Das erste Buch Mose


Der Titel und die Überschrift dieses Buchs (wie auch der folgende Verse) haben im deutschen Text den Namen von Mose: Weil er solche Bücher aus Eingebung des Heiligen Geistes, in Schriften verfasst und aufgezeichnet hat. Sonst wird dies Erste Buch mit dem griechischen Namen Genesis benannt, das ist ein Buch der Geburt: Weil es von der Geburt und ersten Herkunft aller Kreaturen, besonders aber des menschlichen Geschlechts Anfang und Fortpflanzung lehrt.

Und sollen wir uns dieses Buch (wie auch nicht weniger die folgenden Verse) besonders befohlen sein: Weil es viel älter ist, denn alle andere Historien und Geschichtsbücher. Und ist nicht allein nunmehr über die dreitausend Jahre (nämlich seit Moses Zeiten, der es beschrieben) unter so vieler Königreiche Zerstörung und Veränderungen von Gott in wunderbarerweise erhalten: Sondern es haben auch Christus, und seine Apostel, aus diesem Buch, so es aus Eingeben des Heilige Geistes aufgezeichnet wurde, Zeugnisse bekommen, die Lehre des Evangeliums damit zu bestätigen. Denn gleich, wie der Prophet Mose aus Erleuchtung des Geistes Gottes hat zukünftige Dinge zuvor verkündigen können: Also hat er auch aus Offenbarung desselben Geistes können geschehene Dinge, dazu was Gott vor Erschaffung des menschlichen Geschlechts verrichtet hat, beschrieben.

Und begreift dieses Buch sehr große- und hochwichtige Sachen in sich, als da sind: Die Erschaffung der Welt, und des menschlichen Geschlechts; der Fall unsere ersten Eltern; die Verheißung des Evangeliums, von dem zukünftigen Weibessamen, damit sich die Auserwählten von Anfang der Welt her getröstet haben; danach die Fortpflanzung und Beschützung der wahren Kirchen, mit viel und mancherlei Beispielen, da Gott entweder der Menschen Bosheit ernstlich gestraft, oder der auserwählten Frömmigkeit gnädiglich belohnt hat.


Das 1. Kapitel


1. Gott hat innerhalb sechs Tagen Himmel und Erde erschaffen, samt allem, was darin begriffen ist. 2. Sonderlich aber hat er den Menschen zu seinem Ebenbild gemacht.

1. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

a Anfang: Das ist: Da noch keine Materie war.

b Schuf Gott: Das ist: Er machte es aus dem Nichts. Und redet Mose hier in seiner hebräischen Sprache, als von vielen, dass es lautet: Die Götter schuf. Will aber so viel sagen: Ein Gott in einem einigen Wesen und drei unterschiedliche Personen haben Himmel und Erde erschaffen.

c Himmel und Erde: Nämlich eine noch ungestaltete und unförmige Materie, daraus danach Himmel und Erde und die anderen Kreaturen gemacht wurden. (Und muss man hier am Anfang beachten, dass die ganze Heilige Dreifaltigkeit die Welt erschaffen hat, und dass sie nicht von Ewigkeit her gewesen ist, wie etliche Heiden schwärmen. Es ist aber die Erschaffung der Welt ein ganz herrliches und unfehlbares Zeugnis der Weisheit, Allmacht, und Güte Gottes. Darum, so oft wir die Kreaturen anschauen, sollen wir diesem Gott vertrauen, ihn fürchten und lieben.)

2. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.

a Wüst und leer: Das ist: Sie war nicht unterschieden und abgeteilt in Hügel, Wälder, Wiesen, Äcker, Gärten, und dergleichen. War auch noch nicht mit lebendigen Kreaturen erfüllt und geziert, sondern es war nur eine schlechte unförmige Materie.

b Finster auf der Tiefe: Das ist: Die von Gott erschaffene, aber noch ungestaltete und noch nicht ausformierte Materie, wurde von außen noch mit Finsternis umgeben und mit keinem Licht erleuchtet.

* Geist Gottes: Luther). Wind ist damals noch nicht gewesen, darum muss es den Heiligen Geist deuten.

c Geist Gottes: Das war der Heilige Geist, die dritte Person in der Gottheit.

d Schwebte: Das ist: Wie die Vögel über ihre Eier, die sie ausbrüten wollen, sich halten und darüber schweben: Also hier sich gleichsam der Heilige Geist, und schwebt auf seine Weise über solch ungestaltete Materie, so mit Wasser und Erde durcheinander gemengt wurde, erhielt sie, und machte sie fertig, geschickt und tauglich, dass sie konnte andere Kreaturen hervorbringen.

3. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht.

a Sprach: Dies Wort, dadurch Gott alle Dinge erschaffen hat, ist der Sohn Gottes {Joh 1 , 3}. Denn Gott der Vater hat die Welt erschaffen, durch den Sohn, der sein Wort ist, und der Heilige Geist, oder der Geist Gottes, hat auf dem Wasser geschwebt. (Haben also alle drei Personen der Gottheit, zugleich, die Welt erschaffen. Dieses Geheimnis ist zwar etwas dunkel, von Mose und den Propheten angedeutet worden, weil die völlige Offenbarung desselben, zum Neuen Testament aufbehalten wurde.)

b Licht: Dies Licht hat Gott später am vierten Tage, da er die Sonne erschaffen, vermehrt, und vollkommener gemacht.

4. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis.

* Gut: Luther). Das ist: Nützlich, fein, und köstlich.

a Schied: Also, dass er eine besondere Zeit zur Finsternis und eine besondere Zeit zum Licht oder Tag bestimmte. (Obwohl nun Gott gleich am selben Ersten Tage die ganze Erschaffung der Welt und aller Kreaturen aufs Allervollkommenste hätte machen können: So hat er es doch dabei bewenden lassen, dass er die Materie (daraus später die anderen Kreaturen gemacht wurden) und das Licht erschaffen hat. Damit wir auch lernen, in unsern Sachen es so zu machen, und nicht zu sehr eilen, auf dass nicht, wenn wir auf einmal gar zu viel zugleich verrichten wollen, so am Schluss keines recht zu Ende bringen können.)

5. und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da wurde aus Abend und Morgen der erste Tag.

a Erste Tag: Das ist: Dieser ist unter allen der Erste Tag gewesen, und solches, was bisher berichtet, ist am selben Ersten Tage geschehen. Denn die Hebräer haben ihren Tag vom Abend zu rechnen angefangen, und denselben am Abend des folgen Tages geendet.

6. Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern.

a Sprach: Nämlich am anderen Tage, da Gott in dem angefangenen Werk der Schöpfung weiter fortgeschritten ist.

b Feste: Nämlich ein runde Ausbreitung, oder Ausdehnung des Himmels, an die später, am vierten Tag, die Sterne gesetzt wurden.

c Wassern: Nämlich deren, die oben über der Festen, und der anderen, die unter der Festen sind, welche der Himmel unterscheiden und voneinander teilen soll.

7. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah also.

a Schied: Also, dass die Feste, oder der Himmel, in der Mitte zwischen den Wassern wäre. Denn da die Erde und das Wasser noch durcheinander vermischt waren, hat Gott den einen Teil des Wassers, so am besten war, von dem anderen Wasser, so mit Erde vermischt war, abgesondert, und hat dasselbe saubere Wasser in die Höhe geführt, danach das himmlische Firmament dazwischen gesetzt und von den unteren Wassern unterschieden. (Deswegen auch über den Himmel, welcher mit Sternen geziert ist, Wasser aufbehalten, deren Gebrauch und Nutzen Gott, dem allweisen Schöpfer, bekannt ist. Das ist gewiss und unleugbar, dass der Himmel aus dem Wasser besteht, und dass über den Himmel ein großes Meer mit Wasser ist, welches über unseren Häuptern schwebt: Und werden doch beide, der Himmel und das Wasser, von Gott erhalten, dass sie die Erde, und das menschliche Geschlecht nicht überfallen und zu scheitern richten. Darum, wenn wir das wunderbare Gebäude des Himmels, samt seiner Höhe, Größe, und Beständigkeit anschauen, sollen wir dabei die herrliche Majestät und Allmacht Gottes betrachten, ihm von ganzem Herzen vertrauen, und in aller Gottseligkeit dienen.)

8. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da wurde aus Abend und Morgen der andere Tag.

a Andere Tag: Das ist: Dies hat Gott am zweiten Tag gemacht.

9. Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besonderen Örtern, dass man das Trockene sehe. Und es geschah also.

a Sprach: Nämlich am dritten Tage.

b Sammle. Denn zuvor war das Wasser, so unten geblieben, noch mit der Erde auf einen Haufen durcheinander vermischt. Und aus Kraft dieser ersten Ordnung wird das Wasser im Meer nicht ohne großes Wunder, als in seinem Bezirk, eingeschränkt und eingefasst, und dergestalt aufbehalten, dass es die Erde nicht überschwemme (obwohl es an sich selber höher ist, als das Erdreich), es sei denn die Sache, dass Gott ein Land oder einen Ort um der Einwohner Misshandlung und Bosheit willen strafen will, dann ergießt sich zuweilen das Meer, und läuft aus, wie die Historien es bezeugen.

10. Und Gott nannte das trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war.

a Gut war: Nämlich, dass die Wasser also sich versammelt und von der Erde abgesondert hatten.

11. Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das es sich besame und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen bei sich selbst auf der Erde. Und es geschah also.

a Aufgehen: Das ist: Die Erde soll mancherlei, und schier unzählige Art der Kräuter, Gewächse und Bäume hervorbringen, und soll ein jegliches seine besondere Gestalt haben. Dazu sollen nicht allein solche Kräuter und Bäume wachsen, die nur Frucht tragen, sondern die auch ihren besonderen Samen haben, daher folgen andere Kräuter, Gewächse und Bäume, die immer fortgepflanzt werden. (Nachdem nun die Erde, welche des Menschen Behausung und Wohnung sein sollte, trocken wurde, hat der gütige Gott den Menschen auch mit Nahrung und Speise versehen, zuvor und ehe denn er erschaffen wurde. Damit wir lernen, wie wir an der Nahrung nicht zweifeln sollen {Ps 104}. Und dass ich des vielfältigen Nutzen der Kräuter in der Arznei geschweige, weil wir sehen, dass viele Kräuter mit schönen Farben und einer lieblichen Gestalt geziert und bekleidet sind, so ist es richtig, dass wir von einem solchen freigiebigen mildreichen Gott auch unsere Kleidung ohne Zweifel bekommen werden {Mt 6v30}.

b Geschah also: Das ist: Nämlich, wie Gott befohlen hatte.

12. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht trugen und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.

a Bei sich selbst: Das ist: Sie hatten eine solche Kraft in sich, dass sie konnten zu rechter Zeit Frucht bringen und Samen haben, und sieht man hier, was uns Gott für eine Speise anfangs zubereitet hat, nämlich Gras und Kraut und Früchte der Bäume, dadurch der Menschen Leiber bei guter Gesundheit lange erhalten werden, viel besser, als mit Fleisch, welches erst nach der Sündflut zu essen erlaubt war.

13. Da wurde aus Abend und Morgen der dritte Tag.

14. Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre;

a Gott sprach: Nämlich, am vierten Tage, an welchem er die schönsten Kreaturen des Himmels, als Sonne und Mond, und alle Sterne durch sein Wort erschaffen hat mit ihren Kräften, Wirkungen und Nutzen.

b Lichter: Durch die Erschaffung der Lichter hat Gott das Licht des ersten Tages vollenden wollen. Und ist wohl zu glauben, dass das Licht, welches am Ersten Tage erschaffen wurde, in der Sonne, als in einem Klumpen, sei zusammengefasst, damit Tag und Nacht desto besser zu unterscheiden wären, und dass die Lichter gleichsam als Behälter sind desselben Lichtes, damit Gott am Ersten Tage die Welt erleuchtet hatte. (Gleich, wie auch in der Menschheit Christi, welcher die Sonne der Gerechtigkeit ist, die ganze Summe der Gottheit leibhaftig wohnt, wie Justinus, ein Kirchenlehrer, solches Gleichnis braucht.)

c Scheiden: Es erzählt Gott etliche Nutzbarkeiten der Lichter und Sterne: Die Erste und Vornehmste ist, dass sie einen Unterschied machen sollen zwischen Tag und Nacht.

d Zeichen: Der andere Nutzen ist, dass sie Zeichen sind, die etwas bedeuten. Solche Zeichen sind die Finsternisse, und der Planeten besondere Aspekte, als Gegenschein, Zusammenfügungen, und dergleichen, die das menschliche Geschlecht von zukünftigen Dingen erinnern, die so noch geschehen sollen: Denen man doch nicht abergläubischerweise trauen, noch sich darauf verlassen soll. Den der Wahrsager Kunst, so von der Sternen Lauf herrührt, ist sehr ungewiss und kann Gott solche Bedeutungen der Sterne hindern, dass sie nicht geschehen, wie er auch oft zu tun pflegt. Sonst geschieht es in der Haushaltung und besonders im Ackerbau, dass viele Sachen besser, und nützlicher verrichtet werden, wenn man auf des Mondes Ab- und Zunehmen achtet: Als im Holzfällen säen, pflanzen, und dergleichen.)

e Zeiten: Der dritte Nutzen ist, dass sie sollen mit ihrem Umlaufen gewisse Zeiten machen und bestimmen, in denen die Kirchenämter weltliche Händel, und Hausgeschäfte ordentlich verrichtet werden.

* Zeiten: Luther). Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

f Und Jahre: Der vierte Nutzen, dass sie sollen die Tage und Jahre unterscheiden, damit man die Zeit zählen kann: Denn sonst würde in allen Sachen eine große Unordnung und Verwirrung auf der Erde sein.

15. und sind Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf Erde. Und es geschah also.

a Scheinen: Der fünfte Nutzen, dass sie einen Schein von sich geben. Denn sie machen nicht allein einen Unterschied zwischen Tag und Nacht, sondern der Mond, und die Sterne erleuchten auch zur Nacht die Erde, so viel dessen nötig ist.

b Geschah also: Nämlich, wie Gott befohlen hatte.

16. Und Gott machte zwei große Lichter: Ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein klein Licht, das die Nacht regiere, dazu auch Sterne.

a Mächte: Durch sein Wort.

b Große Lichter: Nämlich die Sonne, und den Mond nicht zwar, dass sie größer sind, als alle andere Sterne, sondern dass sie ein größeres Licht, und einen helleren Schein von sich geben, da sonst der Mond das kleinste unter den Sternen ist.

c Kleine Lichter: Der Mond. (Es ist aber die Sonne ein Vorbild unseres Herrn Christi {Mal 4v2}, und der Mond ein Bildnis der Kirchen. Die Sterne aber bedeuten die Lehrer der Kirchen {Dan 12v3 , Apg 12v4}.

17. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde

18. und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war.

19. Da wurde aus Abend und Morgen der vierte Tag.

20. Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Tieren und mit Gevögel, das auf Erde unter der Feste des Himmels fliege.

a Gott sprach: Am fünften Tage.

b Errege: Nämlich, in großer Anzahl: Denn dahin lautet es im Hebräischen, dass es gleichsam voller Tiere und von Fischen und Vögeln wimmeln sollte.

c Lebendigen Tieren: Das ist: Mit lebendigen Fischen, die sich im Wasser bewegen.

d Gevögel: Das ist: Die Vögel unter dem Himmel sollen aus dem Wasser hervorkommen, und gleichsam geboren werden. (Sind also die Fische und Vögel aus einerlei Materie, nämlich aus dem Wasser gemacht. Darum es ein seltsamer und schier lächerlicher Handel ist, dass man in der Fastenzeit die Vögel zu essen verbietet und die Fische zulässt, da sie doch einerlei Natur aus dem Wasser haben.)

21. Und Gott schuf große Walfische und allerlei Tier, das da lebt und webt und vom Wasser erregt wurde, ein jegliches nach seiner Art; und allerlei gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.

a Lebt und webt: Das ist: Alle Tiere, so sie im Wasser schwimmen und kriechen, sind aus dem Wasser geboren worden. Nämlich eine große Menge und mancherlei Art von Fischen. (Man muss sich aber über die Größe und mancherlei Natur und Art der Fische verwundern, und Gottes sonderbare Weisheit und Allmacht daraus spüren {Hi 41}. Denn der Prophet Jonas (welcher ein Vorbild Christi im Grabe gewesen) ist in dem Bauch des Walfisches bis auf den dritten Tag verborgen gelegen und lebendig geblieben {Jon 1}. Und sind auch nach der Sündflut, aus Gottes milder Güte, die Fische dem menschlichen Geschlecht zur Speise gegeben und zugelassen worden {1Mos 9v2}.

b Gevögel: Das ist: Allerlei Art von Vögeln. (Denn es wird unter den Vögeln mehr verschiedene Arten und Natur und vielfältigen Nutzen derselben gefunden, als unter den Fischen. Dabei wir uns zu erinnern haben, dass wir Gottes Gewalt, Majestät und Weisheit, daraus sollen lernen erkennen {Hi 39}. Wie uns auch der Psalm {Ps 147} zeigt, und Christus Matthäus 6 {Mt 6} ermahnt, dass wir von den Vögeln, und sonderlich der jungen Raben Erhaltung, welche Gott ernährt, seiner Güte sollen trauen lernen, und dass wir Gott für unsern Beschützer und Beschirmer halten, ohne welches Willen und Vorsehung auch kein Sperling auf die Erde fällt, {Mt 10}.

22. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt das Wasser im Meer; und das Gevögel mehre sich auf Erde.

a Segnete: (Wenn Gott aber die Kreaturen segnet, so wünscht er ihnen nicht allein mit Worten alles Gute, sondern gibt und teilt ihnen auch zugleich in der Tat und Wahrheit mit die Gabe und Kraft der Fruchtbarkeit und Vermehrung, und durch diesen ersten Segen Gottes kommen noch täglich eine solche Menge Fische in den Wassern und in der Luft ein solcher Haufen Vögel hervor.)

23. Da wurde aus Abend und Morgen der fünfte Tag.

24. Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Tiere, ein jegliches nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tier auf Erde, ein jegliches nach seiner Art. Und es geschah also.

a Sprach: Am sechsten Tage.

b Nach seiner Art: Das ist: Mancherlei Gestalten der lebendigen Tiere.

25. Und Gott machte die Tiere auf Erde, ein jegliches nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und allerlei Gewürm auf Erde nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.

a Macht: Nämlich, durch sein Wort. (Es finden sich aber auch sehr viel und mancherlei Tiere auf der Erde. Und erscheint nicht allein Gottes Weisheit und die überschwängliche Gütigkeit des Schöpfers daraus, dass er die Tiere, als des Menschen Diener, ihnen zuvor bereitet hat, dass sie den Menschen im Beruf und Verrichtung seiner Geschäfte helfen und Beistand tun müssen, sondern sie geben ihm auch Nahrung und Kleider.)

26. Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da Herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erde kreucht.

a Sprach: Nach dem unser Herr Gott alles, was zu des Menschen Erhaltung und zeitlicher Wohlfahrt gehört, zubereitet hatte, und es an dem war, dass der Mensch sollte erschaffen werden, der die anderen Kreaturen weit übertreffe und zu der Unsterblichkeit und die ewige Wohlfahrt zu erlangen, verordnet würde, geht die ganze Heilige Dreifaltigkeit darüber zu Rat, als wie die zu tun pflegen, welche etwas Großes und Wichtiges vorhaben.

b Lasst uns: Nämlich, uns drei Personen der Gottheit.

c Gleich sei: Das ist: Wir wollen Menschen machen, die da sind weise, gerecht, selig, und Herren der Kreaturen. Denn in diesen Dingen sollte der Mensch Gottes Ebenbild werden.

27. Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie ein Männlein und Fräulein. {1Mos 5v1 , 9v6 , Mt 19v4 , Mk 10v6 , Eph 4v24 , Kol 3v10}.

a Gott schuf: Nämlich nach vorgehabtem Rat.

b Männlein und Fräulein: Was zwar die Erschaffung des Weibes betrifft, erklärt solches Mose im folgenden Kapitel, wie auch des Mannes Formierung etwas ausführlicher. Aber jetzt lässt er es bei einer kurzen Andeutung bewenden, dass nämlich Gott am sechsten Tage Adam und Eva nach seinem Ebenbild erschaffen habe. (Es ist aber das Ebenbild oder konterfeit Gottes (wie man es nennen möchte) zweierlei: Ein ewiges und allerdings völliges oder gleichförmiges, nämlich, der Sohn Gottes, welcher ist das Ebenbild seines Wesens {Hebr 1 , Kol 1}. Das andere Ebenbild ist der Mensch, aber viel geringer als das vorige. Weil aber solches Ebenbild im Menschen, deswegen und darum der Mensch Gottes Ebenbild genannt wird, durch die Sünde verloren ist, ausgenommen ein Partikel der Herrschaft und Weisheit, in den Dingen, die der menschlichen Vernunft unterworfen sind: So wird es doch etlichermaßen auch noch in diesem Leben wieder erstattet durch den Glauben an Christus {Kol 3v1 , 1Mos 8v17 , 9v1}

28. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan, und herrscht über Fische im Meer und über Vögel unter dem Himmel und über alles Tier, das auf Erde kreucht.

a Füllt die Erde: Mit Kinder zeugen (dies Gebot geht die Hurer und Ehebrecher nichts an, und ist ihnen nicht gegeben, sondern den Eheleuten. Denn Adam und Eva haben im Ehestande gelebt.)

* Untertan: Luther). Was ihr baut, und arbeitet auf dem Lande, das soll euer eigen sein, und die Erde soll euch hierin dienen, tragen und geben.

29. Und Gott sprach: Seht da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamt, auf der ganzen Erde, und allerlei fruchtbare Bäume und Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise,

a Allerlei Kraut: (Also hat der fromme, himmlische Vater zuerst den Menschen und seine Nachkommen und danach auch die andere Tieren zeitlich genug mit Speise und Nahrung versehen, wie kurz zuvor auch gemeldet.)

* Speise: Luther). Für die Menschen und Tiere.

30. und allem Tier auf Erde und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürme, das da Leben hat auf Erde, dass sie allerlei grünes Kraut essen. Und es geschah also.

31. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. Da wurde aus Abend und Morgen der sechste Tag.

a Sehr gut: (Denn was Böse in der Welt ist (wie die Sünde), ist nicht von Gott, sondern von dem Teufel und den bösen Engeln, welche zu Anfang gut waren, da sie erschaffen wurden. Wann aber, und zu welcher Zeit, die Engel erschaffen und wann sie gefallen sind, davon sagt die Heilige Schrift an diesem Ort nichts. Dass sie aber von Gott erschaffen sind, und dass der Teufel mit den abgefallenen Engel, zuerst gute Kreaturen Gottes waren, aber in der Wahrheit oder Gerechtigkeit nicht bestanden sind, lernen wir aus dem Evangelisten Johannes Kapitel 8 {Joh 8}.)

b Der sechste Tag: An welchem Tage die Erschaffung der ganzen Welt gefertigt und vollendet wurde.


Das 2. Kapitel


1. Der Sabbat wird eingesetzt. 2. Die Formierung des Menschen wird ausführlicher beschrieben.

3. Und angezeigt, wie das Paradies gepflanzt wurde. 4. Dem Menschen wird das Gebot gegeben, von Vermeidung des Baumes, der Erkenntnis Gutes und Böses. 5. Des Weibes Erschaffung wird erklärt. 6. Und der Ehestand eingesetzt. 7. Also wurde vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer.

1. a Ganzen Heer: Das ist: Mit allen Kreaturen, die auf der Erde, in der Luft und im Meer sind. (Denn alle Kreaturen sind auf ihre Weise unseres Herrn Gottes Heer und Kriegsmacht, unter dem sie streiten und ihm dienen zu seines heiligen Namens Ehre und zur Beförderung der Seligkeit der Frommen. Obwohl nach dem Fall und nach dem die Sünde in die Welt kam, sie sich auch gebrauchen lassen zur Strafe derselben.)

2. Und also vollendete Gott am siebten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebten Tage von allen seinen Werken, die er machte; {1Mos 2v11 , Hebr 4v4}.

a Ruhte: Nämlich dergestalt, dass er keinen anderen Himmel noch eine andere Erde oder eine andere und neue Welt mehr erschuf: Was er aber erschaffen hat, das erhält er auch und tut zu den vorigen, andere neue Kreaturen mehr hinzu, so oft es ihm gefällt: Als da er nach der begangenen Sünde, Dornen und Disteln erschuf.

3. und segnete den siebten Tag und heiligte ihn, darum dass er an demselben geruht hatte von allen seinen Werken, die Gott schuf und machte.

a Heiligte: Das ist: Er sonderte ihn aus von den anderen Tagen, die zur täglichen Arbeit verordnet waren, und heiligte denselben Tag zum Gottesdienst. (Es hat aber Gott durch die Ruhe des siebten Tages die ewige Ruhe, nämlich das himmlische und ewige Leben, abgebildet.)

b Die Gott schuf: Das ist: Was er innerhalb sechs Tagen erschaffen und gemacht hat. (Obwohl wir aber heutzutage den Sabbat auf jüdische Weise zu halten nicht gebunden sind: Jedoch will uns allewege gebühren, dass wir an den Tagen, welche zu feiern aus einhelliger Zustimmung der Kirchen eingesetzt sind, zusammen genommen Gottes Wort anhören, dem allgemeinen Gebet beiwohnen und mit den heiligen Sakramenten unseren Glauben stärken. So muss man auch einen Menschen nach der Arbeit ruhen lassen.)

4. Also ist Himmel und Erde geworden, da sie geschaffen sind, zu der Zeit, da Gott, der Herr, Erde und Himmel machte.

a Also ist: Jetzt fängt Mose an, von etlichen Werken der Schöpfung etwas weitläufiger zu handeln, und erklärt sie mit mehr Umständen, die er zuvor nur kurz anregte: Und gehören dieselben zum Teil zu den Werken des dritten, zum Teil auch zu den Werken des sechsten Tages.

b Da sie geschaffen: Das ist: Auf diese Weise ist alles erschaffen, wie im vorigen Kapitel angezeigt wurde.

5. und allerlei Bäume auf dem Felde, die zuvor nie gewesen waren auf Erde, und allerlei Kraut auf dem Felde, das zuvor nie gewachsen war. Denn Gott, der Herr, hatte es noch nicht regnen lassen auf Erde, und war kein Mensch, der das Land baute.

a Nie gewesen waren: Das ist: Da zuvor niemals ein Baum gestanden noch ein Kraut gewachsen war, hat Gott dieselben durch sein allmächtiges Wort aus der Erde hervorgebracht.

b Kein Mensch: Obwohl die Erde bereits allerlei Kräuter, Gras, und Bäume hervorgebracht hatte und trug.

6. Aber ein Nebel ging auf von der Erde und feuchtete alles Land.

7. Und Gott, der Herr, machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und er blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also wurde der Mensch eine lebendige Seele. {1Kor 15v45}.

a Machte: Nämlich, am sechsten Tage. (Der aber den ersten Menschen aus einem Erdenkloß gemacht hat: Eben derselbe kann auch die Menschen, so sie zu Staub und Erde war, wiederum hervorbringen und lebendig machen am Jüngsten Tage. Und sollen wir hier unseren Ursprung und Herkunft betrachten, und uns nicht über unsern nächsten Menschen erheben oder wider Gott auflehnen.)

b Blies ihm: Das ist: Er gab dem Menschen eine vernünftige Seele, durch deren Kraft er leben, empfinden, schnauben, und verstehen konnte.

c Lebendige Seele: Das ist: Der Mensch wurde eine lebendige vernünftige Kreatur, nicht ohne Verstand, wie die anderen unvernünftigen Tiere, von denen nicht gesagt wird, dass ihnen Gott das Leben eingeblasen habe, wie dem Menschen. (Und sollen wir wissen, und erkennen, dass wir unsere Seelen auch von Gott haben, obwohl dieselben heutzutage durch die Eltern fortgepflanzt werden auf die Kinder, gleich, wie man ein Licht vom anderen anzündet.)

8. Und Gott, der Herr, pflanzte einen Garten in Eden gegen dem Morgen und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.

a Gegen dem Morgen: Das ist: In einem Land, das von dem Ort zu rechnen ist, gegen dem Morgen gelegen war und Eden hieß: Möchte zu Deutsch ein Lustgarten genannt werden. (Denn Gott gibt dem menschlichen Geschlecht nach seiner großen Güte nicht allein, was zu Erhaltung des Lebens nötig ist, sondern er gönnt ihm auch eine ehrliche Freude und Ergötzlichkeit. Es ist aber dieser Lustgarten, den man auch das Paradies nennt, in der Sündflut untergegangen und verwüstet worden. Wenn aber Christus und Paulus vom Paradies berichten, so reden sie durch ein Gleichnis, und verstehen darunter das ewige Leben.)

9. Und Gott, der Herr, ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum des Erkenntnisses Gutes und Böses.

a Aus der Erde: Nämlich am dritten Tage.

b Gut zu essen: Obwohl auch an anderen Orten hin und wieder auf der Erde fruchtbare Bäume aufgewachsen und gestanden sind, so haben doch die Bäume im Paradies die besten und lieblichsten Früchte getragen.

c Lebens: Dieser Baum trug nach dem Willen Gottes und aus seiner Verordnung solche Früchte, welche den Menschen, der sie aß, bei seiner Gesundheit und Leibeskräften könnte erhalten, bis dass er, nachdem er seinen Lauf vollendet, ohne den Tod in ein anderes und himmlisches Leben wäre versetzt worden.

d Erkenntnis: Dieser Baum hat den Namen von der Tat oder Geschichte, so später folgt, bekommen und trug aus Gottes Verordnung solche Früchte, dass da einer wider das Gebot Gottes davon aß, verstand und erkannte, wie er so ein großes Gut durch den Ungehorsam verloren und in welch Jammer und Not er sich dagegen gestürzt hätte. Denn es erforderte die Billigkeit, dass dem Menschen eine Übung vorgeschrieben und aufgelegt würde, dadurch er seinen Gehorsam und seine Ehrerbietung gegen Gott, seinem Schöpfer, erzeigte. Und sollte die Haltung dieses Gebotes ein Stück des Gottesdiensts sein, den der Mensch Gott zu leisten schuldig und verbunden wäre.

10. Und es ging aus von Eden ein Strom, zu wässern den Garten, und teilte sich dort in vier Hauptwasser.

a Es ging aus: Jetzt fährt Mose weiter fort in der Beschreibung des Paradieses.

b Strom: Das ist: Im Paradies war ein Brunnen oder eine Quelle, daraus das Wasser mit so großer Gewalt hervordrang und herausquoll, dass davon vier unterschiedliche Flüsse sich ergossen und durch den Garten liefen.

11. Das erste heißt Pison, das fließt um das ganze Land Hevila, und dort findet man Gold.

* Pison: Luther). Dies ist das große Wasser in India, das man Ganges nennt.

** Hevila: Luther). Ist Indienland.

a Gold: So man aus dem Fluss Ganges sammelt.

12. Und das Gold des Landes ist köstlich, und da findet man Bedellion und den Edelstein Onyx.

a Da: Nämlich im selben Lande.

b Bedellion: Ist ein sehr köstliches Gummi oder Harz, so aus einem Baum gleichen Namens fließt, das man in der Arznei sehr gebraucht.

c Onyx: Von dem Onyxstein schreibt Plinius, ein Naturkundiger, in seinem 37. Buch, Kap. 6, dass er mit mancherlei Farben besprengt und mit etlichen Striemen von mancherlei Farben umgeben sei. Solche Dinge alle miteinander, will Mose sagen, findet man in diesem Fluss: Und Plinius sagt im genannten Buch, Kap. 13, dass derselbe Fluss auch Edelsteine bringe.

13. Das andere Wasser heißt Gihon, das fließt um das ganze Mohrenland.

* Gihon: Luther). Dies ist das Wasser in Ägypten, das man Nil nennt.

a Mohrenland: Es begreift Mose unter dem Namen des Mohrenlandes auch die Landschaft Ägypten. Was aber das für ein herrlicher Fluss und wie zuträglich er sei dem Königreich Ägypten, welches er wässert und mit seinem Überlauf jährlich düngt, das bezeugen die Historien-Schreiber.

14. Das dritte Wasser heißt Hiddekel, das fließt von Assyrien. Das vierte Wasser ist der Phrath.

* Hiddekel: Luther). Dies ist das Wasser in Assyrien, das man jetzt Tigris, oder Tiger nennt, und gar schnell läuft.

a Phrath: Ist sehr berühmter Fluss in Syrien, welchen die Historien-Schreiber Euphrat nennen. Diese vier Flüsse, besonders aber der Nil, der Tiger, und der Phrath oder Euphrat sind in den Ländern, dadurch sie flossen, sehr nützlich gewesen, indem, dass sie mit ihrem Aus- und Überlaufen dieselben gewässert, und fruchtbar gemacht haben (wie auch Plinius solches bezeugt in seinem 18. Buch, Kap. 18.) und sind zu Anfang aus einer Quelle im Paradies entsprungen: Aber durch die Sündflut, in welcher alle Brunnen der großen Tiefen aufbrachen, 1. Mose 7, ist es geschehen, dass in so großer Veränderung und Zerrüttung der ganzen Welt die Brunnen und Quellen verrückt und zerteilt wurden, dass die Ursprünge derselben Flüsse jetziger Zeit gar weit voneinander abgesondert sind, und die Flüsse nicht ihren vorigen Lauf behalten haben.

* Phrath: Luther). Dies ist das Wasser in Syrien, das man Euphrat nennt.

15. Und Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn baute und bewahrte.

a Und Gott: Bis daher hat sich Mose in Beschreibung des Paradieses aufgehalten: Jetzt kommt er wieder zu seinem ersten Vorhaben.

b Bewahrte: Nämlich vor dem Anlauf der wilden Tiere, welche, weil sie keine Vernunft haben, in dem Garten hätten können Schaden tun. Und hätte Adam alles beides ohne Verdruss, oder vielmehr mit einer besonderen Lust und Freude verrichtet, wenn er in seiner Unschuld geblieben wäre. (Wir aber sehen und lernen daraus, wie Gott nicht will, dass wir die Zeit mit Müßiggang zubringen.)

16. Und Gott, der Herr, gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten;

a Essen: Nämlich, nach deinem Willen und Wohlgefallen. (Durch die Haltung dieses Gebots oder Gesetzes sollte der Mensch seine Dankbarkeit, Ehrerbietung und seinen Gehorsam gegen Gott, seinem Schöpfer, erzeigen und beweisen.)

17. aber von dem Baum des Erkenntnisses Gutes und Böses sollst du nicht essen. Denn welches Tages du davon isst, wirst du des Todes sterben.

a Welches Tages: Das ist: Weil du jetzt und in großer Glückseligkeit lebst, und einmal ins himmlische Leben sollst versetzt werden, so will ich dir hiermit anzeigen und zuvor gesagt haben, wo du mein Gebot überschreiten wirst, dass du dann aller deiner gegenwärtigen und zukünftigen Wohlfahrt wirst beraubt werden, und hast nichts anderes zu erwarten, als den ewigen Tod, und das höllische Feuer. Dazu werden vor der völligen Empfängnis der ewigen Verdammnis vorher gehen, noch in diesem Leben, allerhand widerwärtige Zustände und Krankheiten, bis der zeitliche Tod dich von der Welt hinwegreiße und in das ewige Verderben stürze. (Diese Strafen der Sünden hat Gott mit gutem Fug und Recht dem Menschen auflegen können, obgleich die Sünde an sich, nämlich das Essen von einem Apfel oder Baum, ein schlechtes und geringes Dinge zu sein scheint. Denn Gott, der den Gehorsam erfordert, ist nicht zu verachten oder für gering zu schätzen, und ist von Rechtswegen des ewigen Todes schuldig, der durch seinen Ungehorsam dem ewigen Gott sich widersetzt.)

18. Und Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.

a Sprach: Nämlich am selben sechsten Tag.

b Nicht gut: (Darum so sind gewiss die vom Teufel geblendet, welche die Ehe als einen fleischlichen und unreinen Stand verbieten {1Tim 4}. Denn obwohl zur Zeit der Verfolgung ohne Ehe bleiben besser ist, als im Ehestand leben, von wegen derselben gegenwärtigen Not, wie Paulus davon redet {1Kor 7}, so soll man doch unter diesem Schein den Leuten, die sonst zum Ehestand tauglich und geschickt sind, denselben nicht verbieten.)

c Gehilfin: Nämlich ein Weib, das ihm behilflich sei, sowohl im Kinderzeugen, als in anderen Verrichtungen und Geschäften der Haushaltung.

d Um ihn sei: Das ist: Die immer bei ihm bleibe und mit ihm umgehe und ihn nicht verlasse oder sich von ihm absondere, wenn sie empfangen: Wie meistenteils es die unvernünftigen Tiere tun, sondern die immer bei ihm wohne und mit ihm das Haus regiere. (Denn die Ehe ist eine unzertrennliche und rechtmäßige Zusammenhaltung und Vereinigung eines Mannes und Weibes. Und sollen die Weiber wissen, dass sie zu der Männer Gehilfen und nicht zu deren Hindernis erschaffen sind: Darum sie den Männern nicht überlästig noch verdrießlich sind, sondern sich ihnen anmutig und willig erzeigen sollen.)

19. Denn als Gott, der Herr, gemacht hatte von der Erde allerlei Tiere auf dem Felde und allerlei Vögel unter dem Himmel, brachte er sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nannte; denn wie der Mensch allerlei lebendige Tiere nennen würde, so sollten sie heißen.

a Denn als Gott: Jetzt wird weiter gemeldet, aus welcher Gelegenheit unser Herr Gott zur Erschaffung des Weibes verursacht wurde.

b Zu dem Menschen: Das ist: Als Gott alle Tiere durch sein Wort erschaffen hatte, hat er sie dem Adam vorgeführt, dass er einer jeden Art der Tiere ihren besonderen Namen gebe, nach seiner Weisheit, die ihm Gott verliehen hatte, denn er vor seinem Fall die Natur eines jeden Tieres viel besser erkannt, als alle Philosophen und Weltweisen, die nach ihm auf Erde gelebt haben.

c So sollten: Das ist: Gott wollte sich die Namen gefallen lassen, die Adam den Tieren geben würde.

20. Und der Mensch gab einem jeglichen Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen wurde keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre.

a Keine Gehilfen: Das ist: Obwohl er aller Tiere Natur und Eigenschaften genau erkundet und betrachtet hatte, sah er dennoch kein Tier, das dazu geartet wäre, dass er es ehelichen, weil ihm keines zum Ebenbild Gottes erschaffen wäre wie er.

Um ihn wäre: Luther). Das ist: Kein Tier nahm sich des Menschen an, um ihn zu sein, dass ihm helfe sich zu vermehren.

21. Da ließ Gott, der Herr, den Menschen in einen tiefen Schlaf fallen, und er entschlief. Und nahm aus seiner Rippen eine und schloss die Stätte zu mit Fleisch.

a Schloss: Das ist: Den Ort, da er die Rippe genommen, hat er mit Fleisch wiederum ersetzt und ganz gemacht, damit kein Mal oder keine offene Wunde gelassen wurde.

22. Und Gott, der Herr, baute ein Weib aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm.

a Baute: Das ist: Er macht ein Weib daraus. (Darum verlästern diejenigen Gott, ihren Schöpfer, welche das weibliche Geschlecht verachten und ihr Gespött damit treiben. Und versorgt unser Herr Gott fromme Kinder auch im Schlaf mit einem getreuen und frommen Ehegatten, sofern sie nur sonst ihrem ordentlichen Amt und Beruf nachkommen. Es ist aber das erste Weib aus einer Rippe gemacht, die aus der Seite genommen wurde, und nicht aus dem Haupt noch aus den Füßen, damit das Weib sich nicht des Regimentes wider den Mann unterfange, noch von ihm mit Füßen getreten werde. Denn die Weiber sind auch Miterben der Gnade des Lebens {1Petr 3} .)

b Brachte sie: (Darum sollen die Eheleute nicht aus einer unsinnigen tollen Liebe, sondern rechtmäßigerweise, und mit Bewilligung der Eltern, einander versprochen werden, denn Gott ist hier anstatt der Eltern gewesen.)

23. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Man wird sie Männin heißen, darum dass sie vom Manne genommen ist.

a Sprach: Nämlich, aus Eingebung und Erleuchtung des Heilige Geistes, der ihm die Worte in den Mund legte.

b Bein von: Das ist: Jetzt habe ich eine Gesellin bekommen, die sich fügt, welche nicht von irgendeiner Art der anderen Tiere herkommt, sondern aus meinem Fleisch und Gebein gemacht worden ist, die ein Teil meines Leibes ist, und also mit mir ein Leib. Denn es wird hier des Adams besondere Freude und eheliche Zuneigung gegen sein Weib zu verstehen gegeben. (Sollen darum die Eheleute einander lieben, weil sie ein Fleisch und etlichermaßen ein Leib sind.)

24. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seinem Weibe anhängen, und sie werden sein ein Fleisch.

a Verlassen: Nicht zwar, dass man die Eltern allerdings aus der acht lasse, und sich ihrer gänzlich enthalten soll, sondern es will der Heilige Geist anzeigen, dass der Mann mit seinem Eheweibe werde eine eigene Behausung und gleichsam ein besonderes Nest suchen, da er mit ihr wohne, und werde die Liebe gegen sein Weib so groß sein, dass die vorige Liebe gegen die Eltern im Vergleich mit der eheliche Liebe viel geringer erscheinen werde.

b Ein Fleisch: Das ist: Es wird eine solche große Liebe zwischen den Eheleuten sein, und werden sich dermaßen zusammenhalten und alle Dinge allgemein haben, als ob sie nicht zwei Leiber oder zwei Menschen, sondern nur ein einiger Mensch wären. (Weil darum die Eheleute ein Leib werden, so sollen sie sich nicht voneinander scheiden, es komme denn ein Ehebruch dazwischen, oder da eins das andere in böser Weise verlässt, und man keine Hoffnung seiner Wiederkunft haben kann. Oder auch da vor Vollziehung des Ehestands eins von den Eheleuten zu der Ehe allerdings untauglich befunden wird, als die Verschnittenen {Mt 19}. Und weil nach dem Ausspruch Christi, am zuvor genannten Ort, zwei, und nicht mehr, ein Fleisch sind, haben wir daraus zu lernen, dass viel Weiber nehmen (welches auch die Patriarchen zum Teil getan) mit der ersten Einsetzung des Ehestandes sich gar nicht reimt, darum, wo solches im Alten Testament geschah, hat es Gott bis zu der Zukunft Christi viel mehr geduldet, als recht geheißen. Und ist die Ehe ein Vorbild der geistlichen Vereinigung der Kirche mit Christo. Denn Christus liebt nicht allein seine Braut, die Kirche, aufs Höchste und inbrünstig, sondern er teilt ihr auch himmlische Güter und Reichtum mit, durch den Glauben, er beschützt, ernährt und erhält sie {Eph 5}.

25. Und sie waren beide nackt der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.

a Nackt: Denn zuvor, und ehe der Mensch gesündigt hatte, war ihm die Blöße keine Schande, reizte auch nicht zur Sünde. (Jetzt sind wir durch die Erbsünde dermaßen verunreinigt und befleckt, dass ein Mensch den anderen nicht ohne Scheu und Scham, und selten ohne Sünde, anschauen kann. Darum soll man zu unserer Zeit die Leiber mit einem ehrlichen Kleid bedecken.)


Das 3. Kapitel


1. Der Satan verführt das menschliche Geschlecht, durch die Schlange. 2. Die Schlange wird verflucht. 3. Der Welt Heiland, Christus, wird verheißen. 5. Dem Manne und dem Weibe werden leibliche Strafen auferlegt. 6. Adam und Eva bekommen Kleider. 7. Und werden danach aus dem Paradies getrieben.

1. Und die Schlange war listiger denn alle Tiere auf dem Felde, die Gott, der Herr, gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allerlei Bäumen im Garten.

a Die Schlange: Bisher hat Mose der Menschen und aller Kreaturen glückseligen Zustand beschrieben, jetzt wird er ferner den Ursprung alles Übels anzeigen, nämlich, wie der Mensch vom Teufel verführt und in die Sünde gefallen ist, dadurch er ihm und allen seinen Nachkommen allerlei Unglück und Jammer ohne Zahl über den Hals gebracht hat.

b Listiger: Darum hat der Satan gedacht, die Schlange werde ein gutes Werkzeug dazu sein, dadurch er den Menschen verführen könne. Denn es hat der Teufel dem Menschen solche große Glückseligkeit missgönnt, und damit er ihn betrügen möchte, hat er die Schlange besessen und durch dessen Mund und Zunge geredet.

c Weibe: Denn der Teufel das Weib, als einem schwächeren Werkzeug, mit seinen Listen zu hintergehen, sich vorgenommen hatte, damit der Verführer das menschliche Geschlecht an dem Teil, da es am schwächsten, desto eher zum Fall bringen möchte.

d Sollte: Das ist: Höre Eva, lieber sag mir, ist es wahr, dass euch Gott alle Bäume im Garten verboten hat? Es fragt aber der Satan in böser und verschlagener Weise, ob Gott die Früchte aller Bäume verboten habe, damit er so den Weg bereite, dass er Gott der Missgunst beschuldige, und will doch nicht dafür angesehen sein, als ob er solches im Sinn hätte und damit umginge: Darum er es nur frageweise vorbringt, ob Gott so ein strenges Gebot gegeben und ausgehen lassen hat?

2. Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten;

a Wir essen: Ohne Scheu und ungehindert, denn uns solches nicht verboten ist.

3. aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esst nicht davon, rührt es auch nicht an, dass ihr nicht sterben müsst!

a Gesagt: Oder geboten. Als wollte sie sprechen: Es hat uns Gott nicht alle Bäume verboten, sondern nur einen Baum. (Und tut hier die Eva nicht recht, dass sie zu dem Wort Gottes etwas hinzusetzt, als ob Gott auch verboten hätte, dass sie den Baum nicht sollten anrühren, da doch Gott nur allein gesagt hatte, dass sie von der Frucht des Baumes nicht essen sollten. Danach macht sie es noch ärger, dass sie die ausdrückliche, und ohne eine Bedingung hinzugesetzte Bedrohung Gottes etlichermaßen in einen Zweifel zieht, in dem sie spricht, dass ihr nicht sterben werdet: Da doch Gott gesagt hatte, du wirst oder sollst sterben. Denn man soll zu dem Worte Gottes nichts hinzusetzen, noch etwas davon tun {2Kor 4v2}.)

4. Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben;

a Da sprach: Wie der Teufel seine Gelegenheit gesehen, und gemerkt, er könnte das Weib überreden, fängt er an, unserem Herrn Gott öffentlich übel nachzureden und ihn zu verlästern, damit er dem Menschen sein Vertrauen auf Gottes Güte hinweg nehme, und zunichtemache, und ihn so mit solcher Geschwindigkeit zum Ungehorsam reize.

b Mitnichten: Das ist: Ihr habt euch vor dem Tode nicht zu fürchten, und weil ich (spricht der Satan, als ein schlauer Lügner) euch Menschen sehr wohl gewogen bin, will ich euch unverhohlen sagen, wie die Sachen beschaffen sind. Es geschieht gar nicht zu eurem Nutzen, oder euch zum Besten, dass euch Gott diese Frucht verboten hat, als ob er für euer Leben und eure Wohlfahrt so große Fürsorge trüge: Sondern er tut es aus lauter Neid und Missgunst, weil er fürchtet, es möchte ihm sein großes Ansehen schmälern, und daran etwas abgehen, wenn ihr ihm gleich würdet.

5. sondern Gott weiß, dass, welches Tages ihr davon esst, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.

a Aufgetan: Dass ihr, nämlich, vielmehr wissen und verstehen werdet, als zuvor.

b Wissen was: Solche Weisheit, Herrlichkeit und Glückseligkeit, hat Gott bis daher euch mitteilen wollen. Durch diese listige und recht teuflische Lästerung ist der Eva alles Vertrauen zu Gott, samt der Liebe und Furcht Gottes entfallen. (Warum aber Gott zugelassen hat, dass der Mensch von dem Satan versucht und überwunden wurde, steht uns nicht zu vor witzigerweise zu erforschen und auszugründen. Aber im anderen zukünftigen Leben werden wir es erfahren.)

6. Und das Weib schaute an, dass von dem Baum gut zu essen wäre und lieblich anzusehen, dass es ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte, und nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon, und er aß.

a Klug machte: Das ist: Er war auch deshalb sehr anmutig, weil er die Leute, nach der Schlange Rede, verständiger und klüger machte. Darum sie nicht bedachte, sich von der Frucht desselben Baumes länger zu enthalten.

b Gab ihrem Mann: Der sich von dem Weib überreden und auch verführen ließ. (Was es aber mit der Sünde unserer ersten Eltern für eine Gestalt hat, nämlich, dass es der Ungehorsam gegen Gott war, und wie es damit beschaffen, lehrt uns Paulus in {Röm 5}. Da er spricht: Durch eines Menschen Ungehorsam sind viel Sünder geworden. Dieser Ungehorsam, auch in einer geringen Sache, hat die ewige Verdammnis verschuldet. Denn der Prophet Samuel spricht zum Saul {1Sam 15}. Gehorsam ist besser, denn Opfer. Darum, wenn wir vom Teufel zur Sünde gereizt werden, so sollen wir nicht betrachten, wie groß oder hochwichtig die Sache sei, welche uns Gott verboten hat: Sondern wie groß und hoch der angesehen und zu halten sei, welcher den Gehorsam bei Strafe der ewigen Verdammnis von uns erfordert.)

7. Da wurden ihrer beiden Augen aufgetan und wurden gewahr, dass sie nackend waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schürzen.

a Da wurden: Nachdem unsere ersten Eltern das Gebot Gottes übertreten hatten, fängt ihr Elend an, dass sie durch die Sünde verursachten, zu empfinden.

b Aufgetan: Das ist: Sie haben bald gemerkt, dass sie den Heiligen Geist verloren und das Ebenbild Gottes verscherzt hatten, und an dessen statt des Satans Ebenbild, nämlich der Sünden Wust und Unflat bekamen, daher sie einander nicht mehr ohne große Scham und Schande, nackt ansehen konnten. Denn dass sich einer schämen muss, ist eine Frucht und Strafe der Sünden.

c Schürzen: Damit sie ihre Scham bedeckten, welche zuvor in des Menschen Unschuld nicht unehrbar war. (Gleichwie aber unsere ersten Eltern ihre Scham mit Feigenblättern zugedeckt: Also meinen die Heuchler, dass sie ihre Sünde vor dem Angesicht Gottes, mit äußerlichen guten Werken zudecken wollen; das ist aber vergebens. Denn Christus allein, wenn er in der Taufe durch den Glauben angezogen wird, ist das Kleid, welches den Unflat unserer Sünden vor Gott zudeckt {Gal 3}. Daneben sollen wir den Leib ehrlich bedecken, und sollen uns die Kleider der Unschuld erinnern, was wir verloren haben.) Also, und auf diese Weise ist das menschliche Geschlecht in die Sünde geraten, indem, dass unsere ersten Eltern vom Teufel sich haben betrügen und verführen lassen, wie gemeldet. Folgt später, wie Adam und Eva von Gott vor Gericht gestellt wurden.

8. Und sie hörten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des Herrn unter die Bäume im Garten.

a Herrn: Nämlich des Sohnes Gottes.

b Ging: In menschlicher Gestalt.

c Kühl: Das ist: Da am selben hellen Tage, sie aus einem Sausen eines vorgehenden Windes merkten, dass der Herr käme, da werden sie alsbald von einem rauschenden Blatt gejagt, weil sie sich besorgten, Gott würde sie auf frischer Tat zur Strafe ziehen, darum sie Schlupfwinkel suchten.

d Bäume: Da sie am dichtesten standen. (Denn ein Sünder kann von wegen seines bösen Gewissens nichts anderes tun, als dass er vor Gott flieht, und kann keineswegs, vor geschehener Aussöhnung, vor Gott bestehen: Da er doch vielmehr zu dem barmherzigen und gütigen Gott seine Zuflucht haben sollte, dessen Hand er ohne das, wie sehr er es auch begehrt, nicht entgehen kann.)

9. Und Gott, der Herr, rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?

a Rief: Damit er ihn zuvor verhörte, ehe er das Urteil über ihn fällte. (Denn Gott will nicht, dass wir, es sei gleich in unsern eigenen Geschäften oder vor einem öffentlichen Gericht, einen Menschen in der Eile unverhört verdammen.)

b Wo bist du: Als wollte er sagen: Du wirst mir nicht so leicht entgehen, wie du wohl meinst: Komm daher zu mir.

10. Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich, denn ich bin nackend; darum versteckte ich mich.

a Ich hörte: Adam bringt hier eine liederliche Entschuldigung vor, die dazu auch nicht wahr noch recht war. Denn vor der begangenen Sünde war er niemals, weder vor der Stimme Gottes, noch von wegen seiner Blöße, und dass er nackt gewesen, geflohen. (Also geht es, wenn ein sündiger Mensch sich selbst überlassen ist, so häuft er eine Sünde über die andere und sucht einen falschen Schein, den er vorwenden möchte, da er doch vielmehr seine Sünde Gott bekennen sollte, und zu seiner Barmherzigkeit Zuflucht haben, denn dergestalt würde ihm und seinen Sachen viel eher geholfen.)

b Fürchtete mich: Dass ich mich sollte vor dir sehen lassen.

11. Und er sprach: Wer hat dir es gesagt, dass du nackend bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?

a Er sprach: Mit Vorwurf und Überzeugung einer öffentlichen Lüge, die Adam gesagt hatte.

b Wer hat: Es wird gewisslich eine andere Ursache sein, warum du geflohen bist?

c Hast du nicht: Ist darum weder meine Stimme noch deine Blöße an deiner Flucht schuldig, sondern die Übertretung meines Gebotes und dein böses Gewissen machen dich so zaghaft.

12. Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß.

a Sprach: Wie er die Tat nicht länger verbergen konnte.

b Das Weib: Er will noch nicht recht bekennen, dass er gesündigt habe, sondern legt die Schuld auf das Weib, ungeachtet, wie es ihr darüber ergehen würde. Beschuldigt daneben etlichermaßen unsern Herrn Gott selbst, der ihm ein solches Weib gegeben habe. (Ist also durch die einige Sünde des Menschen Natur bereits dermaßen verdorben, dass er unseres Herrn Gottes nicht mehr achtet, noch seinen Nächsten liebt.)

13. Da sprach Gott, der Herr, zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich also, dass ich aß.

a Die Schlange: Die Eva will mit der Sprache auch nicht recht heraus, noch ihre Sünde bekennen und schiebt die Schuld von sich, auf die Schlange, da sie doch selber schuldig war. Es ist aber kein Zweifel, unsere ersten Eltern sind damals in den gröbsten Ängsten und Nöten gewesen und sind in große Schrecken des Herzens gewesen, mehr denn ein Dieb oder Mörder, der vor Gericht gestellt, und der das Urteil zum Tod erwarten soll.

14. Da sprach Gott, der Herr, zu der Schlange: Weil du solches getan hast, seist du verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauch sollst du gehen und Erde essen dein Leben lang.

a Weil du) Obwohl der Eva Sünde, mit ihrer gesuchten Ausrede, sich nicht konnte entschuldigen: Jedoch, so zürnt Gott zu Recht zuerst über die Schlange, dass sie sich zu des Teufels Werkzeug gebrauchen lässt, den Menschen zu verführen und ins Verderben zu bringen.

b Tieren: Das ist: Du sollst immer vor Gott und den Menschen ein Scheusal und Fluch sein.

c Bauch: Da du zuvor aufrecht gegangen bist.

d Erde: Denn du bist keiner besseren Speise wert.

15. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.

a Feindschaft: Hier redet Gott nicht mehr mit der natürlichen Schlange, sondern mit der alten Schlange, nämlich, mit dem Teufel, welcher in die natürliche Schlange gefahren war, als wollte er sagen: Es wird eine große unaufhörliche Feindschaft sein zwischen dem Teufel und dem Weibe und noch eine viel größere zwischen beiden Geschlechtern und Nachkommen. (Es sind aber des Teufels Kinder und Gottes Feinde alle Ungläubigen und Gottlosen {Joh 8 , 1Joh 5}. Unter denen der Antichrist der Oberste ist. Der Same aber, oder Sohn des Weibes, ist Christus, welcher eigentlich hier des Weibes Same genannt wird, weil er aus keinem männlichen Samen, sondern von dem Heiligen Geiste empfangen und aus einer Jungfrau geboren wurde {Esra 9}. Darum wird zwischen Christo und dem Antichristen wie auch zwischen den Christen und des Antichristen Glieder niemals ein rechtschaffener Friede in der Kirche sein, obgleich sie im weltlichen Regiment eine Zeit lang untereinander im Frieden leben.)

b Kopf: Das ist: Er soll dich wiederum zugrunde richten und dein Reich zerstören. (Dies ist erfüllt, als Christus mit seinem Leiden und Sterben für die Sünde gebüßt und bezahlt, den Tod überwunden, die Hölle den Gläubigen zerstört hat und dem Teufel seine Gewalt genommen, die er über das ganze menschliche Geschlecht hatte. Welches Sieges mit ihm teilhaftig sind und zugleich zu Überwindern gemacht werden, der Sünde, des Todes, der Hölle, und des Teufels, alle, die da wahrhaftig an Christus glauben. Und ist dies die erste evangelische Predigt gewesen, dadurch Adam und Eva nach der Erkenntnis ihrer Sünden wiederum sind aufgerichtet und erquickt wurden, damit sie nicht verzagen, welche Verheißung von Christo unsere ersten Eltern auf ihre Nachkommen fortgepflanzt haben, die gleichfalls allein durch den Glauben an diesen Heiland sind erhalten und selig geworden. Ist darum dies die älteste Religion und Lehre, der alle anderen weichen und Platz geben sollen, und kann keiner (niemand ausgenommen) durch einen anderen Glauben kann selig werden, denn durch diesen Glauben an Christus allein.)

c Fersen stechen: Jetzt verkündigte auch Gott zuvor, was sich der Teufel unterstehen werde, wider Christus und seine Glieder, die gläubigen, will so viel sagen: Du Satan wirst Christus in seiner Menschheit wiederum verfolgen und ihn ans Kreuz bringen, dazu auch seine Glieder, die gläubige Christen plagen. Doch kannst du ihnen nichts weiter, als nur zeitliche und vergängliche Dinge und Güter, und zwar so viel dir von Gott zugelassen wird, nehmen, als da sind, das zeitliche Leben, zeitliche Güter und Würdigkeiten. (Darum sollen wir uns auf Verfolgung gefasst machen, und solche mit Geduld überwinden.)

16. Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Wille soll deinem Mann unterworfen sein, und er soll dein Herr sein.

a Und zum: Nach dem Gott unsere ersten Eltern bekehrt und wiederum zu Gnaden aufgenommen hat, fängt er auch an, ihnen vom Kreuz zu predigen und zeitliche Strafen aufzulegen. (Denn das ist seine Weise, nachdem er die Sünde vergeben, dass er mit seiner väterlichen Züchtigung nichtsdestoweniger uns heimsucht, damit wir uns der begangenen Sünde desto öfter erinnern, und in der Demut verharren: Danach, dass unser Fleisch desto leichter im Zaum gehalten werde, und andere durch die Beispiele der Strafen von Sünden abgeschreckt werden: Und dann endlich, dass wir desto fleißiger nach dem ewigen Leben trachten.)

b Schmerzen: Das ist: Ich will dir viel Schmerzen auflegen, die du wirst müssen leiden: Von denen auch die ledigen oder unfruchtbaren Frauen nicht befreit sind, als die monatlichen Krankheiten und dergleichen. Und wenn du von dem Manne empfangen hast, so werden viel andere Unfälle und Gebrechen mit zuschlagen, als Kopfweh, Schwindel, Widerwillen usw. Und in der Geburt wirst du große Schmerzen leiden, dazu mit Gefahr deines Lebens. Danach wirst du auch viel Mühe haben und allerhand widerwärtige Zustände erfahren, in der Auferziehung der Kinder. (Doch werden die Weiber unter solchem Kreuz selig, wenn sie in der wahren Gottseligkeit verharren {2Tim 2}:

c Dein Wille: Dies ist die andere Strafe des Weibes, dass sie unter des Mannes Gewalt und Herrschaft sein soll. (Denn obwohl der Mann, auch vor dem Fall etlichermaßen ein größeres Ansehen hatte, und wenn er in der Unschuld geblieben, behalten hätte: So wäre das Weib doch nicht dermaßen dem Manne untergeben gewesen, wie sie es jetzt sein soll, wo sie sich anders nicht will, dem Gebote Gottes mutwilliger und freventlicherweise widersetzen. Jedoch sollen die Männer hingegen solcher ihrer Herrschaft nicht missbrauchen und keine Tyranneien daraus machen.)

17. Und zu Adam sprach er: Dieweil du hast gehorcht der Stimme deines Weibes und gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen; verflucht sei der Acker um deinetwillen; mit Kummer sollst du dich drauf nähren dein Leben lang.

a Adam: Jetzt folgt auch des Mannes Strafe.

b Gehorcht: Und ihr eher, als mir gefolgt bist.

c Verflucht: Das ist: Dieweil du ein Sünder bist, so soll die Erde künftig nicht mehr so fruchtbar sein, sondern rau und wild werden um deinetwillen.

d Kummer: Das ist: Du sollst dir deine, und der deinen Nahrung aus der Erde mit großer Mühe und schwerer Arbeit zuwege bringen.

18. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde essen.

a Dornen und Disteln: Das ist: Anstatt der besten Früchte soll dir die Erde viel untaugliches oder auch schädliches Unkraut hervorbringen, und soll dir deine Arbeit übel belohnt werden. (Sind darum die Dornen und Disteln und allerlei Unkraut auf den Äckern nichts anderes denn Strafen Gottes, welche uns unserer begangenen Sünde erinnern und zur Buße ermahnen.)

b Kraut: Das ist: Du musst mit einem schlechten Kohl oder Kraut vorliebnehmen, und dich damit begnügen lassen, wenngleich sein Geschmack dir nicht so anmutig ist als die herrlichen, süßen und wohlschmeckenden Früchte des Paradieses.

19. Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.

a Schweiß: Das ist: Du sollst viel Mühe und Arbeit haben, bis du dir deine Nahrung erwirbst und wenn du etwas hast zuwege gebracht, so sollst du es doch nicht mit guter Muße genießen, und soll dir keine Liebe dazu geschehen. (Es hat aber hier nicht die Meinung, dass jedermann mit der Hand arbeiten müsse. Denn die Verrichtungen im Kirchenamt und weltlichen Regiment gebrauchen auch viel Mühe und Arbeit und treiben manchem den Schweiß aus.)

b Bist Erde: Das ist: Du bist aus Erde gemacht. (Es liegen aber alle vorerzählten Strafen noch auf dem ganzen menschlichen Geschlecht. Denn die Sünde unserer ersten Eltern ist so auf uns geerbt, dass unsere verdorbene Natur von ihr selbst nichts als sündigen kann. Und wenngleich wir wiedergeboren sind, so wird doch diese böse Art und Natur in uns nicht völlig gereinigt und ausgefegt, dass auch die wiedergeborenen Christen oftmals in schwere Sünden fallen. Darum haben wir uns in diesem Leben keiner beständigen Glückseligkeit zu trösten, bis wir wiederum zu Staub und Erde werden und zur ewigen Seligkeit auferstehen.)

20. Und Adam hieß sein Weib Eva, darum dass sie eine Mutter ist aller Lebendigen.

a Und Adam: Obwohl Adam so viel sah und empfand, dass ihn sein Weib überredet, und solch großes Unglück, wie wir bisher gehört, verursacht hatte, so hat er sie doch darum nicht darum härter gehalten, noch ihr etwas aufgedrückt und vorgeworfen: Sondern weil er von dem Heiligen Geist erneuert und wiedergeboren wurde durch den Glauben, hat er sich freundlich zu ihr gehalten, sie geliebt, und friedlich mit ihr gelebt.

b Lebendigen: Denn das Wörtlein Eva kommt im Hebräischen her vom Leben. Weil Adam, da er den Heiligen Geist wieder empfangen hatte, wusste, dass das menschliche Geschlecht nicht ausgerottet und vertilgt, sondern durch die Eva fortgepflanzt wird, und dass endlich der Erlöser sollte geboren werden, der das rechte und ewige Leben wiederbrächte, darum nennt er sein Weib mit einem solchen lieblichen und holdseligen Namen.

21. Und Gott, der Herr, machte Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen und zog sie ihnen an,

a Röcke: Damit sie sich ehrlich bedecken konnten und vor dem Unwetter und kalter Luft sich bewahren, und dass sie mit diesem Zeichen als einem Denkmal ihren Glauben von der Güte Gottes und Vergebung der Sünden stärkten. (Es will aber Gott mit dieser seiner Gelindigkeit und Güte zu verstehen geben, dass er auch nach dem Fall für das menschliche Geschlecht sorgt, nicht das ihm die verdorbene Natur so wohlgefalle, sondern weil er sein Geschöpf liebt. Es soll aber in der Christen Kleidung allerlei Üppigkeit und Überfluss, so viel immer möglich ist, unterbleiben.)

22. Und Gott, der Herr, sprach: Siehe, Adam ist geworden als unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewig:

Und Gott: Obwohl Gott nicht wollte, dass Adam und Eva des ewigen Todes sterben sollten, dennoch, weil das Urteil ergangen war, dass sie sollten leibliche Trübsal haben und dem zeitlichen Tode unterworfen sind, haben sie nicht im Paradies, als in einem schönen Lustgarten, bleiben können. Darum geht die ganze Heilige Dreifaltigkeit hierüber zu Rat.

Unsereiner: Hier soll man wieder das Geheimnis der Heilige Dreifaltigkeit in Achthaben.

Was gut: Das ist: Wie hat er es sowohl getroffen, in dem er Gott wollte gleich sein, danach er mit seinem Ungehorsam gestrebt hat, da er mit seinem großen Schaden und Nachteil erfahren hat und erkennen lernen, das Gute, welches er verloren, und das Böse, darin er geraten war, welches doch seine eigene Schuld ist. Es will aber damit unser Herr Gott nicht des armen und elenden Adams spotten, sondern erinnert ihn seines Unfalls, und dass er sich künftig vor Sünden desto fleißiger hüten soll.

Breche auch: Wie er kurz zuvor getan hat, da er von dem Baum der Erkenntnis Gutes und Böses gegessen hat.

Lebens: Welche Frucht den Menschen bei stetiger Gesundheit und Wohlfahrt erhalten könnte.

Lebe ewig: Solches, will er sagen, muss man verhüten, dass es nicht geschehe, denn der Mensch muss sterben.

23. da ließ ihn Gott, der Herr, aus dem Garten Eden, dass er das Feld baute, davon er genommen ist,

Genommen: Denn Adam ist außerhalb des Paradieses erschaffen worden.

24. und trieb Adam aus und lagerte vor den Garten Eden den Cherub mit einem bloßen hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens.

Adam) Mit seinem Weibe Eva.

b Cherubim) Cherubim heißen die Engel, welche man meint, dass sie auf Hebräisch also genannt werden, weil sie in der Gestalt eines schönen Jünglings sich haben sehen lassen.

c Schwert: Das ist: Es erschien denen, die zu dem Garten sich nahen wollten, ein heller Glanz wie ein scharfes schneidendes Schwert in der Hand des Engels, und wurde immer hin und wieder bewegt, dadurch der anschauenden Augen, wie von einem Blitz umleuchtet und geschreckt wurden, und währte solches bis zur Zeit der Sündflut.

d Bewahren) Also, dass keiner sich auf den Weg wagen durfte, der in das Paradies zum Baum des Lebens führte. (Darum müssen wir außerhalb des Paradieses, so in der Sündflut ganz und gar unterging, auf dieser Welt in Jammer und Elend unser Leben zubringen. Das wir aber im Glauben bis ans Ende beharren, so wird uns Christus in das ewige und himmlische Paradies aufnehmen.)


Das 4. Kapitel


1. Adam zeugt Kain und Abel. 2. Diese beiden Söhne Opfern. 3. Der gottlose Kain bringt den frommen Abel um, verzweifelt danach und zieht ins Elend. Baut eine Stadt und zeugt Kinder. 4. Aus dessen Geschlecht ist hergekommen Lamech, der zuerst zwei Weiber genommen und der Totschläger geworden ist. 5. Er hat die ersten Künstler und Singmeister gezeugt. 6. Adam zeugt den frommen Set.

1. Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie wurde schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe den Mann, den Herrn.

a Erkannte: Das ist: Er ist mit ihr beigelegen.

b Kain: Ihren erstgeborenen Sohn.

c Herrn: Das Wörtlein Herr ist hier und an anderen Orte mehr, da es in der Schrift mit großen Buchstaben steht, ein besonderer Name, der im Hebräischen alle in Gott, und keiner Kreatur zugeeignet wird. Denn Eva meinte nichts anderes, sie hätte bereits den verheißenen Samen geboren, welcher der Welt Heiland sein sollte, an dem sie sonst in dem Fall recht daran war, dass sie glaubte, er würde nicht allein ein Mensch, sondern auch Gott sein.

2. Und sie fuhr fort und gebar Abel, seinen Bruder. Und Abel war ein Schäfer, Kain aber war ein Ackermann.

a Abel: Heißt auf Deutsch so viel wie nichts: Kain aber heißt eine Besitzung. Ist darum Abel von seinen Eltern nicht hoch geachtet worden, gegen Kain, dem Erstgeborenen, welchen sie für einen edlen Schatz gehalten hat: Und weil sie gehofft, er würde der Welt Heiland sein, haben sie ihn so viel zärtlicher auferzogen, und herzlicher geliebt. (Aber die demütigen und unachtsamen Gläubigen in der Welt (als Abel war) sind Gott viel angenehmer, als die Stolzen und die hoch angesehen sind unter den Leuten, welche er verwirft, solange sie sich nicht vor Gott von Herzen demütigen. Und hat die allzu große Vorsorge unserer ersten Eltern, die sie gegen dem Kain gebrauchten, denselben nur desto ärger gemacht, wie noch heutigentags geschieht, wo die Eltern ihren Kindern zu viel übersehen.)

b Ackermann: Denn dem Ackerbau obliegen, ist allewege als ein besserer und edlerer Stand geachtet worden, als mit der Viehzucht umgehen: Wie sonderlich bei den Römern zu sehen ist, da auch die vortrefflichsten und berühmtesten Männer sich des Ackerbaus nicht geschämt haben. Darum ist dem Kain, als dem Vornehmsten, der Ackerbau übergeben worden, aber Abel, als der Geringere, hat müssen ein Hirte werden und das Vieh hüten.

3. Es begab sich aber nach etlichen Tagen, dass Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes,

a Tagen: Das ist: Nachdem etliche Jahre vergangen waren.

b Opfer: (Denn die Altväter bestätigten aus besonderem Befehl und besonderer Offenbarung Gottes, ihren Glauben von dem zukünftigen Samen Christo mit Opfern, weil derselbe sich selbst aufopfern sollte für die Sünde der ganzen Welt.) Darum tut Kain Gott ein Opfer von den Früchten des Feldes, oder vom Getreide.

c Früchten: (Solche Opfer deutete Christus, welcher das Brot Gottes ist vom Himmel, und gibt der Welt das Leben.)

4. und Abel brachte auch von den Erstlingen seiner Herde und von ihren Fetten. Und der Herr sah gnädiglich an Abel und seine Opfer;

a Herde: (Die Schlachtung des Viehs bezeichnete die Vergießung des Bluts Christi, der Welt Sünde damit zu versöhnen.)

b Gnädiglich: Das ist: Gott hat durch eine besondere Anzeigung zu verstehen gegeben, dass des Abels Opfer ihm angenehm wäre. Und ist vielleicht das Feuer vom Himmel gefallen, welches das Opfer verzehrt hat, wie denn mehrmals geschehen ist, da Gott anzeigen wollte, dass ihm sein Opfer gefalle, als {3Mos 9 , 2Chr 7 , 1Kön 18}. (Es ist aber des Abels Opfer Gott angenehm gewesen, nicht, dass das Opfer für sich selbst besser und köstlicher gewesen wäre als des Kains, sondern weil Abel einen rechten Glauben hatte an den Sohn Gottes, den verheißenen Samen, wie solches der Apostel zum Hebräer am 11. Kapitel ausdrücklich bezeugt {Hebr 11}, welchen Glauben Kain nicht hatte, weil er sich selber fälschlich im Argwohn hatte, dass er der Welt Heiland wäre. Und sieht Gott zuerst die Person, danach das Werk an: Das ist: Er lässt sich zuvor die Person gefallen, ehe er das Werk annehme. Denn wenn die Person durch den Glauben gerechtfertigt ist, so gefallen derselben Werke Gott auch. Ist aber die Person ungläubig und gottlos, so können ihre Werke Gott auch nicht angenehm sein.)

5. aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädiglich an. Da ergrimmte Kain sehr, und seine Gebärde verstellte sich.

a Kain: Als einen Glaublosen.

b Nicht gnädiglich: Das ist: Des Kains Person gefiel Gott nicht, darum achtet er auch seines Opfers nicht, welches Kain durch eine besondere Anzeigung wohl merken konnte, davon zuvor auch gesagt ist. (Es ist aber Kain ein Glied oder vielmehr Vorgänger gewesen der antichristlichen Kirchen, dem Gott feind war, und er dennoch opfert, ja auch von den Eltern ein Zeit lang dem Abel vorgezogen war, und wollte für das Haupt der wahren Kirchen angesehen sein, da er doch kein Glied derselben war: Also gebraucht sich die antichristliche Kirche allewege des Titels der wahren Kirche, aber fälschlich, wie Kain, da sie doch Gott hasst und verworfen hat.)

c Ergrimmte: Denn er fürchtete sich, dass vielleicht Abel zukünftig vor ihm von den Eltern vorgezogen würde, wie er sah, dass Gott denselben ihm bereits vorgezogen hatte, und besorgte sich, dass er nicht allein seine Ehre verlieren, sondern auch die Herrschaft der Welt verlieren müsste, welche er schon meinte, dass sie ihm zustünde, und von Rechts wegen gebührte. Darum nimmt er sich vor, seinen Bruder zu erwürgen. (Das sind der Gottlosen und Heuchler Gedanken wider die wahre Kirche, damit sie umgehen, indem sie danach trachten, wie sie ihre Würde und Hoheit erhalten mögen, und damit sie ihre Gewalt und mit ihr Hab und Güter nicht verlieren: Aber der Verlust der zeitlichen Güter lässt sich durch kein Bubenstück oder Übeltat leicht abwenden.)

d Verstellt sich: Das ist: Er sah sauer aus und hing den Kopf, stellte sich zornig und ungebärdig, wie die zu tun pflegen, welche etwas Böses im Sinn haben.

6. Da sprach der Herr zu Kain: Warum ergrimmst du, und warum verstellt sich deine Gebärde?

7. Ist es nicht also? Wenn du fromm bist, so bist du angenehm; bist du aber nicht fromm, so ruht die Sünde vor der Tür. Aber lass du ihr nicht ihren Willen, sondern herrsche über sie.

a Fromm bist: Das ist: Wirst du Buße tun, und an den verheißenen Weibes Samen (Christus) glauben, so werden dir deine Sünde verziehen werden, und wirst mit deinem Opfer Gott gefallen. Wirst du aber unbußfertig und ohne Glauben bleiben und fortfahren, Böses zu tun, so wird zwar deine Sünde eine Zeit lang, wie ein Tier, das eingeschlafen ist, ruhig und still sein. Das ist: Du wirst es in deinem Gewissen nicht bald am Anfang empfinden, wie groß die Sünde ist. Weil sie aber vor der Tür und also an einen öffentlichen gangbaren Ort liegt, wird sie nicht immer ruhen, sondern endlich aufwachen, dir nach der Gurgel greifen, und dich in Verzweiflung stürzen wollen. Darum widerstehe dem Hass und Neid, den du wider deinen Bruder trägst, damit die Sünde dich nicht überwinde, und du darin durch Verzweiflung verdirbst. (Daraus sehen und lernen wir, wenn wir wahrhaftig Busse tun, dass wir, um Christi Willen, einen gnädigen Gott haben werden: Verachten wir aber die Buße, so werden wir endlich darüber zugrunde gehen, obgleich es sich mit der Strafe lange verzieht.)

8. Da redete Kain mit seinem Bruder Abel. Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot.

a Redete: Das ist: Er hat ihm freundlich zugesprochen und den Hass oder Groll verborgen, bis er seine Gelegenheit sah, da er ihm beikommen und schaden könnte. Denn sonst, wenn Abel wenigsten etwas davon gemerkt hätte, was Kain im Sinn hatte, ihn zu erwürgen, hätte er entweder bei den Eltern sich beklagt, und begehrt den Kain dahin zu halten, dass er vor ihm möchte sicher sein. Oder es hätte sich Abel vor ihm gehütet und bei Zeit an einen anderen Ort davongemacht, damit er ihm aus den Augen komme. Aber weil Kain sich so freundlich gegen ihm erzeigt, meint er, die Sache sei allerdings richtig und keine Gefahr mehr vorhanden. (Und ist hier Kain eine Figur und Vorbild aller Heuchler und Meuchelmörder, die unter dem Schein der Freundschaft einen ums Leben bringen. Denn die Heuchler stellen sich dann am allerfreundlichsten, wenn sie den Unschuldigen mit List nachtrachten. Daneben sieht man auch hier, dass die Bußpredigten nicht in aller Menschen Herzen haften, noch stattfinden, sonderlich bei denen, die in einem verkehrten Sinn gegeben sind.)

b Bruder: Der ohne Zweifel Gott kläglich um Hilfe angerufen hat, und den Kain zum höchsten und mit Flehen wird gebeten haben, dass er seine Hände nicht beflecken sollte mit seines Bruders Blut. Aber Kain hat sich zu keinem Mitleiden wollen bewegen lassen. (Also ist die antichristliche Kirche, deren Vorgänger Kain gewesen, alle Wege blutdürstig, und stellt sich grausam wider die rechte Kirche, obwohl sie eine Zeit lang ihr blutgieriges Gemüt verbirgt. Aber doch sind darum die frommen und gottseligen Christen nicht von Gott verlassen, obgleich sie von den Tyrannen erwürgt und hingerichtet werden, oder sonst umkommen, denn sie gehen durch den Tod zu dem rechten und ewigen Leben ein. Danach ist Abel auch ein Vorbild gewesen des gekreuzigten Christi, der von seinen eigenen Brüdern nach dem Fleisch, den Juden, getötet wurde: Es hat aber dieser Mord bei den Eltern ein großes Herzeleid verursacht, sonderlich, weil sie dadurch ihres Falles ohne allen Zweifel sich erinnerten, den sie im Paradies begangen hatten, und im Gedächtnis desselben in ihnen wiederum gleichsam ist erneuert worden. Denn sie wohl verstanden, dass dies eine Frucht ihrer Übertretung sei. Aber doch überwinden sie das alles durch den Glauben, dass sie nicht verzagen. (Wir haben daraus zu lernen, wenn wir ungeratene Kinder haben, wie Kain gewesen, oder sonst finden, dass wir zu einem großen Übel Ursache und Anleitung gegeben haben, dass wir darum nicht verzagen sollen, sondern mit bußfertigen Herzen durch den Glauben bei der Güte und Gnade Gottes unsere Zuflucht suchen, und Gott bitten, dass er uns in der Anfechtung und Trübsal erhalte, damit wir nicht versinken.)

9. Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein?

a Wo ist: (Denn die Richter sollen ein Urteil nicht zu schnell sprechen, ehe sie die Sache recht erkundigen.)

b Soll ich: Also sicher ist er, dass er seine Sünde nicht allein nicht bekennt, viel weniger um Verzeihung bittet, sondern fängt mit unserem Herrn Gott einen Hader an, und sagt: Er sei nicht darauf bestellt, dass er müsse drauf achten, wo sein Bruder hingehe oder was er tue. Indem er aber denkt, wir er Ausreden findet und nicht an eine Entschuldigung denkt, beschuldigt er sich so am allermeisten, weil er bekennt, dass er alle Bruderliebe und Treue vergisst, und dieselbe in den Wind schlägt, obwohl er solches mit großer Sicherheit meinte zu vermeiden. Aber aus derselben Sicherheit ist endlich eine Verzweiflung geworden. (Darum, wenn wir gesündigt haben, sollen wir nicht sicher sein, sondern ernstliche Busse tun.)

10. Er aber sprach: Was hast du getan? Die Stimme deines Bruders Bluts schreit zu mir von der Erde.

a Stimme: Als wollte er sagen: Du meinst zwar, du hast deinen Bruder aus der Welt weg und dir aus dem Wege geräumt, und sei niemand, der solche Übeltat wisse oder rächen werde. Aber du fehlst weit, das Blut deines gerechten und frommen Bruders, den du unmenschlicherweise ermordet hast, das begehrt und schreit nach Rache. Es wird aber als Gleichnis geredet, dass des Abels vergossenes unschuldiges Blut sich hören lasse und zu Gott schreie, und sich beklage über die große Unbilligkeit, die ihm zugefügt wurden. (Und wird damit zu verstehen gegeben, dass Gott auch die allerheimlichsten Bubenstücke und besonders der Totschlag nicht verborgen sei und dass er denen, die unrechterweise unterdrückt werden, gerechte Sache nicht aus der acht lassen, sondern endlich mit schrecklichen Strafen räche.)

11. Und nun verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen.

a Verflucht: Als wollte er sprechen: Ich beraube dich jetzt des Rechtes deiner ersten Geburt, welches er beides hatte, die Herrschaft und das Priestertum und verkündige dir die Strafen: Du wirst nicht allein hier auf der Erde zeitliches Unglück haben, sondern auch, da du nicht Buße tust, ewig verdammt werden. Denn das alles begreift die göttliche Verfluchung in sich.

b Maul: Mit diesen Worten will unser Herr Gott den Totschlag besser aufwerten, und heraus streichen, wie es so eine gräuliche Sünde und schreckliche Tat sei. Denn wenn die Erde etlichermaßen grausam und ungeheuer ist, welche gleich als mit offenem Maul das vergossene unschuldige Blut in sich verschluckt, wie viel ist der ein grausamer Unmensch, der das menschliche Blut vergießt?

12. Wenn du den Acker bauen wirst, soll er dir weiter sein Vermögen nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erde.

a Acker: Das ist: Der Acker wird künftig dir nicht so reichlich tragen, und Frucht bringen, als vor dem begangenen Totschlag geschah. (Denn um der Menschen Sünde willen wird die Erde je länger je mehr ungestaltet und unfruchtbar.)

b Unstet: Das ist: Du sollst ins Elend vertrieben werden, und weil dich dein Gewissen drückt, wirst du nirgends sicher sein. (Dies ist der Totschläger zeitliche und leibliche Strafe, dass sie an keinem Ort sicher sind, zu wohnen, bis sie bei der Obrigkeit wieder ausgesöhnt werden, und wenn sie ausgesöhnt sind, so fürchten sie sich dennoch auf allen Seiten.)

13. Kain aber sprach zu dem Herrn: Meine Sünde ist größer, denn dass sie mir vergeben werden möge.

a Ist größer: Dies sind Worte eines verzagten Menschen, der an Gottes Gnade und Barmherzigkeit verzweifelt. (Denn wenn die sicheren und verkehrten Herzen zu der Zeit, da es ihnen noch wohl und nach ihrem Wunsch geht, die tröstlichen Zusagungen und Verheißungen des Evangeliums nicht achten noch betrachten, so müssen sie später, wenn sich der Zorn Gottes in ihrem Gewissen regt, derselben beraubt sein und in Verzweiflung versinken.)

14. Siehe, du treibst mich heute aus dem Lande und muss mich vor deinem Angesicht verbergen und muss unstet und flüchtig sein auf Erde. So wird mir es gehen, dass mich totschlage, wer mich findet.

a Aus dem Lande: Das ist: Du verjagst mich ins Elend, das ich bei meinen Eltern nicht mehr bleiben darf.

b Verbergen: Das ist: Von wegen meines bösen Gewissens darf ich mich an den Örtern nicht mehr sehen lassen, da du deine Gegenwart und deinen gnädigen Willen durch besondere Zeichen und Anleitungen zu erkennen gibst, nämlich, da der rechte wahre Gottesdienst im Schwange geht, darum werde ich aus der Kirche verbannt und aus dem Lande verstoßen werden.

c Unstet: Das ist: Du schickst mich ins Elend, und bestimmst mir doch keinen gewissen Ort, ziehst also die Hand ganz von mir ab und willst dich meiner nicht mehr annehmen, sondern lässt mich vogelfrei.

d Wer mich findet: Denn es hat Kain Schwestern und vielleicht auch Brüder gehabt, dazu in großer Anzahl, deren Namen doch nicht gesetzt werden, weil die Schrift im folgenden 5. Kapitel bezeugt, dass Adam neben dem Kain, Abel und Seth mehr Kinder gezeugt haben, vor welchen sich Kain fürchten musste. (Also sehen wir, in was vor großen Ängsten ein böses Gewissen steckt, damit endlich die Sünde und alles gottlose Wesen heimgesucht und gestraft wird.)

15. Aber der Herr sprach zu ihm: Nein, sondern wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden. Und der Herr machte ein Zeichen an Kain, dass ihn niemand erschlüge, wer ihn fände.

a Siebenfältig gerächt: Das ist: Aufs Ernstlichste gestraft werden. Es verspricht aber unser Herr Gott dem Kain hiermit allerdings nicht ein sicheres Geleit, und dass er sich nichts zu befürchten habe, denn er ihn nicht gesagt hat zu beschützen, sondern verheißt ihm, dass er denselben strafen wolle, der ihn umbringen werde. Doch hat er den Kain auf dieser Welt noch eine lange Zeit leben lassen, damit das menschliche Geschlecht vermehrt und ausgebreitet würde. Denn das weltliche Schwert war da zugleich noch niemand gegeben oder befohlen, dass er es ordentlicherweise hätte führen können, sondern es ist allererst nach der Sündflut das Gesetz gestellt worden, von den Totschlägern, dass man sie mit dem Tod strafen sollte, wie im 9. Kapitel dieses 1. Buches zu sehen ist. So wäre es ohne das etlichermaßen eine Ungestalt gewesen, da entweder der Vater Adam selber oder seiner Brüder einer ihn zur Strafe ziehen, und das Urteil an ihm vollstrecken sollten. Und ist kein Zweifel, es sind etliche von des Kains Nachkommen fromm gewesen und selig geworden, die sich zu Adam gehalten haben und gesehen, wie er den rechten Gott verehrt hat.

b Zeichen: Was dies für ein Zeichen gewesen ist, meldet die Schrift nirgends: Etliche meinen, er habe immer gezittert. Es sei aber gleich gewesen was es wolle, so ist er damit dermaßen gezeichnet worden, dass er deswegen bei jedermann unwert gewesen, und sich alle vor ihm, als einem Totschläger, gescheut haben.

c Niemand erschlüge: Da ihn jemand ohne Gefahr etwas antun konnte. (Denn es soll nicht ein jeder Mensch, der nicht in einem besonderen Stande der Obrigkeit dazu geordnet ist, die Übeltäter strafen.)

16. Also ging Kain von dem Angesicht des Herrn und wohnte im Lande Nod, jenseits Eden, gegen Morgen.

a Angesicht: Das ist: Er hat sich von seinen Eltern hinweg gemacht, und von der Versammlung der Kirchen, bei welcher Gott mit seiner Gnade und Wohltaten gegenwärtig war, sonderlich, wenn der Gottesdienst verrichtet wurde, abgesondert. (Denn welche von der Kirche abgesondert sind und in den Bann getan wurden, die sind von Gottes Angesicht verstoßen, bis sie Buße tun, und wieder aufgenommen werden.) Ist also Kain ins Elend davon gezogen, nicht zwar allein, sondern mit seiner Schwester, die sein Weib wurde, welches jetzt zwar abscheulich wäre, zugleich aber der Not wegen hat sein müssen, denn sonst hätte er nicht können Kinder zeugen, das doch geschehen ist, wie bald später folgen wird. Es ist aber dies alles miteinander, dem Adam und der Eva, ohne allen Zweifel ein schweres Hauskreuz gewesen, dass sie drei Kinder bald nacheinander haben müssen beraubt sein, als des einen, der jämmerlich erwürgt und umgekommen war, und der anderen zwei, Kains und seines Weibes, die ins Elend ausgestoßen und vertrieben wurden.

b Lande Nod: Das ist: In derselben Landschaft, die später also ist genannt worden, weil darin Kain, als ein Feldflüchtiger gewohnt hat. Denn Nod, ist so viel gesagt, als feldflüchtig.

c Gegen den Morgen: Das ist: Er ist von dem Ort, Eden genannt, da das Paradies stand, weggewichen und hat sich gegen dem Morgen begeben, also, dass das Paradies zwischen des Adams und Kains Wohnungen in der Mitte war.

17. Und Kain erkannte sein Weib, die wurde schwanger und gebar den Hanoch. Und er baute eine Stadt, die nannte er nach seines Sohnes Namen Hanoch.

a Erkannte: Das ist: Er ist mit ihr beigelegen.

b Hanoch: Der hat seinen Namen von der ersten Einweihung, als wollte er sagen: Gott gebe Glück zum Anfang.

c Baute: Nämlich, in der folgenden Zeit und nach etlichen Jahren. Denn Kain, der sich viel vornahm, wie er auf dieser Welt sicher und mit gutem Gemach herrlich leben könnte, als dass er sich um die himmlische Wohlfahrt zu erlangen sehr bekümmert hätte, hat zuerst, obwohl er von Gott verflucht war, eine Stadt zu bauen angefangen, aber doch sind seine Nachkommen alle miteinander in der Sündflut ersoffen und vertilgt worden. (Denn es hat vor der Welt oft das Ansehen, als wären die Gottlosen auf Erden ein Zeitlang viel glückseliger und besser gehalten, als die Frommen, aber endlich kommen sie um, und gehen zugrunde, wie die Psalmen 37. und 73. Psalmen bezeugen.)

18. Hanoch aber zeugte Irad, Irad zeugte Mahujael, Mahujael zeugte Methusael, Methusael zeugte Lamech.

a Irad: Von der Deutung dieser Namen kann man nichts Gewisses sagen, weil die Schrift keine Ursache hinzusetzt, warum sie also genannt wurde. Und ist kein Zweifel, es werde ein jeder derselben, die hier benannt werden, wiederum viel Kinder und Nachkommen gehabt haben, unter denen Lamech der Vornehmsten einer wurde.

19. Lamech aber nahm zwei Weiber; eine hieß Ada, die andere Zilla.

a Zwei Weiber: Hat darum der Gebrauch, zwei oder mehr Weiber zu haben, nicht von den heiligen Nachkommen des Seth, sondern von dem verfluchten Geschlecht des Kains seinen Anfang genommen: Welcher Weise zwar Gott später auch den heiligen Patriarchen und Erzvätern nachgesehen, aber darum keines Weges recht geheißen hat.

20. Und Ada gebar Jabal; von dem sind herkommen, die in Hütten wohnten und Vieh zogen.

a Vieh zogen: Das ist: Er ist der Erste gewesen, der sich allerdings auf die Viehzucht legte, und damit er solchem seinem Tun desto besser und unverhindert abwarten möchte, hat er die Hütten erdacht, welche man von einem Ort zum anderen, nach Gelegenheit der Weide, führen und richten könnte.

21. Und sein Bruder hieß Jubal; von dem sind hergekommen die Geiger und Pfeifer.

a Geiger: Das ist: Er hat die Musik oder Singkunst und die musikalischen Instrumente erfunden.

22. Die Zilla aber gebar auch, nämlich dem Thubalkain, den Meister in allerlei Erz und Eisenwerk. Und die Schwester des Thubalkain war Naema.

a Erz: Das ist: Er hat die Kunst hervorgebracht, wie man aus Erz und Eisen allerlei Waffen, Rüstungen, und Werkzeuge schneiden und nützlich gebrauchen könnte. (Es sind aber die Handwerke und Künste, Gaben des Heiligen Geistes, welche er auch oftmals den Gottlosen reichlich mitteilt, deren sich doch dieselben oft missbrauchen und Gott wenig Dank darum sagen.

b Naema: Welche, nach etlicher Meinung, das Spinnen und Weben sollen erdacht haben.

23. Und Lamech sprach zu seinen Weibern, Ada und Zilla: Ihr Weiber Lamechs, hört meine Rede und merkt, was ich sage: Ich habe einen Mann erschlagen mir zur Wunde und einen Jüngling mir zur Beule.

a Merkt: Solche Wiederholung einerlei Meinung mit veränderten Worten ist im Hebräischen sehr gebräuchlich.

b Mir zur Wunde: Als wollte er sprechen: Ich bekenne, dass ich zwei Morde begangen habe, aber was geht das andere Leute an? Es muss sich keiner für mich verantworten, und wird niemand für mich darum Strafe leiden. Es erscheint aber hieraus, dass des Kains Nachkommen, und in Sonderheit dieser Lamech, von ihrem Altvater mit unschuldigem Blutvergießen, nicht aus der Art schlug. Denn es sieht ihm gleich, als habe Lamech einen oder zwei umgebracht, die der rechten Kirchen zugetan waren. Und sind ihm seine Sünden so gar nicht leid, dass er sich derselben noch dazu rühmt, und darum ungestraft sein will.

24. Kain soll siebenmal gerochen werden, aber Lamech siebenundsiebenzigmal.

a Siebenundsiebenzigmal: Das ist: Wer mich töten wird, der muss deswegen aufs härteste gestraft werden. Darum dürft ihr, meine Weiber, euch nichts darum bekümmern, noch meines Lebens wegen Sorge tragen. Denn weil Gott bei hoher Strafe den Brudermörder Kain umzubringen verboten hat, wie viel weniger wird er zulassen, dass mich jemand erwürge, weil ich nur einen oder zwei aus dem allgemeinen Haufen getötet habe. (Da sieht man, wie es geht, wenn Gott mit der Strafe verzieht, dass die gottlosen Leute dadurch so sicher werden, dass sie auch in ihren größten Bubenstücken und Misshandlungen, von aller Strafe meinen befreit sind.)

25. Adam erkannte wieder einmal sein Weib, und sie gebar einen Sohn, den hieß sie Seth; denn Gott hat mir, sprach sie, einen anderen Samen gesetzt für Abel, den Kain erwürgt hat.

a Adam erkannte: Jetzt wendet sich Mose wieder von den gottlosen Nachkommen des Kains zu des Adams rechtgläubigem Geschlecht.

b Seth: Der hat den Namen vom Setzen oder Stellen.

c Anderen Samen: Das ist: Gott hat mir einen anderen Sohn gegeben: Denn ich besorgte mich, weil Abel getötet und Kain, als ein schandloser Bruder Mörder das Land verlassen hat, es möchte vielleicht mit dem gesegneten Samen aus sein: Aber nun sage ich unserem lieben Gott Lob und Dank, dass er mir anstatt des erwürgten Abels einen anderen Sohn beschert hat, aus dessen Geschlecht und Nachkommen ich glaube, dass dermaleinst der Heiland der Welt geboren wird. Denn dass unsere ersten Eltern aus Offenbarung des Heiligen Geistes solchen Glauben hatten, kann man daraus abnehmen, dass allein dieser einzige Sohn, alle anderen die danach kamen, mit Namen genannt werden, weil er zu dem Geschlechtsregister des Herrn Christi gehörte.

26. Und Seth zeugte auch einen Sohn und hieß ihn Enos. Zu derselben Zeit fing man an zu predigen, von des Herrn Namen.

a Seth zeugte: Mose umfasst hier die Geschichte vieler Jahre mit kurzen und wenigen Worten. Denn Seth hat den Enos gezeugt, als er schon über die hundert Jahr alt war: Enos aber heißt so viel wie ein Mensch, dem viel Unfall und Ungemach zustößt. (Und hat der fromme Mann bei diesem Namen sich erinnern wollen, von dem trübseligen jämmerlichen Zustand dieses Lebens, damit er desto emsiger und fleißiger nach dem ewigen Leben trachtete.)

b Fing: Das ist: Da sich die rechte Kirche gemehrt und ausgebreitet hatte, sind öffentliche und allgemeine Versammlungen gehalten worden, da einer von den Altvätern zu gewisser Zeit die Verheißung von dem zukünftigen Weibes Samen ausgelegt und erklärt hat, und die Kirche ermahnt zur Anrufung Gottes und zum gottseligen Leben. Denn solcher Gottesdienst war vor des Enos Geburt nicht so öffentlich, sondern nur geheim und in den Häusern geübt und verrichtet. (Es ist aber keine köstlichere Arbeit, die man auf Erde tun kann, als wenn man den wahren rechten Gottesdienst hilft fortpflanzen und ausbreiten.)


Das 5. Kapitel


1. Das Geschlechtsregister und die Alter der ersten Väter, von Adam bis auf Noah, werden erzählt, unter denen der Henoch lebendig ist hinauf in den Himmel genommen worden.

1. Dies ist das Buch von des Menschen Geschlecht. Da Gott den Menschen schuf, machte er ihn nach dem Gleichnis Gottes.

a Das Buch: Das ist: Dies ist eine Beschreibung der Nachkommen des Adam.

b Gleichnis Gottes: Weil demnach Gott (der Vater) den Menschen erschaffen hat, nach dem Gleichnis Gottes, (des Sohnes) so wird uns auch an diesem Ort die Menge der Personen in der Einigkeit des göttlichen Wesens angedeutet.

2. Und schuf sie ein Männlein und Fräulein; und segnete sie und hieß ihren Namen Mensch zur Zeit, da sie geschaffen wurden.

a Segnet sie: Hieß sie Kinder zeugen und gab ihnen zugleich Kraft und Stärke dazu.

b Mensch: Das Wörtlein Adam, welches an diesem Ort im Hebräischen steht, heißt auf Deutsch so viel wie Mensch und wird hier sowohl vom Weibe, als vom Manne, verstanden. Haben darum diese beide Menschen durch den Segen Gottes Kinder gezeugt.

3. Und Adam war hundertunddreißig Jahre alt und zeugte einen Sohn. Der seinem Bilde ähnlich war, und hieß ihn Seth;

a Adam war: Das ist: Da nach Adams Erschaffung 130 Jahre verflossen waren, hat er, der Adam, seinen Sohn Seth gezeugt, und hat ihn nicht gezeugt nach dem Ebenbild Gottes, sondern nach seinem Ebenbild. Denn obwohl Adam aus dem Heiligen Geist wiederum neu geboren und das Ebenbild Gottes etlichermaßen wieder an ihm erstattet wurde, so hat er doch nicht einen solchen wiedergeborenen Menschen zeugen können, wie er zuvor wurde, weil die Wiedergeburt ein geistliches Werk ist, sondern hat einen Menschen gezeugt, dessen Verstand in göttlichen Sachen, ehe denn er durch den Heiligen Geist wiedergeboren wurde, verfinstert oder vielmehr gar erblindet war, und dessen Wille sich allerdings von Gott abwandte, war dazu allem Unheil unterworfen und des Teufels samt der Sünde leibeigener Knecht. (Dergestalt werden wir heutigentags alle geboren, denn wir sind von Natur Kinder des Zorns und mit der Erbsünde befleckt, und wir bringen mit uns auf die Welt nicht das Ebenbild Gottes, sondern des Adams, wie er war, da er noch nicht bekehrt war.) Es hat aber unser Herr Gott sein verlorenes Ebenbild in den Patriarchen und also auch in diesem Seth samt allen Auserwählten angefangen, wiederum zu erneuern und zu erstatten. Denn der Heilige Geist hat ihre Herzen durch die äußerlichen Predigten des Wortes Gottes wiedergeboren.

4. und lebte danach achthundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter;

a Danach: Wie er den Seth gezeugt hatte.

b Zeugte Söhne: Welcher Kinder Namen nicht gemeldet werden, weil sie nicht zu der Linie oder zu dem Geschlechtsregister Christi gehören, das der Heilige Geist aus besonderem Bedenken hat wollen aufzeichnen lassen, wie aus dem Evangelisten Lukas zu sehen ist {Lk 3}.

5. dass sein ganzes Alter war neunhundertunddreißig Jahre, und starb.

a Jahre: Man soll aber hier keine anderen noch kürzere Jahre verstehen, als die unsere ist. Denn später im siebten Kapitel werden die Jahre, Monate und Tage besonders gesetzt und genannt, darum man auch hier der Text von rechten vollen Jahren, wie sie bei uns noch im Brauch sind, reden muss. Es haben aber die Patriarchen so lange gelebt, weil es Gott für gut ansah, dass die Welt durch das menschliche Geschlecht desto eher erfüllt würde, und keiner neuen Erschaffung der Menschen aus der Erde mehr nötig wäre. Danach hat die Mäßigkeit in Essen und Trinken und die schlichte Speise, so man zur selben Zeit gebraucht, viel dazu geholfen, dass sie eine lange Zeit bei ihren Kräften und guter Gesundheit sind erhalten worden. Dazu ist wohl auch zu glauben, dass die Früchte der Erde zur Nahrung und Erhaltung des Leibes zugleich viel nützlicher, heilsamer, und kräftiger waren als jetzt. Ferner haben wir auch daneben zu betrachten, wie viel vortreffliche Patriarchen und Heilige Väter zur selben Zeit zugleich miteinander und auf einmal gelebt haben. Denn wenn man auf die Rechnungen der Jahre gute Acht hat, so befindet es sich, dass zu einer Zeit im Leben gewesen Adam, Seth, Enos, Kenan, Mahalaleel, Jared, Henoch, Methusalah, und Lamech. Und hat Adam in denselben Jahren seinen Söhnen und Neffen oder Enkeln predigen können von der Erschaffung der Welt, von dem Fall des menschlichen Geschlechts in die Sünde, von der wiedererlangten Seligkeit durch des Weibes Samen, auch von den Strafen der Sünden und wie man recht und gottselig leben solle. Dabei auch noch das zu merken ist, was für große Widerwärtigkeit und Bedrängnis diese frommen Väter so lange Zeit von den Kanaanitern und anderen bösen Buben, als des Teufels Werkzeuge, haben erleiden und ausstehen müssen. (Wir haben lange genug gelebt, wenn

wir Christus lernen erkennen, und unser Leben in unserem Beruf christlich und unsträflich zubringen, solange es unserem Herrn Gott gefällig ist.) Endlich aber hat Adam auch an Kräften abgenommen und ist gestorben. Denn die angehängte Bedrohung Gottes, dass er, nachdem er von der Frucht des verbotenen Baumes gegessen hatte, sterben sollte, obwohl sie lange aufgeschoben wurde, musste doch endlich erfüllt werden.

6. Seth war hundertundfünf Jahre alt und zeugte Enos;

a Enos: Dessen am Ende des vorgehenden Kapitels auch gedacht wurde.

7. und lebte danach achthundertundsieben Jahre und zeugte Söhne und Töchter;

8. dass sein ganzes Alter wurde neunhundertundzwölf Jahre, und starb.

Und starb: (Weil der Tod von Adam auf alle seine Nachkommen durch die Sünde vererbt wurde, kann man daraus etlichermaßen abnehmen und verstehen, wie überaus groß der Zorn Gottes wider die Sünde sei, weil auch solche vortrefflichen Männer an Gottseligkeit und Tugend haben müssen um der Sünde willen endlich sterben. Darum sollen wir uns in der wahren Gottseligkeit bei Zeit dazu gefasst machen, dass wir den leiblichen Tod mit Geduld überwinden, damit wir dem ewigen Tode der Seelen entgehen mögen, denn wenn einer gleich lange gelebt hat, so muss er doch endlich sterben.)

9. Enos war neunzig Jahre alt und zeugte Kenan;

10. und lebte danach achthundertundfünfzehn Jahre und zeugte Söhne und Töchter;

11. dass sein ganzes Alter wurde neunhundertundfünf Jahre, und starb.

12. Kenan war siebzig Jahre alt und zeugte Mahalaleel;

13. und lebte danach achthundertundvierzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter;

14. dass sein ganzes Alter wurde neunhundertundzehn Jahre, und starb.

15. Mahalaleel war fünfundsechzig Jahre alt und zeugte Jared;

16. und lebte danach achthundertunddreißig Jahre und zeugte Söhne und Töchter;

17. dass sein ganzes Alter wurde achthundertfünfundneunzig Jahre, und starb.

18. Jared war hundertundzweiundsechzig Jahre alt und zeugte Henoch;

19. und lebte danach achthundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter;

20. dass sein ganzes Alter wurde neunhundertzweiundsechzig Jahre, und starb.

21. Henoch war fünfundsechzig Jahre alt und zeugte Methusalah.

22. Und nachdem er Methusalah gezeugt hatte, blieb er in einem göttlichen Leben dreihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter;

23. dass sein ganzes Alter wurde dreihundertfünfundsechzig Jahre.

a Göttlichem Leben: Das ist, Henoch hat hier auf Erde ein göttliches Leben geführt, indem, dass er die Sünden der Welt mit einem göttlichen Eifer strafte, wie in der Epistel Juda von ihm gelesen wird, und hat daneben die Verheißung von dem zukünftigen Weibes Samen den Leuten vorgehalten, erklärt und eingebildet, und ist seinen Zuhörern mit einem unsträflichen Leben und Wandel vorgegangen. Diesem gibt auch der Apostel Hebräer {Hebr 11} das Zeugnis, dass er durch den Glauben, so Gott gefallen, dass er ihn lebendig zu sich nach Himmel genommen hat: War doch nichtsdestoweniger die Zeit, weil er auf Erden lebte, ein Ehemann und zeugte Kinder. (Denn der Ehestand ist kein fleischlicher unreiner Stand, und kann in der Ehe, und beim Kinder zeugen, von einem frommen und gottseligen Menschen, gar wohl ein recht geistlich und göttliches Leben geführt werden.) Es werden aber dadurch die anderen Erzväter nicht verworfen oder gescholten, als sollten sie gottlos gewesen sein, weil ihnen die Schrift ein solches Lob nicht gibt, wie dem Henoch, sondern es ist dieser Henoch in Vergleich gegen die anderen ein herrlicher Ausbund gewesen und hat alle anderen mit seiner Frömmigkeit und mit seinem gottseligen Eifer übertroffen.

24. Und weil er ein göttliches Leben führte, nahm ihn Gott hinweg, und wurde nicht mehr gesehen.

a Gesehen: Nämlich, unter den Menschen. Ist also Henoch mit Leib und Seele, dass er nicht gestorben, lebendig in das ewige himmlische Reich aufgenommen und versetzt. Und es ist wohl zu glauben, dass er in Beisein etlicher Erzväter, die zugesehen haben, von der Erde schnell hinweg genommen wurde, dass sie ihn aus dem Gesicht verloren, gleich, wie auch Elias und Christus in sichtbarer Gestalt in den Himmel gefahren sind. (Es ist aber solches Beispiel den Patriarchen ein Zeugnis gewesen, wie es uns auch sein soll, von der Seligkeit und ewigem Leben, dessen nicht allein die Seele, sondern auch der Leib teilhaftig werden und genießen soll.)

25. Methusalah war hundertsiebenundachtzig Jahre alt und zeugte Lamech;

26. und lebte danach siebenhundertzweiundachtzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter;

27. dass sein ganzes Alter wurde neunhundertneunundsechzig Jahre, und starb.

a Neunhundertneunundsechzig: Hat also dieser Patriarch am allerlängsten gelebt unter den Erzvätern.

28. Lamech war hundertzweiundachtzig Jahre alt und zeugte einen Sohn

a Lamech: Dieser ist ein anderer Lamech denn der Vorige, dessen in dem Geschlechts Register des Kains Meldung geschah, welcher zwei Weiber auf einmal hatte.

29. und hieß ihn Noah und sprach: Der wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf Erde, die der Herr verflucht hat.

a Noah: Welcher von der Ruhe oder Erquickung seinen Namen bekommen hat.

b Trösten: Das ist, wir sind bisher arme und elende Leute, und allem Unheil unterworfen gewesen von wegen der Sünde, dadurch unser Herr Gott dermaßen erzürnt ist, dass er auch die Erde verflucht hat, und über das menschliche Geschlecht allerhand Unfälle und widerwärtige Zustände rechtmäßig kommen lässt. Jetzt aber ist mir ein Sohn geboren, der uns aus allem Unglück und Elend erlösen wird. Denn der fromme Lamech meinte nichts anderes, es wäre ihm der Heiland der Welt geboren (so ein großes und herzliches Verlangen hatten die lieben Erzväter nach der Zukunft Christi.). Aber der gute Mann irrte sich in des Noahs Person. Denn die Zeit, da Christus Mensch werden sollte, war noch nicht gekommen: Und sind die Altväter, wenn sie erkannten, dass sie in der Zeit und Person geirrt hatten, von ihrer Meinung abgestanden. (Also kann es wohl geschehen, dass auch die Auserwählten zuweilen eine irrige Meinung fassen, welche sie doch später ablegen, und sollte es auch gleich erst im Totenbett geschehen.)

30. Danach lebte er fünfhundertfünfundneunzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter;

31. dass sein ganzes Alter wurde siebenhundertsiebenundsiebzig Jahre, und starb.

32. Noah war fünfhundert Jahre alt und zeugte Sem, Ham und Japheth.

a Fünfhundert: Das ist, als er fünfhundert Jahr alt war, hatte er diese drei Söhne gezeugt: Denn sie sind nicht alle in einem Jahr geboren worden. (Dies sollten diejenigen jetziger Zeit bedenken, welche, wenn sie schier selbst noch Kinder sind, und weder haushalten können, noch das Personal regieren können, dennoch heiraten wollen und vor der Zeit zum Ehestand eilen:


Das 6. Kapitel


1. Der Altväter Kinder und Nachkommen verderben sich auch, werden immer ärger und üben Tyrannei, verunreinigten sich mit Unzucht und anderen Sünden. 2. Darum beschließt Gott, dass er eine Sündflut über die ganze Welt kommen lassen will. 3. Aber dem Noah befiehlt der Herr, dass er einen Kasten bauen soll, darin er mit seinem Personal und allerlei Art der Tiere erhalten werde.

1. Da sich aber die Menschen begannen zu mehren auf Erde und zeugten ihnen Töchter,

a Sich aber: Also hat Mose sich vorgenommen, dass er die Sündflut und den Untergang des ganzen menschlichen Geschlechts, wenig Personen ausgenommen, beschreiben will, dergleichen jämmerliches Spektakel in der Welt sonst nie gesehen wurde, so erzählt er vorher die Ursachen seines so großen Zornes Gottes, den er über die Menschen ausgegossen hat.

b Mehren: Da nahm auch zugleich die Bosheit der Menschen überhand, besonders aus des Kains Geschlecht, weil dieselben nur allein aufs Zeitliche gerichtet waren und demselben nachtrachteten und schöne Töchter zeugten, die sie nicht zur Gottesfurcht und Ehrbarkeit erzogen, sondern in aller Üppigkeit und Pracht, dadurch andere zur Unzucht gereizt wurden, aufwachsen ließen.

2. da sahn die Kinder Gottes nach den Töchtern der Menschen, wie sie schön waren und nahmen zu Weibern, welche sie wollten.

a Kinder Gottes: Das waren der Heiligen Väter Kinder, die zu der rechten wahren Kirche, und nicht zu der falschen Kainischen gehörten, und deswegen den anderen hätten sollen mit einem ehrlichen Beispiel ihres züchtigen und ehrbaren Wandels in aller Gottseligkeit vorgehen.

b Töchtern: Die in des Kains Kirche gezeugt und erzogen, und zwar an Gestalt schön, daneben aber Gottlose waren, und dieselben ließen sich dennoch durch die unzüchtige Liebe blenden.

c Wollten: Das ist: Ungeachtet aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit oder auch Freund- und Schwägerschaft, so aus den Heiraten sich ausgedacht hatten, nahmen sie zu sich unter dem Schein des Ehestands, welche ihnen gefielen, und zwar so viel sie wollten, und ehelichten sie, auch wider ihrer Väter und Altväter Willen: Danach, wenn sie ihre Lust gebüßt und ihrer waren überdrüssig geworden, stießen sie dieselben wiederum von sich und nahmen andere an ihrer statt, ohne alle Scheu und Gottesfurcht, vermischten sich also mit dem gottlosen Geblüt, dass sie mit solcher Gelegenheit auch leicht zu aller Sünde, Schande und Laster, samt der Verachtung Gottes und seines Wortes sich bewegen ließen. Wurden danach zu solch ruchlosem Leben und Wesen ferner gereizt und angetrieben, durch viel überflüssige Feiern und Wohlleben, da sie in großer Sicherheit im Sause lebten, und weder Gottes noch seines Wortes beachteten, noch an eine Strafe dachten, die später kommen und folgen möchte, von wegen ihrer begangenen Sünde, wie solches alles Christus später zu verstehen gibt {Mt 24}. Denn vor der Sündflut, da alle Früchte der Erde viel besser, kräftiger und anmutiger waren als jetzt zu unseren Zeiten, haben sie auch ohne Wein und Fleisch können herrlich und in Wohllüsten gelebt. (Es bringt aber solche fleischliche Sicherheit, und sonderlich die gräuliche Unzucht, nichts anderes mit sich, denn allerlei schreckliche schwere Strafen, die man gewisslich darauf zu erwarten hat.) Zu solchem unzüchtigen Wesen und Leben ist noch eine größere Sünde gekommen, nämlich, die Verachtung des göttlichen Wortes.

3. Da sprach der Herr: Die Menschen wollen sich von meinem Geist nicht mehr strafen lassen, denn sie sind Fleisch. Ich will ihnen noch Frist geben von hundertundzwanzig Jahre.

a Nicht mehr: Das ist: Ich will nicht immer mit ihnen zanken durch die Predigt meines Wortes, dadurch der Heilige Geist die Welt um der Sünde willen straft {Joh 16}. Denn sie sind so gar fleischlich gesinnt, dass sie mein Wort allerdings nicht mehr achten, darum will ich sie durch die Sündflut vertilgen. (Denn, wenn man die Predigt des göttlichen Wortes aus stolzem Übermut verachtet, so ist das Verderben am allernächsten und am meisten zu fürchten.)

b Frist geben: Das ist: Ich will sie nicht unversehens und ungewarnter Sachen überfallen und ausrotten, wie sie wohlverdient hätten, sondern will ihnen noch Zeit und Raum zur Busse genug lassen. (Denn Gott hat nicht Lust an dem Tode oder Verderben des Sünders, sondern will, dass er sich bekehre und lebe {Hes 33}: In diesen Jahren haben die Heiligen Väter und besonders Noah, wie Petrus solches bezeugt {2Petr 2}, die unbußfertigen Leute mit vielem Predigen und Warnungen ermahnt, dass sie Buße täten. Es ist aber alles vergebens gewesen.

4. Es waren auch zu den Zeiten Tyrannen auf Erde; denn da die Kinder Gottes die Töchter der Menschen beschliefen und ihnen Kinder zeugten, wurden daraus Gewaltige in der Welt und berühmte Leute.

a Es waren: Folgt noch eine andere Sünde, dadurch die Strafe der Sündflut verursacht wurde.

b Gewaltige: Das ist: Sie zogen ihre Kinder nicht auf zur wahren Gottesfurcht, Gerechtigkeit und anderen Tugenden, dass sie denselben nachgestrebt hätten, darum wurden eitel böse Buben daraus, da allewege die Kinder ärger waren als ihre Eltern: Dieselben lehnten sich danach auch auf wider andere, und trachteten nur dahin, wie sie in dieser Welt möchten hervorkommen, hoch und groß angesehen sind, und über andere Herrschen: Machten sich einen großen und berühmten Namen, aber nicht durch redliche und ehrliche Taten, sondern mit Gewalt und durch Räuberei. Weil die Tyrannen auf dieser Welt Ehre und Ruhm suchen, auch mit anderer Leute Schaden und Verderben, sie führen jetzt gleich das Regiment im geistlichen oder weltlichen Stande.

5. Da aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar,

a Nur böse: Das ist: Gott sah, dass alles, was der Mensch in seinem Herzen für sich selbst denkt, nur böse sei. (Dergestalt sind alle Menschen durch die Erbsünde verdorben, dass ihre Vernunft, ihr Sinn und Verstand in geistlichen Sachen blind ist, und der Wille von Gott abgewandt, dazu all ihr Vermögen nur zum Bösen geneigt befunden wird, darum wären wir alle nichts Besseres wert, als dass uns die Strafe der Sündflut überfiele, wenn Gott wollte mehr Rache üben, als gnädig sein.)

6. Da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erde, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen,

a Reute: Es ist zwar Gott in seinem Wesen und Tun unwandelbar und nicht so unvorsichtig, dass er etwas tut, dessen ihn später bereue, sondern man muss dies alles gleichnisweise von Gott verstehen. Denn wie die Schrift, in dem sie sich nach unserem Verstand, wie wir es begreifen können, richtet, unserem Herrn Gott Augen, Ohren, auf- und abfahren und anderes mehr zuschreibt und zumisst, dergleichen doch in der göttlichen Natur nichts ist, noch sein kann, weil sie weder Fleisch noch Beine hat, sondern ein Geist ist {Joh 4}. Also und an gleicher Stelle wird von Gott auch gesagt und geschrieben, dass er sich freue, traurig und bekümmert sei und dergleichen, da er doch unwandelbar ist und bleibt. Dass aber die Schrift solche Dinge Gott zueignet, geschieht darum, damit sein Wille etlichermaßen uns vor die Augen gestellt werde: Also wird auch an diesem Ort von Gott gesagt, dass es ihn bereue, und er sich darüber bekümmere, wenn er der Menschen Laster sich dermaßen lässt zuwider sein, dass er sich dahin entschließt und bedacht ist, wie er solche Übeltäter strafen wolle, und wenn die Frommen über der bösen Leute mutwilliger Übertretung und sündhaftes Leben seufzen, so sagt man, dass sich Gott deswegen auch betrübe. Danach werden Gott auch darum solche leiblichen Bewegungen oder Zuneigungen im Alten Testament zugemessen, weil der Sohn Gottes hat sollen Mensch werden, und in seiner Menschheit solche traurigen Zustände, doch ohne Sünde erfahren und empfinden würde.

7. und sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, von den Menschen an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis auf die Vögel unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.

a Vieh: Um der Menschen Bosheit willen verflucht auch Gott ihre Habe und Güter, so sie besitzen.

8. Aber Noah fand Gnade vor dem Herrn.

a Fand Gnade: Das ist: Er war unserem Herrn Gott lieb und angenehm. (Nicht zwar seiner guten Werke wegen, obwohl er ein frommer Mann war, sondern er ist durch den Glauben auf den zukünftigen Christus aus lauter Gnade und Güte Gottes gerecht und selig geworden: Weil er auf keine andere Weise die Seligkeit erlangt hat,

Als später Abraham, wie denn auch deswegen der Apostel im Hebräerbrief seinen Glauben gar herrlich rühmt und herausstreicht, {Hebr 11}.

9. dies ist das Geschlecht Noahs: Noah war ein frommer Mann und ohne Wandel und führte ein göttliches Leben zu seinen Zeiten.

a Dies ist: Das ist: Jetzt will ich die Geschichte und Nachkommen des Noah beschreiben.

b Frommer Mann: Vor Gott durch den Glauben.

c Ohne Wandel: Vor den Menschen, das ist, er war untadelig, und bemühte sich der Frömmigkeit, Aufrichtigkeit und Ehrbarkeit in seinem ganzen Leben. (Denn ohne Wandel oder vollkommen sein, heißt in der Heiligen Schrift, nicht der keine Sünde tut, weil kein Mensch ist, der nicht sündigt, {1Kön 8}, sondern der aus Glauben, ohne Heuchelei, sich mit Ernst eines guten unsträflichen Wandels und Lebens bemüht, ein solcher war Noah.)

d göttliches Leben: Das ist: Er hat die Sünden der Welt aus einem göttlichen Eifer gestraft, wie {2Petr 2} von ihm geschrieben steht, hat auch die Verheißung von dem zukünftigen Weibes Samen erklärt und ausgelegt und ist seinen Zuhörern mit einem guten Beispiel vorgegangen und hat sich keineswegs durch der Bösen ärgerliches Wesen und Leben, so er täglich vor Augen sah, von seiner Frömmigkeit lassen abschrecken, oder abwendig machen, dass er ihnen gefolgt hätte. Es wird aber auch seine große Frömmigkeit von dem Propheten Hesekiel {Hes 14}, gerühmt, obgleich nicht in ledigem Stand, auch kein mönchisches Leben geführt, sondern ein Ehemann gewesen ist.

10. Und zeugte drei Söhne, Sem, Ham, Japheth.

11. Aber die Erde war verdorben vor Gottes Augen und voll Frevels.

a Verdorben: Das ist: Die Einwohner der Erde waren niemand nützlich, und (denn es streicht Mose das verkehrte Wesen der Menschen mit vielen Worten heraus) es war alles mit Tyrannei überhäuft. Also, dass nichts denn Ungerechtigkeit und falscherweise Gewalt ausgeübt wurde, im Schwange ging, da immer der Mächtigere den Schwächeren in den Sack schob und unterdrückte.

12. Da sah Gott auf die Erde, und siehe, sie war verdorben; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verdorben auf Erden.

a Sah Gott: Wenn aber Gott auf ein Ding sieht, so bedeutet es, dass er entweder der Gottlosen Mutwillen oder der Frommen Bedrängnis, so ihnen von den Gottlosen geschieht, nicht mehr leiden will.

b Alles Fleisch: Ausgenommen Noah mit seinem Personal, deren in allem nicht über acht Personen waren: Die übrigen hatten der Gottseligkeit alle den Rücken gewendet. (Ist darum zugleich die rechte Kirche in so großer Anzahl Leute, aus acht Personen bestanden, unter denen dennoch auch der eine, als der Ham, mit Heuchelei beschmutzt war.)

13. Da sprach Gott zu Noah: Alles Fleisches Ende ist vor mich gekommen, denn die Erde ist voll Frevels von ihnen; und siehe da, ich will sie verderben mit der Erde.

a Alles Fleisch: Das ist: Ich kann solchem großen Mutwillen und verkehrtem Wesen des menschlichen Geschlechts nicht länger zusehen und bin endlich entschlossen, die Menschen alle miteinander durch die Sündflut umzubringen und zu vertilgen, darunter auch die Tiere nicht verschont werden, die dem Menschen zu Gutem erschaffen waren, damit sie also mit aller ihrer Habe zugrunde gehen.

b Mit der Erde: Denn sie haben die Erde und andere Kreaturen mit ihrer Gottlosigkeit und bösem verkehrtem Wesen befleckt und verunreinigt, darum will ich sie samt der Erde verderben, aber deiner und der deinigen will ich schonen, und euch mitten in der Sündflut, welche die ganze Welt überschwemmen wird, erhalten.

14. Mache dir einen Kasten von Tannenholz und mache Kammern drinnen und verpiche sie mit Pech inwendig und auswendig.

a Kammern: Dass die Leute in denselben wohnen können, und etliche der Tiere, welche du zu dir nehmen sollst, einschließt, etliche auch, dass du allerlei Vorrat an Speise dadurch für dich und die Tiere hast, so sie bei dir sein werden.

b Verpiche: Damit kein Wasser durchdringe, gleich, wie man noch heute die Schiffe verpicht.

15. Und mache ihn also: Dreihundert Ellen sei die Länge, fünfzig Ellen die Weite und dreißig Ellen die Höhe.

16. Ein Fenster sollst du daran machen, oben an, eine Elle groß. Die Tür sollst du mitten in seine Seite setzen. Und soll drei Boden haben, einen unten, den anderen in der Mitte, den dritten in der Höhe.

a Oben an: Das ist: Im oberen Teil des Kastens sollst du ein Fenster machen, das in der Höhe und Weite eine Elle habe.

b Drei Boden: Das ist: Der ganze Kasten soll in drei unterschiedliche Wohnungen abgeteilt sein, als in die unterste, mittlere und oberste: Damit die Menschen und Tiere in abgesonderten Wohnungen desto besser bleiben können. Es hat aber unser Herr Gott dem Noah selber vorschreiben wollen, wie und in was für einer Form oder Gestalt er den Kasten bauen sollte, damit er sich von dem Bau nicht abschrecken ließe, wenn er von anderen Leuten darüber verlacht und verspottet würde, wie es ohne Zweifel geschehen ist: Und dass er in dem großen Wasser Gefahr seinen Glauben mit dem ausdrücklichen Worte und Befehl Gottes konnte stärken, und nicht kleinmütig würde.

17. Denn siehe, ich will eine Sintflut mit Wasser kommen lassen auf die Erde, zu verderben alles Fleisch, darin ein lebendiger Odem ist unter dem Himmel. Alles, was auf der Erde ist, soll untergehen.

a Auf der Erde: Das ist: Alles, was von Menschen, Vögeln und Tieren auf Erde lebt, das soll im Wasser ersäuft werden und umkommen, aber dich und die deinen will ich nicht ausrotten.

18. Aber mit dir will ich einen Bund aufrichten; und du sollst in den Kasten gehen mit deinen Söhnen, mit deinem Weibe und mit deiner Söhne Weibern.

a Aufrichten: Das ist: Du sollst einen gnädigen Gott an mir haben, und will mich mit dir dermaßen verbinden, dass ich dir das ewige Leben schenken will, von wegen des verheißenen Weibes Samen, der aus deinem Geschlecht herkommen und geboren werden soll. Dazu bin ich gänzlich entschlossen, dass ich dich auch hier zeitlich beim Leben erhalten will, damit du nicht durch das Wasser der Sündflut umkommst.

19. Und du sollst in den Kasten tun allerlei Tiere von allem Fleisch, je ein Paar, Männlein und Fräulein, das sie lebendig bleiben bei dir.

a Ein Paar: Er redet aber hier von den unreinen Tieren, von denen in einer jeden Art nur ein Paar erhalten wurde, wie aus dem folgenden Kapitel zu sehen, damit sie zu ihrer Zeit Junge ziehen und die Art also fortgepflanzt würde.

20. Von den Vögeln nach ihrer Art, von dem Vieh nach seiner Art und von allerlei Gewürm auf Erde nach seiner Art: Von den allen soll je ein Paar zu dir hineingehen, dass sie leben bleiben.

a Von den allen: Nämlich, von einer jeden Art aller unreine Tiere und Vögel. (Es hat aber Gott durch seine Allmacht und Weisheit zuwege gebracht, dass so viel Tiere sich versammelt, und in den Kasten aufbehalten wurden. Darum wir hier unsere närrische Vernunft durch unseren Sinn und Einreden zurückstellen sollen.)

21. Und du sollst allerlei Speise zu dir nehmen, die man isst; und sollst sie bei dir sammeln, dass sie dir und ihnen zur Nahrung da sind.

a Allerlei Speise: (Es versorgt unser Herr Gott nach seiner großen Güte nicht allein die Menschen, sondern auch die unvernünftigen Tiere mit Speise und Nahrung.)

b Sammeln: Das ist: Du sollst sie in dem Kasten bewahren.

22. Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot.

a Tat alles: Denn er glaubte, dass Gott die Sündflut nicht kommen würde. Doch hatte er das Vertrauen, dass Gott ihn, indem Kasten überleben lassen würde, wie er es versprochen hatte. In dieser Zeit lebten die anderen in ihrer gewohnten Weise, in Sünde, Laster und Schande weiter. Sie dachten weder an Gott noch an seinem Zorn, dass er so ein Leben strafen würde.


Das 7. Kapitel


1. Noah geht mit seinem ganzen Personal und den Tieren in den Kasten. 2. Gott schickt die Sündflut, und vertilgt damit alles, was das Leben hat, außerhalb den Kasten auf Erden.

1. Und der Herr sprach zu Noah: Gehe in den Kasten, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich gerecht ersehen vor mir zu dieser Zeit.

Sprach) Nämlich, als der Kasten gebaut und fertig war.

Gerecht ersehen) Das ist: Du allein glaubst noch an den verheißenen Weibessamen, und führst aus demselben Glauben ein unsträfliches Leben. Denn die Welt war so verdorben, dass Gott alle anderen, Noah und die Seinen ausgenommen, als ungerechte und gottloses verurteilt. Und es ist wohl zu vermuten, dass dennoch etliche wenige zu finden waren, welche nicht alle Gottesfurcht von sich geworfen hatten, da gibt es keinen Zweifel, es haben aber viele, als die Sintflut kam, Buße getan, und sich bekehrt, und somit selig geworden sind. Dazu gehören auch die kleinen Kinder, so weder Gutes noch Böses gewusst haben, nicht verdammt wurden, obwohl sie von wegen der angeborenen Erbsünde sterben mussten: Jedoch ist die Bosheit der Welt so groß geworden, dass auch viele von Ihnen, die sonst möchten fromm geblieben sein, und nicht aus mutwilligen Vorsatz gesündigt, dennoch durch den großen Haufen der anderen, sie täglich vor Augen hatten, sich haben verführen lassen, und sind dem allgemeinen Haufen gefolgt, haben sich auch von Noah nicht überreden lassen, dass ein solch großes Unglück vorhanden sei. Darum der fromme Noah seinen Glauben und Gottesfurcht der ganzen Welt Unglauben und verkehrten Wesen widersetzt hat. Also sollen wir auch nicht der großen Menge zum Bösen folgen.

2. Aus allerlei reinem Vieh nimm zu dir je sieben und sieben, das Männlein und sein Fräulein; von dem unreinen Vieh aber je ein Paar, das Männlein und sein Fräulein.

Das Männlein) Das ist: Du sollst beiderlei Geschlecht bei dir behalten, also, dass du drei Männlein und drei Fräulein zu dir nimmst, und noch ein Männlein darüber, dass du zum Opfer gebrauchen möchtest, wenn es die Notdurft erfordern wird.

Je ein Paar) Das ist: Es ist genug, wenn du von den unreinen Tieren aus einer jeden Art ein Paar zu dir nimmst.

3. Desgleichen von den Vögeln unter dem Himmel je sieben und sieben, das Männlein und sein Fräulein, auf dass Same lebendig bleibe auf dem ganzen Erdboden.

Sieben und sieben) Das ist: Drei Paar, und ein Männlein darüber, zum Gebrauch des Opfers, sollst du zu dir nehmen, damit also beiderlei Geschlecht erhalten werden.

Bleibe: Das ist: Damit allerlei Tiere jeder Art über bleiben, von denen später andere wiederum fortgepflanzt werden, und kein Geschlecht untergehe. Denn Gott hat auch in der Strafe ein Maß, das nicht alles vertilgt.

4. Denn noch über sieben Tage will ich regnen lassen auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte und vertilgen von dem Erdboden alles, was das Wesen hat, das ich gemacht habe.

Vertilgen) Das ist: Ich will es nicht weiter aufschieben, und soll nicht über sieben Tage sein, so will ich vertilgen alles, was auf Erden gelebt, von Menschen und von Vieh.

5. Und Noah tat alles, was ihm der Herr gebot.

6. Er war aber sechshundert Jahre alt, da das Wasser der Sintflut auf Erden kam.

7. Und er ging in den Kasten mit seinen Söhnen, seinem Weibe und seiner Söhne Weibern vor dem Gewässer der Sintflut.

8. Von dem reinen Vieh und von dem unreinen, von den Vögeln und von allem Gewürm auf Erden

Reinen Vieh) Noah hat mit sich in den Kasten die reinen und unreinen Tiere geführt. Von den unreinen zwar aus jedem Geschlecht ein paar, von den Reinen aber hat er aus jeder Art sieben Stücke zu sich genommen, wie ihm befohlen war.

9. gingen zu ihm in den Kasten bei Paaren, je ein Männlein und Fräulein, wie ihm der Herr geboten hatte.

10. Und da die sieben Tage vergangen waren, kam das Gewässer der Sintflut auf Erden.

Sieben Tage) Diese sieben Tage sind von der Zeit anzurechnen, da Noah angefangen die Tiere, so von allen Orten zusammengekommen waren, in den Kasten zu führen: Denn solches konnte nicht an einem Tage verrichtet werden. Nach dem aber alle hineingegangen, was Gott in den Kasten erhalten wollte, ist die Sintflut so bald darauf erfolgt.

11. In dem sechshundertsten Jahr des Alters Noah, am siebzehnten Tag des andern Monats, das ist der Tag, da aufbrachen alle Brunnen der großen Tiefe, und taten sich auf die Fenster des Himmels,

Anderen Monats) Nämlich im Mai. Denn nach Moses Rechnung, welche im zweiten Buch Mose im zwölften Kapitel, zwar befohlen wird, dass er das Jahr vom Frühling soll zu zählen anfangen, muss die Sintflut zur selben Zeit gekommen sein, als es am lustigsten gewesen, und die ungläubigen ohne Zweifel daran dachten, dass solch ein Unglück über sie kommen sollte. Also wird auch die feurige Sintflut des jüngsten Tages unversehens hereinbrechen, wenn die Gottlosen sagen werden, es ist Friede, und hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen (1Thes 5v3).

Großen Tiefe) Denn es ist nicht zu leugnen, dass die Erde im Wasser schwimmt, wenn das Wasser nicht durch Gottes besondere Gewalt und Vorsehung in seinem Umkreis umfängt und aufbehalten würde, so würde die Erde immer im Wasser überschwemmt sein. Aber damals hat Gott dem Wasser einen Riegel vorgeschoben, und ist zugelassen, das ist die Erde seinem natürlichen Gang nach, überfallen und bedeckt hat.

Fenster) Das ist: Das Wasser fiel nicht tropfenweise herab, wie sonst, wenn es regnet, zu geschehen pflegt, sondern es kam eine solche Menge zugleich vom Himmel, und fiel auf Erden, als wenn einer mit einem großen Eimer voll Wasser aus dem Fenster seines Hauses auf die Straße schüttet.

12. und kam ein Regen auf Erden, vierzig Tage und vierzig Nächte.

13. Eben am selben Tage ging Noah in den Kasten mit Sem, Ham und Japheth, seinen Söhnen, und mit seinem Weibe und seiner Söhne dreien Weibern;

Selben Tage) Da die Sintflut ihren Anfang nahm, also, nachdem Noah eine Zeit lang im Kasten gewesen war.

14. dazu allerlei Tier nach seiner Art, allerlei Vieh nach seiner Art, allerlei Gewürm, das auf Erden kreucht, nach seiner Art und allerlei Vögel nach ihrer Art alles, was fliegen konnte, und alles, was Fittiche hatte.

15. Das ging alles zu Noah in den Kasten bei Paaren, von allem Fleisch, da ein lebendiger Geist innen war

Ging alles) Oder gegangen war: Denn oben hat Mose zu verstehen gegeben, dass innerhalb sieben Tage allerlei Tiere sich versammelt haben.

Lebendiger Geist) Denn diese allein an diesem Ort gedenkt, sind am Leben erhalten worden, da sonst alle anderen Tiere, so auf der Erde gelebt haben, im Wasser verdorben und umgekommen sind.

16. und das waren Männlein und Fräulein von allerlei Fleisch und gingen hinein, wie denn Gott ihm geboten hatte. Und der Herr schloss hinter ihm zu.

Allerlei Fleisch) Das ist: Von allen Tieren, damit nach der Sintflut die Tiere in ihrer Art erhalten werden konnten und sich fortpflanzten.

Schloss) Das ist: Nachdem Noah in den Kasten gegangen war, mit seinem ganzen Hausgesinde, und alle lebendigen Tieren, die erhalten werden sollte, zu sich genommen hatte, hat Gott den Kasten selber zugeschlossen. Denn Gott sorgt für die Seinen, und wenn er nicht die Stadt gehütet, so wachen die Wächter umsonst (Ps 127v2).

17. Da kam die Sintflut vierzig Tage auf Erden; und die Wasser wuchsen und hoben den Kasten auf und trugen ihn empor über der Erde.

Vierzig Tage) Das ist: Es hat ganze 40 Tage und 40 Nächte hindurch geregnet, daraus die Sintflut entstanden ist. In welcher Zeit ohne Zweifel ihrer viel, so außerhalb dem Kasten waren, den gerechten Zorn Gottes und die gerechte Strafe ihrer Sünden erkannt, und sich bekehrt haben: Und ob sie wohl im zeitlichen Tode nicht entgangen sind, so sind sie doch der ewigen Verdammnis entkommen.

18. Also nahm das Gewässer überhand und wuchs sehr auf Erden, dass der Kasten auf dem Gewässer fuhr.

19. Und das Gewässer nahm überhand und wuchs so sehr auf Erden, dass alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden.

20. Fünfzehn Ellen hoch ging das Gewässer über die Berge, die bedeckt wurden.

Fünfzehn Ellen) Darum haben diejenigen, so außerhalb des Kastens waren, keine Sicherung finden, noch sich aufhalten können.

21. Da ging alles Fleisch unter, das auf Erden kreuchte, an Vögeln, an Vieh, an Tieren und an allem, das sich regt auf Erden, und an allen Menschen.

Da ging) Es sind alle Tiere und Menschen umgekommen, welche zuvor auf Erden gelebt hatten, darunter die Fische nicht begriffen sind.

22. Alles, was einen lebendigen Odem hatte im Trocknen, das starb.

23. Also wurde vertilgt alles, was auf dem Erdboden war, vom Menschen an bis auf das Vieh und auf das Gewürm und auf die Vögel unter dem Himmel: Das wurde alles von der Erde vertilgt. Allein Noah blieb über, und was mit ihm in dem Kasten war.

Also wurde) Es geschieht nicht vergebens, dass Mose mit so vielen Worten die Sache beschreibt, und ein Ding oft wiederholt, sondern er tut es darum, auf dass wir dies Beispiel einer so schrecklichen Strafe und den Untergang des menschlichen Geschlechtes, bis auf wenige Personen, wohl betrachten und zu Herzen nehmen sollen und den großen Ernst Gottes wider die Sünde daraus erkennen lernen.

24. Und das Gewässer stand auf Erden hundertundfünfzig Tage.

Tage) In welcher Zeit der Kasten an mancherlei Orten hin und wieder geworfen wurde. Aber nachdem das Wasser nach 150 Tagen sich verlaufen hatte, hat sich die Arche auf das Gebirge Ararat niedergelassen. Und soll man das beachten und bedenken, in was für eine große Traurigkeit und Kummer, Noah mit den Seinen eine so lange Zeit war, als er in dem Kasten wie in einem Kerker verschlossen steckte, und es ist kein Wunder, dass er eine große Bekümmernis mit den Seinen hatte, dass er wohl Gedanken des Todes bei sich hatte. Denn die großen Propheten sind nicht Steine gewesen, die sich den jämmerlichen Untergang so vieler unzähliger Leute nicht hätten zu Herzen gehen, und mit wehklagen bedauert. So findet man nirgends in der ganzen Heiligen Schrift ein anderes Beispiel des göttlichen Zornes. Denn es ist hier nicht ein Schiff allein, oder eine ganze Flotte untergegangen, sondern das ganze menschliche Geschlecht (nur mit den Seinen ausgenommen) mussten zugrunde gehen und umkommen. Darum nur mit seinen Söhnen und ihren Weibern gesehen, wie eine unzählige Menge Männer, Weiber, Jungfrauen, Jünglinge und kleiner Kinder, alle mit und durcheinander zugleich im Wasser ersoffen und verdorben sind. Und darunter denselben etliche gewesen, die auch in solcher schrecklichen Strafe an keine Buße dachten, noch sich bekehrt, die haben zu ihrem Zeitlichen auch das ewige Leben verloren. Darum soll ein solches schreckliches Beispiel des Zornes Gottes uns lehren, dass wir die Sünde meiden. Danach aber ist das Wasser der Sintflut eine Figur und Vorbild unserer Taufe (1Petr 3v21). Wenngleich sie durch die Sintflut alles Fleisch ersäuft wurden, also wird in der Taufe getötet, was am Menschen fleischlich und verdorben ist, zur Vergebung der Sünden. Und welche durch den Glauben der Kirche Gottes einverleibt sind, die werden in der feurigen Sintflut des jüngsten Tages zum ewigen Leben erhalten, gleichwie die im Kasten vor dem Wasser erhalten worden sind. Die anderen aber, so im Unglauben verharren, und verstockt, werden ewig umkommen und verderben.


Das 8. Kapitel


1. Das Wasser der Sintflut verläuft sich, und wurde trocken. 2. Noah geht nach dem Befehl Gottes aus dem Kasten. 3. Tut Gott ein angenehmes Opfer. 4. Gott verheißt ihm, dass keine weitere Sintflut mehr kommen soll, die das ganze menschliche Geschlecht verderben wird.

1. Da gedachte Gott an Noah und an alle Tiere und alles Vieh, das mit ihm in dem Kasten war, und ließ Wind auf Erden kommen, und die Wasser fielen.

Gedachte) Denn, obwohl Gott kein Ding in Vergessenheit stellt, wie wir Menschen zu tun pflegen, so glauben wir oft, er hat uns vergessen, wenn wir nach unseres Fleisches Gutdünken und Schwachheit meinen, er trage keine Sorge für uns, und achte unser nicht mehr, weil wir seine gegenwärtige Hilfe nicht spüren. Also wird nun hier gesagt, dass Gott an den Erzvater nur gedacht habe, da er ihn in seinem trübsinnigen Zustand zu Hilfe kommt, denn es ist kein Zweifel, es habe der gute Noah, da er so eine lange Zeit im Kasten eingesperrt war, dazu vom Sturmwind und Unwetter hin und her geworfen wurde, mit den Seinen große und schwere Anfechtungen ausgestanden, die er doch durch den Glauben an Worte Gottes überwunden hat.

Wind) Denn die Winde, und besonders der Ostwind, so vom Aufgang her weht, macht trocken.

2. Und die Brunnen der Tiefe wurden verstopft samt den Fenstern des Himmels, und dem Regen vom Himmel wurde gewehrt.

Brunnen) Das ist: Die Quellen der Brunnen ergossen sich nicht mehr so heftig wie zuvor, und der Platzregen ließ nach.

3. Und das Gewässer verlief sich von der Erde immer hin und nahm ab nach hundertundfünfzig Tagen.

Immer hin) An seinem Ort, der ihm von Gott bestimmt war.

Hundertundfünfzig) Das ist: Nach dem 150 Tage vergangen waren (welches vom Anfang der Sintflut zu zählen sind) hatte das Wasser so viel abgenommen, dass der Kasten am 17. Tage auf dem allerhöchsten Berg sich niederließ, still stand, und nicht mehr hin und her schwebte auf dem Wasser, noch waren die anderen Berge noch mit Wasser bedeckt.

4. Am siebzehnten Tage des siebten Mondes ließ sich der Kasten nieder auf das Gebirge Ararat.

Siebten Mond) Das ist der Monat Oktober.

Ararat) Was das für ein Gebirge gewesen ist, kann man aus der Heiligen Schrift nicht genau erkennen. Etliche der Gelehrten meinen, es wäre der hohe Berg Imaus, welcher Indien voneinander scheidet, der sich sehr lang erstreckt. Es muss aber sicher ein sehr hoher Berg gewesen sein, worauf sich der Kasten niedergelassen hat.

5. Es verlief aber das Gewässer fortan und nahm ab bis auf den zehnten Mond. Am ersten Tage des zehnten Mondes sahen der Berge Spitzen hervor.

6. Nach vierzig Tagen tat Noah das Fenster auf an dem Kasten, das er gemacht hatte,

40 Tagen) Nämlich, von der Zeit anzurechnen, da man die Spitzen der Berge sehen konnte.

7. und ließ einen Raben ausfliegen; der flog immer hin und wieder her, bis das Gewässer vertrocknete auf Erden.

Raben ausfliegen) Damit er erfahren möchte, ob das Wasser so viel abgenommen hätte, dass er eine Hoffnung haben könnte, bald aus dem Kasten heraus zu gehen.

Hin und wieder) Das ist: Er ist von einer Spitze des Berges zur anderen geflogen, und nicht wieder zum Kasten zurückgekehrt. Denn der Trost, den wir bei den Menschen in unserer Welt suchen, ist sehr ungewiss, und hilft uns nicht, wo Gott uns nicht mit seinem Wort tröstet.

8. Danach ließ er eine Taube von sich ausfliegen, auf dass er erführe, ob das Gewässer gefallen wäre auf Erden.

Danach) Dem Noah war die Zeit sehr lang gewordenen in dem Kasten, und hätte gern gewusst, ob die Erde ausgetrocknet wäre, darum, damit er wissen möchte, schickte er eine Taube aus. Denn er hoffte, die Taube würde ihm ein Zeichen geben, und ein Zeichen mit sich bringen, woraus er abnehmen könnte, dass die Sintflut ihr Ende erreicht hätte.

9. Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konnte, kam sie wieder zu ihm in den Kasten; denn das Gewässer war noch auf dem ganzen Erdboden. Da tat er die Hand heraus und nahm sie zu sich in den Kasten.

