Jerusalem.

Knechte Absalom: Welche deshalb abgefertigt und ausgesandt waren, dass sie der Priester Söhne ereilen und gefangen wiederum zurückführen sollten.

Kamen: Nämlich in die Stadt Bahurim.

Gingen: Diese des Weibes Notlügen ist auch nicht Unrecht gewesen.

Suchten: Nämlich der Priester Söhne.

Nicht gefunden: (Denn Gott macht der blutgierigen Leute Anschläge zunichte.)

21. Und da sie weg waren, stiegen sie aus dem Brunnen und gingen hin und sagten es David, dem Könige, an und sprachen zu David: Macht euch auf und geht eilend über das Wasser; denn so und so hat Ahitophel wider euch Rat gegeben.

Sie: Des Absaloms Diener.

Sie: Der Priester beider Söhne.

Sagten es: Was nämlich Ahitophel und Husai dem Absalom geraten hatten.

Wasser: Nämlich über den Jordan.

So und so: In Maßen sie es dem Könige ordentlich nacheinander vorgebracht und erzählt haben.

22. Da machte sich David auf und alles Volk, das bei ihm war und gingen über den Jordan, bis licht Morgen wurde und fehlte nicht an einem, der nicht über den Jordan gegangen wäre.

Fehlt nicht: Hat deswegen David all sein Personal hinübergebracht. Da er ohne allen Zweifel dieselbe Nacht über große Anfechtungen hatte, weil ihm das Gewissen immer aufgestoßen und den begangenen Ehebruch und Totschlag vorgebildet hat. Und sah er, in was großer Gefahr er steckte, da er sich besorgen müsse, dass er nicht etwa mit den Seinen aufgerieben würde. Jedoch ist solche Herzensangst in ihm gemildert worden und hat von seines getreuen Freundes Husai Botschaft wiederum Trost empfangen, der verhindert hatte, dass er nicht unversehens überfallen und aufgerieben wurde. Danach hat der richtige und ohne Schaden vollendete Durchzug über den Jordan ihm auch wiederum ein Herz gemacht, weil er dabei spüren und abnehmen konnte, dass in solcher großen Gefahr er dennoch Gott gegenwärtig habe, der ihm beistehe und ihn schütze. (Denn Gott versucht die Seinen nicht über ihr Vermögen, sondern gibt das Auskommen, dass sie es ertragen können {1Kor 10}.)

23. Als aber Ahitophel sah, dass sein Rat nicht fortgegangen war, sattelte er seinen Esel, machte sich auf und zog heim in seine Stadt; und beschickte sein Haus und erhängt sich und starb; und wurde begraben in seines Vaters Grab.

Nicht fortgegangen: Dass man ihn nicht angenommen noch demselben nachgesetzt hätte. Daraus er bald gemerkt, dass man die Gelegenheit versäumt, da man dem David beikommen könne, darum Absalom künftig den Kürzeren ziehen würde. So hat er sich selber keine anderen Gedanken gemacht, denn dass ihn David von wegen seiner grausamen und boshaften verräterischen Anschläge zur angemessenen Strafe würde hernehmen. Darum der verruchte gottlose Mensch bei sich beschlossen, dass er sich selber das Leben nehme und der Marter abhelfen wollte.

Stadt: Da er seine Wohnung hatte. Und muss man aus diesen Worten mutmaßen, dass er nicht immer bei Hof sich gehalten, sondern ist in wichtigen Sachen zur Kanzlei berufen worden und Diener von Haus aus gewesen.

Beschickt: Dass er sein Testament gemacht, wie es nach seinem Tode sollte gehalten werden, weil er zu sterben bedacht war.

Hing sich: Hat also, nachdem er gehandelt, seinen angemessenen Lohn empfangen.

Grab: Welche Ehre man ihm dennoch angetan, weil er vor der Zeit ein vortrefflicher Mann und in großem Ansehen gewesen war. Es ist aber kein Zweifel, er sei mit dem Kain und Saul, als gottlose Leute und die an der Gnade Gottes verzweifelt, in die Hölle gekommen. (Und ist es ihm nach dem gemeinen Sprichwort gegangen, da man sagt, wer einem anderen eine Grube gräbt, der fällt selber hinein. Denn welche, alle Furcht Gottes nach hinten gesetzt, alles was ihnen im Kopf kommt, tun und raten dürfen und ihres Verstandes wider Gott missbrauchen, die fallen endlich in Verzweiflung und legen sich selbst Hand an.)

24. Und David kam gen Mahanaim. Und Absalom zog über den Jordan und alle Männer Israels mit ihm.

Zog: Dass er seinen flüchtigen Vater nachjagte.

Alle: Hat deswegen Absalom ein großes Kriegsvolk bei sich, und wäre der Sieg auf seiner Seiten geblieben, wenn ihm nicht an der großen Menge gelegen wäre, aber nicht nach Gottes Willen richtet. (Und eilen die Gottlosen ihrem eigenen Unglück entgegen.)

25. Und Absalom hatte Amasa an Joabs statt gesetzt über das Heer. Es war aber Amasa eines Mannes Sohn, der hieß Jethra, ein Israelit, welcher lag bei Abigail, der Tochter Nahas, der Schwester Zerujas, Joabs Mutter {2Sam 19v13}.

Gesetzt: Zum Hauptmann. Weil Joab auf des Davids Seite hielt.

Joabs Mutter: Ist der wegen Amasa des Joabs naher Verwandter gewesen und lagen dennoch nichtsdestoweniger wider einander zu Felde, als Feinde, da einer dem anderen alles Übel anzutun begehrte. Es hat aber Amasa später zu seiner Zeit seine angemessene Strafe dafür empfangen, dass er dem Absalom zum Aufruhr geholfen und beigestanden, denn er ist keines rechten Todes gestorben.

26. Israel aber und Absalom lagerten sich in Gilead.

Lagerten: Und obwohl Absalom nicht ganz weit, nur in die drei oder vier Meilen, von Mahanaim, da David mit den Seinen sich enthielt, sein Heerlager hatte. Jedoch weil er langsam mit der Sache umging, ließ er dem David Platz und Raum, dass er sich desto besser vorsehen und zur Gegenwehr gefasst machen konnte.

27. Da David gen Mahanaim kommen war, da brachten Sobi, der Sohn Nahas, von Rabbath der Kinder Ammon und Machir, der Sohn Ammiels, von Lodabar und Barsillai, ein Giladiter von Roglim.

Rabbath: Welche Stadt David vor der Zeit mit bewaffneter Hand erobert und eingenommen hatte, da er sich am Hanon dem Könige der Ammoniter rächte (weil derselbe seine Gesandten verhöhnt und schimpflich abgewiesen hatte). Aber dieses Sobi verschont hatte, darum er sich hier wiederum gegen dem David dankbar begehrt zu erzeigen.

Machir: Welcher auch zuvor den Mephi Boseth, des Jonathans Sohn, aus Erbarmen bei sich aufgehalten und Unterschlupf gegeben hatte {2Sam 9}.

28. Bettwerk, Becken, irden Gefäß, Weizen, Gerste, Mehl, Körner, Bohnen, Linsen, Grütze.

29. Honig, Butter, Schafe und Rinderkäse zu David und zu dem Volk, das bei ihm war, zu essen. Denn sie gedachten, das Volk wird hungrig, müde und durstig sein in der Wüste.

Zu David: Haben also die drei oben gemeldeten Männer alles, was zur Leibesnahrung und sonst zu ihrer Unterhaltung vonnöten gewesen, dem David und seinen Leuten zugeführt. Und obwohl von solcher Zufuhr keine königliche Tafel oder Bankett hat können angerichtet und zugerüstet werden, so hat doch David gern und willig damit für gut gehabt und zu Dank angenommen, was dieselben Leute aus einem aufrichtigen und guten Gemüt gaben. (Und sollen die Fürsten auch lernen mit wenigem vorlieb zu nehmen, auch vielmehr auf des Gebers Herz und Gemüt als auf die Gabe Achtung haben.)

Wüste: Darum sie einer Erquickung und Erlabung wohl benötigt waren, weil sie eilends durch die Wüste fortgezogen und ohne Zweifel von der Reise abgemattet und kraftlos gemacht wurden. (Solche Frömmigkeit und Freundlichkeit sollen wir auch lernen nachtun, dass wir die Müden und Kraftlosen begehren zu laben und zu stärken: Und wissen, dass Gott für die Seinen, wenn sie ins Elend ausgetrieben und verjagt sind, sorgen und immer etliche fromme Leute ihnen in der Not sich ihrer annehmen. Und gleichwie des Davids Kriegsvolk, ehe sie die folgende Schlacht angetreten, ist erfrischt und erquickt worden, damit sie nicht unten lägen: Also stärkt Gott unseren Glauben immer zu, dass wir in der Anfechtung nicht versinken.)


Das 18. Kapitel


1. David schickt sein Kriegsvolk wider Absalom aus und gebietet ihnen, dass sie des Absaloms schonen sollen. v. 1. 2. Darauf wird des Absaloms Anhang in die Flucht geschlagen. v. 6. 3. Und bleibt Absalom mit seinen Haaren an einer Eiche hängen, daran er von Joab mit drei Spießen durchstochen wird. v. 9. 4. Aber David beweint seines Sohnes Untergang ganz kläglich. v. 16.

1. Und David ordnete das Volk, das bei ihm war und setzte über sie Hauptleute über tausend und über hundert.

Und: Folgt jetzt die schreckliche Schlacht, in welcher der Sohn wider seinen Vater um das Königreich, das er mit Verräterei eingenommen, damit er es wider alles Recht und Gerechtigkeit behalten möchte, streitet: Und ziehen die Israeliten auf zwei Parteien mit feindlichem Gemüt einander entgegen, ihrer Mitbürger Blut zu vergießen.

Ordnet: Weil er sah, dass er zur Schlacht gedrungen wurde und von Not wegen streiten musste, wo er anders nicht, seinem Beruf zuwider, sein Amt verlassen und von der Verwaltung des Königreichs allerdings abtreten wollte. (Denn ob wir wohl Gott vertrauen sollen, so sollen wir doch auch daneben nichts unterlassen, was wir zu Abwendung des Bösen gebührlicher maßen haben und gebrauchen können.)

2. Und sandte aus dem Volk einen dritten Teil unter Joab und einen dritten Teil unter Abisai, dem Sohn Zerujas, Joabs Bruder und einen dritten Teil unter Ithai, dem Gethiter. Und der König sprach zum Volk: Ich will auch mit euch ausziehen.

Joabs Bruder: Denn dieselbe beiden Brüder waren des Davids vornehmste Hauptleute.

Gethiter: Einen tapferen Mann und streitbaren Helden, aus der Stadt Gath im Philister Land gebürtig, dessen oben, Kapitel 15. auch gedacht wurde. (Denn eine Obrigkeit kann eine unrechte Gewalt mit gutem Gewissen durch Heereskraft und mit bewaffneter Hand von sich abtreiben, ja es liegt ihr solches zu tun, des Amtes halben zu.)

Ausziehen: Und begehrt nicht, dass ihr euch allein in Gefahr meinetwegen begeben sollt, ich aber davon bleibe. (Denn eine fromme und rechtschaffene Obrigkeit ist bereit, auch mit Gefahr ihres Lebens ihren Untertanen gegenwärtig beizustehen und zu helfen. Und hilft der Obrigkeit Gegenwart im Krieg ganz viel zum Siege.)

3. Aber das Volk sprach: Du sollst nicht ausziehen; denn ob wir gleich fliehen oder die Hälfte sterben, so werden sie sich unser nicht annehmen; denn du bist, als wenn unser zehntausend wären; so ist es nun besser, dass du uns aus der Stadt helfen mögest.

Nicht ausziehen: Nämlich mit uns in den Streit, wo du anders uns einen Gefallen erzeigen willst. Sind also des gottseligen Königs fromme Untertanen für ihres Königs Leben und Wohlfahrt ganz sorgfältig, damit sie seiner nicht möchten beraubt werden.

Nicht annehmen: Sie werden sich nicht hoch zu freuen haben, wenn sie uns gleich in deinem Abwesen in die Flucht schlagen und werden uns nicht so sehr nacheilen, weil sie merken werden, dass sie ihre Sache nicht darum behauptet haben, ob wir ihnen gleich den Rücken gewandt. Denn solange sie nicht dich selber aufgerieben haben, ist ihrer Sache nicht geholfen, ob sie unser gleich einen ganzen Haufen zu Tode geschlagen. Denn sie müssen sich besorgen, dass du von Neuem wiederum ein Heer versammeln und wider sie aufbringen wirst und werden also in der Furcht bleiben, ob sie gleich die Oberhand behalten, solange sie wissen, dass du noch lebst. (Denn da wird am heftigsten gestritten, wenn man hoffte, dass man mit einer einzigen Schlacht an dem Kriege könnte ein Ende machen, besonders, wo man hoffte, dass einer von den Kriegsobersten entweder könne gefangen oder umgebracht werden.)

Zehntausend: Es ist an dir allein viel mehr gelegen als an der unseren zehntausend: Und wäre es dem Lande viel ein größerer Schaden, wenn du umkommen solltest, als wenn der unseren zehntausend erschlagen würde, darum es viel besser ist, dass wir unser Leben wagen, als dass du dich in Gefahr begäbest. (Dieses Volkes Liebe und Ehrerbietung gegen ihre Obrigkeit sollen alle Untertanen nachfolgen.)

Helfen mögest: Wenn es nämlich die äußerste Not fordert, dass du uns alsdann zu Hilfe kommst und das übrige Volk uns zur Entsetzung entgegenführst und den Feind zurücktreibst oder doch zum wenigsten aufhaltest und uns einen sicheren Abzug in die Stadt verschaffst. (Denn man muss wider alle Zustände im Kriege sich gefasst machen. Also soll auch ein jeder frommer Mensch in Unglück wider alle Anläufe des Teufels mit den geistlichen Waffen und Harnisch sich verwahren {Eph 6}.)

4. Der König sprach zu ihnen: Was euch gefällt, das will ich tun. Und der König trat ans Tor und alles Volk zog aus bei Hunderten und bei Tausenden.

Tun: (Denn es ist besser, dass ein Regent der Untertanen heilsamen Rat folge, als dass er durch seine Eigensinnigkeit Land und Leute in Gefahr bringe.)

Tor: Dadurch seine Kriegsleute hinauszogen und hat ihnen ohne Zweifel mit gottseligen Vermahnungen tröstlich zugesprochen und ihnen ein Herz gemacht, dass sie sich im Streit tapfer zur Gegenwehr sollten gebrauchen lassen.

Bei hundert: Nämlich in der Ordnung, ein jeder unter seinem Fähnlein und unter seinem Hauptmann und Obersten.

5. Und der König gebot Joab und Abisai und Ithai und sprach: Fahrt mir säuberlich mit dem Knaben Absalom! Und alles Volk hörte es, da der König gebot allen Hauptleuten um Absalom.

Gebote: Nämlich seinen drei Hauptleuten, wie er wollte, dass er mit seinem Sohn Absalom umgehen soll, wenn er ihrer einem in die Hände geriete.

Säuberlich: So viel euch durch eure Vorsichtigkeit immer möglich ist, so hütet euch, dass er nicht erwürgt werde, sondern behaltet mir ihn lebendig und überantwortet ihn mir, ich will danach wohl sehen, was ich mit ihm anfangen werde. Denn der fromme Vater trug bereits die Vorsorge für seinen Sohn, dass er nicht etwa in dem Streit umkäme und also in seinen Sünden dahinstürbe und ewig verloren würde. Zudem hat er die väterliche Zuneigung zu seinem Sohn nicht allerdings ablegen können, ob er wohl gröblich von ihm beleidigt war. (Bei welchem Beispiel wir zu lernen haben, dass wir auch unsere Feinde lieben sollen {Mt 5}. Und weil David seinen ungeratenen, aufrührerischen Sohn so sehr geliebt hat, so muss es je eine recht unsinnige und teuflische Bosheit sein, an den Eltern, die ihre Kinder hassen und anfeinden, welche nichts Böses getan oder verschuldet haben. Wie auch von den Eltern nichts Besseres zu halten ist, die ihre eigenen Kinder umbringen.)

6. Und da das Volk hinauskam aufs Feld Israel entgegen, hob sich der Streit im Walde Ephraim.

Walde Ephraim: Der also geheißen, weil er vielleicht zum Stamm Ephraim gehört.

7. Und das Volk Israel wurde dort geschlagen vor den Knechten Davids, dass desselben Tages eine große Schlacht geschah, zwanzigtausend Mann.

Knechte Davids: Welche meistenteils aus dem Stamm Juda waren.

Mann: Welche nämlich auf des Absaloms Seite auf den Platz blieben.

8. Und war dort der Streit zerstreut auf allem Lande; und der Wald fraß viel mehr Volkes des Tages, denn das Schwert fraß.

Zerstreute: Das ist: Des Absaloms Kriegsleute wurden hin und wieder mit Haufen zu Boden geschlagen, weil sein Heer getrennt und aus der Ordnung gekommen war, dass einer hier, der anderer dort hinaus begehrte zu entfliehen.

Wald fraß: Das ist: Es kamen ihrer vielmehr sonst im Walde um, als die mit dem Schwert erschlagen wurden. Denn weil des Davids Kriegsleute als Überwinder den Erschrockenen nachjagten, sind ihrer viele beim Gehen von den Bergen hinabgestürzt worden, andere sind vor Hunger und Durst verschmachtet oder sonst kraftlos geworden, dass sie liegen blieben und nicht weiter fortkommen konnten. Eins Teil ist von wilden Tieren, derer man im selben Lande viele gefunden, zerrissen worden und also jämmerlich umgekommen. Daher abzunehmen, dass in allen von des Absaloms Kriegsvolk über die vierzigtausend draufgegangen sind. (Ein solches Ende nimmt es mit den Aufrührerischen und mit denen, die sich des Aufruhrs anhängig machen, dass sie nichts anders noch besseres als einen unzeitigen Tod und ein jämmerliches Ende zu erwarten haben, wo nicht die ewige Verdammnis auch noch dazu kommt.)

9. Und Absalom begegnete den Knechten Davids und ritt auf einem Maultier. Und da das Maultier unter eine große dicke Eiche kam, hängte sein Haupt an der Eiche und schwebte zwischen Himmel und Erde; aber sein Maultier lief unter ihm weg.

Knechten: Nämlich den Kriegsleute David, da er durch die Flucht sich begehrte davonzumachen und doch nicht wusste, wohin er sich wenden soll, siehe, so gerät er mitten unter seine Feinde.

Hängte: Das sich nämlich sein Haar in die Zweige durcheinander verwirrt und verwickelt hat. Denn oben haben wir gehört, wie er ein schönes langes und dickes Haar hatte.

Weg: Und ließ ihn an der Eichen hängen. Es ist aber aus dem vorigen 14. Kapitel gut abzunehmen, dass Absalom mit seinem langen, schönen und krausem Haar einer besonderen Pracht getrieben und sich dessen sehr überhob. Darum eben dasselbe, damit er geprangt, ihm seinen Untergang verursacht hat. (Wie denn oft geschieht, dass diejenigen, welche mit den Gaben, so ihnen von Gott verliehen sind, Übermut treiben und derselben zur Hoffart und Üppigkeit missbrauchen, eben durch dieselben ins Verderben kommen. Und hat man hier ein Beispiel, wie die Hoffart gestraft wurde.)

10. Da das ein Mann sah, sagte er es Joab an und sprach: Siehe, ich sah Absalom an einer Eiche hängen.

Mann: Nämlich von des Davids Kriegsleuten.

Sah: Solches Spektakel, wie Absalom an dem Baum hing.

Joab: Seinem Obersten, des Davids Feldhauptmann.

11. Und Joab sprach zu dem Manne, der es ihm hatte angesagt: Siehe, sahst du das? Warum schlugst du ihn nicht dort zur Erde? So wollte ich dir von meinetwegen zehn Silberlinge und einen Gürtel gegeben haben.

Silberlinge: Es hat aber ein Silberling nicht viel weniger als einen Taler gegolten, wie aus anderen Orten der Heiligen Schrift abzunehmen ist.

Gürtel: Nämlich einen Kriegsgürtel, der zur selben Zeit einem für seine Tapferkeit und Heldentaten zur Zierde gegeben wurde, weil er sich im Kriege wohl gehalten hat.

12. Der Mann sprach zu Joab: Wenn du mir tausend Silberlinge in meine Hand gewogen hättest, so wollte ich dennoch meine Hand nicht an des Königs Sohn gelegt haben. Denn der König gebot dir und Abisai und Ithai vor unseren Ohren und sprach: Hütet euch, dass nicht jemand dem Knaben Absalom (Leid tue)!

Gelegt: Dass ich ihm etwa ein Leid zugefügt oder am Leben geschadet hätte. (Und ist dieser Untertan lobenswert, dass er seiner Obrigkeit Befehl nicht wollen zuwiderhandeln, ob er gleich mit Geschenken dazu gereizt wurde.)

Ohren: Dass wir es alle hörten.

Nicht jemand: Ist eine abgekürzte Rede und muss man darüber verstehen, irgendein Leid zufüge.

Nach Luther: Vernimm, leid tue.

13. Oder wenn ich etwas Falsches getan hätte aus meiner Seele fahre, weil dem Könige nichts verhohlen wird, würdest du selbst wider mich gestanden sein.

Getan: Dass ich ihn wider des Königs Verbot erschlagen hätte.

Nichts verholen: Denn gleichwie die großen Herren lange Hände haben, dass sie weit um sich greifen können, also haben sie auch ein ganz scharfes Gehör und können ein Ding bald erfahren.

Gestanden: Und du hättest vielleicht in Beisein des Königs selber als Unrecht an mir gescholten, dass du mich jetzt tun heißt. (Denn es ist solches bei etlichen Hofleuten nichts seltsames, dass sie im Beisein ihrer Herren, wenn sie sehen, dass dieselben zornig sind, dasjenige verwerfen, was sie selber entweder geheißen oder doch dazu geraten haben.)

14. Joab sprach: Ich kann nicht so lange bei dir verziehen. Da nahm Joab drei Spieße in seine Hand und stieß sie Absalom ins Herz, da er noch lebte an der Eiche.

Kann nicht: Als wollte er sprechen: Was mach ich, dass ich mich bei dir so lange aufhalte und nicht vielmehr selber ins Werk richte, dazu ich dich sehe zu furchtsam zu sein.

Name: Und eilt mit aller Macht dem Ort zu, da Absalom hing.

15. Und zehn Knaben, Joabs Waffenträger, machten sich umher und schlugen ihn zu Tode.

Waffenträger: Welche sich immer um den Joab finden ließen und seinen Befehl zu vollstrecken jederzeit bereit waren.

Zu Tode: Habe ihn also vollends hingerichtet und ihm den Garaus gemacht. Obwohl nun Joab und seine Diener Unrecht daran getan und wider den König misshandelt haben, dass sie desselbem ausdrücklichen Befehl, von des Absaloms Verschonung aus der acht gelassen, so hat dennoch Absalom solche Strafe wohl verschuldet, weil er seinen Bruder, den Amnon, unzulässig ermordet und später seinen eigenen Vater, da derselbe ihn wieder zu Gnaden aufgenommen, aus dem Königreich verjagt, auch mit desselben Eheweibern Blutschande getrieben hatte. (Denn Gott straft der Kinder Undankbarkeit und Widerspenstigkeit gegen die Eltern, wenn sie sich ihnen widersetzen und ungehorsam sind, ganz ernstlich. Darum die Kinder in diesem Beispiel des göttlichen Zorns und Rache sich wohl bespiegeln mögen, welche ihre Eltern plagen und betrüben.)

16. Da blies Joab die Posaune und brachte das Volk wieder, dass es nicht weiter Israel nachjagte; denn Joab wollte des Volkes verschonen.

Blies: Nämlich zum Abzug.

Verschonen: (Denn man soll auch in der Strafe maßhalten gegen die Aufrührerischen, weil ihrer viel darunter ungefähr dazu kommen, zum Teil auch wider ihren Willen dazu gezogen werden.)

17. Und sie nahmen Absalom und warfen ihn in den Wald in eine große Grube und legten einen sehr großen Haufen Steine auf ihn. Und das ganze Israel floh, ein jeglicher in seine Hütte.

Warfen: Denn es hat ihn Gott keinem ehrlichen Begräbnis wert geachtet, der sich mit so mancherlei groben Sünden und Lastern besudelt hatte. Und weil das Gesetz Mose den ungehorsamen und widerspenstigen Kindern die Steinigung zuerkennt {5Mos 21}, so hat Absalom auch nach seinem Tode durch Gottes sonderbare Schickung müssen gesteinigt werden. (Denn Gott kann seinen Dekreten auf mancherlei Weise und Wege nachsetzen, obgleich die Menschen nicht daran denken. Und wenn die Obrigkeit mit der Strafe innehält, so straft Gott.)

Ganze Israel: Nämlich alles Volk, so sich dem Absalom anhängig gemacht und aus der Schlacht entkommen war.

Floh: (Einen solchen unglückhaften Ausgang gewinnt es endlich mit den Aufruhren.)

18. Absalom aber hatte sich eine Säule aufgerichtet, da er noch lebte, die steht im Königsgrunde. Denn er sprach: Ich habe keinen Sohn, darum soll dies meines Namens Gedächtnis sein; und hieß die Säule nach seinem Namen und heißt auch bis auf diesen Tag Absaloms Mal.

Säule: (Es ist aber vergebens, dass etliche große Herren und reiche Leute sich stattliche Grabmale aufrichten, wenn sie dieselben nicht mit einem ehrbaren löblichen Wandel und Leben zieren.)

Keinen Sohn: Hat deswegen Absalom nicht allein ein böses unglückhaftes und schändliches Ende genommen, sondern ist auch ohne Kinder gestorben, dass er keinen männlichen Erben hinterlassen hat, daher sein Name im Gedächtnis geblieben wäre.

Diesen Tag: Da solches beschrieben wurde.

19. Ahimaaz, der Sohn Zadoks, sprach: Lieber, lass mich laufen und dem Könige verkündigen, dass der Herr ihm Recht verschafft hat von seiner Feinde Händen.

Sprach: Da er gesehen, wie die Feinde in die Flucht geschlagen und der Sieg erhalten wurde.

Recht: Nämlich in diesem Kriege, indem die Feinde ihre angemessene Strafe empfangen und der König nach erlangtem Sieg aus einer großen Gefahr errettet wurde.

20. Joab aber sprach zu ihm: Du bringst heute keine gute Botschaft. Einen anderen Tag sollst du Botschaft bringen und heute nicht; denn des Königs Sohn ist tot.

Tod: Vor dessen Leben der König ganz sorgfältig war, darum du einen schlechten Dank verdienen würdest, wenn du seinen Tod verkündigen wolltest.

21. Aber zu Chusi sprach Joab: Gehe hin und sage dem Könige an, was du gesehen hast. Und Chusi betete Joab an und lief.

Gesehen: Wie nämlich das israelitische Kriegsheer in die Flucht geschlagen und ihr neuer König, der Absalom, umgekommen sei.

Betet: Das ist: Er hat sich ehrenhalber ganz tief gegen ihn geneigt und ihm Dank dafür gesagt, dass ihm solche Botschaft dem Könige zu bringen auferlegt würde, weil er meinte, dass er bei dem Könige eine große Gnade verdienen wollte.

Lief: Er eilte sehr, damit er dem König je eher je lieber die fröhliche Nachricht bringen möchte.

22. Ahimaaz aber, der Sohn Zadoks, sprach abermals zu Joab: Wie, wenn ich auch liefe dem Chusi nach? Joab sprach: Was willst du laufen, mein Sohn? Komm her, du wirst nicht eine gute Botschaft bringen.

Chusi nach: Was sollte für eine Gefahr dabei sein, wenn wir gleich alle beide dem Könige die Botschaft brächten von dem erhaltenen Sieg und traue ich mir den Chusi noch zu einzuholen oder ihm auch wohl vorzukommen.

Wirst nicht: Es wird die Nachricht dem Könige nicht so angenehm sein, als du wohl meinst.

23. Wie, wenn ich liefe? Er sprach zu ihm: So laufe doch! Also lief Ahimaaz strackswegs und kam Chusi vor.

Wie, wenn: Verstehe: Also hat Ahimaaz weiter bei dem Joab angehalten: Lieber, lass mir es zu, dass ich auch laufen möge.

So laufe: Wenn du je laufen willst und so große Lust dazu hast.

24. David aber saß zwischen zwei Toren. Und der Wächter ging aufs Dach des Tors an der Mauer und hob seine Augen auf und sah einen Mann laufen allein.