Fuß ruhen) Denn es waren zwar die Berge der Spitzen entblößt, und Erde vorgekommen, aber sind vielleicht voller toter Körper, warum die Taube auf denselben zu holen keinen bequemen Sitz finden konnte, wie auf einem Baum oder grünen Zweig.

Ganzen Erdboden) Das sind die Felder und Örter auf der Ebene, nicht die obersten Spitzen Berge.

10. Da harrte er noch andere sieben Tage und ließ abermals eine Taube fliegen aus dem Kasten.

11. Die kam zu ihm um Vesperzeit, und siehe, ein Ölblatt hatte sie abgebrochen und trug‘s in ihrem Munde. Da vernahm Noah, dass das Gewässer gefallen wäre auf Erden.

Ölblatt) Nach Luther) Dieses Ölblatt bedeutet das Evangelium, dass der Heilige Geist in der Christenheit predigen lassen hat, denn Öl bedeutet Barmherzigkeit und Friede, davon das Evangelium lehrt.

Vernahm) Aus dem Zeichen des Ölblatts, welches die Taube mit sich gebracht hat.

12. Aber er harrte noch andere sieben Tage und ließ eine Taube ausfliegen, die kam nicht wieder zu ihm.

Nicht wieder) Denn sie hatte genug Platz gehabt, da sie ruhen konnte, weil die Erde ganz trocken war, so konnte sie ihre Nahrung finden, und ihr Nest bauen, wo es ihr gefiel. Und es mag wohl geschehen sein, dass die Heiden aus einer närrischen Nachfolge von dieser des Noahs Tat Ursache den Grund genommen haben, die Wahrsagekunst zu erdenken, da man auf das Geschrei der Vögel eine Aussage gibt.

13. Im sechshundert und ersten Jahr des Alters Noahs, am ersten Tage des ersten Mondes, vertrocknete das Gewässer auf Erden. Da tat Noah das Dach von dem Kasten und sah, dass der Erdboden trocken war.

Ersten Mondes) Welcher Monat zum Teil nach unserer Rechnung im März, zum Teil in den April fällt.

14. Also wurde die Erde ganz trocken am siebenundzwanzigsten Tage des andern Mondes.

Anderen Mondes) Welcher Monat zum Teil mit dem April, zum Teil mit dem März eintritt. Ist also um den Anfang im März die Erde bereits ausgetrocknet, es hätte zwar Gott die Erde in einem Tag trocknen können, aber er hat sie nach etlichen Monaten ausgetrocknet, damit wir mit solchem Beispiel uns an die Geduld gewöhnen, die wir unter dem Kreuz lernen sollen, dass wir nicht gleich am ersten Tage eine Erlösung erhalten.

15. Da redete Gott mit Noah und sprach:

16. Gehe aus dem Kasten, du und dein Weib, deine Söhne und deiner Söhne Weiber mit dir.

Gehe aus) Noah hat recht getan, dass, obwohl die Erde bereits trocken war, er dennoch wartete, und nicht wollte aus dem Kasten gehen, Gott sagt es ihm denn, genau wie er ihm gesagt hat, dass er hineingehen sollte. Wir sollen vom Noah den Gehorsam lernen nachzufolgen, welcher ohne besonderen Befehl von Gott nicht aus dem Kasten gegangen ist, obwohl er wohl einen Raum und Platz dazu auf der Erde finden konnte, so viel zu seiner Wohnung nötig wäre: So sollen auch wir, es sei gleich im Kreuz, oder sonst in einem anderen mühseligen Amt, darin wir als in einem Kasten eingeschlossen und eingeschränkt sind, nicht nur dahin trachten und bedacht sein, wie wir uns aus dieser unrechtmäßigen Weise entledigen, sondern Gott im Gehorsam stillhalten.

17. Allerlei Tier, das bei dir ist, von allerlei Fleisch, an Vögeln, an Vieh und an allerlei Gewürm, das auf Erden kreucht, das gehe heraus mit dir; und regt euch auf Erden und seid fruchtbar und mehrt euch auf Erden.

Mehrt euch) Damit die Erde mit Menschen und Tieren wiederum erfüllt werde.

18. Also ging Noah heraus mit seinen Söhnen und seinem Weibe und seiner Söhne Weibern;

19. dazu allerlei Tier, allerlei Gewürm, allerlei Vögel und alles, was auf Erden kreucht, das ging aus dem Kasten, ein jegliches zu seinesgleichen.

Zu seinesgleichen) Das ist: Es hat sich ein jedes Tier in seiner Art, und in derselben Art ein jedes auch zusammen gefunden, und sind hingezogen an ihren Ort, da sie sich am besten auftreten konnten: Die Löwen im Wald, die Rinder auf dem Acker, und sofort.

20. Noah aber baute dem Herrn einen Altar und nahm von allerlei reinem Vieh und von allerlei reinem Gevögel und opferte Brandopfer auf dem Altar.

Gevögel) Die er zum Opfer behalten hatte.

Brandopfer) Die Brandopfer waren solche Opfer, welche man ganz und gar mit Feuer verbrannte. Und hat nur recht und gut getan, dass er zuerst, ehe denn er sonst etwas angefangen, Gott geopfert. Denn er waltet unter seinem Personal, aus göttlicher Anordnung, das Amt eines Priesters, nach dem Beispiel der ersten Erzväter, die vor ihm gewesen waren. Und sollen die Glaubenssachen immer zuerst verrichtet werden, und unsere Geschäfte davon ihren Anfang nehmen.

21. Und der Herr roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will künftig nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will künftig nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. {1Mos 15v19}

Geruch) Es hat aber Gott an diesem Ort kein so großes Gefallen gehabt an dem Geruch des Fleisches, so geopfert und verbrannt wurde, denn er dessen gar nicht bedarf, noch damit belustigt wird, sondern die Dankbarkeit gefällt ihm so gut, welche er mit diesem Opfer erklärte, und Gott von Herzen Dank sagte, dass er in so großer Gefahr erhalten, und daraus errettet hatte. Und weil er wusste, dass der Altvater nur aus einem rechtschaffenen Vertrauen auf Christus opferte, der zwar damals noch nicht geboren war, sondern in zukünftiger Zeit sollte geboren werden, und sich selber aufopfern für die Sünde der ganzen Welt.

Herzen) Das ist: Er beschloss solches bei sich. Denn die Schrift redet von unserem Herrn Gott auf menschliche Weise, damit wir seinen geneigten Willen gegen uns einigermaßen verstehen können.

Nicht mehr) Das ist: Ich will die Erde nicht mehr mit einer allgemeinen Sintflut des Wassers verderben. Und redet Gott dieses sofort, als ob es ihm gereut hätte, dass er die Sintflut kommen lassen hat, da doch solche Veränderungen des Gemütes in Gott nicht sind. Aber wie er zuvor mit der Reue, dass er den Menschen erschaffen, erklärt hat, wie heftig er über die Sünde zürnt: Also zeigte auch jetzt mit der Reue an, dass er die Sintflut geschickt hat, er sei der Welt wiederum versöhnt. Welches alles nicht allein dem Patriarchen nur zum Trost dienen, sondern es soll auch unseren Glauben stärken, und festmachen, dass wir wissen, wir haben nicht allein einen gerechten, sondern auch einen gnädigen Gott.

Das Dichten) Hier setzt er die Ursache hinzu, warum Gott die Welt nicht mehr mit dem Wasser einer allgemeinen Sintflut strafen und verderben will, weil nämlich der Mensch in seinem Herzen nichts anderes könne, denn nur Böses denken und erdichten. Sind darum alle Menschen durch die Erbsünde in ihrer Natur so verdorben, dass sie ihm keine rechtschaffenen und guten Früchte bringen können, und erdenkt sich das menschliche Herz aus sich selbst nichts Gutes, sondern nur immer Böses. Es will aber Gott so viel sagen: Ich sehe, dass das ganze menschliche Geschlecht mit der Erbsünde so vergiftet und verdorben ist, dass es an sich selbst nichts anderes kann als sündigen. Warum, wenn ich die Welt so oft mit der allgemeinen Sintflut strafen wollte, so oft es der Menschen wegen ihrer Sünden verdienten, so müsste ich alle Tage eine neue Sintflut kommen lassen.

Schlagen) Das ist: Ich will weiter nicht mehr von der Erde alle lebendigen Kreaturen vertilgen, wie jetzt durch die Sintflut geschehen ist. Doch wird der jüngste Tag hier nicht mit eingeschlossen, an welchem alle Kreaturen im Feuer vergehen werde. Und es hat sich unser Herr Gott an diesem Ort nicht verpflichtet, dass er auch keine besonderen Strafen über etliche Länder wollte ergehen lassen, wie denn bald später zu Sodom bald geschehen wird.

22. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Samen und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Mose 1,14.

Aufhören) Das ist: Die Veränderung der Zeiten soll bleiben bis an den Jüngsten Tag, und sollen niemals in der ganzen Welt aufhören, dass ein ganzes Jahr hingegangen wäre, in dem kein Samen noch Ernte, oder auch kein Winter noch Sommer gewesen wäre, weil also die Unterscheidung der Jahreszeiten viel und großen Nutzen hat, so wollen wir auch solch eine Zeit recht gebrauchen zu der Ehre Gottes, und so unserem und anderer Leute zum Besten.


Das 9. Kapitel


1. Gott stellt dem Menschen die Herrschaft wiederum zu, über die anderen Tiere, und gibt sie ihm zur Speise, doch also, dass das Blut nicht gegessen werde. 2. Die Obrigkeit soll die Totschläger am Leben strafen. 3. Gott segnet den Menschen, und heißt ihnen Kinder zeugen 4. Setzt den Regenbogen zum Zeichen des Bundes, damit wir keine Sündflut mehr fürchten müssen. 5. Noah pflanzt einen Weinberg, trinkt Wein, und wird betrunken, sein Sohn Ham verspottet ihn, welcher deswegen wiederum verflucht wird, Aber Sem und Japhet werden gesegnet. 6. Noah stirbt.

1. Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde!

a Segnete: Gott teilt an diesem Ort dem menschlichen Geschlecht einen kräftigen Segen mit, also, dass er ihm zugleich Kraft und Stärke verleiht zur Fruchtbarkeit. Denn es hatte das Ansehen, als wäre solche Gabe der Vermehrung und Ausbreitung durch die schwere Strafe der Sündflut hinweg genommen und entzogen worden.

b Erfüllt: Mit eurem Geschlecht.

2. Eure Furcht und Schrecken sei über alle Tiere auf Erde, über alle Vögel unter dem Himmel und über alles, was auf dem Erdboden kriecht; und alle Fische im Meer sind in eure Hände gegeben.

a Furcht: Das ist: Ich will, dass alle Tiere unter eurer Gewalt sind, und euch fürchten müssen. (Und wird hier dem menschlichen Geschlecht etlichermaßen die Herrschaft über die anderen Kreaturen in der Welt wiederum übergeben und eingeräumt. Wie wir noch heutigentags, dessen Anweisungen vor Augen sehen, dass die großen und starken Tiere sich vor den Menschen scheuen und fliehen, wenn sie sich zeigen, oder auch durch einen kleinen Knaben sich führen, leiten, und regieren lassen. Dass es aber zuweilen geschieht, dass die wilden Tiere wider einen Menschen sich auflehnen, und denselben beschädigen oder auch erwürgen, ist gleichsam eine Aufruhr und Empörung und eine Strafe der Sünden.)

3. Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich es euch alles gegeben.

Grüne Kraut: Das ist: Gleich, wie ich euch vor der Sündflut allerlei Kraut zur Speise gegeben und zugelassen habe, so lass ich euch auch jetzt auch die Tiere zur Speise, welches vor der Sündflut nicht im Brauch war. (Also begabt Gott die Seinen nach erlittener Strafe desto reichlicher, gleich wie fromme treuherzige Eltern ihre Kinder, wenn sie dieselben gezüchtigt haben, danach mit einer guten Tat wiederum zufriedenstellen. Indem aber Gott eine köstlichere Nahrung beschert, so folgt doch daraus nicht, dass ihm das überflüssige Schwelgen und im Sause leben auch gefallen sollte.)

4. Allein esst das Fleisch nicht, das noch lebt in seinem Blut.

a Noch lebt: Das ist: Ihr sollt das Fleisch nicht essen, welches noch nicht ganz gestorben und erkaltet ist, daran die Glieder sich noch regen und bewegen, als wie ein Wolf die Schafe frisst, sondern ihr sollt es zuvor schlachten und von seinem Blut reinigen. (Es ist aber dem Volk Gottes das Blut zu essen verboten gewesen, damit sie nicht durch Essen blutgierig würden, und es später bei der unvernünftigen Tiere Blutvergießen nicht bleiben ließen, sondern auch den Menschen nach dem Leben trachteten. Obwohl nun solche Gesetze vom Blut essen durch der Apostel Entschluss {Apg 15}, auch den Heiden eine Zeit lang zu halten befohlen wurde, damit dieselben Heiden, so zu Christo bekehrt waren, in diesem Fall den bekehrten Juden kein Ärgernis gaben: So doch sonst die Christen, welche solchen Zuchtmeistern nicht unterworfen sind {Gal 3v5} nicht mehr an, wenn sie nur von aller Blutdürstigkeit mit Ernst sich enthalten.)

5. Denn ich will auch eures Leibes Blut rächen und will es an allen Tieren rächen; und will des Menschen Leben rächen an einem jeglichen Menschen, als der sein Bruder ist.

a Eures Leibes: Das ist: Wer einen Menschen töten wird, der soll nicht ungestraft bleiben, denn ich will es rächen, es sei gleich durch die Obrigkeit oder mit anderer Gelegenheit.

b Allen Tieren: Das ist: Ich will auch die Tiere darum strafen, wenn sie einen Menschen umbringen. Daher im Gesetz Mose befohlen wurde, dass man ein solches Tier, welches einen Menschen umbrachte, mit Steinen solle zu Tode werfen.

c Rächen: Das ist: So jemand seinen nächsten Menschen erwürgt und umbringt, so will ich solchen Totschlag nicht ungerächt lassen.

6. Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht.

* Durch Menschen: Luther). Hier ist das weltliche Schwert eingesetzt, dass man die Mörder töten soll.

a Durch Menschen) (Hier wird der Stand der Obrigkeit von Gott eingesetzt, welche als ein Statthalter Gottes das Schwert führt, und nach den Gesetzen des Totschlägers Blut vergießen soll.)

b Den Menschen) (Denn Gott will nicht, dass seine Kreatur beleidigt werde, welche er nach seinem Bilde gemacht hat, und die vornehmste ist unter allen anderen Kreaturen. Denn obwohl das Ebenbild Gottes im Menschen verloren wurde, also, dass ihm nichts überbliebe, ohne ein kleines Fünklein der Vernunft und der Herrschaft, so kann es doch durch das Wort Gottes und den Heiligen Geist wiederum erstattet werden und wird etwas davon täglich erneuert in den Gläubigen.

7. Seid fruchtbar und mehrt euch und regt euch auf Erde, dass euer viel drauf werden.

a Seid fruchtbar) Gott wiederholt seinen Segen, damit er die Menschen desto mehr sicherer von seinem gnädigen Willen mache.

8. Und Gott sagte zu Noah und seinen Söhnen mit ihm:

9. Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit eurem Samen nach euch.

a Bund: Das ist: Ich will einen Bund mit euch machen, dass weder ihr noch andere Tiere durch das Wasser mehr umkommen sollt, wie in der Sündflut geschehen ist.

b Samen: Das ist, mit euren Kindern und Nachkommen.

10. und mit allem lebendigen Tier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erde bei euch, von allem, das aus dem Kasten gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erde.

11. Und richte meinen Bund also mit euch auf, dass künftig nicht mehr alles Fleisch verdorben werden soll mit dem Wasser der Sündflut, und soll künftig keine Sündflut mehr kommen, die die Erde verderbe.

a Alles Fleisch: Oder was auf Erden lebt.

b Keine Sündflut: Nämlich über die ganze Welt. (Durch diesen Bund wird zwar verheißen, dass wir von der Sündflut des Wassers sollen sicher sein, aber nicht vor der feurigen Sündflut, in welcher am Jüngsten Tage die Welt vergehen wird {2Petr 3}.)

12. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Tier bei euch künftig ewig:

a Zeichen: Denn Gott pflegt zu seinen Verheißungen äußerliche Zeichen hinzuzutun, um unseren schwachen Glauben damit zu stärken, und soll solcher Bund nicht allein die Menschen, sondern auch die Tiere angehen, solange die Welt steht.

13. Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken, der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.

a Bogen: Nämlich den Regenbogen.

b Zwischen mir: Dass er bezeuge, wie ich in künftig die Welt mit einer allgemeinen Sündflut des Wassers verschonen, und sie dessen überheben will.

14. Und wenn es kommt, dass ich Wolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken.

a Wolken: Das ist: Wenn es wird das Ansehen haben, als schweben die Wolken und hängen über der Erde mit großer Gefahr, da man besorgen möchte, sie würden herabfallen.

15. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Tier in allerlei Fleisch, dass nicht mehr künftig eine Sintflut komme, die alles Fleisch verderbe.

a Gedenken: Das ist: Dies Zeichen soll euch immer und zu jeder Zeit ein Zeugnis sein, dass ich meines Bundes nicht vergessen habe, welchen ich stets und festhalten will, solange die Welt steht. (Redet also unser Herr Gott wieder einmal auf menschliche Weise mit uns, da doch keine Vergessenheit in ihm ist, und darum auch keines Bedenkens bedarf, dem alle Dinge immerdar gegenwärtig sind, sowohl was vergangen und was zukünftig ist.)

b Alles Fleisch: Oder, alles was da lebt auf der Erde. Dass aber Gott hier so viel Worte macht, und ein Ding oft wiederholt, geschieht darum, weil Noah und seine Söhne des tröstlichen Zusprechens nicht zu viel haben können, sie es bedurften, nach solchem schrecklichen Beispiel des Zornes Gottes in der Sündflut. (Es hat aber das Ansehen, als ob vor der Sündflut kein Regenbogen gewesen wäre, und obwohl man natürliche Ursachen desselben erdenken und vorbringen kann, so sind doch auch dieselben von Gott verordnet, dass der Regenbogen, der erscheint, bezeugt, wie nicht allein keine allgemeine Sündflut des Wassers mehr sein werde, sondern dass auch die Kirche Gottes wunderbarlicher Weise bis an den Jüngsten Tag müsse bleiben und erhalten werden.)

16. Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Tier in allem Fleisch, das auf Erden ist.

17. Dasselbe sagte Gott auch zu Noah: Dies sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.

a Zeichen: Nämlich der Regenbogen.

18. Die Söhne Noahs, die aus dem Kasten gingen, sind diese: Sem, Ham, Japheth. Ham aber ist der Vater Kanaans.

a Kanaans: Das ist: Er hat einen Sohn gezeugt, mit Namen Kanaan, von dem die Kanaaniter gekommen sind, von denen später zu mehrmals berichtet wird.

19. Das sind die drei Söhne Noahs, von denen ist alles Land besetzt.

20. Noah aber fing an und wurde ein Ackermann und pflanzte Weinberge.

21. Und da er des Weins trank, wurde er betrunken und lag in der Hütte aufgedeckt.

a Betrunken: Denn es geschieht, dass auch fromme Leute manchmal aus Schwachheit in Sünde fallen: Und darf man darum mit diesem Beispiel die Trunkenheit nicht beschönigen. So wird niemand sein, der diese Tat könnte loben oder recht heißen.

22. Da nun Ham, Kanaans Vater, sah seines Vaters Scham, sagte er es seinen beiden Brüdern draußen.

a Ham: Es war aber Ham kein Kind mehr, sondern groß, erwachsen, und verheiratet, dazu über die hundert Jahr alt, und wusste deswegen wohl, wie er sich gegen seinen Vater verhalten sollte. Aber da er alle Gottesfurcht hinten angesetzt hatte, dazu ungeachtet der gebührenden Ehrerbietung, die er seinem Vater zu leisten schuldig war, da er ihn sollte zugedeckt und geschwiegen haben, verkündigt er es den anderen Brüdern, verlacht und verspottet seinen Vater, dass er sich vollgetrunken, und durch seine Völlerei einen hässlichen Anblick verursacht hätte. (Dergleichen tun auch diejenigen, die entweder ihre Eltern oder Obersten, oder auch der frommen Kirchendiener menschliche Fehler und Gebrechen, bei anderen ausschreien und entdecken, damit sie dieselben verlästern können.)

23. Da nahm Sem und Japheth ein Kleid und legten es auf ihre beiden Schultern und gingen rücklings hinzu und deckten ihres Vaters Scham zu; und ihr Angesicht war abgewandt, dass sie ihres Vaters Scham nicht sahen.

a Deckten: (Diesen beiden Beispielen sollen wir nachfolgen, und unserer Eltern oder Obersten Fehler und Mängel, so viel dessen mit gutem Gewissen sind, zudecken und nicht anderen Leuten vor die Augen malen und zum Schauspiel darstellen.)

24. Als nun Noah erwachte von seinem Wein und erfuhr, was ihm sein kleiner Sohn angetan hatte,

a Erwachte: Nachdem er den Wein verdaut hatte.

25. sprach er: Verflucht sei Kanaan und sei ein Knecht aller Knechte unter seinen Brüdern!

a Aller Knechte: Das ist: Er solle der allergeringste und unwerteste Diener und Knecht sein. Der Heilige Geist aber, so durch den Mund Noah redet, ist dem Gottlosen und undankbaren Ham so feind, dass er ihn auch nicht nennen mag, sondern verflucht ihn, durch seines Sohnes Namen, welcher Fluch den Ham, und seine Nachkommen, nicht allein der zeitlichen Strafe und Dienstbarkeit, sondern auch dem ewigen Tode und der ewigen Verdammnis unterworfen hat, ausgenommen, welche Buße getan und sich bekehrt haben. Denn Gott hat wohl gewusst, dass Kanaan und die Kanaaniter nicht besser noch frömmer sein würden, als der Ham ihr Vater. (Wie nun die, so sie ihre Eltern ehren, des göttlichen Segens empfangen, also haben die anderen, welche sie schmähen und verlästern, nichts anderes, als den gewissen Fluch zu erwarten.)

26. Und sprach weiter: Gelobt sei Gott, der Herr des Sem; und Kanaan sei sein Knecht.

a Gelobt: Weil nämlich Sem den Segen haben wird, dass aus seinem Geschlecht und seinen Nachkommen Christus soll geboren werden, und dass in seinem Stamm die rechte Lehre und wahre Religion soll fortgepflanzt werden, darum und von wegen der Vortrefflichkeit dieses geistlichen Segens will Noah sprechen: Segne ich den Sem selbst nicht, sondern kehre mich zur Danksagung zu Gott, der solchen herrlichen Segen, dem Sem und seinen Nachkommen gegönnt hat.

b Sei sein Knecht: Wie denn nach etlichen Jahren geschehen ist, da die Kanaaniter von dem israelitischen Volk aus ihrem Lande vertrieben und unter das Joch der Dienstbarkeit gebracht wurden, davon man im Buch Josua lesen mag.

27. Gott breite Japheth aus und lasse ihn wohnen in den Hütten des Sem: und Kanaan sei sein Knecht.

a In den Hütten: Vom Sem sind die Israeliten hergekommen, denen die Verheißung von Christo gegeben ist: Vom Japhet haben die Heiden ihre Herkunft. Darum bittet Noah, dass Gott den Japhet ausbreiten und ihn dahin bringen wolle, dass er in des Sems Hütten zu wohnen komme. Will aber damit anzeigen, es werde geschehen, dass die Heiden die Stimme des Evangeliums, welches sonst eigentlich den Juden verheißen wurde, hören werden und sich zu den rechten Israeliten verfügen, nämlich zu denen, die aus dem Judentum Christus wahrhaftig erkannt haben, und werden also aus Juden und Heiden ein christliches Volk und eine Herde werden.

b Kanaan sei: Das ist: Die ungläubigen Kanaaniter sollen nicht Kinder noch Erben sein im Himmelreich, sondern ein verstoßenes Personal, das in die äußerste Finsternis geworfen werden muss. (Und wird des Hams Verfluchung öfter wiederholt, damit wir verstehen und erkennen lernen, wie hoch Gott die Verachtung der Eltern und Oberen zuwider ist. Und obwohl die Erfüllung, sowohl der Verheißung als der Verfluchungen, ein Zeit lang verzogen und aufgeschoben wurde, so hat doch der Ausgang bezeugt und lehrt uns noch heutigentags, dass Gott alles, was er durch den Mund Noah geredet, erfüllt hat und noch wahrhaftig erfülle. Denn des Hams Nachkommen, die Kanaaniter, sind vertilgt: Den Juden, die vom Sem herkommen, ist Christus der Heiland gesandt: Und sind die Heiden als des Japhets Nachkömmlinge zum Evangelium berufen worden.)

28. Noah aber lebte nach der Sintflut dreihundertundfünfzig Jahre,

29. dass sein ganzes Alter wurde neunhundertundfünfzig Jahre, und starb.

a Ganzes Alter: Hat also Noah 950 Jahre gelebt wie des Alters Abrahams. In welchen zu seinen Lebzeiten es viel und mancherlei widerwärtige Zustände waren, und er allerlei Unheil erfahren hat. Denn er hat gesehen, wie die Welt so ganz gottlos und in aller Sünde, Schande, und Laster ist ersoffen gewesen: Er hat erlebt die Sündflut, welche ein schreckliches Beispiel des Zornes Gottes gewesen, wider die Sünde: Hat seines Sohnes Ham große Undankbarkeit erfahren: Hat dem unsinnigen Vornehmen seiner Nachkommen müssen zusehen, da sie den Turm zu Babel gebaut und gemerkt, wie sein Geschlecht sich nach und nach von der rechten Religion abgewandt, und zur heidnischen Abgötterei geneigt hat. Darum er unter so großem Jammer ein rechter Märtyrer gewesen ist. (Wir sollen von dem Noah lernen, geduldig sein, wenn wir unserer Nachkommen Bosheit wider unsern Willen erleben und anschauen müssen.)


Das 10 Kapitel


1. Die Nachkommen Noah, und seiner Söhne werden erzählt, 2. Und wird in des Sems Linie ein Geschlechtsregister ausgeführt, bis auf den Eber, von welchem die Hebräer ihren Namen bekommen. Obwohl dies Kapitel dem äußerlichen Schein und Ansehen nach nicht viel wichtiger Sachen in sich begreift, so hat es doch einen großen Nutzen in Auslegung und Erklärung der Propheten Schriften, welche derselben Namen so in diesem Kapitel stehen.

1. Dies ist das Geschlecht der Kinder Noahs: Sem, Ham, Japheth. Und sie zeugten Kinder nach der Sintflut.

a Geschlecht: Das ist: Jetzt will ich des Noah Geschlecht und Nachkommen beschreiben.

2. Die Kinder Japheths sind diese: Gomer, Magog, Madai, Javan, Thubal, Mesech und Thiras.

a Gomer: Von dem sind die Cimbern hergekommen, welche man meint jetziger Zeit die Dänen und Holsteiner sind.

b Magog: Daher die Scythen ihren Ursprung haben sollen.

c Madai: Davon die Meder kommen.

d Javan: Von dem die Griechen im kleineren Asia, so man Jones nennet, ihren Anfang genommen. Es haben aber auch etliche Griechen ein Teil Landes in Italien besessen, daher vielleicht der Name Janus seinen Ursprung hat, welcher ein Abgott in Italien war, mit zwei Angesichtern.

e Thubal: Von dem die Spanier und Italiener kommen.

f Mesech: Dessen Nachkommen sollen in dem größeren Armenien gewohnt haben.

g Thiras: Daher die Völker in Thracia entsprungen sind.

3. Aber die Kinder von Gomer sind diese: Askenas, Riphath und Thogarma.

a Askenas: Dieser soll der Deutschen Vater gewesen sein, wie die Gelehrten einmütig zustimmen. (Daher sind wir durch Gottes Gnade des himmlischen Segens teilhaftig geworden, welcher im vorigen 9. Kap. dem Japhet verheißen ist, da er nämlich in den Hütten des Sems wohnen werde, das heißt, er werde das Evangelium von Christo hören.)

b Riphath: Daher die Riphœi, welches mitnächtige Völker in Scythia war, ihren Anfang hatte.

c Thogarma: Was für Völker daher entsprossen sind, weiß man eigentlich nicht, obwohl etliche sie zu den mitnächtigen Völkern zählen, aber wie sie heutigentags heißen mögen, ist ungewiss.

4. Die Kinder von Javan sind diese: Elisa, Tharsis, Kittim und Dodanim.

a Elisa: Daher vielleicht die Aeoles sind, so auch Griechen und im kleineren Asia gewohnt haben.

b Tharsis: Von dem die Einwohner in Cilicia kommen, darinnen Tharsus die Hauptstadt ist, des Apostels Pauli Vaterland.

c Kithim: Daher die Macedonier kommen.

d Dodanim: Von dem die Dodonœi in Chaonia den Namen haben, welches eine Landschaft ist in Epiro, heißt jetzt Albanien, da der vornehmste Abgott der Griechen, Jupiter, einen berühmten Tempel hatte.

5. Von diesen sind ausgebreitet die Inseln der Heiden in ihren Ländern, jegliche nach ihrer Sprache, Geschlecht und Leuten.

a Von diesen: Das ist: Diese sind an die Orte geschifft, so im Meer gelegen, und haben die Inseln, so sie darin fanden, unter sich ausgeteilt, auch Kirchen und weltliche Regierungen dort aufgerichtet haben.

b Sprache: Das ist: Welche einerlei Sprache hatten, (denn die Sprachen sind zeitlich in Erbauung des Turms zu Babel verwirrt worden, ehe denn des Noah Nachkommen sich in die Welt hin und wieder zerteilt) und aus einem Geschlecht hergekommen sind, und also gleichsam ein Volk waren, die sind miteinander fortgezogen und haben sich umgesehen nach gelegenen Orten, da sie wohnen könnten. Also haben wir des Japhets Geschlecht vernommen. Lasst uns auch jetzt von des Hams Nachkommen etwas hören.

6. Die Kinder von Ham sind diese: Chus, Mizraim, Put und Kanaan.

a Chus: Von dem die Moren herkommen.

b Mizraim: Dass von diesem die Ägypter ihren Ursprung haben, ist aus der Heiligen Schrift kund und offenbar.

c Put: Daher sollen die Völker in Afrika gekommen sein.

d Kanaan: Dessen Nachkommen, nämlich die Kanaaniter, haben zu Anfang das gelobte Land bewohnt, sind aber später von den Israeliten daraus vertrieben, und größtenteils ausgerottet worden. (Und hat man hier zu merken, dass des Hams Nachkommen, obwohl sie verflucht waren, dennoch eine Zeit lang fast den besten Teil der Welt besessen und innehatten, jedoch sind sie nicht allewege in solchem glückseligen Zustande geblieben. Also geht es den Gottlosen oftmals eine Zeit lang wohl in dieser Welt, und werden von jedermann für glückselige Leute geachtet, bis sie endlich von Gott, dem sie immerdar und beharrlich widerstreben, zur gerechten Strafe gezogen und vertilgt werden.)

7. Aber die Kinder von Chus sind diese. Seba, Hevila, Sabtha, Raema und Sabtecha. Aber die Kinder von Raema sind diese: Scheba und Dedan.

a Scheba: Daher die Einwohner in Saba kommen.

b Hevila: Von dem die Völker in Indien ihre Herkunft haben.

c Und Sabtecha: Von diesen dreien hat man nichts Gewisses.

d Und Dedan: Etliche meinen, dass dieser Nachkommen in dem reichen Arabia, zum Teil auch in India sich nieder gelassen haben.

8. Chus aber zeugte den Nimrod. Der fing an ein gewaltiger Herr zu sein auf Erden,

Mit Nimrod fängt an die erste babylonische Monarchie.

9. und war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn. Daher spricht man: Das ist ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn, wie Nimrod.

a Jäger: Das ist: Weil er mächtig, und eine starke Person war, dazu reich, und einen scharfen Verstand hatte, fing er eine Tyrannei an und übte eine ungerechte Gewalt an, beides im weltlichen Regiment und in der Kirche, dass er die frommen Leute unterdrückte und aus dem Wege räumte.

b Herrn: Das ist: Er trieb eine solche Tyrannei öffentlich und ohne Scheu, wollte noch dazu hoch angesehen sein und meinte, damit einen Ruhm zu erjagen. (Obwohl nun die Jagden nach wilden Tieren aus Lust geschahen, zu seiner Zeit nicht unrechtmäßigerweise geschahen, noch irgendwo in der Heiligen Schrift verboten sind, und eine christliche Obrigkeit sich deren nicht schämen darf: Jedoch werden in der Heiligen Schrift hin und wieder die Tyrannen Jäger genannt, als im 91. Psalm v. 3. Und darum, dieweil sie den Frommen nachtrachten, wie die Jäger den wilden Tieren nachstellen, und welche sie ertappen, ohne Barmherzigkeit erwürgen.

c Spricht man: Das ist: Aus seinen Taten ist ein Sprichwort entstanden, das man von einem Tyrannen also zu sagen pflegt.

d Wie Nimrod: Denn da andere mehr seinem Beispiel gefolgt sind, wie zu geschehen pflegt, dass man das Böse eher nachtut, als das Gute, hat man sie im Sprichwort gewaltige Jäger genannt, die sich durch ihre Tyrannei bekannt machten, und einen Namen gemacht, gleichwie Nimrod: Als wie man heutigentags einen Verschwender, der sein Erbgut üppig vertut, den verlorenen Sohn nennt.

10. Und der Anfang seines Reichs war Babel, Erech, Ackad und Kalne im Lande Sinear.

a Babel: Dies sind Namen der Städte, unter denen Babel die vornehmste war, davon später das ganze Land und Königreich genannt wurde, nachdem Nimrod darin zu regieren angefangen hat.

11. Von dem Land ist danach kommen der Assur und baute Ninive und Rehoboth-Ir und Kalah, a Assur: Es ist wohl zu glauben, dass dieser Assur eben derselbe ist, welcher bald später in diesem Kapitel unter des Sems Nachkommen gezählt wird, und ist zu vermuten, dass er entweder von des Nimrods gottlosen und tyrannischen Nachkommen vertrieben oder sich freiwillig von ihnen abgesondert habe, da er zuvor eine Zeit lang bei ihnen gewohnt, sei aber von Babel hinweggewichen und habe die große Stadt Ninive erbaut, welche später der Prophet Jona mit seiner Predigt zu Gott bekehrt hat.

b Kalah: Welches alles Städte in Assyrien gewesen sind.

12. dazu Resen zwischen Ninive und Kalah. Dies ist eine große Stadt.

a Dies ist eine: Nämlich Ninive, davon zuvor gesagt wurde: Wie groß sie aber gewesen, kann man aus der Historie des Propheten Jona abnehmen, da im 4. Kap. v. 11. gesagt wird, dass über die Menschen, die darinnen wohnten, welche keinen Unterschied, wussten, was recht oder falsch sei. Dies ist also von dem Assur durch Mose mit eingeführt worden, jetzt schreitet er wieder zur Erzählung des Geschlechts Ham.

13. Mizraim zeugte Ludim, Anameim, Leabim, Naphthuhim,

Ludim) Daher die Lydier kommen, welches Völker in Asia sind.

Anameim) Aus diesem Wort kann man keine ausreichende Erklärung haben.

Leabim) Sollen die Libyer in Afrika sein.

Naphtuhim) Von diesem Wort hat man auch keine Anzeigung.

14. Pathrusim: Daher vielleicht die Numidier und die Völker in Mauritania entsprungen sind.

b Philistim: Das sind die Philister, mit welchen das israelitische Volk immer im Streit war.

c Caphthorim: Diese Völker sind unbekannt, ihrer wird auch gedacht, {5Mos 2v23}.

15. a Zidon: Welcher die berühmten Gewerbe- und Handelsstadt Zidon oder Sidon in Phönizien erbaut haben soll.

b Heth: Von dem die Kinder Heth herkommen, welche in der Stadt Hebron wohnten.

16. a Jebusi: Dessen Nachkommen die Stadt Jerusalem eine Zeit lang innehatten.

17. Hivi, Arti, Sini

18. a Kanaaniter: Und haben derselben Nachkommen, nämlich, die Amoriter, Girgositer, das Land Kanaan bewohnt, bis sie von den Israeliten daraus vertrieben wurden.

19. Und ihre Grenzen waren von Zidon an durch Gerar bis nach Gasa, bis man kommt nach Sodoma, Gomorrha, Adama, Zeboim und bis nach Lasa.

a Grenze: Das ist: Die Grenze des Landes, welches Kanaan, Hams Sohn mit seinen Nachkommen besessen, hat den Anfang genommen von der Stadt Zidon und alle anderen Städte, so benannt werden, angeführt, und bei Lasa geendet. Es begreift aber solcher Umkreis viel gewaltige und große Städte in sich, die alle an das Mittelländische Meer stoßen.

20. Das sind die Kinder Hams in ihren Geschlechtern, Sprachen, Ländern und Leuten.

a Geschlechtern: Das ist: Diese sind des Hams und seiner Kinder Nachkommen, welche später unterschiedliche Sprachen gebrauchten und besondere Landschaften bewohnt haben. Also, dass sie sich in etliche Völker ausgeteilt und ausgebreitet, die von ihnen den Namen bekamen.

21. Sem aber, Japheths, des größeren, Bruder, zeugte auch Kinder, der ein Vater ist aller Kinder von Eber. {1Chr 1v17}.

a Des größeren: Denn es ist Sem jünger gewesen, als der Japhet, obwohl Sem sonst in der Zahl zuerst genannt wurde, weil Christus aus seiner Linie herkommen sollte.

b Eber: Es wird Sem der Kinder Eber Vater genannt, weil Eber des Sems Enkel oder Neffe war, und aus des Ebers Linie die Hebräer oder Juden und aus denselben Christus nach dem Fleisch herkommen sollte.

22. Und dies sind seine Kinder: Elam, Assur, Arphachsad, Lud und Aram.

a Elam: Von dem die Perser kommen.

b Assur: Dessen kurz zuvor Meldung geschah, von dem die Assyrier hergekommen sind.

c Arphachsad: Von diesen Nachkommen wird später berichtet.

d Lud: Davon man keine gewisse Nachricht hat.

23. Die Kinder aber von Aram sind diese: Uz, Hut, Gether und Masa

a Aram: Von dem die Syrer sollen ihren Ursprung haben.

b Uz: Aus diesem Geschlecht hat der fromme Hiob seine Herkunft.

c Und Mas: Ob dieser ohne Kinder gestorben oder aber Nachkommen hinter sich ließ, und was für Völker aus ihnen entsprungen sind, hat man weder aus der Schrift noch aus scheinbaren Mutmaßungen nichts Gewisses.

24. Arphachsad aber zeugte Salah, Salah zeugte Eber.

a Eber: Von diesem Eber hat das israelitische Volk den Namen bekommen, dass sie Hebräer genannt worden, wie oben auch gemeldet {1Chr 1v19}.

25. Eber zeugte zwei Söhne, einer hieß Peleg, darum das zu seiner Zeit die Welt zerteilt war, des Bruder hieß Jaketan.

a *Peleg: Luther). Heißt auf Deutsch eine Zerteilung.

b Zerteilt: Das ist: Bei seinen Lebzeiten sind die Nachkommen der Kinder Noah voneinander gezogen und haben die Länder in der Welt unter sich geteilt, welches denn bald nach dem geschehen ist, da sie zuvor den Turm zu Babel zu bauen anfingen, wie im folgen Kapitel zu finden ist.

26. Und Jaketan zeugte Almodad, Saleph, Hazarmaveth, Jarah,

27. Hadoram, Usal, Dikela,

28. Obal, Abimael, Seba,

29. Ophir, Hevila und Jobab. Das sind alle Kinder von Jaketan.

30. Und ihre Wohnung war von Mesa an, bis man kommt nach Sephar, an den Berg gegen den Morgen.

Ihre Wohnung: Das ist: Diese habe an dem Ort der Welt gewohnt, welches bei Mesa anfängt, und begreift dieselbe ganze Gegend in sich, bis zu dem Berge Sephar, der sich gegen Morgen erstreckt. Man kann aber von diesen Leuten nichts anderes mutmaßen, denn dass etliche Völker in India von ihnen hergekommen sind und sonderlich von dem Ophir, denn die Schrift derselben Landschaft, die also von ihm so genannt wurde, mehrere Male nennt und versteht dadurch das Land Indien, da das allerbeste und köstlichste Gold gefunden wird. Der anderen Namen sind meistenteils untergegangen.

31. Das sind die Kinder von Sem in ihren Geschlechtern, Sprachen, Ländern und Leuten.

a In ihren Geschlechtern: Also, dass sie in gewisse Geschlechter abgeteilt wurden, und später auch ein jedes Geschlecht seine besondere Sprache gebraucht hat, und haben sich in abgesonderte in Länder und Orte niedergelassen, allda sie sich durch Gottes Segen in großer Anzahl sich vermehrten und ausbreiteten.

32. Das sind nun die Nachkommen der Kinder Noahs in ihren Geschlechtern und Leuten. Von denen sind ausgebreitet die Leute auf Erden nach der Sintflut.

a Leuten: Das ist: Daher die Geschlechter und Völker entsprungen sind.

b Ausgebreitet: Das ist: Alle Völker, wie sie auch mögen Namen haben, und in welchem Lande sie wohnen, die haben ihren Ursprung von diesen Kindern und Nachkommen Noahs. (Es werden aber hiermit auch zugleich verdammt und verworfen der Heiden Gedichte und Fabeln, als da sind, von Gelehrten und dergleichen, welche von der Wiedererstattung des menschliche Geschlechtes lauter lose Narrendinge vorbringen.)


Das 11. Kapitel


Diese Tafel muss vor dem elften Kapitel Moses gesetzt werden. Kurze Beschreibung der Länder, darinnen die Patriarchen oder Altväter gewandelt haben, welches dient zur Erklärung des ersten Buchs Mose.

Die Patriarchen, deren Glaube so herrlich in der Heiligen Schrift bezeugt wird, haben in den Morgenländern Asia ihre Wohnung gehabt und sind darin gewandert als Gäste und Fremdlinge, dadurch ihren Glauben zu beweisen, dass sie ein anderes Vaterland suchten, welches besser ist, nämlich im Himmel {Hebr 11v14}. Damit nun dem christlichen Leser diese Orte mögen vor Augen gestellt werden, so wird in dieser Tafel beschrieben dasselbe ganze Land, dadurch die beiden Wasser Euphrats und Tigris laufen. Ein solcher Teil der Welt, dass alle anderen Länder an Lustigkeit, Fruchtbarkeit, und herrlichen Gaben weit übertrifft. Obwohl es nun nicht gar so nötig ist, sehr hart drauf zu halten, alle alten Namen wahrhaftig zu beschreiben, wo die gelegen und die Reiche und Länder so genau zu unterscheiden, wie groß und weit etliche sich wohl erstreckt haben, nachdem kein Ort seinen alten Namen behalten, der mit der Zeit nicht wäre verändert worden: So ist dennoch dies unser Vornehmen, den Gottesfürchtigen zu zeigen, dass sie mögen sehen dieselbe Veränderung, die mit der Zeit kommen, da die Menschen begannen, die Erde sich zu unterwerfen und ihre Pfähle und Grenzen auszubreiten, und etliche sich ein Reich und Land unterwarfen und das nach ihrem Namen nannten, wie sie wollten. Darum nun dem christlichen Leser, so viel möglich, zu dienen, so haben wir in einem kurz die Länder beschrieben, wie zuvor angezeigt, ungefähr bei den beiden Wassern.

Und weil es nicht möglich war, in so kleiner Figur vollkommen vorzustellen die Länder Kanaan, wie sie gewesen sind zu den Zeiten der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, so haben wir eine besondere Beschreibung zugefügt, alles zum Nutzen dem christlichen Leser: Hier nun eigentlich die Orte zu beschreiben, wo der Garten Eden lag und wo der Ort des Paradieses war, oder wo Adam mit seinem Weibe allererst, die Erde gebaut habe, wollen wir keine große und sorgfältige Untersuchung tun: Ob aber so ein gewisser Ort gewesen sei, als etliche so gewiss davon schreiben, wollen wir mit niemand streiten. Denn es ist aus den Schriften Mose wohl zu verstehen, dass nach der Sündflut die Menschen sich dem Gebirge in die Gründe und das Feld begeben haben, um Wohnung zu suchen an den Wassern, und dort eine Stadt und Turm gebaut haben in dies Paradies oder in den allerbesten, fruchtbarsten Ort, so sie fanden. Und dass sie später durch das Herrn Schickung sind zerstreut, und durch die ganze Welt gestreut worden {1Mos 11v8}.

Es haben die Altväter gewisslich ihre Wohnung gehabt in Mesopotamien, Chaldäa, Babylonien und in den umliegenden Ländern. Dies wurde genannt Abrahams Vaterland, welches er durch Gottes Befehl verlassen hat, und liegt jenseits des Wassers Euphrats, {Jos 24v2} im Lande Mesopotamien, zwischen den beiden Wassern Tigris und Euphrat. Dieses wird hier alles vorgebildet. Von dort zog Abraham ins Land Kanaan zwischen Bethel und Hain, und von dort in den Hain Mambre, welcher liegt vor der Stadt Hebron, von dort nach Gerard und nach Uberaba, in der Philister Land, und zog von dort nach dem Berge Morijah, seinen Sohn Isaak zu opfern, und von dort wieder nach Uberaba, {1Mos 22v19}. Von Bersaba zog er wieder nach Hebron in den Hain Mambre, da Sarah und später auch Abraham selbst stirbt, und sind da begraben.

Die Kinder Abrahams, als Ismael und die anderen, sind in das Land Arabien und Ägypten gezogen, oder vom Roten Meer an bis ans Persische Meer ihre Wohnung gehabt. Aber Isaak ist im Lande Kanaan geblieben bei seinem Vater, und nach ihm auch Jakob, die lange Zeit haben als Fremde müssen von einem Ort zum anderen ziehen, und in Hütten und Zelten wohnen.

1. Der Turm zu Babel wird gebaut, aber nicht ausgebaut, und werden die Sprachen dort verwirrt, v. 1. 2. Des Herrn Christi Geschlechts-Register wird ausgeführt, von dem Erzvater Sem, bis auf Abraham, v. 10.

3. Abraham nimmt ein Weib, Sara, v. 29. IV. Zieht mit seinem Vater Tharah aus Chaldäa, v. 31.

4. Der Vater Tharah stirbt in Haran, v. 32.

1. Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.

a Einerlei Zunge: Das ist: Alle Menschen reden einerlei Sprache, welche damals die Hebräische war, wie aus den Namen abzunehmen, deren Ursprung in der hebräischen Sprache kann gezeigt werden, wie denn auch Gott sich derselben Sprache gebraucht, da er mit den Vätern und Propheten geredet hat.

2. Da sie nun zogen nach Morgen, fanden sie ein ebenes Land im Lande Sinear und wohnten dort,

a Sinear: Welches Land später Babel ist genannt worden.

3. und sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! Und nahmen Ziegel zu Stein und Ton zu Kalk.

a Ton: Denn dass die Babylonier Ton oder Leim anstatt des Kalks brauchten, weil es davon im selben Lande viel gab, bezeugt auch Plinius, ein heidnischer Geschichtsschreiber, in seinem 35. Buch Kap. 15.

4. und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und Turm bauen, des Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden vielleicht zerstreut in alle Länder.

Lasst uns: Sie gehen nicht darüber zu Rat miteinander, welchergestalt die rechte Religion unter ihnen möge sei, und also der Name Gottes in der ganzen Welt ausgebreitet werde: Sondern wollen sich selbst mit diesem Bau einen ewigen Namen machen, da es sich vielleicht möchte zutragen, dass sie in die ganze Welt, und an mancherlei Örter voneinander zerstreut werden, damit sie also ein ewiges Gedächtnis und Malzeichen hinter sich ließen, ihrer Macht, Reichtum, und Herrlichkeit. (Eben dergleichen Sachen unterstehen sich auch alle die diejenigen, welche aus Antrieb des Ehrgeizes und einen Ruhm zu erjagen, mit Verachtung des Wortes Gottes, außer ihrem ordentlichen Beruf schreiten, und sich größerer Sachen unterstehen, denn sie hinaus führen können.)

5. Da fuhr der Herr hernieder, dass er sähe die Stadt und Turm, die die Menschenkinder bauten.

a Da fuhr: Das Niederfahren, welches an diesem Ort von Gott gesagt wird, der doch Himmel und Erde erfüllt und nicht weit ist von einem jeden unter uns, in dem wir auch leben, weben und sind, wie der Prophet Jeremias und der Apostel Paulus bezeugen, ist nicht also verzogen, dass er zuvor weit davon und hinweg war, sondern dass er etlichermaßen sich geoffenbart, und seine Gegenwart öffentlich gezeigt hat, dass er auch ihrem Vornehmen nicht länger zusehen wolle, und sie zu strafen angefangen habe. (Lehrt auch zugleich die, so sie im Stande der Obrigkeit sind, dass sie mit der Strafe nicht eilen sollen, ehe sie die Sache recht erkundet haben.)

6. Und der Herr sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und haben das angefangen zu tun; sie werden nicht ablassen von allem, das sie vorgenommen haben zu tun.

a Einerlei Sprache: Das ist: Sie hatten alle miteinander einerlei Art zu reden.

b Nicht ablassen: Wo ich nicht dazwischen komme und es verhindere. (Denn die Gottlosen sind gar halsstarrig in ihrem Sinn, wenn sie sich einmal etwas vorgenommen haben.)

7. Wohlauf, lasst uns herniederfahren und ihre Sprache dort verwirren, dass keiner des anderen Sprache vernehme.

a Lasst uns: (Das es hier lautet, als ob ihrer viel miteinander redeten, wird dadurch das Geheimnis der Dreifaltigkeit in dem göttlichen Wesen angedeutet.) Es hat aber unser Herr Gott durch diesen Ratschlag all ihr Vorhaben zunichte und zu Wasser gemacht. Denn weil sie einander nicht mehr verstanden und mit mancherlei Sprachen redeten, deren je eine dem anderen unverständlich, und unbekannt war, da einer Hebräisch, der andere Griechisch, der Dritte Lateinisch, und andere Sprachen vorbrachten, haben sie müssen von ihren angefangenen Werk abstehen und unvollendet dasselbe verlassen, sind also unverrichteter Sachen voneinander gezogen {1Mos}.

8. Also zerstreute sie der Herr von dort in alle Länder, dass sie mussten aufhören, die Stadt zu bauen.

9. Daher heißt ihr Name Babel, dass der Herr dort verwirrt hatte aller Länder Sprache und sie zerstreut von dort in alle Länder.

a Ihr: Nämlich derselben Stadt, die sie zu bauen angefangen hatten.

* Babel: Luther). Heißt auf Deutsch eine Vermischung oder Verwirrung.

b Aller Länder: Das ist: Aller Einwohner derselben Stadt.

c Zerstreut: Haben also mit Schanden und unverrichteter Sachen abziehen müssen. ( So zerstreut Gott allen bösen Vornehmen der gottlosen Menschen, und ist dies eine große Strafe der Sünden gewesen. Denn durch solche Verwirrung der Sprachen, ist nicht allein ein Mensch gegen den anderen als ein Stummer zu rechnen, und werden viel Hantierungen dadurch verhindert: Sondern es erfolgt auch daraus, dass die Leute einander misstrauen und in Uneinigkeit leben, daher allerlei Zerrüttungen im geistlichen und weltlichen Stande erfolgt. Jedoch hat unser Herr Gott diesem Übel wiederum aus Gnaden wollen zu Hilfe kommen, so viel zur Seligkeit vonnöten ist, da er am Pfingsttage machte, dass das Evangelium in mancherlei Sprachen durch die ganze Welt gepredigt würde.)

10. dies sind die Geschlechter Sems: Sem war hundert Jahre alt und zeugte Arphachsad, zwei Jahre nach der Sintflut;

a Dies sind: Jetzt kommt Mose wiederum zu den Nachkommen und Geschlechter des Erzvaters Sem, davon er oben kürzlich sagte, und führt die Linie oder das Geschlechtsregister Christi (welcher der Zweck ist, darauf die ganze Heilige Schrift zielt und deutet) weiter aus, bis auf den Erzvater Abraham oder (wie er später genannt wurde) Abraham, welchem die Verheißung von dem zukünftigen Christo erneuert und deutlicher erklärt wurde, und erzählt Mose allein die Personen, welche zur Linie Christi gehören, der anderen Namen schweigt er.

b Geschlechter: Das ist: Dies sind die frommen Nachkommen des Sem. (Denn Gott hat seine Kirche je und allewege erhalten, und wird sie noch ferner erhalten unter den allergrößten Anstößen.)

11. und lebte danach fünfhundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

b Fünfhundert:(Merke hier, wie das Alter der Menschen nach der Sündflut hat angefangen, abzunehmen, darum, je ferner wir von der Sündflut sind, je zeitlicher wir uns zu dem Tode sollen rüsten und gefasst machen.)

12. Arphachsad war fünfunddreißig Jahre alt und zeugte Salah;

13. und lebte danach 400unddrei Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

14. Salah wurde dreißig Jahre alt und zeugte Eber;

15. und lebte danach 400unddrei Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

16. Eber war vierunddreißig Jahre alt und zeugte Peleg;

17. und lebte danach 400unddreißig Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

18. Peleg war dreißig Jahre alt und zeugte Regu;

19. und lebte danach zweihundertundneun Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

20. Regu war zweiunddreißig Jahre alt und zeugte Serug;

21. und lebte danach zweihundertundsieben Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

22. Serug war dreißig Jahre alt und zeugte Nahor;

23. und lebte danach zweihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

24. Nahor war neunundzwanzig Jahre alt und zeugte Tharah;

25. und lebte danach hundertundneunzehn Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

26. Tharah war siebzig Jahre alt und zeugte Abraham, Nahor und Haran.

a Zeugte: Das ist: Damals hat er angefangen zu zeugen und hat innerhalb von etlichen Jahren die drei Söhne gezeugt, denn dass sie alle drei in einem Jahr nicht geboren sind, kann man aus dem folgenden 2. Kapiteln leicht erkennen.

27. dies sind die Geschlechter Tharahs: Tharah zeugte Abraham, Nahor und Haran. Aber Haran zeugte Lot.

a Zeugte: Ist einerlei Meinung mit dem Vorigen und wird nach Art der hebräischen Sprache wiederholt.

28. Haran aber starb vor seinem Vater Tharah in seinem Vaterland zu Ur in Chaldäa.

a Starb: Ist darum Haran in seinem Vaterlande gestorben, ehe denn Abraham und Tharah von dort gezogen sind.

29. Da nahmen Abraham und Nahor Weiber. Abrams Weib hieß Sarai und Nahors Weib Milka, Harans Tochter, der ein Vater war der Milka und der Jiska.

Da nahmen: Jetzt fängt Mose an, des Abrahams Historie zu beschreiben, welcher unter allen Erzvätern der Vortrefflichste war, wie ihm Paulus das Zeugnis gibt {Röm 4}. Darum man auf seine Geschichte gut achthaben und mit Fleiß aufmerken soll.

b Vater war: Das ist: Haran hatte zwei Töchter: Milca, die dem Nahor zur Ehe gegeben war, und Jisca, von der die Schrift weiter nichts sagt, was sie für einen Mann bekam, etliche sind der Meinung, diese Jisca sei Sara gewesen.

30. Aber Sarai war unfruchtbar und hatte kein Kind.

a Unfruchtbar: Dass aber die frommen Eheleute deswegen sehr bekümmert waren, dass sie eine unfruchtbare Ehe hatten, erscheint aus dem folgendem 15. Kapitel.

31. Da nahm Tharah seinen Sohn Abraham und Lot, seines Sohns Harans Sohn, und seine Schnur Sarai, seines Sohns Abrams Weib, und führte sie von Ur aus Chaldäa, dass er ins Land Kanaan zöge; und sie kamen nach Haran und wohnten dort.

a Von Ur: Aus derselben Stadt.

b Aus Chaldäa: Im Buch Josua, {Jos 24v1 , v2 , v3} wird gesagt, dass auch die Nachkommen des Heiligen Noah zu der Chaldäer Abgötterei gefallen sind, unter denen Tharah des Abrahams Vater auch war. Damit nun Gott seiner Kirche Rat schaffte, dass sie in der Abgötterei nicht verharrte, noch verdürbe, heißt er Abraham aus dem abgöttischen Lande der Chaldäer hinwegziehen, wie solches Stephanus bezeugt {Apg 7}. (Es ist aber Abraham zur Erkenntnis Gottes berufen worden, damit er das ewige Leben erlangen möchte, nicht durch sein Verdienst, deren er keines hatte, weil er abgöttisch war, sondern allein aus lauter Gnade und Güte Gottes, der auch die Allerunwürdigsten durch seine Gnade zur Busse ruft: Und wie er sie aus Gnaden beruft, ohne ein eigenen Verdienst, also macht er sie auch aus Gnaden gerecht, um Christi willen, allein durch den Glauben.) Also offenbart sich Gott dem Abraham und heißt ihn, aus dem abgöttischen Lande zu ziehen, wie im folgenden Kapitel ausführlicher dargetan wird, welchem Befehl Abraham gehorsam nachkommt. (Denn um Gottes willen, wenn er uns beruft, sollen wir unserem Vaterlande und allem, was uns hier auf Erde lieb ist, absagen, da man entweder diese Dinge verlassen oder aus Gottes Gehorsam schreiten muss.) Dem Abraham gesellt sich sein Vater Tharah zu, und gibt ihm einen Gefährten, nimmt auch Lot seinen Enkel mit, und ziehen also aus dem Befehl des Herrn, aus der Chaldäer Land, dem Lande Kanaan zu.

a Haran: An einem Ort, der so genannt war.

b Wohnten: Warum sie aber warteten und nicht sofort zum Lande Kanaan zugezogen sind, ist unwissend: Mag vielleicht geschehen sein, dass Tharah altersbedingt und aus Schwachheit halben nicht weiter kommen konnte, und Abraham ihn nicht verlassen wollte, weil er gemerkt, dass er dem Tode nahe wäre.


Das 12. Kapitel


1. Die Historie Abrahams, wie er aus seinem abgöttischen Vaterlande berufen war, wird weiter ausgeführt, v. 1. 2. Gott erneuert ihm die Verheißung von dem Messias, v. 2. 3. Abraham ist ein Fremdling im Lande Kanaan, und richtet hin und wieder den rechten Gottesdienst an, v. 6. IV. Da eine Teuerung einfällt, zieht er hinab in Ägypten, allda es nicht viel gefehlt, Sara sein Weib, wäre vom Pharao, dem Könige in Ägypten, verheiratet worden, v. 10.

1. Und der Herr sprach zu Abraham: Gehe aus deinem Vaterland und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. {Apg 7v3 , v4 , Hebr 8}.

a Sprach: Oder hatte gesprochen. Denn es wiederholt und erklärt Mose die Berufung des Abrahams in diesem Kapitel etwas weitläufiger, davon er zu Ende des vorigen Kapitels kurze Anregung tat, wie denn oft sein Brauch ist: Darum muss man das Ende des vorigen und den Anfang dieses Kapitels aneinanderhängen, dieweil von einerlei Sachen geredet wird.

b Vaterlande: Nämlich, aus der Stadt Ur in Chaldäa, welche abgöttisch ist.

c Freundschaft: Lass dich durch die Liebe, welche du gegen deine Freunde und Verwandten trägst, nicht aufhalten, weil sie viel lieber in der Abgötterei stecken bleiben wollen, als aus dem Lande ziehen. Jedoch hat Abraham zu seinem Auszug etliche Gefährten bekommen, denn es sind mit ihm gezogen sein Vater Tharah, sein Weib Sara, und Lot, seines Bruders Sohn: Die anderen sind in Chaldäa geblieben.

d Ein Land: Er nennt ihm das Land nicht, da er hinziehen soll, muss also aufs Ungewisse gleichsam ins Elend ziehen: Und weiß, nicht wo er eine bleibende Stätte finden werde, da er wohnen könnte. (Denn Gott erfordert von uns solche Dinge, die unserem Fleisch und Blut wehtun und unserer Vernunft närrisch vorkommen, auf dass er unsern Glauben und Gehorsam prüfe.)

2. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und sollst ein Segen sein.

a Großen Volk: Es lockt dennoch Gott den Abraham etlichermaßen, mit freundlichen Verheißungen, und macht ihm ein gutes Herz, will so viel sagen: Ich will schaffen, dass eine große Menge Volk von dir herkommen soll, und soll dieses Volk groß sein, nicht allein von wegen der Menge, sondern viel mehr und vornehmlich, weil es den rechten Gott haben und erkennen wird, der sich ihnen wird offenbaren, sie regieren und beschützt. Und braucht hier der Heilige Geist ein solches Wort im Hebräischen, darunter auch die Heiden begriffen sind, anzuzeigen, dass auch die Heiden durch den Glauben Abrahams Kinder sein werden.

b Dich segnen: Das ist: Ich will dein Geschlecht und deine Güter vermehren und zu deinem Tun und Lassen glücklichen Fortgang geben.

c Großen Namen: Das ist: Ich will dich und deine Nachkommen berühmt machen.

d Segen sind: Als wollte er sprechen: Was bedarf es viel Worte? Du sollst nicht allein gesegnet, sondern der Segen selber sein. Also, dass auch andere dieses Segens durch dich sollen teilhaftig werden, welches auch zu seiner Zeit erfüllt ist. Denn es haben viel Heiden, durch der Juden zutun, die rechte Religion angenommen, und hat Abraham überall, wo er hingezogen ist, die Gerechtigkeit gepredigt, wie die Schrift bezeugt. 12.3 {1Mos 18v18 , 22v18 , 26v4 , Gal 3v8}.

3. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.

a Segnen: Das ist: Welche dir Gutes tun, oder Gutes gönnen, denen will ich auch Gutes tun, welche aber dir böses tun, oder übel wünschen, die will ich ausrotten. (Hier droht Gott den Feinden der christlichen Kirchen ihren Untergang und verheißt wiederum denen gewisse Belohnung, die sie unterhalten und ihnen Unterschlupf geben. Denn es sind alle gläubige Christen Abrahams geistliche Kinder, wie Paulus bezeugt.)

b In dir: Das ist: Aus deinem Geschlecht soll auf eine bestimmte Zeit der Held und Heiland der Welt, Christus, geboren werden, welcher das menschliche Geschlecht mit Gott wiederum versöhnen, den Fluch und den ewigen Tod vertilgen, und dafür die wahre und ewige Seligkeit wieder bringen wird. Denn es wird hier ein geistlicher und ewiger Segen verheißen, welcher allen gehört, die an Christus glauben. Derselbe ist erlangt, da der Sohn Gottes aus Abrahams Nachkommen menschliche Natur an sich genommen hat, und hat in derselben durch sein Kreuz die Verdammnis und den ewigen Schaden oder Fluch abgewandt, der auf dem ganzen menschlichen Geschlecht von wegen der Sünden lag. Auf diese Verheißung hat Abraham sein Vertrauen gesetzt und also den Tag Christi im Glauben gesehen und sich gefreut {Joh 8}.

4. Da zog Abraham aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte; und Lot zog mit ihm. Abraham aber war fünfundsiebzig Jahre alt, da er aus Haran zog.

a da zog: Diesen Glauben Abrahams (dass er der Güte Gottes, und seines gnädigen Willens gegen ihn versichert, Abraham sich diesem unterwirft, und aus solchem Glauben Gott folgt, wohin er ihn beruft) rühmt die Epistel im Hebräerbrief richtigerweise sehr. (Denn der rechtschaffene Glaube macht nicht allein vor Gott gerecht, sondern bringt auch zuwege, dass wir dem Befehl Gottes von Herzen begehren und gehorchen.) Ist also Abraham mit seinem Vater Tharah erstlich von Ur, einer Stadt in Chaldäa, ausgezogen und bis nach Haran gekommen, da er ein Zeit lang verharrt, vielleicht dass sein Vater Tharah da krank wurde, der auch dort starb. Nach dessen Tod Abraham aus Haran sich wieder auf den Weg begab, damit er die vorgenommene Reise vollzöge. Welche weitere Reise, weil sie aus keinem neuen Bedenken folgte, sondern nur eine Vollendung der ersten vorgenommenen Reise, Mose hier recht zusammenfasst. Da nun Abraham seine erste Berufung sich wieder zu Gemüte führt, hat er sich von Haran wiederum aufgemacht.

b Lot zog: Der seines Bruders Sohn war, und viel lieber mit Abraham wollte im Elend herum ziehen, als in seinem Vaterlande bei den abgöttischen Leuten wohnen.

c Jahr alt: Von diesem Jahr, da Abraham aus Haran zog, muss man die 430 Jahre zuzählen, innerhalb dieser Zeit von den Israeliten gesagt wird, dass sie in Ägypten gewohnt haben. Denn es ist eine kurze Zeit nach diesem Auszug angestanden, da Abraham, der oberste Erzvater des israelitischen Volks, aus Hungersnot getrieben, nach Ägypten ziehen musste, und einen Anfang der ägyptischen Pilgerschaft machte, dahin später das Volk Gottes kam.

5. Also nahm Abraham sein Weib Sarai und Lot, seines Bruders Sohn, mit aller ihrer Habe, die sie gewonnen hatten, und Seelen, die sie gezeugt hatten in Haran, und zogen aus, zu reisen in das Land Kanaan. Und als sie gekommen waren in dasselbe Land,

a Seelen: Obwohl nun Abraham zugleich noch eine unfruchtbare Ehe hatte, so hat aber doch Lot, wie auch seine beiden Knechte, Kinder gezeugt. Denn wir später im 14. Kapitel hören werden, dass Abraham aus seinem Personal 318 gewappneter Kriegsknechte ausgemustert hat und wider die Könige, so sie den Lot gefangen hielten, geführt habe. Weil des Abrahams Knechte auch Weiber hatten, die er mit sich nahm, wo er hinzog, darum es ihm so viel desto beschwerlicher war, wenn er seine Wohnung oft änderte und viel reisen musste. Denn die Einwohner lassen nicht leicht ein so großes Personal bei sich unterkommen. Und lässt sich es ansehen, als haben sie eine lange Zeit in Haran gewohnt. (Darum des Abrahams Gehorsam desto mehr zu loben ist, dass er so mühselige Reisen ohne Verdruss auf sich nahm, wie auch die Geduld der vortrefflichen Matrone Sara, dass sie ihrem Ehemann, da er aus seinem Vaterland zog, überall treulich nachfolgte.) So viel denn das Land Kanaan betrifft, ist es eine lustige und fruchtbare Landschaft, oder vielmehr ein rechtes Königreich gewesen, in welchem doch Abraham noch keinen beständigen Ort zur Wohnung hatte, so ihm von Gott ausersehen wäre, sondern er wartete im Glauben auf das himmlische Vaterland {Hebr 11v10}. Es hatte aber Gott, der Herr, dasselbe Land seinem Volk zur Besitzung vorbehalten, auf dass die rechte Religion darin angerichtet würde, und endlich Christus dort geboren würde, der am selben Ort lehren sollte und mit seinem Leiden der ganzen Welt Sünden genug zutun, danach sein Evangelium von dort in die ganze Welt ausgehen lassen.

6. zog Abraham durch bis an die Stätte Sichem und an den Hain More. Denn es wohnten zu der Zeit die Kanaaniter im Lande.

a Durch: Und suchte einen bequemen Ort zur Wohnung.

b Sichem: Welches eine Stadt war im Lande Kanaan.

c Hain: Ist ein Ort so genannt, und ein Tal mit Bergen umringt.

d Kanaaniter: Das ist: Des Hams gottlose Nachkommen hatten dies herrliche Land eingenommen und besaßen es. Darum Abraham unter diesen Leuten weder mit Leib noch Gut gesichert wurde. (Und geschieht es, dass die Gottlosen auf Erden eine Zeit lang das größte Glück haben.)

7. Da erschien der Herr Abraham und sprach: Deinem Samen will ich dies Land geben. Und er baute dort dem Herrn einen Altar, der ihm erschienen war. {1Mos 13v15 , 15v18 , 26v3 , 5Mos 34v4}

a Erschien: Damit er ihm in seinem Elend tröstlich zuspräche und ein Herz machte.

b Samen: Das ist: Deinen Kindern und Nachkommen.

c Geben: (Denn Gott will es uns reichlich vergelten und belohnen, wenn wir in unserem Beruf gehorsam sind, und mehr geben, als wir um seinen Willen verlassen haben.)

d Altar) Mit dem Willen, darauf zu Opfern und Gott Dank zu sagen für solche Verheißung und andere vielfältige Wohltaten, die er ihm erzeigte. (Denn zuerst, ehe wir unsere weltlichen und häuslichen Geschäfte in die Hand nehmen und verrichten, sollen wir mit dem wahren Gottesdienst den Anfang machen und zuerst das Reich Gottes suchen {Mt 6v33}.

8. Danach brach er auf von dort an einen Berg, der lag gegen dem Morgen der Stadt Bethel, und richtete seine Hütte auf, dass er Bethel gegen Abend und Ai gegen dem Morgen hatte, und baute dort dem Herrn einen Altar und predigte von dem Namen des Herrn.

a Berg: Denn der Berg zwischen den beiden Städten, Beth El und Ai, gelegen war, und sieht es aus, als habe Abraham um der Einwohner Bosheit willen, die ihm alles Leid antaten, seinen ersten Sitz verlassen müssen.

b Predigte: Das ist: Er hat den Seinen das Wort Gottes erklärt, Gebet gehalten und geopfert, damit er sich selbst und die Seinen stärkte und unterrichtete von dem zukünftigen Messias und von dem väterlichen Willen Gottes gegen dem Glauben, danach von dem Gehorsam, den man Gott wiederum schuldig ist.

9. Danach wich Abraham ferner und zog aus gegen den Mittag.

a Wich: Hat also Abraham wieder einmal nicht ohne große Beschwernisse sich nach einer anderen Gelegenheit müssen umsehen, zu welchem mühseligen Umschweifen im verheißenen Lande bald ein anderes und neues Unglück zuschlägt, dass er schier um sein Eheweib und die Sarah um ihre Ehre gekommen wäre.

10. Es kam aber eine Teuerung in das Land. Da zog Abraham nach Ägypten, dass er sich dort als ein Fremdling enthielte; denn die Teuerung war groß im Lande.

a Fremdling: Nicht dass er einen beständigen Sitz da suchte, sondern dass er eine Zeit lang da, solange die Teuerung währte, als in einer Herberge sein Aufenthalt haben möchte (denn es ist Ägypten ein sehr fruchtbares Land gewesen) bis er wiederum ins Land Kanaan ziehen könnte, welches seinen Nachkommen verheißen war.

b Lande: Hat ihn darum der Hunger dazu getrieben, dass er das verheißene Land eine Zeit lang verlassen musste. (Also probiert und bewährt Gott mit Versuchung der Frommen Glauben, in dem sich alle Dinge anderes schicken und ansehen lassen, denn wie er verheißen hat, welches er dennoch zu seiner Zeit reichlich leistet und erfüllt.)

11. Und da er nahe bei Ägypten kam, sprach er zu seinem Weibe Sarai: Siehe, ich weiß, dass du ein schön Weib von Angesicht bist.

12. Wenn dich nun die Ägypter sehen werden, so werden sie sagen: Das ist sein Weib; und sie werden mich erwürgen und dich behalten.

13. Lieber, sage doch, du bist meine Schwester, auf dass mir es desto besser gehe um deinetwillen, und meine Seele bei dem Leben bleibe um deinetwillen. {1Mos 2v1 , 26v7}.

a Deinetwillen: Das ist: Damit ich nicht deinetwegen angefeindet oder auch gar zu Tode geschlagen werde, sondern dass ich durch deine gute Tat, die du mir erzeigst, in dem du dich so stellst, als ob du meine Schwester wärst, beim Leben erhalten werde. (Durch diese Kleinmütigkeit, dass sich Abraham zu sehr gefürchtet, hätte er sein Weib schier um ihre Ehre gebracht, wo nicht unser Herr Gott ein gnädiges Auge auf sie gehabt hätte. Daraus wir lernen, dass auch große und heilige Leute zuweilen straucheln und fehlen, welches unter anderem auch darum geschieht, damit sie nicht sich selbst Gedanken machen, als könnten sie mit ihrer Heiligkeit und anderem vortrefflichen Tun, damit sie von Gott begabt sind, das ewig Leben verdienen könnten. Und also, dass andere, die ihre Fehler und Mängel empfinden und zu Herzen führen, nicht verzagen. Man soll aber auch solcherweise der Gefahr zu entgehen, nicht folgen, sondern der Schwachen Trost gebrauchen.)