Toren: Nämlich zwischen dem inneren und äußeren, durch welche sein Kriegsheer hinausgezogen war und wartete auf Nachrichten, wie es in der Schlacht zugegangen und ist kein Zweifel, er habe abwesend durch sein Gebet und herzliches Seufzen gegen Gott seinem Kriegsvolk viel geholfen, dass sie den Sieg erhalten.

Mauern: Welches Tor nämlich an der Mauern war und oben eben, wie im jüdischen Lande gebräuchlich war, dass man die Dächer eben machte, damit man auf dieselben gehen könnte.

25. Und rief und sagte es dem König an. Der König aber sprach: Ist er alleine, so ist eine gute Botschaft in seinem Munde. Und da derselbe ging und herzukam,

Alleine: Denn wenn mein Kriegsheer flöhe und zerstreut wäre, so würdest du nicht einen Mann allein, sondern ihrer viel zugleich herzu laufen sehen, die aus der Schlacht entronnen wären, darum wird er ohne Zweifel eine fröhliche Botschaft bringen, dass die unseren den Sieg erhalten haben.

26. sah der Wächter einen anderen Mann laufen und rief in das Tor und sprach: Siehe, ein Mann läuft alleine. Der König aber sprach: Der ist auch ein guter Bote.

Herzukam: Welcher war Ahimaaz, des Zadoks Sohn.

Anderen Mann) Dies war der Chusi, welcher am ersten vom Joab abgefertigt wurde.

Tor: Da der König saß.

Guter Bote: Welcher der ersten guten Nachrichten ohne Zweifel bestätigen will.

27. Der Wächter sprach: Ich sehe des ersten Lauf als den Lauf Ahimaaz, des Sohnes Zadoks. Und der König sprach: Es ist ein guter Mann und bringt eine gute Botschaft.

Lauf Ahimaaz: Als wollte er sagen: So viel ich an seinem Gang spüren und abnehmen kann, so denkt mich, der erste sei Ahimaaz, des Hohepriesters Zadoks Sohn.

Guter Mann: Der ohne Zweifel darum der erste bei mir sein wollte, auf dass er mit einer guten Botschaft vom Sieg mich erfreute.

28. Ahimaaz aber rief und sprach zum Könige: Friede! Und betete an vor dem Könige auf sein Antlitz zur Erde und sprach: Gelobt sei der Herr, dein Gott, der die Leute, die ihre Hand wider meinen Herrn, den König, aufhoben, übergeben hat!

Friede: Will so viel sagen: Die Sache steht wohl und hat der Krieg einen erwünschten Ausgang genommen. Denn die Israeliten benutzen das Wörtlein Friede ganz oft für einen jeden glücklichen Zustand. Und hätte Ahimaaz zu Anfang es nicht kürzer machen können, als dass er mit einem einigen Wort dem König bald zu verstehen gibt, wie das Glück auf seiner Seite gewesen war.

Betet an: Er demütigt sich vor den König gar sehr, dass er vor großer Ehrerbietung auf die Erde niederfiel.

Aufhoben: Dass sie einen Aufruhr wider den König erregten.

Übergeben: Nämlich unter des Königs Gewalt. (Denn man soll den Sieg Gott und nicht der menschlichen Kraft und Stärke zuschreiben.)

29. Der König aber sprach: Geht es auch wohl dem Knaben Absalom? Ahimaaz sprach: Ich sah ein großes Getümmel, da des Königs Knecht Joab mich, deinen Knecht, sandte und weiß nicht, was es war.

Absalom: Dass ihm in der Schlacht nichts Widerwärtiges zu Händen gestoßen ist.

Weiß nicht: Also dass ich von deinem Sohn Absalom nichts Eigentliches berichten kann, wie die Sache mit ihm beschaffen ist. Es wusste aber Ahimaaz wohl, dass Absalom umgekommen war, denn er solches vom Joab vernommen, aber er verschwieg die traurige Nachricht und ließ doch daneben den König im Zweifel, dass er immer in des Absaloms Leben ein Misstrauen zu setzen konnte, damit er nicht mit der unverhofften Botschaft von des Absaloms Tode einstmals überfallen und ganz zu traurig gemacht würde. (Denn man soll einen Menschen mit einer unangenehmen Nachricht nicht übereilen, sondern immer und mit einem besonderen Glimpf die Sache vorbringen und ihm je länger je mehr dieselbe entdecken lassen. Weil man aus den Historien weiß, dass ihrer etliche durch dergleichen ungewöhnliche Zeitungen so bestürzt wurden, dass sie eines schnellen Todes gestorben sind. Und wenn uns die Not nicht dazu treibt, so sollen wir solche Verrichtung anderen befehlen und heimstellen. Denn gleichwie ein Kranker auch das Geschirr nicht gern ansehen mag, daraus er einen unlieblichen Trank eingenommen hat. Also wird man oft denen abhold, die eine traurige Nachricht verkündigen.)

30. Der König sprach: Gehe herum und tritt daher! Und er ging herum und stand da.

Tritt daher: Gehe ein wenig beiseite, bis ich höre, was der andere gutes neues bringe.

31. Siehe, da kam Chusi und sprach: Hier gute Botschaft, mein Herr König! Der Herr hat dir heute Recht verschafft von der Hand aller, die sich wider dich auflehnten.

Recht verschafft: Er hat heute den Tag, als ein gerechter Richter, durch den Ausgang dieses Kriegs erklärt, welcher unter euch beiden eine bessere Sache habe. Denn er des Absaloms Kriegsheer zerstreute, aber dich und die deinen erhalten.

32. Der König aber sprach zu Chusi: Geht es dem Knaben Absalom auch wohl? Chusi sprach: Es müsse allen Feinden meines Herrn Königs gehen, wie es dem Knaben geht und allen, die sich wider dich auflehnen, übel zu tun.

Gehen: Dass sie so schändlich und jämmerlich umgekommen, wie dein Sohn umgekommen ist. Und meinte Cusi nicht anders, es würde der König seines widerspenstigen, ungehorsamen und aufrührerischen Sohnes Tod gern hören und ihm nicht so hoch zuwider sein lassen.

Übel: Dass sie dem Könige begehren, Schaden und Unbilligkeit zuzufügen.

33. Da wurde der König traurig und ging hin auf den Saal im Tor und weinte; und im Gehen sprach er also: Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom! Wollte Gott, ich müsste für dich sterben! O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!

Traurig: Wie er vernommen, dass sein Sohn Absalom darauf gegangen und ums Leben kommen wäre, ist er von Herzen darüber erschrocken.

Saal im Tor: Das ist: Der über oder auf das Tor gebaut war.

Mein Sohn: Solche Klagen hat er immer mit großem Schmerzen und Herzeleid und mit vielem Weinen und Wehklagen wiederholt. Denn er nicht allein aus väterlicher Zuneigung über seinen Sohn traurig war, sondern es ängstigt ihn vielmehr sein unzeitiger und unversehener Tod, weil er sich besorgt, dass Absalom ohne wahre Buße aus diesem Leben in die ewige Verdammnis würde hingefahren sein. Darum er gern mit seinem eigenen Tode seines Sohnes Leben erkauft hätte, weil er wusste, dass er mit gutem Gewissen seinen Abschied aus dieser Welt genommen hätte und selig gestorben wäre. (Denn die Gottlosen nehmen ein böses Ende. Und sind die richtig zu bedauern, welche also absterben, dass man besorgen muss, sie möchten ewig verloren sein. Mir zweifelt aber nicht, wenn David ein Katholik gewesen wäre, so hätte er angeordnet, dass man für seinen verstorbenen Sohn hätte opfern und beten müssen, der Meinung, dass der Lebendigen Fürbitte dem Toten würde zugutekommen, aber davon findet man in den Hauptbüchern der Heiligen Schrift nicht die geringsten Zeichen.)


Das 19. Kapitel


1. Joab schilt den David, dass er über den Absalom Leid trägt. v. 1. 2. Der Stamm Juda holt David wieder in sein Königreich. v. 9. 3. Simei bittet um Verzeihung. v. 18. 4. Mephi Boseth entschuldigt sich gegen den König. v. 24. V. David begehrt gegen den frommen alten Barsillai sich dankbar zu erzeigen. v. 31. VI. Die übrigen israelitischen Stämme sind unwillig darüber, dass der König ohne ihr Wissen wieder ins Königreich eingesetzt worden. v. 40.

1. Und es wurde Joab angesagt: Siehe, der König weint und trägt Leid um Absalom.

Joab: Dem es heftig verdrossen, dass der König sich um Absalom so hoch bekümmerte, da doch er, der Joab, daran schuldig war, weil er den Absalom mit seiner Hand erwürgt hatte.

2. Und wurde aus dem Siege des Tages ein Leid unter dem ganzen Volk; denn das Volk hatte gehört des Tages, dass sich der König um seinen Sohn bekümmerte.

Siege: Welchen ihnen Gott der Herr verliehen hatte.

Ganzen Volk: Also dass das Volk nicht darüber fröhlich sei oder frohlocken dürfe, dass sie den Handel wohl ausgerichtet hatten, weil sie mit dem Könige, der über seinen Sohn Leid trug, ein Mitleiden haben mussten.

3. Und das Volk stahl sich weg an dem Tage, dass es nicht in die Stadt kam, wie sich ein Volk davonstiehlt, das zuschanden geworden ist, wenn es im Streit geflohen ist.

Davonstiehlt: Das ist: Sie verloren sich und durften nicht in die Stadt kommen, weil sie sich schämten, nicht anders, als wenn sie die Schlacht verloren hätten und schändlich ausgerissen wären.

4. Der König aber hatte sein Angesicht verhüllt und schrie laut: Ach, mein Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn, mein Sohn!

Schrie laut: Vor großem Jammer und Herzeleid. Dass also das Leid über den verstorbenen Absalom die Freude des Sieges verdorben hat. (Denn es mischt Gott oftmals Freude und Traurigkeit also durcheinander, dass die Gottseligen in dieser Welt keiner völligen Fröhlichkeit teilhaftig werden. Daher es alsdann geschieht, dass sie desto emsiger nach der ewigen und himmlischen Freude sich sehnen und ein Verlangen haben.) Jedoch hat sich David auch zu viel getan und ist ganz zu kleinmütig gewesen über seines Sohnes Absaloms Tod.

5. Joab aber kam zum Könige ins Haus und sprach: Du hast heute schamrot gemacht alle deine Knechte, die heute deine, deiner Söhne, deiner Töchter, deiner Weiber und deiner Kebsweiber Seelen errettet haben,

Ins Haus: Auf dass er ihn mit einer harten Rede von seiner Klage über den Absalom abhielte.

Schamrot: Als wollte er sagen: Anstatt der Ehren und des Ruhms, der uns, weil wir die Sache im Krieg wohl ausgerichtet, von Rechts wegen gebührte, du hast alle deine Knechte mit Schimpf und Scham von dir abgewiesen.

Errettet: Aus der Gefahr, dass sie beim Leben erhalten worden und nicht jämmerlich umgekommen sind. Für solche große Wohltaten (will Joab sagen), die wir dir erzeigt haben, lohnst du uns übel.

6. dass du liebhast, die dich hassen und hasst, die dich liebhaben. Denn du lässt dich heute merken, dass dir es nicht gelegen ist an den Hauptleuten und Knechten. Denn ich merke heute wohl, wenn dir nur Absalom lebte und wir heute alle tot wären, das wäre dir recht.

Hassen: Und wünschen ihnen alle glückliche Wohlfahrt, dass sie möchten leben und oben schweben.

Lieb haben: Denn wenn dir jemand deine Widersacher aus dem Wege räumt, damit sie dir weiter keinen Schaden tun mögen und du das Königreich allein mit Ruhe und Liebe besitzen könntest, so verfluchst du oder verurteilst ihn zum Tode. Den Amalekiter, der dir verkündigte, wie er deinen Feind Saul erwürgt hätte, ließest du umbringen: Die beide Hauptleute Rechob und Baena, welche deinen Widersacher Isboseth, des Sauls Sohn, hingerichtet, hießest du zu Stücken hauen: Mich, der ich den Abner ohne großen Tumult erstochen, weil er dir viel zuleide tat, hast du darüber in Abgrund der Hölle verflucht.

Merken: Weil du über deines aufrührerischen Sohnes Tod dich so hoch bekümmerst.

Gelegen ist: Du achtest dich ihrer nicht viel, sie sind lebendig oder tot, es gehe ihnen wohl oder übel.

Alle Tod: Wenn dir nur dein hübsches Söhnlein, das geschlachtete Bürschlein, noch lebte und wir alle miteinander auf dem Platze geblieben wären, so wärest du wohl zufrieden. Dies, was Joab bisher vorgebracht, war zum Teil wahr, zum Teil nicht und legte Joab dem Könige zu viel zu. Denn es liebte zwar David seine Feinde und das nach dem Befehl Gottes, aber er hasste darum diejenigen auch nicht, welche ihn lieb hatten.

7. So mache dich nun auf und gehe heraus und rede mit deinen Knechten freundlich. Denn ich schwöre dir bei dem Herrn: Wirst du nicht herausgehen, es wird kein Mann an dir bleiben diese Nacht über. Das wird dir ärger sein denn alles Übel, das über dich gekommen ist von deiner Jugend auf bis hierher.

So mache: Joab braucht zu seiner vorigen harten Rede auch Drohworte.

Gehe heraus: Dass du dich vor dem Volk sehen lässt.

Rede: Sprich ihnen gnädig zu und bedanke dich gegen sie, dass sie dir in diesem Kriege treulich gedient haben.

Nicht heraus: Und du wirst dich nicht gegen das Volk also erzeigen, dass sie spüren können, wie du ihr Tun dir gefallen lässt.

Bleiben: Sondern sie werden alle von dir abfallen und ihnen einen anderen König suchen.

Ärger sein: Denn es dir besser gewesen, dass du nie wärest König geworden, als dass du ganz und gar wiederum müsstest verstoßen sein und im Elend dein Leben jämmerlich zubringen. Obwohl nun dem Joab gebührt und zugestanden, dass er den König ermahnt und ihn dazu vermöchte, damit er sich hervormachte, das Leid unterdrückte und sich dem Volk fröhlich erzeigte, damit ihre Herzen nicht allerdings von ihm abgewandt würden, welches zu verhüten Joab eine Notdurft sein nicht unbillig erachtet und gemerkt, dass es würde sein müssen: So hat er doch indem der Sachen zu viel getan und die Gebühr überschritten, dass er die königliche Hoheit nichts geachtet noch des Davids Herzeleid zu schonen begehrt, sondern ihn also rau anfährt. Welchen Ernst er doch damals nicht gebraucht, als ihn der König hieß, dass er den Urtam sollte den Feinden zu erwürgen übergeben. Aber das macht den Joab hier so mutig, weil er des Königs Blutsverwandter war und sich zu etlichen Malen um den König wohl verdient hatte. (Eben dergleichen widerfährt auch bisweilen etlichen Fürsten, dass sie von ihren Vorhaben Hofdiener, die ihres stattlichen Herkommens halben und weil sie von wegen ihrer vortrefflichen Taten viel auf sich selber halten, nicht viel guter oder demütiger Reden hören. Aber ein frommer Mensch soll die Ehrerbietung, welche er der Obrigkeit zu leisten schuldig ist, nicht vergessen. Und sollen wir einen bekümmerten Menschen seine Traurigkeit und Herzeleid nicht mit Schnarchen und Pochen vertreiben, sondern mit beständigem Trost ausreden und lindern.)

8. Da machte sich der König auf und setzte sich ins Tor. Und man sagte es allem Volk: Siehe, der König sitzt im Tor. Da kam alles Volk vor den König. Aber Israel war geflohen, ein jeglicher in seine Hütte.

Da machte: Obwohl David von Joab hart angefahren war, so sah er doch wohl, dass er ihm auf diesmal folgen musste, damit nicht ein Ärgeres entstünde. (Da aber die Könige denen folgen, die sie zum Besten anmahnen, ob sie wohl raue Wort von ihnen hören und einfressen müssen, wie vielmehr sollen die, so im unteren Stande sind, wenn sie gleich heftig gescholten werden, gutem Rat folgen.)

Tor: Denn das war ein allgemeiner Ort, da man die weltlichen Sachen abhandelte, wie heutzutage bei uns auf dem Rathaus geschieht.

Sagte es: Weil das Geschrei bald hin und wieder auskam.

Volk: Dass sie ihm Glück wünschten über den erlangten Sieg und freuten sich, dass sie ihren König wiedersahen, nicht zwar weinen oder wehklagen und traurig ist, von wegen, dass er seinen Sohn verloren hatte, sondern der sich guten Mutes stellte und dem Volk Dank sagte für ihren getreuen Dienst, den sie ihm in diesem Zug leisteten. Und gestaltet sich zwar der König äußerlich mit Gebärden fröhlich, weil es die Not also erforderte, aber im Herzen empfand er großen Kummer und Schmerzen.

Israel: Oder die Israeliten, welche nämlich dem Absalom und seiner aufrührerischen Rotte sich anhängig gemacht hatten.

Hütte: Das ist: Wie sie in die Flucht geschlagen und voneinander zerstreut waren, suchte ein jeder seine Behausung wieder und erwarteten, was der König als ein Überwinder wider sie als seine aufrührerischen Untertanen für ein Urteil fällen würde. (Denn ein böses Gewissen ist eine gräuliche Plage in einem Menschen.)

9. Und es zankte sich alles Volk in allen Stämmen Israels und sprachen: Der König hat uns errettet von der Hand unserer Feinde und erlöste uns von der Philister Hand und hat müssen aus dem Lande fliehen vor Absalom.

Zankte: Sie bestritten es heftig mit Worten, dass man den König David sollte wieder einkommen lassen. Denn weil die Israeliten sahen, dass der König nichts Feindliches wider sie vornehmen noch die flüchtigen Aufrührerischen zur Strafe hervorsuchen ließe, sind sie miteinander darüber zu Rate gegangen, welcher Maßen sie bei dem David möchten wieder ausgesöhnt und ihm das Königreich wieder eingeräumt werden.

Feinde: Als da sind gewesen die Moabiter, Ammoniter und andere mehr.

Philister: Mit denen wir schier immerdar in Haaren liegen.

Absalom: Seinem eigenen Sohn, der sich seines Königreichs angemaßt hatte. Ist es aber nicht ein unrechter Handel, dass der aus dem Königreich weichen muss, durch welches Vorhaben und zutun wir alle im Königreich und in unserem Vaterland geblieben sind?

10. So ist Absalom gestorben im Streit, den wir über uns gesalbt hatten. Warum seid ihr nun so stille, dass ihr den König nicht wiederholt?

Gestorben: Dass er für seine geübte Bosheit und Mutwillen wider seinen Vater gebührlich gestraft wurde, darum wir ihm nicht mehr gebunden sind: Oder, wenn wir gleich gerne wollten, seiner Hilfe in der Regierung weiter gebrauchen, so kann es nicht mehr sein.

Gesalbt: Zum Könige, ohne Zweifel aus Antrieb des bösen Feindes.

So stille: Solche und dergleichen Reden ließ sich das Volk gegen den Landherren und vornehmsten Reiches- oder Regimentsräte verlauten. (Es ist aber eine besondere Wohltat Gottes, wenn der Untertanen Herzen gegen ihrer hohen Obrigkeit so zugetan und gewogen sind, dass sie dieselben aller anderen Obrigkeit vorziehen und allein lieb haben.)

11. Der König aber sandte zu Zadok und Abjathar, den Priestern und ließ ihnen sagen: Redet mit den Ältesten in Juda und sprecht: Warum wollte ihr die letzten sein, den König wieder zu holen in sein Haus? (Denn die Rede des ganzen Israel war vor den König gekommen in sein Haus.)

Sandte: Ohne Zweifel einen treuen und geheimen Diener.

Priestern: Die ein großes Ansehen bei dem Volk hatten.

Sagen: Durch seinen Gesandten.

Ältesten: Den vornehmsten Ratsherren im selben Stamm.

Letzten: Welches gewisslich geschehen wird, wo ihr nicht werdet beizeiten dazu tun, da ihr doch hättet, sollen die Ersten sein, weil ihr dem Könige, als der aus eurem Stamm gebürtig, etwas näher verwandt seid als die anderen. So gehen die Israeliten bereits darüber zu Rat, dass sie den König wollen, wiederholen und ins Königreich wieder einsetzen.

Sein Haus: An dem Ort, da er damals war, hatte der König erfahren, dass die Israeliten darüber zu Rate gingen, wie sie wollten den König wieder heimholen ins Königreich. Darum der König unter denen in Juda und den anderen Israeliten einen gottseligen Eifer anzurichten begehrt, damit sie sich ihm einmütig unter seinem Gehorsam wiederum begeben. (Gleichwie auch Christus, der rechte David, indem er die Heiden zur christlichen Religion kommen lassen und angenommen, hat er die Juden zu einem gottseligen Eifer reizen wollen, dass sie auch einmal einst den gesandten Heiland möchten annehmen {Röm 9 , v10 , v11}.)

12. Ihr seid meine Brüder, mein Bein und mein Fleisch; warum wollt ihr denn die letzten sein, den König wieder zu holen?

Mein Fleisch: Als die ihr aus einem Stamm mit mir hergekommen seid.

13. Und zu Amasa sprecht: Bist du nicht mein Bein und mein Fleisch? Gott tue mir dies und das, wo du nicht sollst sein Feldhauptmann vor mir dein Leben lange an Joabs statt.

Amasa: Der im vorigen Kriege des Absaloms Feldhauptmann oder Oberster gewesen war.

Sprecht: Nämlich von meinetwegen in geheim.

Mein Fleisch: Mein naher Vetter und Verwandter: Wie aus dem vorigen 17. Kapitel zu lesen ist. Darum (will er sagen) ob du gleich im vorigen Kriege das Volk wider mich angeführt, so zürne ich doch deshalb nicht mit dir.

Dies und: Gott strafe mich aufs allerhärteste.

Joabs statt: Denn es hatte David im Sinn, dass er den Joab mit erster Gelegenheit, da er seiner entbehren könnte, von seinem Amt der Hauptmannschaft absetzen wollte und das nicht unrecht. Denn ob er wohl den König etliche Mal treue Dienste geleistet hatte, so war er doch daneben ein gottloser und grausamer Mensch, der den Abner treuloserweise erstochen und den Absalom wider des Königs ausdrückliches Gebot umgebracht hatte, dazu mehr über den David herrschte, als dass er sich von ihm meistern und regieren ließe, wie aus seiner stolzen Rede zu Anfang dieses Kapitel gut zu lesen ist.

14. Und er neigte das Herz aller Männer Judas wie eines Mannes. Und sie sandten hin zum Könige: Komm wieder, du und alle deine Knechte!

Neigt das Herz: Mit einer solchen gütigen und gnädigen Botschaft.

Eines Manns: Solche große Einigkeit der Herzen hat sich bei ihnen gefunden, von des Königs Wiederholung.

Könige: Und ließen ihm durch ihre Gesandten folgende Worte wiederum entbieten.

Komm wieder: Wir wollen und wünschen keinen anderen König. Und obwohl Absalom uns von dir abwendig gemacht hat, so gereut es uns doch, was wir wider dich misshandelt haben und wollen dir desto getreuer und gehorsamer sein. (Das kann durch den Segen Gottes eines Fürsten Lindigkeit zuwege bringen, darum es viel besser ist, dass man die Untertanen mit der Güte zur Gebühr ermahne und anhalte, als wenn man sie mit Gewalt und mit Waffen zwingt.)

15. Also kam der König wieder. Und da er an den Jordan kam, waren die Männer Judas gen Gilgal kommen, hinabzuziehen dem Könige entgegen, dass sie den König über den Jordan führten.

Männer Juda: Die aus dem Stamm Juda ihre Herkunft hatten.

Gilgal: In derselben Gegend, am Jordan.

Entgegen: Ehrenhalber. Welche Ehrerbietigkeit des Volkes den David sehr erfreut hat. (Sollen deswegen die Untertanen, da sie ihre Obrigkeit beleidigt, solchen Missgriff mit untertäniger Willfährigkeit wiederum hereinbringen und abwischen. Und pflegt Gott seine Auserwählten nach dem Unglück wiederum zu erquicken.)

16. Und Simei, der Sohn Geras, des Sohnes Jeminis, der zu Bahurim wohnte, eilte und zog mit den Männern Judas hinab dem Könige David entgegen {1Sam 2v8}.

Jemini: Eines Benjamiters, der zuvor den König, da er ins Elend ausgezogen, mit Schmachworten angriffen und heftig beleidigt hatte. Wie oben, Kapitel 16. gehört worden.

Entgegen: Denn weil er von des Königs Sieg gehört und vernommen, dass alles Volk den König wieder anzunehmen gesinnt wäre, hat er bei sich selbst gedacht, was ihm für eine Gefahr daher entstehen möchte, wenn er bei dem Könige nicht wieder ausgesöhnt würde: Deshalb er denn gute Hoffnung hatte, weil ihm des Königs Sanftmut bewusst war. Und weil er auch wusste, dass der Stamm Juda dem Könige vor anderen lieb und angenehm wäre, hat er sich zu demselben gesellt, der guten Zuversicht, der König würde ihm desto eher verzeihen.

17. Und waren tausend Mann mit ihm von Benjamin, dazu auch Ziba, der Knabe aus dem Hause Sauls mit seinen fünfzehn Söhnen und zwanzig Knechten und fertigten sich durch den Jordan vor dem Könige her.

Tausend Mann: Die er dem Könige ehrenhalber zuführte. Daraus zu lesen ist, dass dieser Simei im Volk Gottes ein großes Ansehen hatte, aber daneben ein böser Bube und Heuchler war.

Hause Saul: Das ist: Welcher Schaffner oder Haushalter war über des Sauls hinterlassenen Personal. Dieser Ziba hatte sich zuvor bei dem David eingeflickt und den frommen Mephi Boseth gegen ihn verkleinert und verhasst gemacht. Darum, damit der König, wenn er den Betrug merken würde, ihn nicht anfeindete, befleißigte er sich des Königs Gnade mit einer neuen Guttat zu behalten.

Fertigten sich: Haben deswegen diese beiden Bösewichter und Fuchsschwänzer nicht unterlassen, damit sie des Königs Gnade erwerben und behalten möchten.

18. Und machten die Furt, dass sie das Personal des Königs hinüberführten, und täten, was ihm gefiele. Simei aber, der Sohn Geras, fiel vor dem König nieder, da er über den Jordan fuhr.

Die Furt: Sie beritten die Furt und suchten, nicht ohne große Gefahr für sich selbst, wo man am sichersten und leichtesten durch das Wasser kommen könnte.

Gefiel: Sie säumten sich nicht und ließen sich nichts bedauern an allem, was sie meinten, damit sie dem Könige einen Gefallen erzeigen möchten, und sparten keinen Fleiß noch Mühe daran.

Fiel: Er tat ihm einen demütigen Fußfall.

19. Und sprach zum Könige: Mein Herr, rechne mir nicht zu die Missetat und gedenke nicht, dass dein Knecht dich beleidigte des Tages, da mein Herr König aus Jerusalem ging, und der König nehme es nicht zu Herzen {2Sam 16v5};

Missetat: Verzeihe mir meine Bosheit, damit ich mutwillig wider dich misshandelt und dich gröblich beleidigt und erzürnt habe.

Zu Herzen: Erwäge es nicht so ernstlich und hoch, wie eine große Sünde ich wider dich begangen habe.

20. denn dein Knecht erkennt, dass ich gesündigt habe. Und siehe, ich bin heute der erste gekommen unter dem ganzen Hause Josephs, dass ich meinem Herrn Könige entgegen herabzöge.

Gekommen: Mit einer ansehnlichen Gesellschaft.

Hause Josef: Das ist: Von den anderen israelitischen Stämmen, darunter des Josephs Stamm der vornehmste ist. Darum, weil du siehst, dass mich meine vorige Sünde so herzlich bereut und dass ich vor allen anderen Israeliten, dich wieder zu holen, der erste und willigste gewesen bin, so bitte ich dich demütig, du wollest deinen gerechten gegen mich gefassten Zorn fallenlassen und mir das Leben schenken, welches ich bekenne, dass ich es verwirkt habe, weil ich mich an deiner hohen Majestät vergriff. (Weil demnach ein heuchlerisches Bekenntnis und Buße so viel vermochte, dass der König dem Simei verziehen, wie wir bald hören werden: Wie vielmehr wird eine ernste und rechtschaffene Buße eines Sünders vor Gott demselben durch den Glauben Verzeihung seiner Sünden erlangen. Denn wenn wir unsere Sünde bekennen, so ist er, der Sohn Gottes, gerecht und treu, dass er uns unsere Sünde verzeiht, und reinigt uns von aller Untugend {1Joh 1}.)

21. Aber Abisai, der Sohn Zerujas, antwortete und sprach: Und Simei soll darum nicht sterben, so er doch dem Gesalbten des Herrn geflucht hat?

Abisai: Einer von des Königs Davids Hauptleuten.

Darum nicht: Soll man (will er sagen) dieses Bösewichts deshalb verschonen, weil er dem König zuerst entgegengekommen, damit er ihn helfe über den Jordan zu führen? Das muss keineswegs sein.

Gesalbten: Nämlich dem Könige, welcher auf den Befehl des Herrn zum Könige ist gesalbt worden.

22. David aber sprach: Was habe ich mit euch zu schaffen, ihr Kinder Zerujas, dass ihr mir heute wollt zum Satan werden? Sollte heute jemand sterben in Israel? Meinst du, ich wisse nicht, dass ich heute ein König geworden bin über Israel {1Sam 11v13}?

Zu schaffen: Ich will es nicht nach eurem Willen machen, wie ihr es gerne seht.

Satan: Ich spüre, dass ihr keine guten Gedanken habt, welche euch der böse Feind eingibt, weil ihr nichts als von lauter Rachgierigkeit euch vernehmen lasst und nur dahin trachtet, dass viel Blut vergossen werde. (Denn die Regenten sollen denen nicht folgen, die sie zur Grausamkeit anreizen und verhetzen wollen.)

Wisse nicht: Siehst du mich für so unverständig an, dass ich mich dessen nicht erinnere, weil ich heute den Tag in mein Königreich wieder eingesetzt werde, dass es ebenso viel sei, als wenn ich von neuem zum Könige über dies Volk erwählt würde? Sollte ich den solchen Anfang meiner Regierung mit Menschenblut besudeln und mich also bei dem Volk verhasst machen?

23. Und der König sprach zu Simei: Du sollst nicht sterben. Und der König schwor ihm.

Schwor ihm: Dass er nämlich ihn nicht wollte umbringen lassen, weil er, der König, lebte. Denn ob er wohl später {2Sam 2} seinem Sohn Salomo befiehlt, dass er acht darauf haben soll, damit Simei nicht allerdings ungestraft bleibe, von wegen, dass er sich an der hohen Obrigkeit vergriffen hat. So ist doch solcher Befehl diesem Eid nicht zuwider gewesen. Denn weil David gelebt, hat sich Simei nichts besorgen dürfen. Aber für seine Nachkommen hatte der König nicht geschworen. So hat David auch dem Salomo nicht geheißen, dass er den Simei sollte lassen umbringen, wenn er gleich unsträflich lebte, sondern das war seine Meinung, wenn Simei von neuen sich vergreifen würde, dass er alsdann am Leben gestraft würde, damit andere, wenn sie an solche Bubenstücke gedächten und der Strafe, so darauf erfolgt, sich erinnerten, dabei zu lesen ist hätten, dass sie ihre Obrigkeit nicht schmähen sollten, wie geschehen. Denn Salomo hieß den Simei nach des Davids Tode, dass er ihm ein Haus zu Jerusalem zu seiner Wohnung bauen sollte und darin bleiben, dergestalt, dass ob er gleich außerhalb der Stadt begehrte zu gehen, dennoch nicht über den Bach Kidron reiste oder wie wir reden, er soll nicht aus dem Zehnten gehen, sonst würde er sterben müssen. Welche Bedingung Simei eingegangen, aber nach drei Jahren übertreten, daher Salomo Anlass bekommen und die Gelegenheit wahrgenommen, weil er des Königs Befehl verachtet, dass er ihn töten ließ: Da er zugleich auch das Bubenstück gerächt, welches Simei an seinem Vater, dem Könige David, begangen, damit künftig die Königliche Hoheit unangefochten bliebe. (Denn man soll die Gnade mit der Gerechtigkeit also mäßigen, dass dennoch die Königliche Hoheit nicht mit Füßen getreten werde.)

24. Mephiboseth, der Sohn Sauls, kam auch herab dem König entgegen. Und er hatte seine Füße noch seinen Bart nicht gereinigt und seine Kleider nicht gewaschen von dem Tage an, da der König weggegangen war, bis an den Tag, da er mit Frieden kam.

Nicht gereinigt: Es war aber die Unsauberkeit der Füße, des Barts und der Kleider ein Zeichen des Leides und der Traurigkeit und gab Mephi Boseth damit so viel zu verstehen, dass er bis daher mit dem Könige, weil er im Elend gewesen, ein großes Mitleiden gehabt hätte. Aber der König hatte sich von dem Fuchsschwänzer Ziba so lassen einnehmen, dass er sein Gemüt allerdings von ihm, dem Mephi-Boseth, abgewandt hatte, darum ihm solche Zeichen seiner Traurigkeit nicht viel geholfen haben.

25. Da er nun gen Jerusalem kam, dem Könige zu begegnen, sprach der König zu ihm: Warum bist du nicht mit mir gezogen, Mephiboseth?

26. Und er sprach: Mein Herr König, mein Knecht hat mich betrogen. Denn dein Knecht gedachte, ich will einen Esel satteln und darauf reiten und zum König ziehen; denn dein Knecht ist lahm.

Betrogen: Darum bin ich nicht schuldig daran, denn es sonst an mir nicht sollte ermangelt haben.

Lahm: Also dass ich zu Fuß nicht weit gehen oder fortkommen kann, wie du weißt, und muss man weiter darunter verstehen: Unterdes aber weil ich mich zu der Reise rüstete und gefasst machte, kommt mein boshafter Knecht als ein loser Bub mir vor, zieht mit dem Esel davon und lässt mich daheim sitzen.

27. Dazu hat er deinen Knecht angegeben vor meinem Herrn Könige. Aber mein Herr König ist wie ein Engel Gottes; tue, was dir wohlgefällt {2Sam 16v1 , v3 , 14v20}.

Angegeben: Wie ich verstanden, als ob ich danach sollte getrachtet haben, dass ich meines Großvaters Königreich wieder an mich brächte, welches mir doch nie in Sinn gekommen war, durch welche Verleumdung, wie ich erfahren, du dich dahin bewegen lassen, dass du alle meine liegenden Güter dem Ziba geschenkt hast.

Engel Gottes: Als wollte er sprechen: Ich weiß, dass du mit einem besonderen hohen Verstand und Weisheit begabt bist und falsche Anklagen bald merken kannst, dazu eine überaus große Lust und eifrige Liebe zur Gerechtigkeit hast, dass du keinem unbilligerweise etwas begehrst zu entziehen, darum ich dir den ganzen Handel übergebe und heimstelle, du magst es mit meinen Gütern machen, wie es dich gut bedünkt.

28. Denn all meines Vaters Haus ist nichts gewesen denn Leute des Todes vor meinem Herrn Könige; so hast du deinen Knecht gesetzt unter die, so auf deinem Tisch essen. Was habe ich weiter Gerechtigkeit oder weiter zu schreien an den König?

Des Todes: Das ist: Mein Großvater, der Saul und seine Nachkommen, also Isboseth und andere mehr, haben wider Gott den Herrn mit ihren vielen und großen Sünden so schwer misshandelt und dich so sehr beleidigt, das kein Wunder wäre, wenn du unser Geschlecht gleich ganz und ganz ausrottest.

Essen: Hast also mich Unwürdigen mit besonderen Gnaden angesehen.

Gerechtigkeit: Als wollte er sagen: Ich bekenne, dass ich an meine Güter keinen Anspruch habe und was ich bisher besessen, das hab ich von deiner Gnade und Güte, aber keineswegs aus meinem Verdienst.

Schreien: Dass er mir meine Güter lassen soll, die er mir umsonst und aus Gnaden geschenkt hat. Und hoffe Mephi Boseth, dass er mit solcher demütigen Rede des Königs Herz erweichen wollte, damit ihm seine Güter von dem Könige wieder zuerkannt werden und er in seinen vorigen Stand und Wesen wiederum eingesetzt würde. Aber der König konnte des Ziba Lästerungen sich nicht aus dem Sinn schlagen, von denen er sich einmal einnehmen lassen, noch dem Mephi Boseth wiederum gewogen werden.

29. Der König sprach zu ihm: Was redest du noch weiter von deinem Dinge? Ich habe es gesagt: Du und Ziba teilt den Acker miteinander {2Sam 16v4}.

Was redest du: Was darf es vieler Entschuldigungen?

Gesagt: Dies Urteil will ich darüber sprechen, dabei es bleiben soll.

Teilt: Also dass deine liegenden Güter die Hälfte des Ziba sein sollen. Obwohl nun David den einen Teil der Güter, welchen Mephi Boseth nicht von seinem väterlichen Erbe bekommen, sondern vom David zum Geschenk empfangen hatte, aus königlicher Gewalt sich wieder nehmen könne und dem Ziba geben: So kann doch, wenn man alle Umstände dieser Sache erwägen will, Davids Tun in diesem Fall nicht allerdings recht geheißen werden. Denn er dem Fuchsschwänzer Ziba so fleißig aufgemerkt und gar zu viel getraut, das hernach des Mephi Boseths Entschuldigung keine statt bei ihm finden können, darum er auch ohne weiter rechtmäßiger und genügsamer Erkundigung der Sachen den frommen und unschuldigen Mann um den halben Teil seiner Güter gebracht und mit der Strafe ganz zu schnell gefahren. Im Gegenteil aber den gottvergessenen losen Buben und Verleumder Ziba reich gemacht und mit stattlichen Gütern begabt, welcher wert gewesen, dass man ihn an den lichten Galgen gehängt hätte. (Denn es werden bisweilen auch wohl fromme Fürsten und Regenten von den Fuchsschwänzern umgeführt und betrogen, dass sie zu schnell fahren. Und urteilt eine gerechte Obrigkeit nicht immer recht: Ja, es trägt sich auch bisweilen zu, dass die Frommen gestraft und die Fuchsschwänzer mit Verehrungen begabt werden. Und hat man bei dieser Geschichte zu lesen ist, wie schwer die Verleumdung einem Menschen wiederum auszureden ist. Daher man im Sprichwort sagt: Man soll nur weidlich auf einem lügen, es bleibe immer etwas kleben.)

30. Mephiboseth sprach zum Könige: Er nehme es auch ganz dahin, nachdem mein Herr König mit Frieden heimgekommen ist.

Sprach: Ganz demütig und mit großer Geduld.

Ganz dahin: Was ich bisher aus deiner Freigiebigkeit genossen habe, dessen will ich alles willig und gern entbehren und nicht nur des halben Teils der liegenden Güter verlustig sein, sondern auch noch mehr mit Willen in die Schanze schlagen.

Heim: In sein Königreich, welches mich allein am meisten freut und einen Trost gibt. Und will ich mich in meiner Armut geduldig leiden, weil ich nur so viel erlebt, dass ich dich im Königreich frisch und gesund und in glücklicher Regierung wiedersehe. (Bei diesem Beispiel der Geduld sollen die Untertanen lernen, dass sie die Unbilligkeit, so ihnen von ihrer Obrigkeit zugefügt wird, demütig und geduldig tragen.)

31. Und Barsillai, der Gileaditer, kam herab von Roglim und führte den König über den Jordan, dass er ihn im Jordan geleitete.

Barsillai: Ein ganz alter verlebter Mann.

Führt: Er gab dem König neben anderen mehr das Geleit und zeigte ihm den Weg, wo er am sichersten durchsetzen könnte.

32. Und Barsillai war fast alt, wohl achtzig Jahre; der hatte den König versorgt, weil er zu Mahanaim war, denn er war ein sehr trefflicher Mann {2Sam 17v27}.

Versorgt: Mit Speise und Nahrung und was er sonst zu seiner Unterhaltung bedurfte.

Trefflicher: Der viele Güter hatte und in großem Ansehen war.

33. Und der König sprach zu Barsillai: Du sollst mit mir hinüberziehen, ich will dich versorgen bei mir zu Jerusalem.

Versorgen: Ich will verschaffen, dass du die übrige Zeit deines ganzen Lebens bei mir in der königlichen Stadt eine gelegene Wohnung hast und will dir deutliche Unterhaltung geben, damit ich mich dankbar gegen dich erzeige für deine Guttaten, die du an mir getan hast. (Denn es ist richtig, dass die, welche in Widerwärtigkeit von anderen Hilfe empfangen, denselben ihre Dankbarkeit wiederum erklären, wenn sie einmal aus ihren Nöten hervorkommen. Welche Tugend ein frommer deutscher Fürst, K. H. Z. W. sich besonders beflissen, darum er in der Jugend, da er in der Fremde viel Wiederwertigkeit ausstände, diesen Reimen geführt: Gedenk an Treue. Dadurch er sich selbst erinnert, dass er gegen denen einmal eins dankbar sich verhalten wollte, welche, da es ihm übel gegangen, treulich zu ihm gehalten haben. Und hat es auch im Werke geleistet, da er in seine Fürstentümer und väterliches Erbgut wiedergekommen war.)

34. Aber Barsillai sprach zum Könige: Was ist es noch, das ich zu leben habe, dass ich mit dem Könige soll hinauf gen Jerusalem ziehen?

Was ist es: Als wollte er sagen: Ich habe die meiste Zeit auf dieser Erden gelebt und gehe nunmehr auf zur Grube.

35. Ich bin heute achtzig Jahre alt. Wie soll ich kennen, was gut oder böse ist, oder schmecken, was ich esse oder trinke, oder hören, was die Sänger oder Sängerinnen singen? Warum soll dein Knecht meinen Herrn König noch beschweren?

Oder böse: Das ist: Was lieblich oder unlieblich ist. Denn wenn du mir gleich auf deiner königlichen Tafel die allerköstlichste Speise und Trank aufstellen lässt und es mir gerne wolltest wohl erbieten, so bin ich doch Alters halben so unvermöglich und habe am Verstand so abgenommen, dass ich auch die allerlieblichste Speise von der unlieblichen nicht wüsste zu unterscheiden.

Schmecken: Ist eine Erklärung des Vorigen, was er damit meinte und verstanden haben wolle, dass er das Gute vom Bösen nicht mehr unterscheiden könne.

Singen: Ich kann nicht mehr so scharf hören, dass ich merken könnte, was für eine liebliche Musik und Saitenspiel du bei der königlichen Tafel gebrauchst, so achte ich mich solche Dinge ohne das nicht groß in diesem meinem hohen Alter.

Beschweren: Denn mit Rat geben kann man mich bei der Regierung, von wegen meines schwachen Alters, nicht mehr gebrauchen und würde der Kosten, die du auf mich wenden müsstest, mir wenig helfen, darum ich am selben Ort mir nichts nützen, dir aber beschwerlich sein würde.

36. Dein Knecht soll ein wenig gehen mit dem Könige über den Jordan. Warum will mir der König eine solche Vergeltung tun?

Gehen: Ich will dir noch eine Ecke hinaus das Geleit geben und danach heim zu meiner Behausung wieder umkehren.

Vergeltung: Dergleichen ich keine von dir begehre.

37. Lass deinen Knecht umkehren, dass ich sterbe in meiner Stadt bei meines Vaters und meiner Mutter Grab. Siehe, da ist dein Knecht Chimeham, den lass mit meinem Herrn Könige hinüberziehen und tue ihm, was dir wohlgefällt.

Umkehren: Erlaube mir, dass ich wieder heimziehe.

Stadt: Darüber ich bis daher zu gebieten hatte. Und findet man auch noch in Deutschland viele Vornehme von Adel, die eigene Städtlein unter sich haben.

Grab: Dass mein Körper in meiner Voreltern Begräbnis ruhen möge. Hat also dieser frommer alte Mann nicht an zeitliche Wollust gedacht, sondern sich zum Tode und seligem Absterben gerüstet. (Denn es steht einer alten verlebten Person übel an, sich nach zeitlicher Wollust umsehen und an den Tod nicht denken.)

Chimeham: Welcher, wie man mutmaßt, des Barsillai Sohn war. Wenn du deswegen (will Barsillai sagen) mir zur Dankbarkeit eine Guttat erzeigen will, so magst du solches meinen Kindern tun.

Ziehen: Und magst ihn zu Hofe bei dir behalten.

Wohlgefällt: Was du meinst und dich gut bedenken wird, das ihm zum besten Gedeihen möchte.

38. Der König sprach: Chimeham soll mit mir hinüberziehen und ich will ihm tun, was dir wohlgefällt; auch alles, was du an mir erwählst, will ich dir tun.

Dir wohl gefällt: Er soll einen gnädigen Herrn an mir haben und deiner genießen. (Denn wenn wir unseren Wohltätern bei ihren Lebzeiten ihre Guttaten nicht vergelten können, so sollen wir doch derselben Nachkommen uns lassen befohlen sein.)

Erwählst: Wenn du etwas weiter an mich begehrst, so fordere es kecklich, es soll dir nichts abgeschlagen sein. (Dies ist an solchem großen König eine besondere Holdseligkeit und Freundlichkeit gewesen, welche allen Fürsten und Herren auch wohl ansteht und sollen es dem David ablernen.)

39. Und da alles Volk über den Jordan war gegangen und der König auch, küsste der König den Barsillai und segnete ihn; und er kehrte wieder an seinen Ort.

Küsste: Wie damals im selben Volk der Brauch war, wenn sie einander empfingen oder segneten.

Segnet: Er wünscht dem frommen Alten alle glückliche zeitliche und ewige Wohlfahrt.

Kehrt: Mit Freuden, Und war sehr froh darüber, dass er dem König als seinen gnädigen Herrn das Geleit geben, da er in sein Königreich wieder eingetreten war.

40. Und der König zog hinüber gen Gilgal und Chimeham zog mit ihm. Und alles Volk Juda hatte den König hinübergeführt; aber des Volkes Israel war nur die Hälfte da.

41. Und siehe, da kamen alle Männer Israels zum Könige und sprachen zu ihm: Warum haben dich unsere Brüder, die Männer Judas, gestohlen und haben den König und sein Haus über den Jordan geführt und alle Männer Davids mit ihm?

Kamen: Wie nämlich der König bereits über den Jordan gekommen war.

Gestohlen: Dass sie dich verstohlenerweise ohne unser Vorwissen wiedergeholt, als ob wir nicht auch deine Untertanen wären, denen es von Rechts wegen gebührte, dass sie ihren König herrlich empfingen und geleiteten.

Haus: Sein Personal und andere Hofdiener.

Männer: Alle deine Gefährten, die du im Elend bei dir hattest. Welches ein unbilliger Handel ist, dass sie nicht gewartet, bis wir auch gekommen sind.

42. Da antworteten die von Juda denen von Israel: Der König gehört uns nahezu; was zürnt ihr darum? Meint ihr, dass wir von dem Könige Nahrung oder Geschenke empfangen haben?

Von Israel: Die deshalb zur Unzeit und ohne Not einen Hader anfingen.

Nahezu: Weil er unser Verwandter und aus unserem Stamm seine Herkunft hat, darum uns gebühren soll, dass wir vor anderen und die ersten uns bei ihm finden ließen.

Empfangen: Dass wir vielmehr um unseres Nutzes willen, als sonst, weil es der Ehrbarkeit gemäß, den König mit Freuden wieder heimzuführen begehrt haben, welches uns nie in Sinn gekommen ist. Wir haben es aber für richtig erkannt, dass wir unseren König, der uns dazu mit Blutsfreundschaft zugetan und verwandt ist, je eher je lieber wieder ins Königreich einsetzten.

43. So antworteten dann die von Israel denen von Juda und sprachen: Wir haben zehnmal mehr bei dem Könige, dazu auch bei David denn ihr. Warum hast du mich denn so gering geachtet, dass das Unsere nicht das erste gewesen ist, unseren König zu holen? Aber die von Juda redeten härter denn die von Israel.

Zehnmal: Denn weil unser zehnmal mehr sind als ihr, weil unsere Stämme zehn sind, so haben wir an der Wahl und Aufnehmung des Königs auch zehnmal mehr Gerechtigkeit als ihr: Darum es uns von Rechts wegen hätte gebühren wollen, dass man uns den Vorzug gelassen, damit wir den König mit Freuden und Ehren wieder heimgeleitet hätten.

Härter: Sie gaben ihnen nicht viel gute Worte, weil sie eine besser Sache hatten als die Israeliten. Denn sie waren des Königs Stammes Verwandten. Aber solche harte Antwort hat den Kindern Israel bald später Anlass gegeben zu einem neuen Aufruhr. (Und hat man hier auch in Acht zu nehmen, wie wunderlich sich ein Ding verkehren kann. Denn es war David kurz zuvor von den Israeliten aus dem Königreich verstoßen worden und hatten ihn die aus dem Stamm Juda auch meistenteils verlassen. Jetzt laufen sie von beiden Seiten herzu, damit sie den König wiederholen, und will keiner gern der letzte unter ihnen sein. So geht es deswegen nach dem Sprichwort: Wer das Glück hat, der bekommt viel Freunde. Es ist aber auch hier der König David ein Vorbild Christi, welcher nach ausgestandenem schmählichen Tod am Kreuz von vielen Juden und Heiden der Welt Heiland und ein König des Himmelreichs erkannt worden ist.)


Das 20. Kapitel


1. Seba erregt einen neuen Aufruhr wider den König David. v. 1. 2. Der seine Kebsweiber, die von Absalom geschändet waren, in ein besonderes Gemach von sich tut und verschlossen hält. v. 3. 3. Joab ersticht den Amasa mörderischer Weise. v. 7. 4. Der Aufrührer Seba wird in die Stadt Abel belagert und enthauptet. v. 16.

1. Und es war dort ein berühmter heilloser Mann, der hieß Seba, ein Sohn Bichris, eines Mannes von Jemini; der blies die Posaune und sprach: Wir haben kein Teil an David noch Erbe am Sohne Isais. Ein jeglicher hebe sich zu seiner Hütte, o Israel!

Und: Das in diesem Leben nichts beständig und das Glück sehr wankelmütig sei, ist aus des Davids Zustand genügend zu lesen. Denn da es mit ihm das Ansehen hatte, als wäre er in die völlige Besitzung des Königreichs wiedergekommen. Siehe, da überfällt ihn ein neues Unwetter und entsteht wiederum ein anderer Aufruhr, davon wir jetzt hören wollen. (Denn Gott temperiert und mäßigt seiner Auserwählten Glück mit dem Kreuz, auf dass sie in der Furcht Gottes gehalten werden.)

dort: Unter den Israeliten, die den König David begehrten wieder heimzuholen.

Berühmter: (Nach Luther) Einer von den großen Hansen, vom hohen Adel, der großen Anhang im Volk und ein Ansehen oder Namen hatte, wie Catilina zu Rom, rc.

Heilloser: Er war daneben gottlos und keinem nütze, da er am besten war, wie bei dergleichen Scharrhansen oft eine schlechte Frömmigkeit zu finden ist.

Jemini: Vom Stamm Benjamin und des gewesenen Königs Sauls Verwandter. Welcher dem Könige David heimlich feind war und ihm es missgönnte, dass er wieder ins Königreich kommen soll. Darum er vielleicht hoffte, wenn er den David wiederum könnte zum Königreich hinausbringen, dass man ihn alsdann zum Könige erwählen würde. Und weil die Israeliten darüber murmelten, dass ihrer ungeachtet man den König wieder heimgeholt, dazu die Kinder Juda ihnen einen schlechten Bescheid gaben, wie zu Ende des vorigen Kapitels gemeldet, hat der lose Mensch daher Anlass genommen, dass er eine neue Unruhe im Königreich und wider den König erregt.

Blies: Dadurch er das Volk an sich lockt und zu verstehen gab, dass jedermann ihm zulaufen soll, anzuhören, was er Notwendiges zu einer jeden Nachricht vorbringen würde.

Sohn Isai: Als wollte er sagen: Was haben wir mit dem König David zu schaffen, wir wollen weder Teil noch Gemeinschaft mehr mit ihm haben, weil wir sehen, dass er unser ohne das auch nicht viel achtet. Darum er auch nicht unser König sein sollen, der in seiner Jugend erstlich ein Schafhirt gewesen, des Isai Sohn, eines schlechten Herkommens und danach, als er bei des Sauls Lebzeiten sich zum Könige aufgeworfen, nach desselben Tod das Königreich mit bösen Praktiken an sich gebracht hat, da er neben dem Ehebruch auch noch einen Totschlag begangen, dazu sein ganzes Geschlecht mit Unzucht und Morden so hausgehalten, dass es dem ganzen israelitischen Volk eine schlechte Ehre ist.

Hütte: Verlasst diesen König und seid darauf bedacht, wie man dem Regiment sonst weiter vorstehen könne, damit Recht und Gerechtigkeit gehandhabt werde.

2. Da fiel von David jedermann in Israel und folgten Seba, dem Sohn Bichris. Aber die Männer Judas hingen an ihrem König, vom Jordan an bis gen Jerusalem.

Fiel: (Eine solche große Unbeständigkeit befindet sich bei dem gemeinen Haufen. Denn welche allererst sich darum gezankt hatten, dass sie vor anderen den König wiederhaben wollten, die fallen jetzt auf eines einzigen Mannes Rede wieder von ihm ab. Darum soll sich keiner auf des gemeinen Pöbels Gunst verlassen. Und begeben sich dergleichen Veränderungen bei der Kirche Gottes auch, dass, welche allererst sich angelassen, als ob sie der evangelischen rechten Lehre mit einem besonderen Eifer zugetan wären, bald, wenn ein falscher Lehrer aufsteht, sie demselben haufenweise zulaufen und sich auf seine Seite schlagen.)

Jordan: Von welchem Ort an sie beständig bei ihm blieben und haben ihn bis gen Jerusalem geleitet. Was es aber mit dem neuen Aufruhr für einen Ausgang gewonnen, soll an seinem Ort gemeldet werden, da wir zuvor vernommen, was David mit seinen Kebsweibern, die von Absalom geschändet waren, vorgenommen hat.

3. Da aber der König David heimkam gen Jerusalem, nahm er die zehn Kebsweiber, die er hatte gelassen, das Haus zu bewahren, und tat sie in eine Verwahrung und versorgte sie; aber er beschlief sie nicht. Und sie waren also verschlossen bis an ihren Tod und lebten als Witwen.

Bewahren: Damit es nicht allerdings leer stünde.

Verwahrung: Da keine Mannsperson zu ihnen kommen konnte und damit nicht, wenn sie öffentlich aus und unter die Leute umgingen, des Absaloms abscheuliche Tat und Laster ihnen immer vor den Augen schwebte und im Gedächtnis behalten würde, das dem König selbst auch eine schlechte Ehre gewesen wäre.

Versorgt: Mit Nahrung und Kleidern. Denn sie der König nicht begehrte übel zu halten als in einem Kerker, so war er ihnen auch nicht feind, weil sie wider ihren Willen mit Gewalt geschändet wurden.

Sie nicht: Denn er ohne Verletzung seiner Ehren und guten Gewissens ihnen weiter keine eheliche Beiwohnung tun könne, weil der Sohn mit ihnen beigelegen und sie zur schändlichen Unzucht missbraucht hatte. (Denn ein solcher Beischlaf, da Vater und Sohn mit einer Weibsperson zuhalten, ist ein Gräuel vor Gott. So wäre es auch ein Übelstand gewesen, wenn er diejenigen, welche seine Eheweiber gewesen und mit der Blutschande verunreinigt wurden, einen anderen hätte wollen anhängen und zur Ehe geben.)

4. Und der König sprach zu Amasa: Berufe mir alle Männer in Juda auf den dritten Tag; und du sollst auch hier stehen.

Und: Jetzt folgt wieder von dem neuen Aufruhr, was es damit für einen Ausgang gewonnen, und wie sie der König David gedämpft hat.

Amasa: Des Absaloms gewesenen Feldhauptmann, den der König zu Gnaden aufgenommen und zu seinem Feldhauptmann bestellt hatte, an Joabs statt.

Alle Männer: Die zum Kriege tauglich sind und wider den Feind sich können gebrauchen lassen.

Dritten Tag: Dass sie sich zur selben Zeit mit ihren Rüstungen hier bei mir einstellen.

5. Und Amasa ging hin, Juda zu berufen; aber er verzog die Zeit, die er ihm bestimmt hatte.

Verzog: Ist deswegen Amasa langsamer mit der Sachen umgegangen, da er das Kriegsvolk versammeln sollte, als ihm wohl gebührt hätte und die Not leiden mochte, da er doch dem König richtig und von Rechts wegen fleißiger auf den Dienst warten sollte, als von dem er nicht allein zu Gnaden aufgenommen worden, sondern auch gute Vertröstung empfangen hatte, dass er sein Feldhauptmann werden sollte, an Joabs statt. (Gerät es deswegen nicht immer wohl, wenn wir alte Freunde mit neuen umwechseln wollen.)