14. Als nun Abraham nach Ägypten kam, sahen die Ägypter das Weib, dass sie sehr schön war.

a Schön war) Aus dem Nachrechnen der Jahre ergibt sich, dass Sara über 65 Jahre war, da dies geschah: Weil demnach im solchem Alter Saras schöne Gestalt noch gerühmt wird und andere ihrer begehren, ist daraus zu vermuten, dass zur selben Zeit die Menschen einer stärkeren und lebhafteren Natur gewesen sind als zu unseren Zeiten, obwohl daneben der Sara Kräfte durch die Schmerzen der Geburt nicht geschwächt wurden, weil sie unfruchtbar war.

15. Und die Fürsten des Pharaos sahen sie und preisten sie vor ihm. Da wurde sie in des Pharaos Haus gebracht.

a Preisten: Sie hätten aber dem Könige viel andere hochwichtigere und nötigere Sachen können und sollen vorbringen, aber es werden dergleichen Hofleute viel gefunden, die lieber mit solchen als anderen nützlichen Sachen umgehen.

b Haus gebracht: Dass sie entweder des Königs Ehegemahl oder seine Konkubine werden sollte. Denn es war damals der Brauch, dass einer viel Weiber zugleich haben durfte. Welche aber solcher Ursache wegen am Hof aufgekommen war, die durfte doch nicht schnell und von Stunde an in des Königs Kammer kommen, sondern sie mussten sich etliche Monate zuvor, oder wohl ein ganz Jahr, dazu rüsten und schmücken mit allerhand Spezereien und Zierde, damit sie des Königs Bett möchten würdig sein, wie aus dem anderen Kapitel des Buchs Esther zu sehen ist. Ist darum Sara nicht bald dem Könige zugeführt worden, sondern man hat sie ins Frauenzimmer genommen, und sie musste dort warten, bis nach Ende der gewöhnlichen Zeit sie vom Könige gerufen wurde. Was aber dies Abraham für Schmerzen brachte, ist leicht zu ermessen.

16. Und er tat Abraham Gutes um ihretwillen. Und er hatte Schafe, Rinder, Esel, Knechte und Mägde, Eselinnen und Kamele.

a Ihretwillen: Nämlich, von wegen der künftigen Schwägerschaft, die man erhoffte, dass sie durch der Sara Heirat mit dem Könige würde gemacht werden.

b Schafe: Das ist: Obwohl Abraham eine große Haushaltung bei sich hatte, dazu viel Vieh, daher er den Ägyptern hätte beschwerlich und überlästig sein, weil das Vieh und die Viehzucht ohne das bei ihnen für ein Gräuel gehalten wurde: So ist er doch um der Sara willen hoch angesehen, und beim Könige in großer Gnade gewesen, weil er begehrte, sein Schwager zu werden. Denn er nichts meinte, Abraham wäre der Sara Bruder.

17. Aber der Herr plagte den Pharao mit großen Plagen und sein Haus um Sarais, Abrams Weibes, willen.

a Sein Haus: Das ist: Seine Weiber, Kinder, und ganzes Hofgesinde. (Denn Gott rächt die Unbilligkeit und Schmach, welche seinen Auserwählten zugefügt wird.) Was es aber für eine Plage war, damit der Pharao gestraft wurde, wird nicht ausdrücklich gemeldet: Sind aber dermaßen beschaffen gewesen, wie aus dem Text zu sehen ist, dass der Pharao daraus abnehmen, und gute Nachricht haben konnte, wie er gröblich gesündigt, in dem, dass er die Sara dem Abraham genommen und an seinem Hof hielte. Also kommt unser Herr Gott dem Abraham zu rechter Zeit in seinem trübseligen Zustande zu Hilfe, damit der Sara nichts widerfahre, welches ihrer Ehre zum Nachteil gereichen möchte. (Denn wenn die Gefahr am größten ist, so ist Gott mit seiner Hilfe am allernächsten bei uns, da wir mit unserem Rat und unseren Anschlägen stecken bleiben und wissen nicht, wo aus noch ein.)

18. Da rief der Pharao Abraham zu sich und sprach zu ihm: Warum hast du mir das getan? Warum sagst du mir es nicht, dass sie dein Weib wäre?

a Das getan) Das ist: Warum hast du mich betrogen?

19. Warum sagst du denn, sie wäre deine Schwester? Deswegen ich sie mir zum Weibe nehmen wollte. Und nun siehe, da hast du dein Weib; nimm sie und zieh hin.

a Dein Weib: Die noch von niemandem verunehrt oder versprochen ist.

b Zieh hin: Wo dir es gefällt.

20. Und der Pharao befahl seinen Leuten über ihm, dass sie ihn geleiteten und sein Weib und alles, was er hatte.

a Über ihm: Denn der König wurde durch die göttliche Strafe sehr erschreckt, und fürchtete sich, dass nicht etwa ihm und den Seinen noch Ärgeres widerfahren möchte, da die Ägypter dem Abraham von Neuem eine Unbilligkeit zufügen würden, darum gibt er dem Abraham sein Weib nicht allein mit Ehren wieder, sondern lässt ihn auch durch seine treuesten Diener geleiten, bis auf die Grenzen des Landes Ägypten. (Denn Gott gibt denen, die ihn aus Glauben anrufen, einen besseren und glücklicheren Ausgang in ihren Sachen, als sie hätten hoffen dürfen. Und wenn wir durch Unvorsichtigkeit in die äußerste Not und Gefahr stecken, das bringt Gott nach seiner unendlichen Güte zum erwünschten Ende.)


Das 13. Kapitel


1. Abraham und Lot scheiden sich freundlich voneinander, weil unter ihrem Personal immer Zank war, v. 1. 2. Gott wiederholt dem Abraham die Verheißung von der Besitzung des Landes Kanaan, und dass er seinen Samen vermehren wolle, v. 14. 3. Abraham ist emsig im Gottesdienst, v. 18.

1. Also zog Abraham herauf aus Ägypten mit seinem Weibe und mit allem, das er hatte, und Lot auch mit ihm, gegen den Mittag.

a Mittag: Das ist: An dem Ort des Landes Kanaan, so nach Mittag gelegen war.

2. Abraham aber war sehr reich von Vieh, Silber und Gold.

a Sehr reich: (Darum schwärmen die Heuchler, welche meinen, die wahre Heiligkeit stecke in der äußerlichen Armut. Denn die Reichtümer sind an sich selbst nicht böse, sondern der Geiz, und der Missbrauch der Reichtümer und Güter. Und sehen wir auch hier, wie reichlich unser Herr Gott es denen wiederum vergilt, die um seinetwillen etwas verlassen.)

3. Und er zog immer fort von Mittag bis gen Bethel, an die Stätte da am ersten seine Hütte war, zwischen Bethel und Ai,

4. eben an den Ort, da er vorhin den Altar gemacht hatte. Und er predigte allda den Namen des Herrn.

a Predigte: Das ist: Er hat den Seinigen die Verheißung von des Weibes Samen, welche ihm zuvor geschehen war, erklärt und ausgelegt, und hat Gott mit seinem Personal ernstlich angerufen. (Denn man soll immer fromm sein, wo man hinkommt, und zu jeder Zeit der wahren Gottseligkeit sich befleißigen und den Gottesdienst pflegen.)

5. Lot aber, der mit Abraham zog, der hatte auch Schafe und Rinder und Hütten.

6. Und das Land mochte es nicht ertragen, dass sie beieinander wohnten; denn ihre Habe war groß, und konnten nicht beieinander wohnen.

a Nicht ertragen: Das ist: Sie hatten nicht Weide genug für ihr Vieh, weil dessen gar zu viel war, und konnten in die Länge nicht beieinander hausen. (Also ist gar kein Nutzen ohne Schaden, und geben die Menge der Reichtümer selber Anlass und Gelegenheit zu allerhand Unrichtigkeit und bringen viel Sorge und Mühe, welches alles herkommt von unserer verdorbenen Natur.)

7. Und war immer Zank zwischen den Hirten über Abrams Vieh und zwischen den Hirten über Lots Vieh. So wohnten auch zu der Zeit die Kanaaniter und Pheresiter im Lande.

a Immer Zank: Welche immerdar miteinander in den Haaren lagen, auch wider ihrer Herren willen, da immer einer vor dem anderen die beste Weide haben wollte, und sonst ein jeder seinen Vorteil suchte. (Also geht es zu unter dem Personal, welches so geartet ist, dass es über unnötige Dinge einen Hader anfängt, dadurch die Herren selber endlich aneinandergeraten.)

b Wohnten: Das ist: Die gottlosen Nachkommen des Hams hatten das Land damals inne und waren Herren darüber. Darum es dem Abraham oder Lot nicht frei stand, dass sie nach der Beschaffenheit ihrer Güter und zu der Notdürftigkeit zur Unterhaltung ihres Viehs könnten ihre Grenzen erweitern und sich weiter ausbreiten. Und obwohl Abraham die göttliche Verheißung hatte, dass er das Land Kanaan besitzen würde, so war doch die Zeit, in deren solche Verheißung sollte erfüllt werden, noch nicht vorhanden, und war er nicht gesinnt, dass er einen Aufruhr darin errege, oder es mit Gewalt anfallen wollte. (Denn wir sollen nicht ungebührliche Mittel vornehmen, damit wir meinen, zu erhalten, was uns von Rechts wegen zusteht.)

8. Da sprach Abraham zu Lot: Lieber, lass nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Brüder.

a Brüder: Das ist: Nahen Verwandten, denn in der Schrift ist es Brauch, dass die blutsverwandten Brüder genannt werden.

9. Steht dir nicht alles Land offen? Lieber, scheide dich von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten; oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.

a Steht dir nicht: Es hätte Abraham, als der Ältere, und der die Verheißung von der Besitzung des Landes Kanaan von Gott empfangen hatte, sich seines Rechts und Vorteils gebrauchen können und den besten Ort einnehmen. Aber er lässt sein Recht gutwillig und lässt dem Lot, seines Bruders Sohn, die Wahl, wohin er ziehen wolle. (Denn man soll nicht allein die Lindigkeit der Schärfe des Rechts vorziehen, sondern man muss auch zuweilen um des Friedens willen sich seines Rechtes enthalten, damit oft ein großes Unglück verhütet wird. Denn indem Abraham dem Lot weicht, entgeht er den Gefahren, darin Lot später gerät. Als da er erstlich gefangen und entführt wird, und wie er wieder frei wurde, den jämmerlichen Untergang der Stadt Sodom sehen musste, in dem er auch zugleich alle seine Habe und Güter verlassen musste.)

10. Da hob Lot seine Augen auf und besah die ganze Gegend am Jordan. Denn ehe der Herr Sodom und Gomorrha verderbte, war sie wasserreich, bis man gen Zoar kommt, als ein Garten des Herrn, gleichwie Ägyptenland. {1Mos 2v8 , 14v1 , 19v22 , Hes 28v13}.

a Wasserreich: Und darum ein sehr fruchtbares Land.

b Garten des: Das ist: Als ein schöner Lustgarten, darin Gott selber sich hätte erfreuen können.

c Ägypten-Land: Welches für anderen Landschaften ein herrliches fruchtbares Land war. (Solche Fruchtbarkeit aber und Lieblichkeit dieses Landes, ist bald später um der Einwohner Bosheit willen vergangen, da derselbe Ort in das Tote Meer verkehrt wurde, welches nur schädliches böses Wasser hat, so von Schwefel und Pech einen hässlichen Gestank von sich gibt, dass man also noch auf den heutigen Tag ein augenscheinliches Beispiel des Zorns Gottes daran sieht, da es zuvor als ein schöner Lustgarten und wie ein Paradies war.)

11. Da erwählte sich Lot die ganze Gegend am Jordan und zog gegen Morgen. Also schied sich ein Bruder von dem andern,

a Ein Bruder: Das ist: Abraham und Lot, welche nahe Verwandte und wie Brüder waren, zogen voneinander.

12. dass Abraham wohnte im Lande Kanaan und Lot in den Städten derselben Gegend; und setzte seine Hütten gen Sodom.

a Gegend: Die an dem Jordan war.

b Nach Sodom: Das ist: Nicht weit von Sodom.

13. Aber die Leute zu Sodom waren böse und sündigten sehr wider den Herrn.

a Sündigten sehr: Das ist: Sie waren aller Üppigkeit und Übermuts voll, dazu dem Müßiggang gar ergeben und verachteten aus großem Stolz und Hochmut die Armen {Hes 16v49}. Befleckten sich daneben mit schändlicher Unzucht, die nicht zu sagen ist. (Denn je reicher und fruchtbarer ein Ort des Landes ist, je ärger und heilloser die Einwohner oft sind. Also ist die menschliche Natur verdorben. Und Lot, indem er viel mehr erwählt, um des zeitlichen Nutzen willen bei gottlosen bösen Leuten zu wohnen. Als dass er beim Abraham geblieben wäre, oder sich nach einen anderen Ort getan hätte, gerät endlich in viel und großes Unglück, auf dass er uns mit seinem Beispiel lehre, dass wir uns vor böser Gesellschaft hüten sollen und ihrer, so viel möglich, uns enthalten sollen.)

14. Da nun Lot sich von Abraham geschieden hatte, sprach der Herr zu Abraham: Hebe deine Augen auf und siehe von der Stätte an, da du wohnst, gegen Mitternacht, gegen den Mittag, gegen den Morgen und gegen den Abend.

a Sprach der Herr: Dies ist das dritte Gespräch, so Gott mit Abraham, wie ein guter Freund mit dem anderen gehalten hat. (Heutigentags redet Gott mit uns durch das Wort und die Sakramente: Welche Güte und Leutseligkeit Gottes wir mit dankbarem Herzen erkennen sollen und viel höher achten, denn alle weltlichen Schätze, Ehre und Reichtum.)

15. Denn alle das Land, das du siehst, will ich dir geben und deinem Samen ewig. {1Mos 12v7 , 15v18 , 5Mos 34v4 , Röm 4v13}.

a Samen: Das ist: Deinen Kindern und Nachkommen.

b ewig: Das ist: So lange das weltliche Regiment im israelitischen Volk bestehen wird. (Es hätten aber die Juden dasselbe Land länger können in Besitz behalten, wenn sie nicht durch den Unglauben und geübten Frevel und Mutwillen, den sie an Christo begangen, sich selber ausgeschätzt hätten, dass sie keine Kinder Abrahams mehr geblieben, darum sie auch das Land Kanaan räumen mussten, aus welchem sie, samt dem Himmel verstoßen sind.

16. Und will deinen Samen machen wie den Staub auf Erden. Kann ein Mensch den Staub auf Erden zählen, der wird auch deinen Samen zählen.

a Staub: Das ist: Ich will ihn gar sehr mehren.

b Zählen: Das ist: Deine Nachkommen werden wegen der großen Menge nicht zu zählen sein.

17. Darum so mach dich auf und zieh durch das Land in die Länge und Breite; denn dir will ich es geben. a Zieh: Das ist: Durchwandere das Land hin und wieder und richte hier und dort Hütten auf. Es ist aber Abraham nichtsdestoweniger in dasselbe Land, welches Gott ihm geschenkt und zu eigen gab, ein Fremdling geblieben, denn er suchte die himmlische Stadt und das ewige Vaterland {Hebr 11v10}.

18. Also erhob Abraham seine Hütten, kam und wohnte im Hain Mamre; der zu Hebron ist, und baute dort dem Herrn einen Altar.

a Hain Mamre: Das ist: In einem Ort, da ein lustiges Tal war, mit Bergen und Wäldern umringt, und ist dieser Ort benannt worden das Tal oder der Hain des Mamre, eines Amoriters, der am selben Ort wohnte.

b Altar: Das ist: Er übte und verrichtete da den Gottesdienst mit Predigen und Opfern. Es ist aber ohne Zweifel der Amoriter Mamre, welcher dem Abraham einen Ort gab und ihn bei sich wohnen ließ, auch später im folgendem Kapitel, den Abraham im Streit geholfen, sei von ihm zu dem wahren Gott bekehrt worden. Denn wo und an welchem Ort Abraham hinkam, da ist er nicht stumm geblieben, sondern hat die Leute von der rechten Religion und vom wahren Glauben unterrichtet, und ist das Wort Gottes, wenn es rein und lauter von ihm gepredigt wurde, nicht ohne Frucht abgegangen. (Darum sollen wir uns die Religion am Ersten und zuerst lassen angelegen sein, und uns weder Reisen noch Wanderschaft noch etwas anderes daran hindern lassen.)


Das 14. Kapitel


1. Die gottlosen Könige fangen Krieg miteinander an, und wird Lot gefangen hinweg geführt, v. 1. 2. Abraham wappnet seine Knechte und Bundesgenossen und reißt den Feinden den Sieg aus den Händen, erlöst auch Lot seinen Vetter, v. 13. 3. Melchisedek segnet den Abraham und nimmt den Zehnten von ihm, v. 18. 4. Abraham schlägt des Königs zu Sodom Geschenk ab, v. 21.

1. Und es begab sich zu der Zeit des Königs Amraphel von Sinear, Arioch, des Königs von Elassar, Kedor-Laomor, des Königs von Elam, und Thideal, des Königs der Heiden;

a Sinear: Das ist: von Babel.

b Elassar: Was dies für eine Landschaft oder ein Königreich war, kann man aus der Heiligen Schrift und auch sonst keine gewisse Nachricht haben.

c Elam: Das ist: aus Persien.

d Heiden: Das ist: Deren Völker, die an das Mittelländische Meer stoßen. Als da sind, die in Cilicia wohnen und ihre Nachbarn. Es nennt aber auch die Schrift, dass Könige, welche in einer Stadt die obersten Regenten waren und dort die hohe Obrigkeit hatten, wie bei den Folgen zu Sodom und Gomorra und anderen zu sehen.

2. dass sie kriegten mit Bera, dem Könige von Sodom, und mit Birsa, dem Könige von Gomorrha, und mit Sineab, dem Könige von Adama, und mit Semeber, dem Könige von Zeboim, und mit dem Könige von Bela, die heißt Zoar.

a Zoar: Das ist: Dies ist eben dieselbe Stadt, welche später von der Geschichte, so sich dabei zugetragen hat, Zoar ist genannt worden, wie später im 19. Kap. zu sehen ist. Es sind aber diese fünf Könige der genannten fünf Städte Regenten und Oberherren gewesen.

3. Diese kamen alle zusammen in das Tal Siddim, da nun das Salzmeer ist.

a Siddim: Das ist: Des Ackers, weil dort die besten und fruchtbarsten Äcker waren.

b Salzmeer: Das ist: Welche Landschaft vorzeiten ganz lustig und schön war, aber später, da Gott der Sodomiter Bubenstück und schändliches Leben strafte, ist dieser Ort in einen großen See oder Meer verwandelt worden, welches man noch heutigentags das Tote Meer nennt, und ein gar schädliches vergiftetes Wasser hat, da keine Fische hineingehen, noch bleiben können, sondern nur Pech und einen zähen Leim hervorbringt, wie Plinius davon schreibt, in seinem 5. Buch c. 15. und 1. Da zugleich aber, weil es noch ein fruchtbarer Acker und sehr lustiger Ort war, haben die fünf Könige dort ihr Lager gehabt.

4. Denn sie waren zwölf Jahre unter dem Könige Kedor-Laomor gewesen und im dreizehnten Jahr waren sie von ihm abgefallen.

a Abgefallen: Darum ist auch die Strafe ihres Abfalls und Aufruhrs darauf erfolgt.

5. Darum kam Kedor-Laomor und die Könige, die mit ihm waren, im vierzehnten Jahr und schlugen die Riesen zu Astharoth-Karnaim und die Susim zu Ham und die Emim in dem Felde Kiriathaim.

a Riesen: Haben sich also zuerst an denen gemacht, welche den aufrührerischen Königen hätten mögen zu Hilfe kommen, und räumen diese zuvor aus dem Wege.

b Astaroth Carnaim: An welchem Ort damals die Ammoniter und Moabiter gewohnt haben.

c Susim: Als wollte er sagen, die Starken.

d Ham: Ist hier ein Name eines Ortes.

e Emim: Das ist: Denen man Ehre erzeigen soll, oder für die man sich fürchten muss. Es sind aber Susim und Emim, Namen der Obrigkeiten.

6. und die Horiter auf ihrem Gebirge Seir bis an die Breite Pharan, welche an die Wüste stößt. {4Mos 13v4 , 5Mos 33v2}

a Horiter: Welches besondere Völker waren.

b Seir: Das zu dem steinigen Arabia gerechnet wird.

c Pharan: Ist ein Name einer Landschaft.

d Wüsten: Die sich gegen mittagwärts bis an den Stammen Juda erstreckt.

7. Danach wandten sie um und kamen an den Born Mispat, das ist, Kades, und schlugen das ganze Land der Amalekiter, dazu die Amoriter, die zu Hazezon-Thamar wohnten.

a Kades: Will so viel sagen, dieser Ort habe zwei Namen und werde jetzt Mispat, jetzt Kades genannt.

b Hazezon-Thamar: Welche eine sehr fruchtbare Gegend sonst auch Engeddi genannt wird. (Es hat aber Gott diese Länder ohne Zweifel um der Sünden willen mit dem Krieg gestraft. Denn es oft geschieht, dass je besser und fruchtbarer ein Land ist, je bösere Einwohner es darinnen hat, welche mit ihrem gottlosen Wesen sich selbst die Strafen über den Hals ziehen: Demnach haben die anderen benachbarten Könige solche Beispiele des Zorns Gottes sich nicht bewegen lassen, sondern sich wider solche siegreichen Überwinder aufrührerischerweise empört und die Waffen zur Hand genommen, wie später folgt.

8. Da zogen aus der König von Sodom, der König von Gomorrha, der König von Adama, der König von Zeboim und der König von Bela, die Zoar heißt, und rüsteten sich, zu streiten im Tal Siddim

Da zogen aus: Es waren aber noch kaum 360 Jahre vergangen von der Sündflut, so waren Sem und Japhet, welche die Sündflut gesehen hatten, noch im Leben, nichtsdestoweniger fangen diese Könige ein jämmerliches Gemetzel und Würgen untereinander an. (Denn die Welt will sich auch durch die allergrößten Strafen nicht weisen lassen, dass sie von ihrem verkehrten Wesen abstünde, und sich besserte.)

9. mit Kedor-Laomor, dem Könige von Elam, und mit Thideal, dem Könige der Heiden, und mit Amraphel, dem Könige von Sinear, und mit Arioch, dem Könige von Elassar, vier Könige mit fünfen.

10. Und das Tal Siddim hatte viel Tongruben. Aber der König von Sodom und Gomorrha wurden dort in die Flucht geschlagen und niedergelegt, und was überblieb, floh auf das Gebirge.

a Tongruben: Denn die Einwohner desselben Landes gebrauchten solchen Ton, so man aus den Gruben hervorgrub, anstatt des Kalks zum Häuserbauen, wie oben von dem babylonischen Turm gelesen wird.

b Niedergelegt: Also, dass ihrer viel umkamen und vielleicht eine gute Anzahl in die Tongruben gejagt und gestürzt wurden. Aber der König von Sodom ist durch die Flucht entkommen, wie später berichtet wird.

11. Da nahmen sie alle Habe zu Sodom und Gomorrha und alle Speise und zogen davon.

a Alle Habe: Das ist: Sie raubten und plünderten alle Städte und Dörfer, und ließen den Überwundenen nichts übrig. (Durch dies Unglück hat Gott die Sodomiter und ihre Nachbarn schon damals zur Buße antreiben wollen. Es ist aber alles vergebens gewesen.)

12. Sie nahmen auch mit sich Lot, Abrams Bruders Sohn, und seine Habe, denn er wohnte zu Sodom, und zogen davon.

a Sie nahmen: Dies ist so zu verstehen, dass sie den Lot gefangen mit sich hinweggeführt haben. (Denn wenn die Frommen bei den Gottlosen wohnen, so müssen sie auch oft mit ihnen herhalten und gestraft werden, weil sie selbst nicht ohne Fehler und Mängel sind, wie wir denn im vorigen Kapitel vom Lot vernommen haben. Wenn sie aber so gedemütigt sind, so erhält sie dennoch Gott wunderlicherweise mitten im Unglück.)

13. Da kam einer, der entronnen war, und sagte es Abraham an, dem Ausländer, der da wohnte im Hain Mamre, des Amoriters, welcher ein Bruder war Eskols und Aners. Diese waren mit Abraham im Bunde.

a Entronnen: Und mit dem Lot ein herzliches Mitleid trug.

b Ausländer: Oder Hebräer, welcher von Eber, dem Sohn Salah, seinem Ahnherrn, also genannt wurde, wie denn denselben Namen das jüdische Volk, bis zur Zeit der Zukunft Christi im Fleisch behalten, in welchem Volk Abraham der vornehmste Erzvater war.

c Diese waren: Nämlich diese drei Brüder, so sie ihres Geschlechts und Herkommens Amoriter waren, unter denen Mamre der Vornehmste war.

d Im Bund: Dass keiner den anderen beleidigen sollte, und dass sie in einer Gefahr einander zu Hilfe kämen. (Denn rechtmäßige Verbündnisse sind nicht zu verwerfen, obwohl man sich nicht darauf verlassen soll.) Und ist wohl zu glauben, diese Amoriter sind mit Zutun und durch fleißige Unterrichtung Abrahams zur wahren Erkenntnis Gottes gekommen, weil sie ihm in einem sehr gefährlichen Zustand die Hand bieten, und so treulich beistehen. Denn es sind je und allewege etliche aus den Heiden durch der frommen Patriarchen Beiwohnung und Gemeinschaft, da sie täglich miteinander umgangen, zu Gott bekehrt worden.

14. Als nun Abraham hörte, dass sein Bruder gefangen war, wappnete er seine Knechte, 318 in seinem Hause geboren, und jagte ihnen nach bis gen Dan;

a Bruder: Das ist: Sein Verwandter der Lot.

b Gefangen: Da er nicht mehr an den Zwiespalt denkt, so zuvor zwischen ihnen war, deshalb sie auch voneinander zogen, sondern aus Antrieb einer wahren und brüderlichen Liebe, lässt er sich des Lots Unfall angelegen sein und zu Herzen gehen. (Denn da uns gleich von unsern Brüdern, Freunden und Verwandten eine Unbilligkeit zugefügt ist, und wir von ihnen beleidigt wurden, so soll uns doch solches nicht abhalten noch hindern, dass wir sie in Nöten wollten stecken lassen, da wir ihnen könnten zu Hilfe kommen.)

c Wappnete er: (Denn wenn man um eine gerechte Ursache Krieg führt, so ist das keine Sünde, wie die Wiedertäufer schwärmen.) Es war aber Abraham ein sehr reicher Mann, wie zuvor angezeigt wurde, und hatte eine große Haushaltung und viel Personal, unter denen auch ohne Zweifel viel kleine und junge Kinder waren, dazu in großer Anzahl als diese gewappnete Knechte, mit denen er sich gerüstet hat.)

d Nach Dan: Denn so weit waren die siegreichen Überwinder schon mit ihrem Raub gekommen.

15. und teilte sich, fiel des Nachts über sie mit seinen Knechten und schlug sie und jagte sie bis gen Hoba, die zur Linken der Stadt Damaskus liegt,

a Teilte sich: Will so viel sagen: Abraham habe sein Volk, welches er von seinen Knechten und danach von seinen Bundesgenossen, den Amoritern, zusammengebracht, in etliche Haufen abgeteilt, und die Feinde bei nächtlicher Zeit an unterschiedliche Örter in ihrem Lager überfallen und angriffen, da sie am wenigsten sich es versehen hatten, und hat einen großen Schrecken unter sie gebracht. (Das aber Abraham eine Kriegslist und Vorteil braucht, weil er die Nacht zu Hilfe nimmt, und danach die Feinde an unterschiedlichen Orten anfällt, erinnert er uns, dass wir die nützlichen Mittel zu unserem Vorteil nicht verachten sollen und nichts vorsätzlicher mutwilligerweise aus einem tollkühnen Mut anfangen.) Es haben sich aber des Abrahams Knechte sehr wohl verhalten und große Ehre eingelegt.

b Hoba: Ist ein Name eines Ortes in jetziger Zeit unbekannt. Es ist aber eine rechte Heldentat oder vielmehr ein göttliches Wunderwerk gewesen, dass Abraham aus Anregung des Heiligen Geistes sich hatte unterstehen dürfen, so viele und mächtige Könige, die dazu in etlichen Schlachten gesiegt hatten, mit einer sehr geringen Anzahl anzugreifen und zu schlagen. (Aber es hat nicht seine äußerliche Macht getan, sondern der Glaube, welcher überwunden und den Sieg erhalten hat. Denn er hatte zuvor die Verheißung von Gott empfangen: Ich will dir einen Namen machen {1Mos 12v2}.

16. und brachte alle Habe wieder, dazu auch Lot, seinen Bruder, mit seiner Habe, auch die Weiber und das Volk.

a Alle Habe: Wird darum nicht allein der Gefangene mit den Seinen erlöst: Sondern es genießen auch seiner und des Abrahams, wie die Gottlosen Sodomiter, welchen Gott ein Zeit lang wiederum Gutes tut, ob sie sich daraus bessern und bekehren wollten, ist aber alles umsonst und vergebens.

17. Als er nun wiederkam von der Schlacht des Kedor-Laomor und die Könige mit ihm, ging ihm entgegen der König von Sodom in das Feld, das Königstal heißt.

a Entgegen: Nämlich, er muss der Ehre etwas tun und sich vor dem Abraham demütigen, damit er ihm Glück wünsche über den erhaltenen Sieg, weil Gott so große Dinge durch ihn verrichtet hatte. (Und geht es nach dem allgemeinen Sprichwort: Wem es wohl geht, der hat viel Freunde, {Spr 14v20}.

18. Aber Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein hervor. Und er war ein Priester Gottes des Höchsten. {2Sam 18v18 , Hebr 7v1}.

a Salem: Einer Stadt, so später Jerusalem genannt wurde. Wie aber dieser König sonst geheißen hat oder wer er gewesen, kann man nicht wissen, weil es Mose nicht setzt. Etliche halten es dafür, es werde der Patriarch und Alt-Vater Sem unter solchen Namen verstanden. Dem sei nun, wie es wolle, so ist das einmal gewiss, dass er muss ein frommer und Heiliger Mann gewesen sein.

Trug Brot: Luther). Nicht dass er opferte, sondern dass er die Gäste speiste und ehrte, dadurch Christus bedeutet ist, der die Welt mit dem Evangelium speist.

b Höchsten: Mit diesem Zusatz werden alle andere Götter und Götzen der Heiden ausgeschlossen.

19. Und segnete ihn und sprach: Gesegnet seist du, Abraham, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde besitzt,

a Segnete: Hier sind zwei Dinge am Melchisedek zu betrachten: Erstlich dass er eine freie königliche Tafel hält, und den Abraham mit seinen Kriegsleuten, da sie von der Schlacht wiederkamen und ohne Zweifel hungrig und durstig, dazu müde und matt gewesen sind, als Gäste ladet, sie mit Brot und Wein labt und erquickt. Danach dass er den Abraham als ein Priester segnet. (Darum nicht recht gesagt oder ausgegeben wird, dass er solch Brot und Wein Gott geopfert habe, viel weniger kann daraus geschlossen werden, dass Christus, welcher der Priester ist, nach der Ordnung Melchisedek seinem himmlischen Vater im ersten Abendmahl zwar die äußerliche Gestalt des Brotes und Weines, aber eigentlich seinen Leib und sein Blut aufgeopfert habe. Denn man liest hier nichts davon, dass Melchisedek Gott Brot und Wein geopfert, sondern dass er dem Abraham und seinem Kriegsvolk Essen und Trinken aufgetragen habe. Es ist aber dieser Melchisedek aus anderen Ursachen ein Vorbild Christi gewesen. Denn Melchisedek heißt so viel, als ein gerechter König, oder ein König der Gerechtigkeit: So ist Christus in der Wahrheit der gerechte König, welcher uns alle gerecht macht. Danach werden seine Eltern nicht beschrieben: Also hat Christus im Himmel keine Mutter und auf der Erde keinen Vater gehabt. Es wird auch weder die Herkunft noch der Tod, und Nachfolger im Regiment des Melchisedeks angezeigt, weil Christus nach seiner Gottheit keinen Anfang hat und sein Reich ohne Ende währt, denn er ist ein ewiger König und Priester, dem kein anderer gefolgt, und ist auch keines anderen Versöhnungsopfers nötig, nachdem Christus sich selbst einmal am Kreuz aufgeopfert hat. Es ist auch Melchisedek zugleich ein König und Priester gewesen: Also ist Christus unser König und Hohepriester. Zudem wird Melchisedek ein König zu Salem, das heißt, ein König des Friedens genannt, denn Christus ist der rechte Friedefürst {Esra 9v6}.

b Und sprach: Folgt jetzt kürzlich der Inhalt der Predigt, welche Melchisedek in des Abrahams beisein und seines ganzen Kriegsheers Gegenwart gehalten hat, wie auch vor dem Könige zu Sodom und vor seinem Hofgesinde, das ohne Zweifel auch bei den abgöttischen Heiden nicht ohne Frucht war.

c Gesegnet: Das ist: Obwohl die Welt, so nach dem äußerlichen Ansehen urteilt, meinte, weil Abraham im Lande Kanaan bisher ein Fremdling war, und im Elend herumgezogen ist, dass er viel eher verflucht als gesegnet sei, so hat doch Gott durch diesen wunderbaren Sieg bewiesen, dass er ihn gesegnet und mit geistlichen Gütern begabt habe, und dass sein Haus die wahre Kirche sei, darin die Vergebung der Sünde und das ewige Leben zu finden ist. Dazu wird aus seinem Geschlecht einmal der gesegnete Same des Weibes hervorkommen und auftreten, welcher den allgemeinen Fluch, so über das menschliche Geschlecht gegangen war, wegnehmen wird. Mit solchem Segen hat ihn der höchste Gott vor alle anderen begabt, welcher allein der wahre und oberste Gott ist. Und dieser Gott, der Abraham geholfen hat, dass er wider seine Feinde den Sieg erhielt, der hat Himmel und Erde, und alles was drinnen ist, als der Oberste und einige Regent in seiner Gewalt, der kann allein helfen und erretten, darum er auch einzig und allein zu ehren und anzubeten ist, alle erdichteten Götter und Götzen hinten angesetzt. Solches will Melchisedek durch die Worte seiner Predigt zu verstehen geben. Er dankt aber auch Gott für den erlangten Sieg. (Denn wenn wir Gutes verrichten, das sollen wir uns nicht selbst zumessen, sondern Gott zuschreiben.)

20. und gelobt sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand beschlossen hat. Und demselben gab Abraham den Zehnten von allerlei.

a Von allerlei: Nämlich nicht allein von dem erlangten Raub dieses Mal, sondern auch jährlich von allen seinem Einkommen, den er hielt ihn für einen Priester des höchsten Gottes. (Mit diesem Beispiel werden wir erinnert, dass wir dem Kirchenamt mit unsern Gütern behilflich sein sollen. Über das schließt der Apostel im Hebräer {Hebr 7} aus diesem Text, dass das Priestertum Christi, dessen Vorbild Melchisedek war, größer und besser sei als das levitische Priestertum, und dass dasselbe dem ewigen Priestertum Christi weichen und Platz geben muss, weil die Leute zugleich noch in den Lenden Abrahams waren und Melchisedek den Abraham und in seiner Person auch den Stamm Levi segnet. Es segnet aber (wen man von einem rechtschaffenen kräftigen Segen redet) nicht der Geringe den Größeren, sondern der Größere den Geringeren. Danach gibt Abraham (in dessen Lende Levi noch zugleich war) dem Melchisedek den Zehnten, darum das levitische Priestertum sich dem größeren und bessern Priestertum Christi unterwerfen soll, welcher ein Priester ist, nach der Weise Melchisedek {Ps 110v4}.

21. Da sprach der König von Sodom zu Abraham: Gib mir die Leute, die Güter behalte dir.

a Die Leute: Das ist: Gib mir meine Leute wieder, welche die Könige gefangen hinweggeführt hatten und du ihnen wieder abgejagt hast, damit will ich mich gern begnügen lassen, was du vom Raub erlangt und bekommen hast, es sei gleich mein oder eines anderen gewesen, das alles miteinander kannst du behalten. Bietet also der König dem Abraham, als einem Überwinder, freiwillig einen großen Schatz und Reichtum an, von Gold, Silber, Kleider, Hausrat, Vieh und anderem.

22. Aber Abraham sprach zu dem Könige von Sodom: Ich hebe meine Hände auf zu dem Herrn, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde besitzt,

a Ich hebe: Abraham, als der sich vom Geiz nicht einnehmen ließ und der zeitlichen Güter nicht achtete, weil er sich einzig und allein den himmlischen Segen und die Erbschaft des ewigen Lebens angelegen sein ließ, schlug solche ihm an- und aufgetragenen Güter ab. (Indem er sich viel anderes erzeigte, als die jetzigen Juden, seine Nachkommen, so aus der Art schlagen, wie auch viele Kriegsleute jetziger Zeit, so sie den christlichen Namen führen und geistliche Kinder Abrahams sind, sich ihm gar nicht gleichen.)

b Zu dem Herrn: Das ist: Ich schwöre dir bei dem höchsten Gott. (Denn im Fall der Not ist Schwören nicht verboten.)

23. dass ich von allem, dass dein ist, nicht einen Faden noch einen Schuhriemen nehmen will, dass du nicht sagst, du hast Abraham reich gemacht.

a Faden: Das ist: Ich begehre keines Hellers von allem, was dir gehört, denn ich bedarf deiner Güter, die du mir jetzt anbietest, nicht und möchte geschehen, dass dich deine Freigiebigkeit später bereuen könnte, alsdann würdest mir gleich wiederum vorwerfen und aufrücken, darum will ich es nicht. Und kann mich Gott wohl ohne dich reich machen. So begehre ich auch nichts für meine Knechte, die mir in der Gefahr beistanden und meine Gehilfen gewesen sind.

24. Ausgenommen, was die Jünglinge verzehrt haben, und die Männer Aner, Eskol und Mamre, die mit mir gezogen sind, die lass ihr Teil nehmen.

a Was die: Das ist: Ich will mich an dem begnügen lassen mit meinen Knechten, was die Überwinder an Essen der Speis und Trank mit sich genommen haben. Es wird aber nicht von dem Raub gehandelt, welcher der Könige, so er überwunden und geschlagen, eigen war, und was sie von Hause mit sich brachten an Gütern, und Habe, denn man soll nicht meinen, dass Abraham aus seiner Hand gelassen hat, was ihm Gott beschert hat und er mit großer Mühe und Gefahr bekommen, sondern von dem, was die Könige zu Sodom und in den benachbarten Städten geraubt und hinweggeführt hatten, davon will er nichts. Jedoch, obgleich er sich sein Recht nimmt und verzeiht, so will er doch damit seinen Gefährten und Gehilfen, den Amoritern, nichts vorgeschrieben haben, sondern lässt ihnen ihre Anforderung frei.

b Ihr Teil: Denen magst du dich freigiebig erzeigen und ihnen eine Verehrung tun. (Denn wir sollen einen anderen seinen gebührenden Anteil nicht begehren zu entwenden.)


Das 15. Kapitel


1. Gott tröstet den traurigen Abraham, v. 1. 2. Danach wiederholt er ihm die Verheißung von einem Sohn, v. 4. 3. Und wird gelehrt, dass Abraham durch den Glauben sei gerecht geworden, v. 6. 4. Die Besitzung des Landes Kanaan wird ihm wieder einmal verheißen, welches mit besonderen Zeremonien des Bundes bestätigt wird, v. 7. V. Und wird auch geweissagt von der Verfolgung der Nachkommen Abrahams in Ägypten und ihrer herrlichen Erlösung, v. 13.

1. Nach diesen Geschichten begab sich es, dass zu Abraham geschah das Wort des Herrn im Gesicht und sprach: Fürchte dich nicht, Abraham; ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.

a Geschichten: Nämlich nach etlichen Jahren.

b Im Gesicht: Das ist: Er hatte eine sichtbare Gestalt an sich genommen, in der er erschien, damit er mit ihm reden möchte. Es ist aber Abraham ohne Zweifel in eine Schwermütigkeit und große Bekümmernis geraten, weil er sah, dass, da er fast bei hundert Jahren und sein Weib Sara neunzig Jahr alt war, er dennoch keinen leibeigenen Erben bekommen hatte, daher er Hoffnung haben könnte, dass einmal der Heiland der Welt sollte geboren werden, darum hat es das Ansehen, als habe er sich besorgt, Gott möchte sich von ihm abgewandt haben, und wollte die Verheißung von Christo vielleicht auf ein anderes Geschlecht kommen lassen. Und weil oft Glück und Neid aneinanderkleben, mag es wohl geschehen sein, dass die benachbarten Könige und Regenten sich etliche Drohworte wider ihm vernehmen ließen, als wollten sie den Abraham unterdrücken und nicht mehr aufkommen lassen. Denn dass Abraham sich viel und mancherlei zweifelhafte Gedanken machte, ist aus den Worten des Textes leicht abzunehmen, Darum er eines kräftigen Trostes sehr bedürftig war.

c Fürchte dich nicht: Sei nicht so kleinmütig und zaghaft.

d Schild: Das ist: Ich will dich unter den Leuten, unter denen du ein Fremdling bist, welche dich hassen und anfeinden, beschützen und erhalten.

e Lohn: Das ist: Obwohl du nach deinem erhaltenen Sieg nicht viel reicher noch mächtiger geworden bist, so bin ich doch dein Schatz. Ich gebe mich dir ganz und gar. Ich bin dir wohl gewogen, du hast einen gnädigen Vater an mir und sollst von mir allerlei leibliche und geistliche Güter gewärtig sein. (Hat also unser Herr Gott den Brauch, dass er die Seinen nach einem guten Glück, so ihnen zugestanden, wiederum mit Anfechtungen versucht und sie unter dem Kreuz behält, damit sie sich nicht auf ihre eigenen Kräfte verlassen und sich ihres glücklichen Zustandes überheben. Wenn sie aber also gedemütigt und gar erschlagen sind, so gibt er ihnen einen Trost und richtet sie damit wieder auf.)

2. Abraham aber sprach: Herr Herr, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder; und mein Hausvogt hat einen Sohn, dieser Elieser von Damaskus.

a Geben: Das ist: Was nützt mir es, wenn du mir gleich die ganze Welt gibst und ich keinen Erben von mir und Sara, meiner Hausfrau, habe? Dazu sind wir jetzt schon beide eines hohen Alters, dass keine Hoffnung mehr da ist, künftig einen Erben zu bekommen. Darum ich mir keine Rechnung mehr machen kann, welchergestalt aus meinem Geschlecht der Segen aller Heiden und Völker zu erwarten sei.

b Von Damaskus: Der aus derselben Stadt gebürtig war, und daher seine Herkunft hatte.

c Einen Sohn: Welches dem heiligen Patriarchen sehr zu Herzen gegangen. Wurde, darum wiederholt er aus Unmut seine Klage, dass er ohne Erbe sei.

3. Und Abraham sprach weiter: Mir hast du keinen Samen gegeben; und siehe, der Sohn meines Gesindes soll mein Erbe sein.

4. Und siehe, der Herr sprach zu ihm: Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der von deinem Leibe kommen wird, der soll dein Erbe sein.

a Deinem Leibe: Das ist: Der aus deinem Fleisch und Blut soll geboren werden. Dies ist dem frommen Patriarchen ein großer Trost gewesen, nicht allein, dass ihm ein Sohn verheißen war, sondern viel mehr, und vornehmlich, dass in solcher Verheißung der Heiland Christus mit eingeschlossen war, welcher aus dem Samen Abrahams nach dem Fleisch sollte geboren werden. Auf dass er aber auch derselben Verheißung desto eher und besser Glauben gebe, tut Gott ein äußerliches Zeichen hinzu, damit er die Verheißung bestätigt.

5. Und er hieß ihn hinausgehen und sprach: Siehe gen Himmel und zähle die Sterne, kannst du sie zählen? Und sprach zu ihm: Also soll dein Same werden. {1Mos 13v16 , 6 , Röm 4v18 , Hebr 11v12}.

a Hinausgehen: Nämlich, in derselben Nacht, da er vor großem Unmut und Herzeleid nicht schlafen konnte.

b Also soll: Das ist: Gleichwie die Sterne unzählig sind, also soll man auch das Volk, so von dir und aus deinem Geschlecht herkommen wird, nicht zählen können vor großer Menge. (Welches doch nicht allein von der leiblichen Fortpflanzung und Ausbreitung seines Geschlechts nach dem Fleisch, zu verstehen ist, sondern auch und zuerst von seinen geistlichen Nachkommen, nämlich von der christlichen Gemeinde, welche mit den Gaben des Heiligen Geistes und guten Werken leuchten solle, wie die Sterne am Firmament.)

6. Abraham glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. {Röm 4v3 , Gal 3v6 , Jak 2v23 , Hebr 8}.

a Herrn: Dass er ihm seine Gnade zusagte, um Christi willen, der aus des Abrahams Samen sollte geboren werden.

b Rechnete: Das ist: Gott hat den gläubigen Abraham um des gesegneten Samens des Herrn Christi willen gerecht geschätzt, ihm seine Sünde verziehe und zum Erben des Himmelreichs gemacht. Denn dieser des Abrahams Glaube gründet sich nicht allein auf die Verheißung von Vermehrung und Ausbreitung des Samens, sondern auch auf die erste Zusage, welche oben im 12. Kapitel v. 3. dem Abraham geschah, da Gott spricht: In dir sollen alle Völker auf Erde gesegnet werden. (Da der Apostel Paulus im Römer im 4. Kap. diesen Spruch handelt, lehrt er, dass alle, welche da wollen selig werden, nach dem Beispiel des Patriarchen Abrahams, nicht aus den Werken oder ihren eigen Verdiensten, sondern durch den Glauben an Christus (aus welches Vertrauen wir glauben, dass wir einen gnädigen Gott haben) müssen gerechtfertigt werden, das heißt, Vergebung der Sünden und das ewige Leben erlangen, und ist dies der vornehmsten Sprüche einer in der ganze Heilige Schrift.)

7. Und er sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich von Ur aus Chaldäa geführt hat, dass ich dir dies Land zu besitzen gebe. {1Mos 12v1}.

a Sprach: Nämlich nachdem er dem Abraham der geistlichen Güter halben vergewissert hatte.

b Der Herr: Dein Gott, der dich als ein Vater liebt. Es wiederholt aber Gott die Verheißung von dem Lande Kanaan, die er ihm im Kap. 13. v. 15. tat, und verspricht ihm solches wiederum von Neuem, damit Abraham im Glauben desto mehr gestärkt werde.

8. Abraham aber sprach: Herr Herr, wobei soll ich es merken, dass ich es besitzen werde?

a Wobei: Abraham begehrte ein Zeichen, nicht aus Misstrauen, als ob er Gott und seinen Worten nicht Glauben gebe, viel weniger dass er ihn begehrte zu versuchen, sondern auf dass, sowohl sein als seiner Nachkommen Glaube, mit solchem Zeichen in Widerwärtigkeit sich daran heben und aufrichten könnte.

9. Und er sprach zu ihm: Bringe mir eine dreijährige Kuh und eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder und eine Turteltaube und eine junge Taube.

a Sprach: In Willens, ein Bündnis mit ihm aufzurichten, dazu er folgende Zeremonien gebraucht.

* Bringe: Luther). Opfer.

b Bringe mir: Nämlich, wenn du sie geschlachtet hast, rüste sie zu und erlege sie, wie es gebräuchlich ist, wenn man dergleichen Opfer schlachtet, mit denen man einen Bund aufrichten und bestätigen will.

10. Und er brachte ihm solches alles und zerteilte es mitten voneinander und legte ein Teil gegen das andere über; aber die Vögel zerteilte er nicht.

11. Und die Vögel fielen auf die Aase; aber Abraham scheuchte sie davon.

* Vögel: Luther). Die Vögel und der rauchende Ofen und der feurige Brand bedeuten die Ägypter, die Abrahams Kinder verfolgen sollten. Aber Abraham scheucht sie davon, das heißt, Gott erlöst sie um der Verheißung willen, die er Abraham versprach. Dass aber er nach dem Sonnenuntergang erschrickt, bedeutet, dass Gott seinen Samen eine Zeit lang verlassen wollte, dass sie verfolgt würden, wie der Herr selbst hier deutet. Also geht es auch allen Gläubigen, dass sie verlassen und doch erlöst werden.

12. Da nun die Sonne untergegangen war, fiel ein tiefer Schlaf auf Abraham; und siehe, Schrecken und große Finsternis überfiel ihn {1Mos 2v21}.

a Tiefer Schlaf: Weil er mit Zurüstung des Altars und der Opfer damit er den ganzen Tag zubrachte, ermüdet war und matt war.

b Schrecken: Wie denjenigen Leuten zu geschehen pflegt, die im Finstern sind, dass ihnen die Haut schaudert.

13. Da sprach er zu Abraham: Das sollst du wissen, dass dein Same wird fremd sein in einem Lande, das nicht sein ist; und da wird man sie zu dienen zwingen und plagen 400 Jahre. {Apg 7v6}.

a Sprach er: Gott will dem Abraham anzeigen und zu verstehen geben, wie es seinen Nachkommen ergehen werde.

b Dein Same: Das ist: deine Nachkommen, die Israeliten, oder Hebräer.

c Lande: Nämlich in Ägypten.

d Dienen: Von welcher schweren Dienstbarkeit später im anderen Buch Mose weitläufig gesagt wird.

e 400: Diese Jahre muss man anfangen zu zählen, von der Zeit an, da Abraham von Haran ausgezogen ist, dahin er sich begeben hatte mit seinem Vater Tharah, mit dem er kurz zuvor aus der Stadt Ur und aus der Chaldäer Lande ausgezogen war. Denn gleichwie Levi in den Lenden Abrahams verzehntet wurde. Also sind auch die Hebräer in desselben Landes in der Fremde und im Elend herumgezogen. Denn wenn man von des Abrahams Auszug anfängt zu zählen, wie viel Jahre bis zu dem Ausgang der Kinder Israel aus Ägypten verflossen sind, so befinden sich 430 Jahre, welche mit des Moses Rechnung {2Mos 12} gerade eintreffen, da er auch die Jahreszahl setzt, wie lange die Kinder Israel in Ägypten wohnten. Und zählt Paulus {Gal 3v17} ebenso viel Jahr von der Verheißung des zukünftigen Samens Christi, dem Abraham geschehen, bis auf die Zeit, da das Gesetz Mose gegeben wurde, welches nicht lange nach dem Auszug der Kinder Israel aus Ägypten geschah.

14. Aber ich will richten das Volk, dem sie dienen müssen. Danach sollen sie ausziehen mit großem Gut. {2Mos 11v2 , 12v36}.

a Das Volk: Nämlich die Ägypter, an welchen ich Rache üben will, wie auch geschehen ist, denn es nicht weit gefehlt. Es wäre das ganze Ägypten durch viel und mancherlei Wunderzeichen, so sie Moses getan hat, zugrunde gegangen.

b Großem Gut: Denn es haben die Israeliten aus einem besonderen göttlichem Befehl, von den Ägyptern allerlei köstlichen Hausrat von silbern und goldenen Geschirr geliehen und ihnen danach entwendet. Es stimmt aber das vorige Opfer mit dieser Weissagung gar fein überein. Denn die vielen Tiere als Kühe, Ziegen, Widder und Vögel, bedeuten die 400 Jahre, oder vier Mannes Lebzeiten, da eine jede Zeit hundert Jahr in sich begreift, innerhalb welcher Zeit die Israeliten in der Dienstbarkeit gewesen sind. Und zwar sind sie in den ersten 300 Jahren durch mancherlei Trübsal als ein Opfer Gott geschlachtet und geopfert worden. In der vierten und letzten Jahreszeit, die den Vögeln verglichen wird, sind sie gleichsam davongeflogen und ausgerissen. Denn die Vögel, obwohl sie geschlachtet waren, sind dennoch nicht zerteilt worden. Dass aber die anderen Vögel des Himmels auf das geschlachtete Opfer gefallen sind, zeigt an, wie die Ägypter dem israelitischen Volk heftig zusetzen, und sie sehr ängstigen werden, welche doch Gott (der durch des Abrahams Person, so er die Vögel wegscheucht, zu verstehen ist) erhalten hat, dass sie nicht gar von den Ägyptern unterdrückt werden, bis er sie durch einen herrlichen Auszug von solcher schweren Dienstbarkeit daraus erlöst hat. Weil aber Abraham nicht so lange auf der Erde leben würde, bis es alles erfüllt ist, so zeigt er ihm solches auch an, in den nachfolgenden Worten.

15. Und du sollst fahren zu deinen Vätern mit Frieden und in gutem Alter begraben werden. {1Mos 25v8}.

a Fahren: Das ist: Wenn du lange genug gelebt hast, will ich dich durch einen sanften Tod aus diesem Leben in das himmlische Vaterland versetzen, da auch deine Vorfahren sind. Unterdes aber werden deine Nachkommen in Ägypten dem Kreuz müssen unterworfen sein.

16. Sie aber sollen nach vier Mannsleben wieder hierher kommen, denn die Missetat der Amoriter ist noch nicht alle.

a Mannsleben: Denn zugleich reichte eines Menschen Leben noch bis auf 500 Jahre, oder auch darüber, daher die 400 Jahre in dem vierten Alter ihr Ende erreichte. (Sieht darum Gott alle widerwärtigen Zustände, die seiner Kirche zustoßen, Anfang und Ende.)

b Noch nicht: Das ist: Ich will die Israeliten nicht aus Ägypten in der Amoriter Land führen, ehe denn die 400 Jahr verflossen sind, und bis die Amoriter ihr Maß vollgemacht haben, dass sie um ihrer großen Bosheit willen müssen gestraft und ausgetilgt werden. Denn es hat Gott den Amoritern Zeit und Raum genug zur Busse gelassen, und sie nicht vertilgt, sie hätten denn die Strafe gar wohl und häufig verdient, damit sie die Hebräer heimsuchten. (Sieht also unser Herr Gott den Gottlosen oft eine lange Zeit zu, nicht dass er an ihrer Bosheit so ein großes Gefallen trage, sondern dass die Leute endlich selbst bekennen müssen, Gott habe lang genug zugesehen, und Geduld mit ihnen getragen).

17. Als nun die Sonne untergegangen und finster geworden war, siehe, da rauchte ein Ofen, und eine Feuerflamme fuhr zwischen den Stücken hin.

a Als nun: Folgt jetzt, wie Gott dem Abraham ein Zeichen gab, und damit bekräftigt hat, dass dies alles so geschehen werde.

b Und eine Feuerflamme: Das ist: In der stockfinsteren Nacht, wurde ein Schein wie ein Ofen voller Feuer und Rauch, dadurch der trübselige Zustand des Volks Gottes in Ägypten bedeutet war. Denn später {5Mos 4v20} sagt Gott, er habe die Kinder Israel ausgeführt, aus dem eisernen Ofen, nämlich, aus Ägypten.

c Stücken: Nämlich, des zerlegten Opfers. Denn vorzeiten, wenn man Bündnisse eingehen und aufrichten wollte, haben sie einen solchen Gebrauch gehabt, dass, welche sich miteinander verbinden, sind zwischen den zerlegten und zerteilten Stücken des Opfers, so man auf beiden Seiten gestellt, hingegangen, wie aus dem Propheten Jeremia {Jer 34} abzunehmen. Ist darum der Herr in der Feuerflamme zwischen den Stücken des Opfers hingegangen, hat dieselben angezündet, und verzehrt, dadurch er den Bund mit Abraham bestätigt, und zugleich damit zu verstehen gab, wie ihm solche Opfer gefällig und angenehm sei.

18. An dem Tage machte der Herr einen Bund mit Abraham und sprach: Deinem Samen will ich dies Land geben, von dem Wasser Ägyptens an bis an das große Wasser Phrath: {1Mos 12v7 , 13v15 , 26v4 , 5Mos 34v4 , 1Kön 4v21 , 2Chr 9v26}.

a Einen Bund: Nämlich mit den gewöhnlichen Zeremonien, so zugleich gebräuchlich waren, wie zuvor gemeldet wurde.

b Deinem Samen: Das ist: Deine Nachkommen.

c Wasser Ägypten: Das ist: Der Fluss Nil.

19. die Keniter, die Kinisiter, die Kadmoniter,

20. die Hethiter, die Pheresiter, die Riesen,

21. die Amoriter, die Kanaaniter, die Gergesiter, die Jebusiter.


Das 16 Kapitel


1. Sara gibt dem Abraham, ihrem Mann, ihre Magd Hagar zum Weibe, v. 1. 2. Da dieselbe sich schwanger befindet, wird sie stolz, und wie sie ihre Frau demütigen will, entläuft sie, v. 4. 3. Wird aber von dem Engel wiederum zurückgefordert, und gebiert den Ismael in Abrahams Hause, v. 7.

1. Sarai, Abrams Weib, gebar ihm nichts. Sie hatte aber eine ägyptische Magd, die hieß Hagar.

a Nichts: Weil sie demnach nunmehr in einem hohen Alter, und unfruchtbar war, glaubte sie zwar, und war dessen versichert, dass Gott dem Abraham ihrem Ehemann, würde einen Sohn geben, aus dessen Nachkommen und Stamm, derjenige sollte geboren werden, in welchem alle Völker der Erde würden gesegnet sein, nämlich Christus: Machte aber doch daneben die Rechnung, dass sie vielleicht die Mutter nicht dazu sein sollte. Darum, und damit die Verheißung ihretwegen nicht gehindert, oder länger aufgeschoben würde, hat sie einen anderen Rat erdacht und dem Abraham folgendes Mittel vorgeschlagen.

2. Und sie sprach zu Abraham: Siehe, der Herr hat mich verschlossen, dass ich nicht gebären kann. Lieber, lege dich zu meiner Magd, ob ich doch vielleicht aus ihr mich bauen möge. Abraham, der gehorchte der Stimme Sarais.

a Verschlossen: Das ist: Gott hat mich bis daher nicht wollen fruchtbar machen, und habe ich von wegen meines Alters keine Hoffnung mehr, einen Sohn zu bekommen.

b Lege dich: Das ist: Nimm eine Magd zur Ehe und liege mit ihr bei.

* Bauen: Luther). Das ist: Kinder kriegen.

a Gehorchte: Das ist: Er ließ sich von der Sara überreden. Denn Abraham hat es nicht im Sinn gehabt, dass er bei der Sara Lebzeiten wollte das andere Weib nehmen, so hat ihn auch die Unkeuschheit gar nicht dazu angereizt oder getrieben: Sondern weil ihm die Sara dazu geraten und darum bat, so hat er eingewilligt, damit er nicht dafür angesehen würde, als wollte er den göttlichen Segen hindern und die Gelegenheit versäumen.

3. Da nahm Sarai, Abrahams Weib, ihre ägyptische Magd, Hagar, und gab sie Abraham, ihrem Mann, zum Weibe, nachdem sie zehn Jahre im Lande Kanaan gewohnt hatten.

a Zum Weibe: Ist darum Abraham durch solche andere Heirat kein Hurer noch Ehebrecher gewesen: Sondern hat auf seines Weibes Begehren zwei Eheweiber zugleich gehabt, welches man doch darum nicht nachtun soll, wie oben, Kap. 4. bei des Lamechs geschieht, der zwei Weiber zugleich gehabt, auch erinnert wurde.

b Zehn Jahre: Dass also Sara etliche Jahre und eine gute lange Zeit gewartet und hoffte, sie würde einen Sohn gebären. Endlich aber machte sie sich selber die Gedanken, Gott werde sich eine andere Mutter ausersehen haben, die vielleicht Hagar, ihre Magd, sein möchte, darum wollte sie ihr die Ehre gerne gönnen.

4. Und er legte sich zu Hagar, die wurde schwanger. Als sie nun sah, dass sie schwanger war, achtete sie ihre Frau gering gegen sich.

a Gering: Das ist: Sie verachtet das alte unfruchtbare Weib. Dankt also der Sara, ihrer Frau, gar übel und gibt ihr der Welt Lohn, welche oft die Guttaten, mit Undank zu bezahlen pflegt. Da sie doch sollte gedacht haben, wie sie durch ihr Zutun aus der Dienstbarkeit erlöst und zu solchen Ehren erhoben wäre. Aber es geht fast allewege so zu, wenn schlechte Leute irgendein Amt bekommen, dass sie sich danach schnell überheben, nach dem Sprichwort: Kein Schermesser schärfer schert, denn wenn ein Bauer Edelmann wird.

5. Da sprach Sarai zu Abraham: Du tust unrecht an mir. Ich habe meine Magd dir beigelegt; nun sie aber sieht, dass sie schwanger geworden ist, muss ich gering geachtet sein gegen sie. Der Herr sei Richter zwischen mir und dir!

a Unrecht: Es stellt die Sara den Abraham darüber zur Rede und fährt ihn mit etwas rauen Worten an, als ob er schuldig daran sei, dass die Magd, welche sie ihm zum Weibe gegeben und beigelegt, einen solchen Übermut und Mutwillen treibe und sich wider sie, als seine Frau, auflehne, weil sie nicht mehr so hart gehalten werde, als es sich wohl ihrem schlechten Stand und Herkommen nach gebührte.

b Gering geachtet: Das ist: Sie will mir nicht mehr zur Hand gehen und gehorchen, sondern darf noch wohl dazu mit unnützen Worten mich zuweilen anschnarchen.

c Richter: Das ist: Gott wolle meine Sache handhaben und mich rächen, damit kund und offenbar werde, wie mir so großes Unrecht geschieht. Es ist aber dies ein harter Zustand, zwischen denen die beiden sonst frommen und heiligen Eheleuten gewesen, dass sie miteinander also zerfallen, und tut die Sara dem Abraham zu kurz, in dem sie ihm die Schuld zumisst, dass die Magd so übermütig und stolz wurde, als ob er ihr den Rücken hielte, daran er doch unschuldig war. (Kann darum nicht immer verhütet werden, dass sich nicht bisweilen auch unter frommen Eheleuten ein Missverständnis zuträgt, und sie in der Sache nicht eins bleiben, welcher Streit doch mit allem möglichem Fleiß soll wiederum gestillt und hingelegt werden, da je eins dem anderen weichen und nachgeben muss.)

6. Abraham aber sprach zu Sarai: Siehe deine Magd ist unter deiner Gewalt; tue mit ihr, wie dir es gefällt. Da sie nun Sarai wollte demütigen, floh sie von ihr.

a Gefällt: Das ist: Du magst mit ihr handeln und umgehen nach all deinem Willen und Wohlgefallen, denn ich begehrte nicht, dass die Magd über dich Herrschen noch dir zuwider sein soll, obgleich ich sie zum Weibe genommen habe. Und ist allerdings das auch die richtige Meinung, dass ein Unterschied bleibe zwischen den Frauen im Hause und einer erkauften leibeigenen Dienstmagd. Zieht also der fromme und weise Patriarch seines ersten Weibes Liebe vor, obwohl sie alt war, der anderen samt ihrer Leibes Frucht, vor. (Und soll ein frommer Ehemann seines Weibes erbittertes Gemüt der Schwachheit ihres weiblichen Geschlechts und der gebrechlichen Natur zumessen und ihr zugutehalten, auch ihren gefassten Zorn und Unwillen mit sanften Worten zu stillen sich unterstehen. Und sind die Männer mehr Scheltens, als Lobes wert, welche sich gegen dem Feind furchtsam, daheim aber als Löwen erzeigen.)

b Demütigen: Das ist: Als Sara der Hagar ihren Mutwillen nicht gestatten wollte, sondern sie zur Hausarbeit und zu Dienstgeschäften zwang und anhielte, wie eine andere Magd, konnte die Hagar solches nicht leiden, noch viel weniger ihren Hochmut sinken oder fallen lassen, weil sie sich bereits viel größere und köstlichere Dinge eingebildet hatte.

c Floh: In der Hoffnung, es würde ihr der Hausherr Abraham nachziehen und mit vielem Bitten und Flehen sie wiederum zurückholen, weil sie von ihm schwanger war, und sollte es gleich die Sara noch so sehr verdrießen. Dieser Handel hat ohne allen Zweifel eine große Unrichtigkeit verursacht in des Abrahams Haushaltung, und haben sonderlich die frommen Eheleute sich deswegen sehr bekümmert, weil sie besorgt waren, es möchte die Hagar ihre Leibesfrucht oder wohl sich selbst auch mit und zugleich umbringen, oder aber sonst in einen Unfall geraten. Darum damit Gott anzeigte und zu verstehen gebe, wie er sich der frommen Leute Not und traurigen Zustand angelegen sein ließe und für sie Sorge trüge, beruft und holt er die Magd selber wieder zurück, welche sonst solcher Guttat keineswegs würdig war, sondern von wegen ihrer Widerspenstigkeit und Frechheit wohl eine andere Strafe verdient hatte.

7. Aber der Engel des Herrn fand sie bei einem Wasserbrunnen in der Wüste, nämlich bei dem Brunnen am Wege zu Sur.

a Engel: Das war der Sohn Gottes, welcher ihr in menschlicher Gestalt erschien, denn er bald später der Herr selbst genannt wird, welcher Name sonst keinem erschaffenen Engel oder Kreatur gebührt.

b Sur: Ist eine Wüste, also genannt, und liegt zwischen Judäa und Ägyptenland. Denn die Hagar im Sinn hatte, dass sie wieder in ihr Vaterland, welches Ägypten war, ziehen wollte. Aber der Sohn Gottes, so er die verlorenen Schäflein sucht, fordert sie wiederum zurück.

8. Der sprach zu ihr: Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her und wo willst du hin? Sie sprach: Ich bin von meiner Frau Sarai geflohen.

9. Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: Kehre um wieder zu deiner Frau und demütige dich unter ihre Hand.

a Kehre um: Denn wir sollen unsern Beruf nicht verlassen und aussetzen, obgleich wir zuweilen hart gehalten werden, daran wir doch auch vielleicht selber schuldig sind.

b Demütige: Das ist: Widersetze dich deiner Frau nicht und erhebe dich nicht über sie, sondern versieh und verrichte deine Hausgeschäfte, die dir anbefohlen sind, und gedenke, dass sie die Frau im Haus ist, und du eine Magd bist.

10. Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: Ich will deinen Samen also mehren, dass er vor großer Menge nicht soll gezählt werden.

a Sprach: Wie ihr Gott die Meinung gesagt, und sie der Gebühr erinnert, fängt er jetzt auch an, ihr freundlich zuzusprechen, um sie wiederum zu trösten.

11. Weiter sprach der Engel des Herrn zu ihr: Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen Sohn gebären, des Namen sollst du Ismael heißen, darum dass der Herr dein Elend erhört hat.

* Ismael: Luther). Heißt so viel, als Gott erhört.

Will so viel sagen: Gott sieht dein Elend an und hat acht auf deinen geringen Stand, dass du eine arme Dienstmagd bist, wie er sich auch deinen jetzigen Unfall, dass du hier in der Irre herumziehst, angelegen sein lässt, obwohl du durch dein eigenes Verschulden darin geraten, und wird dich nach seiner unermesslichen großen Güte, wiederum erfreuen und dich segnen.

12. Er wird ein wilder Mensch sein, seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn; und wird gegen allen seinen Brüdern wohnen.

a Wilder Mensch: Das ist: Er wird sich nicht viel annehmen, um Häuser und Städte zu bauen, und wird sich keine Satzungen noch Ordnungen achten, die zu Erhaltung der Gemeinschaft unter den Leuten notwendig ist, damit sie untereinander handeln und wandeln können, sondern wird sich nur aufs Jagen begeben und ein rechter Freibeuter werden, dass er mit keinem Menschen, auch mit seinen Verwandten und Blutsfreunden selbst, nicht wird eins bleiben. Solche Leute sind später gewesen und sind noch heutigentags ihm gleich, seine Nachkommen, die Araber, welche der Räuberei halben, je und allewege einen bösen Namen haben. Und da sie zuerst Agarener genannt wurden, von ihrer Mutter, der Agar, haben sie sich selbst in der folgenden Zeit den Namen gegeben, Sarazener, und darum also heißen wollen, damit sie nicht dafür angesehen würden, als hätten sie ihre Herkunft von einer leibeigenen Dienstmagd, sondern sie wollen dass sie von der Sarah, als der rechte Hausfrauen hergekommen wären. Aus diesem Stamm ist der Mohammed entsprungen.

13. Und sie hieß den Namen des Herrn, der mit ihr redete: Du, Gott, siehst mich. Denn sie sprach: Gewisslich hier habe ich gesehen den, der mich hernach angesehen hat.

a Siehst mich: Zur Anzeigung schuldiger Dankbarkeit, und zu ihrem eigenen Trost gibt sie unserem Herrn Gott einen neuen Namen, als wollte sie sprechen: Du bist wirklich ein sehender Gott genannt, weil du der Menschen Not und Elend ansiehst, und zu rechter Zeit ihnen zu Hilfe kommst.

b Habe ich: Das ist: Ich hab gewisslich Gott gesehen, dass ich nicht wusste, der mein Elend, wie ich jetzt sehe, und im Werk befinde, angesehen hat. Und ist eine Freudenstimme, dass sie sich selber mit Verwunderung Glück wünscht, und sich freut. Will so viel sagen: Wie bin ich nur zuvor so gar ungläubig gewesen, ich hab gemeint, Gott achte meiner nicht und hat sich von mir abgewandt. Aber später hab ich gemerkt, dass er mich mit gnädigen Augen angesehen, und sein gnädiges Angesicht zu mir gewandt hat, welches ich zuvor nicht wusste, da ich im Unglück steckte und im Unglauben vertieft war. Das Angesicht Gottes aber sehen oder Gott ansehen ist nichts anderes, denn seinen gnädigen Willen gegen uns erkennen und wissen, dass wir bei Gott in Gnaden sind. Gleichwie wiederum diejenigen sein Angesicht nicht sehen und sich selber einbilden, Gott habe sich von ihnen abgewandt, welche in Trübsal und Widerwärtigkeit stecken. Wie denn Gott selber im Jesaja spricht: Ich hab mein Angesicht einen Augenblick vor dir verborgen, aber in Gnade und Barmherzigkeit habe ich mich wiederum zu dir gewandt. Sonst kann kein Mensch Gottes Angesicht sehen, das ist: Seine göttliche Majestät und Herrlichkeit anschauen, wie {2Mos 33v20} zu Mose gesagt wird: Du kannst mein Angesicht nicht sehen, denn kein Mensch lebt, der mich sieht. Obwohl nun aber hier und an anderen Orten mehr gesagt wird, dass Gott sei gesehen worden: So ist doch solches geschehen, dass Gott irgendeine menschliche Gestalt an sich genommen oder sonst auf eine andere Weise, wie dem Mose im feurigen Busch sich sehen lassen und zu erkennen gab, nachdem es eines jeden Person und Gelegenheit ertragen könnte.

14. Darum hieß sie den Brunnen einen Brunnen des Lebendigen, der mich angesehen hat; welcher Brunnen ist zwischen Kades und Bared.

a hieß sie: Nämlich zum Gedächtnis der von Gott empfangenen Wohltat.

b Des Lebendigen: Weil ihr der lebendige Gott erschienen war, welcher uns sonst vorkommt, dass er gestorben sei, wenn wir im Unglück stecken.

c Angesehen: Von dem wir denken, dass er blind ist, wenn wir im Unfall stecken. Derselbe erzeigt sich zu seiner Zeit, dass er noch lebe, und sehe auf der Menschen Tun.

15. Und Hagar gebar Abraham einen Sohn; und Abraham hieß den Sohn, den ihm Hagar gebar, Ismael {Gal 4v22}.

a Gebar: Nachdem sie wieder zu ihrer Frau, Sara, umgekehrt war.

b Ismael: Wie der Engel zuvor befohlen hatte, dass man ihn nennen sollte.

16. Und Abraham war sechsundachtzig Jahre alt, da ihm Hagar den Ismael gebar. {1Mos 12v4 , 16v3}

a Sechsundachtzig: Hat darum Abraham noch über die dreizehn Jahre warten müssen, bis ihm der rechte natürliche Erbe aus der Sara geboren wurde. (Denn Gott verzieht zwar mit seinen Verheißungen, aber hebt sie darum nicht auf.)


Das 17. Kapitel


1. Gott bestätigt den Gnadenbund mit Abraham und seinen Nachkommen, durch die Einsetzung eines neuen Sakraments der Beschneidung. v. 1. 2. und wiederholt ihm die Verheißung von Vermehrung und Segnung seines Samens, ändert des Abrahams und der Sara Namen und verkündigt ihnen, wie Isaak aus der Sarah solle geboren werden. v. 15. 3. Abraham wird beschnitten, mit seinem Sohn Ismael, und was männlich ist in seinem Hause. v. 23.

1. Als nun Abraham neunundneunzig Jahre alt war, erschien ihm der Herr und sprach zu ihm: Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm!

{1Mos 12v7 , 13v14 , 15v1}

a Erschien: Gott macht und richtet von Neuem, dazu öffentlich, einen Bund mit Abraham auf, da sie zuvor im Geheimen und in Sonderheit sich miteinander verbunden hatten. Und fordert Gott in solchem Bund von Abraham den Gehorsam, dagegen verheißt er ihm wiederum allen väterlichen und gnädigen Willen.

b Wandle: Das ist: Ehre mich als deinen Gott, aus Glauben, Liebe und kindlicher Furcht und führe ein unsträfliches Leben gegen deinen Nächsten mit Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Unschuld.

2. Und ich will meinen Bund zwischen mir und dir machen und will dich fast sehr mehren.

a Meinen Bund: Das ist: Ich will meinen Bund, den ich zuvor mit dir eingegangen bin, weiter bestätigen durch ein äußerliches Zeichen oder Sakrament der Beschneidung.

3. Da fiel Abraham auf sein Angesicht. Und Gott redete weiter mit ihm und sprach:

a Fiel: Nämlich ehrenhalber und dass er Gott dank sagte für solche große Gnade.

4. Siehe, ich bin es und habe meinen Bund mit dir, und du sollst ein Vater vieler Völker werden.

a Ich bin es: Nämlich dein Gott, der dich von Ur aus Chaldäa geführt hat.

b Bund: Das ist: Ich will mit dir und deinen Nachkommen einen Bund aufrichten.

c Vieler Völker: Das ist: Der Segen, welchen dein Same Christus der Welt bringen wird, soll nicht allein auf die Juden gehen, sondern auch den Heiden zugehören. Denn welche aus den Heiden dir im Glauben folgen werden, die sollen vor Gott für Abrahams Kinder gerechnet werden, weil sie Abrahams Glauben haben. Also wirst du nun nicht allein der Juden Vater sein, welche nach dem Fleisch von dir herkommen werden, sondern auch der Heiden, welche nach der geistlichen Wiedergeburt durch den Glauben für deine Kinder sollen gehalten und geachtet werden.

5. Darum sollst du nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham soll dein Name sein; denn ich habe dich gemacht zum Vater vieler Völker. {Röm 4v17}

a Nicht mehr: Damit die göttliche Verheißung dem Abraham desto besser eingehe und in ihm hafte, so verändert Gott seinen Namen.

* Abraham: Luther). Abraham heißt ein hoher Vater, Abraham aber der Haufen Vater, obwohl dieselben Haufen nur mit einem Buchstaben angezeigt werden in seinem Namen, nicht ohne Ursache.

b Vieler Völker: Nämlich nicht der Hebräer alleine, sondern auch vieler anderer Völker und Heiden, die an Christus glauben werden.

6. Und will dich fast sehr fruchtbar machen und will von dir Völker machen; und sollen auch Könige von dir kommen.

a Fruchtbar: Das ist: Ich will deine geistlichen Nachkommen, sowohl als die anderen, so nach dem Fleisch sie von dir herkommen werden, mehren und ausbreiten.

b Völker: Das ist: Alle Heiden sollen durch den Glauben für deine Nachkommen gerechnet werden.

c Könige: Das ist: Es werden auch Könige unter deine Nachkommen sein, dadurch doch auch nicht allein die zu verstehen sind, welche nach dem Fleisch von ihm herkommen und geboren werden, sondern auch die anderen, welche über die gläubigen Heiden herrschen, mit denen sie sich durchs Evangelium zu Christo bekehren werden.

7. Und ich will aufrichten meinen Bund zwischen mir und dir und deinem Samen nach dir bei ihren Nachkommen, dass es ein ewiger Bund sei, also dass ich dein Gott sei und deines Samens nach dir.

* Nachkommen: Luther). Das ist, so lange ihre Dinge wären wird, denn Moses hiermit andeutet, dass ihr Ding soll einmal aufhören, und ein anderes kommen.

a Ewiger Bund: Das ist: Ich will meinen Bund, den ich mit dir eingegangen bin, stets und festhalten, da ich dir meine Gnade und die Besitzung des Landes Kanaan versprochen habe. Und will solche Verheißung auch auf deine Nachkommen erstrecken: Will auch meine Barmherzigkeit und meine Wohltat niemals von ihnen wenden, solange sie mich fürchten und recht dienen werden.

b Dein Gott: Der ich dir wohltun will und dir beistehen will, wenn du mir recht dienst.

c Deines Samens: Das ist: Deine Nachkommen, so eben dieselben Wohltaten von mir erwarten sollen nach deinem Tode, welche ich dir erzeigt habe. (Auf diese Verheißung sollen sich fromme christliche Eltern, welche die rechten Nachkommen Abrahams sind verlassen, und gänzlich vertrauen, dass ihre Kinder, so sie vor empfangener Taufe sterben, bei Gott in Gnaden sind und dass er sich ihrer annehmen will. Denn obwohl sie nach ihrer ersten fleischlichen Geburt Kinder des Zorns sind, jedoch weil sie Gott dazu verordnet und gesetzt hat, dass sie durch die Taufe sollen Kinder Gottes werden, da sie von ihren Eltern noch im Mutterleib Gott durch ein emsiges Gebet vorgetragen werden, so soll man sie unter die Seligen schätzen, obgleich sie die Wassertaufe nicht erlangen können, weil der Tod sie zu schnell wegnahm.)

8. Und will dir und deinem Samen nach dir geben das Land, da du ein Fremdling innen bist, nämlich das ganze Land Kanaan, zu ewiger Besitzung; und will ihr Gott sein.

a Fremdling: Das ist: Obwohl du im Lande Kanaan ein Fremdling bist, weil du noch in diesem zeitlichen Leben auf der Erde lebst, jedoch weil du auch nach dem Tode mit mir in Ewigkeit leben sollst, so hab ich dich zum Erben des Landes Kanaan bestimmt, und weil du dasselbe in eigener Person leiblich nicht besitzen wirst (wie solches Stephanus bezeugt,{Apg 7v5}), so sollen doch deine Nachkommen solches einnehmen.

b Ewiger Besitzung: Das ist: Deine Nachkommen sollen das Land Kanaan eine sehr lange Zeit innehaben, weil sie nicht werden aufhören, Gottes Volk zu sein.

c Ihr Gott: Das ist: Sie sollen mich erkennen und ehren, ich aber will ihnen wohltun, und das ewige Leben geben allen denen, die an mich glauben werden.

9. Und Gott sprach zu Abraham: So halte nun meinen Bund, du und dein Same nach dir bei ihren Nachkommen. {Apg 7v8 , Röm 4v11}

a Meinen Bund: Nämlich die Beschneidung, welche das Zeichen des Bundes ist. Dieses sollst du annehmen samt deinen Nachkommen, die deines Geschlechtes sind. (Denn die Heiden, so sie nicht von dem Geschlecht Abraham herkommen, darum hat man sie zur Beschneidung nicht treiben dürfen: Und weil die ordentliche Folge der Geschlechter in den Nachkommen Abrahams vor über die 1500 Jahre aufgehört hat, so ist auch die Beschneidung gefallen, an deren statt die Taufe aufgekommen ist {Kol 2}).

10. Das ist aber mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: Alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden. {Lk 2v21 , Apg 7v8 , Röm 4v11}.

a Mein Bund: Oder Zeichen des Bundes.

11. Ihr sollt aber die Vorhaut an eurem Fleisch beschneiden. Dasselbe soll ein Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch.

a Vorhaut: Damit angezeigt wird, dass die erste Geburt durch die Sünde verdorben sei, und deswegen die Wiedergeburt notwendig darauf folgen müsse, welche von den Propheten die Beschneidung des Herzens {Kol 2} genannt wird, so in uns geschieht durch die Menschwerdung Christi.

b Dasselbe: Nämlich die äußerliche Beschneidung, so am Glied geschieht.

12. Ein jegliches Knäblein, wenn es acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren Nachkommen; auch alles Personal daheim geboren oder erkauft ist von allerlei Fremden, die nicht eures Samens sind.

a Acht Tage: Da es nach der beschwerlichen Geburt ein wenig wieder zu Kräften gekommen ist.

b Daheim geboren: Das ist: Welche in dem Hause eines hebräischen Hausvaters, aus Beiwohnung der leibeigenen Knechte und Mägde, sind gezeugt und geboren wurden.

c Erkauft: Der nicht zwar daheim im Hause eines hebräischen Hausvaters geboren ist, aber doch von demselben zu einem leibeigenen Knecht oder einer leibeigenen Magd um eine gewisse Summe Geldes erkauft war.

d Fremden: Das ist: Wenn ein Fremdling sich zu euch tut, und unter euer Geschlecht will gerechnet werden, der soll sich auch beschneiden lassen.

13. Also soll mein Bund an eurem Fleisch sein zum ewigen Bunde.

a Bund: Oder Zeichen meines Bundes.

b Ewigen Bund: Das ist: Ihr sollt das Zeichen meines Bundes in eurem Fleisch herumtragen und will ich denselben Bund stets und festhalten, solang dies Volk durch einen vorsätzlichen und beharrlichen Unglauben sich nicht von mir absondern und abfallen wird.

14. Und wo ein Knäblein nicht wird beschnitten an der Vorhaut seines Fleisches, des Seele soll ausgerottet werden aus seinem Volk, darum dass es meinen Bund unterlassen hat.

a Ausgerottet: Das ist: Es wird der Verheißung nicht teilhaftig sein, die diesem Volk geschehen ist, darum wird es auch vom Himmelreich ausgeschlossen bleiben.

b Unterlassen: Oder übergangen, das ist, so viel an ihm gewesen, meinen Bund verachtet hat, darum will ich es wiederum verachten. (Diese ernste Bedrohung betrifft die Kinder, welche vor dem achten Tage gestorben sind. Gleichwie man auch die Kinder nicht für verdammt halten soll, welche vor und ehe sie die Taufe empfangen können, in oder vor der Geburt sterben, weil sie den göttlichen Bund der Taufe nicht mutwillig verachten. Obwohl nun die Weibsbilder nicht beschnitten wurden, so sind sie doch nichtsdestoweniger der Guttaten dieses Bunds durch den Glauben auch teilhaftig geworden.)

15. Und Gott sprach wieder einmal zu Abraham: Du sollst dein Weib Sarai nicht mehr Sarai heißen, sondern Sara soll ihr Name sein.

a Sara: Sara, heißt meine Fürstin oder meine Frau, Sara aber heißt einfach eine Fürstin und Frau. Als wollte er sprechen, sie soll nicht nur deine Fürstin oder Frau unter deinem Personal allein sein, sondern wie du zum Vater aller Gläubigen bestimmt und verordnet bist, auch deren, so aus den Heiden gläubig wurden: Also wird sie eine Mutter und Ahnfrau vieler Völker sein. (Denn wie die gläubigen Männer Abrahams Söhne sind, also sind auch die frommen und gottseligen Weiber der Sara Töchter, wie Petrus bezeugt, {1Petr 3v6} wenn sie demselben Glauben und denselben Tugenden nachfolgen).

16. Denn ich will sie segnen, und von ihr will ich dir einen Sohn geben; denn ich will sie segnen, und Völker sollen aus ihr werden und Könige über viel Völker.

a Segnen: Das ist: Fruchtbar machen, dass aus ihrem Geschlecht einmal Christus geboren werden soll.

b Völker: Als die Israeliten und Idumeer, welche von ihr her entsprungen sind.

c Könige: Das ist: Ihre Nachkommen werden auch ganze Königreiche und wohl geordnete Regiment umfassen und anrichten. Weil demnach die Juden jetzt in die 1500 Jahre dergleichen keins mehr haben, so ist gewiss, dass sie auch nicht mehr der rechte Same Abrahams oder Gottes Volk sind. Indem aber Gott dem Abraham allerlei zeitliche Güter verheißt, so schließt er auch damit zugleich ein die geistlichen Guttaten, als da sind seine göttliche Gnade und das ewige Leben. (Denn Gott gibt darum den Gläubigen zeitliche Güter, dass sie auch zu dem Ewigen gute Hoffnung haben sollen.)

17. Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Soll mir hundert Jahre alt, ein Kind geboren werden und Sara neunzig Jahre alt gebären? {1Petr 3v6}

a Angesicht: Zur Anzeigung schuldiger Dankbarkeit, und damit er Gott seine gebührliche Ehre antäte.

b Lachte: Nicht zwar aus Unglauben, sondern aus großer Verwunderung, dass ihm Gott solche unverhoffte Guttat zu erzeigen verhieß.

c Herzen: Das ist: Er gedachte bei sich selbst.

d Neunzig Jahr: Als wollte er sprechen: Wie hätte ich mich eines solchen herrlichen Segens zu dem Herrn versehen dürfen, dass in meinem hohen Alter, und da mein Weib auch gar veraltet ist, ich allererst einen jungen Sohn bekommen soll?

18. Und Abraham sprach zu Gott: Ach, dass Ismael leben sollte vor dir!

a Leben sollst: Das ist: Wenn du mir nur den Ismael frisch und gesund und am Leben erhältst, so hab ich dir, darum zu danken, mehr darf ich nicht fordern noch begehren. (Denn auch heilige fromme Leute oft nicht so viel von Gott begehren dürfen, als er ihnen verheißt und schenkt.)

19. Da sprach Gott: Ja, Sara, dein Weib soll dir einen Sohn gebären, den sollst du Isaak heißen; denn mit ihm will ich meinen ewigen Bund aufrichten und mit seinem Samen nach ihm.

a Isaak: Der hat den Namen vom Lachen.

b Ewigen Bund: Das ist: Ich will mit ihm und seinen Nachkommen einen solchen Bund machen, der ewig währen soll. (Welcher Bund von Christo zu verstehen ist, dass derselbe aus des Isaacs Nachkommen sollte seinen Ursprung haben und geboren werden. Und ist dies ein besonderer Bund gewesen, der den Ismael nicht anging, obwohl er auch Abrahams Sohn war. Es ist aber Isaak, als der seinen Namen vom Lachen bekam, ein Vorbild Christi gewesen, welcher das rechte Lachen, das heißt, Freude und Wonne ist des ganzen menschlichen Geschlechts und der rechte Trost {Hag 2}.)

20. Dazu um Ismael habe ich dich auch erhört. Siehe, ich habe ihn gesegnet und will ihn fruchtbar machen und mehren fast sehr. Zwölf Fürsten wird er zeugen, und will ihn zum großen Volk machen. {1Mos 25v16}

a Erhört: Nämlich, dass ich ihn beim Leben erhalten will.

b Gesegnet: Das ist: Ich will ihm allerlei zeitliche Güter mitteilen, und sofern er an den zukünftigen Messias glauben wird, der aus des Isaacs Stamm geboren werden soll, so will ich ihn auch von der Erbschaft des ewigen Lebens nicht ausschließen.

c Großen Volk: Das ist: Seine Nachkommen sollen ein großes und mächtiges Volk werden.

21. Aber meinen Bund will ich aufrichten mit Isaak, den dir Sara gebären soll um diese Zeit im andern Jahr. † {Röm 9v9}

a Meinen Bund: Nämlich von der Sendung Christi, der aus deinem Samen soll herkommen und geboren werden.

b Diese Zeit: Von jetzt über ein Jahr.

22. Und er hörte auf mit ihm zu reden, und Gott fuhr auf von Abraham.

a Fuhr auf: Denn er war ihm in einer sichtbarlichen Gestalt erschienen. (Und sieht man hier, wie Gott verheißt, dass er den frommen Eltern ihre Kinder segnen und denselben wohltun will. Darum sehen die sich selbst und ihre Nachkommen am allerbesten vor, welche alle ihr Tun und Lassen dahin richten, dass sie Gott von Herzen und mit Ernst dienen, und nicht nur ihre Gedanken darauf haben, wie sie viel Geld und Gut zusammenbringen und ihren Kindern hinterlassen möchten.)

23. Da nahm Abraham seinen Sohn Ismael und alle Knechte, die daheim geboren, und alle, die erkauft, und alles, was männlich war in seinem Hause, und beschnitt die Vorhaut an ihrem Fleisch eben desselben Tages, wie ihm Gott gesagt hatte.

a Männlich: Das ist: Alle Mannspersonen unter des Abrahams ganzem Personal sind eben am selben Tage beschnitten worden, da es der Herr zu tun befohlen hatte. (Und ist des Abrahams Gehorsam lobenswert, dass er in solcher, wie es vor der Vernunft scheint, ungereimten Sache, Gott so willig folgt, und gehorsam ist, wie auch sein Personal ein löbliches Werk tut, dass, da er ihnen den göttlichen Befehl vorhält, sie sich ihrem Hausherren nicht widersetzen oder ihm widersprechen. Es ist aber auch kein Wunder, dass ein gläubiger Hausvater, der dem göttlichen Willen gehorsam sich ergibt, auch durch den Segen Gottes willige Hausgenossen habe.)

24. Und Abraham war neunundneunzig Jahre alt, da er die Vorhaut an seinem Fleische beschnitt.

a Beschnitt: Wir müssen hier auch das in Achthaben, und wissen, Das Abraham durch solch Werk der Beschneidung, und durch sein Gehorsam nicht vor Gott gerecht und selig wurde, denn er ist zuvor bereits durch den Glauben gerechtfertigt gewesen, sondern er hat die Beschneidung darum empfangen, auf dass er seinen Glauben damit bestätigte, und seiner Seligkeit desto mehr vergewissert wäre.

25. Ismael aber, sein Sohn, war dreizehn Jahre alt, da seines Fleisches Vorhaut beschnitten wurde.

26. Eben auf einen Tag wurden sie alle beschnitten, Abraham, sein Sohn Ismael,

27. und was Mannsnamen in seinem Hause war, daheim geboren und erkauft von Fremden; es wurde alles mit ihm beschnitten.


Das 18. Kapitel


1. Der Sohn Gottes wird mit zwei Engeln von Abraham in Gestalt eines Wanderers zur Herberge aufgenommen, den er zum anderen Mal verheißt, dass ihm Isaak aus der Sarah soll geboren werden, dessen Sarah lacht. v. 1. 2. Und da er im Fortreisen mit Abraham sich besprach über der Sodomiter Untergang, tut Abraham eine Fürbitte für sie. Aber weil die Menge der Gottlosen gar zu groß war, kann er nichts erhalten. v. 17.

1. Und der Herr erschien ihm im Hain Mamre, da er saß an der Tür seiner Hütte, da der Tag am heißesten war.

a Ihm: Dem Abraham.

b Hain: Das ist: Ein Wald oder Tal, mit Bergen umringt. Und hat dies Tal seinen Namen bekommen von dem Einwohner desselben, der Mamre heißt, der solches Tal bewohnt und besessen hat, und dem Abraham, der im selben Lande ein Fremdling war zur Herberge aufgenommen und Unterschlupf gegeben hatte, dessen auch im Kap. 14. gedacht wurde. Es ist ihm aber der Herr darum erschienen, dass er ihm die künftige Geburt des Isaacs von Neuem wiederum verhieße, durch welche auch die wiederholte Zusage vom Ismael ab- und ausgesondert wird, welcher nicht aus der Verheißung, sondern nach dem Fleisch geboren war, {Gal 4}. (Damit anzuzeigen, dass die rechten Kinder Abrahams nicht allein die Juden sind, so sie nach dem Fleisch geboren wurden, sondern alle Gläubigen, welche den göttliche Verheißungen Glauben und Befehl geben, und also durch den Glauben aus Gott neu geboren werden, wie Paulus diesen Handel weitläufig ausstreicht {Röm 3 , 4}).

2. Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da stunden drei Männer gegen ihm. Und da er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seiner Hütte und bückte sich nieder auf die Erde.

a Bückte: Das ist: Er hat ehrenhalber sich gebührlich gegen sie geneigt und die Knie gebeugt.

* Nieder: Luther). Vor einem fällt er nieder und redet auch als mit einem, und doch mit dreien. Da ist die Dreifaltigkeit in Gott angezeigt.

b Drei Männer: (Es hat aber der Sohn Gottes zwei Engel zu sich genommen, und also in der Gestalt dreier Männer dem Abraham erscheinen wollen, dass er dadurch die drei Personen in dem einigen göttlichen Wesen erklärte und zu verstehen gebe.)

Entgegen: Also es waren ihm die fremden Gäste nicht zuwider. Es wusste aber Abraham anfangs nicht, dass es der Herr selbst war, sondern meinte, es wären fremde Wandersleute, die bei ihm einkehren wollten, darum er sie freundlich empfangen und aufnehmen will.

3. und sprach: Herr, habe ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so gehe nicht vor deinem Knechte über.

c Sprach: Nämlich, zu einem unter ihnen.

d Gnade: Das ist: So du mich liebst und mir willst einen Gefallen erzeigen.

e Gehe nicht: Das ist: Schlage meine angebotene Behausung und Herberge nicht ab.

4. Man soll euch ein wenig Wassers bringen und eure Füße waschen; und lehnt euch unter den Baum.

a Füße waschen: Denn es ist von alters her nicht der Gebrauch gewesen wie jetzt, dass man zu Tisch gesessen, sondern sie sind zu Tisch gelegen. Damit nun einer dem anderen, da er keine sauberen Füße hätte, keine Unlust machte, haben sie im Brauch gehabt, dass sie alle Wege vor dem Essen die Füße gewaschen, wie wir die Hände zu waschen pflegen.

b Lehnt euch: Das ist: Ruht ein wenig im Schatten. (Denn man soll nicht immerdar warten, bis man an uns begehren muss, wessen die Gäste benötigt sind, sondern wir sollen ihnen solches gutwillig anbieten und auftragen. Und deutet die Epistel zum Hebräer auf diese Geschichte Kap. 13. v. 2. da gesagt wird: Gastfrei zu sein, vergesst nicht, denn durch dasselbe haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.)

5. Und ich will euch einen Bissen Brot bringen, dass ihr euer Herz labt; danach sollt ihr fortgehen. Denn darum seid ihr zu eurem Knechte gekommen. Sie sprachen: Tue, wie du gesagt hast.

a Labt: Nämlich mit Speise und Trank. Mit welchen Worten Abraham so viel zu verstehen gibt, dass er sie für Leute ansah, die von einer weiten Reise ermüdet und abgemattet waren, und darum eine Erquickung nötig war.

b Fortgehen: Dass ihr eure vorgenommene Reise vollbringt.

c Gekommen: Das ist: Ich halte es dafür, dass ihr darum euren Weg hierher genommen habt. (Diese Tugend des Abrahams, gastfrei zu sein, sollen wir von ihm lernen, und ihm darin nachfolgen, denn er die Fremden nicht allein gutwillig aufnimmt, sondern tut ihnen auch gütlich und hält sie wohl, doch nicht zum Überfluss der Hoffnung, sie werden es für gut nehmen, begehrte sie auch nicht wider ihrer Absicht sie lange aufzuhalten, so sie eilends fortreisen wollten.)

6. Abraham eilte in die Hütte zu Sara und sprach: Eile und menge drei Maß Semmelmehl, knete und backe Kuchen.

a Abraham: Was jetzt folgt, soll man fleißig beachten, weil fast alle Wörter dahin lauten, dass sie des Abrahams Freigiebigkeit und Gutwilligkeit rühmen, deren er sich in Aufnahme und Behandlung der Gäste gebraucht hat: (Dadurch zugleich unsere Trägheit gescholten wird, dass wir so fahrlässig sind, wenn wir unserem Nächsten die Werke der Liebe erzeigen sollen. Da wir uns sollten zu Gemüt führen, dass wir dem Sohn Gottes solche Guttaten erzeigen, die wir unsern Mitbrüdern, den Fremdlingen und die im Elend herumziehen, beweisen.)

1. Abraham, der Hausvater selbst, 2. eilt 3. zur Sarah, der Frau im Hause 4. und heißt sie auch eilen. 5. Sagt, sie soll drei Maß zu vollen genüge nehmen, 6. Semmelmehls, des besten und weisesten zurichten 7. und Kuchen backen, Speise, die lieblich zu essen, und wohl zu genießen sei. 8. Er aber bleibt unterdessen nicht müßig, sondern eilt und läuft zu der Herde,

9. und liest selbst aus, 10. ein nicht geringes und schlechtes Kalb, sondern welches sehr gut und feist gewesen. 11. Gibt es dem Knaben, der es auch in der Eile kochen und braten und anrichten muss. 12. Er aber trägt unterdes Butter und Milch auf, und danach auch vom Kalbe, so es zubereitet wurde. 13. Setzt ihnen solches alles vor,

14. und tritt vor sie, nicht als ein Herr oder Hausvater, sondern wie ein Knecht und Diener.

Diese Umstände alle miteinander sind zu des Abrahams besonderem Lob und Ruhm aufgezeichnet worden, dass er seine Gäste so freundlich empfangen und wohlgehalten hat.

7. Er aber lief zu den Rindern und holte ein zartes gutes Kalb und gab es dem Knaben; der eilte und bereitete es zu.

8. Und er trug auf Butter und Milch und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und trat vor sie unter dem Baum, und sie aßen.

9. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist dein Weib Sara? Er antwortete: Drinnen in der Hütte.

a Sprachen sie: Nämlich unter der Mahlzeit. (Denn man soll nicht allerdings wie ein Stummer über Tisch sitzen, sondern mit lustigen und nützlichen Gesprächen über der Mahlzeit, wenn man zu Gast isst, fröhlich sein.)

b Hütten: Denn ein frommes Weib soll nicht aus Vorwitz herumlaufen, sondern, so viel möglich, daheim bleiben und die Hausgeschäfte versehen.)

10. Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen, so ich lebe, siehe, so soll Sara, dein Weib, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür der Hütte. {1Mos 21v1 , Röm 9v9}

a So ich lebe: Es redet hier Gott auf menschliche Weise als ein Wandersmann, dafür ihn auch Abraham noch hielt, und ansah.

b Tür der Hütten: Welche nicht weit war und wartete dort, ob Abraham, ihr Mann, ihr etwas Weiteres befehlen würde.

11. Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und wohl betagt, also dass es Sara nicht mehr ging nach der Weiber Weise.

a Weiber Weise: Das ist: Sie hatte nicht mehr ihren gewöhnlichen Monatsfluss von wegen ihres hohen Alters, darum sie auch deswegen natürlicherweise nicht mehr empfangen und gebären hätte können. Denn gleichwie die Weiber nach dem allgemeinen Lauf der Natur nicht empfangen zuvor und ehe sie ihre monatlichen Zeiten haben, also können sie auch nicht mehr schwanger werden, wenn solche Blutflüsse des Alters wegen aufhören.

12. Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun ich alt bin, soll ich noch Wollust pflegen, und mein Herr auch alt ist!

a Wollust: Denn sie im Alter, da sie zur Empfängnis nicht mehr tauglich war, auch mit dem Mann beizuliegen, sich nicht groß achtete. (Diese der Sarah Keuschheit ist zu loben. Welcher alle christlichen Matronen nachfolgen sollen, wie sie auch ein Beispiel der Demut an ihr haben, dass sie von ihrem Mann hochhält, ihm seinen gebührenden Ehren-Titel gibt und ihren Herrn heißt, welches auch {1Petr 3v6} von ihr gerühmt wird.)

13. Da sprach der Herr zu Abraham: Warum lacht des Sara und spricht: Meinst du, dass wahr sei, dass ich noch gebären werde, so ich doch alt bin?

14. Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen, so ich lebe, so soll Sara einen Sohn haben. {1Petr 3v6}

a Unmöglich: Der Herr schließt aus seiner Allmacht als durch einen unwidersprechlichen Beweis, dass Sarah einen Sohn gebären werde. (Heutzutage darf man wohl Leute finden, welche es viel leichter sagen, als glauben, dass Gott kein Ding unmöglich sei.)

b Um diese Zeit: Gott wiederholt die Verheißung, damit die Sarah nicht mehr zweifeln soll.

* So ich lebe: Luther). Gott redet als ein Mensch, {1Mos 3v9} Adam, wo bist du? Also, {1Mos 11v7} Ich will hinabfahren und sehen, {1Mos 18v21}. Ich will sehen, ob es so sei. Denn dies Wort (so ich lebe) setze es, wo du willst, so lautet es doch nicht. Als wenn er von der Frucht der Eltern wollte sagen: Du sollst einen Sohn haben, so er lebt oder, so ihr lebt, meinst du, er wisse nicht, ob der Sohn oder die Eltern leben werden? Ja, wo sie nicht gewiss leben würden, was wäre die Verheißung?

15. Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht; denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht also, du hast gelacht.

a Leugnete: Denn sie merkte so viel, dass dies nicht ein schlechter einfacher Gast sei, sondern hält ihn für einen Propheten, der aus einer besonderen Offenbarung Gottes, was er geredet, vorgebracht hätte. Und weil sie sich vor ihm fürchtete, begeht sie aus Schwachheit noch eine andere Sünde, da sie meinte, ihre Sache zu beschönigen, und sich gerne wieder weiß brennen wollte: Darum ihr auch solches von dem Herrn versagt wird, obwohl es nicht gar rau abgeht.

16. Da stunden die Männer auf von dort und wandten sich gegen Sodom; und Abraham ging mit ihnen, dass er sie begleitete.

a Ging: Diese des Abrahams Tugend und Gutwilligkeit ist auch zu loben und nachzufolgen, dass, wenn man den Gästen nach Vermögen gütlich getan, und sie wohl behandelt hat, man ihnen auch das Geleit gebe und sie mit Frieden von sich ziehen lasse.

17. Da sprach der Herr: Wie kann ich Abraham verbergen, was ich tue,

a Wie kann: Jetzt fängt der Sohn Gottes an, mit dem Abraham etwas deutlicher zu reden und so weit mit ihm ins Gespräch zu kommen, dass Abraham wohl daraus merken konnte, dass nicht ein fremder Wandersmann, sondern Gott selbst gegenwärtig bei ihm sei, daher ihm auch Abraham nicht weiter als einen Menschen, sondern als Gott Antwort gibt. Es will aber Gott, der Herr, so viel sagen: Ich kann es vor meinem guten Freunde dem Abraham nicht länger verhehlen, was ich im Sinn habe mit den Sodomitern, weil ich ihm so wohl gewogen bin, dass ich sein Geschlecht und seine Nachkommen sehr mehre , und zum mächtigen Volk machen will. Dazu werde ich in künftiger Zeit aus seinem Samen menschliche Natur annehmen und in derselben den Fluch wegnehmen und der Welt das ewige Leben und Seligkeit wiederbringen.

18. weil er ein großes und mächtiges Volk werden soll, und alle Völker auf Erden in ihm gesegnet werden sollen? {1Mos 12v13}

19. Denn ich weiß, er wird befehlen seinen Kindern und seinem Hause nach ihm, dass sie des Herrn Wege halten und tun, was recht und gut ist; auf dass der Herr auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat.

a Herrn Wege: Das ist: Ich weiß, dass Abraham die wahre Religion und rechte Lehre auf seine Nachkommen fortpflanzen wird, und ihnen sonderliches Beispiel des göttlichen Zorns wider die Sodomiter wohl einbildet, auf dass sie den Herrn desto mehr fürchten, dazu gerecht, fromm, und gottselig leben. (Denn die Exempel des Zornes Gottes wider die Sünde, wie auch seine Güte und Barmherzigkeit, sind darum kund und offenbar gemacht worden, damit sie den Nachkömmlingen zur Erinnerung vorgetragen und vorgehalten werden.)

b Kommen lasse: Das ist: Damit Gott Ursache habe, dass er seine Verheißungen, so dem Abraham geschehen, in seinen Nachkommen erfülle.

20. Und der Herr sprach: Es ist ein Geschrei zu Sodom und Gomorrha, das ist groß, und ihre Sünden sind fast schwer. {Hes 16v48}

a Geschrei: Das ist: Die Sodomiter treiben überaus großen Mutwillen, und begehen allerhand grobe Sünden, viel abscheuliche Schande und Laster, also dass alle Menschen darüber klagen und nach dem Himmel schreien. Es lehrt aber der Prophet Hesekiel{Hes 16v49 , v50}, worin sich die Edomiter wider Gott versündigten und so grob vergriffen haben. Nämlich, dass sie guten Frieden und alles zum Überfluss vollauf gehabt, und die Armen daneben verachtet, sind stolz gewesen, und der Üppigkeit, samt anderen verbotenen Wohllüsten, und der abscheulichsten Unzucht ganz ergeben waren. Welche Bosheit sie öffentlich und ohne Scheu trieben, bis Gott ihnen nicht mehr zusehen konnte. (Es sind aber die allgemeinen Landstrafen alsdann am allernächsten vor der Tür, wenn allerlei abscheuliche Bubenstücke und Sünden öffentlich getrieben werden, dass die Leute kein Hehl mehr hatten, sondern noch wohl dazu ihrer Bosheit sich rühmen durften, als ob sie es wohl ausgerichtet hätten, da unterdes die Frommen darüber zu Gott seufzten.) Und ist wohl zu verwundern, dass, da kaum fünfzehn Jahr vergangen waren, von der Zeit an, da die Sodomiter mit Krieg überzogen und heimgesucht wurden, und Abraham die Gefangenen aus des Feindes Gewalt wiederum erlöst hatte: Sie dennoch in so kurzer Zeit solcher Strafe und empfangenen Unfalls sogar vergessen und weder an Gott noch an Besserung ihres Lebens gedacht, sondern in großer Sicherheit dahin gelebt, als ob kein Gott mehr im Himmel wäre, der ihrem gottlosen Wesen steuern und solchen Undank strafen könnte.

21. Darum will ich hinabfahren und sehen, ob sie alles getan haben nach dem Geschrei, das vor mich gekommen ist; oder ob es nicht also sei, dass ich es wisse.

a Ob sie: Das ist: Ob sie alle solche Bubenstück begangen haben, wie man überall davon sagt. Und redet hier unser Herr Gott wieder einmal auf menschliche Weise von der Sache, dass er wolle hinabfahren, und den Handel gewiss erkundigen, ob es sich so verhalte oder nicht. (Lehrt uns aber damit, dass man mit dem Aussprechen des Urteils nicht zu sehr eilen soll, wider einem Beklagten, ehe man die Sache recht erkundigt habe.)

22. Und die Männer wandten ihr Angesicht und gingen nach Sodom; aber Abraham blieb stehen vor dem Herrn

a Männer: Nämlich die zwei Engel gehen ihren Weg nach Sodom: Der Dritte aber, als der ewige Sohn Gottes, welcher mit dem Vater und Heiligen Geist eines Wesens ist, aber zugleich in menschlicher Gestalt sich sehen ließ und mit Abraham redete, blieb stehen.

b Herrn: Dem Sohn Gottes.

23. und trat zu ihm und sprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen?

a Trat: Ging näher hinzu, damit er eine Fürbitte täte für die Sodomiter, welche nicht allein gottlos waren, sondern auch sich undankbar gegen dem Abraham erzeigten: Dennoch liebt er sie so hoch, dass er ihr Bestes, wo er kann, sucht und begehrt.

b Gerechten: Das ist: Lieber Herr Gott, hast du denn bei dir gänzlich beschlossen, dass du alle Sodomiter vertilgen willst, unter denen meines Erachtens noch etliche fromme Leute zu finden sind. Die übrigen und der größte Haufen sind wie sie wollen, so würdest du, indem du den Gottlosen umbringst, den Gerechten zugleich auch mit aufreiben.

24. Es möchten vielleicht fünfzig Gerechte in der Stadt sein; wolltest du die umbringen und dem Ort nicht vergeben um fünfzig Gerechter willen, die drinnen wären?

25. Das sei ferne von dir, dass du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, dass der Gerechte sei gleichwie der Gottlose; das sei ferne von dir, der du aller Welt Richter bist! Du wirst so nicht richten.

a Richten: Das ist: Es ist sonst deine Weise nicht, dass du ohne Unterschied die Frommen mit den Gottlosen strafst, denn du bist der aller gerechteste Richter, als man sonst in der ganzen Welt keinen finden mag. Und ist Abraham in seinem Gebet so heftig und eifrig, dass er sich schier stellt, als wollte er mit Gott einen Hader anfangen.

26. Der Herr sprach: Finde ich fünfzig Gerechte zu Sodom in der Stadt, so will ich um ihretwillen all den Orten vergeben.

a Orten: Das ist: Demselben ganzen Lande, welches später mit Schwefel und Pech vom Himmel herab verbrannt und verdorben wurde.

27. Abraham antwortete und sprach: Ach siehe, ich habe mich unterwunden zu reden mit dem Herrn, obwohl ich Erde und Asche bin.

a Asche bin: Dennoch will ich mich unterstehen, noch ferner anzuhalten und die Sodomiter, wo möglich, von ihrem Verderben erretten und mache mir gute Hoffnung, der Herr werde nach seiner großen Güte mein Gebet gnädig erhören, damit ein solch großes Unglück und Jammer verhütet werde.

28. Es möchten vielleicht fünf weniger denn fünfzig Gerechte darin sein; wolltest du denn die ganze Stadt verderben um der fünfe willen? Er sprach: Finde ich darin fünfundvierzig, will ich sie nicht verderben.

a Um der fünfe willen: Welche nämlich von den fünfzig Gerechten abgehe und fehlen würden. Als wollte er sprechen: Wenngleich es an fünfen mangeln sollte, dass die Zahl der fünfzig nicht könnte erfüllt werden, so wolltest du dennoch gnädig sein und mit der Strafe innehalten.

29. Und er fuhr weiter, mit ihm zu reden, und sprach: Man möchte vielleicht vierzig drinnen finden. Er aber sprach: Ich will ihnen nichts tun um der vierzig willen.

30. Abraham sprach: Zürne nicht, Herr, dass ich noch mehr rede. Man möchte vielleicht dreißig darin finden. Er aber sprach: Finde ich dreißig darin, so will ich ihnen nichts tun.

31. Und er sprach: Ach siehe, ich habe mich unterwunden, mit dem Herrn zu reden. Man möchte vielleicht zwanzig darin finden. Er antwortete: Ich will sie nicht verderben um der zwanzig willen.

32. Und er sprach: Ach zürne nicht, Herr, dass ich nur noch einmal rede. Man möchte vielleicht zehn darin finden. Er aber sprach: Ich will sie nicht verderben um der zehn willen.

Einmal: Denn man soll anhalten mit Beten, welche Beharrlichkeit Gott gar nicht missfällt.

b Zehn willen: Sondern will ihrethalben auch der anderen Gottlosen verschonen. Es hat aber Abraham nicht weiter anhalten dürfen, da er merkte, dass auch nicht zehn Fromme in Sodom zu finden wären. Darum er das übrige dem gerechten Urteil Gottes anheimstellt und demselben nicht ferner widerstehen wollte.

33. Und der Herr ging hin, da er mit Abraham ausgeredet hatte; und Abraham kehrte wieder hin an seinen Ort.

a Der Herr: Nämlich der Sohn Gottes, welcher in sichtbarer Gestalt, die er ein Zeit lang an sich genommen hatte, ihm erschienen war, ist also wiederum von ihm hinweggegangen.

b Seinen Ort: Und hat ohne Zweifel geseufzt über der Sodomiter Untergang. Sonderlich aber wird er sehr leidig und bekümmert gewesen sein über Lot, seines Bruders Sohn, der zu Sodom wohnte, deswegen er sich besorgen musste, dass er nicht auch zugleich mit den Gottlosen hingerichtet wurde und umkäme: Obwohl Gott bereits im Sinn hatte, dass er ihn erretten wollte. (Es sollen aber fromme Leute hieraus den Trost nehmen, dass sie ihre Blutsverwandten Gott anvertrauen, welche in großer Gefahr zu sein meinen.) Unterdes aber, weil der fromme Abraham für die Sodomiter sorgfältig und in Ängsten ist, von wegen ihres herzu nahenden Unglücks und endgültigen Verderbens, leben sie im Saus und lassen sich durch nichts anfechten, sondern treiben allerlei Üppigkeit und Mutwillen, wie aus dem folgenden Kapitel zu sehen ist. Also pflegt es in der Welt zuzugehen, dass die rechten Christen nicht viel gute Tage auf Erden haben, da hingegen es den Gottlosen alles wohl und nach ihrem Wunsch hinaus geht, bis ihr Stündlein ausgelaufen ist, da sie einmal zugrunde gehen, und ewig verderben.


Das 19. Kapitel


1. Da die Engel zu Sodom ankommen, werden sie von Lot zur Herberge aufgenommen. Und da die Sodomiter ihnen Gewalt tun wollen, werden sie mit Blindheit geschlagen, v. 1. 2. Lot wird mit seinem Weib und seinen Töchtern aus Sodom geführt, und wird sein Weib in eine Salzsäule verwandelt, v. 12. 3. Die Sodomiter werden durch Schwefel und Feuer vom Himmel vertilgt, v. 24. 4. Lot schwängert in betrunkener Weise seine beide Töchter, daher die Moabiter und Ammoniter kommen, v. 31.

1. Die zwei Engel kamen gen Sodom des Abends. Lot aber saß zu Sodom unter dem Tor. Und da er sie sah, stand er auf ihnen entgegen und bückte sich mit seinem Angesicht auf die Erde.

a Engel: Welche zuvor in menschlicher Gestalt zum Abraham kommen und von ihm zu Gaste geladen, und mit ihm gegessen hatten.

b Bückte sich: Das ist: Ehrenhalben neigte er sich vor ihnen, denn er sie für fremde ehrbare Leute ansah. (Also demütig und ehrerbietig sind die heiligen Patriarchen gewesen, welche Tugend wir von ihnen lernen sollen.) Und ladet sie der Lot, welche er für Menschen ansah, aufs Allerfreundlichste, dass sie bei ihm einkehren. (Dabei sollen wir lernen, gastfrei zu sein, denn indem der Lot sich gastfrei erzeigt, hat er Engel beherbergt,{Hebr 13}.

2. und sprach: Siehe, Herr, kehrt doch ein zum Hause eures Knechts und bleibt über Nacht; lasst eure Füße waschen, so steht ihr morgens frühe auf und zieht eure Straße. Aber sie sprachen: Nein, sondern wir wollen über Nacht auf der Gasse bleiben.

a Knechts: Ist aber ein Zeichen der Demut an dem Lot.

b Füße: Denn man vorzeiten nicht zu Tisch saß, wie jetzt gebräuchlich, sondern sie lagerten sich, also, dass einer gegen dem anderen die Füße umkehrte, darum zu Vermeidung irgend einer Unlust, wuschen sie ihre Füße vor dem Essen, wie wir die Hände zu waschen gewohnt sind.

c Eure Straße: Wohin es euch beliebt.

d Nein: Sie schlagen zuerst die angebotene Herberge ab. (Daraus wir lernen, dass wir uns mäßigen sollen, im Empfang und Annahme der Guttaten, die uns von anderen angeboten werden, damit wir das Ziel nicht überschreiten.)

3. Da nötigte er sie fast; und sie kehrten zu ihm ein und kamen in sein Haus. Und er machte ihnen ein Mahl und backte ungesäuerte Kuchen; und sie aßen.

a Nötigte: Hielt bei ihnen an, (Denn wir sollen uns nicht allein mit Worten und Gebärden also stellen, sondern es auch von Herzen meinen, wenn wir anderen Gutes anbieten.

b Kuchen: Neben anderer Speise. Denn es haben die Hebräer auch vor Moses Zeiten zuweilen ungesäuertes Brot gebraucht, welche Gewohnheit später mit Einsetzung des Osterlammes{Hebr 13}, im Gesetz ist bestätigt worden.

c Sie aßen: Nämlich, die Engel, und ist wohl zu glauben, dass sie sich erkundigt haben über der Sodomiter gottloses Leben. Denn sie über dem Essen von vielen Sachen sich besprachen, wie es bei Mahlzeiten zu geschehen pflegt.

4. Aber ehe sie sich legten, kamen die Leute der Stadt Sodom und umgaben das Haus, jung und alt, das ganze Volk aus allen Enden,

a Aus allen Enden: Das ist: Sie liefen häufig aus allen Orten zusammen.

5. und forderten Lot und sprachen zu ihm: Wo sind die Männer, die zu dir gekommen sind diese Nacht? Führe sie heraus zu uns, dass wir sie erkennen.

a Erkennen: Denn sie aus einer recht teuflischen Bosheit der fremden Leute und Ausländer, wie sie sie dafür hielten, begehren zur schändlichen Unzucht zu missbrauchen, die nicht zu sagen ist: Welche sie vielmehr sollten vor aller unrechten Bedrängnis schützen und ihnen Ehre erzeigt haben. Und ist anzunehmen und zu beachten, in was für großen Ängsten Lot war, da sie so mit Haufen zu seinem Hause kamen und ein solch abscheuliches Laster zu vollbringen sich unterstanden: Welches aber bei ihnen sehr allgemeines und ohne Scheu getrieben wurde. Darum hat es das Ansehen gehabt, als ob der gute Lot unbedacht gehandelt hätte, dass er die fremden Gäste zur Herberge aufnahm. (Also trägt sich es noch oftmals zu, dass wir nicht anderes meinen, wir haben unsere Willfährigkeit und Wohltaten übel angelegt, und es sei alles verloren, was wir anderen Leuten Gutes erzeigen, ja gereicht uns selbst auch oft zu Schaden und Nachteil: Aber Gott vergilt es alles wiederum zu seiner Zeit mit reicher Belohnung.)

6. Lot ging heraus zu ihnen vor die Tür und schloss die Tür hinter sich zu.

a Brüder: Lot gibt dem gottlosen Personal die besten Worte und untersteht sich also, sie von ihrem unsinnigem Vornehmen abwendig zu machen. Weil er sich aber auch nicht traut, mit Worten etwas bei ihnen auszurichten, lässt er sich aus großer Furcht und übermäßigem Schrecken von wegen der vor Augen schwebenden Gefahr dahin bewegen und antreiben, weil er nicht Zeit und Weile hatte, einen bessern Rat zu erdenken, dass er in der Eile ein Mittel vor die Hand nimmt, so zwar nicht löblich und keineswegs nachzufolgen steht, aber doch von wegen der Umstände selbiger Zeit und Leute etlichermaßen kann entschuldigt werden. Denn er meinte, er wolle den Gottlosen wütenden Haufen also stillen, und seinen Gästen Sicherheit verschaffen.

7. und sprach: Ach, lieben Brüder, tut nicht so übel!

8. Siehe, ich habe zwei Töchter, die haben noch keinen Mann erkannt; die will ich herausgeben unter euch, und tut mit ihnen, was euch gefällt; alleine diesen Männern tut nichts, denn darum sind sie unter die Schatten meines Dachs eingegangen.

a Erkannt: Das ist: Sie sind noch reine Jungfrauen. Denn obwohl sie bereits Männern versprochen waren, so hatten sie doch noch nicht Hochzeit gehalten und waren noch nicht beigelegen.

b Tut nichts: Will so viel sagen: Es ist mir viel leichter, dass ihr meine eigenen Töchter schändet und verunehrt, als dass ihr mit meinen Gästen ungebührliche Sachen treibt, die aller Billigkeit, und der Natur selbst zuwider sind.

c Schatten) Das ist: Weil ich sie zur Herberge und also in meinen Gewahrsam und Schutz aufgenommen habe. (Denn es steht einem Hausvater zu, dass er seinen Gäste Schutz gibt.)

9. Sie aber sprachen: Komm hierher! Da sprachen sie: Du bist der einzige Fremdling hier und willst regieren? Wohlan, wir wollen dich jetzt plagen denn jene! Und sie drangen hart auf den Mann Lot. Und da sie hinzuliefen, und wollten die Tür aufbrechen {2Petr 2v7}.

a Komm hierher: Sie ziehen den frommen Mann hin und her, einer hier der andere dort hinaus, wie unsinnige rasende Leute zu tun pflegen.

b Regieren: Das ist: Du allein bist als ein Fremder und Ausländer hierher gekommen, und hast bei uns Unterschlupf gesucht, darum wollen wir keineswegs von dir leiden, dass du uns viel Ordnung und Maß geben solltest, wie wir uns zu verhalten haben. (Es sind aber die Strafen alsdann am allernächsten vor der Tür, wenn man guten und treuherzigen Ermahnungen keinen Raum geben will {Hi 36v12}.)

c Jene: Nämlich deine Gäste.

d Drangen: Das ist: Sie setzten ihm mit Gewalt zu und begehrten ihre unmenschliche Schande und Büberei mit ihm zu treibe.

10. griffen die Männer hinaus und zogen Lot hinein zu ihnen ins Haus und schlossen die Tür zu.

a Männer: Nämlich, die Engel, welche dem Lot die Hand bieten und ihm zu Hilfe kommen. (Denn Gott ist der rechte Helfer, der die Seinen weiß zu gelegener Zeit und wenn alle menschliche Hilfe aus ist, zu retten und aus der Not zu erlösen.)

11. Und die Männer vor der Tür am Hause wurden mit Blindheit geschlagen, beide klein und groß, bis sie müde wurden und die Tür nicht finden konnten.

12. Und die Männer sprachen zu Lot: Hast du noch irgend hie einen Schwiegersohn und Söhne und Töchter, und wer dir angehört in der Stadt, den führe aus dieser Stätte.

a Hast du: Sie fragen eben auf menschliche Weise, weil man sie für Menschen ansah, als ob ihnen unwissend wäre, was Lot für Kinder oder Verwandte hätte.

13. Denn wir werden diese Stätte verderben, darum dass ihr Geschrei groß ist vor dem Herrn; der hat uns gesandt, sie zu verderben.

a Geschrei: Das ist: Ihre Sünden und Misshandlungen, darüber man überall schreit und klagt, und die hin und wieder bekannt sind, davor alle Frommen einen Ekel und Abscheu haben, sind aufs Höchste gekommen und haben dermaßen überhandgenommen, dass Gott nicht länger zusehen kann, sondern sie strafen muss.

14. Da ging Lot hinaus und redete mit seinen Eidamen, die seine Töchter nehmen sollten: Macht euch auf und geht aus diesem Ort; denn der Herr wird diese Stadt verderben. Aber es war ihnen lächerlich.

a Hinaus: Nämlich, da die Sodomiter, in dem sie die Tür gesucht, dermaßen ermüdet waren, dass sie endlich davon gingen, und weil sie sich vollgesoffen, und schlafen gelegt hatten.

b Lächerlich: Das ist: Sie meinten, es würde ihm entweder nicht ernst sein, oder aber, dass er aberwitzig sei. (Denn die menschliche Vernunft verachtet alle göttlichen Warnungen.) So hatte Lot zuvor nichts anderes gemeint, denn dass er sich fromme Leute zu Töchtermänner auserwählt hätte. Aber jetzt findet er, dass sie Verächter Gottes und seines Wortes sind.

15. Da nun die Morgenröte aufging, hießen die Engel den Lot eilen und sprachen: Mache dich auf, nimm dein Weib und deine zwei Töchter, die vorhanden sind, dass du nicht auch umkommst in der Missetat dieser Stadt. {2Petr 2v5}

a Aufging: Nämlich des anderen und folgenden Tages.

b Mache dich auf: Und flieh eilends zur Stadt hinaus. (Denn wir sollen uns von den Gottlosen, welche in ihrer Bosheit halsstarrig fortfahren, je ehe je lieber absondern, wenn wir noch Zeit und Weile dazu haben, damit wir nicht mit ihnen zugleich hingerafft und aufgerieben werden.)

16. Da er aber verzog, ergriffen die Männer ihn und sein Weib und seine zwei Töchter bei der Hand, darum dass der Herr sein verschonte, und führten ihn hinaus und ließen ihn außen vor der Stadt.

a Verzog: Vielleicht seiner Habe und Güter wegen, die er nicht gern zurücklassen wollte: Welches er aber nicht hätte tun sollen. Darum ihn die Engel mit Gewalt aus der Stadt trieben, welche sie wussten, dass sie bald untergehen würde.

17. Und als sie ihn hatten hinaus gebracht, sprach er: Errette deine Seele und sieh nicht hinter dich; auch stehe nicht in dieser ganzen Gegend. Auf dem Berge errette dich, dass du nicht umkommst.

a Er: Nämlich einer von den Engeln.

b Errette: Das ist: Lass dir raten und hab gut acht, dass du dein Leben erhälest, denn du bist schon lange genug verzogen. Jetzt eile fort und säume dich nicht, also, dass du dich auch nicht umsiehst.

c Berge: Das ist: Flieh auf das Gebirge. (Denn wenn wir die anderen, so in ihrer Unbußfertigkeit beharren und stecken bleiben, nicht erretten können, so sollen wir uns selbst bei guter Zeit wahrnehmen und uns aus dem Staube machen.)

18. Aber Lot sprach zu ihnen: Ach nein, Herr!

19. Siehe, dieweil dein Knecht Gnade gefunden hat vor deinen Augen, so wollest du deine Barmherzigkeit groß machen, die du an mir getan hast, dass du meine Seele bei dem Leben erhieltest. Ich kann mich nicht auf dem Berge erretten; es möchte mich ein Unfall ankommen, dass ich stürbe.

a Gnade: Als wollte er sagen: Weil ich so viel merke und erkennen kann, du bist meinetwegen von Gott geschickt worden, und hast dich bis daher alles Gutes gegen mir erbeten, so bitte ich dich zum höchsten, du wollest mir dies mein Begehren nicht abschlagen, darum ich genötigt werde aus der nicht zu verhindernden Not zu bitten.

b Erretten: Das ist: Ich meine, dass es nicht ratsam ist, dass ich auf den Berg steige, damit mir dort nicht etwas Widerwärtiges zustößt.

20. Siehe, da ist eine Stadt nahe, darein ich fliehen mag, und ist klein, dort will ich mich erretten; ist sie doch klein, dass meine Seele lebendig bleibe.

a Klein: Das ist: Es ist ein schlechtes geringes Städtlein, dafür ich bitte, dass es bleiben möge, und nicht mit den anderen untergehe, damit ich in derselben Rettung finde und mich aufhalten könne. Es wurde aber der Lot gar zu kleinmütig und verzagt, welche Schwachheit ihm doch unser Herr Gott auch zugutehielt, dass er seiner schonte.

21. Da sprach er zu ihm: Siehe, ich habe auch in diesem Stück dich angesehen, dass ich die Stadt nicht umkehre, davon du geredet hast.

a Angesehen: Denn Gott tut, was die Gottesfürchtigen wollen {Ps 145v19}. (Darum sollen wir in ungezweifelter Hoffnung und aus einem rechtschaffenen Vertrauen beten.)

22. Eile und errette dich dort, denn ich kann nichts tun, bis dass du hinein kommst. Daher ist diese Stadt genannt Zoar.

a Nichts tun: Denn es hatte Gott also bei sich beschlossen, dass er mit der Sodomiter Strafe innehalten wollte, bis Lot an einen sicheren Ort gekommen wäre. (Und gibt sich Gott den Gläubigen gleichsam als gefangen.)

b Genannt: Nämlich zum ewigen Gedächtnis der Geschichte, so sich dabei begeben und zutragen, dass unser Herr Gott dem Lot zu gefallen, diese Stadt verschont hat. Zoar heißt so viel wie klein. Und haben die Einwohner desselben Städtleins sich indem richtig verhalten, dass sie den Fremdling zu sich eingelassen und ihn zur Herberge aufgenommen, denn sie dadurch beim Leben erhalten wurden, da sie sonst auch zugrunde gegangen wären.

23. Und die Sonne war aufgegangen auf Erden, da Lot gen Zoar einkam.

* Zoar: Luther). Heißt klein.

24. Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen von dem Herrn vom Himmel herab auf Sodom und Gomorrha. {5Mos 29v23 , Jes 13v19 , Jer 50v40 , Hes 16v49 , Am 4v11 , Lk 17v29 , 2Petr 2v6}

a Der Herr: Das war der Sohn Gottes.

b Dem Herrn: Nämlich, von Gott, dem Vater. Denn der Vater wirkt immerdar durch den Sohn, der sein ewiges Wort ist.

25. Und kehrte die Städte um, die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte, und was auf dem Lande gewachsen war.

a Kehrte: Was dies für ein Jammer gewesen ist, kann man mit Worten nicht aussprechen. (Und hat unser Herr Gott durch diese schreckliche Strafe, davor man sich wohl sehr entsetzen kann, den Nachkommen zu allen Zeiten ein Beispiel wollen vor die Augen stellen, damit wir daraus lernen erkennen, wie Gott das gräuliche Laster der Unzucht samt anderen schweren Sünden, mit zeitlichen Plagen, und dem ewigen höllischen Feuer strafen will {1Kor 6v10 , Gal 5v21 , Eph 5v5 , v6}. Es sind aber zugleich im Feuer verdorben und umgekommen alle Einwohner der vier Städte Sodom, Gomorrha, Adama und Zeboim, Manns- und Weibspersonen, Jung und Alt, auch die kleinen Kinder aus dem gerechtem Urteil Gottes. Und ist dasselbe ganze Land verkehrt worden in einen Sumpf oder See, der nur schädliches Wasser hat, und einen hässlichen Gestank von sich gibt, zum ewigen Beispiel des Zorns Gottes über die Sünde.

26. Und sein Weib sah hinter sich und wurde zur Salzsäule.

a Sein Weib: Nämlich, des Lots, welche sich durch den jämmerlichen Untergang der Sodomiter dazu bewegen lässt, dass sie der Engel Befehl nicht nachkommt, die ihnen sagten sie sollen schnell fortgehen.

b Salz-Säule) ) Dies halten wir, dass es eine leibliche und zeitliche Strafe war, und dass die Seele sei erhalten worden. (Es hat aber Gott, der Herr, ein Beispiel an ihr uns vorstellen wollen, damit ein jeder sich dadurch zu erinnern habe, dass er in seinem Beruf fleißig abwarte, und nicht hinter sich sehe, das heißt, nicht davon ablasse und aussetze. Wie denn eben dies Beispiel der Herr Christus auf solche Meinung anzeigt {Lk 17v32}.

27. Abraham aber machte sich des Morgens frühe auf an den Ort, da er gestanden war vor dem Herrn,

a Früh auf: Denn ihm der Sodomiter Untergang immer im Sinn lag, er wusste, dass auch Lot, seines Bruders Sohn, mit seinem Personal dort wohnte, deswegen er denn sehr bekümmert war.

b Gestanden: Nämlich, da er für die Sodomiter bat.

28. und wandte sein Angesicht gegen Sodom und Gomorrha und alles Land der Gegend und schaute; und siehe, da ging ein Rauch auf vom Lande, wie ein Rauch vom Ofen.

a Schaute: Damit er sehe, wie es ihnen gehen würde. Denn er so viel vom Herrn verstanden hat, dass dasselbe ganze Land würde zugrunde gehen.

b Rauch: Daher er sich eine Rechnung machen konnte, da es übel zugegangen ist, und dass die Sodomiter im Feuer verdorben und umgekommen wären.

c Lande: Der Sodomiter.

29. Denn da Gott die Städte in der Gegend verdarb, gedachte er an Abraham und geleitete Lot aus den Städten, die er umkehrte, darin Lot wohnte.

a Gedachte: Das ist: Obwohl Abraham mit seiner vorigen Fürbitte der Sodomiter halben nichts erhalten konnte: So hat dennoch um seinetwillen der Herr des Lots, seines Bruders Sohnes, verschont, welches halben Abraham in großen Sorgen und sehr bekümmert war. Darum so errettet ihn Gott und bewahrt ihn vor dem Verderben, auf dass der fromme Patriarch Abraham nicht gar zu hart betrübt war. (Denn Gott lindert den Frommen ihr Kreuz, das sie nicht darunter vergehen.)

30. Und Lot zog aus Zoar und blieb auf dem Berge mit seinen beiden Töchtern; denn er fürchtete sich, zu Zoar zu bleiben; und blieb also in einer Höhle mit seinen beiden Töchtern.

a Und Lot: Jetzt kommt Mose wieder zu des Lots Flucht, dadurch er der Gefahr entronnen war.

b Berge: Es hatte der traurige Unfall, welcher seinem Weibe begegnet war, den Lot dermaßen erschreckt und verzagt gemacht, dass er sich nicht traute, in Zoar sicher zu sein, darum er nicht wusste, wohin er sich kehren oder wenden sollte. Ist also wieder einmal gar zu kleinmütig und misstrauisch, dass er aus Kleingläubigkeit den Ort wiederum verlässt, davon er doch eine ausdrückliche Verheißung hatte, dass selbige Stadt nicht sollte mit den anderen umgekehrt werden oder zugrunde gehen: Und begibt sich auf das Gebirge, dahin er zuerst nicht wollte. (Und sieht man hier ein Beispiel der Unbeständigkeit, die in unserer verdorbenen Natur steckt.) Es verbirgt sich aber Lot aus Furcht mit seinen beiden Töchtern in einer Höhle, da er nirgends um sich oder hinter sich sehen konnte, und also kein Anlass oder Gelegenheit hätte, sein eigenes Verderben zu verursachen. Aber er hätte viel besser getan, wenn er der göttlichen Verheißung, dadurch ihm das Städtlein Zoar als sicherer Gewahrsam gegönnt und eingeräumt war, Glauben gegeben hätte, und sich nicht von seinem zaghaften Fleisch antreiben und überreden lassen, dass er aus einer vergeblichen Furcht, deren sich es gar nicht bedurfte, in eine Höhle an einem einsamen Ort sich verkrochen, daher die Töchter Anlass bekommen, dass sie ihn in eine schwere Sünde, obwohl ohne sein Wissen und seinen Willen stürzten.

31. Da sprach die Älteste zu der Jüngsten: Unser Vater ist alt, und ist kein Mann mehr auf Erden, der uns beschlafen möge nach aller Welt Weise.

a Kein Mann: Denn sie den Untergang des ganzen Landes dermaßen erschreckt hatte, dass sie nicht anderes meinten, denn es sind alle Mannsbilder in der ganzen Welt umgekommen.

b Beschlafen möge: Das ist: Von dem wir könnten empfangen und schwanger werden. Darum so wird das ganze menschliche Geschlecht untergehen, wo wir nicht Mittel und Wege erdenken, dadurch wir von unserem Vater, der jetzt alt ist, ehe denn er sterbe, Nachkommen erhalte, auch weil wir unsere Mutter verloren haben, aus welcher, da sie nicht wäre in eine Salzsäule verwandelt worden, unser Vater vielleicht hätte können mehr Kinder zeugen. Weil wir nun solcher Hoffnung beraubt sind, so will uns allerdings gebühren, dass wir zur Wiedererstattung des menschlichen Geschlechts, an uns nichts unterlassen.

32. So komm, lass uns unserem Vater Wein zu trinken geben und bei ihm schlafen, dass wir Samen von unserem Vater erhalten. {3Mos 18v7}.

a Zu trinken: Damit er sich nicht vor uns scheue, wenn er uns nicht kennt, und also unbekannterweise und unwissend uns schwängert.

b Samen: Das ist: Das wir ihm Kinder gebären. Denn es hat sie zu solchem Anschlag keine unzüchtige böse Lust oder Begierde getrieben, sondern eine vergebliche Furcht, und unnütze Fürsorge, damit das menschliche Geschlecht nicht unterginge. (Sehen wir darum hieraus, dass es Gott nicht allewege gefalle, was wir aus gutem Vorsatz und bester Meinung uns unterstehen.)

33. Also gaben sie ihrem Vater Wein zu trinken in derselben Nacht. Und die Erste ging hinein und legte sich zu ihrem Vater; und er wurde es nicht gewahr, da sie sich legte, noch da sie aufstand.

a Wein: Den sie vielleicht aus Sodom oder Zoar aus Vorsorge zur Labung mit sich genommen hatten.

b Nicht gewahr: Das ist: Weil der Vater Lot als ein alter Mann und dabei voller Sorge und Bekümmernis steckte, etwas zu viel von dem Wein zu sich genommen hatte, wurde er betrunken und hat sich schlafen gelegt. Da hat die Tochter sich zu ihm niedergelegt, und nachdem der Vater in betrunkener Weise erwachte, hat er mit ihr zu schaffen gehabt. Ist danach wieder eingeschlafen, da hat sich die Tochter wiederum aus dem Staube gemacht, ist heimlich von ihm aufgestanden und davongegangen. Also dass er, der Lot, nichts davon merkte, wenn die Tochter zu ihm gekommen, und von ihm gegangen ist. Hat also die Sünde nicht in vorsätzlicherweise aus Mutwillen, sondern unwissend begangen. Und ist wohl zu vermuten, dass er in betrunkener Weise nichts anderes meinte, er habe sein Weib bei sich, von welcher er in der Trunkenheit nicht konnte denken, dass sie in eine Salzsäule verwandelt wurde. Darum, da er des morgens erwachte und ihm der Wein wieder aus dem Kopf gekommen war, hat er nicht mehr gewusst, was sich die vergangene Nacht zugetragen hatte. (Denn die betrunkenen Leute tun und reden viele Dinge in betrunkener Weise, dessen sie sich später nicht erinnern können, wenn sie nüchtern geworden sind.)

34. Des Morgens sprach die älteste zu der Jüngsten: Siehe, ich habe gestern bei meinem Vater gelegen. Lass uns ihm diese Nacht auch Wein zu trinken geben, dass du hineingehst, und legst dich zu ihm, dass wir Samen von unserem Vater erhalten:

a Lass uns: Aus diesem Ratschlag, den die älteste Tochter der Jüngsten gibt und sie dahin beredet, dass sie sich auch zum Vater legen solle, ist zu verstehen und abzuleiten, dass die guten Mägdlein aus einer großen Unbedachtsamkeit dazu verursacht wurden, und gar nicht von einer unzüchtigen bösen Lust sich reizen ließen, solche schwere und abscheuliche Sünde zu begehen, sondern der Meinung, auf dass also das menschliche Geschlecht erhalten und wiederum fortgepflanzt würde.

35. Also gaben sie ihrem Vater die Nacht Wein zu trinken, und die Jüngste achte sich auf, und legte sich zu ihm, und er wurde es nicht gewahr, da sie sich legte, noch da sie aufstand.

36. Also wurden die beiden Töchter Lots schwanger von ihrem Vater.

a Schwanger: Nämlich dergestalt wie zuvor gehört, dass sie von ihrem Vater in betrunkener Weise geschwängert wurden.

37. Und die älteste gebar einen Sohn, den hieß sie Moab. Von dem kommen her die Moabiter bis auf diesen heutigen Tag.

a Moabiter: Welche ein großes Volk und sehr mächtig geworden sind, wie denn ihrer in der Heiligen Schrift später mehrmals gedacht wird.

38. Und die jüngste gebar auch einen Sohn, den hieß sie das Kind Ammi. Von dem kommen die Kinder Ammon bis auf den heutigen Tag.

a Ammi: Auf Deutsch, das Kind meines Volks. Und sind daher die Ammoniter entsprungen, die auch sehr volkreich waren, wie später zu vernehmen ist. Es ist aber kein Zweifel, der fromme Lot habe sich selber viel und große Anfechtungen darüber gemacht, da er erfuhr, dass seine beiden Töchter von ihm schwanger gingen. (Und hat Gott solchen Fall des heiligen Patriarchen lassen geschehen, damit er uns erinnerte, wie groß des Teufels Gewalt und List sei, dadurch er uns zur Sünde reizt und Ärgernis erregt und wie wir im Gegenteil so schwach sind. Danach, damit er uns die Trunkenheit verleide, und zum Gebet aufmuntere. Darum wir immer Gott bitten und anrufen sollen, dass er mit seinem Heiligen Geist nicht von uns weiche, sondern uns leiten und führen wolle in allem unserem Tun und Lassen. Und denn, dass wir aus dergleichen Beispiele einen Trost schöpfen, da wir in Sünde gefallen sind, und die Sache grob übersehen haben, dass wir darum nicht ganz verzagen und in Verzweiflung versinken.)


Das 20. Kapitel


1. Abraham zieht ins Land der Philister und tut aus Furcht nicht dergleichen, als ob die Sarah sein Weib wäre, sondern gibt vor, sie sei seine Schwester, dadurch er aber ihre Ehre in Gefahr setzt. v. 1. 2. Gott verbietet dem König Abimelech, welcher sie genommen hatte, mit Worten und Strafen, dass er sie nicht entehre. v. 3. 3. Wird darum die Sarah dem Abraham zurückgeführt, mit Geschenken und Gaben wiederum zugestellt. v. 14.

1. Abraham aber zog von dort ins Land gegen Mittag und wohnte zwischen Kades und Sur und wurde ein Fremdling zu Gerar.

a Von dort: Vielleicht damit er von seinen Nachbarn nicht hören sollte, dass sie ihm den Fall des Lots, seines Verwandten, vorwerfen oder schuldig sprechen.

b Und Sur: Welche Orte sind, darin später der Stamm Juda wohnte.

c Fremdling: Das ist: Er hat, nachdem er von dem vorigen Ort wieder aufbrach, sich ein Zeit lang als ein Fremdling in der Stadt Gerar, die im Philister Lande gelegen war, aufgehalten. Denn obwohl Abraham die Verheißung gehabt, von der Besitzung des Landes Kanaan, so ist er doch bis zum Ende seines Lebens ein Fremdling darin geblieben, auf dass wir daraus lernen, erkennen, und verstehen, dass ihm vornehmlich, und dazu als Wichtigstes das himmlische Vaterland versprochen wurde. Unterdes aber ist er in der Welt von einer Herberge zur anderen gezogen. (Denn wir sind Gäste und Fremdlinge auf der Erde und haben hier keine bleibende Stätte {Hebr 11v9 , 13v14}) Und ist es dem Abraham nicht leicht ankommen, dass er seine Wohnung so oft verändern musste.

2. Und sprach von seinem Weibe Sara: Es ist meine Schwester. Da sandte Abimelech, der König zu Gerar, nach ihr und ließ sie holen.{1Mos 12v13}

a Schwester: Denn obwohl Sarah bereits in die neunzig Jahr alt war, so war sie doch nicht von Kräften gekommen, weil sie die Geburtsschmerzen nie empfunden hat, zudem hielten sich die Leute zur selben Zeit mäßiger in Essen und Trinken, daher sie auch gesünder und besser bei Leibe waren als jetziger Zeit. Und hatte über das die Sarah ihre schöne Gestalt durch Gottes besondere Gnade so lang behalten. (Gleich, wie auch Mose und Kaleb bis in ihr letztes Alter bei ihren völligen Leibeskräften blieben, die sie in der Jugend hatten.) Daher Abraham sich nicht vergeblich gefürchtet, sonderlich wenn er sich der Sodomiter gräuliche Unzucht zu Gemüte führte, dass ihm die Sarah möchte entführt und er ums Leben gebracht würde. Darum er aus einem menschlichen Bedenken und Schwachheit des Fleisches sich bewegen ließ, dass er sich stellte, als wäre Sarah seine Schwester und nicht sein Eheweib. Es ist ihm aber dieser Anschlag übel geraten und hat den heiligen Patriarchen in große Angst und Not gebracht. (Denn es haben auch heilige Leute viel große Schwachheiten und Gebrechen an sich, darin sie sich manchmal vertiefen und falsch sehen. Damit wir erkennen, wie die Gaben Gottes eine lautere Gnade und Geschenk ist, und dass wir mit denselben nicht prangen und stolzieren wie auch wiederum nicht verzagen sollen, wenn wir gefallen sind.)

b Nach ihr: Nämlich, da er vernommen hatte, wie sie eine außergewöhnlich schöne Gestalt wäre.

c Holen: Der Meinung, dass er sie ehelichen wollte. Denn es damals noch im Brauch war, dass einer viel Weiber zugleich nehmen und haben durfte. Wie schwer und oft man wohl denken kann, dass dieser Unfall dem Abraham zu Herzen gegangen und ihn angefochten habe, dass er sein liebes Weib verleugnete und eben zugleich, da er vernommen hatte, dass ihm von ihr in Kürze sollte ein Sohn geboren werden? Denn er sich besorgen müsste, dass derselbe Sohn, wenn er auf die Welt käme, nicht ihm, dem Abraham, sondern viel eher dem König zugemessen würde.

3. Aber Gott kam zu Abimelech des Nachts im Traum und sprach zu ihm: Siehe da, du bist des Todes um des Weibes willen, das du genommen hast; denn sie ist eines Mannes Eheweib.

a Kam: Das ist: Er kam ihm im Traum vor und erschien ihm.

b Todes: Das ist: Wo du mit dem Weibe, welche eines anderen Mannes Eheweib ist, wirst zu schaffen haben, so will ich dich erwürgen.