6. Da sprach David zu Abisai: Nun wird uns Seba, der Sohn Bichris, mehr Leides tun denn Absalom. Nimm du die Knechte deines Herrn und jage ihm nach, dass er nicht etwa für sich feste Städte finde und entrinne aus unseren Augen.

Mehr Leides: Als wollte er sagen: Ich besorge, dieser neue Aufruhr möchte irgend gefährlicher werden als der vorige. (Pflegen deswegen auch die Frommen in einer nicht so ganz großen Gefahr sehr kleinmütig zu werden und so schwach im Glauben sich erzeigen, als ob sie nie keine Anfechtung ausgestanden und überwunden hätten. Darum sollen wir die Schwachheit unseres Glaubens erkennen und Gott bitten, dass er denselben in uns stärken und mehren wolle.)

Nimm du: Weil Amasa nicht fort will.

Knechte: Meine Untertanen und Kriegsleute, welche mir noch bis daher treu und hold geblieben sind.

Jage: Eilends und ohne Verzug, dass du ihn dämpfst, damit er nicht Raum und Platz bekomme sich zu stärken.

Augen: Dass wir ihm später nicht mehr beikommen möchten, sondern mit großer Mühe ihn belagern müssen, da es alsdann langsam zugehen würde, bis wir ihn zum Brett bringen könnten. (Denn menschlicherweise davon zu reden, so ist kaum etwas, das zum Kriege so viel hilft und denselben befördert, als wenn man eilends zur Sache tut und es nicht auf die lange Bank schiebt. So gibt es viele Historien in der Heiligen Schrift und andere Bücher bezeugen.) Es hat aber David dem Abisai und nicht dem Joab befohlen, dass er das Kriegsheer führen sollte, weil er dem Joab vielleicht nicht wohl getraut, welchen er übergangen und das Kriegsvolk zu versammeln dem Amasa befohlen hatte, sich auch besorgte, er würde Joabs Gemüt allerdings von ihm abwendig gemacht haben.

7. Da zogen aus ihm nach die Männer Joabs, dazu die Krethi und Plethi und alle Starken. Sie zogen aber aus von Jerusalem, nachzujagen Seba, dem Sohn Bichris.

Männer Joab: Welche unter des Joabs Regiment gewesen waren.

Krethi und Plethi: Welche von den Landschaften, daraus sie gebürtig waren, ihre Namen empfangen und waren meistenteils gute Kriegsleute, darum auch der König seine Leibes Garde und Trabanten aus ihnen nahm.

Starken: Was vornehme erfahrene Kriegsleute und tapfere Helden waren, dass man also nichts unterlassen, so viel durch menschliche Mittel geschehen und vorgenommenen werden könne, den Aufruhr zu dämpfen. (Denn man soll zwar in aller Gefahr Gott vertrauen, aber daneben die ordentlichen Mittel nicht verachten, auf dass Gott nicht versucht werde.)

8. Da sie aber bei dem großen Stein waren zu Gibeon, kam Amasa vor ihnen her. Joab aber war gegürtet über seinem Kleide, das er anhatte und hatte darüber ein Schwert gegürtet, das hing an seiner Hüfte in der Scheide, das ging gerne aus und ein.

Sie: Nämlich des Königs ausgesandten Kriegsleute.

Zu Gibeon: Welcher Ort fast in die anderthalb Meilen Wegs von Jerusalem gelegen war.

Vor ihnen: Dass er ihnen begegnete. Und steht hier nichts davon, dass er ein Kriegsheer mit sich geführt habe, darum zu vermuten, dass er wenig oder wohl gar keine Leute für den König geworben hat.

Joab: Der sich aus freiem Willen aufgemacht und mit dem Kriegsvolk fortgezogen war, obwohl ihm der König solches nicht zumuten dürfe, darum er mit solcher Gutwilligkeit bei dem Könige sich wieder einkaufen wollte. Nichtsdestoweniger aber, weil er sich besorgte, dass ihm Amasa dennoch möchte vorgezogen werden, nimmt er sich aus einem boshaften Vorsatz im Sinn, dass er denselben ungewarnter Sachen hinrichten und ab dem Brot tun wolle.

Kleide: Welches er mit einem Gürtel nach derselben Landesart ein- und zusammen gefasst hatte, dass es nicht voneinanderging.

Hüfte: Er hatte einen breiten zweischneidigen Dolch hinten auf dem Rücken.

Gerne aus: Das man ohne große Mühe ganz leicht ausziehen konnte.

9. Und Joab sprach zu Amasa: Friede mit dir, mein Bruder! Und Joab fasste mit seiner rechten Hand Amasa bei dem Bart, dass er ihn küsste.

Friede: Oder wie wir sagen möchten: Gott gebe dir Glück und Heil, dass es dir wohlgehen möge.

Küsst: Wie denn damals der Brauch war, dass man zum Gruß auch einen zu küssen pflegte.

10. Und Amasa hatte nicht Acht auf das Schwert in der Hand Joabs; und er stach ihn damit in den Wanst, dass sein Eingeweide sich auf die Erde schüttete; und gab ihm keinen Stich mehr; und er starb. Joab aber und sein Bruder Abisai jagten nach Seba, dem Sohn Bichris {1Sam 2v5}.

Acht: Denn er sich keiner Untreue zu ihm versah.

Stach: Nämlich mit der linken Hand, unterdes weil er ihn mit der rechten Hand beim Bart hielte und ihn küsste.

Keinen Stich: Denn er ihn mit einem Stich tödlich verwundet, dass er keines mehr bedurfte. (Hier hat man zu lernen, was für ein böses Früchtlein der Neid sei, daher Mord und Totschlag verursacht wird. Gleichwie aber Joab den Amasa, indem er ihn freundlich grüßt, ersticht, also findet man ihrer viele, welche unterdes, weil sie sich freundlich gegen andere Leute stellen, ihnen nachtrachten, wie sie dieselben mögen um Ehre und Gebühr oder auch wohl um Leib und Leben bringen mit einem verräterischen Judaskuss. Obwohl nun Joab unrecht und böslich gehandelt, so hat doch Gott den Amasa auch nach seinem Verdienst richtig gestraft, weil er kurz zuvor mit dem Absalom wider seinen Herrn und König als seiner ordentlichen Obrigkeit sich aufgelehnt und einen Aufruhr erregen helfen. Und da ihn der König zu Gnaden wieder aufgenommen, ja auch zu großen Ehren erhoben, er dennoch des Königs Sachen, so ihm anbefohlen, ihm nicht besonders angelegen sein lassen, dass er sie mit gebührendem Ernst und Fleiß verrichtet hätte. Es ist aber auch kein Zweifel, diese des Joabs Tat habe den Feinden der Kirche Gottes wie auch den Schwachen im Glauben ein großes Ärgernis geben. Denn es ist unmöglich, zu verhüten, dass die lasterhaften Glieder der Kirche dieselbe nicht bisweilen mit groben Missgriffen verstellen und verschrien machen.)

Jagten: Denn Joab nach begangenem Totschlag, als ob er die Sache wohl ausgerichtet hätte, nicht zu fliehen oder sich zu verkriechen begehrt. Sondern sich vielmehr heimlich darüber gefreut, dass er sich abermals einen Widersacher aus dem Wege geräumt hätte.

11. Und es trat einer von den Knaben Joabs neben ihn und sprach: Trotz und mache sich einer an Joab und tue sich bei David nach Joab!

Knaben: Des Joabs Dienern, der ebenso gut war als sein Herr.

An Joab: Die Meinung ist diese, da jemand den Joab von seinem Ehrenstande verstoßen will und an seine statt bei dem Könige den Vorzug haben, wie Amasa getan, dem wird man auch also mitfahren, wie dem Amasa geschehen. Rühmt also dieser Bösewicht seines Herren Bubenstück und spottet des entleibten Amasa, als der sich nicht wohl vorgesehen, da er sich an dem Joab reiben und ihn verdrängen wollen.

12. Amasa aber lag im Blut gewälzt mitten auf der Straße. Da aber einer sah, dass alles Volk da stehen blieb, wendete er Amasa von der Straße auf den Acker und warf Kleider auf ihn, weil er sah, dass, wer an ihn kam, stehen blieb.

Stehen bleib: Und nicht mit gebührender Forteilung ihren Hauptleuten nachverfolgte, damit ihnen der Feind nicht entginge.

Wendet: Dieser, er sei gleich gewesen, wer er wolle, hat des Davids Nutzen betrachtet, weil er begehrt zu verhüten, dass die Gelegenheit, den Feind zu ertappen, nicht versäumt würde oder aber, dass er besorgt, es möchte von wegen des Amasa Mord ein neuer Abfall vom Könige unter dem Volk entstehen.

13. Da er nun aus der Straße getan war, folgte jedermann Joab nach, Seba, dem Sohn Bichris, nachzujagen.

Joab: Denn obwohl David zu diesem Mal den Abisai über das Kriegsvolk gesetzt hatte, so erscheint doch hieraus, dass Abisai dem Joab als seinem älteren Bruder und der in Kriegssachen besser erfahren war als er, freiwillig gewichen und die Hauptmannschaft von Händen gegeben habe.

14. Und er zog durch alle Stämme Israels gen Abel und Beth-Maacha und ganz Haberim; und sie versammelten sich und folgten ihm nach.

Alle Stämme: Dahin er vernommen, dass Seba mit seinem Anhang sich begeben hatte, an denen Orten folgte er ihm auf dem Fuß nach und ließ ihm keine Ruhe noch so viel der Weile, dass er hätte können zu Kräften kommen und ein Kriegsheer wider den David zusammen bringen.

Bethmaacha: Also hat nach etlicher Meinung die Landschaft geheißen, so um die Stadt Abel gelegen.

Haberim: Es werden aber hier die Orte, durch welche Joab mit seinem Kriegsvolk zuerst gezogen, am letzten namhaft gemacht, denn er bei der Stadt Abel mit seinem Kriegsvolk das Lager geschlagen, wie bald später folgt.

Ihm nach: Nämlich die Stämme Israel dem Joab. Denn weil die Israeliten, durch welche Joab mit seinem Kriegsvolk zog, sahen, dass Seba seine Sachen auf die Flucht setzte, haben sie sich danach gerichtet, wie der Wind gegangen und sind des Davids Kriegsvolk zugezogen.

15. Und kamen und belegten ihn zu Abel und Beth-Maacha; und schütteten einen Schutt um die Stadt und traten an die Mauer; und alles Volk, das mit Joab war, stürmte und wollte die Mauer niederwerfen.

Belegten: Nämlich des Joabs Kriegsleute und die sich von den Israeliten zu ihnen geschlagen hatten.

Zu Abel: In welche Stadt er, der Seba, geflohen war und Sicherheit suchte.

Schutt: Auf dass sie die, so darin auf der Mauer sich zur Wehr stellten, desto besser treffen und mit Pfeilen auf sie schießen könnten.

Werfen: Auf dass sie durch den Einbruch der Mauern ebenen Fußes gerade in die Stadt fallen könnten.

16. Da rief eine weise Frau aus der Stadt: Hörte! Hörte! Sprecht zu Joab, dass er hier herzukomme; ich will mit ihm reden.

Stadt: Von der Mauern oder irgendeiner Brustwehr.

Reden: Was zu seines Volkes und dieser Stadt Wohlfahrt dienlich ist und also beiden Teilen zum besten Gedeihen mag.

17. Und da er zu ihr kam, sprach die Frau: Bist du Joab? Er sprach: Ja. Sie sprach zu ihm: Höre die Rede deiner Magd! Er sprach: Ich höre.

Rede: Welche, wenn du sie anhören willst, dir hoffentlich mehr Nutzen als Schaden bringen wird.

Ich höre: Was du vorzubringen hast, will ich anhören.

18. Sie sprach: Vorzeiten sprach man: Wer fragen will, der frage zu Abel; und so ging‘s wohl aus.

Sprach man: Es war ein allgemeines Sprichwort unter den Leuten.

Wohl aus: Sie will so viel sagen: Es sind vor der Zeit in dieser Stadt vortreffliche Männer gefunden worden, die mit einem prophetischen Geist und sonderbarer Weisheit begabt waren. Also dass, wenn jemand in einer zweifelhaften Sache Rats bedurfte und in dieser Stadt sich Bescheid holte und demselben gefolgt, so ist es ihm nach seines Herzens Wunsch und Willen hinausgegangen. Darum soll einer solchen Stadt richtig schonen, die so vielen Leuten mit ihrer Weisheit und gutem Rat geholfen hat.

19. Ich bin eine von den friedsamen und treuen Städten in Israel; und du willst die Stadt töten und die Mutter in Israel? Warum willst du das Erbteil des Herrn verschlingen?

Treuen: Denn wir uns bis daher nie unterstanden haben, einzige Unruhe oder Aufruhr im Königreich anzurichten, sondern es hat diese Stadt je und immer des Friedens und der Treue gegen ihrer Obrigkeit sich beflissen.

Töten: Oder zerstören, ungeachtet alles dessen, was jetzt erzählt wurde.

Mutter: Als eine von den ältesten Städten des israelitischen Landes und die für anderen ein großes Ansehen hat.

Verschlingen: Weil du ein gutes Teil vom Lande Kanaan begehrst zu verderben und zunichtezumachen, auf welches Land doch Gott als auf sein Erbteil und Eigentum ein besonderes Auge hat und fleißig dafür sorgt.

20. Joab antwortete und sprach: Das sei ferne, das sei ferne von mir, dass ich verschlingen und verderben sollte! Es ist nicht so;

21. sondern ein Mann vom Gebirge Ephraim, mit Namen Seba, der Sohn Bichris, hat sich empört wider den König David. Gebt den selbigen her allein, so will ich von der Stadt ziehen. Die Frau sprach zu Joab: Siehe, sein Haupt soll zu dir über die Mauer geworfen werden.

Nicht so: Ich bin nicht der Ursache halben daher kommen, dass ich die israelitischen Städte begehrte zu zerstören und zu vertilgen. So bin ich auch dieser Stadt nicht feind und hab mich nicht darum hierher verfügt, dass ich ihren Untergang suchen wollte.

Mann: Ein böser Bube und gottloser Mensch ist schuldig daran, dass wir diese Stadt belagert haben.

Allein: (Denn wenn man die Rädelsführer des Aufruhrs zur angemessenen Strafe gezogen hat, so soll man des übrigen Haufens, unter denen meistenteils vielmehr ein großer Unverstand, als vorsätzliche Bosheit mit unterläuft, schonen.)

Siehe: Wenn es um seine Person allein zu tun ist.

Geworfen: Denn ich hoffe, meine Mitbürger zu überreden, dass sie solches zu tun sich nicht widern werden.

22. Und die Frau kam hinein zu allem Volk mit ihrer Weisheit. Und sie hieben Seba, dem Sohn Bichris, den Kopf ab und warfen ihn zu Joab. Da blies er die Posaune und sie zerstreuten sich von der Stadt, ein jeglicher in seine Hütte. Joab aber kam wieder gen Jerusalem zum König.

Weisheit: Denn sie in einer allgemeinen Versammlung der Ratsherren, der Stadt und des Volkes allerlei hochwichtige Ursachen vorgebracht, warum man einem aufrührerischen Menschen nicht Unterschlupf geben soll, noch um desselben willen, ob er gleich eines stattlichen Geschlechts und Herkommens, sich selber samt Weib und Kind, ja auch Habe und Güter in Gefahr setzen und die ganze Stadt ins Verderben stürzen. Besonders, weil der Aufruhr Gott selbst zuwider sei, daher er auch verbiete, dass niemand mit den Aufrührerischen soll zu schicken oder zu schaffen haben, viel weniger, dass jemand sie in Schutz nehme und handhaben wollte. Und pflegt es mit den Aufrührern ein böses Ende zu nehmen. Mit solchen und dergleichen Worten hat sie die Bürgerschaft dahin beredet, dass man fürs beste und ratsam geachtet, den Seba umzubringen und seinen Kopf dem Kriegsvolk des Königs zu überantworten, als denselben weiter sich widersetzen.

Blies: Nämlich zum Abzug und gab den Kriegsleuten damit zu verstehen, dass der Friede gemacht wäre, weil der Aufrührer, um den es zu tun gewesen, seine rechte Strafe empfangen hätte, darum er jedermann wieder heimzureisen erlaubte.

Kam wieder: Nachdem er den sehr gefährlichen Aufruhr gestillt hatte. (Gleichwie aber es nicht viel gefehlt, dass der aufrührerische Meutemacher Seba die ganze Stadt Abel mit sich ins Verderben gezogen und zugrunde gerichtet hätte, also muss oft eine ganze Stadt oder auch wohl ein ganzes Land eines einzigen Menschen Bosheit bezahlen und gerät in großes Unglück darüber. Dagegen gleichwie ein einziges kluges und verständiges Weib hier alle ihre Mitbürger und die ganze Stadt aus der bevorstehenden und vor Augen schwebenden großen Gefahr errettet, also wird oftmals durch eines einzigen Menschen Frömmigkeit und Weisheit eine ganze Stadt oder Land erhalten. Darum man solche nützlichen Leute in Ehren halten soll. Und soll dieses Weibes Klugheit den Spöttern das Maul stopfen, die von dem weiblichen Geschlechter verächtlich reden, welches ihrem Schöpfer selbst zur Schmach gereicht. Auch soll des Seba jämmerliches Ende den Menschen alle aufrührerische Gedanken aus dem Sinn schlagen.)

23. Joab aber war über das ganze Heer Israels. Benaja, der Sohn Jojadas, war über die Krethi und Plethi.

Ganze Heer: Denn obwohl David seiner längst gerne abgekommen und los gewesen wäre, so hat er doch in Verrichtung hochwichtiger Sachen und Reichsgeschäften seiner nicht entbehren können, darum er ihm im Amt müssen dulden und bleiben lassen. Aber die Strafe des Totschlags, so er verschuldet, hat er ihn darum nicht nachgelassen oder geschenkt, sondern nur allein aufgeschoben bis zur anderen gelegenen Zeit.

Krethi und: Welches des Königs Trabanten waren, wie oben in diesem Kapitel auch gemeldet.

24. Adoram war Rentmeister. Josaphat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler.

25. Seja war Schreiber. Zadok und Abjathar waren Priester.

Schreiber: Oder Sekretarius.

Priester: Nämlich die Vornehmsten und Obersten oder Hohepriester.

26. Dazu war Ira, der Jairiter, Davids Priester.

Davids Priester: Oben im 8. Kapitel ist angezeigt worden, wie der Priester Nahm auch von einem vornehmen Rat verstanden werde, in welchem Verstand es hier auch gesetzt wird. (Sollen deswegen der Fürsten und Herren politische Räte darauf achthaben, dass sie Priester der Gerechtigkeit sind, das ist: Dass sie die Gerechtigkeit handhaben und einem jeden Recht widerfahren lassen.)


Das 21. Kapitel


1. Die Israeliten werden drei Jahre mit teurer Zeit geplagt, weil Saul wider die Gibeoniter vor der Zeit grausame Wüterei übte. Solcher Strafe werden sie los, da man sieben Personen von des Sauls Söhnen und Enkeln aufhängt. v. 1. 2. David lässt Sauls und seiner Söhne Gebeine ehrlich begraben. v. 12. 3. Und schlägt die Philister zum vierten Mal, da zugleich der Helden Davids tapfere Taten mit eingeführt werden. v. 15.

1. Es war auch eine Teuerung zu Davids Zeiten, drei Jahre aneinander; und David suchte das Angesicht des Herrn. Und der Herr sprach: Um Sauls willen und um des Bluthauses willen, dass er die Gibeoniter getötet hat.

Teuerung: Also dass das Volk Gottes großen Mangel litte, obgleich David den rechten Gottesdienst wieder angerichtet hatte und der Regierung, so viel durch menschliche Weisheit und mit möglichem Fleiß sein mögen, gebührlich abwartete. (Tun deswegen unsere Widersacher, die Katholiken, übel an uns, dass sie sagen, unser Evangelium sei an der Teuerung schuldig und verursache dieselbe, als ob nicht auch dergleichen Unfälle an denen Orten sich begeben könnten, da Gott recht geehrt wird.)

Suchte: Nämlich durch den Hohepriester, was die Ursache wäre solcher Teuerung. (Denn ob wir wohl immer einer Züchtigung wert sind, die wir mit unseren Sünden verschulden. So sind aber doch die allgemeinen Landstrafen meistenteils Zeichen einer besonderen schweren Sünde. Als in Deutschland entsteht die Teuerung von wegen des übermäßigen Fressens und Saufens. In Italien um der schändlichen Unzucht willen, so im selben Lande getrieben wird.)

Um Sauls: Das ist: Ich habe diese Teuerung darum kommen lassen, weil Saul ein Bluthund war und sein Geschlecht, welches auch mit solcher seiner Sünde etlichermaßen befleckt ist, um derselben Grausamkeit willen, die er geübt, noch nicht seine angemessene Strafe empfangen hat.

Getötet: Derer er hätte verschonen sollen. Wenn aber und zu welcher Zeit der König Saul solche Tat begangen, oder wie viel er derselben erwürgen lassen, meldet die Heiligen Schrift nirgends. (Denn Gott straft oft nach seinem gerechten Gericht eines gottlosen Menschen große Sünden allererst an seinen Nachkommen.)

2. Da ließ der König die Gibeoniter rufen und sprach zu ihnen. (Die Gibeoniter aber waren nicht von den Kindern Israel, sondern übrig von den Amoritern; aber die Kinder Israel hatten ihnen geschworen und Saul suchte sie zu schlagen in seinem Eifer für die Kinder Israel und Juda {Jos 9v15 , v19}.

Zu ihnen: Dass sie nämlich sagen sollten, welchergestalt man ihnen für ihre empfangene Unbilligkeit und angetanen Überdrang einen Abtrag tun könnte.

Amoritern: Darum man sie zwar mit den anderen Völkern im Lande Kanaan hätte vertilgen sollen, wenn nicht ein anders dazwischen kommen wäre.

Geschworen: Dass sie die Gibeoniter nicht ausrotten wollten. Denn als Josua die Kinder Israel ins Lande Kanaan einführte, fertigten die Gibeoniter eine Botschaft zu den Israelitern ab und begehrten ihrer Freundschaft mit Vorgeben, dass ihr Land weit von den Kanaanitern abgelegen wäre. Darum machten Josua und die Vornehmsten im Volk Israel aus Unbedachtsamkeit einen Bund mit ihnen, den sie auch mit dem Eid bestätigten. Obwohl nun damals die Israeliten mit Hinterlist von ihnen hintergangen waren, weil die Gibeoniter nicht, wie sie fälschlich vorgebracht hatten, in fernen Landen, sondern im Lande Kanaan und in der Nähe wohnten. Und von denen Völkern waren, welche die Kinder Israel vertilgen sollten, So hat dennoch Josua seinen Eid so hoch geachtet, dass er sie nicht umbringen lassen. Aber auf dass dem Willen Gottes, dass man die Kanaaniter unterdrücken soll, dennoch auch genug geschehe, so hat er ihnen zwar das Leben geschenkt, aber zur ewigen Knechtschaft sie verurteilt. Welche Verbündnisse der König Saul gebrochen.

Eifer: Der ihm zur Unzeit ankommen, dass er viel aus ihnen erwürgt, unter dem Schein, als ob er es dem israelitischen Volk zum besten tat, damit dieselben nach der Gibeoniter Ausrottung desto besser Gelegenheit zur Wohnung bekämen. Denn er meinte, man wäre ihnen den Eid zu halten nicht gebunden, weil sie ihn mit List und Betrug herausgebracht hatten. Aber diese des Sauls Treulosigkeit und Grausamkeit hat Gott mit einer dreijährigen Teuerung gestraft. (Darum tun diejenigen sehr übel, welche die Bündnisse, so vor vielen Jahren gemacht und bestätigt worden, mit einem gesuchten Schein und Vorwendung aufheben und die glaubwürdige Verschreibungen schwächen oder vernichten, da sie ein Loch durch einen Brief reden, daran sieben Siegel hängen. Solche sind nicht Priester der Gerechtigkeit, sondern der Bosheit. Das Volk aber leidet seine billige Strafe, welche die Obrigkeit verursacht hat, sofern es in der Obrigkeit Sünde bewilligt.)

3. So sprach nun David zu den Gibeonitern: Was soll ich euch tun und womit soll ich sühnen, dass ihr das Erbteil des Herrn segnet?

Segnet: Und nicht mehr zum Herrn seufzt um Rache für die erlittene Grausamkeit vom Saul, sondern vielmehr dem Volk Gottes, darunter ihr wohnt, alles Gutes wünscht, damit Gott aufhöre, sein Volk mit der Teuerung zu strafen. (Und hat man hier auch das in Acht zu nehmen, dass der Gemeinde Gebet und der Gemeinde Fluch viel vermögen. Denn deren, die Gewalt leiden und unterdrückt werden, Seufzen dringen durch die Wolken und reizen die göttliche Rache.)

4. Die Gibeoniter sprachen zu ihm: Es ist uns nicht um Gold noch Silber zu tun an Saul und seinem Hause und ist uns nicht zu tun, um jemand zu töten in Israel. Er sprach: Was sprecht ihr denn, dass ich euch tun sollen

Zu tun: Wir haben einen Handel mit dem Saul und seinen Nachkommen, der nicht ihre Güter oder Geld betrifft, sondern ihre Personen und Leben.

In Israel: Sondern wir haben mit Saul und seinem Geschlecht allein eine Sache auszutragen.

5. Sie sprachen zum Könige: Den Mann, der uns verderbe und zunichtegemachte hat, sollen wir vertilgen, dass ihm nichts bleibe in allen Grenzen Israels.

Zu nicht: Dass er sich unterstanden hat, uns allerdings zu vertilgen.

Nichts bleibe: Das ist: Weil Saul wider das Verbündnis uns schier allerdings vertilgt hat und viel unschuldiges Blut aus unserem Volk vergossen, so ist es richtig, dass wir des Rechten begehren und seine Nachkommen zur Strafe fordern, damit er wiederum geschwächt und so zunichtegemacht werde, dass sein Geschlecht unter dem israelitischen Volk nicht leicht wiederum hervorkomme noch sich ausbreite.

6. Gebet uns sieben Männer aus seinem Hause, dass wir sie aufhängen dem Herrn zu Gibea Sauls, des Erwählten des Herrn. Der König sprach: Ich will sie geben.

Gibea Sauls: Das ist: Bei der Stadt Gibea, in welcher Saul vorzeiten seine Wohnung oder Hofhaltung hatte.

Erwählten: Den Gott vor der Zeit zum Könige erwählt hatte. Dass aber dies der Gibeoniter begehren nicht Unrecht war, hat der Ausgang bezeugt. Denn später wird gesagt, dass Gott durch die von den Gibeonitern begehrte Strafe seinem Volk wiederum versöhnt wurde, und habe die Teuerung aufgehört.

Ich will: Es hätte aber David ohne allen Zweifel viel lieber etwas anderes als dies getan, wenn er die Gibeoniter auf eine andere Weise versöhnen können, weil er ganz ein sanftmütiger Herr und der Grausamkeit feind war.

7. Aber der König verschonte Mephiboseths, des Sohnes Jonathans, des Sohnes Sauls, um des Eides willen des Herrn, der zwischen ihnen war, nämlich zwischen David und Jonathan, dem Sohn Sauls {1Sam 18v3 , 23v18}.

Verschont: Dass er ihn nicht zum Tode den Gibeonitern übergab.

Des Herrn: Das ist: Den er vor dem Herrn oder vor dem Angesicht Gottes getan hatte. Denn es hatte David dem Jonathan mit einem Eid verheißen, dass er seine Nachkommen nicht vertilgen, sondern sie erhalten und ihnen alles Gute erzeigen wollte {1Sam 20}. Welches er auch treulich geleistet, so hatte Jonathan dem David wiederum treu und hold zu sein an Eides statt versprochen. (Denn rechtmäßige Eidschwüre soll man fest und steif halten und auch den Toten an ihren Nachkommen leisten, was man ihnen zugesagt hat.)