4. Abimelech aber hatte sie nicht berührt und sprach: Herr, willst du denn auch ein gerechtes Volk erwürgen?

a Berührt: Das ist: Er hatte noch nicht bei ihr geschlafen, obwohl er sie zu sich an seinen Hof nahm und willens war, dass er sie ehelichen wollte. Denn es mussten die Weibspersonen, welche einem Könige sollten beigelegt werden, zuvor im Frauenzimmer etliche Monate aufbehalten und geschmückt werden, wie die Geschichte von der Esther bezeugt.

b Volk: Denn er wohl so viel verstand, dass nicht allein er, sondern auch seine Untertanen deswegen würden zur Strafe gezogen werden, wo sich Gott nicht erbitten ließe. (Denn wegen der Obrigkeit Übertretungen werden auch oftmals die Untertanen gestraft, welche doch auch nicht ohne Sünde sind.)

5. Hat er nicht zu mir gesagt: Sie ist meine Schwester? Und sie hat auch gesagt: Er ist mein Bruder. Habe ich doch das getan mit einfältigem Herzen und unschuldigen Händen.

a Gesagt: Das ist: Sie haben mich betrogen, indem sie alle beide mir fälschlich die Unwahrheit sagten.

b Einfältigem: Das ist: Ich hab es nicht groberweise getan, dass ich eines anderen Eheweib begehrte, sondern hab sie zu mir genommen aus lauter Einfalt, und sie mir wollen zu der Ehe nehmen, welche ich frei zu sein meinte, darum wirst du mir nach deiner Güte verzeihen.

6. Und Gott sprach zu ihm im Traum: Ich weiß auch, dass du mit einfältigem Herzen das getan hast. Darum habe ich dich auch behütet, dass du nicht wider mich sündigst, und habe dir es nicht zugelassen, dass du sie berührst.

a Getan: Das ist: Dass du mich fürchtest und keinen Vorsatz hattest, mutwilligerweise zu sündigen.

b Behütet: Das ist: Ehe du mit ihr sündigst, hab ich dich durch mein Wort zuvor ermahnen und davon abhalten wollen, auch mit einer väterlichen Züchtigung heimsuchen, damit ich dich nicht härter zu strafen verursacht würde, wie denn solcher Züchtigung zu Ende dieses Kapitels gedacht wird. (Es sucht aber auch uns Gott mit einer geringen Strafe manchmal mit väterlicher gutherziger Meinung heim, damit wir uns dadurch besser, und dem ewigen Verderben entgehen.)

7. So gib nun dem Mann sein Weib wieder, denn er ist ein Prophet, und lass ihn für dich bitten, so wirst du lebendig bleiben. Wo du aber sie nicht wiedergibst, so wisse, dass du des Todes sterben musst, und alles, was dein ist. {Ps 105v15}

a Bitten: Dass nämlich die Strafe von dir ablasse, welche ich dir zugeschickt habe, darum, dass du ihm sein Weib genommen hast. Und wird hier Abraham dem König Abimelech und seinen Untertanen als ein Prophet und Lehrer vorgestellt, und sind ohne allen Zweifel, durch des Abrahams Predigten neben dem König ihrer viel zur rechten Religion bekehrt worden, obgleich sie die Beschneidung nicht angenommen haben. (Denn die Heiden gehören auch zum Reich Christi, wenn sie sich bekehren, dass sie die Seligkeit erlangen können.)

8. Da stand Abimelech des Morgens frühe auf und rief allen seinen Knechten und sagte ihnen dieses alles vor ihren Ohren. Und die Leute fürchteten sich sehr.

a Rief: Das ist: Er hat all sein Hofgesinde zusammengefordert und ihnen vorgehalten, wie es ihm von Gott so ernstlich wäre verwiesen worden, dass er dem Abraham sein Weib genommen hatte. Denn es hat sich der fromme König nicht gescheut, seine Übertretung vor seinen Hofleuten zu bekennen und bei ihnen anzuhalten, dass sie Gott fürchten und ein züchtiges gehorsames Leben führen sollten. (Und steht einer frommen Obrigkeit, wie auch einem frommen Hausvater zu, dass sie die ihrigen zur wahren Gottes Furcht ermahnen und anhalten.)

b Fürchteten: Das ist: Des Königs Ermahnung und Anbringen ist nicht ohne Frucht abgegangen, sondern sie haben gelernt den Herrn daraus zu fürchten. Kommt also unser Herr Gott nach seiner großen Güte dem Abraham zu rechter Zeit zur Hilfe, da er durch seine Unvorsichtigkeit sich und die seinen in die größte Gefahr gesteckt, und sich selber nicht mehr helfen konnte.

9. Und Abimelech rief Abraham auch und sprach zu ihm: Warum hast du uns das getan, und was habe ich an dir gesündigt, dass du so eine große Sünde wolltest auf mich und mein Reich bringen? Du hast mit mir gehandelt, nicht wie man handeln soll.

a Warum: Der König stellt den Abraham zur Rede, um des Willen, dass er ihn so angeführt und betrogen hatte, und hält doch Maß, dass er ihn nicht zu rau oder hart anfährt. (Denn man soll dem Zorn nicht den Zaum lassen.) Will so viel sagen: Habe ich oder die meinen dich auch beleidigt, dass du dir deswegen vorgenommen hast, mich also zu betrügen? Daher hätte nicht viel gefehlt, ich hätte mich und mein Königreich, durch eine schwere Sünde in Jammer und Not gebracht und eine große Strafe von Gott mir über den Hals gezogen.

10. Und Abimelech sprach weiter zu Abraham: Was hast du gesehen, dass du solches getan hast?

Gesehen: Luther). Weil du ein Prophet bist, magst du etwas gesehen haben, das ich es verdient habe mit meinen Sünden.

a Gesehen: Das ist: Hast du etwa gehört, dass jemals an einem Ort in meinem Königreich einem Menschen sei Hand angelegt und Gewalt getan war um eines schönen Weibes willen, dass du aus Not dazu gedrungen wurdest, einen solchen Ratschlag zu erdenken und vorzunehmen?

11. Abraham sprach: Ich dachte, vielleicht ist keine Gottesfurcht an diesen Orten, und werden mich um meines Weibes willen erwürgen.{1Mos 12v12}

a Sprach: Er verantwortet sich und entschuldigt sich gegen den König.

b Gottesfurcht: Das ist: Ich machte mir die Gedanken, dass die Einwohner dieses Landes ebenso gottlose und verruchte Leute sein möchten wie die Sodomiter. (Es ist aber Abraham gar zu viel argwöhnisch gewesen, und sollen wir darum erinnert werden, dass wir dem Argwohn nicht zu sehr nachgehen.)

12. Auch ist sie wahrhaftig meine Schwester, denn sie ist meines Vaters Tochter, aber nicht meiner Mutter Tochter, und ist mein Weib geworden.

a Schwester: Das ist: Es ist nicht so sehr unrecht geredet gewesen, dass ich sie meine Schwester genannt habe. Und weil die Schrift oft die Vettern und verwandten Brüder nennt, so kann es meines Erachtens nicht so gar ungereimt sein, dass man an diesem Ort für die Tochter des Tharah verstehen, seine Enkelin oder Neffin; dass also Sarah des Tharah Enkelin oder Kind gewesen aus einer anderen Ehefrau, als von welcher Abraham geboren war. Welche Ehe doch heutigentags auch nicht kann zugelassen werden. (Denn obwohl Gott an den Patriarchen es geduldet hat, dass sie sich nahe ins Blut verheirateten: So hat doch Mose später im Gesetz gewisse Grade bestimmt und verordnet, welche man nicht überschreiten soll.)

13. Da mich aber Gott außer meines Vaters Hause wandern hieß, sprach ich zu ihr: Die Barmherzigkeit tu an mir, dass wo wir hinkommen, du von mir sagst, ich sei dein Bruder.

Wandern: Luther). Gott ließ mich in die Irre ziehen, als wären viele und doch ein Gott.

a Wandern: Nämlich hin und wieder, gleichsam als in der Irre herumschweifen und reisen außerhalb meines Vaterlandes.

b Barmherzigkeit: Er hat sie nicht begehrt mit Gewalt zu zwingen, sondern mit guten Worten und freundlichem Zusprechen von ihr erlangen zu können, was er gewollt hat.

c Hinkommen: Unter fremde Völker, da wir uns werden einer Gefahr zu besorgen haben.

d Bruder: Damit mir deinethalben keine unbillige Gewalt zugefügt werde.

14. Da nahm Abimelech Schafe und Rinder, Knechte und Mägde und gab sie Abraham; und gab ihm wieder sein Weib Sara

a Gab sie: Damit der König Abimelech, den Abraham von wegen, dass er ihm sein Weib entführte (obwohl er sie nicht verführt hatte), wiederum versöhnte und etlichermaßen zufriedenstellte, weil derselbe sehr leidig und bekümmert war, dazu mit der Tat erzeigte, dass ihm sein Vergehen missfiele, verehrt er den Abraham mit königlichen Geschenken.

15. und sprach: Siehe da, mein Land steht dir offen; wohne, wo dir es gefällt.

a wohne: Es bietet auch der König dem Abraham in seinem Lande Platz und Raum zu wohnen an. (Also tröstet Gott die seinen nach ausgestandener Widerwärtigkeit und erweckt fromme Fürsten, welche die christlichen Kirchendiener gnädig schützen und erhalten.)

16. Und sprach zu Sara: Siehe da, ich habe deinem Bruder tausend Silberlinge gegeben; siehe, das soll dir eine Decke den Augen sein vor allen, die bei dir sind, und allenthalben. Und das war ihre Strafe.

Silberlinge: Was der Wert dieser Münze gewesen, kann man jetziger Zeit so eigentlich nicht wissen. So viel man aber aus anderen Orten der Heiligen Schrift und derselben Umstände Berichte haben kann, so hat diese Summe Geldes, hier gesetzt, in die fünfhundert Taler zum wenigsten betragen, welches alles mit dem vorigen zusammen gerechnet, eine nicht schlechte oder allgemeines, sondern recht königliche Verehrung war.

Ihre Strafe: Luther). Die Heiligen werden säuberlich und mit Gewinn gestraft, gleich als hier Sarah wird gestraft, dass sie Abraham hatte Bruder genannt, und bekommt große Wohltaten.

Strafe: Die Meinung ist diese: Das Geld hab ich deinem Bruder Abraham und nicht dir gegeben, und gebe dir auch weder Pfennig noch Heller zum gewissen Zeichen und Zeugnis, sowohl bei deinen Einheimischen und Hausgenossen als bei den Ausländern und Fremdlingen, wegen deiner Keuschheit, dass dieselbe von mir unverletzt blieb. Und solcher Gestalt hat der König ihr zugesprochen und sie mit einer gelinden Rede gescholten, dass sie es verleugnet hatte, dass sie Abrahams Weib wäre.

17. Abraham aber betete zu Gott; da heilte Gott Abimelech und sein Weib und seine Mägde, dass sie Kinder gebaren.

a Abimelech: Der vielleicht von wegen des nächtlichen Gesichtes, so ihm erschienen war, und da Gott selber mit ihm geredet hatte, noch erschlagen und nicht ganz bei Kräften war.

b Weib: Das ist: Die Königin und der anderen Hofdiener Weiber.

c Gebaren: Da sie zuvor wohl bis an die Geburt kamen, aber nicht gebären konnten.

18. Denn der Herr hatte zuvor hart verschlossen alle Mütter des Hauses Abimelech um Saras, Abrahams Weibes, willen.

a Alle Mütter: Das ist: Gott hatte aller Weiber, die zu des Königs Hof gehörten, Leiber gleichsam als verschlossen gehalten, dass sie die Geburt nicht von sich und ans Licht bringen können.

b Um Sarah: Welche der König kurz zuvor zu sich genommen hatte: Bis dass er sie dem Abraham unverletzt wieder zustellte. (Hat denn Gott diesen König mit solchem Ernst gestraft, welcher unwissend einem anderen sein Weib nahm, wie wird es wohl denen ergehen, welche wissentlich und mutwilligerweise anderer Leute Weiber und Töchter schänden und entehren?)


Das 21. Kapitel


1. Isaak wird geboren, beschnitten, und entwöhnt, v. 1. 2. Ismael wird als ein Spötter, und der den frommen Isaak verlachte und alle Plage antat, samt seiner Mutter, der Hagar, aus des Abrahams Hause verstoßen und ins Elend vertrieben, in dem er verdorben und umgekommen wäre, wo ihn nicht Gott, nachdem er sich gedemütigt, wiederum erquickt hätte. Da er später erwachsen und groß wurde, nimmt er ein Weib, v. 9. 3. Abimelech der König zu Gerar macht einen Bund mit Abraham, v. 27.

1. Und der Herr suchte heim Sara, wie er geredet hatte, und tat mit ihr, wie er geredet hatte.

{1Mos 17v19 , 18v10}.

a Suchte heim: Das ist: Er hat sie mit Gnaden angesehen und ihr einen Sohn gegeben.

b Geredet: Mose wiederholt einerlei Dinge zum anderen Mal. (Und das darum, damit er es uns wohl einbilde, wie Gott seine Verheißung erfüllt hat und wir daraus lernen unserem Herrn Gott zu vertrauen in seinen Verheißungen, die er uns durch sein Wort geoffenbart hat.)

2. Und Sara wurde schwanger und gebar Abraham einen Sohn in seinem Alter um die Zeit, die ihm Gott geredet hatte.  {Mt 1v2 , Lk 3v35 , Gal 4v22 , Hebr 11v11}.

3. Und Abraham hieß seinen Sohn, der ihm geboren war, Isaak, den ihm Sara gebar,

a Isaak: Denn dieser Name wurde ihm von Gott selber gegeben, ehe er geboren wurde. Welcher im Hebräischen vom Lachen herkommt.

4. und beschnitt ihn am achten Tage, wie ihm Gott geboten hatte.{1Mos 17v12}

a Beschnitt: (Wir sollen unsere Kinder durch die Taufe unserem Herrn Gott vortragen und der Kirchen einverleiben.)

b Geboten: (Denn wir sollen niemals von dem uns vorgeschriebenem Worte Gottes abweichen.)

5. Hundert Jahre war Abraham alt, da ihm sein Sohn Isaak geboren wurde.

a Hundert Jahre: Ist darum in der Wahrheit dies ein rechtes Wunderwerk, und besondere Wohltat Gottes gewesen, dass ein alter verlebter Mann aus einem alten, und dazu von Natur unfruchtbaren Weibe, einen Sohn zeugt.

6. Und Sara sprach: Gott hat mir ein Lachen zugerichtet; denn wer es hören wird, der wird mein lachen.

a Sprach: Vor Freuden, dass sie einen Sohn geboren hatte. Und auszuschließen zugleich Ursache und Anlass von dem Namen, der ihrem Sohn gegeben wurde, dass sie spricht: Gott habe ihr ein Lachen zugerichtet oder verursacht, als wollte sie sprechen: Gott hat mich gar sehr und hoch erfreut, dass er mir einen Sohn gab, nämlich, diesen Isaak, welcher mein Gelächter, Freude und Wonne ist, unter anderen auch und besonders darum, weil ich weiß, dass aus seinem Geschlecht und seinen Nachkommen Christus soll geboren werden, welcher eine Freude und Wonne sein wird aller, die auf ihn hoffen.

b Lachen: Das ist: Er wird mir Glück wünschen und sich mit mir freuen von wegen, dass die Schmach der Unfruchtbarkeit von mir hinweg genommen ist, denn zur selben Zeit ich als ein unfruchtbares Weib dafür angesehen und gehalten wurde, als ob sie von Gott verworfen und verflucht wäre.

7. Und sprach: Wer dürfte von Abraham sagen, dass Sara Kinder säugt und hätte ihm einen Sohn geboren in seinem Alter?

a Alter: Als wollte sie sagen: Sollte einem dies nicht wunderlich vorkommen und schier unglaublich sein, wenn man bedenkt, dass ich, als ein altes Weib noch Kinder säuge, und dazu solches Kind von einem alten Mann geboren habe. Es preist aber die Sarah mit Verwunderung und dankbarem Herzen das wunderbare Werk Gottes.

8. Und das Kind wuchs und wurde entwöhnt. Und Abraham machte ein großes Mahl am Tage, da Isaak entwöhnt wurde.

a Mahl: (Denn der frommen ehrlichen Mahlzeiten, da man mit übermäßigem volltrinken sich nicht beladet, und die allein zur fröhlichen Ergötzlichkeit angefangen sind, missfallen Gott nicht.) Es hat aber Abraham ohne Zweifel zu diesem Mahl fromme Leute berufen, und sind vielleicht der Patriarchen etliche zu ihm gekommen, als Serug, Arphachsad, Salah, Eber und Sem, des Noah Sohn, welche zugleich noch alle am Leben waren und unter dem Essen, von der Verheißung, die dem Abraham geschah, sie miteinander besprochen haben, wie, nämlich aus seinen und des Isaacs Nachkommen der Welt Heiland würde geboren werden. Dies alles miteinander gibt Mose hier mit wenig Worten zu verstehen und will uns Anleitung geben, dass wir den Sachen selbst besser nachdenken sollen.

9. Und Sara sah den Sohn Hagars, der Ägyptischen, den sie Abraham geboren hatte, dass er ein Spötter war,

Spötter: (Also geschieht es, dass auf ein gutes Glück wiederum ein Unglück folgt. Es sagt aber Mose nicht, dass solches eben an dem Tage geschehen sei, da das Gastmahl gehalten wurde, sondern fängt eine andere und neue Geschichte an zu erzählen, welche Paulus im {Gal 4} behandelt und lehrt, dass die Hagar mit dem Ismael ein Vorbild sei des jüdischen Volkes und aller anderen Heuchler, die aus dem Gesetz wollen gerecht werden. Und zeigt auch zugleich an, welchergestalt solche Heuchler gegen die Frommen und Rechtgläubigen gesinnt sind, nämlich dass sie die wahre Kirche verfolgen. Denn (spricht er) der nach dem Fleisch geboren war, (dies wurde der Ismael) verfolgte den, (nämlich den Isaak) der nach dem Geist geboren war. Ist darum Isaak schon damals des Alters halben so groß geworden, dass man ihn hat verspotten und allerhand Plage antun können, so er von seinem Bruder Ismael erlitt. Da nun die fromme Sarah gesehen hat, dass Ismael mit dem Isaak nur sein Gespött trieb, also, dass er sich seiner ersten Geburt halben über ihn erhob, hat sie ihm nicht länger zusehen können und es dem Abraham angezeigt.

10. und sprach zu Abraham: Treibe diese Magd aus mit ihrem Sohn; denn dieser Magd Sohn soll nicht erben mit meinem Sohn Isaak. {Gal 4v30}

a Treibe: Es ist aber die Sarah vom Heiligen Geist dazu angereizt und getrieben worden, dass sie dem Abraham solch ein Mittel vorgeschlagen hat, denn weil sie sich zu Gemüt führte, dass der verheißene Segen nicht dem Ismael, als einem Spötter, sondern ihrem Sohn Isaak zugehörte. So begehrt sie darauf von ihrem Hauswirt, Abraham, dass er den Ismael mit seiner stolzen und übermütigen Mutter, der Hagar, zum Hause hinausstoße und hinaustreibe. (Also, und eben darum werden auch die Juden und Heuchler, welche aus dem Gesetz wollen gerecht werden, und verachten daneben die Guttaten Christi, ja verfolgen noch dazu die Kirche Gottes, wie damals Ismael mit seiner Mutter aus des Abrahams Behausung verjagt und von der Erbschaft des Himmelreichs ausgestoßen werden.)

11. Das Wort gefiel Abraham sehr übel um seines Sohnes willen.

a Sohnes: Nämlich, des Ismaels, da er vernahm, dass ihn die Sarah im Hause nicht mehr leiden wollte. (Denn es trägt sich bisweilen zu, dass auch fromme Eheleute der Sache nicht immer eins bleiben, und etwa hart aneinander geraten.)

12. Aber Gott sprach zu ihm: Lass dir es nicht übel gefallen des Knaben und der Magd halben. Alles, was Sara dir gesagt hat, dem gehorche. Denn in Isaak soll dir der Same genannt werden. {1Mos 17v12}.

a Nicht übel: Das ist: Achte es nicht für unbillig, dass du den Knaben samt der Magd austreibst.

b Gesagt hat: Von des Ismaels und der Hagar Austreibung.

c Gehorche: Nämlich in dieser Sache. (Denn es wohl geschehen kann, dass ein Weib manchmal in etlichen Fällen mit einem besseren Verstand von Gott begabt ist, als der Mann.)

d In Isaak: Das ist: Isaak soll dein rechter natürlicher Erbe sein, von dem dein heiliges Geschlecht fortgepflanzt und aus dessen Nachkommen Christus wird geboren werden. Aber nicht aus des Ismaels Stamm.

13. Auch will ich der Magd Sohn zum Volk machen, darum dass er deines Samens ist.{1Mos 16v10 , 17v20}.

a Magd Sohn: Das ist: Obwohl der gesegnete Same Christus aus seinem Geschlecht nicht herkommen wird, so will ich doch dasselbige auch mehren und ausbreiten; und das um deinetwillen, weil er von dir gezeugt wurde.

14. Da stand Abraham des Morgens frühe auf und nahm Brot und eine Flasche mit Wasser und legte es Hagar auf ihre Schulter, und den Knaben mit, und ließ sie aus. Da zog sie hin und ging in der Wüste irre bei Bersaba.

a Ließ: Schickt also Abraham die Magd, welche kurz zuvor sein Weib gewesen war, fort mit seinem erstgeborenen Sohn, ohne Zweifel mit bekümmertem und betrübtem Herzen, dazu gar elendiglich und mit einer schlechten geringen Wegzehrung. Aber wie soll er es tun? Er muss dem Befehl Gottes folgen und gehorsam sein und sein Weib und Kind, so ihm Gott beschert hatte, mit geduldigem Herzen, weil es Gott so haben will, in die Schanze schlagen und verlieren. Es hat aber Gott durch dieses Kreuz und Elend der Magd und ihres Sohnes Stolz und Übermut wollen demütigen, auf dass er zu seiner Zeit ihnen, wenn sie durchs Kreuz demütig würden, wiederum wohltun könnte.

b Wüste: Welche nicht ferne von Ägypten lag. Es ist aber der Name Bersaba demselben Ort allererst später von der Tat und Geschichte, so sie sich zutrug, gegeben worden, wie wir unten hören werden. Und ist dies das andere Unglück gewesen, darin das elende Weib mit ihrem Sohn geraten ist: Denn weil sie den Weg nicht weiß, so verirrt sie sich, dazu in einer wilden Wüste und Einöde, da sie nicht weiß, wo sie hinaus soll. Aber es bleibt nicht dabei, sondern schlägt noch ein anderes und größeres Unglück zu, dass es ihr an der Nahrung mangeln will: Und geht ihr nach dem allgemeinen Sprichwort: Es kommt selten ein Unglück allein.

15. Da nun das Wasser in der Flasche aus war, warf sie den Knaben unter einen Baum.

16. und ging hin und setzte sich gegenüber von ferne, eines Bogenschusses weit; denn sie sprach: Ich kann nicht zusehen des Knaben sterben. Und sie setzte sich gegenüber und hob ihre Stimme auf und weinte.

a Knaben: Denn das mütterliche Herz hatte mehr Mitleiden mit dem Sohn als mit ihr selbst. Es ist aber Ismael zugleich über seine fünfzehn Jahre gewesen und in seiner blühenden Jugend, daher man annehmen kann, dass er nicht vor Traurigkeit und Durst so matt wurde, dass er nicht mehr fortgehen könne. Darum die Mutter ihn, als er in Kürze vor Durst verschmachten und sterben würde, unter einen Baum im Schatten angelehnt. Und wäre kein Wunder gewesen, dass das elende Weib mit ihrem Sohn in solchen Nöten verzagt wäre. Denn sie ohne Zweifel sich die Gedanken machte, dass sie mit ihrem Sohn nicht allein aus des Abrahams Gesellschaft ausgeschlossen, sondern auch von Gott allerdings ausgeschlossen und verdammt wäre: Wie denn der Teufel in der angefochtenen und bekümmerten Leute Herzen solche Gedanken erregt. Nachdem sie aber unter dem Kreuz sehr demütig und kleinlaut wurde, sieht sie unser Herr Gott beide, Mutter und Sohn, wiederum mit Gnaden an und erhört ihr ängstige Seufzen und Wehklagen. (Denn ein geängstigtes und zerschlagenes Herze ist Gott das angenehmste Opfer.)

17. Da erhörte Gott die Stimme des Knaben. Und der Engel Gottes rief vom Himmel der Hagar und sprach zu ihr: Was ist dir, Hagar? Fürchte dich nicht; denn Gott hat erhört die Stimme des Knaben, da er liegt.

a Knaben: Welcher zu Gott seufzte und winselte in der äußersten Gefahr seines Lebens.

* Hagar: Luther). Merke hier auf, Hagar, wie sie des Gesetzes und glaubloser Werke Figur ist, {Gal 4v23}. Und dennoch sie Gott zeitlich belohnt, und groß macht auf der Erde.

b Fürchte: Habe ein gutes Herz, und verzage nicht, denn Gott hat dich und deinen Sohn nicht aus der acht gelassen, sondern hat euch eure Sünde verziehen, und will euch beim Leben erhalten. (Und ist dies sein Gebrauch, dass er die Demütigen tröstet.)

18. Stehe auf, nimm den Knaben und führe ihn an deiner Hand; denn ich will ihn zum großen Volk machen.

a Führe ihn: Das ist: Hab acht auf ihn, unterweise, und versorge ihn.

b Volk: Das ist: Es soll ein großes und mächtiges Volk auf der Erde von ihm herkommen. Und wiederholt Gott die Verheißung, so zuvor dem Ismael geschehen war, damit die Hagar nicht denken möchte, es wäre ihr Sohn nicht allein aus des Abrahams Hause ausgeschlossen, sondern die Verheißung wäre ihm auch von wegen seines Stolzes und Übermuts genommen worden.

19. Und Gott tat ihr die Augen auf, dass sie einen Wasserbrunnen sah. Da ging sie hin und füllte die Flasche mit Wasser und tränkte den Knaben.

a Augen auf: Das ist: Da sie zuvor vor großer Bekümmernis und Herzeleid, so unrichtig im Kopf wurde, dass sie nicht sehen oder merken konnte, das ein Brunnen in der Nähe wäre. Hat ihr Gott solche Verrückung des Verstandes wiederum genommen und den Wasserbrunnen gezeigt.

b Tränkte: Hat ihn also, da er jetzt sterben wollte, wiederum erquickt.

20. Und Gott war mit dem Knaben; der wuchs und wohnte in der Wüste und wurde ein guter Schütze;

a Gott war: Das ist: Gott regiert, behütete und erhielt ihn.

b Wuchs: Nicht allein an Größe und Stärke des Leibes, sondern auch am Verstande und an Gaben des Gemüts, die Gott täglich in ihm mehrte.

c Schütze: Nicht allein, dass er die wilden Tiere in der Wüsten lernte erschießen, sondern dass er sich mit solcher Übung zu Kriegssachen gefasst und fertigmachte. Darum die Araber, welche vom Ismael herkommen, noch heutigentags mit dem Bogenschießen meisterlich umgehe können.

21. und wohnte in der Wüste Pharan. Und seine Mutter nahm ihm ein Weib aus Ägyptenland.

a Wüste Pharan: Welche nicht weit von Bersaba und Gerar, den beiden Städten im Philister Lande, gelegen war.

b Ein Weib: Nämlich, nach etlichen Jahren. Und hat in dem der Ismael recht und löblich gehandelt, dass er seiner Mutter folgte, da er sich verheirate und in Ehestand begab. (Denn die Kinder solche Ehre den Eltern zu erzeigen schuldig sind.) Und so viel vom Ismael, jetzt kommt Mose wiederum zu des Abrahams Historie.

22. Zu derselben Zeit redete Abimelech und Phichol, sein Feldhauptmann, mit Abraham und sprach: Gott ist mit dir in allem, das du tust. {1Mos 26v26}

a In allem: Das ist: Wir sehen, dass du von Gott beschützt wirst, und von ihm gesegnet bist, und wir spüren, dass du zunimmst am Personal Reichtum und Gewalt: Darum, so begehre ich nichts mehr, denn dass eine immerwährende und ewige Freundschaft unter uns sei, und dass wir dieselbe mit dem Eid bestätigen (Also wird Abraham, der seines Sohnes Ismaels Austreibung halben bekümmert wurde, durch den König Abimelech wiederum getröstet, indem, dass er ihm seine Freundschaft anbot, und alles Gute sich gegen ihm erbittet. Und bleibt das Sprichwort wahr: Nach dem Regen kommt ein Sonnenschein.)

23. So schwöre mir nun bei Gott, dass du mir, noch meinen Kindern, noch meinen Neffen keine Untreue erzeigen wollest, sondern die Barmherzigkeit, die ich an dir getan habe, an mir auch tust und an dem Lande, da du ein Fremdling innen bist.

a An dir: Das ist: Wie ich dich und die deine, gnädig und wohlbehalten habe, also begehre ich wiederum von dir, dass du mir und den Meinen, samt meinem ganzen Königreich, indem du bis daher deinen Unterschlupf und Aufenthalt hattest, keinen Schaden zufügen willst.

24. Da sprach Abraham: Ich will schwören.

a Schwören: Abraham weigerte sich nicht, einen Eid zu tun, weil er sah, dass derselbe zur Bestätigung der Freundschaft, und Erhaltung des Friedens von Not wegen erfordert wurde. (Ist darum auch den Christen das Schwören nicht verboten, so oft es die Ehre Gottes betrifft und des Nächsten Notdurft angeht.)

25. Und Abraham strafte Abimelech um des Wasserbrunnens willen, den Abimelechs Knechte mit Gewalt genommen hatten.

a Strafte: Das ist: Er hat sich darum bei ihm beklagt, und ihn zugleich mit beschuldigt, dieweil er meinte, es wäre mit des Königs Wissen und Willen geschehen: Dass, da er im selben Lande, in dem es nicht viel Wasser gab, auf seine Kosten und mit großer Mühe ein Brunnen oder eine Wasserquelle hat lassen graben, die Nutzung davon aber des Königs Diener zu sich zogen und ihm mit Gewalt abgerungen hatten. (Denn es ist einem frommen Mann nicht verwehrt, oder verboten, dass er über die ihm zugefügte Schmach und Unbilligkeit, vor der Obrigkeit sich möge beklagen und dieselbe um Hilfe und Beistand ersuchen.)

26. Da antwortete Abimelech: Ich hab es nicht gewusst, wer das getan hat; auch hast du mir es nicht gesagt; dazu habe ich es nicht gehört, denn heute.

a Nicht gewusst: Der fromme König mag wohl leiden, dass er des unrechten erinnert wird, so seine Diener begangen, und entschuldigt sich, dass er nichts davon gewusst habe, gibt darauf dem Abraham den Brunnen wieder: Denn er ein ist frommer, freundlicher Herr und gerechter König gewesen.

27. Da nahm Abraham Schafe und Rinder und gab sie Abimelech; und machten beide einen Bund miteinander.

a Gab sie: Nicht zwar, dass der König derselben nötig hatte, sondern damit Abraham seinen guten und geneigten Willen mit gebührender Ehrerbietung gegen den König erklärte und die angefangene Freundschaft dadurch stärkte, auch das künftige Bündnis also bestätigte. (Denn die Freigiebigkeit ist lobenswert.)

28. Und Abraham stellte dar sieben Lämmer besonders.

29. Da sprach Abimelech zu Abraham: Was sollen die sieben Lämmer, die du besonders dargestellt hast?

30. Er antwortete: Sieben Lämmer sollst du von meiner Hand nehmen, dass sie mir zum Zeugnis sind, dass ich diesen Brunnen gegraben habe.

a Zeugnis: Abraham will mit den sieben Lämmern, die er dem Könige zum ewigen Gedächtnis schenkt, gleichsam als mit sieben Zeugen, für sich und seine Untertanen, bezeugen und bestätigen, dass er den Brunnen auf seinen Kosten gegraben habe. Darum könne man ihm die Nutzung desselben mit keinem Recht entziehen.

31. Daher heißt die Stätte Bersaba, dass sie beide miteinander da geschworen haben.

* Bersaba: Luther). Heißt auf Deutsch Schwör-Brunnen, oder Eid-Brunnen, möchte auch wohl Sieben-Brunnen heißen.

a Bersaba: Das ist: Der Brunnen des Eids oder Eid-Brunnen, weil der König und Abraham dort den Bund mit einem Eid bestätigt hatten.

32. Und also machten sie den Bund zu Bersaba. Da machten sich auf Abimelech und Phichol, sein Feldhauptmann, und zogen wieder in der Philister Land.

a Zogen: Aus diesem ist abzunehmen, dass Abraham mit seinem Personal vor dieser Geschichte von Gerar wieder einmal aufgebrochen und hinweggezogen ist bis nach Bersaba. Hat also der fromme und Heilige Patriarch nirgends keine bleibende statt gehabt.

33. Abraham aber pflanzte Bäume zu Bersaba und predigte dort von dem Namen des Herrn, des ewigen Gottes.

a Bäume: Oder einen Lustwald, welcher ihm und seinem Personal anstatt einer Kirche war, dahin sie zusammen gekommen sind, wenn sie Gottes Wort haben wollen hören predigen.

b Predigte: Das ist: Er hat sein Personal gelehrt und unterrichtet von dem ewigen Gott, dem Schöpfer und Erhalter der ganzen Welt, der den Messias senden würde. (Denn dahin soll zu Friedenszeiten und wenn wir zur Ruhe kommen all unser Tun und Lassen gerichtet sein, dass die rechte Religion geübt werde und im Schwange gehe.)

34. Und war ein Fremdling in der Philister Lande eine lange Zeit.

a Fremdling: Das ist: Obwohl er im selben Ort eine gute lange Zeit wohnte, so hat er doch nicht als ein Herr, sondern nur als ein Fremdling sich dort enthalten, der alle Stunde und Augenblick müsse gewärtig sein, dass man ihm würde ausweisen und weiter wandern heißen.


Das 22. Kapitel


1. Der Herr befiehlt Abraham, dass er seinen einigen Sohn, den Isaak, opfern soll, v. 1. 2. Danach wiederholt er ihm die Verheißung von Christo und von der Vermehrung seines Samens. Dem Abraham wird verkündigt, wie sein Bruder Nahor etliche Kinder gezeugt habe, unter denen auch gewesen ist Bedutl, von dem die Rebekka gezeugt wurde, v. 15.

1. Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham und sprach zu ihm: Abraham! Und er antwortete: Hier bin ich.

a Geschichten: Nämlich, nachdem Ismael fortgeschickt wurde, weil er nur Unruhe stiftete und allerhand unrichtige Sachen in des Abrahams Hause anfing: Auch mit dem Abimelech der Friede aufgerichtet wurde: Also, dass es das Ansehen hatte, es würde nun alles richtig sein und lauter Glück zuschneien, siehe da, so stößt dem Abraham eine neue Widerwärtigkeit unter die Augen, dass es darauf steht, er werde seinen einigen und liebsten Sohn, den Isaak, verlieren, und zwar, dass er selber zum Mörder an ihm werden und ihn umbringen muss.

b Versuchte: Damit er seinen Gehorsam bewehrte, und bekannt machte.

2. Und er sprach: Nimm Isaak, deinen einigen Sohn, den du lieb hast, und gehe hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.

a Nimm Isaak: Hier muss man alle Wörter und ein jedes in Sonderheit wohl überlegen.

1. Nimm, du selbst. 2. Isaak, aus dessen Nachkommen ich dir verheißen habe, dass Christus soll geboren werden. 3. Deinen, und keines anderen. 4. Einigen Sohn, denn du hast sonst nicht viel Söhne, darunter du die Wahl haben könntest, oder deren du dich zu freuen, wenn du gleich einen daraus verlieren solltest. 5. Den du lieb hattest. 6. Und opfere ihn, denselben deinen einigen lieben Sohn. 7. Zum Brandopfer, das ist: Du sollst ihn zuvor schlachten und danach zu Asche verbrennen, wie bei den Brandopfern gebräuchlich war (Man muss aber Gott gehorchen, wenngleich er auch solche Dinge von uns erfordert, die uns zum Höchsten zuwider sind.)

* Morijah: Luther). Morijah heißt Gottesfurcht, denn die Altväter Adam, Noah, Sem auf dem selbigen Berge Gott geehrt, gefürchtet, und gedient haben. Wir Deutschen heißen es vielleicht den Heiligen Berg, oder da man Gott dient mit loben, beten und danken.

b Morijah: Ist ein Name eines Orts, auf welcher Stätte später der Tempel zu Jerusalem erbaut wurde.

3. Da stand Abraham des Morgens früh auf und gürtete seinen Esel und nahm mit sich zwei Knaben und seinen Sohn Isaak und spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort, davon ihm Gott gesagt, hatte.

4. Am dritten Tage hob Abraham seine Augen auf und sah die Stätte von ferne.

a Dritten Tag: In was für großen Ängsten und Anfechtungen Abraham die drei Tage über gesteckt hat, ist nicht auszusprechen. Denn er seinen einigen Sohn inniglich und herzlich liebte, welchen er aus der Sarah zeugte, und hatte sich dennoch auch steif vorgenommen und gänzlich bei sich beschlossen, dass er Gott gehorsam sei, und seinen Sohn schlachten wollte.

5. Und sprach zu seinen Knaben: Bleibt ihr hier mit dem Esel; ich und der Knabe wollen dorthin gehen; und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen.

6. Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak; er aber nahm das Feuer und Messer in seine Hand, und gingen die beiden miteinander.

a Isaak: Welcher damals fast in die zwanzig Jahr alt war. Dies ist aber vor des Vaters Augen ein erbärmlicher Anblick gewesen, dass Isaak das Holz trug, auf welchem ihn der Vater schlachten und verbrennen wollte. (Und Isaak an diesem Ort ein Vorbild Christi war, des eingeborene Sohnes Gottes, welcher auch sein Kreuz selber tragen müssen, und ist wahrhaftig nahe bei dem Berge Morijah, darauf der Tempel stand, nämlich, nicht weit davon, vor der Stadt Jerusalem geopfert wurde für der ganzen Welt Sünde.)

b Messer: Damit er im Sinn hatte, seinen Sohn zu erwürgen.

7. Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! Abraham antwortete: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sprach: Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Schaf zum Brandopfer?

a Schaf: Ich sehe nichts, dass man opfern könnte. Es hat aber Abraham seinen frommen und gehorsamen Sohn, und der zum Tode jederzeit willig und bereit sein würde, vor der Zeit nicht wollen betrüben und mit Todesgedanken irre machen. Darum Isaak nicht wusste, dass er zum Opfer bestimmt wäre.

8. Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird ihm ersehen ein Schaf zum Brandopfer. Und gingen die beiden miteinander.

* Ersehen: Luther). Gott sieht und weiß wohl, wo das Schaf ist, lass ihn dafür sorgen, er sieht es besser denn wir.

a Ersehen: Als wollte er sagen: Bekümmere du dich deswegen nicht, denn Gott wird dafür sorgen, dass ein Opfer vorhanden sei. Und kann hier ein jeder für sich selber leicht erachten, welchergestalt das Herz des frommen Patriarchen Abrahams durch diese Rede seines Sohnes schmerzlich verwundet wurde. Denn es ist dem Abraham, als der den Ausgang dieser Sachen nicht wusste, kein Kinderspiel oder Scherz gewesen.

9. Und als sie kamen an die Stätte, die ihm Gott sagte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf und band seinen Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar oben auf das Holz.

a Baute: Das ist: Er rüstet alles zu, was zu Verrichtung des Opfers vonnöten war. Und hat unterdessen ohne Zweifel dem Isaak den Willen Gottes entdeckt, und ihn zugleich mit getröstet, dass ihn Gott auch von den Toten wieder auferwecken könne: Welches Gespräch viel zu leidig und traurig gewesen, als dass es Mose mit Worten aussprechen könnte, darum stellt er es uns heim, dass wir solches bei uns selber nachdenken sollen.

b Band: Allerdings wie man die Tiere, so man zum Opfer führt, zu binden pflegt. Denn es hat Abraham den Gebrauch des Opfers behalten, weil er meinte, dass Isaak ein Opfer sein würde. (Also hat sich auch Christus um unsertwillen binden lassen, und ist seinem himmlischen Vater gehorsam gewesen, bis zum Tode des Kreuzes {Phil 2v8}.

10. und reckte seine Hand aus und fasste das Messer, dass er seinen Sohn schlachtete. {Jak 2v21}

a Schlachtete: Denn des Abrahams Frömmigkeit und Gehorsam gegen Gott ist so groß gewesen, dass er alle väterliche Liebe überwunden hat.

11. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel und sprach: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.

a Rief: Damit er dem Abraham zur rechten Zeit abwehrte, dass er seinen Sohn nicht umbrächte, weil sein Gehorsam genug erkannt war.

12. Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts! Denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen.

a Hand: Dass du ihn tötest.

b Nichts: Nämlich nichts Böses oder Schädliches.

c Weiß ich: Es redet aber der Engel in der Person Gottes auf Menschenweise, wie sonst an anderen Orten von Gott auch gesagt wird, dass er auf- und abfahre. Als wollte er sprechen: Jetzt ist es offenbar und am Tage, dass du Gott mit Ernst dienst, weil du auch deines einigen Sohnes, so viel an dir gewesen, nicht hast begehrt zu verschonen.

13. Da hob Abraham seine Augen auf und sah einen Widder hinter sich in der Hecke mit seinen Hörnern hängen; und ging hin und nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer an seines Sohnes statt.

a Hub: Das ist: Er sah sich um.

b Widder: Der sich vielleicht von der Herde verloren hatte und verirrt war.

14. Und Abraham hieß die Stätte: Der Herr sieht. Daher man noch heutigen Tages sagt: Auf dem Berge, da der Herr sieht.

Sieht: Luther). Der Herr sieht, das ist: Gott sorgt für alles und wacht.

a Sieht: Das ist: Der Herr hat ein gnädiges Aufsehen auf die, so ihm dienen, und sorgt für sie.

b Sagt: Im Sprichwort. Will so viel sagen: Wenn die Israeliten in Widerwärtigkeit einander haben zusprechen und trösten wollen, so haben sie dieses Sprichwort gebraucht und so viel zu verstehen geben: Habe ein gutes Herz und vertraue Gott, welcher dem Abraham auf dem Berge ein Opfer verschafft hat, der wird auch dir beistehen, dass du dein Vorhaben zum erwünschten Ende bringst.

15. Und der Engel des Herrn rief Abraham aber mal vom Himmel

16. und sprach: Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr, dieweil du solches getan hast und hast deines einigen Sohnes nicht verschont, {Ps 105v9 , Lk 1v73 , Hebr 6v13}.

a Selbst: Das ist: Gott schwört, dass alles, was ich dir verheiße, so gewiss geschehen wird, als gewiss er Gott ist.

17. dass ich deinen Samen segnen und mehren will, wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres; und dein Same soll besitzen die Tore seiner Feinde.

a Segnen: Das ist: Ich will dir allerlei zeitliche und geistliche Güter bescheren. (Denn es war Abraham bereits durch den Glauben gerechtfertigt, und weil er im Gehorsam fortfährt, so fährt Gott auch weiter fort mit Wiederholung und Bestätigung seiner Verheißungen, dessen denn der Abraham zu Stärkung seines Glaubens immer nötig hatte.

b Besitzen: Das ist: Ich will deinen Nachkommen Glück und Sieg verleihen, wider ihren geistlichen und leiblichen Feinden. (Entzieht uns darum unser Herr Gott eine Zeit lang seine Guttaten, auf dass er sie uns später mit Haufen wiedergebe.)

18. Und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, darum dass du meiner Stimme gehorcht hast.{1Mos 12v13 , 18v18 , 26v4 , Apg 3v23 , Gal 3v8}

a Deinen Samen: Nämlich Christus, welcher nach dem Fleisch aus deinem Geschlecht herkommen soll und geboren werden, und wird doch auch zugleich wahrhaftiger Gott sein, weil er den wahren Segen mit sich bringt, den Gott allein geben kann.

b Alle Völker: Das ist: Jedermann, wer da will selig werden, der muss in oder durch diesen Samen die Seligkeit erlangen. Denn es ist in keinem anderen Heil {Apg 4 , v12}, und wird nicht allein der Juden, sondern auch der Heiden Heiland sein. Und ich will dich Abraham mit dieser großen Herrlichkeit begaben, dass du nach dem Fleisch wirst ein Vater sein solches gesegneten Samens.

c Gesegnet: Das ist: Auch die Heiden, welche von der Sünde wegen dem Fluch und der ewigen Verdammnis unterworfen waren, sollen gesegnet sein und ewig selig werden, nicht zwar durch ihre Gerechtigkeit oder ihrer besonderen Tugenden halben, sondern durch deinen Samen.

* Gehorcht: Luther). Hier wird Abraham nicht gerecht durch seinen Glauben für sich, sondern verdient solche Herrlichkeit seines Samens, denn er zuvor gerecht ist, wie oben Kap. 15. v. 6.

d Gehorcht: Indem, dass du willig und bereit gewesen bist, deinen Sohn auf meinen Befehl zu schlachten und zu opfern: Nicht zwar, dass du allererst durch dieses Werk die Gerechtigkeit vor mir erlangt hättest, welche du durch den Glauben (wie oben am 15. Kap. gemeldet wird) ergriffen hast, und nicht aus den Werken. Dass du aber durch den Glauben vor langer Zeit gerechtfertigt wurdest, hast du vor der Zeit etliche Male und jetzt sonderlich mit deinem trefflichen Gehorsam, darüber man sich verwundern muss, bezeugt, welcher aus dem Glauben hergekommen ist {Hebr 11v17 , v18 , v19}.

19. Also kehrte Abraham wieder zu seinen Knaben; und machten sich auf und zogen miteinander gen Bersaba und wohnte dort.

a Knaben: Das ist: Knechten oder Dienern.

b Wohnten: Nach Verrichtung des Opfers und angehörter Wiederholung und Besteigung der Verheißungen von Christ, kehrt Abraham wiederum zu den Seinen und versieht seine Hausgeschäfte wie zuvor.

20. Nach diesen Geschichten begab sich es, dass Abraham angesagt wurde: Siehe, Milka hat auch Kinder geboren deinem Bruder Nahor,

a Geschichten: Als Abraham in langer Zeit, da er im Lande Kanaan gewohnt, nichts Gewisses von seines Bruders Nahor Zustand, der in Syrien seinen Sitz gehabt, erfahren konnte.

b Milka: Welche Nahors, seines Bruders, Weib gewesen.

c Kinder geboren: Welche Nachricht bei dem Abraham eine große Freude verursachte. (Denn Kinder sind ein Segen Gottes.)

21. nämlich Uz, den Erstgeborenen, und Bus, seinen Bruder, und Kemuel, von dem die Syrer kommen {Hi 1v1 , 32v2}.

a Uz: Von welchem die Landschaft Uz den Namen bekam, darin Hiob gewohnt hat.

b Bus: Von dem der Elihu kommen ist, der wider den Hiob mit Disputieren sich heftig eingelassen hat {Hi 32}.

22. und Chesed und Haso und Pildas und Jedlaph und Bethuel.

23. Bethuel aber zeugte Rebekka. Diese acht gebar Milka dem Nahor, Abrahams Bruder.

a Kebsweib:

Rebekka: Welche später dem Isaak, des Abrahams Sohn, vermählt wurde. Weil demnach Isaak in Todesgefahr steckte, so versieht ihn unser Herr Gott unterdes mit einer ehrlichen und frommen Hausfrau, von der wir später an seinem Ort hören werden.

24. Und sein Kebsweib, mit Namen Rehuma, gebar auch, nämlich den Theba, Gaham, Thahas und Maacha.

Kebsweib: Welche zwar nicht so hochgehalten wurde, als die rechte Ehefrau, ist aber doch keine Hure gewesen. Denn es damals den Patriarchen zugelassen wurde, dass sie durften viel Weiber zugleich nehmen, welcher Gebrauch später im Neuen Testament aufgehoben wurde.

b Maacha: Nämlich die vier Söhne, also, dass Nahor durch den Segen Gottes zwölf Kinder gezeugt. Daher ist Abraham nach der Traurigkeit wiederum erfreut worden. (Denn Gott pflegt die seinen nach der Anfechtung wieder zu erquicken, damit sie nicht gar in allzu große Traurigkeit versinken.)


Das 23. Kapitel


1. Sarah stirbt und wird vom Abraham beweint, v. 1. 2. Danach kauft Abraham einen Acker von Ephron dem Hethiter, ihm und seinem Weibe und Nachkommen zum Erbbegräbnis, und bestattet sie zur Erde, v. 8.

1. Sara war hundertsiebenundzwanzig Jahre alt

2. und starb in der Hauptstadt, die heißt Hebron, im Lande Kanaan. Da kam Abraham, dass er sie beklagte und beweinte.

* Hebron: Luther). Hebron ist Kiriath Arba (spricht Mose). Das ist: Die Vierstadt, denn die hohen Hauptstädte waren vorzeiten alle Arba, das heißt, in vier Teil geteilt, wie Rom, Jerusalem, und Babylon auch {1Mos 10v10}.

a Hebron: damals zwar noch Kiriath Arba, Vierstadt, genannt, weil sie vielleicht in vier Teile abgeteilt war. Ist aber später in folgender Zeit Hebron genannt worden. Und sieht man daraus, dass Abraham seinen Sitz wieder einmal verändert hatte, welches ohne große Mühe nicht geschehen konnte.

b Kam: Der sich solchen Unfalls nicht bedachte und über Feld gewesen war, unterdes stirbt ihm seine Hausfrau. (Denn wir müssen alle sterben, darum sollen wir uns beizeiten zu dem Tode gefasst machen.)

c Beklagt: Denn es sind die frommen heiligen Leute nicht Klötze oder Stöcke gewesen, die nichts empfunden hätten, sondern die Unfälle sind ihnen zu Herzen gegangen. (Und verwirft Gott solche Bewegungen des Gemüts in den Frommen gar nicht, weil sie für sich selbst nicht Sünde sind, obwohl sie von wegen unserer verdorbenen Natur nicht allerdings ohne Sünde geschehen.)

3. Danach stand er auf von seiner Leiche und redete mit den Kindern Heths und sprach:

a Stand er: Das ist: Nachdem er eine gute Weile mit Klagen und Seufzen bei seiner verstorbenen Hausfrau gesessen war, hat er aufgehört, und des übermäßigen Weinens ferner sich enthalten. (Denn die frommen sollen ihre Verstorbene beklagen, aber doch mit Maßen, {1Thes 4v13}.

b Redet: Abraham ist darauf bedacht, wie er seine verstorbene Hausfrau möchte ehrlich zur Erde bestatten. (Denn wir sollen der Frommen abgestorbene Leiber, nicht wie das unvernünftige Vieh hinwerfen, sondern um der Hoffnung willen, der künftigen Auferstehung, ehrlich begraben.)

c Kindern Heth: Die in der Stadt Hebron wohnten.

4. Ich bin ein Fremder und Einwohner bei euch; gebt mir ein Erbbegräbnis bei euch, dass ich meine Tote begrabe, der vor mir liegt. {Apg 7v5}

a Fremder: Der ich keinen Fuß breit Eigenes habe. Denn Abraham erwartete der ewigen und himmlischen Bürgerschaft {Hebr 11v10}. (Gleich, wie auch alle rechtgläubige Gäste auf dieser Welt sind {Ps 39v14}.) Unterdes zog er auf der Erde im Elend und Jammertal herum, darum er auch nur einen eigenen Ort zum Begräbnis zu kaufen begehrt, und nicht zur Wohnung.

b Tote: Nämlich, mein verstorbenes Weib, die Sara.

5. Da antworteten Abraham die Kinder Heths und sprachen zu ihm:

6. Höre uns, lieber Herr! Du bist ein Fürst Gottes unter uns; begrabe deinen Toten in unsern ehrlichsten Gräbern; kein Mensch soll dir unter uns wehren, dass du in seinem Grabe nicht begräbst deinen Toten.

a Fürst Gottes: Das ist: Du hast ein großes Ansehen bei uns, denn du stehst deinem Personal, dessen du sehr viel hast, weislich vor, und hältst sie zu aller Tugend und Gottseligkeit an. Es hat aber Abraham in seiner Haushaltung fast tausend Personen gespeist, wenn man die Knechte und Diener samt deren Weiber und Kinder zusammen rechnen will. Denn zuvor gemeldet wurde, dass er 318 männliche und streitbare Knechte zum Krieg ausgerüstet hat.

b Gräbern: Das ist: Es sei dir frei gestellt, dass du dir ein Begräbnis unter den Unseren erwählst, welches dir am besten gefällt. Und wollen wir nicht zulassen, dass dir jemand darin widerstehe. (Solche Höflichkeit, Freundlichkeit und Demut, gefällt Gott wohl, und sollen wir sie lernen nachzutun.) Wie denn die Tugenden des Abraham den Hethitern gefallen.

7. Da stand Abraham auf und bückte sich vor dem Volk des Landes, nämlich vor den Kindern Heths.

a Volk des Landes: Das ist: Er hat sich wiederum sehr demütig und ehrerbietig gegen denen zu Hebron erzeigt, welche er wusste, dass sie dasselbe Land erblich besaßen, und erkannte sie vor dem Herrn darüber.

8. Und er redete mit ihnen und sprach: Gefällt es euch, dass ich meinen Toten, der vor mir liegt, begrabe, so hört mich und bittet für mich gegen Ephron, dem Sohn Zoars,

a Gefällt: Wenn es euch nicht zuwider ist.

b Begrabe: In eurem Lande.

9. dass er mir gebe seine zwiefache Höhle, die er hat am Ende seines Ackers; er gebe mir sie um Geld, soviel sie wert ist, unter euch zum Erbbegräbnis.

a Höhle: Die mir zu meinem Begräbnis gut genug ist, und damit ich gar gern mich will begnügen lassen.

b Wert ist: Ich begehre sie nicht ohne Geld, sondern will sie bezahlen, wie hoch sie am Wert geschätzt wird.

10. Denn Ephron wohnte unter den Kindern Heths. Da antwortete Ephron, der Hethiter, Abraham, dass zuhörten die Kinder Heths, vor allen, die zu seiner Stadt Tor aus und eingingen, und sprach:

a Stadt Tor: Denn vorzeiten wurden alle Sachen und Händel unter den Toren der Stadt verrichtet und abgehandelt, wie jetziger Zeit es bei uns im Rathaus gebräuchlich ist.

11. Nein, mein Herr, sondern höre mir zu. Ich schenke dir den Acker, und die Höhle darin dazu, und übergebe dir es vor den Augen der Kinder meines Volks, zu begraben deine Toten.

a Nein: Das ist: Es bedarf sich nicht, dass du mir viel Geld wolltest um die Höhle geben, sondern ich schenke dir den Acker mit der Höhle dazu, und gebe sie dir alle beide frei und umsonst.

b den Augen: Das ist: Ich will, dass es öffentlich kund sei, und jedermann bezeuge, dass ich dir solche Verehrung getan habe.

12. Da bückte sich Abraham vor dem Volk des Landes

a Bückte: Abraham erkennt mit dankbarem Herzen derselben Leute Gutwilligkeit und Freundschaft, und erzeigt ihnen wiederum Ehre, dass er sich vor ihnen verneigt.

13. und redete mit Ephron, dass zuhörte das Volk des Landes, und sprach: Willst du mir ihn lassen, so bitte ich, nimm von mir das Geld für den Acker, das ich dir gebe, so will ich meine Toten da begraben.

a Volk: Nämlich, die Bürger der Stadt Hebron, so viel ihrer bei diesem Handel gewesen sind.

b Geld: Abraham handelt weislich, dass er den Acker nicht umsonst annehmen will, damit nicht irgend später, wenn dem Ephron oder seinen Nachkommen dieser Freigiebigkeit bereute, er von der Besitzung des Ackers und der Höhle, samt dem Begräbnis, wiederum verstoßen würde oder zum wenigsten einen Hass und heimlichen Neid auf sich lüde, wenn er den Acker geschenkt annähme. (Weil einer nichts teurer kauft, als was ihm geschenkt wird.)

14. Ephron antwortete Abraham und sprach zu ihm:

15. Mein Herr, höre doch mich! Das Feld ist 400 Sekel Silbers wert; was ist das aber zwischen mir und dir? Begrabe nur deinen Toten.

a 400: Welche Summe bei uns an die hundert Gulden oder Taler machen würde.

* Sekel: Luther). Ist ein Gewicht an der Münze ein Ortsgoldenen; denn vorzeiten man das Geld so wog, wie man es jetzt mit Gold tut.

b Zwischen mir: Das ist: Du bist ein vortrefflicher und hoch angesehener Mann, welchen ich lieb und wert halte, so bin ich durch Gottes Segen reich genug. Und ist der Acker nicht so viel wert, dass du mir als deinem Freunde dafür etwas zahlen solltest. Ist darum nochmals meine Bitte, du wollest den Acker zur Verehrung von mir annehmen.

16. Abraham gehorchte Ephron und wog ihm das Geld dar, das er gesagt hatte, dass zuhörten die Kinder Heths nämlich vierhundert Sekel Silbers, das im Kauf Gang und Gäbe war.

a Gehorchte: Er tut recht und klug, dass er auf seinen Vorsatz beharrt. Denn sobald er vernimmt, wie hoch der Acker geschätzt wurde, obwohl er ihm zum anderen Mal geschenkt und umsonst angeboten wurde, so bezahlt er ihn doch.

b Kauf: Das ist: An guter gangbarer Münze, denn Abraham keinen Betrug zu gebrauchen begehrte.

17. Also wurde Ephrons Acker, darin die zwiefache Höhle ist, gegen Mamre über, Abraham zum eigenen Gut bestätigt, mit der Höhle darin und mit allen Bäumen auf dem Acker umher, {Apg 7v16}

a Bestätigt: Das ist: Er ist durch einen rechten und aufrichtigen Kauf dem Patriarchen Abraham verkauft und zum Eigentum gegeben. (Weil den Christen das Kaufen und Verkaufen nicht verboten ist.)

18. dass die Kinder Heths zusahen und alle, die zu seiner Stadt Tor aus und ein gingen.

a Ein gingen: Das ist: Im Beisein des Volkes, so zugegen war. Denn es sind vielleicht die Briefe und Siegel damals noch nicht im Brauch gewesen, damit solche Käufe bestätigt wurden.

19. Danach begrub Abraham Sara, sein Weib, in der Höhle des Ackers, die zwiefach ist, gegen Mamre über, das ist, Hebron, im Lande Kanaan.

a Kanaan: Welches Land, obwohl es dem Abraham und seinen Nachkommen von Gott verheißen wurde, so hat er dennoch ein Stück davon ums Geld gekauft zum Begräbnis. Daraus wir lernen, dass der heilige Patriarch nicht die Herrschaft dieser Welt gesucht hat, sondern das himmlische Vaterland. (Und sollen wir, was uns Gott verheißen hat, mit gebührendem Maß erlangen und besitzen.)

20. Also wurde bestätigt der Acker und die Höhle darinnen Abraham zum Erbbegräbnis von den Kindern Heths.


Das 24. Kapitel


1. Abraham schickt seinen Knecht aus, dass er seinem Sohn Isaak ein Weib freie und ihm zuführe, aus seiner Freundschaft, v. 1. 2. Welche Sache Gott, der Herr, zum erwünschten Ende richtet, v. 15. 3. Als Isaak die Rebecca geheiratet, lebte er in guter Einigkeit mit ihr, v. 61.

1. Abraham war alt und wohl betagt, und der Herr hatte ihn gesegnet allenthalben.

a Abraham: Es wird in diesem langen Kapitel des Isaacs Heirat weitläufig und mit vielen Worten beschrieben. (Dadurch der Heilige Geist anzeigt, dass ihm der Ehestand gefalle.)

b Allenthalben: Das ist: Er hatte nicht allein einen Sohn, sondern auch Reichtum, Vieh, und viel Personal. Darum es nunmehr an dem war, dass er seinem Sohn ein frommes und ehrlich Weib aussuche. (Denn das ist der Eltern Amt, dass sie die Kinder ehrlich verheiraten, und die Kinder wiederum, dass sie den Eltern folgen.)

2. Und sprach zu seinem ältesten Knecht seines Hauses, der allen seinen Gütern vorstand: Lege deine Hand unter meine Hüfte

Ältesten: Der unter den anderen der Vornehmste war. Denn er recht daran ist, dass er eine solche wichtige Sache keinem anderen befiehlt, als seinem liebsten und treuesten Diener.

b Hüfte: Dies ist zur selben Zeit eine äußerliche Zeremonie gewesen, die man zum Schwören gebrauchte. Als wie man heutigentags die Finger aufhebt. (Es ist darum nicht verboten und zugelassen, dass man in einer großen wichtigen Sache den Eid wohl fordern und tun mag.)

3. und schwöre mir bei dem Herrn, dem Gott des Himmels und der Erde, dass du meinem Sohn kein Weib nimmst von den Töchtern der Kanaaniter, unter welchen ich wohne;

a Kanaaniter: Denn Abraham wusste wohl, dass die Kanaaniter von Gott verflucht waren, und dass sie mit der Zeit würden vom Lande ausgerottet werden, welches seine Nachkommen besitzen sollten. Zudem sah er täglich vor Augen, was die Kanaaniter für ein gottloses, verruchtes Leben führten, und war besorgt, dass sein Sohn durch eine solche Heirat nicht auch zu der Kanaaniter Abgötterei gezogen und verführt würde. Darum ist das sein Wille und seine Meinung, dass sein Sohn dergleichen gefährliche Heirat, die ihm übel anstehen würde, meiden soll. (Denn es gerät nicht allewege, da einer ein abgöttisches Weib nimmt, die nicht seines Glaubens ist. Und ist viel sicherer ein armes Mägdlein ehelichen, das fromm ist, denn eine, die gar reich ist und daneben gottlos.)

4. sondern dass du ziehst in mein Vaterland und zu meiner Freundschaft und nimmst meinem Sohn Isaak ein Weib.

5. Der Knecht sprach: Wie, wenn das Weib mir nicht wollte folgen in dies Land? Soll ich dann deinen Sohn wiederbringen in jenes Land, daraus du gezogen bist?

a Dies Land: Nämlich ins Land Kanaan, welches dir und deinen Nachkommen verheißen ist.

b Gezogen: Das ist: Soll ich ihn wieder in Chaldäa führen, welches dein Vaterland ist, daraus Gott dich ziehen hieß? Dass also er dem Weibe nachziehe, wenn das Weib zu ihm nicht kommen will. Denn es will der Knecht nicht unbedachtsamerweise den Eid tun, ehe denn er sich recht erkundigt, worauf er schwören soll.

6. Abraham sprach zu ihm: Da hüte dich vor, dass du meinen Sohn nicht wieder dahin bringst.

a Dahin bringst: Denn dergestalt würde er die Besitzung des Landes Kanaan verlieren und sich dessen selbst berauben, das ihm doch von Gott verheißen ist.

7. Der Herr, der Gott des Himmels, der mich von meines Vaters Hause genommen hat und von meiner Heimat, der mit mir geredet und mir auch geschworen hat und gesagt: Dies Land will ich deinem Samen geben, der wird seinen Engel vor dir hersenden, dass du meinem Sohn dort ein Weib nimmst. {1Mos 12v7 , 13v15 , v18 , 26v4}

a Genommen: Das ist: Ausgeführt und ausziehen geheißen in dies Land Kanaan.

b Geredet: Denn wir sollen bei den göttlichen Verheißungen beständig verharren und uns darauf verlassen.

c Engel: Das ist: Er wird mit seinen Engeln dir beistehen und dir behilflich sein in Verrichtung dieser Sache. (Denn die Engel sind der frommen Hüter und warten ihnen auf den Dienst.)

d dort: Von meiner Freundschaft.

8. So aber das Weib dir nicht folgen will, so bist du dieses Eides quitt. Alleine bringe meinen Sohn nicht wieder dorthin.

a Quitt: Das ist: So hast du deine Sachen genug getan, und wird Gott meinem Sohn ein anderes Weib bescheren.

b Dorthin: In mein Vaterland, daraus mich Gott hat zu ziehen gesagt.

9. Da legte der Knecht seine Hand unter die Hüfte Abrahams, seines Herrn, und schwur ihm solches.

a Hüfte: Es lässt sich ansehen, als habe der Knecht, da er nach Gewohnheit der Hebräer schwören wollte, darum seine Hand in die Hüfte gelegt, dass er damit bezeugte, wie er durch den gesegneten Samen, nämlich, durch Christus, schwöre, welcher aus der Hüfte, das ist, aus dem Samen Abrahams sollte geboren werden.

b Solches.) Nämlich, dass er des Abrahams Befehl treulich und fleißig ausrichten wollte.

10. Also nahm der Knecht zehn Kamele von den Kamelen seines Herrn und zog hin und hatte mit sich allerlei Güter seines Herrn; und machte sich auf und zog gen Mesopotamien zu der Stadt Nahors.

a Zehn Kamele: Denn Gott lässt sich ein ehrliches hochzeitliches Gepränge nicht missfallen, sofern man ihm nicht mit allzu großem Pracht und Übermut zu viel tut und gebührlich Maß hält.

b Güter: Das ist: Allerhand Geschenke, die er von seines Herrn Gütern nahm, damit er die Braut und ihre Eltern begaben könnte.

c Mesopotamien: Weil der Engel des Herrn ihn dahin trieb, und sein Gemüt dahin richtete.

d Nahor: Nämlich zu der Stadt, darinnen Nahor, des Abrahams Bruder, wohnte.

11. Da ließ er die Kamele sich lagern außen vor der Stadt bei einem Wasserbrunnen, des Abends um die Zeit, wenn die Weiber pflegten herauszugehen und Wasser zu schöpfen,

12. und sprach: Herr, du Gott meines Herrn Abraham, begegne mir heute und tu Barmherzigkeit an meinem Herrn Abraham.

a Herr: (Denn wenn wir für uns selbst oder für andere Leute um eine Heirat werben wollen, so sollen wir die Sache mit einem gottseligen christlichen Gebet anfangen:

b Meines Herrn: Das ist, welcher mein Herr Abraham wahrhaftig ehrt und anruft.

c Begegne: Da ist: Ich bitte dich, verschaffe, dass meine Werbung einen glücklichen Fortgang gewinne.

d Barmherzigkeit: Das ist: Erzeige ihm auch noch diese Wohltat, dass er seinen Sohn durch eine ehrlichen Heirat im Ehestand sehe. Weil ich aber nicht wissen kann, welche ich ihm erwählen soll, so bitte ich dich, du wollest mir Gnade verleihen, dass ich durch nachfolgendes Zeichen erkennen könne, welche ich unter allen denen dem Isaak zum Eheweibe heimführen soll. (Es hat aber Gott demselben frommen Knechte zugleich zugelassen, und ist er durch Anreizung und sonderbares Eingeben des Heilige Geistes dazu angetrieben wurde, dass er mit einem demütigen Gebet, ein Zeichen von Gott begehrt, welches uns jedoch nicht nachzufolgen zusteht.)

13. Siehe, ich stehe hier bei dem Wasserbrunnen, und der Leute Töchter in dieser Stadt werden herauskommen, Wasser zu schöpfen.

14. Wenn nun eine Dirne kommt, zu der ich spreche: Neige deinen Krug und lass mich trinken, und sie sprechen wird: Trinke, ich will deine Kamele auch tränken, dass sie die sei, die du deinem Diener Isaak beschert hast, und ich daran erkenne, dass du Barmherzigkeit an meinem Herrn getan hast.

a Die sei: Nämlich die Braut und zukünftige Ehegemahlin des Isaacs.

b Getan hast: Das ist: Dass du meines Herrn Abrahams Begehren gnädig statt tun willst, und es alles nach seinem Wunsch ergehen lässt.

15. Und ehe er ausgeredet hatte, siehe, da kam heraus Rebekka, Bethuels Tochter, der ein Sohn der Milka war, welche Nahors, Abrahams Bruders, Weib war, und trug einen Krug auf ihrer Achsel.

a Ehe er: (Denn Gott erhört der frommen Gebet, das sie aus gläubigem Herzen tun.)

b Achseln: Sie ist von ihren Eltern nicht zum Müßiggang und zur Üppigkeit auferzogen, sondern zu häuslichen Geschäften und zur Arbeit, angehalten worden.

16. Und sie war eine sehr schöne Dirne von Angesicht, noch eine Jungfrau, und kein Mann hatte sie erkannt. Die stieg hinab zum Brunnen und füllte den Krug und stieg herauf.

a Schöne: Es wird Rebekka an diesem Ort gerühmt ihrer schönen Gestalt wegen. (Denn die Schönheit ist eine Gabe Gottes, doch sollen wir derselben nicht missbrauchen, damit zu stolzieren und Übermut zu treiben.)

b Erkannt: Das ist: Sie war noch eine reine Jungfrau.

17. Da lief ihr der Knecht entgegen und sprach: Lass mich ein wenig Wasser aus deinem Kruge trinken.

a Trinken: (An dem Knecht sieht und hat man hier ein Beispiel der Zucht und Demut, wie wiederum an der Rebekka die Freundlichkeit und Gutwilligkeit zu loben steht, diese beiden Tugenden sollen wir lernen, nachzufolgen:

18. Und sie sprach: Trinke, mein Herr! Und eilend ließ sie den Krug hernieder auf ihre Hand und gab ihm zu trinken.

19. Und da sie ihm zu trinken gegeben hatte, sprach sie: Ich will deinen Kamelen auch schöpfen, bis sie alle getrunken haben.

20. Und eilte und goss den Krug aus in die Tränke und lief aber zum Brunnen zu schöpfen und schöpfte allen seinen Kamelen.

21. Der Mann aber wunderte sich ihrer und schwieg stille, bis er erkannte, ob der Herr zu seiner Reise Gnade gegeben hätte, oder nicht.

a Wunderte sich: Nämlich, da er sah, dass sie von so einer schönen Gestalt war und mit guten Sitten geziert.

b Gegeben: Das ist: Er hatte acht, wo es hinaus wollte und ob die Sache sich schicken würde, wie er es begehrte.

22. Da nun die Kamele alle getrunken hatten, nahm er eine goldene Spange, eines halben Sekels schwer, und zwei Armringe an ihre Hände, zehn Sekel Goldes schwer,

a Spange: Oder Stirnband. Der Wert aller dieser Geschenke, die hier genannt werden, ist etwa über die 24 Goldstücke gewesen. (Es kann aber Gott einen ziemlichen Schmuck wohl leiden, wenn nur der Missbrauch vermieden wird und die Weiber nicht meinen, es sei alles damit ausgerichtet, wenn sie sich auswendig geschmückt haben. Darum sollen sie zu dem äußerlichen Schmuck hinzutun die Zierde der Heiligkeit und Keuschheit oder dieselbe vielmehr zuerst suchen. Davon im {1Petr 3v1 , v2 , v3 , v4 , v5 , v6} zu lesen. Und soll man die Guttaten reichlich, und nicht mit Undank oder mit Unwillen vergelten.) Es hat aber der Knecht diese Gaben der Jungfrauen verehrt, auf dass er sich damit einen Zugang machte zu seiner zukünftigen Heiratswerbung.

23. und sprach: Meine Tochter, wem gehörst du an? Das sage mir doch. Haben wir auch Raum in deines Vaters Hause zu herbergen?

a Raum: Er bittet um Herberge, nicht unverschämterweise, sondern nach Gewohnheit derselben Zeit fein höflich, weil die Wirtshäuser damals noch nicht im Brauch waren. Danach so nimmt oder entführt dieser Knecht das Mädchen nicht mit Gewalt, ohne der Eltern wissen, wie er auch die Jungfrau nicht begehrt, zu überreden, dass sie in den Ehestand willigen soll, wider ihrer Eltern Willen und Zustimmung.

24. Sie sprach zu ihm: Ich bin Bethuels Tochter, des Sohnes Milkas, den sie dem Nahor geboren hat.

25. Und sagte weiter zu ihm: Es ist auch viel Stroh und Futter bei uns und Raum genug zu beherbergen.

a Raum genug: Weil Rebecca ihrer Eltern geneigten Willen weiß, wie sie gegen fremde Leute gesinnt sind, so bietet sie dem Mann Herberge und Stallung an, obwohl er ihm noch unbekannt ist.