8. Aber die zwei Söhne Rizpas, der Tochter Ajas, die sie Saul geboren hatte, Armoni und Mephiboseth; dazu die fünf Söhne Michals, der Tochter Sauls, die sie dem Adriel geboren hatte, dem Sohn Barsillais, des Mahalothiters, nahm der König

Mephi Boseth: Nicht der oben genannte des Jonathans Sohn, sondern des Sauls Sohn, den er mit seinem Kebsweibe gezeugt, welche später, da Saul umgekommen, mit dem Abner Unzucht trieb {1Sam 3}, darum gleichwie diese beide Söhne um ihres Vaters Grausamkeit willen herhalten müssen, also hat ihre Mutter, da sie dem schändlichen Tod ihrer Söhne zusehen müssen, für ihre Hurerei rechte Strafe empfangen.

Michal: Soll Merob heißen, wie 1. Sam. 18. zu sehen.

Mahalothiters: Darum es nicht der Barsillai gewesen, dessen oben Kapitel 17. und 19. gedacht worden. Denn derselbe ein Gileaditer und von Roglim, genannt wird.

9. und gab sie in die Hand der Gibeoniter; die hingen sie auf dem Berge vor dem Herrn. Also fielen diese sieben auf einmal und starben zur Zeit der ersten Ernte, wenn die Gerstenernte angeht.

Vor dem: Das ist: Öffentlich vor dem Angesicht Gottes, des gerechten Richters, der durch diese rechte Strafe des Sauls unrechte Grausamkeit gerächt.

Angeht: Als man die frühe Gerste anfing zu schneiden, da sind sie vor den Augen der Schnitter mit großer Schande und Schmach gehangen. (Es handelt aber Gott nicht unrecht, wen er der gottlosen Eltern Missetaten an ihren Kindern mit zeitlichen Strafen heimsucht. Denn es haben alle Menschen vor Gott von wegen der Erbsünde, wie nicht wenige auch um ihrer wirklichen Sünden willen, den Tod verschuldet. Und wenn die Kinder fromm sind, so sind sie dem Gehorsam Gott zu leisten schuldig, dass sie nach seinem göttlichen Willen sich in die zeitliche Strafe ergeben, welche ihre Eltern verdient, auf dass andere durch dergleichen Beispiele von Sünden abgeschreckt werden. Es gibt auch dieser sieben Personen jämmerliches Spektakel zu verstehen, dass Gott die unrechte Grausamkeit und Treulosigkeit nicht ungestraft lasse.)

10. Da nahm Rizpa, die Tochter Ajas, einen Sack und breitete ihn auf den Fels am Anfang der Ernte, bis das Wasser vom Himmel über sie troff; und ließ des Tages die Vögel des Himmels nicht auf ihnen ruhen; noch des Nachts die Tiere des Feldes.

Breitete: Das ist: Sie hat an dem nächstgelegenen Felsen eine Decke aufgehängt und ist darunter gesessen, damit sie bei Tage vor der Sonnenhitze und des Nachts vor des Mondes Schein, der gar zu viel feuchtet, gesichert wäre.

Troff: Das ist: Sie ist so lange darin geblieben, bis das Wetter sich geändert und vor dem Unwetter endlich weichen müssen. Hat also auch ihren toten Kindern Gutes zu erzeigen sich bemüht, so viel sie bei solchem Jammer hat tun können. (Denn welche ihre mütterliche Zuneigungen gegen ihre Kinder ablegen, die sind nicht wert, dass man sie Menschen heiße.) Obwohl nun das Gesetz Mose {5Mos 21} gebietet, dass man die Gehängten um den Abend vor dem Untergang der Sonne noch desselben Tages wieder abnehmen und begraben soll, auf dass die Erde nicht verunreinigt werde, so war doch solches Gesetz allein den Juden gegeben, daran die Heiden nicht gebunden waren. Und obwohl die Gibeoniter sonst zur israelitischen Religion sich bekannten, so hielten sie dennoch nicht alle weltliche Satzung und Zeremonien nach dem Gesetz Mose darum, weil der König David des Sauls Nachkommen den Gibeonitern als Heiden in ihre Gewalt übergeben, so hat er auch ihnen freistellen müssen, dass sie dieselben ihres Gefallens gestraft. Haben also die Gibeoniter solche gehängten Körper etliche Tage unbegraben hängen lassen.

11. Und es wurde David angesagt, was Rizpa, die Tochter Ajas, Sauls Kebsweib, getan hatte.

Getan: Wie sie nämlich des Tages, nicht ohne große Mühe, die Vögel von ihren Söhnen und Verwandten hinweg gescheucht und sie des Nachts vor den wilden Tieren, nicht ohne große Gefahr, bewahrt hätte. Darum er ein Mitleiden mit ihr hatte und es davor gehalten, dass es an der Strafe, die sie bisher ausgestanden, genug sein würde.

12. Und David ging hin und nahm die Gebeine Sauls und die Gebeine Jonathans, seines Sohnes, von den Bürgern zu Jabes in Gilead, die sie von der Gasse Beth-San gestohlen hatten, dahin sie die Philister gehängt hatten zu der Zeit, da die Philister Saul schlugen auf dem Berge Gilboa.

Gestohlen: Auf dass die Philister nicht mehr ihren Mutwillen und Gespött aus ihnen treiben könnten.

Gehängt: Nämlich über die Mauer hinaus, den Israeliten zur Schmach.

Schlugen: Und so hart auf ihn gedrungen, dass er aus Verzweiflung in sein eigenes Schwert fiel {1Sam 31v12}.

13. Und brachte sie von dort herauf; und sammelten sie zu Haufen mit den Gebeinen der Gehenkten.

Von dort: Nämlich von Jabes.

Sammelten: Nämlich welche dessen Befehl hatten vom Könige.

Gehängten: Mit der Gibeoniter gutem Willen, welche sich nicht dagegen setzten, weil ihnen mit der Strafe genug geschehen war.

14. Und begruben die Gebeine Sauls und seines Sohnes Jonathan im Lande Benjamin, zu Zela, im Grabe seines Vaters Kis; und Taten alles, wie der König geboten hatte. Also wurde Gott nach diesem dem Lande wieder versöhnt.

Begruben: (Dass David seines Feindes Sauls Gebeine ehrlich zur Erde bestatten lässt, lehrt er uns damit, dass wir wider unsere verstorbenen Feinde nicht grausam sein sollen.)

Zela: Ein Städtlein also geheißen, im Stamm Ben-Jamin gelegen {Jos 18v28}.

Taten alles: Nämlich die Diener des Königs verrichteten die Sache mit Bestattung der verstorbenen Gebeine.

Versöhnt: Das ist: Gott ließ seinen gerechten Zorn fallen, den er wider die Israeliten gefasst hatte, und hat wiederum fruchtbare Zeiten gegeben, dass die Teuerung aufhörte. (Denn wenn die Übeltäter ihre gebührliche Strafe empfangen, so wird ein Land dadurch von den Lastern gereinigt.)

15. Es erhob sich aber wieder ein Krieg von den Philistern wider Israel; und David zog hinab und seine Knechte mit ihm und stritten wider die Philister. Und David wurde müde.

Krieg: (Also geschieht es, dass die Feinde der Kirche das Reich Christi, dessen Vorbild David war, immer anfallen und unruhig machen, bald mit unmenschlicher Grausamkeit und dann bald wiederum mit gräulichen Gotteslästerungen und Ketzereien.)

Müde: Nämlich im Streit, weil er bereits ein ziemliches Alter und seine Kräfte anfingen abzunehmen.

16. Und Jesbi zu Nob (welcher war der Kinder Raphas einer und das Gewicht seines Speers war dreihundert Gewicht Erz und hatte neue Waffen), der gedachte David zu schlagen.

Einer: Nämlich von der Riesen Geschlechter.

Gewicht: Oder Unzen, welche sechshundert Lot machen.

Zu schlagen: Weil er merkte, dass derselbe ermüdet war er aber noch frisch, dazu groß und stark von Leibe und mit einer guten Rüstung nach dem besten Versehen, dass auch sonst ein tapferer und mutiger Held vor sich hätte entsetzen mögen.

17. Aber Abisai, der Sohn Zerujas, half ihm und schlug den Philister tot. Da schwuren ihm die Männer Davids und sprachen: Du sollst nicht mehr mit uns ausziehen in den Streit, dass nicht die Leuchte in Israel verlösche {2Sam 18v3}.

Half: (Hat also der Gerechte viele Anstöße, aber der Herr hilft ihm aus denselben allen. So bedürfen bisweilen auch die allergrößten Helden (in Maßen David einer war) derjenigen Hilfe und Beistand, die sonst viel geringer sind denn sie.)

Schwuren: Wie sie gesehen, in was großer Gefahr David geraten war.

Männer: Nämlich seine Diener und Kriegsleute.

Verlösche: Das ist: Damit nicht, wenn du dich in Gefahr begibst und etwa umkämest, wir dich verlören, der du ein sehr nützlicher Regent im Volk Gottes bist und gleichsam wie ein Licht unter ihnen leuchtest. (Merk was die Untertanen für einen Verlust empfangen, wenn sie eines frommen und glückhaften Fürsten beraubt werden, denn damals steckten sie wahrhaftig im finsteren und in großem Jammer. Darum sollen die Untertanen nach dem Beispiel dieser Kriegsleute vielmehr ihr eigenes als ihrer Obrigkeit Leben in Gefahr setzen.)

18. Danach erhob sich noch ein Krieg zu Nob mit den Philistern. Da schlug Sibechai, der Husathiter, den Saph, welcher auch der Kinder Raphas einer war {1Chr 21v4}.

Sibechai: Ein tapferer Held unter des Davids Kriegsleuten. (Also erweckt Gott auch in seiner Kirche vortreffliche Leute, die sich den Ketzern widersetzen und sie mit dem Schwert des Wortes Gottes stürzen.)

19. Und es erhob sich noch ein Krieg zu Gob mit den Philistern. Da schlug Elhanan, der Sohn Jaere-Orgims, ein Bethlehemiter, den Goliath, den Gethiter, welcher hatte einen Spieß, des Stange war wie ein Weberbaum.

Goliath: Der auch zwar ein Philister gewesen, dazu ganz groß und stark von Leibe, aber doch nicht derselbe, wider welchen David vorzeiten gestritten, sondern ein anderer ungefähren Namens.

20. Und es erhob sich noch ein Krieg zu Gath. Da war ein langer Mann, der hatte sechs Finger an seinen Händen und sechs zehn an seinen Füßen, das ist vierundzwanzig an der Zahl; und er war auch geboren von Rapha.

21. Und da er Israel Hohn sprach, schlug ihn Jonathan, der Sohn Simeas, des Bruders Davids.

Hohn sprach: Dass er wider das Volk Gottes und die wahre Religion spöttische und lästerliche Reden ausstieß.

Jonathan: Es sieht ihm nicht ungleich, als sei dieser Jonathan eben der, der oben Kapitel 13. Jonadab genannt wird und dem Amnon einen schändlichen und schädlichen Rat geben, dass er seine Schwester Thamar verfällen soll. (Denn ein Heldenmut und züchtiges Herz finden sich nicht immer beisammen in einem Menschen.)

22. Diese vier waren geboren dem Rapha zu Gath und fielen durch die Hand Davids und seiner Knechte.

Fielen: Das ist: Sie sind in den vorgemeldeten Kriegen umgekommen, in welchen David und seine Kriegsleute tapfer wider sie gestritten. (Denn Gott steht den frommen Regenten bei und hilft denen, welche Gottes Ehre und ihrer Untertanen Wohlfahrt von Herzen suchen.)


Das 22. Kapitel


1. Als David von vielen Feinden errettet wurde, hat er Gott zur Dankbarkeit nachfolgenden Psalm gesungen. v. 1. 2. Indem er auch zugleich von dem Leiden, Auferstehung und Himmelfahrt Christi und von seinem Sitzen zur Rechten Gottes weissagt. v. 5. 3. Und verkündigt den Juden, dass sie verstoßen, die Heiden aber zum Evangelium Christi sollen berufen werden. v. 44.

1. Und David redete vor dem Herrn die Worte dieses Liedes zurzeit, da ihn der Herr errettet hatte von der Hand aller seiner Feinde und von der Hand Sauls und sprach:

Redet: Er erzählte Gott zum Lobe.

Errettet: Das ist: Als David nunmehr vor seiner Feinde Einfall sich nichts besorgte und sich selber zu Gemüt führte, wie oft er von Gott dem Herrn aus mancher großen Gefahr, besonders aber von des Sauls Tyrannei und seiner Nachkommen arglistigen Praktiken errettet und erlöst wurde, hat er Gott dem Herrn diesen Psalm zur Danksagung gemacht, welcher sonst im Psalter in der Ordnung der achtzehnte ist. Obwohl nun David durch die Errettung aus seinen Nöten Anlass bekommen, diesen Psalm zu machen. Jedoch weil er auch ein Vorbild Christi war, so weissagt er zugleich in demselben von des Herrn Christi Leiden, Auferstehung, Himmelfahrt und sitzen zur Rechten des Vaters und dass die Juden verstoßen, die Heiden aber zum Evangelium Christi sollen berufen werden. Daher auch dieser Psalm von dem Apostel Paulo {Röm 15}, als der von Christo rede, angezogen wird. Darum wir hin und wieder nicht allein, als ob der König David redete, achthaben sollen, sondern dem Herrn Christo selbst zuhören.

Sprach: Nämlich in des Herrn Christi und seiner Person: Wie wir jetzt hören wollen. (Weil aber die Christen als des Herrn Christi Glieder auch mit vielem Unglück beladen und mancherlei Trübseligkeit unterworfen sind, so haben auch sie in diesem Psalmen Weise und Maß zu finden, wie sie Gott für geschehene Erledigung danksagen sollen.) Was weiter für besondere Lehrpunkte in diesem Psalm zu merken sind, findet man unter der Erklärung des Texts, darunter sie um Kürze willen mit eingemengt und begriffen werden. Im Psalter aber, da dieser Psalm auch steht, werden folgende Worte zu Anfang vorher gesetzt: Herzlich lieb hab ich dich, Herr, meine Stärke, als wollte er sagen: Ich hab dich richtig von Herzen lieb, mein lieber himmlischer Vater, der du mir mit deiner Kraft beigestanden bist, dass ich die allerbeschwerlichsten Anfechtungen und Trübsal in meinem Leiden und Unfall konnte überwinden. Denn weil Christus zur Zeit seines Leidens im Stand seiner Erniedrigung gewesen und der Allmacht oder Majestät seiner Gottheit sich geäußert, hat er für seine Erledigung seinem himmlischen Vater richtig gedankt.

2. Der Herr ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter {Ps 18v1}.

Fels: Darum, wer mit rechtem Vertrauen sich auf ihn verlässt und an ihn hebt, der wird nicht zuschanden.

Burg: Wer sich deswegen in seinen Gewahrsam begibt, der wird vor seinen Feinden wohl gesichert bleiben.

Erretter: Welcher, ob er es wohl geschehen lässt, dass wir in Gefahr kommen, so lässt er uns doch darin nicht verderben oder versinken, sondern gibt das Auskommen, dass wir es ertragen mögen {1Kor 10}.

3. Gott ist mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils, mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vom Frevel.

Hort: Denn wenn jemand mit dem Gebet, so aus Glauben herkommt, sich ihm befiehlt und seine Zuflucht zu ihm hat, der ist sicher bei ihm. Und welchen Gott erhalten will, dem kann keine menschliche oder auch teuflische Gewalt schaden.

Traue: Denn gleichwie Christus in seinem Leiden auf Gott sein Vertrauen gesetzt, weil er wusste, dass er einen sicheren Gewahrsam bei ihm finden würde: Also sagt auch David, wenn ihm zukünftig etwas Widerwärtiges begegnen sollte (wie denn des Menschen Leben vielem Unheil unterworfen ist), so wolle er auf Gott als seine starke Zuversicht noch weiter trauen. Denn unser Glaube und Hoffnung sollen durch die vorhergegangene Errettung wachsen und zunehmen.

Schild: Der die beschützt, so auf ihn hoffen, dass der Feinde Pfeile und blutdürstige Anschläge leer aufhören.

Horn: Durch das Wörtlein Horn wird in den prophetischen Schriften oft ein Fürst oder König verstanden. Ich will deswegen so viel sagen: Gott ist mein allermächtigster König, der mich als seinen Untertanen und alle, die sich unter seinem Regiment ergeben, wider aller unrechten Gewalt beschützt und erhält.

Schutz: Der mit keiner Gewalt noch List mag überwunden werden. Darum sind die unüberwindlich, welche sich ihm vertrauen.

Zuflucht: Der in einen sicheren Gewahrsam aufnimmt alle, die aus Glauben zu ihm fliehen.

Heiland: Der da weiß zu rechter Zeit den Unterdrückten zu helfen. Mit solchen Zunamen Gottes, die ihm von Rechts wegen zugeeignet werden, sollen wir unseren Glauben in Wiederwertigkeit aufmuntern, auf dass wir erhalten werden, wenn wir mit dem Gebet zu ihm fliehen.

4. Ich will den Herrn loben und anrufen, so werde ich von meinen Feinden erlöst werden.

Ich will: Hier ist zu merken, dass in den Psalmen oftmals von zukünftigen Sachen geredet wird, als ob sie bereits geschehen wären: Oder auch im Gegenteil von geschehenen Sachen, als ob sie noch zukünftig wären. Also sagt er hier auch: Da ich in meiner Trübsal Gott den himmlischen Vater, (der von wegen seiner unendlichen Kraft und Guttaten, so er dem menschlichen Geschlechter erzeigt, nie genug mag gerühmt und gepriesen werden) anrief (spricht Christus), hat er mich von meinen Feinden errettet, darum sage ich ihm Lob und Dank. Und sooft (sagt David) ich zukünftig seiner Hilfe bedürfen werde, will ich die vorigen Guttaten, so er mir erzeigt hat, rühmen und ihn bitten, dass er mir künftig auch helfen wolle, der unangezweifelten Hoffnung, er werde mich erhören und gewisslich erretten. Denn wir reizen Gott etlichermaßen mit unserer Dankbarkeit, dass er uns immer je länger je mehr Gaben beschert.

5. Denn es hatten mich umfangen die Schmerzen des Todes und die Bäche Belials erschreckten mich.

Denn: Jetzt erzählt David in der Person Christi, in was großen Nöten er gesteckt, daraus ihn Gott errettet habe.

Schmerzen: Welche dem Ansehen nach mir nicht allein den zeitlichen, sondern auch den ewigen Tod und die ewige Verdammnis drohten, weil der ganzen Welt Sünde auf mir lagen {Jes 53 , 1Joh 2 , Joh 1}.

Bäche Belial: Das ist: Der Satan hat mit seinen allergrößten Anfechtungen, da er die Sünde sehr grässlich gemacht und hoch aufgemotzt, dazu den Zorn Gottes mir vor die Augen gestellt, mich nicht anders geschreckt, als wenn jemand sieht, dass er unversehens mit einem daher rauschenden Wasser einstmals umgeben und umringt wird, dass er nirgends hin weiß und ihm nicht anders zumute ist, als dass er ersaufen müsse: Wie aus den Worten Christi, die er in seinem Leiden gebraucht hat, gut abzunehmen ist: Nämlich meine Seele ist betrübt bis in den Tod. Und: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen. Es haben aber unsere Sünden Christus in solche Angst und Not gebracht.

6. Der Hölle Bande umfingen mich und des Todes Stricke überwältigten mich.

Hölle Bande: Es dünkte mich, als würde ich mit Banden der Hölle gefangen gehalten und müsste gleich zur Hölle hinunter gestoßen werden und darin bleiben, weil aller Welt Sünde auf mir lagen.

Todes Stricke: Das ist: Ob ich wohl in solchen Schrecken der Hölle nicht verzweifelte, so war ich doch im Tode gleichsam verwickelt, weil ich dem menschlichen Geschlechter anders nicht helfen konnte (welches ich zu erlösen mich unterfangen hatte), als dass ich die allergrößten Schmerzen, dazu am Kreuz, mit großer Schmach und Verachtung erlitte. Obwohl nun dies eigentlich von Christo gesagt wird, so werden doch bisweilen auch die Gottseligen in diesem Leben mit so großen Anfechtungen überfallen, dass ihnen nicht anders ist, als säßen sie schon in der Hölle. Welches dem David mehr als einmal zu Händen gekommen ist, daher er hin und wieder in Psalmen klagt: Ich sprach in meinem Zagen, ich bin von deinen Augen verstoßen. Und: Verwirf mich nicht von deinem Angesicht. Es werden aber die Gläubigen in solchen Anfechtungen von Gott erhalten, dass sie nicht verzagen. So folgt weiter.

7. Wenn mir angst ist, so rufe ich den Herrn an und schreie zu meinem Gott, so erhört er meine Stimme von seinem Tempel und mein Geschrei kommt vor ihn zu seinen Ohren.

So rufe: Denn es ist nichts Besseres in Anfechtungen, als dass man zum Gebet seine Zuflucht habe und das Gewissen nicht mit vielem Disputieren plage und irre mache.

Schreie: Nämlich mit diesen Worten: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und was weiter im 22. Psalm steht. Denn man hält es davor, dass Christus denselben Psalm am Kreuz ganz ausgebetet habe.

Tempel: Das ist: Gott, der erstlich in der heiligen Hütte und danach im Tempel zu wohnen versprochen, hat mich erhört, da ich zu ihm geschrien. Denn obwohl Christus selbst der Tempel ist der allerheiligsten Dreifaltigkeit {Joh 2}. so lehrt er uns dennoch mit diesen Worten, dass wir Gott an dem Ort suchen sollen, dahin er sich mit seinem Wort gebunden. Und mussten die, so im Alten Testament beten wollten, sich zu der Hütte des Stifts begeben oder später zu dem Tempel gen Jerusalem ziehen oder doch zum wenigsten ihr Angesicht dahin wenden, welche alle beide Christi Vorbild waren. Wenn wir heutigentags beten wollen, so sollen wir uns zu Christo wenden und in seinem Namen den himmlischen Vater anrufen, so werden wir den rechten Gott nicht verfehlen. Denn in ihm wohnt die ganze Völle der Gottheit leibhaftig {Kol 2}.

Ohren: Obwohl Gott ein Geist ist und weder Fleisch noch Bein hat, darum auch keine leiblichen Ohren, so wird doch auf Menschen Weise also von ihm geredet, dass man damit zu verstehen gebe, wie er der Gläubigen Gebet gewisslich erhöre.

8. Die Erde bebte und wurde bewegt, die Grundfesten des Himmels regten sich und bebten, da er zornig war.

Die Erde: Jetzt wird weiter mit einer weitläufigen und verblümten Rede beschrieben, wie Gott seinen Sohn Christus und den König David aus so vielen und großen Nöten errettet und mit was großem Ernst er ihre Feinde erschreckt und zurückgetrieben habe.

Zornig war: Obwohl nun man nicht liest, dass es bei dem Leiden Christi dem Buchstaben nach sich also zugetragen, wie es hier mit verblümten Worten ganz artig erzählt wird. So hat doch Gott der Vater mit schrecklichen Wunderzeichen sich erklärt, wie heftig er über die Juden zürne, dass sie seinen allerliebsten Sohn kreuzigten, als dass die Sonne, da Christus am Kreuz gehangen, der Erde ihren Schein entzogen, damit sie ihren Herrn und Schöpfer nicht am Kreuz sterben sehen müsste. Und der Vorhang im Tempel zerrissen, dazu ein großes Erdbeben entstand, dass sich die Felsen zerspalteten. Welche Zeichen des zornige Gottes ihrer viele, so bei dem Kreuz gestanden, wahrgenommen und gemerkt und aus dem was geschehen, der Unschuld Christi Zeugnis gegeben.

9. Dampf ging auf von seiner Nase und verzehrendes Feuer von seinem Munde, dass es davon blitzte.

Dampf: Damit er uns zu erkennen gebe und das Angesicht des zornigen Gottes etlichermaßen vor Augen stelle, so deutet er auf das schreckliche Ansehen, welches vorzeiten, da die Zehn Gebote gegeben wurden, sich zugetragen: Und was für große Zeichen und Wunder Gott vorgehen und geschehen lasse, da er die Feinde seines Volk vertilgt, zum Teil, wie er es aus Ägypten ausgeführt, zum Teil, als er es ins Land Kanaan eingeführt. Bei welchem allem wir zu lernen haben, wie hoch Gott nicht allein über die Juden, so Christus gekreuzigt haben und ihn noch heutzutage lästern, zürne: Sondern auch über die, welche unschuldige fromme Leute, als Glieder Christi, zu jeder Zeit kreuzigen und verfolgen. Wie denn solchen Zorn Gottes einmal die Verfolger empfinden werden.

Feuer: Denn wenn die Leute ganz zornig sind, so schnauben sie vor großem Grimm und tun eben, als wenn sie wollten Feuer ausspeien. Und zwar hat es auf dem Berge Horeb, da Gott seine Gegenwart erklärt, ein schreckliches Ansehen gehabt, da ein Rauch vom Berge ausgegangen, wie vom Ofen {2Mos 19}.

10. Er neigte den Himmel und fuhr herab und Dunkel war unter seinen Füßen.

Neigte: Denn es damals ein Ansehen hatte, als wenn der ganze Himmel auf dem Berge Horeb lege.

Dunkel: Denn der ganze Berg war mit einer dicken finsteren Wolke bedeckt, daraus es doch immer ganz hell hervor leuchtete und blitzte, ja es hatte ein Ansehen, als ob in der finsteren Wolke ein großes und schreckliches Feuer brannte.

11. Und er fuhr auf dem Cherub und flog daher; und er schwebte auf den Fittichen des Windes.

Cherub: Also werden die Engel genannt, welchen die Schrift gleichnisweise Flügel zueignet.

Des Windes: Da ihn der Wind gleichsam als mit Federn empor hielt. Mit welchen Worten die Schrift aufs allereinfältigste sich nach unserem Verstand richtet, nicht zwar dass Gott auf dem Winde fahre oder in der Luft schwebe, der immer Himmel und Erden erfüllt {Jer 23}, sondern das man denken könnte, als ob er in einem großen Sturmwinde daherflöge. Denn kein Verständiger ist, der sich nicht darüber entsetzt und den nicht bedachte, als wollte Gott alsdann mehr und schrecklicher zu ihm herzurücken.

12. sein Zelt um ihn her war finster und schwarze dicke Wolken.

Zelt: Das ist: Er wickelt sich etlichermaßen ein in den finsteren und dicken Wolken, die einen großen Haufen Wassers fassen, dass er darin gleichsam sich versteckt und verbirgt. Durch dies alles wird uns die Majestät und Herrlichkeit Gottes vorgebildet, welche in großen Ungewittern den Leuten einen Schrecken einjagt.

13. Von dem Glanz vor ihm brannte es mit Blitzen.

Glanz: Das ist: Wenn es blitzt, so sieht es gleich, als wenn Gott einstmals ein großes Feuer anzündete, welches alles in einem Augenblick erleuchtet.

14. Der Herr donnerte vom Himmel und der Höchste ließ seinen Donner aus.

Höchste: Nämlich Gott, der die höchste Gewalt hat.

Donner aus: Dass man ihn ganz weit hörte und Gottes große Macht dabei erkennen muss. Daher bei den Deutschen ein Sprichwort gebraucht wird, wenn man einen Donner zu hören ist, dass die Leute sagen, unser Herr Gott lebt noch, er lässt sich hören.

15. Er schoss seine Strahlen und zerstreute sie; er ließ blitzen und schreckte sie.

Strahlen: Dadurch er den Hagel und Donnerstrahl versteht. Wie denn dergleichen sich zugetragen, da Josua wider die Kanaaniter gestritten, dass mehr Feinde vom Hagel erschlagen als mit dem Schwert erwürgt wurden {Jos 10}.

Schreckt sie: Dass sie vor großem Schrecken schändlich ausreißen und fliehen müssen.

16. Da sah man Wassergüsse und des Erdbodens Grund wurde aufgedeckt von dem Schelten des Herrn, von dem Odem und Schnauben seiner Nase.

Wassergüsse: Denn es ein Ansehen hatte, als ob Gott durch einen großen Platzregen alles mit Wasser überschwemmen wollte.

Aufgedeckt: Es sah nicht anders aus, als ob es alles unter und über sich gehen und die Welt in Haufen fallen würde. In Maßen wir von solchem schrecklichen Wetter zu sagen pflegen: Ich meinte die Welt würde untergehen oder der Jüngste Tag würde kommen.

Schelten: Dieweil Gott auf das Heftigste wider die Feinde Christi und seiner Kirche ergrimmt gewesen. Nicht anders, als wenn ein zorniger Mann, der vor Zorn brennt, alles, was er antrifft, zu Boden schmeißt. Zumal auch seinen Feind mit harten trotzigen Worten schilt und nichts tut als schnauben und drohen. Solchen Zorn Gottes werden die Gottlosen vollkommen spüren und erfahren am Jüngsten Tage.

17. Er schickte aus von der Höhe und holte mich und zog mich aus großen Wassern.

Schickt aus: Nämlich mir zu helfen.

Wassern: Das ist: Aus großen Nöten. Denn der himmlisches Vater hat seinen Sohn von dem Tode erweckt und aus allen Nöten erlöst: Wie auch David zu etlichen Malen dem Tode aus dem Rachen als aus tiefen Wassern heraus gerissen worden. Denn da ist Gottes Hilfe am allernächsten, wenn wir meinen, es sei ganz aus mit uns.

18. Er errettete mich von meinen starken Feinden, von meinen Hassern, die mir zu mächtig waren,

Zu mächtig: Denn die Hohepriester und Schriftgelehrten als Feinde Christi haben so viel wider ihn vermocht (weil er seiner göttlichen Kraft, auf dass er leiden und sterben könnte, sich nicht gebrauchen wollte), dass sie ihn ans Kreuz brachten. Nachdem er aber von denselben sich herausgerissen, hat er nicht allein wider sie, sondern auch wider die noch mächtigeren Feinde als den Tod, Teufel und Hölle einen stattlichen Sieg erhalten und davongebracht. So ist auch David von vielen mächtigen Feinden durch Gottes Hilfe wunderlich errettet worden, wie seine ganze Historie bezeugt. Der Sieg Christi aber kommt uns zum Besten. Und haben wir bei des Davids siegreichen Überwindungen und Erlösungen zu lernen, dass wir in unserer Gefahr auch gute Hoffnung haben sollen.

19. die mich überwältigten zur Zeit meines Unfalls. Und der Herr wurde meine Zuversicht.

Überwältigten: Dass sie mir alle Wege und Stege verlegten und verliefen, da ich in Nöten steckte, dass ich nirgends hinaus konnte.

Zuversicht: Da nämlich nirgends keine Ausflucht mehr war, dass mich die Feinde überall bedrängten und mich ganz vertilgen wollten, verließ ich mich aus Glauben auf die Güte meines himmlischen Vaters, der mich auch erhalten hat, dass ich nicht zugrunde gegangen bin. Denn wer sich auf Gott als an einem starken Stab hebt und steuert, der wird nicht umgestoßen werden. Aber die menschliche Hilfe fehlt oft, wenn man derselben am besten bedarf und bricht entzwei wie ein schwacher Rohrstab.

20. Er führte mich aus in den Raum; er riss mich heraus, denn er hatte Lust zu mir.

Er führt: Nämlich der Herr, da ich überall umringt und sehr geängstigt war. Denn was ist enger als das Grab, darin Christus, als des Todes Gefangener, bis an den dritten Tag gehalten wurde. Aber er ist aus demselben mit großer Herrlichkeit wieder auferstanden und hervorgekommen und zur himmlischen Freude eingegangen. Welches auch unsere Hoffnung sein soll.

Lust: Denn ich (spricht Christus) bin der eingeborene, ewige und liebe Sohn Gottes, an dem er ein Wohlgefallen hat {Mt 3 , 17}, welchen der Vater so hoch liebt, dass er um meinetwillen auch alle, die an mich glauben, lieben und selig machen will {Eph , 1Joh 3}.

21. Der Herr tut wohl an mir nach meiner Gerechtigkeit; er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände.

Tut wohl: Das ist: Weil ich gerecht gewesen bin, so hat mich Gott erlöst.

Reinigkeit: Weil ich in meinem ganzen Leben rein und ohne Sünde gewesen bin und nie nichts Unrechts getan habe, so ist das meine Wiedervergeltung und Belohnung dafür gewesen, dass er mich erhalten hat. Denn obwohl der ganzen Welt Sünde auf Christus gelegt wurde, so hat er doch für sich selbst nie keine Sünde getan und ist kein Betrug in seinem Munde erfunden worden {Jes 53 , 1Petr 2}. Darum er zwar um fremder Sünde willen gelitten hat. Aber um seiner Unschuld willen ist er von Gott erlöst worden. Solcher Gerechtigkeit und Reinigkeit können sich zwar die gottseligen und Gläubigen vor Gott nicht rühmen {Ps 143}. Weil sie aber dennoch durch den Glauben an Christus für gerecht gehalten werden, so können sie ihrer guten und gerechten Sachen halben gegen ihre Feinden zu rächen sich wohl und richtig rühmen.

22. Denn ich halte die Wege des Herrn und bin nicht gottloses wider meinen Gott.

Halte: Christus fährt noch weiter fort, seine Heiligkeit und Unschuld zu rühmen, welches er denn auch mit der Wahrheit und richtig tun könne.

Wege: Das ist: Die Gebote Gottes habe ich fleißig gehalten.

Nicht gottloses: Ich habe die Furcht Gottes nie aus der acht gelassen.

23. Denn alle seine Rechte habe ich vor Augen und seine Gebote werfe ich nicht von mir;

Augen: Das ist: Seine Gebote vergesse ich nimmermehr, verachte oder übertrete sie auch nicht.

Ich nicht: Ich tue nicht, wie etliche andere, welche Gottes Gebote auf einen Ort setzen und ihre Seele auf die Übertür und tun dieweil, was sie gelüstet: Ein solcher (spricht der Sohn Gottes) bin ich nie gewesen.

24. sondern ich bin ohne Wandel vor ihm und hüte mich vor Sünden.

Wandel: Das ist: Ohne Fehler und Mangel, dass kein Böses oder Unrecht an mir erfunden wurde. In welchem Stück alle Christen dem Sohn Gottes nachzufolgen sich bemühen sollen. Wenn wir aber an Christus glauben, so ist alle solche Vollkommenheit Christi und seine Erfüllung des Gesetzes unser eigen. Denn wie durch eines Menschen (des Adams) Ungehorsam viele Sünder geworden sind, also werden durch eines (Christi) Gehorsam viele gerecht {Röm 5}.

25. Darum vergilt mir der Herr nach meiner Gerechtigkeit, nach meiner Reinigkeit vor seinen Augen.

Vergilt: Das ist: Er handelt mit mir nach meiner Reinigkeit. Welche auch vor den Augen Gottes keiner Unreinigkeit kann beschuldigt werden. Ist deswegen unter Christi und der Menschen Gerechtigkeit ein großer Unterschied. Denn man kann das gestrenge Urteil des göttlichen Gerichts nicht ertragen, da hingegen unsere wie ein unreines beflecktes Tuch ist {Jes 64}. Und hat Christus diesen Vers von seiner Reinigkeit richtig wiederholt, denn wenn er nicht allerdings rein und unschuldig gewesen wäre, so hätte uns sein Blut nicht reinigen können von unseren Sünden, wie geschehen {1Joh 1}.

26. Bei den Heiligen bist du heilig, bei den Frommen bist du fromm,

Heiligen: Will so viel sagen: Dass du mir Gutes erzeigt hast, ist meine Unschuld Ursache daran, weil du gegen sanftmütige und fromme Leuten dich auch freundlich und gütig erzeigst.

Frommen: Welche aufrichtig und unsträflich leben, die werden dich auch als einen gerechten Richter finden.

27. bei den Reinen bist du rein und bei den Verkehrten bist du verkehrt {3Mos 26v24}.

Reinen: Du wirst mit einem reinen Menschen also umgehen, dass man daher wird können abnehmen, wie dir alle Unreinigkeit zuwider sei.

Verkehrt: Denn ob du sonst wohl ein gnädiger Gott bist, der da Gutes zu tun willig und geneigt ist. Jedoch wenn du mit verkehrten Leuten und unbußfertigen Sündern zu tun hast, so hältst du dich viel anders gegen sie und gehst dergestalt mit ihnen um, dass sie dich für einen verkehrten Gott halten, als der ihnen alles Böse und Unglück zuschickt, da sie hofften, gutes Leben und gute Tage zu haben. Eine solche verkehrte Weise spürt man zu jetziger unserer Zeit etliche Jahre her, besonders am Gewitter, da der Winter schier in einen Sommer und der Sommer im Winter verkehrt wird. Welches der Menschen große Undankbarkeit und verkehrte Bosheit macht, darum Gott auch den ordentlichen Weg die Welt zu regieren nicht nachgehen will. Aber an Christo ist nichts Verkehrtes gewesen, darum er den himmlischen Vater in seiner Erlösung auch gnädig und gütig fand.

28. Denn du hilfst dem elenden Volk und mit deinen Augen niedrigst du die Hohen.

Hilfst: Als wollte er sagen: Du bleibst, o allergütigster Vater, bei deinem alten Brauch, dass du dich der elenden und betrübten Leute erbarmst.

Augen: Das ist: Wenn du gewahr wirst, wie die Stolzen so aufgeblasen sind, so siehst du also darin, dass sie gedemütigt und unterdrückt werden. Denn Gott erhöht die Demütigen und erniedrigt die Stolzen. Darum sollen wir, wenn es uns übel geht, Gott vertrauen und wenn es uns wohl geht, nicht stolz und übermütig werden.

29. Denn du, Herr, bist meine Leuchte. Der Herr macht meine Finsternis licht.

Lichte: Das ist: Du treibst mein Elend und Trübsal ferne von mir, gleichwie das Licht die Finsternis hinwegtreibt. Denn durch die Finsternis ganz oft in der Heiligen Schrift Traurigkeit und Angst verstanden wird. Weil das Licht die Menschen beherzt und fröhlich macht, aber die Finsternis Traurigkeit und Schrecken mit sich bringt.

30. Denn mit dir kann ich Kriegsvolk zerschmeißen und mit meinem Gott über die Mauern springen.

Zerschmeißen: Will so viel sagen: Weil du Gott, mein Licht und mein Heil, mich so beherzt und mutig machst, so darf ich mit deiner Hilfe und Beistand ein großes mächtiges Heer angreifen und traue mir auch die allerfestesten Städte und Schlösser zu erobern. Obwohl nun David auch etliche feste Orte mit Gewalt und bewaffneter Hand eingenommen, so wird doch hier besonders von einem geistlichen Krieg geredet, da Christus mit dem Wort des Evangeliums durch die Kraft seines Geistes die Welt zu bekriegen und zu überwältigen pflegt. Vom welchem Streit Paulus schreibt: Die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören die Befestungen, damit wir verstören die Anschläge (nämlich der Menschen, so vom Fleisch herrühren und dem Evangelium zuwider sind) und alle Höhe (oder hohe Festung), die sich erhebt (oder streitet) wider die Erkenntnis (oder die Lehre) Gottes und nehmen gefangen alle (menschliche) Vernunft, (dass sie sich ergebe) unter dem Gehorsam Christi (dass man nämlich seinem Evangelium Glauben zustelle {2Kor 10}.)

31. Gottes Wege sind ohne Wandel, des Herrn Reden sind durchläutert; er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen {Ps 12v7 , 119v140 , Spr 30v5}.

Ohne Wandel: Das ist: Vollkommen, ohne Fehler und Mangel, darum was Gott ordnet und tut, das ist recht und kann vor niemand mit Gerechtigkeit getadelt werden.

Durchläutert: Das ist: Gottes Wort (welches allen denen, die zu der Güte und Gnade Gottes ihre Zuflucht haben, die Seligkeit verheißt) ist wahrhaftig, ohne allen Falsch und betrügt nie. Gleich wie das Gold, so durch das Feuer wohl probiert und bewehrt ist.

Schild: Das ist: Ein Beschützer, darum sollen wir in unseren Nöten aus Glauben uns auf ihn verlassen, so werden wir erhalten werden.

32. Denn ist ein Gott ohne den Herrn? Und wo ist ein Hort, ohne unseren Gott?

Herrn: Den einzigen Gott in drei Personen.

Hort: Auf den man sich keck verlassen durfte. Erinnert uns deswegen der Mensch Christus, unser Bruder, dass wir all unser Vertrauen auf menschliche oder der erdichten Götter Hilfe fallen lassen und uns allein dem einzigen wahren Gott, Vater, Sohn (mit dem die Menschheit Christi eine Person ist) und Heiligem Geist, vertrauen und befehlen.

33. Gott stärkt mich mit Kraft und weist mir einen Weg ohne Wandel.

Kraft: Denn des Menschen Sohn hat seine Allmacht von dem Sohn Gottes, mit dem er eine Person ist. Denn Christo, als dem Menschen, ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden {Mt 28}.

Weist: Das ist: Er macht, dass ich meine Sache wohl und weislich angreife. Denn wenn man etwas Wichtiges ausrichten soll, so muss ein gutes Herz und guter Verstand oder Geschicklichkeit beisammen sein. Also hat Gott dem David auch solche Stärke und Weisheit (nach seinem Maß) mitgeteilt, damit er die Feinde überwinden und dem Regiment wohl vorstehen könne.

34. Er macht meine Füße gleich den Hirschen und stellt mich auf meine Höhe.

Hirschen: Dass ich schnell verrichten kann, was ich mir vornehme zu tun. Denn das sind oft die besten Kriege gewesen, welche glücklich zu Ende gebracht wurden, wenn man dem Feinde zuvorkomme und eilends auf dem Halse gewesen ist, ehe er etwas davon recht erfahren hat, dass man ihn überziehen wolle. Und ist der Lauf des Evangeliums (davon hier besonders geredet wird) schnell vonstattengegangen und in kurzer Zeit durch die ganze Welt ausgebreitet worden.

Höhe: Das ist: Gott stellt mich an einen sicheren Ort, da mir niemand zukommen mag, damit, wenngleich die Welt mich und mein Evangelium (als Gottes Heerlager) bekriegt, uns dennoch nichts abgewinnen möge.

35. Er lehrt meine Hände streiten und lehrt meinen Arm den eisernen Bogen spannen {Ps 144v1}.

Lehrt: Er unterrichtet mich, wie ich den Krieg wohl und glücklich führen soll.

Spannen: Er sei gleich so stark als er immer wolle. Und bekennt Christus, Gott und Mensch, mit diesen Worten, dass er die Feinde seines Reiches nicht mit menschlicher, sondern mit göttlicher Gewalt darnieder schlage. Also haben auch andere Herrscher ihre Kraft und Stärke von Gott.

36. Und gibst mir den Schild deines Heils. Und wenn du mich demütigst, machst du mich groß.

Heils: Das ist: Mein Reich wird in dieser Welt unter dem göttlichen Schutz ausgebreitet und fortgepflanzt.

Groß: Denn wenn es mit der Kirche Gottes ein Ansehen hat, als wollte sie ganz untergehen, so kommt sie doch bald später herrlicher wiederum hervor, dass die alten Väter recht gesagt haben, die Kirche werde durch das Blut der Märtyrer befeuchtet. Und soll man sich nicht darüber verwundern, dass Christus von seiner Kirche Beschwerden und Anliegen, als von seinen eigenen Sachen redet, weil er zu dem Apostel Paulus, da derselbe noch ein Verfolger gewesen, gesagt, Saul, Saul, was verfolgst du mich? Da doch Christus damals bereits zu der Rechten seines himmlischen Vaters saß.

37. Du machst unter mir Raum zu gehen, dass meine Knöchel nicht gleiten.

Raum: Als wollte er sagen: Wenn es mit der Kirche (welche mein geistlicher Leib ist) das Ansehen gewinnt, als stecke sie in den allergrößten Nöten und Ängsten, so führst du sie gleichsam ins weite Feld hinaus: Das ist, du lässt sie von den Verfolgungen sich wiederum erholen und ein wenig ausruhen.

Nicht gleiten: Denn obwohl meine Kirche heftig angefochten wird und viele harte Anstöße leidet, so wird sie doch nicht allerdings ausgerottet werden, weil auch der Hölle Pforten sie nicht überwältigen können {Mt 16}.

38. Ich will meinen Feinden nachjagen und sie vertilgen; und will nicht umkehren, bis ich sie umgebracht habe.

Meinen Feinden: Jetzt wird beschrieben, wie Christus den Feinden seiner Kirche ihren Untergang droht. Denn welche Christi Lehre verlästern und um des Evangeliums willen seine Kirche verfolgen, die sind Christi Feinde.

Umkehren: Vom Verfolgen. Denn ob sich es wohl eine Zeit lang ansehen lässt, als ob die Christen in Verfolgungen darniederliegen. So hat dennoch die Kirche durch keine Tyrannei können jemals vertilgt werden, sondern es sind vielmehr die Tyrannen jämmerlich umgekommen und schändlich zugrunde gegangen: Da hingegen Christus mit seiner Kirche und dem Worte Gottes aufrecht geblieben. Wie auch des abtrünnigen Tyrannen Juliani gotteslästerliche Stimme dahin lautet, da er eine Handvoll seines Blutes gen Himmel gesprengt und gesagt: Du Galiläer (mit welchem Worte er auf Christus gedeutet) hast überwunden. Fast ein ungefähres Ende pflegt es auch mit den Ketzern zu nehmen, welche die Kirche verwirren und irre machen, wie am Ario und anderen zu sehen ist.

39. Ich will sie umbringen und zerschmeißen und sollen mir nicht widerstehen; sie müssen unter meine Füße fallen.

Füße fallen: Es müssen aber die Christen mit Geduld warten, bis er ihrem Herrn Christo für gut ansieht, dass er mit seinen Feinden also umgehe, denn er wird es gewisslich tun. Und da er gleich in dieser Welt damit verzöge, so wird er es doch in jener Welt völlig ins Werk richten und die Feinde seiner Kirche in die ewige Pein verstoßen. Da werden als denn alle seine Feinde wahrhaftig unter seine Füße geworfen werden {Ps 110}.

40. Du kannst mich rüsten mit Stärke zum Streit; du kannst unter mich werfen, die sich wider mich setzen.

Stärke: Du Gott machst mich stark, dass ich meine Feinde überwinden kann. Welches auch von dem David recht kann verstanden werden.

Unter mich: Dass ich im Streit obliege und meine Feinde überwinde. Derselbe Gott rüstet auch uns mit der Kraft seines Geistes heraus zum Streit wider den Teufel, unser Fleisch und die Welt, dass wir den Sieg wider sie halten.

41. Du gibst mir meine Feinde in die Flucht, dass ich verstöre, die mich hassen.

Flucht: Dass ich sie in der Flucht bei dem Hals erwische, und unter meine Gewalt bringe. Denn wenn die göttliche Rache die Feinde der Kirche ergreift, so können sie nicht mehr entrinnen, bis sie aufgerieben sind.

42. Sie lieben sich zu, aber da ist kein Helfer; zum Herrn, aber er antwortet ihnen nicht.

Lieben sich: Das ist: Wenn die Gottlosen und Feinde Christi in Nöten stecken, so bemühen sie sich mit vielen Gottesdiensten und wollen sich um Gott wohl wiederum verdienen, rufen und schreien auch zu ihm, aber aus unbußfertigem Herzen und aus keinem wahren Glauben, darum erhört Gott ihr Gebet nicht.

Nach Luther: Das sind diejenigen, die sich mit vielen Gottesdiensten wollen um Gott wohl verdienen, meinen es herzlich und tun es mit Ernst. Aber ohne Gottes Wort, aus eigenen erwählten Vorhaben, wie unsere Mönche und alle Abgöttischen tun.

Zum Herrn: Verstehe: Schreien sie, nicht dass ihnen ihre Sünden leid sind, sondern weil sie die Strafen der Sünden fürchten und davor erschrecken und ihnen allein daran angelegen ist, ob sie der selbigen möchten entgehen, wo immer möglich.

Ihnen nicht: Darum sie in ihrem Unglück werden verzweifeln und verderben. Welches von den unbußfertigen Feinden Gottes zu verstehen ist. Aber sonst ist eine ernstliche Buße eines Menschen nie zu spät, wie das Beispiel des Verfolger Pauli und des Schächers am Kreuz genügend bezeugen.

43. Ich will sie zerstoßen wie Staub auf der Erde; wie Kot auf der Gasse will ich sie zerstäuben und zerstreuen.

Staub: Dass sie, wie der Staub vom Winde verwebt wird, verstieben sollen und man nicht wissen könne, wo sie gewesen sind.

Kot: Das ist: Ich will sie so ganz zunichtemachen, als wie man den Kot auf den Gassen zertritt und mit den Füßen hinwegträgt, dass ihrer nicht mehr gedacht werde oder dass man etwas von ihnen wissen könne {Ps 37 , 73}. Und sind zwar heutigentags der Tyrannen und Ketzer Namen, welche der Kirche viel Überdrangs angetan haben, bei männiglicher in großer Verachtung, dass man weniger von ihnen hält als vom Kot auf der Gassen.

44. Du hilfst mir von dem zänkischen Volk und behütest mich zum Haupt unter den Heiden; ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir.

Hilfst: Jetzt weissagt David in der Person Christi von der Juden Ausstoßung und der Heiden Berufung.

Zänkischen Volk: Nämlich von den Juden, welche ganz halsstarrig und widerspenstig sind. Desselben losen zänkischen Volkes wirst du mir abhelfen, dass ich mit den widersinnigen Streitköpfen (da sie immer meinem heiligen Evangelium widersprechen) mich nicht weiter überwerfen dürfen.

Heiden: Also dass die unbeschnittenen Heiden mein Evangelium freiwillig und gern annehmen und mich für ihren Heiland, Hohepriester und himmlischen König erkennen und sich mir gehorsam untergeben werden.

Nicht kannte: Nämlich die Heiden, welche ich bisher nicht für mein Volk erkannt, die werden sich unter mein Gebiet ergeben.

45. Den fremden Kindern hat es wider mich gefehlt und gehorchen mir mit gehorsamen Ohren.

Fremden Kindern: Nämlich den ungläubigen Juden, die sich rühmten, dass sie Abrahams Kinder wären und waren es doch nicht.

Gefehlt: Da sie mich anfangs für ihrem Messias nicht erkennen wollten, sondern mich verleugneten und gesagt, wir haben keinen König, denn den Kaiser.

Gehorchen: Das ist: Sie werden dennoch endlich mein Evangelium mit Glauben annehmen und mir Gehorsam leisten. Und wird hier von denen Juden geredet, welche den Herrn der Herrlichkeit unwissend gekreuzigt und aber später zu Christo sich bekehrt haben, dazu auf einen Tag der Pfingsten, dreitausend Juden {Apg 2}.

46. Die fremden Kinder sind verschmachtet und zappeln in ihren Banden.

Banden: Das ist: Gott wird sie gleichsam mit Fesseln anlegen und im Kerker einschließen, dass sie ihrem Verderben nicht entgehen können. Dies ist zu verstehen von den verstockten Juden, welche sich nicht zu Christo bekehrt haben: Dieselben sind zwar in der Stadt Jerusalem als in einem Kerker verschlossen geblieben, da sie vom Vespasiano und Tito belagert und umringt und um ihrer großen Bosheit willen aufs härteste gestraft worden.

47. Der Herr lebt; und gelobt sei mein Hort und Gott, der Hort meines Heils, müsse erhaben werden,

Lebt: Welchen die Gottlosen gestorben sein meinten, da er zu meinem Leiden am Kreuz durch die Finger sah und mich nicht erlöste, ehe ich starb.

Erhaben: Mit Loben und Danken, dass er mich (Christus) in meinem Leiden und Sterben erhalten hat.

48. der Gott, der mir die Rache gibt und wirft die Völker unter mich.

Rache gibt: Der meine Unbilligkeit an meinen Feinden, die sie mir angetan, gerächt hat, derselbe Gott (will er sagen) soll von mir gerühmt und gepriesen werden.

Unter mich: Dass sie entweder mich für ihren himmlischen König erkennen und annehmen müssen, oder darüber endlich jämmerlich zugrunde gehen.

49. Er hilft mir aus von meinen Feinden. Du erhöhst mich aus denen, die sich wider mich setzen; du hilfst mir von den Frevlern.

Hilfst mir: Das ist: Er errettet noch heutzutage meine Kirche, dass dieselbe nicht allerdings unterdrückt werde noch in Anfechtungen versinke. Denn welche sich wider die christliche Kirche setzen, die lehnen sich wider Christus selber auf.

Freveln: Nämlich von den Leuten, die wider alles Recht und Gerechtigkeit in meiner Kirche Wüterei treiben und sie mit Gewalt anfallen. Dass sie auch in solchem Tun keines weltlichen und bürgerlichen Rechts sich achten. Die Erlösung aber der Kirche erinnert uns, dass sie zwar von der Welt angefochten und gedrückt, aber nicht unterdrückt oder vertilgt werde.

50. Darum will ich dir danken, Herr, unter den Heiden und deinem Namen lobsingen,

Danken: Ich will dir zu Ehren Psalmen und Lobgesänge singen.

Heiden: Welche diese deine bis daher erzählten Guttaten, wenn sie zu der christlichen Religion bekehrt sind, erkennen werden, darum sie dich auch mit Psalmen und Lobgesängen preisen sollen. Denn dergleichen Übungen stehen den Christen zu {Hebr 13}.

51. der seinem Könige großes Heil beweist und wohltut seinem Gesalbten David und seinem Samen ewig.

Könige: Nämlich mir Christo und meiner Kirche.

Beweist: Dass er uns von den geistlichen und leiblichen Feinden erlöst.

Gesalbten: Das ist: Mir Christo, der ich in den Propheten als Hosea 3. und anderswo mehr David genannt werde, weil ich aus dem Samen David menschliche Natur an mich nehmen will.

Samen: Denn du auch denen Gutes tun wirst, die an mich glauben werde, welche ich nicht allein für Brüder, sondern auch für Kinder erkenne {Jes 53 , Hebr 2}. Und du wirst ihnen nicht allein in diesem Leben große Wohltaten erzeigen, sondern auch um meinetwillen durch den Glauben ihnen das Ewige Leben geben. Darum werden sie dich in alle Ewigkeit loben und preisen. (Welche deswegen rechte Christen sind, die sollen für die Guttaten, so uns in Christo erzeigt sind, Gott dem Herrn von Herzen Dank sagen.)


Das 23. Kapitel


1. David tut, gleichsam als zum Testament und letzten Willen, ein herrliches Bekenntnis seines Glaubens, von dem zukünftigen Messias und seinem Königreich. v. 1. 2. Der Helden Davids werde siebenunddreißig gezählt und etliche tapfere Taten kürzlich mit eingeführt. v. 8.

1. Dies sind die letzten Worte Davids: Es sprach David, der Sohn Isais; es sprach der Mann, der versichert ist von dem Messias des Gottes Jakobs, lieblich mit Psalmen Israels.

Dies sind: Demnach David durch viele und mancherlei Versuchungen und Gefahr mürbe gemacht und an seinen Leibeskräften sehr geschwächt war, daher er leicht abnehmen konnte, dass das Ende seines Lebens nicht mehr weit sein würde, hat er ein Zeugnis und Bekenntnis seines Glaubens an den künftigen Messias, als ein Testament von Sachen die Religion betreffend, hinter sich lassen wollen, damit alle Nachkommen durch sein Beispiel gereizt und gelockt würde, dass sie den Messias annehmen.

Letzten Worte: Welches man nicht also verstehen muss, als ob David später nichts mehr geredet oder getan habe, sondern dass dies in Religionssachen sein Testament oder letzter Wille gewesen, bei dem er bis an sein Ende zu verharren sich endlich vorgesetzt hatte. (Denn es gebührt sich nicht, dass man in den Religionsartikeln, die man einmal recht begriffen und erlernt hat, wollte wankelmütig und unbeständig sein, wie man sonst im gemeinen bürgerlichen Leben zu sagen pflegt, dass der Mensch seinen Willen noch vor seinem Tode oft verändern könne.)

Sprach: Als wollte er sagen: Dies ist mein Bekenntnis von meiner Religion: Dass ob ich wohl ein König bin in Israel, so erkenne ich doch mit demütigem Herzen und gestehe es gern, dass ich eines unachtsamen und schlechten Herkommens bin. Denn ich nicht vom königlichen Stamm geboren, sondern eines gemeinen Bürgers zu Bethlehem, Isai genannt, Sohn bin: Und bin ein Mensch, in Sünden empfangen und geboren, wie alle anderen Menschen: Bin auch vorzeiten ein Schafhirte gewesen und aus keinem meiner Verdienste, sondern allein aus lauter Gnade und Güte Gottes zum Königreich erhaben worden. (Es steht aber denen, welche zu großen Ehren gekommen sind, wohl an, dass sie sich ihres schlechten Standes und Herkommens oft erinnern, damit sie in der wahren Demut beharren. Denn sonst pflegen dergleichen Leute ganz stolz und übermütig zu werden, wie man im Sprichwort zu sagen pflegt: Kein Schermesser schärfer schirrt, denn wenn ein Bauer edel wird.)