26. Da neigte sich der Mann und betete den Herrn an

a Betet: Das ist: Er dankt ihm dafür, dass er ihn an den Ort geleitet hatte.

27. und sprach: Gelobet sei der Herr, der Gott meines Herrn Abraham, der seine Barmherzigkeit und seine Wahrheit nicht verlassen hat an meinem Herrn; denn der Herr hat mich den Weg geführt zu meines Herrn Bruders Hause.

a Wahrheit: Das ist: Ich danke Gott, der sich als ein barmherziger und wahrer Gott erzeigt hat gegen meinen Herrn, dem Abraham. (Hat also die Rebekka einen Bräutigam oder Ehemann gefunden, nicht da sie dem Müßiggang nachgeht, oder bei unzüchtigen Tänzen sich einstellt, sondern wie sie ihr häuslichen Geschäfte verrichtet. Und tut der Knecht auch recht daran, dass er gegen Gott für die empfangene Guttat sich dankbar erzeigt.)

28. Und die Dirne lief und sagte solches alles an in ihrer Mutter Hause.

29. Und Rebekka hatte einen Bruder, der hieß Laban; und Laban lief zu dem Manne draußen bei dem Brunnen.

30. Und als er sah die Spangen und Armringe an seiner Schwester Hände und hörte die Worte Rebekkas, seiner Schwester, dass sie sprach: Also hat mir der Mann gesagt, kam er zu dem Manne, und siehe, er stand bei den Kamelen am Brunnen.

31. Und er sprach: Komm herein, du Gesegneter des Herrn! Warum stehst du draußen? Ich habe das Haus geräumt und für die Kamele auch Raum gemacht.

a Komm herein: Laban ladet den Knecht freundlich als Gast ein und bietet ihm gutwillig die Herberge an: Dazu ihn seiner Schwester Reden verursacht, aus denen er vernehmen konnte, dass dieser, des Abrahams Diener, gewisslich ein frommer und aufrichtiger Mann sein müsse.

b Draußen: Das ist: Du darfst dich nicht fürchten oder scheuen und lange verziehen.

32. Also führte er den Mann ins Haus und zäumte die Kamele ab und gab ihnen Stroh und Futter und Wasser, zu waschen seine Füße und der Männer, die mit ihm waren,

a Männer: Denn dieser Gesandte des Abrahams wurde nicht allein abgefertigt, sondern hatte noch mehr Leute bei und mit sich. (Es ist aber diese erzeigte Freundlichkeit und Gutwilligkeit der Beherbergung lobenswert. Und befiehlt uns der Apostel im {Hebr 13v1 , v2}. Dass wir solche Tugend auch lernen und gastfrei sein sollen.)

33. und setzte ihm Essen vor. Er sprach aber: Ich will nicht essen, bis dass ich zuvor meine Sache geworben habe. Sie antworteten: Sage her!

a Geworben: Das ist: Bis ich ausgerichtet habe, weshalb ich von meinem Herrn hierher gesandt wurde. (Also sollten alle Gesandten und Diener gesinnt sein, dass sie, was ihnen befohlen wurde, beizeiten und treu ausrichten, und nicht mit Bankettieren und Vollsaufen die Zeit verlieren.)

34. Er sprach: Ich bin Abrahams Knecht.

a Ich bin: Was jetzt folgt, ist alles dahin gerichtet und allgemein, die Rebekka desto leichter zur Ehe zu überreden, dass sie ihren Willen dazu gebe, den Isaak zu ehelichen, und erdichtet doch der Knecht nichts aus seinem Kopf, sondern ist die lautere Wahrheit, alles was er sagt. Indem er sich viel anderes verhält, als viele andere, wenn sie um eine Heirat werben, dass sie Lügen, dass sich die Balken biegen (wie man sagt).

35. Und der Herr hat meinen Herrn reichlich gesegnet, und ist groß geworden; und hat ihm Schafe und Ochsen, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel gegeben.

a Gesegnet: Das ist: Gott liebt meinen Herrn, und hat ihn mit Reichtum überschüttet, dazu ist er in einem hohen Ansehen bei den benachbarten Königen und Regenten, von denen er in großen Ehren gehalten wird. Wie wir denn von dem Könige Abimelech und von den Kindern Heth gehört haben.

b Gegeben: Solches alles besitzen wir durch Gottes sonderbare Güte und Freigebigkeit, der es uns geschenkt hat. Darum wird die Braut einen vornehmen Mann zum Schwager haben, der in großem Ansehen von Gott geliebt wird und sehr reich ist: Und wird Rebekka, wenn sie ihren Willen dazu geben will, einem jungen Gesellen heiraten, der von ehrlichen Eltern herkommt, welche ihn inniglich lieb haben, weil er ihnen allererst in ihrem hohen Alter, und dazu wider den allgemeinen Lauf der Natur, wunderbarlicher Weise geboren wurde, dessen Geburt auch die Engel zuvor verkündigten: So hat ihn der Vater Abraham zum Erben aller seiner Güter ernannt und eingesetzt. Und könnte zwar derselbe Jüngling unter den Kanaanitern ein Weib finden und bekommen, die dazu schön genug und nicht weniger an Gütern und Reichtum zu ihm bringen würde, als er hat: Aber der Vater, als ein frommer ehrlicher Biedermann, weil er Gott fürchtet und vor Augen hat, so hat er zu den Gottlosen verruchten Leuten gar keine Lust, dass er mit einem ehrlichen Bündnisse sich mit ihnen einlassen wollte.

36. Dazu hat Sara, meines Herrn Weib, einen Sohn geboren meinem Herrn in seinem Alter; dem hat er alles gegeben, was er hat.{1Mos 21v2}

37. Und mein Herr hat einen Eid von mir genommen und gesagt: Du sollst meinem Sohn kein Weib nehmen von den Töchtern der Kanaaniter, in deren Land ich wohne,

38. sondern zieh hin zu meines Vaters Hause und zu meinem Geschlecht; dort nimm meinem Sohn ein Weib.

39. Ich sprach aber zu meinem Herrn: Wie, wenn mir das Weib nicht folgen will?

40. Da sprach er zu mir: Der Herr, vor dem ich wandle, wird seinen Engel mit dir senden und Gnade zu deiner Reise geben, dass du meinem Sohn ein Weib nimmst von meiner Freundschaft und meines Vaters Hause.

a Wandle: Das ist: Welchem ich diene im wahren Glauben und in rechter Gottesfurcht.

b Engel: Das ist: Gott wird dir durch die Engel beistehen und helfen, dass du die Sache glücklich zum Ende beringst.

41. Alsdann sollst du meines Eides quitt sein, wenn du zu meiner Freundschaft kommst; geben sie dir nicht, so bist du meines Eides quitt.

a Quitt sind: Der Eid soll dich nicht binden, weil du das Deine getan hast, und darfst dich vor der Strafe nicht fürchten, die auf den Eidbruch gehört.

b Dir nicht: Nämlich eine aus meiner Freundschaft, die meines Sohnes Weib sei.

c Eides quitt: Diese Wiederholung ist gleichsam eine ernste Erinnerung, dass sie dem Isaak das Weib nicht abschlagen sollen.

42. Also kam ich heute zum Brunnen und sprach: Herr, Gott meines Herrn Abraham, hast du Gnade zu meiner Reise gegeben, daher ich gereist bin,

43. siehe, so stehe ich hier bei dem Wasserbrunnen. Wenn nun eine Jungfrau herauskommt zu schöpfen, und ich zu ihr spreche: Gib mir ein wenig Wasser zu trinken aus deinem Krug,

44. und sie wird sagen: Trinke du, ich will deinen Kamelen auch schöpfen, dass die sei das Weib, das der Herr meines Herrn Sohne beschert hat.

45. Ehe ich nun solche Worte ausgeredet hatte in meinem Herzen, siehe, da kommt Rebekka heraus mit einem Krug auf ihrer Achsel und geht hinab zum Brunnen und schöpft. Da sprach ich zu ihr: Gib mir zu trinken.

46. Und sie nahm eilend den Krug von ihrer Achsel und sprach: Trinke, und deine Kamele will ich auch tränken. Also trank ich, und sie tränkte die Kamele auch.

47. Und ich fragte sie und sprach: Wes Tochter bist du? Sie antwortete: Ich bin Bethuels Tochter, des Sohnes Nahors, den ihm Milka geboren hat. Da hängte ich eine Spange an ihre Stirn und Armringe an ihre Hände;

a Da hängte: Dies alles miteinander, was der Knecht bis daher nach der Länge vorgebracht und wiederholt hat, ist darauf angelegt, damit die Eltern der Braut daraus erkennen, wie dieser ganze Handel von Gott also gerichtet werde, auf dass sie demselben und seinem Willen sich desto eher ergebe. (Also wird die Ehe nicht planlos, sondern von Gott gemacht.)

* Spangen: Luther). Diese goldene Spange ist gewesen ein halber Zirkel auf der Stirn bis zu beiden Ohren, darum heißt er jetzt Ohrenring, jetzt Stirnspange. Und sieht so aus, als haben es beide Mann und Frau getragen zum Schmuck.

48. und neigte mich und betete den Herrn an und lobte den Herrn, den Gott meines Herrn Abraham, der mich den rechten Weg geführt hat, dass ich seinem Sohn meines Herrn Bruders Tochter nehme.

49. Seid ihr nun die, so an meinem Herrn Freundschaft und Treue beweisen wollt, so sagt mir es; wo nicht, so sagt mir es aber, dass ich mich wende zur Rechten oder zur Linken.

a Seid ihr: Endlich, und zum Beschluss, begehrt er eine ausdrückliche richtige Antwort, ob sie in solchen Heirat bewilligen wollen und wessen er sich trösten soll.

b Beweisen: Das ist: Wenn ihr willig und bereit seid, meinem Herrn diese Wohltat zu erzeigen und seinem Begehren statt tun wollt, wie er denn nicht anderes hofft, und sich zu euch aller guten Willfährigkeit versieht, dass ihr die Rebecca seinem Sohn Isaak nicht abschlagen werdet.

* Sagt mir es: Luther). Er handelt zuvor mit Mutter und Brüdern um die Braut, daraus man sieht, dass heimliche Verlöbnis ohne Vorwissen der Eltern nicht recht ist.

c Linken: Das ist: Dass ich nach Gestalt und Beschaffenheit der Sachen, mein Tun anstelle, mich eines anderen bedenke und nicht vergeblich hier die Zeit zubringe.

50. Da antwortete Laban und Bethuel und sprachen: Das kommt vom Herrn; darum können wir nichts wider dich reden, weder Böses noch Gutes.

a Laban: Der Braut Bruder.

b Bethuel: Der Braut Vater.

c Vom Herrn: Das ist: Wir befinden so viel, dass Gott die Rebekka dem Isaak zum Weibe bestimmt und verordnet hat.

d Reden: Das ist: Es will uns nicht gebühren, dass wir der göttlichen Vorsehung, oder seinem Willen widerstreben.

51. Da ist Rebekka vor dir; nimm sie und zieh hin, dass sie deines Herrn Sohnes Weib sei, wie der Herr geredet hat.

a Nimm sie: Das ist: So viel unsere Bewilligung anlangt, so lassen wir es geschehen und sind zufrieden, dass du die Rebekka mit dir nimmst und dem Isaak zuführst.

b Geredet hat: Denn sie leicht die Rechnung machen konnten, dass des Abrahams Knecht durch besondere Schickung Gottes um die Rebekka werbe für seines Herrn Sohn dem Isaak.

52. Da diese Worte hörte Abrahams Knecht, bückte er sich dem Herrn zu der Erde.

a Bückte: Zum Zeichen einer wahren Demut, und sagt Gott Dank, dass er der Eltern Gemüt also gewandt hat, dass sie darein bewilligt hätten.

53. Und zog hervor silberne und goldene Kleinode und Kleider und gab sie Rebekka; aber ihrem Bruder und der Mutter gab er Würze.

a Würze: Köstliche Gartengewächs und Früchte, nachdem es einem jeden gebührte und die Gelegenheit erforderte. (Denn es ist die Freigiebigkeit nicht zu verwerfen, sofern sie nicht dahin gemeint und angesehen ist, dass man die Leute dadurch bestechen und verführen wolle.)

54. Da aß und trank er samt den Männern, die mit ihm waren, und blieb über Nacht allda. Des Morgens aber stand er auf und sprach: Lasst mich ziehen zu meinem Herrn.

a Und trank: (Denn eine ehrliche Freude, die zu rechter Zeit vorgeht, ist unserem Herrn Gott nicht zuwider, doch dass man auch das Maß nicht überschreite.)

55. Aber ihr Bruder und Mutter sprachen: Lass doch die Dirne einen Tag oder zehn bei uns bleiben, danach sollst du ziehen.

a Mutter: Denn der Vater hat vielleicht des Alters wegen sich der Sachen nicht viel angenommen.

56. Da sprach er zu ihnen: Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben. Lasst mich, dass ich zu meinem Herrn ziehe.

a Gnade: Das ist: Ich hab jetzt durch Gottes Gnade meine Sache verrichtet, um welcher Willen ich ausgeschickt wurde, darum weiß ich nichts Weiteres noch Besseres vorzunehmen, denn dass ich mich je eher je lieber wiederum auf den Weg mache und zu meinem Herrn nach Haus ziehe, damit ich keine Gelegenheit versäume, die mir Gott an die Hand gibt. (Denn man soll der Zeit wahrnehmen und derselben gebrauchen, wie man kann. Und sollen die Abgesandten, wenn sie ihre Sache verrichtet haben, nicht lange an einem fremden Ort bleiben, sondern sich beizeiten wiederum nach Haus sich begeben.)

57. Da sprachen sie: Lasst uns die Dirne rufen und fragen, was sie dazu sagt.

* Dirne: Luther). Die Braut soll ungezwungen zur Ehe gegeben werden von den Eltern, dazu auch gefragt werden um ihren Willen.

58. Und riefen der Rebekka und sprachen zu ihr: Willst du mit diesem Manne ziehen? Sie antwortete: Ja, ich will mit ihm.

a Mit diesem: Es ist der Jungfrau unverborgen gewesen, was den vorigen Tag der Heirat wegen zwischen ihr und dem Isaak gehandelt und abgeredet wurde. Darum die Eltern, als die vorhin ihren Willen wusste, dass sie den Isaak zur Ehe begehrte, sie hier fragen, ob sie gleich, also und ohne ferneren Verzug mit dem Manne zu ihrem Bräutigam ziehen wolle. (Denn fromme Eltern sollen ihre Kinder nicht zu einer Heirat wider ihren Willen zwingen, wenn sie keine Lust haben.) Aber die Jungfrau ist den Eltern gehorsam und bewilligt in die Sache.

59. Also ließen sie Rebekka, ihre Schwester, ziehen mit ihrer Amme, samt Abrahams Knecht und seinen Leuten.

60. Und sie segneten Rebekka und sprachen zu ihr: Du bist unsere Schwester; wachse in viel tausendmal tausend, und dein Same besitze die Tore seiner Feinde.

a Segneten: (Es sind aber der frommen Leute Wünsche und Segen, damit sie anderen Gutes wünschen, vor Gott ein kräftiges Gebet, die nicht vergebens geschehen.)

b Unsere Schwester: Daher wir desto mehr Ursache haben, dir viel Glück und alle Wohlfahrt zu wünschen.

c Wachse: Das ist: Gott gebe, dass du fruchtbar bist, und dermaßen zunimmst, dass du eine unzählige Menge Nachkommen hinter dir lässt. Und dass dieselben immerdar die Oberhand behalten, und ihre Feinde besiegen.

61. Also machte sich Rebekka auf mit ihren Dirnen, und setzten sich auf die Kamele und zogen dem Manne nach. Und der Knecht nahm Rebekka an und zog hin.

62. Isaak aber kam vom Brunnen des Lebendigen und Sehenden (denn er wohnte im Lande gegen Mittag).

a Sehenden: Warum dieser Brunnen also geheißen, ist im 16. Kapitel angezeigt.

63. und war ausgegangen, zu beten auf dem Felde, um den Abend, und hob seine Augen auf und sah, dass Kamele daherkamen.† 1. Mose 16, 14.

a Zu beten: Wird darum dem Isaak ein Weib zugeführt, nicht beim Wohlleben und Vollsaufen, sondern da er mit dem Gebet umgeht. Und zwar ehe, denn er sich ihrer Zukunft versehen hätte.

64. Und Rebekka hob ihre Augen auf und sah Isaak; da fiel sie vom Kamel

a Fiel sie: Das ist: Sie ist herabgestiegen oder gesprungen, und das darum, dieweil sie der Meinung war, es würde ihr Bräutigam und künftiger Ehemann sein (wie er es denn auch war), dem sie begehrte Ehre zu erzeigen, weil sie von guten Sitten und sehr wohl erzogen war. Demnach sie aber noch im Zweifel stand, so holte sie sich Bescheid bei ihrem Führer.

65. und sprach zu dem Knecht: Wer ist der Mann, der uns entgegenkommt auf dem Felde? Der Knecht sprach: Das ist mein Herr. Da nahm sie den Mantel und verhüllte sich.

a Verhüllte: Dass sie den Schleier um den Kopf wickelte, geschieht darum, damit sie nicht für frech und ohne Zucht geachtet werde. Danach, dass sie auch ihren Gehorsam gegen den Mann anzeigte und erklärte.

66. Und der Knecht erzählte Isaak alle Sache, die er ausgerichtet hatte.

a Erzählt: Nämlich, wie gnädig unser Herr Gott die Sache geschickt und alles zum erwünschten Ende gerichtet hätte.

67. Da führte sie Isaak in die Hütte seiner Mutter Sara und nahm die Rebekka, und sie wurde sein Weib und gewann sie lieb. Also wurde Isaak getröstet über seiner Mutter.

a Sara: Das ist: Darin sie bei ihren Lebzeiten gewohnt hatte.

b Lieb: (Denn es sollen die Männer ihre Weiber lieben {Kol 3v19}. Und eine glückliche Heirat lindert viel widerwärtiger Anstöße dieses zeitlichen Lebens.


Das 25. Kapitel


1. Abraham heiratet Keduram, und zeugt noch sechs Söhne, danach stirbt er, v. 11.

2. Des Ismaels Nachkommen und sein Absterben wird gemeldet, v. 12.

3. Isaak, da er zwanzig Jahr eine unfruchtbare Ehe gehabt, zeugt Zwillinge, Esau und Jakob, v. 21.

4. Esau verkauft dem Jakob seine erste Geburt um eine Linsensuppe v. 29.

1. Abraham nahm wieder ein Weib, die hieß Ketura.

a Wieder ein Weib: Denn dass einer nach Absterben seiner ersten Gemahlin, ein andere nimmt, ist nicht Sünde, und will Paulus, dass die jungen Witwen freien. So ist Abraham zu solcher anderen Ehe verursacht worden, dass er diese Keduram geheiratet, weil er gern mehr Kinder gehabt hätte. Und ist diese sein rechtes und eheliches Weib gewesen, obwohl in der Ehe erheblicher Ursachen wegen geschieht, dass die Kinder, so er von ihr bekommen würde, nicht mit Isaak, als dem Sohn der Verheißung, zu gleichem Teil erben sollten. Daher Isaak das Erbe nicht mit ihnen teilen durfte: Sondern es haben sich dieselben Kinder mit Geschenken müssen begnügen lassen, die ihnen Abraham noch bei seinen Lebzeiten übergab. Und wird dies Weib des Abrahams bald später sein Kebsweib genannt, weil sie nicht dergestalt die Frau im Hause gewesen, wie die Sarah, sondern nur aufgenommen wurde, dass sie Kinder gebären sollte.

2. Die gebar ihm Simran und Jaksan, Medan und Midian, Jesbak und Suah.

3. Jaksan aber zeugte Seba und Dedan. Die Kinder aber von Dedan waren: Assurim, Letusim und Leumim.

4. Die Kinder Midians waren: Epha, Epher, Hanoch, Abida und Eldaa. Diese sind alle Kinder der Ketura.

a Der Kedura: Nämlich, Kinder und Kindeskinder zusammen gerechnet. Denn obwohl Abraham bereits zuvor und ehe er den Isaak gezeugt, Alters halben an seinem Leibe erstorben, und nicht fast tauglich mehr zum Kinderzeugen fähig war {Röm 4v19}. So hat doch Gott ihn wiederum verjüngt, wie ein Adler {Ps 103v5}. Das ist: Er hat ihn seines Leibes Kräfte etlichermaßen wiederum erneuert und erstattet, dass er nicht allein den Isaak, sondern auch noch andere mehr Kinder dazu zeugen konnte, nach der ihm geschehenen Verheißung: Ich habe dich zum Vater vieler Völker gemacht. Es ist aber von dieser Kinder Namen keiner geblieben, als Midian, und Epha, deren Jesaja gedenkt {Jes 60v6}. Und haben des Midians Nachkommen gewohnt in dem steinigen Arabia, gegen Ägypten und gegen dem Roten Meer. Welche aber von Epha herkommen sind, haben ein Teil vom Reichen Arabia innegehabt.

5. Und Abraham gab all sein Gut Isaak

a All sein Gut: Das ist: Diesen setzte er ein zum Erben aller seiner Güter. Denn er war der Sohn der Verheißung, aus welches Linie und Nachkommen Christus sollte geboren werden.

6. Aber den Kindern, die er von den Kebsweibern hatte, gab er Geschenke und ließ sie von seinem Sohn Isaak ziehen, weil er noch lebte, gegen den Aufgang in das Morgenland.

a Kebsweibern: Nämlich, von der Hagar, seiner ägyptischen Magd, und von dieser erst gemeldeten Kedura.

b Geschenke: Das ist: Er gab ihnen aus gutem Willen ein wenig von seinen Gütern.

c Lebte: Damit er nach seinem Tode nicht Ursache und Anlass gebe zu allerhand Zank und Widerwillen unter den Brüdern von wegen der Teilung des väterlichen Erbgutes. (Und steht dies einem jeden Frommen Haus-Vater zu, dass er mit möglichem Fleiß verhüte, damit nach seinem Absterben kein Zank und Hader unter den hinterlassenen Erben entstehe.)

7. Das ist aber Abrahams Alter, das er gelebt hat, hundertundfünfundsiebenzig Jahre.

a Jahre: Ist darum hundert ganze Jahre in der Fremde hin und wieder, gleichsam als im Elende, herumgezogen. Denn er im 75. Jahr seines Alters aus seinem Vaterlande gegangen ist, und ist ein rechter Märtyrer geworden, wenn man betrachtet, wie er so lange Zeit im Elend zubrachte.

8. Und nahm ab und starb in einem ruhigen Alter, da er alt und lebenssatt war, und wurde zu seinem Volk gesammelt.

a Ruhigen Alter: Welches ihm nicht sogar beschwerlich, sondern leidentlich wurde.

b Satt: Das ist: Er begehrte nicht, länger zu leben.

c Gesammelt: Das ist: Er ist aus diesem Leben abgeschieden und in ein anderes gekommen, zu der Versammlung der heiligen Patriarchen, welche vor ihm auch im Glauben abgestorben waren und sich dahin versammelt hatten, allda sie mit Gott in ewiger Freude und Herrlichkeit leben. (Und wird uns hier der Seelen Unsterblichkeit vorgehalten.)

9. Und es begruben ihn seine Söhne Isaak und Ismael in der zweifachen Höhle auf dem Acker Ephrons, des Sohnes Zoars, des Hethiters, die da liegt gegen Mamre,

a Begruben: Das ist: Sie bestatten ihn ehrlich zur Erde von wegen der Hoffnung, die sie hatten zu der zukünftigen Auferstehung. Hat darum nach dem allgemeinen Lauf der verdorbenen und sündigen menschlichen Natur auch der heilige und fromme Erzvater Abraham sterben müssen, welchen Gott aus seinem abgöttischen Vaterlande berufen und ausgeführt hatte: Der durch den Glauben an den zukünftigen Christus ist gerechtfertigt worden: Der das Zeichen des Bundes und der Gerechtigkeit, nämlich die Beschneidung empfange: Dem die Besitzung des Landes Kanaan verheißen war: Den Gott in seinem Alter aus seiner verlebten und unfruchtbaren Hausfrau Sarah einen Sohn gab: Der auf den Befehl Gottes willig und bereit war, seinen eingeborenen Sohn aufzuopfern: Der 100 ganze Jahre mit mancherlei widerwärtigen Zufällen lebte und umgetrieben wurde: und mit vielen herrlichen Tugenden dem Volk Gottes, als ein Vater aller Gläubigen, vorgeleuchtet hatte: Derselbe ist endlich, da er sich aus rechtem Vertrauen und starkem Glauben auf die göttliche Verheißung (In deinem Samen sollen alle Völker auf Erde gesegnet werden) verlassen, durch einen sanften Tod aus diesem sterblichen Leben ins ewige und himmlische Vaterland versetzt worden. (Denn es müssen alle Menschen, wie heilig und fromm sie auch immer sind, durch den Tod zum ewigen Leben eingehen.)

10. in dem Felde, das Abraham von den Kindern Heths gekauft hatte. Da ist Abraham begraben mit Sara, seinem Weibe.{1Mos 23v16}

11. Und nach dem Tode Abrahams segnete Gott Isaak, seinen Sohn. Und er wohnte bei dem Brunnen des Lebendigen und Sehenden. {1Mos 16v14 , 24v62}

a Und nach: Folgt jetzt die Historie und Geschichte von dem Patriarchen Isaak.

b Segnete: Das ist: Er hat ihn mit leiblichen und geistlichen Gütern und Wohltaten begabt.

c Sehenden: Denn also hatte die Hagar, der Sarah Magd, diesen Brunnen genannt, da sie im Elende und in der Irre herumgezogen war, und allda aus der gegenwärtigen göttlichen Hilfe hatte erkennen lernen, dass Gott noch wahrhaftig lebt, und Acht hat auf der Menschen Tun.

12. dies ist das Geschlecht Ismaels, Abrahams Sohns, den ihm Hagar gebar, die Magd Saras aus Ägypten;{1Chr 1v29}

13. und das sind die Namen der Kinder. Ismaels, davon ihre Geschlechter genannt sind: Der erstgeborene Sohn Ismaels Nebajoth; Kedar, Adbeel, Mibsam,

a Nebajoth: Von welchem die Landschaft Nabathea in Arabia den Namen hat.

b Kedar: Daher Kedar, ein Ort eines steinigen Landstriches in Arabia.

14. Misma, Duma, Masa,

15. Hadar, Thema, Jetur, Naphis und Kedma.

16. dies sind die Kinder Ismaels mit ihren Namen in ihren Höfen und Städten, zwölf Fürsten über ihre Leute.

a Städten: Welche später von ihnen erbaut, und mit Namen genannt wurden.

b Zwölf Fürsten: Ist darum die Verheißung Gottes erfüllt worden, welche dem Abraham geschehen war, dass nämlich von Ismael zwölf Fürsten herkommen sollten.

17. Und das ist das Alter Ismaels: Hundertundsiebenunddreißig Jahre; und nahm ab und starb und wurde gesammelt zu seinem Volk.

a Gesammelt: Das ist: Er ist seinen Vätern zugesellt worden, welche im Glauben aus diesem Leben abgeschieden waren. Denn er hatte von seinem Vater Abraham die rechte Religion erlernt. Und obwohl er in seiner Jugend etwas mutwillig und ziemlich verwöhnt war, so ist doch wohl zu glauben, dass er wiederum Buße getan und selig wurde.

18. Und sie wohnten von Hevila an bis gen Sur gegen Ägypten, wenn man gen Assyrien geht. Er fiel aber vor allen seinen Brüdern.

a Ägypten: Das ist: Die Ismaeliter haben außerhalb der Edomiter Land den ganzen Strich Landes gehabt und besessen, von dem Fluss Euphrat an bis an das Rote Meer.

* Er fiel: Luther). Mancherlei Deutung kann hier sein. Meine ist diese, dass Ismael ein herrlicher Mann gewesen sei, dass zu seinem Ende gekommen sind alle seine Brüder und Freunde, und ist vor denselben ehrlich und löblich gestorben.

b Fiel: Das ist: Er ist gestorben, da noch alle seine Brüder am Leben waren, die er hinter sich gelassen. Und so viel von Ismael: Jetzt folgt ferner wiederum des Isaaks Historie.

19. dies ist das Geschlecht Isaaks, Abrahams Sohnes: Abraham zeugte Isaak.

20. Isaak aber war vierzig Jahre alt, da er Rebekka zum Weibe nahm, die Tochter Bethuels, des Syrers, von Mesopotamien, Labans, des Syrers, Schwester.

21. Isaak aber bat den Herrn für sein Weib, denn sie war unfruchtbar. Und der Herr ließ sich erbitten, und Rebekka, sein Weib, wurde schwanger. {1Chr 1v34}

a Unfruchtbar: Lies es sich darum zwanzig ganze Jahre viel anderes ansehen, als Gott dem Abraham verheißen hatte, dass er seinen Samen mehren wollte. Weil, wie hier steht, so ist Isaak vierzig Jahre alt worden, da er Rebekka geheiratet, und folgt später, dass er sechzig Jahr hatte, da ihm seine beide Söhne Esau und Jakob geboren wurden. (Also prüft Gott oftmals unsern Glauben, indem, dass der Fortgang seiner Verheißungen nicht gleich folgt: Aber wir sollen die Zeit erwarten, Gott wird uns nicht betrügen, sonderlich, da wir ihn aus Glauben anrufen.)

22. Und die Kinder stießen sich miteinander in ihrem Leibe. Da sprach sie: Da mir es also sollte gehen, warum bin ich schwanger geworden? Und sie ging hin, den Herrn zu fragen.

a Schwanger wurde: Es hatte sie angefangen zu bereuen, dass sie um Kinder gebeten hatte, weil aus dem Stoßen der Kinder im Leibe sie die Rechnung machte, es möchte ihr das Leben gelten, welches sie würde in der Geburt büßen müssen.

b Zu fragen: Welchergestalt sie den Herrn Rates erfragt, und wie es damit zugegangen, davon sagt Mose nichts: Es ist aber vermutlich, dass sie von dem Patriarchen Sem, der da noch am Leben war, den Willen Gottes erkundigte und sich Bescheid bei ihm eingeholt hat.

23. Und der Herr sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Leute werden sich scheiden aus deinem Leibe; und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Größere wird dem Kleinem dienen. {Mt 1v2 , Lk 3v34 , Röm 9v10 , v11 , v12}

a Zwei Völker: Das ist: Du wirst Zwillinge gebären, deren ein jeder ein großer Herr sein wird und von einem jeden ein besonderes Volk herkommen wird.

b Überlegen sein: Das ist: Sie werden miteinander kriegen und streiten, und wird je einer den anderen unter seine Gewalt bringen wollen.

c Dienen: Das ist: Welchem von wegen seiner ersten Geburt, die Herrschaft sollte gebühren, der wird dem anderen müssen unterworfen sein. (Gleich, wie aber Jakob dem Esau, seinem Bruder, vorgezogen wird, da sie noch alle beide im Mutterleibe waren und keiner weder Böses noch Gutes getan hatte: Also erlangen wir die Seligkeit umsonst, aus Gnade, nach der Wahl Gottes und nicht aus unserem Verdienst {Röm 9}. Und sind die Idumeer, welche von Esau ihren Ursprung gehabt, endlich unter der Israeliten Joch gekommen, wie die Bücher der Könige bezeugen (Es werden aber hier durch ein Gleichnis zweierlei Kirchen vorgebildet, wie es Paulus {Röm 9v13 , v14 , v15} deutet, unter denen die eine, so der Verheißung von Christo glaubt, die rechte und wahre Kirche ist, welche Gott liebt und ihr das ewige Leben schenkt: Die andere, welche dem Wort des Evangeliums nicht Glauben gibt, ist die falsche und von Gott verstoßene und verworfene Kirche. Diese beide Kirchen stoßen sich allewege und kriegen wider einander.)

24. Da nun die Zeit kam, dass sie gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leibe.

25. Der erste, der herauskam, war rötlich, ganz rauh wie ein Fell; und sie nannten ihn Esau.

a Esau: Das ist: Ein Täter, als wollte Isaak sagen: Der wird es tun. Denn er hoffte, dieser würde große Dinge ausrichten.

26. Danach kam heraus sein Bruder, der hielt mit seiner Hand die Ferse des Esau; und hießen ihn Jakob. Sechzig Jahre alt war Isaak, da sie geboren wurden. {Mt 1v2}

a Ferse: Es ist darum sehr gefährlich zugegangen in der Geburt.

b Jakob: Das ist: Ein Untertreter, denn er sollte seinen Bruder Esau übers Bein werfen, und ihn also betrügen und überwinden.

c Sechzig Jahr: Sind darum zwanzig Jahre gewesen von der Hochzeit an, bis zur Kindertaufe, und ließ sich es ansehen, als wäre die Verheißung von dem zukünftigen Samen aus.

27. Und da nun die Knaben groß wurden, wurde Esau ein Jäger und ein Ackermann, Jakob aber ein frommer Mann und blieb in den Hütten.

a Ackermann: Das ist: Er ging mit solchen Sachen um, welche anmutig, ansehnlich und zur Haushaltung dienlich waren, und hatte mit weltlichen Geschäften zu tun.

b Fromm: Das ist: Aufrichtig und redlich, dazu gottesfürchtig, sanftmütig und demütig, hielt sich daheim, und lag dem Worte Gottes ob, welches er täglich in der Hütte, als in einer Hauskapelle, hörte und lernte, verrichtete daneben die häuslichen Geschäfte.

28. Und Isaak hatte Esau lieb und aß gern von seinem Weidwerk; Rebekka aber hatte Jakob lieb.

a Esau lieb: Dies war eine fleischliche Zuneigung in dem Isaak, und schöpfte er sich selber einen vergeblichen Wahn, er würde sich besser in die Sachen zu schicken wissen als der Jakob, darum ihm auch die Erstgeburt billig gebührte.

b Jakob lieb: Von wegen seiner Aufrichtigkeit und Frömmigkeit.

29. Und Jakob kochte ein Gericht. Da kam Esau vom Felde und war müde

30. und sprach zu Jakob: Lass mich kosten das rote Gericht, denn ich bin müde. Daher heißt er Edom.

a Edom: Nämlich, von der Röte, darum, dass er in der Geburt eine überaus rote Farbe hatte, und weil er um ein rotes Gericht, das Recht seiner ersten Geburt verkauft hatte. (Denn die Esauiter, das heißt, die Feinde der Kirchen, färben sich mit dem Blut der Christen.)

31. Aber Jakob sprach: Verkaufe mir heute deine Erstgeburt.

a Verkaufe: Nämlich, das Recht der ersten Geburt, das ist, die Herrschaft im Hause, und zwei Teile vom Erbe, so wie wir von unserem Vater zu erwarten haben, dass ich solcher Freiheiten an deiner statthabe. Es gebührten aber diese Freiheiten dem Jakob, wegen der göttlichen Weissagung, wie oben gehört. Darum tut ihm Jakob recht, dass er die Gelegenheit an die Hand nimmt, und sich deren gebraucht, damit er dieselben viel mehr mit Willen vom Esau herausbringe, als wider seinem Willen von ihm erzwinge.

32. Esau antwortete: Siehe, ich muss doch sterben, was soll mir dann die Erstgeburt?

a Sterben: Das ist: Wenn ich jetzt aus Mattigkeit hungers stürbe, was würde mir es danach nützen, dass ich der Erstgeborene gewesen wäre?

33. Jakob sprach: So schwöre mir heute. Und er schwur ihm und verkaufte also Jakob seine Erstgeburt. {1Mos 27v36 , Hebr 12v16}.

a Schwöre: Zur Besteigung dieses Kaufs.

34. Da gab ihm Jakob Brot und das Linsengericht, und er aß und trank; und stand auf und ging davon. Also verachtete Esau seine Erstgeburt.

a Verachtet: Denn er meinte, er wollte seinen Bruder anführen und danach seiner nur dazu spotten, weil es ihm kein rechter ernst mit dem Kauf war, sondern er hat gedacht, es könnte ihm nicht fehlen und müsste ihm sein Recht der ersten Geburt samt dem Segen bleiben: Jakob aber wäre gar zu einfältig, dass er meinte, die erste Geburt also einfach zu erhalten. Aber weil er Gott und seinen Nächsten also verachtet, geschieht ihm, was er einem anderen zu tun begehrte, dass er die erste Geburt verliert und hinter dem Segen hingeht. (Also tun auch die, welche sich in dies zeitliche Leben und die weltlichen Wohllüste zu sehr verlieben, dass sie um derselben willen das Recht, welches sie zum Himmelreich haben, übergeben und von der Hand lassen: Und betrachten im Geringsten nicht, was für großen Schaden sie sich selber tun, bis sie es mit Verlust der ewigen Seligkeit erfahren, dass sie an Gottes Gnade und Barmherzigkeit verzweifeln müssen, die sie zuvor mutwillig verachtet und von sich gestoßen haben.)


Das 26. Kapitel


1. Da teure Zeit einfällt, tröstet Gott den Isaak und wiederholt ihm die Verheißung von Christo, und dass er seinen Samen mehren wolle, Vers. 1.

2. Isaak tut dergleichen unter den Philistern, als ob die Rebekka seine Schwester wäre. v. 6.

3. Und da er reich wird, verstopfen die Philister aus Neid die Brunnen, welche Isaaks Knechte gegraben hatten. Also, dass er der Not wegen, von ihnen zu weichen gedrungen wird: Darum ihm der Herr wieder einmal von Neuen erscheint und ihn tröstet, v. 12.

4. Endlich kommt der Philister König selbst zum Isaak, begehrt seiner Freundschaft, und macht einen Bund mit ihm, v. 26.

1. Es kam aber eine Teuerung ins Land über die vorige, so zu Abrahams Zeiten war. Und Isaak zog zu Abimelech, der Philister König, gen Gerar.

a Zog: Nämlich aus großer Not dazu getrieben, damit er nicht mit seinem Personal, welches ohne Zweifel nicht geringer gewesen ist, als wie es sein Vater Abraham gehabt, im Lande Kanaan hungers stürbe. (Also es ist kein Unglück auf Erden, darin nicht auch die Frommen bisweilen geraten. Und werden wir oft von unserem Vaterlande vertrieben, damit wir desto größeres Verlangen nach dem Himmel haben.)

b Gerar: Zu einer Stadt im Philister Lande, wo der König seine Regierung hatte.

2. Da erschien ihm der Herr und sprach: Zieh nicht hinab nach Ägypten, sondern bleibe in dem Lande, das ich dir sage.

a Erschien: Weil Isaak in Sorgen und Ängsten steckte und des Trostes sehr bedürftig war, so verlässt ihn Gott nicht. (Denn Gott hilft den Frommen zu rechter Zeit, und sorgt für uns, wir sind gleich in der Fremde oder daheim.)

b Dem Lande: Das ist: Schlage das Land Kanaan nicht allerdings aus der acht, dass du nicht mehr darinnen wohnen wolltest.

3. Sei ein Fremdling in diesem Lande, und ich will mit dir sein und dich segnen; denn dir und deinem Samen will ich alle diese Länder geben und will meinen Eid bestätigen, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe, {1Mos 12v7 , 13v15 , 15v18}

a Fremdling: Suche hin und wieder gelegene Örter, da du wohnen möchtest, obgleich du keinen gewissen erblichen und eigentümlichen Sitz darinnen hast.

b Segnen: Das ist: Ich will stets um und bei dir sein, will dich beschützen und dir wohltun.

c Samen: Oder Nachkommen. Es hat aber Isaak das Land Kanaan allein im Glauben, und in der Hoffnung besessen. Denn er die ganze Zeit seines Lebens nicht darinnen regierte oder darüber geherrscht hat, sondern durch den Glauben auf ein besseres, nämlich auf das himmlische Vaterland gesehen.

d Abraham: Gott führt dem Isaak zu Gemüt und erinnert ihn aufs Allerfreundlichste der Verheißungen, die zuvor seinem Vater Abraham geschehen sind, damit er ihm zu verstehen gebe, was er seinem Vater verheißen hat, das wolle er ihm zu seiner Zeit auch halten. (Also sollen wir auch die allgemeinen alten göttlichen Verheißungen in uns erneuern und uns zueignen.)

4. und will deinen Samen mehren wie die Sterne am Himmel und will deinem Samen alle diese Länder geben. Und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, † {1Mos 12v3 , 18v18}.

a Alle Völker: Nach der Verheißung vom Lande Kanaan und Vermehrung seines Samens wird auch die Verheißung von Christo angehängt.

b Gesegnet: Das ist: Sie sollen gerecht und selig werden, nicht durch ihre Werke und Verdienst, sondern um Christi willen, welcher als ein wahrer Gott ein Urheber und Anfang ist des ewigen Segens. Er wird aber auch zugleich wahrer Mensch sein und aus deinem Geschlecht herkommen und geboren werden. (Und sollen durch ihn nicht allein die gläubigen Juden, sondern auch, welche aus den Heiden das Evangelium mit Glauben annehmen werden, die Seligkeit erlangen.)

5. darum dass Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen ist und hat gehalten meine Rechte, meine Gebote, meine Weise und meine Gesetze.

a Gehorsam: Nämlich, da er willig und bereit war, dich nach meinem Befehl aufzuopfern, und alles getan hat, was ich von ihm begehrt habe.

b Weise: Als da sind gewesen die Beschneidung und die Opfer. Er ist aber durch diese Werke nicht gerecht geworden, sondern hat mit seinem Gehorsam und seinen Werken bezeugt, dass er zuvor durch den Glauben gerechtfertigt sei. (Und tut Gott um der Eltern Frömmigkeit willen auch frommen Kindern Gutes.)

6. Also wohnte Isaak zu Gerar.

a Wohnte: Auf den empfangenen Befehl und gegebenen Trost von Gott gibt sich Isaak zufrieden und bleibt am selben Ort: Verharrt also stark im Glauben, obwohl die Teuerung das Land Kanaan drückte. Aber bald darauf gibt er wiederum seine Kleinmütigkeit und Schwachheit an Tag, da er sich scheut, und fürchtet sich vor den Leuten seines Weibes wegen.

7. Und wenn die Leute am selben Orte fragten von seinem Weibe, so sprach er: Sie ist meine Schwester. Denn er fürchtete sich, zu sagen: Sie ist mein Weib; sie möchten mich erwürgen um Rebekkas willen; denn sie war schön von Angesicht.

a Seinem Weibe: Wer sie wäre. Denn die Rebekka hatte auch im hohen Alter noch eine schöne Gestalt war.

b Erwürgen: Damit sie später die Rebekka frei und ungehindert zu sich nehmen und ihres Gefallens mit ihr umgehen konnten. Durch welchen unzeitigen Rat es wenig fehlte, dass er seines Weibes Zucht und Ehre in Gefahr gesetzt hätte. (Also geschieht es, dass auch heilige Leute es oft grob übersehen und aus Schwachheit straucheln. Darum sollen wir Gott fleißig bitten und anrufen, dass er uns mit seinem Heiligen Geist regiere, und wenn wir je gefallen sind, dass wir nicht in Verzweiflung geraten.)

8. Als er nun eine Zeit lang da war, sah Abimelech, der Philister König, durchs Fenster und wurde gewahr, dass Isaak scherzte mit seinem Weibe Rebekka.

a Scherzte: Er ist vielleicht in der Stube bei ihr gesessen, und hat sie ehrlich umfangen und im Arm gehabt. (Denn dergleichen ehrliche Kurzweil und Freundlichkeit der Eheleute gegeneinander sind Gott gar nicht zuwider.)

9. Da rief Abimelech dem Isaak und sprach: Siehe, es ist dein Weib. Wie hast du denn gesagt: Sie ist meine Schwester? Isaak antwortete ihm: Ich gedachte, ich möchte vielleicht sterben müssen um ihretwillen.

a Sterben: Das ist: Ich fürchtete mich, dass nicht jemand sie mir entführen und mich umbringen würde. Es hätte aber Isaak mit dieser seiner unnötigen vergeblichen Furcht und solchem unbedachtsamen Rat, wo Gott es nicht sonderlich verhütet und abgewehrt hätte, sein Weib leicht um ihre Ehre bringen können, und hat den Leuten zu Gerar Anlass und Gelegenheit an die Hand gegeben, zu sündigen. Darum ihm es auch Abimelech höflich beweist.

10. Abimelech sprach: Warum hast du denn uns das getan? Es wäre leicht geschehen, dass jemand vom Volk sich zu deinem Weibe gelegt hätte, und hättest also eine Schuld auf uns gebracht.

a Gelegt: In dem er nicht gewusst, dass es dein Weib wäre, und hätte nichtsdestoweniger unwissend einen Ehebruch und also eine große Sünde begangen, welche Gott ohne Zweifel strafen würde. (Dieser König hat die Unzucht und heimliche Schurkerei für keinen Scherz gehalten, sondern davor einen Abscheu gehabt, daran er zwar recht getan hat.)

11. Da gebot Abimelech allem Volk und sprach: Wer diesen Mann oder sein Weib antastet, der soll des Todes sterben.

a Gebot: Damit dem Isaak auch künftig von niemand eine Unbilligkeit wiederführe, oder sonst Bedrängnis geschehe, so lässt der König deswegen ein Mandat ausgehen, und verschafft dem Isaak Sicherheit, da er in der Fremde sich enthält. (Also weiß Gott unsere unbesonnenen Rat- und Anschläge nach seiner Güte zu verbessern.)

12. Und Isaak säte in dem Lande und kriegte desselben Jahrs hundertfältig; denn der Herr segnete ihn.

a Lande: Auf dem Acker, der ihm vom Könige Abimelech entweder gutwillig und umsonst eine Zeit lang übergeben wurde, dass er ihn bebauen sollte: Oder aber hat ihn um einen Zins erstanden.

b Segnete: (Denn die Fruchtbarkeit und dass ein Land wohl trägt, ist nicht des Ackers schuld, dass er wohl bebaut ist, noch des Gewitters, sondern kommt her aus Gottes Segen und Wohltat.)

13. Und er wurde ein großer Mann, ging und nahm zu, bis er fast groß wurde,

a Fast groß: Das ist: Er ist durch den Segen Gottes bald reich geworden. (Denn Gott erquickt die Seinen nach ausgestandenem Unglück wiederum auch mit zeitlichen Wohltaten.)

14. dass er viel Guts hatte an kleinem und großem Vieh und ein großes Personal. Darum neideten ihn die Philister

a Neideten: Bald nachdem sich die Sache wiederum wohl angelassen und ein feines Ansehen hatte, überfällt den Isaak wieder einmal ein neues Unglück. Denn da er wider alle Hoffnung einmal reich wird und hervorkommt, werden ihm des Abimelechs Untertanen feind. (Denn großes Glück und heimlicher Neid sind gewöhnlich beisammen.)

15. und verstopften alle Brunnen, die seines Vaters Knechte gegraben hatten, zur Zeit Abrahams, seines Vaters, und füllten sie mit Erde,

a Verstopften: Denn sie hofften, Isaak würde mit einem so großen Personal und großer Herde ohne Wasser nicht lange sein können und also von sich selbst das Land räumen müssen. (Dabei man sieht, wie die Kinder dieser Welt so listig sind.) Und ist der Neid in ihnen so groß, dass sie selber auch viel eher des Wassers entbehren wollen, als einen Ausländer länger dulden. Denn das ist der neidischen Leute Art, dass sie sich selbst etlichermaßen auch zugleich mit Schaden tun, nur damit einem anderen größerer Schade geschehe: Nach dem Sprichwort: Ein böser Bauer wäre gern einäugig, nur damit der andere erblindet.

16. dass auch Abimelech zu ihm sprach: Zieh von uns, denn du bist uns zu mächtig worden.

a Zieh: Weil Isaak als ein Fremdling zu der Unbilligkeit, die ihm von des Abimelechs Untertanen zugefügt wurde, stillschweige und es unbeantwortet geschehen ließ, aber die Philister von ihrem gefassten Neid nicht abließen, sondern je länger je heftiger wider ihn erbittert wurden, ist die Sache so weit eingerissen, dass sich auch der König endlich dahin überreden und antreiben ließ, dass er meinte, dieser Fremdling sei nicht mehr zu dulden, weil er je länger je mächtiger würde, und die Einwohner deswegen einen Argwohn auf ihn geworfen hatten. (Also sehen wir, wie der Herren Gunst und Freundschaft nicht lange währt und sehr unbeständig ist.)

17. Da zog Isaak von dort und schlug sein Gezelt auf im Grunde Gerar und wohnte allda.

a Dort: Es ist dem Isaak ohne allen Zweifel sehr beschwerlich gewesen und hat seinem Glauben einen harten Stoß gegeben, da er sah, dass ihm kein gelegener Platz zur Wohnung gelassen werde, auch in dem Lande, davon er doch die göttliche Verheißung hatte: Jedoch begehrt er darum keinen Aufruhr zu erregen, sondern weicht dem Neid aus dem Wege und will doch auch nicht das ganze Land Kanaan räumen oder gar verlassen, damit er nicht dafür angesehen würde, als wollte er die Verheißung Gottes, von der Besitzung dieses Landes allerdings verachten und in den Wind schlagen.

b Gezelt: Denn Isaak hat in Hütten oder Zelten gewohnt, {Hebr 11v9}.

18. Und ließ die Wasserbrunnen wieder aufgraben, die sie zu Abrahams Zeiten, seines Vaters, gegraben hatten, welche die Philister verstopft hatten nach Abrahams Tod, und nannte sie mit denselben Namen, da sie sein Vater mit genannt hatte.

a Verstopft: Das ist: Er hat etliche Brunnen wiederum säubern lassen, darin man allerlei Dreck geworfen, und sie damit verdorben hatte, dass man sie nicht nutzen konnte. Denn es ist im gelobten Land nicht ein solcher Überfluss an Wasser gewesen, wie bei uns in Deutschland. Darum viel Zank und Unwillen darüber entstand, sonderlich da die Gemüter und Herzen vorhin widereinander verbittert waren.

19. Auch gruben Isaaks Knechte im Grunde und fanden dort einen Brunnen lebendigen Wassers.

20. Aber die Hirten von Gerar zankten mit den Hirten Isaaks und sprachen: Das Wasser ist unser. Da hieß er den Brunnen Esek, darum dass sie ihm da Unrecht getan hatten.

a Unser: Schau, wie unbillige und verwegene Leute die Philister sind: Sie hatten den Brunnen nicht gegraben und eignen sich dennoch das Wasser zu, und wehren des Isaacs Hirten, dass sie keine Nutzung davon haben konnten. (So unverschämt sind die gottlosen Weltkinder, dass sie sich Rechte und eine Gerechtigkeit anmaßen, da sie doch weder Fug noch einigen Schein des Rechtes haben.)

b Esek: Das ist: Unrecht, weil man ihm da Gewalt und Unrecht getan hatte.

* Esek: Luther).: Heißt unrecht, wenn man jemand Gewalt und unrecht tut.

21. Da gruben sie einen andern Brunnen, da zankten sie auch über; darum hieß er ihn Sitna.

a Zankten sie: Nämlich, die Philister, dass sie nicht zulassen wollten, dass des Isaaks Personal desselben Wassers gebraucht hätte.

b Sitna: Das ist: Feindschaft oder Widerstand, weil er eine Ursache zu Zank und Hader gab: Obwohl der Brunnen für sich selbst nicht schuldig daran war, sondern die bösen und gottlosen Leute. Und hat der fromme Isaak solche viel und mannigfaltige Unbilligkeit mit großer Geduld geschluckt und vertragen: Denn er weder mit Gewalt noch mit einigem rechtlichen Prozess sich wider sie auflehnt, sondern weicht der Philister Bosheit und gibt ihnen Platz.

Sitna: Luther). Heißt Widerstand, daher der Teufel Satan heißt, das ist, Widerwärtiger.

22. Da machte er sich von dort und grub einen andern Brunnen, da zankten sie sich nicht über; darum hieß er ihn Rehoboth und sprach: Nun hat uns der Herr Raum gemacht und uns wachsen lassen im Lande.

a Rehoboth: Das ist: Ein Raum oder eine Ausbreitung und will so viel sagen: Jetzt hat uns Gott aus unseren Nöten und von dem verdrießlichen Zanken erlöst und Platz gemacht, dass wir durch Gottes Segen unsere Nahrung besser und reichlicher werden haben, denn zuvor, da wir unter den zänkischen und neidischen Leuten steckten. (Nach dieses Patriarchen Beispiel sollen wir, um Friedens willen, uns unseres Rechtes begeben, und anderen Leuten etwas nachlassen.)

* Rehoboth: Luther). Heißt Raum oder Breite, das nicht Enge ist.

23. Danach zog er von dort gen Bersaba.

24. Und der Herr erschien ihm in derselben Nacht und sprach: Ich bin deines Vaters Abraham Gott. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich segnen und deinen Samen mehren um meines Knechts Abrahams willen.

a Abrahams Gott: (Lebt also Abraham vor Gott und wird wiederum auferstehen {Mt 22}. Denn was wäre dem Abraham, der zeitlich gestorben war, sonst damit gedient, dass er einen gnädigen Gott hätte, wenn die Seele mit dem Leibe umgekommen wäre, und der Leib nicht wieder aufstehen würde.)

b Fürchte: Das ist: Überwinde die Beschwernisse, so dir zur Hand zustoßen, mit standhaftem Gemüt.

c Mit dir: Dass ich dir helfe, und dich erhalte.

d Segnen: Damit künftig deine Sachen einen glücklichen Fortgang gewinnen.

e Samen: Deine Nachkommen.

f Abrahams willen: Den ich so hoch liebe, dass ich auch um seinetwillen dir desto gnädiger sei, und mehr Gutes tun will, weil du sein Sohn bist. Solchen Trost hat Isaak sehr wohl bedurft, nachdem er, wie wir bisher vernommen, so viel und mancherlei Anstöße erlitten.

25. Da baute er einen Altar dort und predigte von dem Namen des Herrn und richtete dort seine Hütte auf; und seine Knechte gruben dort einen Brunnen.

a Baute: Zum Zeichen schuldiger Dankbarkeit für den empfangenen Trost, dadurch er seinen Glauben gestärkt und sich wiederum aufgerichtet hatte.

b Namen: Das ist: Von der Verheißung Christi, als des gesegneten Samens, und rief mit den Seinen Gott an durch ein gläubiges Gebet. (Denn man soll die Übung in der Religion nie beiseitestellen.)

c Hütten: Denn er, als ein Ausländer und Fremdling, im gelobten Lande seine Wohnung oft verändern musste, darum er anstatt eines Hauses, nur Hütten brauchte.

26. Und Abimelech ging zu ihm von Gerar, und Ahusath, sein Freund, und Phichol, sein Feldhauptmann. {1Mos 21v22}

a Freund: Das ist: Da er etliche seiner guten Freunde und seine Hofdiener zu sich genommen.

b Feldhauptmann: Der auch zugegen war, in Willens, mit dem Isaak sich freundlich zu unterreden. Denn der Philister Neid wider Isaak war etlichermaßen erloschen, und hatten nach seinem Abzug wider ein gutes Herz zu ihm bekommen. Hat also Isaak durch seine Geduld, der Philister Gemüter überwunden und erweicht, dass sie jetzt unaufgefordert kommen und seiner Freundschaft begehren. (Denn die Feinde werden viel eher durch Guttaten, als mit Stärke überwunden.

27. Aber Isaak sprach zu ihnen: Warum kommt ihr zu mir? Hasst ihr mich doch und habt mich von euch getrieben.

a Warum: Der Anfang dieser Versammlung hat sich etwas rau angelassen. Denn es hat Isaak nicht allerdings dazu können noch sollen stillschweigen, noch viel weniger gut und recht oder wohlgetan heißen, dass sie so übel mit ihm gehandelt und ihm alles Leid zugefügt hatten.

b Hasst: Das ist: Ich werde mich eurer Freundschaft und guten Anerbietens wenig zu trösten haben, weil ich bis daher das Widerspiel erfahre.

28. Sie sprachen: Wir sehen mit sehenden Augen, dass der Herr mit dir ist. Darum sprachen wir: Es soll ein Eid zwischen uns und dir sein, und wollen einen Bund mit dir machen,

a Sprachen: Und begehrten, sich zu entschuldigen.

b Wir sehen: Das ist: Wir haben zuerst nicht nachgedacht und verstanden, woher du in deiner Haushaltung so zunimmst und an Habe und Gütern gemehrt wirst. Darum ist ein Missverstand und heimlicher Neid darüber zwischen uns erwachsen: Aber jetzt müssen wir gestehen, dass alles, was du hast und überkommst, durch Gottes Gnade und Segen dir widerfährt, der, wie wir sehen, für dich sorgt, und ein besonderes Auge auf dich hat.

c Sprachen wir: Das ist: Wir haben den Sachen besser nachgedacht und beratschlagt, welchergestalt dieser Missverstand hingelegt und künftiger Widerwille verhütet werden möchte.

29. dass du uns keinen Schaden tust, gleichwie wir dich nicht angetastet haben, und wie wir dir nichts denn alles Gute getan haben und dich mit Frieden ziehen lassen. Du aber bist nun der Gesegnete des Herrn.

a Angetastet: Das ist: Lieber lass uns einen Bund miteinander aufrichten und denselben mit dem Eid bestätigen, welcher vermöge, dass du uns keinen Schaden zufügst. Und will sich es in allewege gebühren, dass du solches nicht abschlägst. Denn obwohl vor der Zeit ein Missverstand sich unter uns erregte, so haben wir doch nicht mit Gewalt Hand an dich gelegt, sondern mit Frieden von uns ziehen lassen. Es hat uns aber zu solcher Friedensverhandlung verursacht, weil wir sehen, dass du ein frommer und aufrichtiger redlicher Mann bist, der bei Gott in Gnaden ist, aus dessen Segen du täglich zunimmst und mächtiger wirst.

30. Da machte er ihnen ein Mahl, und sie aßen und tranken.

a Da machte: Isaak ist nicht unversöhnlich, sondern verzeiht ihnen von Herzen, dass sie ihn beleidigt hatten, und erklärt solches nicht mit Worten allein, sondern auch mit der Tat. (Denn man soll denen, die um Verzeihung bitten, gern und willig vergeben.)

b Mahl: Das ist: Er hat den König, und seine ganze Gesellschaft zu Gast gehabt und frei ausgehalten und also die Freundschaft wiederum erneuert und bestätigt.

31. Und des Morgens frühe standen sie auf, und schwur einer dem andern; und Isaak ließ sie gehen, und sie zogen von ihm mit Frieden.

a Schwur: Nämlich nach dem die Friedensartikel gelesen, und der Bund bestätigt wurde, haben sie einander mit dem Eid verheißen, dass sie solchen Bund unverbrüchlich halten wollten.

b Frieden: Weil sie sich mit ihm wiederum versöhnt und vereinigt hatten.

32. Desselben Tages kamen Isaaks Knechte und sagten ihm an von dem Brunnen, den sie gegraben hatten, und sprachen zu ihm: Wir haben Wasser gefunden.

a Tages: Folgt noch ein andere Guttat Gottes, die dem Isaak über die vorige widerfahren und zur Hand kam.

b Sagten: Sind darum des Isaaks getreue Knechte und Diener gekommen und haben dem Isaak eine gute Botschaft gebracht. Denn es im selben Lande eine besondere und Herrliche Wohltat Gottes gewesen, wenn man genug gesundes Wasser findet für Menschen und für Tiere.

33. Und er nannte ihn Saba; daher heißt die Stadt Bersaba bis auf den heutigen Tag.

* Saba: Luther). Heißt ein Eid oder Schwur oder die Fülle, Ber aber heißt ein Brunnen.

a Saba: Welches Wörtlein beides, ein Eid oder Schwur und die Fülle bedeutet. Und ist dieser Brunnen ohne Zweifel ein Eid-Brunnen oder Schwör-Brunnen daher genannt worden, weil jetzt das andere Mal ein Bündnis dort eingegangen und gemacht wurde. Denn im 21. Kapitel lesen wir, dass nicht weit von dem Brunnen, welchen Abrahams Knechte gegraben hatten, Abraham und Abimelech einen Eid geschworen haben. Daher derselbe Ort zugleich den Namen bekam, dass man ihn hat angefangen, Ber Saba zu nennen. Welcher Name durch dies andere Bündnis und den dazu geleisteten Eid wiederum erneuert und mit Erfindung des Neuen Brunnen ist bestätigt worden. Und hat man auch später derselben Stadt, die man dort erbaut, den gleichen Namen gegeben.

b Heutigen Tag: Nämlich bis auf die Zeit, da dies von Mose geschrieben wurde.

34. Da Esau vierzig Jahre alt war, nahm er zum Weibe Judith, die Tochter Beris, des Hethiters; und Basmath, die Tochter Elons, des Hethiters.

a Da Esau: Nach vielem Glück schlägt wiederum ein Unglück herein. Denn der Erstgeborene und älteste Sohn Isaacs, welcher Alters halben witzig und verständig genug war, wenn es ihm nur nicht an der Gottseligkeit gemangelt hätte, verheiratet sich wider des Willens der Eltern.

a Und Basmath: Erstlich ist das am Esau nicht zu loben, dass er zwei Weiber zugleich zu gleicher Zeit nimmt: Danach tut er nicht recht, dass er sich unter die Hethiter, welches Volk von Gott verworfen war, verheiratet, und nicht viel mehr ein Weib zu gleicher Zeit nimmt aus des Abrahams Geschlecht: Und dann handelt er auch zum dritten Übel, dass er solche Weiber zu gleicher Zeit nimmt, an denen nichts Gutes war und die nur seine Eltern betrübt haben, welchergestalt sie aber ihren Schwager und die Schwiegermutter beleidigt und was sie wider dieselbe gesündigt, das sagt Mose zwar nicht. Ist aber wohl zu vermuten, weil sie aus einem abgöttischen gottlosen Volk ihre Herkunft hatten, dass sie auch viel mehr dem heidnischen Aberglauben nachgingen, als der rechten Religion zugetan waren: Und weil sie den Erstgeborenen Sohn genommen, dem, nach Gebrauch desselben Landes, beide die Herrschaft und das Priestertum gehörten, sind sie stolz und übermütig geworden und haben sich immerdar dem Isaak und der Rebekka widersetzt, dazu sie samt dem frommen Jakob, als den kleineren Sohn, verachteten. Haben also Isaak und Rebekka ihr stetiges Hauskreuz täglich gehabt. Und hat Gott auch die heiligen Patriarchen, welche ihm doch sehr lieb gewesen, mit allerlei widerwärtigen Zufällen in der Haushaltung beladen. Aber Esau ist darum nicht ungestraft geblieben, denn er von wegen solcher Verachtung seiner Eltern, dass er wider desselben Willen sich in eine Heirat eingelassen hat, später neben dem Segen hingegangen und davongekommen ist.

35. Die machten beide Isaak und Rebekka eitel Herzeleid.


Das 27. Kapitel


1. Isaak wird durch eine feine List betrogen, da er seinem jüngeren Sohn den Segen gibt, den er Esau seinem älteren Sohn mitzuteilen bedacht war, v. 1. 2. Deshalb Esau dem Jakob den Tod droht, v. 21. 3. Wird darum Jakob in Mesopotamien von seinen Eltern abgefertigt, damit er nicht auch ein kanaanäisches Weib nehme, und dass er von seinem Bruder nicht umgebracht würde, v. 43.

1. Und es begab sich, da Isaak war alt geworden, dass seine Augen dunkel wurden zu sehen, rief er Esau, seinem größeren Sohn, und sprach zu ihm: Mein Sohn! Er aber antwortete ihm: Hier bin ich.

a Alt: Denn er längst schon über die hundert Jahre war. (Und ist das Alter für sich selbst eine Krankheit. Darum sollen wir die Geschäfte unseres Berufes fleißig ausrichten, wenn wir noch gesund und stark sind.)

2. Und er sprach: Siehe, ich bin alt worden und weiß nicht, wann ich sterben soll.

a Sterben soll: (Denn es ist nichts Gewisseres denn der Tod: Also ist nichts Ungewisseres als die Stunde des Todes.) Und hat Isaak vor seinem Tode sein Testament machen wollen und den Segen unter seine beiden Söhne austeilen wollen.

3. So nimm nun dein Zeug, Köcher und Bogen und gehe aufs Feld und fange mir ein Wildbret

4. und mache mir ein Essen, wie ich es gerne habe, und bringe mir es herein, dass ich esse, dass dich meine Seele segne, ehe ich sterbe.

a Segne: Das ist: Dass ich dir Gutes wünsche, und mit solchem Wunsch dir zugleich in Kraft der mir gegebenen Gewalt, die mir von Gott verliehen ist, geistliche und leibliche Gaben mitteile.

b Ehe ich sterbe: Isaak tut recht, dass er vor seinem Tode begehrt, alle Sachen richtig zu machen, wie es nach seinem Absterben soll gehalten werden. (Denn wir sollen unseren Erben kein Anlass zu Zank und Uneinigkeit hinter uns verlassen.) Aber in dem irrt sich der gute und fromme Erzvater, dass er den Segen, welcher nach dem oben gehörten göttlichen Ausspruch dem Jakob, als dem Kleineren, gebührte, auf den älteren Sohn Esau verschieben will. Und ist zu vermuten, Isaak habe nichts anderes gemeint, denn solcher göttlicher Ausspruch sei allbereit in der Geburt erfüllt worden, und dass Jakob der erstgeborene Sohn würde gewesen sein, wo er nicht bereits im Mutterleibe vom Esau wäre überwunden und ihm also unterwürflich gemacht wurde. Zudem hat er gedacht, Esau sei zu allen Sachen aufrichtiger und tauglicher den Jakob, welcher nur stets daheim war, und sich mit schlechter Hausarbeit allein bekümmerte: Da im Gegenteil Esau sich hinaus aufs Feld begab und dem Jagen widmete, damit er sich denn sonderlich seines Vaters Gunst erwarb, von dem er dafür angesehen wurde, dass er in vielen Wegen den Vorzug der ersten Geburt und den Hauptsegen eher, als der Jakob haben sollte. Aber Rebekka hat die göttliche Weissagung besser verstanden. Das nämlich, der Größere auch der Erstgeborne wäre, und dass dem Kleineren, dem Jakob, nach dem Willen Gottes, der Vorzug der ersten Geburt und derselben Bestätigung, nämlich der Segen gebührte: Sonderlich, weil Esau bereits vorhin das Recht seiner ersten Geburt um ein Linsengericht seinem Bruder verkauft hatte, und dazu noch wider der Eltern Wille mit dem gottlosen Geschlecht der Hethiter sich in eine Heirat einließ. (Darum, so oft wir von dem Worte Gottes abweichen, so irren wir gröblich, und solches auch wohl bisweilen vortrefflichen und heiligen Leuten widerfahre. Darum wir nicht allerdings auf ihre Reden gehen, und uns darauf verlassen sollen, und lehrt uns dies Beispiel, wie die Gunst oft einen verhindere und irremache, dass er von einer Sache nicht recht urteilen kann, wie auch der Hass im Gegenteil zu tun pflegt.)

5. Rebekka aber hörte solche Worte, die Isaak zu seinem Sohne Esau sagte. Und Esau ging hin aufs Feld, dass er ein Wildbret jagte und heimbrächte.

a Hörte: Dass Isaak den Segen dem Jakob entwenden und dem Esau zueignen wollte.

b Feld: Unterdes erdenkt die Rebekka, aus Eingeben des Heilige Geistes, einen Rat, und Geschwindigkeit, damit der Segen auf den Jakob käme, welchem er verheißen war.

6. Da sprach Rebekka zu Jakob, ihrem Sohn: Siehe, ich habe gehört deinen Vater reden mit Esau, deinem Bruder, und sagen:

7. Bringe mir ein Wildbret und mache mir ein Essen, dass ich esse und dich segne vor dem Herrn, ehe ich sterbe.

8. So höre nun, mein Sohn, meine Stimme, was ich dich heiße.

9. Gehe hin zu der Herde und hole mir zwei gute Böcklein, dass ich deinem Vater ein Essen davon mache, wie er es gerne hat.

10. Das sollst du deinem Vater hineintragen, dass er esse, auf dass er dich segne vor seinem Tode.

11. Jakob aber sprach zu seiner Mutter Rebekka: Siehe, mein Bruder Esau ist rauch und ich glatt;

a Jakob aber: Die Mutter ist sehr freudig zu der Sache und hat ein gutes Herz, denn sie zweifelt nicht, der Ausgang werde glücklich und gut sein, weil sie sich auf die göttliche Verheißung verlässt und ihr Vertrauen darauf setzte. Aber Jakob war furchtsam und besorgte sich, es möchte dieser Anschlag nicht gut ausgehen, weil große Gefahr dabei wäre, und will doch auch der Mutter nicht gern zuwider sein.

12. so möchte vielleicht mein Vater mich begreifen, und würde vor ihm geachtet, als ob ich ihn betrügen wollte, und brächte über mich einen Fluch und nicht einen Segen.

13. Da sprach seine Mutter zu ihm: Der Fluch sei auf mir, mein Sohn; gehorche nur meiner Stimme, gehe und hole mir.

a Der Fluch: Will so viel sagen: Wenn dergleichen etwas, da Gott für sei, dir begegnen sollte, so will ich die Schuld und des Vaters Fluch tragen. Dies redet die Rebekka aus einem starken Glauben, denn sie hatte zu der göttlichen Weissagung, dass sie an den glücklichen Ausgang nicht zweifelte. (Es ist aber dies eine rechte Heldentat gewesen, darüber man sich verwundern muss, aber nicht leicht nachzufolgen steht, ohne besonderen göttlichen Beruf.)

b Hole: Nämlich, die zuvor gesagten zwei Böcke zu kochen und ein Essen davon zuzurichten, wie es deinem Vater Isaak anmutig ist, und er gern zu essen pflegt.

14. Da ging er hin und holte und brachte seiner Mutter. Da machte seine Mutter ein Essen, wie sein Vater gerne hatte,

15. und nahm Esaus, ihres größeren Sohnes, köstliche Kleider, die sie bei sich im Hause hatte, und zog sie Jakob an, ihrem kleineren Sohn;

a Köstliche Kleider: Die der Esau vielleicht angezogen und gebrauchte, wenn er das Priesteramt verrichtete. Und ist wohl zu glauben, dass die Patriarchen besondere Zeremonien hatten, wenn sie einen Segen austeilen wollen: Gleich, wie die Fürsten Personen sich aufs Herrlichste und stattlichste herausputzen, wenn sie ihr Leben vom Kaiser empfangen.

16. aber die Felle von den Böcklein tat sie ihm um seine Hände, und wo er glatt war am Halse.

a Glatt war: Auf das Jakob von wegen seiner glatten Haut nicht erkannt würde, braucht die Rebekka wieder einmal eine andere List, damit wenn der Vater ihm die Hand biete oder um den Hals falle und umfangen wollte, er nichts anderes vermeinte, denn er hätte den rauen Esau bei sich. Wie sie ihn nun also heraus gerüstet, schickt sie ihn hinein zu seinem Vater, mit dem Essen, so sie zugerichtet hat.

17. Und gab also das Essen mit Brot, wie sie es gemacht hatte, in Jakobs Hand, ihres Sohnes.

18. Und er ging hinein zu seinem Vater und sprach: Mein Vater! Er antwortete: Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?

a Wer bist du: Denn wie zu Anfang des Kapitels gemeldet wurde, so hat Isaak Alters halben sein Gesicht fast verloren, dass er nicht sehen, noch eins für dem anderen erkennen konnte.

19. Jakob sprach zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn; ich habe getan, wie du mir gesagt hast. Stehe auf, setze dich und iss von meinem Wildbret, auf dass mich deine Seele segne.

a Getan: Ich bin deinem Befehl nachgekommen, bin auf die Jagd gezogen und hab ein Wildbret gefangen, daraus ich dir ein Essen zubereitet nach deinem Begehren.

b Segne: Das ist: Dass du mir etwas Gutes wünschst und mir den Segen mitteilst, samt den Verheißungen, die den vorigen Patriarchen von Gott geschehen sind, wie nämlich aus unserem Geschlecht Christus soll geboren werden, und denn von der Besitzung des Landes Kanaan, davon du gesagt hast.

20. Isaak aber sprach zu seinem Sohn: Mein Sohn, wie hast du so bald gefunden? Er antwortete: Der Herr, dein Gott, bescherte mir es.

a So bald: Dem Isaak hat die Sache schier nicht recht einleuchten wollen, dass er so schnell wieder gekommen ist, welchen Zweifel ihm doch Jakob meisterlich auszureden weiß.

b Bescherte mir es: Der Jakob ist sehr keck und mutig. Aber er verließ sich auf der Mutter Befehl, welche sich gründete auf die göttliche Weissagung.