Messias: Von dem Heiland der Welt, welcher der ewige Sohn Gottes ist, nämlich des gleichen Gottes, der auch des Patriarchen Jakobs und des israelitischen Volkes wahrer Gott ist: Welchen Messias und Heiland der Vater in die Welt senden wird und ihn als die allerköstlichste Gabe dem menschlichen Geschlecht schenken, auf dass alle, die sich auf sein Verdienst und Leiden verlassen, durch ihn das ewige Leben erlangen. Von diesem Messias bin ich vergewissert und versichert, dass er nach seiner menschlichen Natur aus meinem Geschlecht und Stamm herkommen wird, nach der Weissagung, die ich von dem Propheten Nathan gehört habe {1Sam 7}. (Also soll auch ein jeder Christ in seinem Gewissen von Christo versichert sein, dass er nämlich durch ihn das ewige Leben erlangen werde {Röm 8}.) Es tut aber David solches sein Bekenntnis dergestalt, dass er von sich selber redet als von einer anderen Person.)

Lieblich: d. i. Derselbe David, welcher von dem Messias und seinem Reich liebliche Psalmen und Lobgesänge gemacht hat, so den Gewissen, die vor dem Zorn Gottes und Schrecken der Hölle furchtsam und ängstig sind, einen herrlichen und lieblichen Trost geben. Und nennt er solche seine Psalmen und Lobgesänge, die er gemacht hat, Psalmen Israels, weil er sie der ganzen Kirche Gottes im israelitischen Volk zugute in Schriften verfassen und aufzeichnen lassen und von der Kirche bereits angenommen und öffentlich gesungen wurden. (Es sind aber alle Christen rechte Israeliten.)

2. Der Geist des Herrn hat durch mich geredet und seine Rede ist durch meine Zunge geschehen.

Geredet: Da ich die Psalmen gemacht und ausgesprochen habe. Denn ich habe die göttlichen Geheimnisse, welche ich in den Psalmen hervorgebracht, nicht von mir selber erdacht, sondern der Heilige Geist hat sie mir geoffenbart, darum sind es seine Worte und nicht meine. Ich kann und will darum von solcher Lehre, die von dem Messias und anderen Stücken der göttlichen Lehre in den Psalmen begriffen ist, nicht ein Haarbreit abweichen, wenn ich gleich tausendmal darüber sterben sollte. Will auch die selbige Lehre, besonders von dem verheißenen Messias, allen denen, die ihrer Seelen Heil und Seligkeit ihnen angelegen sein lassen, treu befohlen haben. (Soll man deswegen die Heilige Schrift mit solchem Fleiß, Treue und gebührender Ehrerbietung lesen und annehmen, als die vom Heiligen Geist eingegeben und ausgesprochen wurden.)

3. Es hat der Gott Israels zu mir gesprochen; der Hort Israels hat geredet, der gerechte Herrscher unter den Menschen, der Herrscher in der Furcht Gottes.

Gesprochen: Nämlich Gott der Vater, der des israelitischen Volkes Gott ist, hat mir verheißen, dass er den Messias, der Welt Heiland, aus meinem Geblüt senden wolle.

Hort: Nämlich Gott der Sohn, welcher ebenso sowohl als der Vater eine starke Festung ist aller Gläubigen und die sich mit Glauben auf ihn verlassen, werden nie zuschanden {Jes 28}. Welcher auch ein Stein des Anstoßes und Fels des Ärgernisses ist denen, die dem Evangelium nicht glauben {1Petr 2}.

Geredet: Nämlich mit mir, von vorgemeldeten Sachen.

Gerechte Herrscher: Der König und Priester seiner Kirche, Christus, hat mir verheißen, dass er aus meinem Fleisch und Blut menschliche Natur an sich nehmen wolle. Welcher nicht allein für seine Person gerecht ist, sondern auch aus Kraft seines Verdienstes und Leidens durch den Glauben gerecht macht, alle, die dem Evangelium beipflichten.

Furcht Gottes: Das ist: Welcher seine Untertanen mit seinem Geist also regiert und führt, dass sie aus einer wahren Gottesfurcht eines heiligen und unsträflichen Lebens sich bemühen. (Und hat man auch hier das Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit in Acht zu nehmen. Denn der Heilige Geist redet durch den Mund Davids, welcher die dritte Person ist. Der Gott Israel hat zu David gesprochen, nämlich die erste Person: Der Hort Israel, Jesus Christus, der Sohn Gottes und die andere Person in der Gottheit, hat dem David seine Menschwerdung verheißen.)

4. Und wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht des Morgens ohne Wolken, da vom Glanz nach dem Regen das Gras aus der Erde wächst {Ps 68v10 , 72v6 , Hos 6v3}.

Und wie: Dies ist die Summe und Inhalt der herrlichsten Verheißungen, die der Sohn Gottes von seiner Zukunft und geistlichem, heilsamen, glücklichen und ewigen Reich dem David getan hat.

Ohne Wolken: (Nach Luther) Moses richtet des Gesetzes Reich an, auf dem Berge Sinai mit Donnern, Wolken, Blitzen, schrecklich. Aber dies Reich wird lieblich sein, wie es ist im Lenzen, wenn es geregnet hat und die Sonne frühe scheint.

Wächst: Die Meinung ist diese: Gleichwie im Frühling, wenn nach dem Regen des Morgens früh die Sonne hell aufgeht, dass die Erde nicht allein vom Sonnenschein erleuchtet, sondern auch gewärmt wird, dass sie Kräuter und Blumen hervorbringt und es alles zur selben Zeit am lustigsten ist: Also wird alles lustig und lieblich, wenn nach dem fruchtbaren Regen des Evangeliums Christus als die Sonne der Gerechtigkeit in der Gläubigen Herzen aufgeht, dass einem Menschen, dessen Gewissen durch das Evangelium Christi zufrieden gestellt ist, nicht anders scheint, denn er sei aus der Hölle Finsternis in ein liebliches Licht, aus einem hässlichen Gefängnis in einen schönen Lustgarten und aus dem Tode ins Leben eingegangen. Darum (spricht David) wird mein Sohn Christus in dieser Welt das himmlische Paradies den Gläubigen wiederum zuwege bringen. (Denn das ist auf dieser Erde die größte Freude und Guttat, wenn ein Mensch empfindet, dass sein Gewissen aus dem Evangelium Christo zufriedengestellt ist.)

5. Denn mein Haus ist nicht also bei Gott; denn er hat mir einen Bund gesetzt, der ewig und alles wohl geordnet und gehalten wird. Denn all mein Heil und Tun ist, dass nichts wächst.

Ist nicht: Als wollte er sagen: Ach ich erkenne, dass mein Geschlecht und Herkommen viel zu wenig und gering dazu ist, als dass es soll so hoch gewürdigt werden, dass mir Gott aus meinen Nachkommen den ewigen König Christus verheißt, dessen Reich geistlich und ewig sein wird. Denn des Messias Reich, davon mir der Herr geredet hat, wird kein Ende haben, wie sonst alle, auch die allergewaltigsten und berühmtesten Königreiche dieser Welt, ihre bestimmte Zeit haben, wenn dieselbe herzukommt, so gehen sie zugrunde.

Geordnet: Das ist: Ob es wohl das Ansehen hat, als entstünden viele Unordnungen im Reich Christi, weil es bald mit Verfolgungen angefallen, bald mit Ketzereien irregemacht, bisweilen auch mit Ärgernissen beschmutzt wird: So wird doch endlich die besondere und wunderbare Weisheit Gottes gespürt werden, dass man wird erkennen müssen, er habe alles recht und wohl geordnet. Weil er nichts Böses geschehen und vorgehen lassen, darauf nicht etwas, das besonders und ausbündig gut gewesen, erfolgt wäre. Und obwohl der Teufel dasselbe Reich mit gewaltigen Anläufen begehrt umzustoßen, so wird es doch fest und unbeweglich bleiben und wird Gott die Seinen als seinen Augapfel bewahren, wird auch das Evangelium bis an den Jüngsten Tag nicht lassen unterdrückt oder vertilgt werden.

Heil: Welches besteht in dem geistlichen Reich Christi, meines Sohnes, der zu seiner Zeit wird geboren werden.

Nichts wächst: Als wollte er sagen: Ich begehre nichts so hoch, denn dass ich möchte sehen die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, aufgehen und im Fleisch hervorkommen und das Reich des Friedens wachsen, welches die Gewissen erquicken wird. Nämlich das lustige himmlische Paradies. Ach, warum wächst es doch nicht schön. Es verlangt mich, dass es nicht gleich jetzt wachsen will. Denn die lieben Patriarchen warteten mit höchstem Verlangen auf die Zukunft Christi: Wie auch Christus selber spricht: Dass viele Propheten und Könige haben begehrt zu sehen, was die Apostel sehen, haben es aber nicht gesehen {Lk 10}.

Nach Luther: Kein Königreich ist so hoch vor Gott, wird auch nicht so wachsen, sondern vergehen. Allein dies Reich besteht ewig.

6. Aber Belial sind allesamt wie die ausgeworfenen Disteln, die man nicht mit Händen fassen kann;

Belial sind: Das ist: Die Gottlosen und Teufelskinder sind wie die Disteln auf dem Felde, welche endlich alle miteinander aus dem Reich Christi müssen verstoßen werden. Denn über das, dass man von solchen Disteln keine gute Furcht lesen kann {Mt 7} so lassen sie auch sonst nicht mit ihnen umgehen, dass man etwas Gutes aus ihnen ziehen könnte, sondern sie können nichts mehr denn stechen und verletzen.

Nach Luther: Belial sind die, so dem Reich Christi feind sind, als Juden, Papst, Ketzer, Türken, rc. Die wollen allein nütze und die Besten sein und sind doch die Schädlichsten, darum heißen sie Belial, die Unnützen oder Schädlichen. Also sagt Jeremias am 23. von den falschen Propheten, sie sind mit ihrem Nutzen kein Nutzen diesem Volk, das ist, sie sind die Schädlichsten, eben da sie nütze sein wollen.

7. sondern wer sie angreifen soll, muss eisernen und Spießstangen in der Hand haben; und werden mit Feuer verbrannt werden in der Wohnung.

Wohnung: Will so viel sagen: Wenn Gott das unbeugsame Volk, die verstockten Juden aus dem Reich des Messias wird wollen ausrotten, so wird er keine Gnade oder Freundlichkeit gegen sie gebrauchen, sondern sie mit den Waffen der Römer angreifen und überwinden und sie endlich mit der Stadt Jerusalem zum Aschehaufen machen. Obwohl nun hier besonders von den Juden geredet wird, so werden doch auch die anderen Disteln und Dornen, nämlich alle Gottlosen, so in Unbußfertigkeit beharren, endlich aus dem Acker des Herrn, nämlich aus der Kirche, zum wenigsten am Jüngsten Tage ausgerottet und mit ewigem unauslöschlichem Feuer verbrannt werden {Mt 7}. Wird deswegen Christus und sein Reich ewig bleiben. Aber seine Feinde und alle Unbußfertigen werden zur ewigen höllischen Pein verstoßen werden. Dies ist des Königs Davids Testament, welches er von der Religion gemacht hat. (Nach welchem Beispiel fromme Hausväter in ihren Testamenten ihre Erben und Nachkommen ermahnen sollen, dass sie in der wahren Gottseligkeit und rechtem Erkenntnis Christi beharren.)

8. Dies sind die Namen der Helden Davids: Jasabeam, der Sohn Hachmonis, der Vornehmste unter drei; er hob seinen Spieß auf und schlug achthundert auf einmal.

Helden: Welche alle miteinander ihres Leibes Stärke und Großmütigkeit halben berühmt waren. Deren sich an der Zahl siebenunddreißig befunden, wie wir sie nacheinander mit Ziffern abzählen wollen.

Jasabeam: (Nach Luther) An diesem Ort steht es im Hebräischen also: Dies sind die Namen der Helden David, Joseb Basebeth, Tachmoni der Vornehmste unter drei. Ipse Adino, Ha Eznib und schlug achthundert auf einmal. Da achten wir, der Text sei durch einen Schreiber verdorben, etwa aus einem Buch unbekannter Schrift und von bösen Buchstaben. Und sei also Adino für Orer und Ha Eznib für Ethanito gemacht. Denn die Ebrei wohl wissen, wie man in böser Handschrift kann Daleth für Resch, Vam für Nun, He für Tau und wiederum lesen. Darum habe wir es nach dem Text {1Chr 12v11} korrigiert, denn der Text an diesem Ort nichts gibt. Desgleichen kann auch geschehen sein in dem Wörtlein drei, also achthundert, so in der Chronik dreißig, also dreihundert stehe. Doch kann das eine andere Meinung haben {1Chr 12v11}.

Einmal: Das ist: Er hat in einer Schlacht achthundert in die Flucht gejagt und dieselben zum Teil verwundet, zum Teil auch ganz zu Tode geschlagen, dass ihrer dreihundert auf der Wahlstatt geblieben, wie aus 1. Chron. 11. abzunehmen ist. (Denn es erweckt unser Herr Gott immer vortreffliche Helden, die große Sachen verrichten, so dem menschlichen Geschlecht zugutekommen: Wie auch in der christlichen Kirche etliche vortreffliche Väter gewesen, die sich der Ketzer wüten tapfer und glücklich widersetzt: Im weltlichen Regiment aber haben etliche großmütige tapfere Helden den Regimentern, da sie bereits sehr in Abgang gekommen, wieder aufgeholfenen und sie wiederum zu Ruhe und richtig gebracht. Für solche Wundermänner soll man Gott Dank sagen und sie in Ehren halten.)

9. Nach ihm war Eleasar, der Sohn Dodos, des Sohnes Ahohis, unter den drei Helden mit David. Da sie Hohn sprachen den Philistern und dort versammelt waren zum Streit und die Männer Israels hinaufzogen,

Ihm: Nämlich nach dem erst vorgemeldeten tapferen Helden war der andere in der Ordnung, dieser Eleasar, der hier genannt wird, einer von den drei vornehmsten Helden.

Hohn sprachen: Da sie den Philistern ihre Trägheit und Furchtsamkeit vorwarfen und sie zur Schlacht herausforderten, wie nämlich die Philister wider die Israeliten einen Krieg erregten.

Versammelt waren: Nämlich die Philister wider die Israeliten.

Zogen: Willens den Philistern eine Schlacht zu liefern.

10. da stand er und schlug die Philister, bis dass seine Hand müde am Schwert erstarrte. Und der Herr gab ein großes Heil zu der Zeit, dass das Volk umwandte ihm nach, zu rauben.

Stand er: Nämlich der tapfere Held hielt den Feinden Fuß.

Müde: Nicht dass er von ihnen ermüdet und überwunden wurde, sondern dass er im Überwinden und Obsiegen sich müde an ihnen geschlagen.

Erstarrt: So ganz war er wider die Feinde erhitzt und erbittert und tat ein solches Würgen unter sie, dass die Adern der Sehnen in der Hand so steif sich eingezogen, dass er das Schwert nicht wieder aus der Hand bringen konnte, sondern man ihm es etlichermaßen mit Gewalt daraus reißen müsse und die erstarrten Finger ihm von einem anderen haben müssen aufgebrochen werden.

Großes Heil: Dass er durch dieser tapferen Helden Hilfe und Zutun den Israeliten einen herrlichen und sehr nützlichen Sieg verlieh.

Volk umwandte: Darum sie dem Eleasar viel zu danken hatten, dass die Feinde durch dessen Mannheit darnieder gelegt wurden und sie eine ansehnlichen stattliche Beute samt dem Sieg davonbrachten. (Denn ein einziger streitbarer Held tut im Kriege oft mehr als alle anderen und wo er sich hinwendet, da behält er die Oberhand, dass der Sieg auf seiner Seite bleibt.)

11. Nach ihm war Samma, der Sohn Agas, des Harariters. Da die Philister sich versammelten in eine Rotte und war dort ein Stücke Ackers voll Linsen und das Volk floh vor den Philistern,

War: Und soll richtig als der dritte in der Ordnung gezählt werden.

Floh: Nämlich im ersten Angriff, dass ihre Ordnung getrennt wurde.

12. da trat er mitten auf das Stück und errettete es und schlug die Philister; und Gott gab ein großen Heiligen

Errettete es: Dass die Linsen von den Feinden nicht zertreten und verwüstet wurden.

Schlug: Also dass er nicht allein ihre Gewalt aufgehalten und ihnen abgewehrt, sondern auch mit freudigem Mut in sie gesetzt und die Feinde zurückgetrieben, den Israeliten aber zugeschrien und mit Hand und Mund angemahnt, dass sie die Flucht eingestellt, ihre Schlachtordnung wieder angerichtet und dem Feinde den Sieg aus den Händen gerissen haben.

Heil: Das ist: Er verlieh seinem Volk einen unverhofften Sieg. (Denn ob man wohl den tapferen Helden und männlichen Kriegsleuten ihren gebührenden Ruhm nicht entziehen soll, so muss man doch Gott, als der allein den Sieg gibt, alle Ehre und Preis zumessen, dass eine Sache glücklich und wohl zum erwünschten Ende gebracht wurde.)

13. Und diese drei Vornehmsten unter dreißig kamen hinab in der Ernte zu David in der Höhle Adullam und die Rotte der Philister lag im Grunde Rephaim.

Und diese: Folgt weiter eine andere tapfere Heldentat der oben genannten drei Helden.

Dreißig: Deren Namen später erzählt werden. Und hat er es an diesem Ort bei der größeren Zahl bewenden lassen, da doch später siebenunddreißig mit Namen angezogen werden.

Rephaim: Das ist der Riesen. Denn dasselbe Tal also geheißen, weil vorzeiten die Riesen darin ihre Wohnung und Aufenthalt hatten.

14. David aber war damals in der Burg; aber der Philister Volk lag zu Bethlehem.

Burg: Er enthielt sich zur selben Zeit in einem alten verfallenen Schloss, dessen Mauern doch noch zum guten Teil aufrecht standen, dass sich David eine Weile darin vor einer ziemlichen Gewalt schützen konnte. Denn diese Geschichte hat sich noch bei des Sauls Lebzeiten zugetragen, da David vor dessen Tyrannei sich verbergen musste, lange zuvor ehe denn er zum Königreich kommen konnte: Und wird hier durch die Gelegenheit der Helden, so erzählt und indem ihre Taten gerühmt werden, mit eingeführt.

Lag: Denn weil David und seine Kriegsleute, aus Armut damals getrieben, in der kanaanitischen benachbarten Völker Landschaften streiften, damit sie für sich und die Ihrigen etwas erbeuten möchten, dass sie zu essen hätten und also bisweilen auch der Philister Vieh, da sie dessen ertappen konnten, wegtrieben, haben die Philister, solches zu verhüten, nahe bei Bethlehem herum eine streifende Rotte gehalten, dass sie die Hirten der Philister wider des Davids und seiner Kriegsleute Einfall schützten.

15. Und David wurde lüstern und sprach: Wer will mir zu trinken holen des Wassers aus dem Brunnen zu Bethlehem unter dem Tor?

Lüstern: Es kam ihn eine Lust an, dass er des Wassers aus einem Brunnen zu Bethlehem gern getrunken hätte, welches ganz süß und liebliches Wasser hatte.

Wer will: Es redet aber David solches nicht darum, dass er begehrte, es sollte der Seinen jemand sich in die Gefahr begeben und durch der Feinde Lager zu dem Brunnen hindurchdringen, sondern da ihm ein großer Durst angekommen und er des Brunnen bedenkt wurde, der ganz gutes, kühles und gesundes Wasser hatte, hat er zwar dasselbe Wasser gerühmt, aber doch nicht hoffte, dass er dessen damals würde bekommen können. Denn es oft geschieht, dass wir nach denen Dingen ein großes Verlangen tragen, welche wir nicht zu haben oder doch schwerlich zu bekommen meinen. Da aber die oben gemeldeten drei tapferen Helden solche Worte Davids gehört, haben sie sich zwar gegen den König im wenigsten nicht vernehmen lassen, was sie vor und im Sinn hätten, aber doch ohne des Königs Vorwissen sich miteinander entschlossen, dass sie dem Könige desselben Wassers bringen wollten oder doch ritterlich darüber sterben.

16. Da rissen die drei Helden ins Lager der Philister und schöpften des Wassers aus dem Brunnen zu Bethlehem unter dem Tor; und trugen es und brachten es David. Aber er wollte es nicht trinken, sondern goss es dem Herrn

Rissen: Aus einem rechten Heldenmut.

Philister: Welche sich ohne Zweifel über solche der Israeliten große Kühnheit entsetzt haben. (Es mögen aber die streitbaren Helden ihrer großen Verwegenheit und Vermessenheit halben nicht immer entschuldigt werden, da sie bisweilen Gott ohne Not versuchen.)

Brachten es: Nämlich das Wasser, so er begehrt hatte.

Goss: Das ist: Er hat das Wasser ausgeschüttet und gleichsam als ein Opfer dem Herrn aufgeopfert, obwohl man sonst zu den Opfern Wein gebrauchen musste.

17. und sprach: Das lasse der Herr ferne von mir sein, dass ich das tue! Ist es nicht das Blut der Männer, die ihr Leben gewagt haben und dahingegangen sind? Und wollte es nicht trinken. Das taten die drei Helden.

Blut: Als wollte er sprechen: Wenn ich dies Wasser trinke, welches die Leute mit ihrer Leibes und Lebens höchster Gefahr gebracht haben, so wäre es ebenso viel, als wenn ich ihr Blut in mich verschlucken wollte. Das verbiete mir Gott. (Und haben hier Fürsten und Herren zu lernen, wie hoch sie ihrer Untertanen Blut und Leben schätzen sollen, da sie sonst von ihrer etlichen, besonders im Kriege, nicht viel besser als die Hunde geachtet werden.)

Das: Was bisher erzählt wurde.

18. Abisai, Joabs Bruder, der Sohn Zerujas, war auch ein Vornehmster unter drei. Er hob seinen Spieß auf und schlug dreihundert; und war auch berühmt unter drei {1Chr 12v20}.

Drei: Nämlich unter anderen drei hatte er den Vorzug, welche waren: Er (Abisai) Bena Ja und Asahel.

Schlug: Nämlich dass er sie in die Flucht trieb und zum Teil verwundete, zum Teil auch ganz aufrieb.

19. und der Herrlichste unter drei und war ihr Oberster; aber er kam nicht bis an die drei.

Herrlichste: Er wurde herrlicher gehalten denn die anderen beiden und hatte einen größeren Ruhm und Namen erlangt von wegen seiner Tapferkeit und Stärke.

Kam nicht: Das ist: Er mochte den ersten drei nicht gleichen. (Denn es befindet sich und bleibt immer ein Unterschied unter den Leuten der Gaben Gottes halben. Doch soll darum keiner den anderen anfeinden und sollen die Oberen andere geringere nicht verachten. Wie auch diese die Oberen nicht neiden noch ihre Gaben ihnen missgönnen sollen.)

20. Und Benaja, der Sohn Jojadas, des Sohnes Ishails, von großen Taten, von Kabzeel. Der schlug zwei Löwen der Moabiter; und ging hinab und schlug einen Löwen im Brunnen zur Schneezeit {1Chr 12v22}.

Großen Taten: Das ist: Der seiner großen und männlichen Taten wegen weit und breit berühmt und in einem großen Ansehen war.

Löwen: Das ist: Zwei starke moabitische Kriegsgurgeln, die eine große Stärke und wie die Löwen sich gegen ihm sträuben wollten.

Einen Löwen: Ein grimmiges Tier und rechten Löwen. Denn es braucht der Heilige Geist an diesem Ort ein anderes Wörtlein als zuvor im Hebräischen, damit anzuzeigen, dass er hier von einem unvernünftigen Tier, zuvor aber von Menschen geredet habe.

Brunnen: In einer tiefen Grube.

Schneezeit: Zu welcher Zeit die grausamen wilden Tiere für Hunger mitzulaufen pflegen, als ob sie halb rasend und wütig wären.

21. Und schlug auch einen ägyptischen gräulichen Mann, der hatte einen Spieß in seiner Hand. Er aber ging zu ihm hinab mit einem Stecken und riss dem Ägypter den Spieß aus der Hand und erwürgte ihn mit seinem eigenen Spieß.

Gräulichen: Davor sich von wegen seiner ungeheuren Gestalt sonst jedermann fürchten musste.

Erwürgt: (Soll deswegen keiner sich auf seine Größe oder Stärke verlassen noch derselben sich überheben. Und sollen die Kriegsleute wissen, dass der Sieg nicht in ihrer Macht stehe oder an ihrer wohlgemachten Rüstung klebe, sondern an der göttlichen Hilfe und Beistand hafte.)

22. Das tat Benaja, der Sohn Jojadas; und war berühmt unter den drei Helden

Das tat: Nämlich diese tapferen und männlichen Heldentaten.

23. und herrlicher denn die dreißig; aber er kam nicht bis an die drei. Und David machte ihn zum heimlichen Rat.

Dreißig: Von welchen bald später folgen wird.

Kam nicht: Dass er mit seinen Verrichtungen ihnen gleichen möge. Denn die ersten drei wurden den anderen allen richtig vorgezogen.

Heimlichen Rat: Der an des Königs statt der Untertanen Sache abhörte und sie danach dem Könige vorbrachte, auch mit dem König und anderen darüber zu Rate ging, was für ein Bescheid darüber zu geben. (Daraus man sieht, dass unter den Kriegsleuten auch gefunden werden, die sich auf Rechtssachen verstehen und mit Weisheit begabt sind.)

24. Asahel, der Bruder Joabs, ist unter den dreißig. Elhanan, der Sohn Dodos, zu Bethlehem.

Asahel: Jetzt werden der übrigen Helden Namen erzählt, die wir um mehr Richtigkeit willen mit Ziffern nacheinander abzeichnen wollen. Und ist unter denselben Asahel nicht der geringsten einer gewesen, obwohl er bald nachdem der König David ins Regiment getreten, vom Abner erstochen worden.

25. Samma, der Haraditer. Elika, der Haraditer.

26. Helez, der Paltiter. Ira, der Sohn Ikes, des Thekoiters.

27. Abieser, der Anthothiter. Mebunai, der Husathiter.

28. Zalmon, der Ahohiter. Maherai, der Netophathiter.

29. Heleb, der Sohn Baenas, der Netophathiter. Ithai, der Sohn Ribais, von Gibea der Kinder Benjamin.

30. Benaja, der Pirgathoniter. Hidai, von den Bächen Gaas.

31. Abialbon, der Arbathiter. Asmaveth, der Barhumiter.

32. Eljaheba, der Saalboniter. Die Kinder Jasen und Jonathan.

Kinder Jasen: Welcher hier mit Namen nicht gesetzt werden.

33. Samma, der Harariter. Ahiam, der Sohn Sarars, der Harariter.

34. Eliphelet, der Sohn Ahasbais, des Sohnes Maechathis. Eliam, der Sohn Ahitophels, des Giloniters.

Giloniters: Welcher einen Vater hatte, der ein sinnreicher und verständiger Mann war, aber daneben boshaft und gottlos. Denn da er eine Zeit lang in des Königs Davids Dienst zu einem Vorhaben und geheimen Rat sich gebrauchen lassen, ist er später, da Absalom einen Aufruhr erregt, des Davids Verräter wurde und hat sich zum Absalom geschlagen, welches ihm doch so übel bekommen ist, dass er sich selber bald später das Leben verkürzt und an einem Strick sich erhängt hat. (Wie es aber oft sich zuträgt, dass vortreffliche fromme Eltern böse und ungeratene Kinder haben: Also werden auch hinwiederum bisweilen von gottlosen Eltern fromme Kinder und tapfere Leute geboren.)

35. Hezrai, der Karmeliter Paerai, der Arbiter.

36. Jegeal, der Sohn Nathans von Zoba. Bani, der Gaditer.

37. Zelek, der Ammoniter. Naharai, der Beerothiter, der Waffenträger Joabs, des Sohnes Zerujas.

38. Ira, der Jethriter. Gareb, der Jethriter.

39. Uria, der Hethiter. Derer ist allesamt siebenunddreißig.

Uria: Dessen Weib Bathseba der König David verfällt hat, wie oben, Kapitel 11. zu sehen.

Allesamt: So viel ihrer in diesem Kapitel erzählt werden. Welche vortreffliche Helden ihnen in ihrem Geschlechter und Vaterland einen ewigen Namen und Ruhm hinterlassen, weil sie zur Beschützung der rechten Religion und des Vaterlands sich gebrauchen lassen und Leib und Leben gewagt haben. (Denn der rechte Adel besteht nicht auf der Voreltern großen Ehrentitel und Wappen, sondern in der wahren Gottseligkeit, Ehrbarkeit, Tugend und Tapferkeit.) Es möchte aber hier jemanden nicht unbillig wundernehmen, warum Joab, des Davids Feldhauptmann, der doch so viele große Kriege glücklich geführt, nicht auch unter die löblichen Helden gezählt wird. Aber es ist leicht zu erachten, dass die Ursache gewesen, weil er alle seine Heldentaten, die er verrichtet, mit einem doppelten Totschlag verdunkelt hat, da er die beiden vortrefflichen Männer, Abner und Amasa, böslich und mörderischerweise meuchlings erwürgt. (Denn durch Übeltaten wird auch, was sonst gut am Menschen ist, verdorben und vernichtet, darum soll man sich zuvorderst eines unsträflichen Wandels und Lebens bemühen.)


Das 24. Kapitel


1. David lässt das Volk aus Hoffart zählen. v. 1. 2. Und da ihm deshalb dreierlei Strafen vorgelegt werden, erwählt er die Pestilenz. v. 11. 3. Danach baut er auf der Tennen Arafna, aus Geheiß des Propheten einen Altar und wird bei Gott wieder ausgesöhnt. v. 18.

1. Und der Zorn des Herrn ergrimmte abermals wider Israel und reizte David unter ihnen, dass er sprach: Gehe hin, zähle Israel und Juda.

Und: Da überall im Lande wieder Friede geworden und der König samt dem Volk in guter Ruhe lebte, hat der gemeine Haufen solcher göttlichen Guttat missbraucht und sie ihren bösen Gelüsten nachhängt, darüber sie den Zorn Gottes auf sich laden.

Ergrimmte: Das ist: Gott der Herr ist abermals heftig über sein Volk erzürnt worden, wie ein Vater über seine ungehorsamen und verwöhnten mutwilligen Kinder zu zürnen pflegt.

Reizt: Nämlich dass der Satan, weil es Gott nach seinem gerechten Urteil zuließ, ihn antrieb.

Unter ihnen: Nämlich unter den Israeliten.

Zähle: Halt eine Musterung im ganzen Königreich und lass das Volk zählen, das du wissest, wie viel tausend wehrhafter Kriegsleute du in deinem Königreich hast und man dabei abnehmen könne, wie ein mächtiger König du seist. Denn dass dies des Königs übermütiges und stolzes Vorhaben aus Anstiftung des Satans vorging, wird in 1. Chron. 22. ausdrücklich gemeldet. Und gleichwie von Gott gesagt wird, dass er den Leuten kräftige Irrtümer zuschicke, damit sie die Lügen glauben {2Thes 2}. wenn er um der Undankbarkeit willen gegen seinem göttlichen Wort ihnen seinen Heiligen Geist entzieht und dem Teufel zulässt, dass er scheinbare und kräftige Irrtümer in der Kirche aussprengt: Also wird an diesem Ort auch gemeldet, dass er den König David gereizt habe, das Volk zu zählen, weil er den Heiligen Geist von ihm genommen, dass er ihn nicht geleitet und es geschehen lasse, dass der böse Feind den David in die Sünde der Hoffart gestürzt. Denn sonst wäre die Abzählung des Volkes an sich selbst nicht Sünde gewesen, wenn nicht David von wegen der Menge seiner Untertanen sich überhebt und allen glücklichen Zustand sich selber zumesse, dazu nicht ein geringes Vertrauen auf solche seine äußerliche Macht gesetzt hätte: Wie eben dergleichen Sünde Gott auch an dem Könige zu Babel Nebukad Nezar gestraft hat {Dan 4}. (Ist deswegen die Hoffart eine viel größere Sünde, als mancher meinen möchte. Und sehen wir hier, dass auch die allerheiligsten Leute bisweilen von ihrem verdorbenen Fleisch übereilt werden, dass sie sündigen. Und sind der Obrigkeit Missgriff, Strafen der Sünden, welche die Untertanen wider Gott begangen haben. Das damals geschieht, was man im Sprichwort sagt: Wenn sich die Herren raufen, so müssen die Untertanen ihre Haare leihen.)

2. Und der König sprach zu Joab, seinem Feldhauptmann: Gehe umher in allen Stämmen Israels von Dan an bis gen Berseba und zähle das Volk, dass ich wisse, wieviel es ist.

Von Dan: Das ist: Von einer Grenze oder Ende meines Königreichs bis zum anderen.

Volk: Nämlich alle erwachsene Mannspersonen, die Wehr und Waffen führen können und zum Kriege zu benutzen sind.

Sein: Nämlich des Volkes. Was ich für ein ansehnliches und mächtiges Kriegsheer zusammen bringen könne, wenn es die Notdurft abermals erfordern würde.

3. Joab sprach zu dem Könige: Der Herr, dein Gott, tue zu diesem Volk, wie es jetzt ist, noch hundertmal so viel, dass mein Herr, der König, seiner Augen Lust daran sehe; aber was hat mein Herr König zu dieser Sache Lust?

Tue: Das ist: Gott segne und vermehre dies Volk mit vielen Haufen und großer Menge.

Augen Lust: Dass du eine solche unzählige Menge Volkes mit Lust und Freuden anschauen mögest.

Was hat: Was ist die Ursache, dass dich eine solche Lust ankommt, das Volk zu zählen, welches nicht ohne dessen Gefahr geschehen wird? Denn es wollte dem Joab bei diesen Sachen nichts Gutes einfallen und besorgte sich, dass auf dies des Davids Vorhaben ein großes Unglück erfolgen würde. (Danach hat man hier zu merken, dass die Menge des Volkes ein großer Segen Gottes sei, den die Obrigkeit sich wünschen soll {Spr 14}.)

4. Aber des Königs Wort ging vor wider Joab und die Hauptleute des Heers. Also zog Joab aus und die Hauptleute des Heers von dem König, dass sie das Volk Israel zählten.

Ging vor: Das ist: Er ließ sich nicht wendig machen, dass er von seiner Meinung abgestanden wäre und einer besseren gefolgt hätte. (Und haben die Fürsten und Herren hier zu lernen, was es endlich für einen Ausschlag gewinnt, wenn sie ihrem Kopf folgen und der Räte heilsame Warnungen verachten.)

Also zog: (Denn obwohl etliche Hofräte und Diener ihrer Fürsten und Herren unrechtem Vorhaben anfangs widersprechen. Jedoch, wenn sie sehen, dass die Herren auf ihrer Meinung beharren, so richten sie derselben unbilligen Befehle aus, damit sie nicht in Ungnaden kommen und wollen viel lieber Gott als die Menschen erzürnen.)

5. Und gingen über den Jordan und lagerten sich zu Aroer zur Rechten der Stadt, die im Bach Gad liegt und zu Jaeser.

Lagerten: Denn sie haben in der Nähe bei den nachgesetzten Städten auf dem weiten Felde sich einen Platz ausersehen, da sie ihre Zelte aufgeschlagen und die Musterung gehalten haben, weil sie einen geraumen Ort haben müssen, da etliche tausend Personen zusammenberufen wurden.

Liegt: Das ist: Welche Stadt auf beiden Seiten mit dem Bach umflossen ist, also dass es scheint, als lege sie mitten im Bach.

6. Und kamen gen Gilead und ins Niederland Hadsi; und kamen gen Dan-Jaan und um Zidon her.

Zidon: Welches eine berühmte Gewerbe- und Handelsstadt gewesen, am Meer gelegen.

7. Und kamen zu der festen Stadt Thyrus und allen Städten der Heviter und Kanaaniter; und kamen hinaus an den Mittag Judas gen Berseba.

Tyro: Welche auch am Meer gelegen und von wegen ihres großen Handels und Kaufmannschaft weit und breit berühmt gewesen und auf derselben Seiten, da man auf Lande dazu gezogen, hohe starke Mauern und Festungen hatte, vor der Feinde Anlauf, neben welchen des Davids Hauptleute hingezogen sind.

Und Kanaaniter: Das ist: Sie sind durch die Städte der Israeliten gezogen, in welchen vorzeiten die Heviter und Kanaaniter gewohnt hatten.

Mittag Juda: Welches Land nämlich des Stammes Juda gegen dem Mittag gelegen war.

Berseba: Welche Stadt, wie oben gemeldet, auf der Grenze des israelitischen Landes gelegen war.

8. Und zogen das ganze Land um; und kamen nach neun Monden und zwanzig Tagen gen Jerusalem.

9. Und Joab gab dem König die Summe des Volkes, das gezählt war. Und es war in Israel achthundertmal tausend starke Männer, die das Schwert auszogen und in Juda fünfhundertmal tausend Mann.

Summe: 1. Chronik 22. wird gesagt, dass die Leviten und Benjamiter nicht sind gezählt worden, weil dem Joab dieser Handel sehr zuwider gewesen. Darum es hier also zu verstehen ist, dass fast alle Israeliten und die vornehmsten Stämme sind gezählt worden.

In Israel: Die Stämme Juda, Levi und Benjamin ausgenommen {1Chr 22}.

Starker Mann: Das ist: Der besten und erfahrensten Kriegsleute. Denen noch andere dreihunderttausend {1Chr 22} zugezählt werden, welche als nicht so ganz streitbar wie die anderen an diesem Ort ausgelassen und übergangen wurden.

Juda: Nämlich im selben Stamm, der sehr volkreich und dem Könige David vor anderen steif anhinge und besonders gewogen war.

Fünf: {1Chr 22} Werden vierhundertmal und siebzigtausend Mann gezählt, welches von den vornehmsten Kriegsleuten zu verstehen ist, hier aber werden auch die gemeinen Soldaten mitgerechnet. (Denn es wird kein Kriegsheer von lauter Löwen zusammen gebracht, sondern man findet auch Hirsche und Hasen darunter. Viele sind nur darum da, dass sie die Zahl ganz machen. Man muss aber bei solcher großen Anzahl geharnischter Leute und wehrhafter Personen etlichermaßen abnehmen, wie volkreich das israelitische Königreich damals gewesen. Denn wie viel meint man wohl, dass neben diesen noch alte verlebte Leute, Jünglinge und junge Knaben, auch Frauen und Jungfrauen und kleine Kinder sich befanden. Und wird hieraus erwiesen, dass Gott wahrhaft sei, der dem Abraham verheißen hatte, dass seine Nachkommen sollten sein, wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Meer. Wird auch zugleich damit angedeutet, dass Gott in einer nicht ganz großen Landschaft dennoch viele tausend Menschen ernähren könne, wider derjenigen Meinung, die aus einem närrischen Wahn sich selber überreden, dass das Korn desto teurer sei, wenn es viel Einwohner an einem Ort habe, da sie dergleichen Strafen ihrem Unglauben und gottlosen Leben zumessen sollten.)

10. Und das Herz schlug David, nachdem das Volk gezählt war. Und David sprach zum Herrn: Ich habe schwerlich gesündigt, dass ich das getan habe; und nun, Herr, nimm weg die Missetat deines Knechts; denn ich habe sehr töricht getan.

Schlug: Das ist: Nach geschehener Tat fing das Gewissen an unruhig zu werden, und ihn zu verklagen, dass er mit seinem Stolz schwerlich wider Gott gesündigt hätte. (Denn der Sünder hat nicht Acht, wie schwer die Sünde sei, bis sie geschehen ist, weil sie der Teufel vor der Tat sehr gering und klein macht, aber später dieselbe hoch anzieht und aufmotzt.)

Getan: Indem ich aus Vermessenheit das Volk zählen lassen, da ich hätte sollen auf dich allein und nicht auf meine große Macht oder Menge des Volkes mein Vertrauen setzen. (Also sollen auch wir, wenn wir gefallen sind, nachdem Beispiel Davids, uns von Stand an demütigen und um Verzeihung bitten. Aber viele werden ihrer gefunden, die weit anders gesinnt sind als dieser König. Denn wenn sie gleich viele tausend Menschen ohne deutliche erhebliche Ursache auf die Fleischbank geliefert haben, so achten sie doch solches für ganz eine geringe oder wohl keine Sünde.)

11. Und da David des Morgens aufstand, kam des Herrn Wort zu Gad, dem Propheten, Davids Seher und sprach:

Aufstand: Nachdem er die vorige Nacht ohne Zweifel von wegen seiner begangenen und bereits erkannten Sünde nicht viel geschlafen.

Seher: Das ist: Wie wir sagen möchten, zu seinem Hofprediger. Denn die Propheten und Lehrer wurden vorzeiten Seher genannt, weil sie dem Volk und der Obrigkeit den Willen Gottes, so ihnen im Gesicht oder sonst geoffenbart wurde, vorzulegen und zu erklären pflegten.

12. Gehe hin und rede mit David: So spricht der Herr: Dreierlei bringe ich zu dir; erwähle dir der eines, das ich dir tue.

Dir tue: Dass ich dich mit dreierlei Plagen eine strafe, welche du daraus erwählen wirst. (Denn es hat Gott den Brauch, dass er auch, wenn die Sünde bereits verziehen ist, dennoch nichtsdestoweniger mit zeitlichen Strafen die Sünder heimsucht, auf dass andere dadurch abgeschreckt werden und nicht auch dergleichen Sünden nachzutun leicht sich unterstehen.)

13. Gad kam zu David und sagte es ihm an und sprach zu ihm: Willst du, dass sieben Jahre Teuerung in dein Land komme, oder dass du drei Monden vor deinen Widersachern fliehen müssest und sie dich verfolgen, oder dass drei Tage Pestilenz in deinem Lande sei? So merke nun und siehe, was ich wider sagen soll dem, der mich gesandt hat.

Sagt es: Nämlich das Wort Gottes, welches zu ihm geschehen war von der Strafe, die David um seiner Sünde willen soll ausstehen.

Teuerung: Dass deine Untertanen ganze sieben Jahre aneinander mit teurer Zeit und Hungersnot geplagt werden.

Verfolgen: Dass du kein Glück im Kriege wider deine Feinde hast und innerhalb drei Monden ihnen nicht siegen könntest.

Pestilenz: Welche mit großer Grausamkeit viele deiner Untertanen wegnehme.

Siehe: Bedenk dich darauf und gib mir Antwort.

Sagen soll: Von deinetwegen. Denn ich muss dem Herrn deine Antwort wieder vorbringen, weil die Propheten, welche damals göttliche Offenbarungen sahen und hörten, zur selben Zeit gleichsam als Unterhändler waren zwischen Gott und den Menschen.

14. David sprach zu Gad: Es ist mir fast angst; aber lass uns in die Hand des Herrn fallen, denn seine Barmherzigkeit ist groß; ich will nicht in der Menschen Hand fallen.

Fast angst: Ich stecke in großen Ängsten und Nöten. Aber weil es ja sein muss, dass ich mir selbst eine Strafe erwählen soll, so will ich die Pestilenz noch lieber haben als Teuerung oder unglückhafte Kriege führen. Denn weil die Teuerung mir meines Erachtens keine Hungersnot verursachen wird, ich aber derjenige bin, der die Strafe verschuldet habe, so will ich mich solcher Strafe untergeben, davor ich mich auch fürchten muss, damit ich nicht davor angesehen und geachtet werde, als wollte ich meine Untertanen in Gefahr bringen und selber den Kopf aus der Schlingen ziehen. So begehre ich auch nicht unglückhafte Kriege zu führen, obwohl ich dadurch so bald in Gefahr kommen könnte oder auch ganz aufgerieben werde als meine Untertanen, sondern ich will mich allerdings der göttlichen Strafe als der Pestilenz untergeben, welche mich selber auch finden und angreifen kann und dabei keine menschliche Grausamkeit statt hat.

Fallen: Als wollte er sagen: Ich will viel lieber, dass Gott mich und die meinen ohne Mittel selber strafe, denn dass er solches durch einen grausamen Feind verrichten soll. (Denn obwohl auch diejenigen Strafen und Plagen, so uns von Menschen angetan werden, von Gott herkommen und das Ziel nicht überschreiten dürfen, welches ihnen Gott gesteckt und bestimmt hat. So hat es doch das Ansehen, als ob bei den Strafen, die uns Gott selbst ohne äußerliche Mittel und zutun der Menschen zuschickt, mehr Gnade zu erhoffen sei. Einmal ist das gewiss, dass sie nicht so große Ungeduld in uns erregen und keine Rachgierigkeit zulassen. Dass aber der Apostel zu Hebräer, K. 10. v. 31. sagt: Es sei schrecklich in die Hand des lebendigen Gottes fallen, ist dahin zu verstehen, wenn Gott nicht aus väterlichem Wohlmeinen seine Kinder züchtigt, sondern nach seinem gerechten und strengen Gericht, mit den Gottlosen nach dem Verdienst jeder bösen Werk in seinem Zorn und Grimm handelt und umgeht und durch die zeitlichen Strafen ins ewige höllische Feuer stürzt. Aber diese des Davids Worte lauten eigentlich dahin, als wenn ein Vater seinen Knecht hieße, dass er seinen Sohn mit Ruten hauen soll, der Sohn aber den Vater um den Hals fiele und mit Tränen bäte, dass er selbst vielmehr die Rute in die Hand nehmen wollte. Solcher Gehorsam des Sohnes würde ohne allen Zweifel des Vaters Zorn mildern. Und bewegt eine solche Demut Gott und die Menschen zum Mitleiden.)

15. Also ließ der Herr Pestilenz in Israel kommen von Morgen an bis zur bestimmten Zeit, dass des Volkes starb von Dan an bis gen Berseba siebenzigtausend Mann.

Morgen an: Nämlich desselben Tages, da der Prophet Gad mit dem David gehandelt hatte. (Denn Gottes Drohungen gehen nicht vergeblich ab und sind keine Stroh- oder Vogelscheuchen, damit man die Kinder schreckt.)

Bestimmten Zeit: Das ist: Die Pestilenz wütete bis an den dritten Tag.

Mann: Denn weil David von wegen der Männer Zahl, so zum Kriege tauglich gewesen, stolziert hatte, so sind der Mannspersonen allem so viele umgekommen und von der Pestilenz erwürgt worden, ohne die Weiber und Kinder, deren ohne Zweifel auch ein gut Teil darauf gegangen. Unter denen auch vielleicht etliche fromme und tapfere Leute zugleich mit aufgerieben wurden. Denn die gemeinen Landstrafen pflegen wie eine daher rauschende Flut ohne Unterschied, was sie antreffen, mit sich hinwegzuraffen. (Doch also dass die Frommen aus diesem Jammertal durch den zeitlichen Tod in die ewige Freud und Seligkeit versetzt werden.)

16. Und da der Engel seine Hand ausstreckte über Jerusalem, das er sie verderbe, reute es den Herrn über dem Übel und sprach zum Engel, zu dem Verderber im Volk: Es ist genug, lass nun deine Hand ab! Der Engel aber des Herrn war bei der Tenne Arafnas, des Jebusiters.

Ausstreckte: Nämlich am dritten Tage, dass auch die Pestilenz zu Jerusalem zu regieren angefangen hatte.

Verderbe: Dass er mit gleicher Grausamkeit der Pestilenz die Einwohner der Stadt Jerusalem hinrichtete, wie er in den anderen Städten des israelitischen Königreichs getan hatte. Denn die bösen Geister können auf den Befehl Gottes mit Vergiftung der Luft und durch andere Mittel die Pestilenz in viele Orte hin und wieder ausbreiten und aussprengen.

Reute: Denn gleich, wie es einem Vater etlichermaßen leid ist, dass er seinem ungehorsamen Sohn ernstlich gezüchtigt, wiewohl er ihm nicht Unrecht getan, weil er ihn liebt und ihn dennoch hat strafen müssen: Also ist Gottes Gnade gegen seine Kinder so groß, dass er auch in der allergerechtesten Strafe innehält und sich mäßigt und wollte gerne allerdings schonen, wenn er nur könnte. Aber sonst muss man es nicht dahin deuten, als ob Gott in seinem Tun wandelbar und wankelmütig sei und dass ihn seiner Sache gereute, sintemal er nichts Böses oder Unrechtes tut, auch nicht übereilt.

Verderber: Der das Volk mit der Pestilenz schlug und tötete.

Hand ab: Höre auf mit Würgen, denn ich habe genug Anweisungen gegeben meines gerechten Zorns unter meinem Volk. Vielmehr aber sollen die Menschen in der Strafe Maß halten, so viel die Gerechtigkeit zulässt.

War: Das ist: Es erschien dem David der böse Engel oder Geist in einer sichtbaren Gestalt, zwischen Himmel und Erden schwebend, und ein bloßes Schwert in seiner Hand haltend, wie 1. Chron. 22/16. Steht, nicht zwar, dass die Pestilenz eine Wunde sei, so mit dem Schwert geschlagen wird, sondern dass David merken könnte, wie dieser böse Engel von Gott ausgesandt wäre, dass er das Volk mit der Pestilenz schlagen sollte. Darum auch David die göttliche Strafe seiner Sünden erkannt.

Arafna: Von dem wir bald hernach weiteren Bericht hören werden.

17. David aber, da er den Engel sah, der das Volk schlug, sprach er zum Herrn: Siehe, ich habe gesündigt, ich habe die Missetat getan; was haben diese Schafe getan? Lass deine Hand wider mich und meines Vaters Haus sein!

Gesündigt: Dass ich das Volk zählen lassen und habe der großen Menge meiner Untertanen mich überhoben.

Schafe getan: Ich als der Hirte und Hüter des Volks habe solche Strafe verschuldet, darum verschone der Untertanen, der armen Schäflein.

Haus sein: Als wollte er sprechen: Wenn du allerdings im Sinn hast, meine Sünde zu strafen, so strafe sie doch an meiner Person und in meinem Geschlechte und wende deinen Zorn von meinen Bürgern ab. Es will aber David mit diesen Worten Gott keiner Ungerechtigkeit beschuldigen, sondern erkennt seine Sünde und achtet sie so groß und schwer, dass er vermeint, die gemeine Landstrafe sei nur vornehmlich eine Strafe seiner einzigen Sünden, darum er sie auf sich nehmen will, damit die Untertanen dem Unglück entgehen. Denn wenn die Gottseligen unter dem Kreuz recht gedemütigt sind, da sie etwas getan, das ihnen nicht wohl angestanden, so beschuldigen sie sich selber am allermeisten. Und sollte zwar zwischen der Obrigkeit und den Untertanen eine solche Liebe sein, dass die Untertanen zu der Strafe für die Obrigkeit sich freiwillig darboten und die Obrigkeit sich nicht scheute, auch in die allergrößte Gefahr sich zu begeben für der Untertanen Wohlfahrt, so ginge es glücklich und wohl zu in der Regierung.

18. Und Gad kam zu David zur selben Zeit und sprach zu ihm: Gehe hinauf und richte dem Herrn einen Altar auf in der Tenne Arafnas, des Jebusiters.

Zeit: Nämlich am selbigen Tage, da der Engel dem David erschienen war, dass er ihm eine fröhlichere Botschaft brächte als zuvor. Und ist dies zwar geschehen, ehe denn Gott dem Engel befohlen, dass er mit der Strafe innehalten sollte.

Herrn: Welchen du mit deinen Sünden erzürnt hast, dass du ihn wiederum versöhnst.

19. Also ging David hinauf, wie Gad gesagt und der Herr geboten hatte.

Geboten: Nämlich dem Propheten Gad, dass er dem David ansagen sollte.

20. Und da Arafna sich wandte, sah er den König mit seinen Knechten zu ihm gehen; und betete an auf sein Angesicht zur Erde.

Arafna: Dieser ist vor der Zeit ein König oder vornehmer Fürst im Lande Kanaan gewesen, denn er bald hernach ein König genannt wird. Und ist aus seiner Antwort abzunehmen, dass er die israelitische Religion angenommen und von seinem Königreich oder Herrschaft abgestanden sei, weil er gemerkt und gespürt, dass desselben Landes Regierung den israelitischen Königen von Gott versehen gewesen. Darum er ihm ein Haus zu Jerusalem gekauft oder bestanden, dass er die übrige Zeit seines Lebens in guter Ruhe hinbringen könnte und niemand überlästig wäre. Daher er sich auch für den König David gar sehr demütigt.

Betete an) Das ist: Er hat sich ehrenhalber gegen den König gar tief verneigt.

21. Und sprach: Warum kommt mein Herr, der König, zu seinem Knechte? David sprach: Zu kaufen von dir die Tenne und zu bauen dem Herrn einen Altar, dass die Plage vom Volk aufhöre.

Zu kaufen: Als wollte er sagen: Das ist die Ursache, dass ich zu dir komme.

Zu bauen: Nämlich auf Gottes Befehl.

Altar: Darauf ich opfere und Gott versöhnen möge.

Plage: Nämlich die grausame Pestilenz, welche jetzt ganze drei Tage aneinander gewütet hat.

22. Aber Arafna sprach zu David: Mein Herr, der König, nehme und opfere, wie es ihm gefällt; siehe, da ist ein Rind zum Brandopfer und Schleifen und Geschirr vom Ochsen zu Holz.

Nehme: Nämlich den Platz umsonst und ohne Geld, einen Altar darauf zu bauen.

Rind: Welches du auch umsonst von mir annehmen wolltest.

Geschirr: Oder hölzern Instrument, das die Ochsen über das Korn herumzogen, wenn sie es ausdreschen. Das alles will ich dir gutwillig geben, dass du es spalten lassest und mit demselben Holz das Opfer verbrennest.

23. Alles gab Arafna, der König, dem Könige. Und Arafna sprach zum Könige: Der Herr, dein Gott, lasse dich ihm angenehm sein!

Gab: Dass er es ihm umsonst anbot.

N. Luth.: Dieser Arafna wird der Jebusiter König gewesen sein zu Jerusalem und hernach zu Gott bekehrt, fromm und selig geworden, sich des Königreichs verziehen um Gottes willen.

Der König: Der nämlich vor Zeiten ein König gewesen war.

Angenehm: Das ist: Ich wünsche, dass deine Person und dein Opfer dem wahren Gott Israels gefallen: So viel den Platz samt dem Rinde und Holz betrifft, hat es nicht Mangel.

24. Aber der König sprach zu Arafna: Nicht also sondern ich will dir es abkaufen um sein Geld; denn ich will dem Herrn, meinem Gott, nicht Brandopfer tun, das ich umsonst habe. Also kaufte David die Tenne und das Rind um fünfzig Sekel Silbers.

Nicht also: Ich will es nicht umsonst haben, was du mir anbietest.

Brandopfer: Welche vom Feuer allerdings mussten verzehrt werden.

Umsonst haben: Dass nichts kosten sollte. (Denn welche von fremdem Gut freigiebig sind, sonderlich zur Beförderung des Gottesdienstes, die geben damit zu verstehen, dass die karg und filzig sind und eine schlechte Andacht haben.)

Sekel: Es galt aber ein Sekel des Heiligtums ungefähr einen halben Taler oder ein Lot. Daraus zu sehen, dass der Geiz damals nicht also bei den Leuten eingewurzelt wie jetziger Zeit. Denn dergleichen Platz und Vieh würde heutzutage viermal mehr gelten.

25. Und baute dort dem Herrn einen Altar und opferte Brandopfer und Dankopfer. Und der Herr wurde dem Lande versöhnt; und die Plage hörte auf von dem Volk Israel.

Brandopfer: Zur Versöhnung seiner Sünde.

Dankopfer: Mit denen er Gott für die empfangene Gnade und Gutheit, dass er ihm nicht noch eine schwerere Strafe zu geschickt, seine Dankbarkeit erklärt hat. Und wird 1. Par. 12/16. Gemeldet, dass dieselben Opfer sind vom Feuer vom Himmel herab angezündet und verzehrt worden, welches ein Zeichen gewesen der göttlichen Gnade.

Versöhnt: Das ist: Gott hat um des Opfers Christi willen so durch das Opfer, welches hier geschah, vorgebildet war, dem König samt desselben Untertanen verziehen und die Strafe der Pestilenz wiederum von ihnen weggenommen. Denn weil das Volk mit solcher Geißel war von Gott gezüchtigt worden, haben sie ohne Zweifel durch wahre Buße sich zu Gott bekehrt, und der David mit einem bußfertigen Herzen aus einem wahren Glauben an Christus das Opfer getan. (Darum, wenn wir Gott mit unseren Sünden erzürnt haben, sollen wir dieselben erkennen und lassen leid sein und demütig um Verzeihung bitten, auch Gott dem himmlischen Vater anrufen, dass er um des allerheiligsten Opfers Christi willen, welches er am Kreuz vollbracht, uns die Sünde verzeihen und die Strafen lindern wolle, so werden wir Vergebung unserer Sünden erlangen und ihn einen gnädigen Vater befinden, welchen wir dem gleich ewigen Sohn und Heiligem Geiste, einzigem wahren Gott sei Lob, Ehre und Preis in alle Ewigkeit, Amen.