21. Da sprach Isaak zu Jakob: Tritt herzu, mein Sohn, dass ich dich begreife, ob du seist mein Sohn Esau oder nicht.

22. Also trat Jakob zu seinem Vater Isaak; und da er ihn begriffen hatte, sprach er: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände.

a Also trat: In was für Angst meint man wohl, dass Jakob da gewesen ist: Dennoch ist er zu ihm getreten.

b Die Stimme: Das ist: Aus der Stimme wollte ich schier urteilen, dass du der Jakob bist, aber weil deine Hände rau sind, so muss ich daraus schließen, dass es Esau sei, mein erstgeborener Sohn. Wird also der gute Alte betrogen, indem er dem Fühlen mehr traut als dem Gehör.

23. Und er kannte ihn nicht, denn seine Hände waren rau, wie Esaus, seines Bruders, Hände, und segnete ihn.

a Segnet: Das ist: Er machte sich gefasst dazu und wollte anfangen, ihn zu segnen.

24. Und er sprach zu ihm: Bist du mein Sohn Esau? Er antwortete: Ja, ich bin es.

a Bist du: Ist es gewiss also, wie du sagst? Dass du Esau bist, mein erstgeborener Sohn? Traut also Isaak noch nicht ganz, und ergibt sich doch endlich durch Gottes Schickung, dass er mit dem Segen fortfährt.

25. Da sprach er: So bringe mir her, mein Sohn, zu essen von deinem Wildbret, dass dich meine Seele segne. Da brachte er es ihm, und er aß; und trug ihm auch Wein hinein, und er trank.

26. Und Isaak, sein Vater, sprach zu ihm: Komm her und küsse mich, mein Sohn!

27. Er trat hinzu und küsste ihn. Da roch er den Geruch seiner Kleider; und segnete ihn und sprach: Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie ein Geruch des Feldes, das der Herr gesegnet hat.

a Feldes: Das ist: Mein Sohn, der da in seinen priesterlichen Kleidern vor mir steht, welche sehr lieblich und wohlriechend, und den ich jetzt segnen soll, damit er mein Nachkomme werde, erfrischt und erquickt mich nicht anderes, als wie die Ackerleute oder Weingärtner von einem lieblichen Geruch eines Ackers oder Weinberges, so von Gott mit Fruchtbarkeit gesegnet ist, erquickt werden.

28. Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde und Korn und Weins die Fülle. {Hebr 11v20}

a Gebe dir: Das ist: Gott wolle, dass dir der Himmel fruchtbaren Regen gebe, der die Erde befeuchte und fruchtbar mache, daher du allen Überfluss an Wein und Korn haben mögest. Und hat Isaak mit diesen Worten dem Jakob den häuslichen Segen mitgeteilt, dass er seine Nahrung und Kleidung zur vollen Genüge hätte.

29. Völker müssen dir dienen, und Leute müssen dir zu Fuße fallen. Sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Mutter Kinder müssen dir zu Fuße fallen. Verflucht sei, wer dir flucht; gesegnet sei, wer dich segnet!

a Völker: Folgt jetzt der Segen im weltlichen Regiment und wird Jakob hier zum Fürsten, Regenten, Herren und Überwinder gesetzt, nicht nur eines einigen Volks, sondern vieler Völker. Solche siegreichen Überwindungen und Herrschaften sind in dem König David und seinen Nachkommen erfüllt worden, welche auch die benachbarten Völker unter ihre Gewalt bezwungen haben.

b Sei ein Herr: Das ist: Ich setze dich zum Herrn und Priester ein in deinem Geschlecht. (Diese Weissagung ist vornehmlich in Christo erfüllt worden, welcher wahrhaftig der Herr und Priester ist unter seinen Brüdern, so aus Gnaden an Kindes statt angenommen sind, den auch seine christlichen Brüder als einen Herrn und Gott hoch achten und anbeten.) Jedoch wird dem Jakob auch hier das Reich und Priestertum in seinem Geschlecht aufgetragen, sonderlich aber wird er der Hoffnung des ewigen Lebens vergewissert. Welches er alles Isaak seinem Sohn wünscht: Weil er aber durch den Geist Gottes redet, so hat er ihm auch solches kräftig und im Werk mitgeteilt und hat Jakob denselben Segen im Glauben ergriffen, aber die Erfüllung und dass er völlig ins Werk gerichtet würde, hat er in Hoffnung auf seine Nachkommen erwartet. (Heutigentags werden uns in der Taufe Absolution und beim Abendmahl des Herrn nicht geringere Guttaten und Segen mitgeteilt. Denn es ist eben so viel, als wenn ein Kirchendiener, der das Evangelium predigt und die Sakramente austeilt, zu einem jeden Gläubigen spreche: Siehe, ich versetze und verordne dich zum Kind Gottes und Erben des Himmelreichs und teile dir mit Vergebung aller deiner Sünde und sage dir für gewiss zu, dass Gott der Vater, um des Verdienstes willen seines Sohnes, dich so sehr liebt, dass er dich ewig selig machen will. Aber solcher reicher Segen Gottes ist auf dieser Erde nicht ohne Kreuz, darunter doch die Frommen und Gläubigen nicht versinken.)

c Verflucht: Denn du wirst viele Feinde haben, die dich verfolgen werden. Dieselbigen sind nun, wer sie wollen, so werden sie von Gott wiederum verworfen und aus dem Himmelreich verstoßen sein müssen. (Denn die widerspenstigen und halsstarrigen Feinde der Kirchen, sind des Teufels Diener und Knechte.)

d Gesegnet: Obgleich er nicht deines Geschlechts ist, sondern von den Heiden seine Herkunft hat, und aber zu deiner Kirche sich verfügt wird, der soll auch eben desselben Segens genießen, den du hast, also, dass er mit dir der himmlischen Güter teilhaftig werde.

30. Als nun Isaak vollendet hatte den Segen über Jakob, und Jakob kaum hinausgegangen war von seinem Vater Isaak, da kam Esau, sein Bruder, von seiner Jagd

a Vollendet: Weil Jakob den Segen empfängt, so kommt unterdessen der andere Sohn, Esau, von seiner Jagd wieder heim und weiß nicht, dass er neben dem Segen wegging. (Also geschieht es, dass die Heuchler der Gnaden Gottes nicht können fähig sein, weil sie die Seligkeit mit ihren Werken suchen {Gal 5}.)

31. und machte auch ein Essen; und trug es hinein zu seinem Vater und sprach zu ihm: Stehe auf, mein Vater, und iss von dem Wildbret deines Sohnes, dass mich deine Seele segne.

a Mein Vater: Er spricht dem Vater freundlich zu, wie die Heuchler pflegen, dass sie mit Worten sich sich aufdrängen und vernehmen lassen, da sie doch im Herzen viel anderes gesinnt sind.

32. Da antwortete ihm Isaak, sein Vater: Wer bist du? Er sprach: Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn:

a Wer bist du?: Dass ich dich wieder einmal segnen soll, da ich doch meinen erstgeborenen Sohn Esau bereits gesegnet habe.

33. Da entsetzte sich Isaak über die Maßen sehr und sprach: Wer? Wo ist denn der Jäger, der mir gebracht hat, und ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet? Er wird auch gesegnet bleiben.

a Entsetzte: Denn ehe er sich recht bedachte und merken konnte, dass Jakob seinem Bruder Esau vorgekommen wäre und den Segen empfangen hätte, hat er sich besorgt, dass nicht etwa ein Fremder solchen Segen bekommt, und also seinem Geschlecht entwendet hätte, darum er anfangs nicht weniger erschrocken ist als der Esau selbst.

b Gesegnet bleiben: Das ist: Er sei gleich, wer er wolle, ob ich mich wohl in der Person geirrt habe, so ist doch das einmal gewiss, wie mir dessen der Heilige Geist in meinem Herzen Zeugnis gibt, dass er in der Wahrheit und kräftig gesegnet ist.

34. Als Esau diese Rede seines Vaters hörte, schrie er laut und war über die Maßen sehr betrübt; und sprach zu seinem Vater: Segne mich auch, mein Vater! {Hebr 12v17}

a Betrübt: Oder erbittert, das ist, neben dem, dass ihm die Sache zu Herzen gegangen und sehr wehe getan, hat er auch vor Zorn die Zähne zusammengebissen und zürnte.

35. Er aber sprach: Dein Bruder ist gekommen mit List und hat deinen Segen hinweg.

a Dein Bruder: Nachdem Isaak der göttlichen Weissagung, dass der Größere dem Kleineren dienen sollte, sich wiederum erinnert, und ihm selber zu Gemüt geführt, wie er zwar die rauen Hände gegriffen, aber daneben des Jakobs Stimme gehört hatte, bemerkt er, dass Jakob den Segen bereits hatte.

36. Da sprach er: Er heißt wohl Jakob; denn er hat mich nun zweimal untertreten. Meine Erstgeburt hat er dahin, und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen. Und sprach: Hast du mir denn keinen Segen vorbehalten? {1Mos 25v33}

Untertreten: Ekeb heißt eine Fußsohle. Daher kommt Jakob oder Jakob, ein Untertreter oder der mit den Füßen tritt. Und bedeutet allen Gläubigen, die durch das Evangelium die Welt, das Fleisch und den Teufel mit Sünde und Tod unter sich treten durch Christus.

a Erstgeburt: Da er mir dieselbe um ein Linsen Gericht abkaufte.

b Keinen Segen: Esau erkennt seine Sünde noch nicht, dass er bisher der rechten Religion sich wenig angenommen und wider der Eltern Willen unter die Hethiter sich verheiratet hatte: Dass er auch das Recht seiner ersten Geburt, samt dem Segen und anderen Gaben Gottes, so der ersten Geburt anhängig waren, verächtlich hingeworfen, und um ein Linsengericht verkauft hatte. Mit welchen und anderen mehr Sünden er sich grob wider Gott vergriff: Solches alles ungeachtet, verdrießt ihn allein, dass er hört, wie er den Segen verloren habe, und begehrt so wenig Buße zu tun und sich zu bessern, dass er noch darüber seinen frommen Bruder zu Unrecht anklagt, und ihm alle Schuld zumisst, missgönnt ihm den erlangten Segen, wünscht ihm (wie wir später hören werden) dazu den Tod und will den Vater schier mit Gewalt zwingen, dass er ihm einen anderen Segen geben solle. Lässt sich aber durch nichts anfechten, wie er bei Gott möchte wieder ausgesöhnt werden, den er mit seinem gottlosen Wesen erzürnt hatte. Spricht darum die Epistel zum Hebräer recht, dass er keinen Platz oder Raum mehr zur Buße gefunden habe, obgleich er sie mit Tränen gesucht {Hebr 12}. (Denn Gott schlägt zwar denen, die wahrhaftig Buße tun, die Gnade nicht ab, sondern die erdichtete falsche Buße, als wie an dem Esau gespürt wird, nimmt Gott nicht an. Sollen wir darum nicht gottlos und verrucht sein wie Esau, damit es nicht mit uns dazu komme, dass wir keine wahrhafte Buße mehr tun können, und also ins Verderben geraten.)

37. Isaak antwortete und sprach zu ihm: Ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt, und alle seine Brüder habe ich ihm zu Knechten gemacht, mit Korn und Wein habe ich ihn versehen: Was soll ich doch dir nun tun, mein Sohn?

a Ich habe: Isaak will den Segen, so er einmal über den Jakob ausgesprochen hat, nicht widerrufen.

b Versehen: Das ist: Ich habe ihm das Priestertum samt der weltlichen Herrschaft übergeben, dazu mit allem, was zur häuslichen Unterhaltung gehört, darum er alles bekommen und hinweg hat, was man einem Menschen Stattliches und Vortreffliches zustellen kann.

c tun: Was soll ich dir geben, wenn er alles zuvor hinweg hat?

38. Esau sprach zu seinem Vater: Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne mich auch, mein Vater! Und hob auf seine Stimme und weinte.

a Einen Segen: Da hört man noch von keiner wahren Buße, sondern trachtet nur dahin, wie er von dem Segen, an zeitlicher Wohlfahrt und Glückseligkeit auch etwas bekommen könne, er habe gleich einen gnädigen oder ungnädigen Gott.

39. Da antwortete Isaak, sein Vater, und sprach zu ihm: Siehe da, du wirst eine fette Wohnung haben auf Erden und vom Tau des Himmels von oben her. {Hebr 11v20}

a Du wirst: Das ist: Ich verheiße dir, dass du auch wirst ein gutes fruchtbares Land besitzen und dass dir an zeitlicher Nahrung nichts abgehen wird. (Denn es beschert auch Gott den Gottlosen oftmals viel und gutes Glück, damit er sie zur Buße reizt und lockt.:

40. Deines Schwertes wirst du dich nähren und deinem Bruder dienen. Und es wird geschehen, dass du auch ein Herr und sein Joch von deinem Halse reißen wirst.

a Deines Schwertes: Das ist: Du wirst dich vor deinen Feinden schützen und sie von dir abtreiben, wenn sie dich überwältigen wollen, und wirst mit Gewalt fahren, damit du auch etwas bekommst oder wie man‘s sonst nennt, du wirst dich im Kampf nähren.

b Bruder dienen: Das ist: Seine Nachkommen werden über deine Nachkommen herrschen: Welches zu des Königs Davids Zeiten ist erfüllt worden, der sich die Idumeer, das ist, die Esauiten und Esaus Nachkommen unterwürflich gemacht.

c Halse reißen: Das ist: Deine Nachkommen werden einmal aufhören den Israeliten zu dienen, welches geschehen ist, da die Idumeer vom Könige Joram abgefallen. Davon man lesen mag im 2. Buch der Könige, Kap. 8.

41. Und Esau war Jakob gram um des Segens willen, damit ihn sein Vater gesegnet hatte, und sprach in seinem Herzen: Es wird die Zeit bald kommen, dass mein Vater Leid tragen muss; denn ich will meinen Bruder Jakob erwürgen. {Obd 1v10}

a Gesegnet: Denn er nicht anderes sich bedenken ließ, als dass der Segen ihm von Rechts wegen gebührt.

b Seinem Herzen: Als das vor Zorn brannte und voll Hasses wider seines Bruders steckte, dazu ihn ohne Zweifel seine hethitischen Weiber noch mehr gereizt und hitziger gemacht.

c Leid tragen: Das ist: Ich will die Sache dahin richten, dass es meinem Vater in Kürze bereuen und leid werden soll, dass er mir meinen Segen entwendet und meinem jüngsten Bruder gegeben hat.

d Erwürgen: Schau, wie wenig der gottlose Mensch sich gebessert hat, nachdem er um den Segen kam. (Denn die in einem verkehrten Sinn gegeben sind, werden weder durch Strafen noch durch Guttaten zurechtgebracht.)

42. Da wurden Rebekka angesagt diese Worte ihres größeren Sohnes Esau; und schickte hin und ließ Jakob, ihrem kleineren Sohn, rufen und sprach zu ihm: Siehe, dein Bruder Esau droht dir, dass er dich erwürgen will.

a Angesagt: Obwohl Esau ohne Zweifel seinen blutdürstigen Anschlag heimlich gehalten, so sind ihm doch unversehens etliche Wort entfahren, und von einem frommen Menschen der Rebekka verkündigt worden.

b Schickt hin: Da die Rebekka vernommen, in was für Gefahr ihr Sohn stand, sieht sie sich nach ordentlichen Mitteln um, wie sie dem Übel vorkommen möchte, damit sie Gott nicht versuchte, wenn sie solche Sache verachte und in Wind schlüge.

c Droht dir: Damit er sich wieder an dir räche, und sein Mütlein kühle, weil er den Segen verloren hat, so steht er dir nach Leib und Leben, und mangelt ihm an nichts, denn nur an eine Gelegenheit, dass er sein gottloses Vornehmen möge ins Werk richten.

43. Und nun höre meine Stimme, mein Sohn: Mach dich auf und flieh zu meinem Bruder Laban in Haran,

a Höre: Folge meinem Rat.

b Haran: Einer Stadt in Mesopotamien.

44. und bleib eine Weile bei ihm, bis sich der Grimm deines Bruders wende,

a Eine Weile: Das ist: Ich bin nicht gesinnt, dass ich dich lange dort lassen will, als im Elend bleiben.

45. und bis sich sein Zorn wider dich von dir wende und vergesse, was du an ihm getan hast; so will ich danach schicken und dich von dort holen lassen. Warum sollte ich euer beider beraubt werden auf einen Tag?

a Vergesse: Denn es pflegen solche hitzigen Bewegungen des Gemüts und ein jeder Zorn mit der Zeit nachzulassen und wiederum erkaltet. Und hatte die Rebekka noch gute Hoffnung zu ihrem Sohn Esau, er würde sich, wenn ihm der Zorn vergangen und der Groll aus dem Herzen kommen, später eines Bessern besinnen und solch böses Vornehmen des Totschlags selber als unrecht verwerfen. (Denn die Liebe glaubt und hofft alles {1Kor 13v7})

b Holen lassen: Welches doch nirgends gelesen wird, dass es geschehen sei, vielleicht dass die heilige Matrone entweder mit dem Tode übereilt wurde, oder weil sie merkt, dass Esau seinen gefassten Grollen nicht wollte ablegen, und noch immer mit den Gedanken umgangen ist, wie er seinem Bruder beikommen, und ihn erwürgen könnte.

c Beider: Also dass, wenn einer umkommen, der andere auch zur rechten Strafe gezogen würde oder doch in Ewigkeit von seinen Eltern verbannt und verstoßen sein müsste, und ich aller beider mangelte.

46. Und Rebekka sprach zu Isaak: Mich verdrießt zu leben vor den Töchtern Heths. Wo Jakob ein Weib nimmt von den Töchtern Heths, die da sind wie die Töchter dieses Landes, was soll mir das Leben?

a Verdrießt: Damit die Rebekka den Isaak, als einen alten schwachen Mann, nicht ferner betrübte, wenn sie ihm die rechte Ursache sagte, warum sie den Jakob abzufertigen begehrte, schweigt sie allerdings von den blutdürstigen Anschlägen des Esaus und wendet eine andere Ursache zu, welche zwar ohne das auch wichtig war. Nämlich dass Jakob darum in Mesopotamien verschickt werde, damit er dort von seiner Freundschaft ein Weib nehme, denn sonst, wenn er länger da bleiben sollte, möchte er, wie sein Bruder Esau auch getan, unter den Hethitern sich verheiraten, da sich denn wieder einmal eine neue Unlust erheben würde, wie bereits mit des Esaus Weibern bis daher geschah, dass sie nichts als Jammer und Herzeleid von solchen Weibern zu erwarten hätten.

b Töchter dieses: Welche Esau geheiratet hat.

c Das Leben: Das ist: Ich will viel lieber tot sein, denn mich von Neuem wiederum in einen solchen Jammer stecken, wie ich bisher von des Esaus Weibern erlitten, von denen ich allerlei Ungemach habe und viel unnützer Wort einfressen muss. Obwohl nun dies nicht die vornehmste Ursache war, darum sie begehrte, den Jakob in Mesopotamien zu schicken: So hat doch auch die fromme ehrliche Matrone nicht gewollt, dass Jakob ein heidnisches und gottloses Weib zur Ehe nehme. Und sieht man hier, wie wunderlich es in der Welt zugeht: Esau, der den Segen verloren hatte, der bleibt in seinem Vaterlande, bei seinen Eltern, Weibern, und Kinder, in guter Ruhe: Hingegen muss Jakob, der den Segen empfangen hatte, hinaus und im Elend herumziehen. (Aber also handelt Gott mit seinen Heiligen und Auserwählten: Wenn er dieselben erhöhen und zu Ehren bringen will, so erniedrigt und demütigt er sie zuvor. Doch hält er zuletzt seine Zusage mit großer Beständigkeit, und erfüllt sie häufig, wo nicht in diesem, so geschieht es doch in dem himmlischen und ewigen Vaterlande mit ewiger unaussprechlicher Freude und Herrlichkeit.)


Das 28. Kapitel


1. Jakob wird von seinen Eltern, nach wiederholtem Segen, in Mesopotamien abgefertigt, v. 1.

2. Esau nimmt das dritte Weib, des Ismaels Tochter, v. 6.

3. Jakob sieht im Traum Gott den Herrn, die Leiter und die Engel, so daran auf- und niedersteigen, und wiederholt ihm der Herr den Segen von Vermehrung seines Samens, von der Besitzung des Landes Kanaan und von Christo. Wiederum gelobt Jakob zur Dankbarkeit Gott den Zehnten zu geben von allen Gütern, v. 12.

1. Da rief Isaak seinem Sohn Jakob und segnete ihn; und gebot ihm und sprach zu ihm: Nimm nicht ein Weib von den Töchtern Kanaans;

a Segnet ihn: Von Neuem, und zum anderen Mal, damit er nicht, wenn er gleichsam, als ins Elend willig hinauszöge, meinen möchte, der Segen, welchen er kurz zuvor empfangen hatte, wäre wiederum von ihm genommen und einem anderen gegeben.

b Kanaan: Welche in der Religion mit ihnen nicht übereinstimmten, und denn auch ihres Geschlechts und Stammes nicht waren, dazu, nach dem Willen Gottes, über etliche Jahre, allerdings von dem Lande sollten ausgerottet und vertilgt werden. (Und sind solche Heiraten sehr gefährlich, unter Personen, die nicht einerlei Religion sind.)

2. sondern mach dich auf und zieh in Mesopotamien zu Bethuels, deiner Mutter Vaters, Haus und nimm dir ein Weib dort von den Töchtern Labans, deiner Mutter Bruders.

a Töchtern: (Denn obwohl die Eltern ihre Kinder nicht zwingen sollen, dass sie müssten Weiber nehmen, zu denen sie keine Lust noch Anmutung haben, so wird dennoch auch zur Vollziehung eines christlichen und rechtmäßigen Ehestandes, der Eltern Wille und Zustimmung erfordert, welche sich wiederum auch nicht dagegen setzen sollen, sofern sie keine großwichtigen erheblichen Ursachen haben.)

3. Aber der allmächtige Gott segne dich und mache dich fruchtbar und mehre dich, dass du werdest ein Haufen Völker;

a Ein Haufen: Das ist: Gott wolle deinen Nachkommen dergestalt segnen und vermehren, dass eine große Anzahl vieler Leute von dir fortgepflanzt und ausgebreitet werde.

4. und gebe dir den Segen Abrahams, dir und deinem Samen mit dir, dass du besitzt das Land, da du Fremdling innen bist, das Gott Abraham gegeben hat.

a Segen Abraham: Das ist: Er mache dich teilhaftig der Verheißungen, die dem Abraham geschehen sind, unter denen die Vornehmste ist, dass in seinem Samen, nämlich, in Christo, alle Völker auf Erden sollen gesegnet werden: Die Verheißung soll bei dir und deinen Nachkommen auch bleiben.

b Besitzt: Zum geistlichen Segen von Christo soll auch noch der zeitliche Segen kommen, nämlich die Besitzung des Landes Kanaan. Diese gottseligen Wünsche des Isaaks, damit er seinen Sohn fortgeschickt, sind zu seiner Zeit kräftig gewesen und erfüllt wurden. (Denn der frommen Wünsche werden von Gott erhört und im Werk erfüllt: Sonderlich, wenn sie frommen Leuten gewünscht werden.)

5. Also fertigte Isaak den Jakob, dass er nach Mesopotamien zog zu Laban, Bethuels Sohn, in Syrien, dem Bruder Rebekkas, seiner und Esaus Mutter.

6. Als nun Esau sah, dass Isaak Jakob gesegnet hatte und abgefertigt nach Mesopotamien, dass er dort ein Weib nähme, und dass, indem er ihn gesegnet, ihm gebot und sprach: Du sollst nicht ein Weib nehmen von den Töchtern Kanaans,

7. und dass Jakob seinem Vater und seiner Mutter gehorchte und nach Mesopotamien zog,

8. sah auch, dass Isaak, sein Vater, nicht gerne sah die Töchter Kanaans:

a Nicht gern: Dass er sie scheute. Und hat Esau dem äußerlichen Ansehen nach begehrt, sich bei seinem Vater wiederum einzukaufen und einzuflicken, indem, dass er sein drittes Weib nimmt so nicht aus den Kanaanitern, sondern aus des Abrahams seines Großvaters Geschlecht gewesen, damit er ihn, also den Vater wiederum versöhnte und den Segen, so er zuvor verscherzt hatte, wiedererlangte, da er doch vorher der Heirat wegen, den Vater nicht um Rat fragte. (Also stellen sich die Heuchler, als ob sie Gott mit Ernst dienen wollten, da sie doch nichts begehren, zu tun, was Gott ihnen in seinem Wort vorschreiben lässt, sondern alles nach eigenem Gutdünken, und aus selbst erwähnter Meinung tun.)

9. ging er hin zu Ismael und nahm über die Weiber, die er zuvor hatte, Mahalath, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams, die Schwester Nebajoths, zum Weibe.

a Nahm: Hat also Esau drei Weiber auf einmal gehabt, als zwei Hethitischen aus der Kanaaniter Geschlecht, und die Dritte des Ismaels Tochter. Aber mit solchem Nehmen vieler Weiber, haben sich seine vorigen Sünden nicht büßen, oder abtragen lassen.

10. Aber Jakob zog aus von Bersaba und reiste gen Haran.

a Aber Jakob: Jetzt fängt Mose an, des Jakobs Verheißungen vor die Hand zu nehmen und erzählt erstlich, was ihm auf der Reise nach Mesopotamien begegnet.

b Zog aus: Ohne Zweifel mit großem Leid und bekümmertem Herzen, dass er von wegen seines Bruders grausamem und rachgierigem Gemüt seine lieben frommen Eltern und sein Vaterland verlassen, und dazu ohne Gefährte mit Gefahr seines Lebens, dieweil er vor seinem Bruder nirgends sicher war, sich auf den Weg begeben muss, welches alles der göttliche Verheißung und dem väterlichen Segen zuwider und stracks entgegen sind, ihn ohne Zweifel bedrückten. Darum sein Glaube dadurch heftig angefochten und bewährt wurde, aber doch überwindet er solches alles und zieht im Namen Gottes fort.

11. Und kam an einen Ort, da blieb er über Nacht, denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen Stein des Ortes und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an dem selbigen Ort schlafen.

a Untergegangen: Denn die Nacht ist ihm zu bald über den Hals gekommen, ehe er sich es versah. Also, dass er auf dem Felde sein Nachtlager suchen musste, weil er zu keiner Stadt oder Herberge kommen konnte.

b Häupten: Ist ein hartes Hauptkissen gewesen, dessen er sich doch im Fall der Not gebrauchen musste, weil er kein besseres hatte.

c Schlafen: Weil er von der Reise müde war, und über das voller Angst und Sorge steckte. Wie aber Jakob also sich von jedermann verlassen bedachte und vor Traurigkeit einschläft. Siehe, da ist unser Herr Gott, der die Seinen nimmer verlässt, am allernächsten bei ihm und tröstet ihn durch ein liebliches Gesicht.

12. Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erde, die rührte mit der Spitze an den Himmel; und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. {1Mos 35v1 , 48v3}

a Leiter: Dies Gesicht erklärt uns Christus selbst {Joh 1v15}. Da er spricht: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren auf des Menschen Sohn. Ist darum Christus selbst die Leiter, denn er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, und kommt niemand zum Vater, denn allein durch Christus. Diese Leiter steht mit einem Ende auf die Erde, denn Christus ist ein wahrer Mensch. Mit dem anderen Ende reicht sie bis an den Himmel, denn Christus ist auch wahrhaftiger und ewiger Gott, ein Herr des Himmels und der Erde und nach dem göttlichen Wesen eins, mit dem Vater. Ist also uns durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes die Leiter und der Weg zubereitet zu der himmlischen Herrlichkeit, darauf die Engel, das ist, die Gläubigen (welche im ewigen Leben sein werden, wie die Engel Gottes {Mt 22} auf und absteigen, das ist, es ist ihnen ein freier Zutritt zum himmlischen Vater, und zum ewigen Leben, durch die Leiter, welche Christus ist, eröffnet.)

13. Und der Herr stand oben darauf und sprach: Ich bin der Herr, Abrahams, deines Vaters, Gott und Isaaks Gott. Das Land, da du auf liegst, will ich dir und deinem Samen geben.

a Abrahams: Der vor mir lebt und ewig leben wird, obwohl er zeitlich gestorben ist, dem ich mich geoffenbart und ihm das ewige Leben geschenkt habe.

b Isaaks: Deines Vaters, der mich ehrt und anbetet.

c Samen: Oder Nachkommen. Es hat aber Jakob dasselbe Land bei seinen Lebzeiten vielmehr im Glauben und in der Hoffnung als im Werk eigentümlich besessen: Und sich unterdes mit dem Vergnügen lassen, dass er wusste, wie durch die Leiter, Christus, ihm der Eingang zum himmlischen Vaterland offen stünde.

14. Und dein Same soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen den Abend, Morgen, Mitternacht und Mittag; und durch dich und deinen Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. {5Mos 12v20 , 19v14 , 1Mos 12v3 , 26v4}

a Wie der Staub: Das ist: Deine Nachkommen sollen ein großes Volk werden, so vor großer Menge nicht wird zu zählen sein.

b Ausgebreitet: Das ist: Die Fortpflanzung und Vermehrung deiner Nachkommen wird auch nach dem Fleisch überall durchbrechen und in alle vier Orte der Welt ausgebreitet werden, wenngleich es dem Teufel und allen Gottlosen noch so leid wäre, und sonderlich wird die geistliche Fortpflanzung durchs Evangelium geschehen, wenn der Apostel Schall und Predigt durch die ganze Welt gehen wird.

c Durch dich: Indem du ein Vater Christi sein wirst nach dem Fleisch.

d Deinen Samen: Nämlich, Christus, der aus deinen Nachkommen soll geboren werden.

* Deinen Samen: Luther). Hier wird dem dritten Patriarchen Christus verheißen der Heiland aller Welt und das künftige Evangelium von Christo in allen Landen zu predigen durch die Engel auf der Leiter vorgebildet.

e Gesegnet: Das ist: Sie sollen die ewige Seligkeit dadurch erlangen (Denn wer an diesen Samen, Christus, glaubt, er komme gleich her aus was für ein Geschlecht und Volk er wolle, der soll nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.) Also hat nun Gott die Verheißung von Christo, vom Adam, Abraham und Isaak bis auf des Jakobs Geschlecht erstreckt.

15. Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht lassen, bis dass ich tue alles, was ich dir geredet habe. {Jes 43v2}

a Ich bin: Jetzt kommt Gott wiederum zu den zeitlichen Verheißungen, die er etwas weitläufiger ausführt, und will so viel sagen: Ich will dein getreuer und stetiger Gefährte sein und will dich beschützen vor des Teufels Listen und vor allen anderen Feinden.

b Hinziehst: Sonderlich aber auf dieser deiner gegenwärtigen Reise: Und sonst will ich dich nimmer verlassen. (Also sind auch wir unter dem Schutz Gottes an allen Orten, wo wir uns in unserem Beruf verhalten{Mt 10}.

16. Da nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Gewisslich ist der Herr an diesem Ort, und ich wusste es nicht.

a An diesem Ort: Weil er sich und seinen gnädigen Willen mir hier offenbart hat.)

b Wusste es nicht: Das ist: Ich hätte mich an diesem Ort der Erscheinung und des göttlichen Trosts nicht versehen, ja, meinte nichts anderes, denn ich wäre hier in der Fremde von Gott verlassen, welche Schwachheit meines Glaubens ich jetzt erkenne und bin mir selbst feind darum.

17. Und fürchtete sich und sprach: Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.

a Fürchtete sich: Von wegen des Traumes und Gesichtes, so ihm erschienen war, welches er erkannte, dass es ein göttliches Gesicht wäre. (Denn solche Träume und göttliche Gesichte jagen zu Anfang den Leuten Furcht und Schrecken ein von wegen der Sachen Hoheit und denn, weil sich Gott gegenwärtig offenbart: Das geschieht aber darum, dass man den göttlichen Offenbarungen desto mehr und stärkeren Glauben gebe. Und kann die menschliche Natur nichts anderes tun, denn dass sie sich davor entsetzen muss, wenn sie Gottes Gegenwart spürt von wegen ihrer Schwachheit und Unwürdigkeit.)

* Heilig: Luther). Heilig heißt hier, dass man Gott fürchten und ehren soll, als der dort will gefürchtet und geehrt sein. Daher auch derselbe Berg Morijah, das ist, Gottesfurcht, Ehrerbietung und Dienst heißt, Kap. 22. v. 2. Denn Gottesfurcht ist der höchste Gottesdienst, und ist hier angezeigt, wo Gottes Wort ist (wie Jakob hier hört), da ist Gottes Haus, da steht der Himmel offen mit allen Gnaden.

b Gottes Haus: Das ist: Ich sehe und spüre, dass Gott hier gleichsam zu Hause ist, und hier wohnt, weil er mit seinen Engeln sich gegenwärtig erzeigt und seinen Willen offenbart, und steht hier die Tür zum Himmel offen, der durch den Glauben hineingehen will. (Heutigentags ist bei uns überall das Haus Gottes, die Kirche Christi und die Pforte des Himmels, wo und an welchem Ort Gott durch sein Wort mit uns redet, und da er durch die Diener des Evangeliums entweder taufen lässt oder mit Brot und Wein den Leib und das Blut Christi, denen die zum Abendmahl gehen, reicht. Denn Gott ist mit und bei dem Predigtamt des Evangeliums, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, und öffnet mit dem Predigtamt des Evangeliums, als mit Schlüsseln, das Himmelreich, dass die Menschen durch den Glauben an Christus können hineingehen.)

18. Und Jakob stand des Morgens frühe auf und nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einem Mal und goss Öl oben drauf. {1Mos 31v13 , 35v3}

a Richtet: Nämlich, zum Gedächtnis der göttlichen Erscheinung. Und hat also etlichermaßen das Fundament gelegt zu dem Altar und Gottesdienst, den er dort dermaleinst, wenn es die Gelegenheit geben würde, gedächte auf und anzurichten.

b Öl: Das er vielleicht zur Speise mit sich genommen hatte.

19. Und hieß die Stätte Bethel; vorhin hieß sonst die Stadt Lus.

a Bethel: Das ist: Gottes Haus oder ein Haus Gottes.

b Stadt: Welche nahe dabei war. Und drei Meilen von Jerusalem gelegen ist: Da viele Jahre später der abgöttische König in Israel, Jerobeam, eins von den goldenen Kälbern zur Abgötterei gesetzt und aufgerichtet, und ohne Zweifel mit dieser Erscheinung Gottes, so dem Patriarchen Jakob am selben Ort geschehen, seine Sache beschönt hat.

20. Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: So Gott wird mit mir sein und mich behüten auf dem Wege, den ich reise, und Brot zu essen geben und Kleider anzuziehen,

a Gelübde: Nicht zwar, dass er der göttlichen Verheißung keinen Glauben gebe, sondern damit er seinen schwachen Glauben, den er mit Worten genügend zu verstehen gibt, etlichermaßen stärkte, und aufmunterte.

b Wege: Das ist: Wenn er mich auf dieser Reise recht führen und glücklich geleiten wird, wie ich ihm zutraue.

c Kleider: Das ist: Wenn er mir Nahrung geben wird, also, dass ich an Speise und Kleider für meinen Unterhalt haben kann.

21. und mich mit Frieden wieder heim zu meinem Vater bringen, so soll der Herr mein Gott sein,

* Mein Gott sein: Luther). Nicht, dass er vorhin nicht sein Gott gewesen sei, sondern er gelobt einen Gottesdienst aufzurichten, da man predigen und beten soll, da will er den Zehnten geben den Predigern, wie Abraham dem Melchisedek den Zehnten gab.

a Mein Gott: Das ist: Ich will ihn mit mehr und größerem Fleiß ehren und anrufen, denn ich zuvor jemals getan habe in meines Vaters Hause.

22. und dieser Stein, den ich aufgerichtet habe zu einem Mal, soll ein Gotteshaus werden; und alles, was du mir gibst, des will ich dir den Zehnten geben.

a Gottes Haus: Das ist: Den ewigen und wahren Gott, der mir hier erschienen ist, will ich an diesem Ort ehren und ihm dienen mit Beten, Opfern und Lehren, und will also meine Dankbarkeit erzeigen für die empfangene Wohltaten.

b Gibst: Zum Aufenthalt meines Lebens.

c Zehnten: Das ist: Den zehnten Teil meiner Güter will ich anwenden zur Anrichtung und Erhaltung des Gottesdienstes, und damit fromme Kirchendiener unterhalten werden, deren es denn unter dem Geschlecht der Patriarchen nicht wenig gab, was aber übrig sein wird, soll den Armen zu Gutem gedeihen. (Denn was auf solche Sachen gewendet wird, das mag man mit aller Billigkeit Gott gegeben und aufgeopfert heißen, welcher dermal eins rühmen wird, dass ihm geschehen sei, was man den Geringsten von den Seinen getan habe{Mt 25}.


Das 29. Kapitel


1. Jakob dient dem Laban seinem Vetter sieben Jahre um Rahel seiner jüngsten Tochter, aber auf seiner Hochzeit wird ihm die Lea an der anderen statt beigelegt, v. 1.

2. Darum dient Jakob um seine Liebe zu Rahel noch andere sieben Jahre, v. 18.

3. Aber Gott macht die verachtete Lea fruchtbar, dass sie vier Söhne gebiert, und also angenehm wird, v. 31.

1. Da hob Jakob seine Füße auf und ging in das Land, das gegen Morgen liegt,

a Hob: Denn als er zuvor, wie er traurig war, langsam fortging, so hat er jetzt nach angehörtem göttlichem Trost sich mit Freuden auf den Weg gemacht und seine vorgenommene Reise vollendet. (Denn die Betrachtung der göttlichen Zusagen macht uns mutig und beherzt, dass wir die Geschäfte unseres Berufes mit großem Fleiß verrichten.)

b Morgen: Das war die Landschaft Mesopotamien.

2. und sah sich um, und siehe, da war ein Brunnen auf dem Felde; und siehe, drei Herden Schafe lagen dabei, denn von dem Brunnen pflegten sie die Herden zu tränken, und lag ein großer Stein vor dem Loch des Brunnens.

a Sah sich um: Da er nicht mehr weit von Haran war.

b Stein: Denn man musste das Wasser im selben Lande mit großem Fleiß bewahren und aufheben, weil man dessen nicht viel hatte.

3. Und sie pflegten die Herden alle dort zu versammeln und den Stein von dem Brunnenloch zu wälzen um die Schafe zu tränken, und taten dann den Stein wieder vor das Loch an seine Stätte.

a Sie pflegten: Mose beschreibt schlechte und geringe Sachen, wie sich es ansehen lässt, weitläufig und macht viel Worte davon. (Will aber damit anzeigen, wie Gott alles Reden und Tun seiner Auserwählten ihm gefallen, sofern sie seinen Geboten nicht widerstreben.)

4. Und Jakob sprach zu ihnen: Lieben Brüder, wo seid ihr her? Sie antworteten: Wir sind von Haran.

a Jakob sprach: Redete sie freundlich an.

5. Er sprach zu ihnen: Kennt ihr auch Laban, den Sohn Nahors? Sie antworteten: Wir kennen ihn wohl.

a Sohn: Das ist: Enkel oder Neffen.

6. Er sprach: Geht es ihm auch wohl? Sie antworteten: Es geht ihm wohl; und siehe, da kommt seine Tochter Rahel mit den Schafen.

a Kommt: Unversehens, indem Jakob von seinem Vetter Laban, und dessen Zustand sich bei den Hirten Berichte einholt.

b Schafen: Die sie zu weiden pflegte. Denn es wurden der Erzväter Töchter vorzeiten nicht in Müßiggang und zur Üppigkeit auferzogen, sondern zur Arbeit gewöhnt und angehalten.

7. Er sprach: Es ist noch hoch Tag und ist noch nicht Zeit, das Vieh einzutreiben; tränkt die Schafe und geht hin und weidet sie.

8. Sie antworteten: Wir können nicht, bis dass alle Herden zusammengebracht werden, und wir den Stein von des Brunnen Loch wälzen und also die Schafe tränken.

a Können nicht: Denn weil der Brunnen mit einem großen Stein verschlossen war und unter den Hirten viel junge unerwachsene Knaben und Mädchen sich befunden, haben sie warten müssen, bis sie in großer Anzahl zusammengekommen sind und miteinander den Stein abgehoben haben.

9. Als er noch mit ihnen redete, kam Rahel mit den Schafen ihres Vaters, denn sie hütete die Schafe.

10. Da aber Jakob sah Rahel, die Tochter Labans, seiner Mutter Bruder, und die Schafe Labans, seiner Mutter Bruder, trat er hinzu und wälzte den Stein von dem Loch des Brunnens und tränkte die Schafe Labans, seiner Mutter Bruder.

a Rahel: Denn er hatte von den Hirten verstanden, dass sie es wäre.

b Trat er: Aus Liebe und freundlicher Zuneigung gegen seine Verwandten, sonderlich aber wegen seiner Mutter Bruder Tochter, die Rahel, von welcher er sich gleich, wie er sie zuerst ansichtig wurde, vielleicht alsbald die Gedanken geschöpft, dass er sie zum Weibe begehren wollte.

11. Und küsste Rahel und weinte laut

a Küsste: Nach Gewohnheit desselben Landes, da er sie freundlich gegrüßt und angesprochen hatte.

b Weinte: Für Freuden, dass er nach vollendeter gefährlicher Reise seine Blutsverwandten so glücklich angetroffen hätte.

12. und sagte ihr an, dass er ihres Vaters Bruder wäre und Rebekkas Sohn. Da lief sie und sagte es ihrem Vater an.

a Bruder: Das ist: Schwester Sohn, denn die Schrift allerlei Verwandten nach dem Geblüt Brüder nennt.

13. Da aber Laban hörte von Jakob, seiner Schwester Sohn, lief er ihm entgegen und herzte und küsste ihn und führte ihn in sein Haus. Da erzählte er dem Laban alle diese Sachen.

a Erzählt: Was sich, nämlich zwischen ihm und seinem Bruder Esau mit dem Segen geschah, da er ihm vorkommen und den selbigen erlangt hätte, und deswegen er vor seines Bruders Zorn fliehen und ausweichen musste.

14. Da sprach Laban zu ihm: Wohlan, du bist mein Bein und Fleisch. Und da er nun einen Mond lang bei ihm gewesen war,

a Sprach Laban: Sehr freundlich, und gab ihm glatte Wort, wie die Heuchler pflegen; denn dieser Laban in den folgenden Kapiteln als ein rechter Heuchler beschrieben und abgemalt wird, indem er sich stellt, als sei er gar gutwillig und begehre nichts Unrechtes, so befindet sich es doch in der Tat, dass er weder Gott achtet noch viel weniger der Gerechtigkeit und Billigkeit nachtrachtete, weil er nicht seines Nächsten, sondern nur seinen Nutzen und Vorteil überall sucht.

b Mein Bein: Das ist: Von wegen der nahen Verwandtnis bist du mir gar angenehm, als ob du von mir selber gezeugt und hergekommen wärst. Darum bleib bei mir und hoffe für dich alles Gutes zu mir. Ist also Jakob bei ihm verharrt, aber darum nicht müßiggegangen, sondern hat in allen Hausgeschäften, Vieh weiden, und anderer Arbeit, wo man seiner bedurfte, sich treulich gebrauchen lassen.

15. Da er nun ein Monat war, sprach Laban zu Jakob: Wiewohl du mein Bruder bist, solltest du mir darum umsonst dienen? Sage an, was soll dein Lohn sein?

a Ein Monat: Da Laban des Jakobs Treue und Fleiß in der Tat erfahren und gesehen hat, dass er fromm war, daraus er merkte, dass er ihm in der Haushaltung sehr nützlich sein könnte.

b Bruder: Oder Blutsverwandter.

c Umsonst: Das ist: Ich begehre keineswegs, dass du mir vergebens dienen und arbeiten sollst.

16. Laban aber hatte zwo Töchter: Die Älteste hieß Lea, und die jüngste hieß Rahel.

17. Aber Lea hatte ein blödes Gesicht; Rahel war hübsch und schön.

18. Und Jakob gewann die Rahel lieb und sprach: Ich will dir sieben Jahre um Rahel, deine jüngste Tochter, dienen.

a Sieben Jahr: Denn auch schon damals der Eltern Wille und Zustimmung in Verheiratung der Kinder erfordert war. Und weil Jakob die göttliche Verheißung hatte von der Vermehrung und Ausbreitung seiner Nachkommen, so tut er recht, dass er sich nach einem Eheweib umsieht. (Es ist auch nicht Sünde, wo man die Wahl hat, dass einer eine schöne gerade Jungfrau erwählt und einer anderen vorziehe, welche an Schönheit und Gliedern des Leibes mangelhaft oder gebrechlich ist, sofern sie beide fromm und ehrlich sind.)

19. Laban antwortete: Es ist besser, ich gebe sie dir denn einem andern; bleibe bei mir.

a Antwortet: Betrüglich, denn er gleich damals ihn übers Seil zu werfen im Sinn hatte.

b Dir: Das ist: Warum sollte ich dir sie versagen oder abschlagen.

c Bleib: Und diene mir mit solcher Treue und Fleiß die sieben Jahre über, wie du diesen Monat lang tatest und wohl angefangen hast.

20. Also diente Jakob um Rahel sieben Jahre, und kam ihm vor, als wären es einzelne Tage, so lieb hatte er sie.

a Kam ihm vor: Das ist: Er hielt so hoch und viel auf die Jungfrau Rahel, dass er die ganze sieben Jahr keine Arbeit sich missmutig machte, nur damit er sie später zur Ehe bekäme. Diese vortreffliche Tugend der Ehrbarkeit und Keuschheit ist wohl zu verwundern und zu loben, dass er ganze sieben Jahre Geduld trägt und sich von seiner Braut enthält (die er doch sehr lieb hatte und dazu täglich bei und um sie war), bis die Hochzeit gehalten und die Ehe vollzogen und bestätigt war.

21. Und Jakob sprach zu Laban: Gib mir nun mein Weib; denn die Zeit ist hier, dass ich beiliege.

a Gib mir: Wie die sieben Jahr vorüber waren, begehrt Jakob endlich Hochzeit zu halten mit seiner vertrauten Rahel.

b Beiliege: Das ist: Dass ich mich zu ihr halte, und bei ihr wohne, wie Eheleuten zusteht.

22. Da lud Laban alle Leute des Ortes und machte ein Hochzeitsmahl.

a Alle Leute: Ohne Zweifel hat Laban darum so viel Leute, die auch seinesgleichen Betrüger waren, zur Hochzeit berufen und zusammen gesammelt, dass sie ihm den folgenden Betrug, damit er umging, sich Hilfe zu machen und bestätigen, damit Jakob sich nicht unterstünde, wieder die Heirat einzugehen sich anekelte, mit der, die er nie wollte oder begehrt hatte. Und muss man hier einen recht leichtfertigen und unüblichen Betrug des gottlosen Labans sehen und spüren. Denn er lässt Jakob in dem Wahn, dass er die vorstehende Nacht seine liebste Rahel bei sich haben und empfangen werde, und gedenkt doch unterdes, wie er ihm mit List beikommen wolle, und seine ungestaltete Tochter dem Jakob ohne sein Wissen und Willen beilegte: Wolle er denn später seine geliebte Rahel auch haben, so müsse er ihm noch andere sieben Jahr dazu versprechen, ihm zu dienen. Welches ein rechtes Bubenstück war, der Gottes vergessene Bösewicht und Blender nur auf seinen Nutzen und Eintrag sah und deswegen sich nicht scheute seinen frommen Vetter und Schwiegersohn in böslicher und schalkhafter Weise zu betrügen. Aber weil keine Ehre in dem Laban ist, so will er auch nichts Redliches oder Aufrichtiges handeln.

23. Des Abends aber nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm hinein; und er lag bei ihr.

a Lea: Die er zuvor überredete, dass sie ihren Willen hineingäbe, und also einen Mann bekäme, da sie sonst von wegen ihres blöden Gesichtes nicht bald einen Bräutigam finden würde: Und hat sie also, nach Gewohnheit des Landes, im Finstern oder doch mit bedecktem Angesicht, ihm zugeführt, dass er sie nicht erkennen konnte, und sie ihm zugelegt. Da unterdes Jakob nichts Böses argwöhnte, und nicht anderes meinte, denn er hätte jetzt seine liebe Rahel, auf die er so lange gewartet, einmal bekommen.

24. Und Laban gab seiner Tochter Lea seine Magd Silpa zur Magd.

a Gab: Auf dass Laban seinen Tochtermann desto eher betrüge und übers Seil werfe, so stellt er sich, als wollte er ihm noch eine besondere Guttat dazu erzeigen, und gibt seiner Tochter eine Magd zu, die ihr auf den Dienst warten und als ihre Frau in Achthaben soll. Aber Jakob, der aus Scham nicht viel Worte machte, und zwar nicht vom Wein betrunken, sondern in der Liebe wie besoffen war, hat sie dieselbe Nacht anstatt der Rahel beschlafen, darauf er bis daher ganze sieben Jahre wartete.

25. Des Morgens aber siehe, da war es Lea. Und er sprach zu Laban: Warum hast du mir das getan? Habe ich dir nicht um Rahel gedient? Warum hast du mich denn betrogen?

a Lea: Die er zu ehelichen nie im Sinn hatte. Und hat Jakob darum keinen Ehebruch, sondern einen Irrtum begangen. Denn da in solchem Beischlaf eine Sünde begangen war, ist dieselbe nicht dem Jakob, sondern vielmehr dem boshaften Leutebetrüger Laban zuzumessen. So hat die Lea, obwohl sie wissentlich gesündigt, dennoch, weil sie sich selber überredete, sie müsse dem Befehl ihres Vaters nachkommen, nicht so schwere Sünde getan, als der Vater Laban, der an diesem die einzige Ursache war. Wie meint man aber wohl, dass dem Jakob zumute war, da er sah, wie er so schändlich angeführt war, dass ihm seine Allerliebste genommen, und an derselben statt eine andere beigelegt wurde, die er nie lieb hatte? Welcher Handel denn auch ohne Zweifel der guten Rahel, als welche die rechte Braut gewesen, sehr beschwerlich vorkam, wie sie merkte, dass sie um ihren Bräutigam kam, und dass ihr solch ein böses Stück nicht von einem Fremden, sondern von ihrem eigenen Vater begegnet.

b Warum: Jakob hat gute Ursache, zu zürnen, und stellt den Laban billig darüber zur Rede, dass er so unbillig mit ihm umgegangen und böslicher Weise ihn betrogen hatte.

26. Laban antwortete: Es ist nicht Sitte in unserem Lande, dass man die Jüngste ausgebe vor der Ältesten.

a Nicht Sitte: Der gottlose Bösewicht verlacht den heiligen und frommen Jakob noch dazu. Es wäre ihm aber wohl angestanden, dass er solche Gewohnheit hätte längst ansagen können. Da er dem Jakob vor sieben Jahren seine Tochter versprochen, ihm solches auch angezeigt hatte. Aber mit diesem Betrug will er dem Jakob, noch andere sieben Jahre zu dienen, über den Hals laden, alles zu dem Ende, damit er nur seinen Nutzen davon haben könne.

27. Halte mit dieser die Wochen aus, so will ich dir diese auch geben um den Dienst, den du bei mir noch andere sieben Jahre dienen sollst.

a Die Wochen: Halt dich diese Woche zu ihr als ein Ehemann. Denn er hoffte, es würde solche Beiwohnung des Jakobs Gemüt, welches sonst allerdings von der Lea abgewandt war, ihr mit Zuneigung etlichermaßen zugetan und gegen ihr entzündet werde. Und könnte er den Jakob also gleichsam als mit Banden fesseln und verstricken, dass er sie später behalten müsste und sie ferner mit keinem ehrlichen Schein von sich lassen könnte. Damit er aber solches desto leichter erhalte und zuwege bringe, so bietet er ihm die andere Tochter Rahel auch an.

b Noch andere: Es hatte aber Jakob bereits um die Rahel sieben Jahr gedient, und um die Lea gar nicht. Dennoch muss er noch andere sieben Jahr dazu dienen, will er sie nicht ganz verlieren. (Da sieht man, was der Geiz tut, der weder nach Ehrbarkeit noch Gerechtigkeit fragt.)

28. Jakob tat also und hielt die Woche aus. Da gab ihm Laban Rahel, seine Tochter, zum Weibe.

a Tat also: Er bewilligt in solchen schlechten Vorschlag. Denn was sollte er daraus machen, weil die Tat geschehen war? Und behält also beide Schwestern zur Ehe. Die Lea zwar aus mit leidentlicher Barmherzigkeit, weil er sie, obwohl unwissend, verheiratet hatte, und wenn er sie von sich gestoßen, von jedermann wäre verachtet und verspottet worden, obwohl er sonst keine eheliche Liebe zu ihr trug. Die Rahel aber, weil sie ihm als eine reine Jungfrau vor sieben Jahren versprochen wurde, und da er eine rechte inbrünstige und ehrliche Liebe zu ihr trug, so wollte er sie auch nicht übergeben und zurücklassen. Und duldete Gott noch zugleich die Weise, dass einer viel Weiber ehelichte: So war auch noch zur Zeit kein ausdrückliches Gesetz gegeben, dadurch zwei Schwestern zu ehelichen verboten wäre. (Heutigentags aber ist diesem Beispiel gar nicht nachzufolgen, obgleich des Jakobs Tun kann entschuldigt werden.)

29. Und gab seiner Tochter Rahel seine Magd Bilha zur Magd.

a Zur Magd: Damit man dennoch meinen sollte, er hielte etwas auf seine Tochter, die er doch aus Geiz nicht achtete oder vielmehr schändlich verkaufte.

30. Also lag er auch bei mit Rahel und hatte Rahel lieber denn Lea; und diente bei ihm vor der die andern sieben Jahre.

a Sieben: So lieb hatte er seine Rahel, dass er dem undankbaren und geizigen Laban noch andere sieben Jahre dazu dient, ehe er sie zurücklassen wollte: Und lässt sich unterdes nicht viel gefallen, wie er seine Haushaltung anstellen und dieselbe verbessern wolle.

31. Da aber der Herr sah, dass Lea unwert war, machte er sie fruchtbar und Rahel unfruchtbar.

a Unwert: Weil sie ihr Vater dem Jakob mit Listen wider seinen Willen beigebracht hatte, so war sie weder bei dem Manne, noch bei der anderen Schwester angenehm, und achtete sich das Personal im Haus ihrer auch nicht groß, sondern war bei jedermann verhasst und verschmäht. Da erbarmt sich Gott, dessen von jedermann verlassenen Weibes. (Denn das ist immerdar sein Gebrauch, dass er sich der Elenden annimmt.)

b Unfruchtbar: Die stolze und übermütige Rahel dadurch zu demütigen. Denn zur selben Zeit die fruchtbaren Weiber am meisten begehrt wurden, und wurde viel auf sie gehalten, auch von den Heiden, welche es zwar darum taten, damit das menschliche Geschlecht immer fortgepflanzt und erhalten würde. Bei den Patriarchen aber, von wegen des verheißenen Weibes Samen, welcher sollte Mensch geboren werden. Wiederum waren die unfruchtbaren Weibspersonen in keinem Ansehen und wurde nicht viel auf sie gehalten. Darum macht Gott die Lea ihrem Manne angenehm durch die Fruchtbarkeit, dass er sie lieb gewinnt.

32. Und Lea wurde schwanger und gebar einen Sohn; den hieß sie Ruben und sprach: Der Herr hat angesehen mein Elend; nun wird mich mein Mann lieb haben.

a Ruben: Das ist: Ein Sohn des Gesichtes oder ein Schau-Kind. Denn (will sie sagen) weil Gott, in dem, dass er mir diesen Sohn geschenkt und geben hat, bezeugt, wie er mein Elend und trübseligen Zustand und in Acht habe, so will ich ihn zur Dankbarkeit so nennen. Denn es wird mein Mann, und das ganze Personal, mich nicht mehr so sehr anfeinden, als bisher geschehen, weil mich unser Herr Gott mit Fruchtbarkeit des Leibes gesegnet hat.

33. Und wurde aber mal schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Der Herr hat gehört, dass ich unwert bin, und hat mir diesen auch gegeben. Und hieß ihn Simeon.

a Gehört: Das ist: Weil Gott zu Ohren kam (denn sie nach der Menschen weise von Gott redet) dass ich auch, nach dem ich den ersten Sohn geboren habe, dennoch nicht fast geliebt werde, so hat mir Gott noch einen Sohn dazugegeben, damit ich doch also meines Mannes Gunst erlangen möge.

b Simeon: Dies Wort kommt vom Hören her, und will damit zu verstehen geben, dass Gott der Betrübten seufzen erhört.

34. Aber mal wurde sie schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Nun wird sich mein Mann wieder zu mir tun, denn ich habe ihm drei Söhne geboren. Darum hieß sie ihn Levi.

a Zu mir tun: Dass er nicht allein bisweilen und selten zu mir komme, sondern dass er stets um mich sei, und bei mir wohne zu Tisch und zu Bette, wie er vor der Zeit bei meiner Schwester Rahel sich gehalten hat, und wird mich mit einer beständigen und ehelichen Liebe unterhalten.

b Levi: Der hat den Namen vom Zutun oder zugesellen.

35. Zum Vierten wurde sie schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Nun will ich dem Herrn danken. Darum hieß sie ihn Juda. Und hörte auf Kinder zu gebären. {Mt 1v2}

a Danken: Das ist: Jetzt will ich den Herrn loben und preisen, mehr als vormals je, weil er mir so überflüssig geschenkt und mehr gegeben hat, denn ich bitten oder an ihm begehren dürfte, weil ich mit drei Söhnen mich hätte begnügen lassen.

b Juda: Der hat den Namen vom Bekennen oder Loben. Also sollen wir auch Gott loben und uns dankbar erzeigen mit Mund, Herzen und Werken, wenn er uns mit Wohltaten überschüttet hat.

c Hört auf: Nämlich eine Zeit lang. Denn später wird gemeldet, wie sie, nachdem etliche Jahr verlaufen, noch mehr Kinder geboren habe.


Das 30. Kapitel


1. Die beide Schwestern übergeben dem Jakob ihre Mägde und ziehen Kinder von ihnen v. 1.

2. Danach wird auch die Rahel fruchtbar, v. 22. 3. Jakob handelt mit seinem Schwager Laban um den Lohn, den er ihm geben soll, und überlistet den geizigen Filz, mit einer besonderen Geschwindigkeit, damit er also seinen angemessenen Lohn von ihm herauszwinge, v. 27.

1. Da Rahel sah, dass sie dem Jakob nichts gebar, beneidete sie ihre Schwester und sprach zu Jakob: Schaffe mir Kinder! Wo nicht, so sterbe ich.

a Schwester: Von wegen ihrer Fruchtbarkeit. Denn da die heilige Matrone Rahel bei sich selbst betrachtet, wie die Fruchtbarkeit eine große Gnade und Gabe Gottes sei: Und daneben ihr sonderlich zu Gemüte führt, dass aus dem Geschlecht und Stamm Jakobs ihres Ehemannes der gesegnete Same sollte herkommen und geboren werden, durch den alle Völker auf Erde würde gesegnet sein. So begehrte sie, und wünschte desselben Samens Mutter zu werden, und missgönnte darum der Schwester ihre Fruchtbarkeit. (Denn die heiligen Leute tun auch nicht allewege, was sie nach dem Geiste wollen, sondern werden bisweilen von ihrem Fleisch, welches durch die Sünde verdorben ist, gefangen genommen {Röm 7v23}.

b Sterbe ich: Die Rahel ist sehr ungeduldig darüber geworden, dass sie unfruchtbar blieb. Will so viel sagen: Lieber mache, dass ich auch fruchtbar werde. Denn sonst wird das große Verlangen nach Kindern mich ums Leben bringen und werde aus Leid sterben müssen, wenn ich immer unfruchtbar bleibe. Also geht es, dass dieselbe, so zuvor von wegen ihrer Schönheit und weil sie bei dem Manne die Liebste war, Übermut trieb und stolzierte, jetzt um der in Widerwärtigkeit, da es ihr nicht nach ihrem Willen hinaus geht, ganz kleinmütig wird. (Darum sollen wir in Glück und Unglück uns recht zu schicken wissen, dass wir beides ertragen können, {Hi 1v21 , 2v10}.

2. Jakob aber wurde sehr zornig auf Rahel und sprach: Bin ich doch nicht Gott, der dir deines Leibes Frucht nicht geben will.

a Zornig: Denn es erhebt sich bisweilen auch unter frommen Eheleuten eine Uneinigkeit und Zwiespalt.

b Gott: Das ist: Meinst du, dass ich ein Gott bin, der dir den Segen der Fruchtbarkeit mitteilen kann, welchen Gott dir bis daher abgeschlagen hat?

3. Sie aber sprach: Siehe, da ist meine Magd Bilha; lege dich zu ihr, dass sie auf meinem Schoß gebäre, und ich doch durch sie erbaut werde.

a Meine Magd: Hieraus ist zu sehen, dass die Rahel nicht aus Geilheit oder Mutwillen des Mannes Beischlaf begehrt, sondern nur darum es ihr zu tun ist, dass sie möge fruchtbar werden: Darum sie diesen Weg erdenkt, damit sie auch eine Mutter werde.

b Lege dich: Das ist: Ich will sie dir zum Weibe geben. Denn der Gebrauch, dass man viel Weiber nehmen durfte, war noch durch kein ausdrückliches Gebot abgeschafft und verboten worden.

c Erbaut: Das ist: Dass ich derselben Magd Kinder zu mir nehme, und für meine erziehe, und so wenigstens also für eine Mutter gehalten werde.

4. Und sie gab ihm also Bilha, ihre Magd, zum Weibe; und Jakob legte sich zu ihr.

a Zum Weibe: Ist darum Jakob kein Hurer oder Ehebrecher gewesen, sondern hat viel Weiber zumal gehabt.

5. Also wurde Bilha schwanger und gebar Jakob einen Sohn.

6. Da sprach Rahel: Gott hat meine Sache gerichtet und meine Stimme erhört und mir einen Sohn gegeben. Darum hieß sie ihn Dan.

a Sprach Rahel: Sie freut sich über den Sohn, welchen sie doch nur an Kindes statt begehrte anzunehmen.

b Gerichtet: Das ist: Mein Mann wollte schier anfangen, meine Schwester von wegen der Fruchtbarkeit mir vorzuziehen, da ich ihm doch am ersten versprochen wurde. Und war es auch bereits an dem, dass meine Schwester mich anfing zu verachten. Aber Gott hat solche Verachtung von mir nehmen wollen und mir aus meiner Magd einen Sohn gegeben. Dieser Ruhm ist zwar nicht allerdings ohne Sünde gewesen. Jedoch kann solches entschuldigt werden durch das große Verlangen nach dem göttlichen Segen, und dass sie so gerne Kinder gehabt hätte.

c Dan: Kommt vom Richten her.

* Dan: Heißt Gericht.

7. Aber mal wurde Bilha, Rahels Magd, schwanger und gebar Jakob den anderen Sohn.

8. Da sprach Rahel: Gott hat es gewandt mit mir und meiner Schwester, und ich werde es ihr zuvortun. Und hieß ihn Naphthali.

a Gewand: Das ist: Ich habe, mit der Hilfe Gottes, das Elend der Unfruchtbarkeit durch Geschwindigkeit überwunden, und gebe jetzt meiner Schwester nichts mehr nach, sondern darf noch anfangen, sie mit Fruchtbarkeit zu übertreffen. Denn sie hat nunmehr aufgehört zu gebären. So hab ich von Neuem angefangen, durch meine Magd eine Mutter zu werden.

* Naphtali: Luther). Heißt verwechselt, umgewandt, umgekehrt, wenn man das Widerspiel tut, {Ps 18v27} mit den Verkehrten verkehrst du dich.

b Naphtali: Der hat den Namen vom Umwenden oder Umkehren, auch wohl vom Ringen.

9. Da nun Lea sah, dass sie aufgehört hatte zu gebären, nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie Jakob zum Weibe.

a Aufgehört: Nämlich eine gute Zeit her: Und dennoch auch gerne mehr Kinder gehabt hätte, aus großem Verlangen nach dem gebenedeiten Samen, welcher dem Jakob verheißen wurde, darum so folgt sie dem Beispiel ihrer Schwester.

b Weibe: Hat darum auch Jakob mit dieser Magd nicht Hurerei getrieben, noch einen Ehebruch begangen.

10. Also gebar Silpa, Leas Magd, Jakob einen Sohn.

11. Da sprach Lea: Rüstig! Und hieß ihn Gad.

a Rüstig: Oder gerüstet, nämlich zum Streit. Denn solchen Verstand und Deutung dieses Namens zeigt Moses später an im 49. Kapitel. Als wollte die Lea sagen: Ich habe einen Streiter und Überwinder, durch welches Geburt ich auch diesmal meine Schwester übertreffen will mit der Fruchtbarkeit.

b Gad: Von dem Kriegszug. Denn es sind die beide Schwestern immer wieder einander gewesen und hat je eine der anderen wollen überlegen sein mit Kinder gebären. Wie denn dergleichen Streit sich auch wohl unter frommen Leuten findet, dadurch doch der Heilige Geist nicht vertrieben wird. (Und ist bei dieser beider leiblichen Schwestern Zwiespalt auch das in achtzuhaben, da es gleich freistünde und zugelassen wäre, dass einer viel Weiber nehmen und haben durfte, so sollte er ihm doch solches nicht wünschen, weil nur daher desto mehr häuslicher Unfriede und Uneinigkeit verursacht wird und sich anspinnt.)

* Gad: Luther). Heißt rüstig zum Streit.

12. Danach gebar Silpa, Leas Magd, Jakob den andern Sohn.

13. Da sprach Lea: Wohl mir, denn mich werden selig preisen die Töchter. Und hieß ihn Asser.

a Selig: Das ist: Dies ist ein großes Glück und schier eine Seligkeit, dass ich noch einen anderen Sohn von meiner Magd bekommen habe, den ich für mein Kind halten will.

b Preisen: Das ist: Sie werden mir Glück wünschen und alles Gutes nachreden, weil ich so viel Kinder bekommen habe, und dadurch auch meinem Manne anmutiger und lieber geworden bin als zuvor.

c Asser: Hat den Namen von der Seligkeit.

* Asser: Luther). Heißt selig.

14. Ruben ging aus zur Zeit der Weizenernte und fand Dudaim auf dem Felde und brachte sie heim seiner Mutter Lea. Da sprach Rahel zu Lea: Gib mir der Dudaim deines Sohnes ein Teil.

a Ruben: Der Lea erstgeborene Sohn.

* Dudaim: Luther). Frag du selbst, was Dudaim sind. Es sollen Lilien, es sollen Beeren sein, und niemand weiß, was es sind. Es heißen etliche Judenkirschen, die in der Weizenernte reif werden.

b Dudaim: Die Bedeutung dieses hebräischen Wortes ist sehr ungewiss und wird von den Gelehrten auf mancherlei Meinung gezogen. Ist aber aus den Umständen so viel abzunehmen, dass es eine köstliche Frucht oder Blume gewesen sein muss, weil Rahel dieselbe so hoch begehrt hat.

15. Sie antwortete: Hast du nicht genug, dass du mir meinen Mann genommen hast, und willst auch die Dudaim meines Sohnes nehmen? Rahel sprach: Wohlan, lass ihn diese Nacht bei dir schlafen um die Dudaim deines Sohnes.

a Mann genommen: Der dich inbrünstiger und mehr liebt denn mich. (Dieser streitige Handel der beiden Weiber und Schwestern hat der Heilige Geist darum wollen aufzeichnen und beschreiben lassen, damit wir sehen, wie auch die heiligen Matronen nicht allerdings lauter geistliche Leute gewesen sind.)

16. Da nun Jakob des Abends vom Felde kam, ging ihm Lea hinaus entgegen und sprach: Bei mir sollst du liegen; denn ich habe dich erkauft um die Dudaim meines Sohnes. Und er schlief die Nacht bei ihr.

a Felde: Wo er die Schafe gehütet hatte.

b Liegen: Es ist ihr aber nicht so groß, um die Wollust des Beischlafs zu tun, als dass sie gern noch mehr Kinder gehabt hätte. Denn wenn sie und ihre Schwester sonst geil gewesen wären, so hätten sie nicht ihre Mägde dem Manne gutwillig übergeben. Sondern sie suchten den Segen Gottes in den vielen Kindern und gar nicht eine kurze Wollust des Fleisches. (Dies dient uns dazu, dass wir lernen, wie es so eine große Undankbarkeit und gottloses Tun sei, wenn man die Kinder hasst, und sich selbst eine unfruchtbare Ehe wünscht.)

17. Und Gott erhörte Lea, und sie wurde schwanger und gebar Jakob den fünften Sohn

a Erhört: Ist darum nicht des Fleisches Wollust dermaßen ergeben und darin ersoffen gewesen, dass sie der Furcht Gottes und des Gebets vergessen hätte: Sondern sie ruft Gott an und bittet, dass sie von ihrem Manne eine Frucht empfangen möge: Welches Gebet Gott, als der ihm die eheliche Beiwohnung gefallen lässt, erhört und sie gewährt. (Hier haben diejenigen ihren Text, welche von der eheliche Beiwohnung als von einem unreinen Tun schimpflich und spöttisch reden, oder auch wohl schreiben dürfen.)

18. und sprach: Gott hat mir gelohnt, dass ich meine Magd meinem Manne gegeben habe. Und hieß ihn Isaschar.

a Gelohnt: Denn sie weiß, dass ihr Sohn eine Gabe und Geschenk Gottes sei.

* Isaschar: Luther). Heißt Lohn.

19. Aber mal wurde Lea schwanger und gebar Jakob den sechsten Sohn;

20. und sprach: Gott hat mich wohl beraten; nun wird mein Mann wieder bei mir wohnen, denn ich habe ihm sechs Söhne geboren. Und hieß ihn Sebulon.

* Sebulon: Luther). Heißt Beiwohnung.

a Sebulon: Dieser hat den Namen von der Beiwohnung.

21. Danach gebar sie eine Tochter, die hieß sie Dina.

* Dina: Luther). Heißt eine Sache oder Gericht.

a Dina: Welcher von dem Gericht der Name gegeben wurde, gleich, wie auch zuvor der Name Dan, so beide einerlei Bedeutung haben. Warum aber diese Tochter also genannt wurde, davon sagt die Schrift nichts. Und ist es derselben später sehr übel gegangen, dass sie um ihre Ehre und Jungfrauenschaft gekommen, wie wir später hören werden.

22. Der Herr gedachte aber an Rahel und erhörte sie und machte sie fruchtbar.

a Gedachte: Denn nach dem Ansehen, wie es die Rahel dachte, meinte sie, sie wäre von Gott vergessen, solange er sie unfruchtbar bleiben ließ. Derselbe erzeigt jetzt mit der Tat, weil er sie fruchtbar macht, dass er sie nicht aus der acht gelassen habe.

b Erhört: Ist darum der Rahel nicht allein um den Beischlaf und Wollust zu tun gewesen, sondern sie hat mit ihrem inbrünstigen Gebet Gott angerufen, dass er ihr Kinder bescheren wollte. Der hat endlich nach sechs Jahren ihrer Bitte gewährt. (Denn es ist unser Gebet darum nicht vergeblich abgegangen, wenn wir nicht gleich erhört werden, und wenn wir unter dem Kreuz genug gedemütigt sind, so werden wir endlich erhört.)

23. Da wurde sie schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Gott hat meine Schmach von mir genommen.

a Schmach: Denn die Unfruchtbarkeit wurde damals für ein Schmach und Fluch gehalten.

24. Und hieß ihn Joseph und sprach: Der Herr wolle mir noch einen Sohn dazu geben!

* Joseph: Luther). Heißt Zunehmen

a Dazu geben: Joseph hat den Namen vom Zugeben oder Zunehmen. Dankt darum die heilige Matronin unserem Herrn Gott für den erstgeborenen Sohn und bittet zugleich um einen anderen.

25. Da nun Rahel den Joseph geboren hatte, sprach Jakob zu Laban: Lass mich ziehen und reisen an meinen Ort und in mein Land.

a Sprach Jakob: Nämlich, als die vierzehn Jahre fast herum waren, die er seinem geizigen Schwager gedient hatte, der weder seiner Töchter noch Enkel oder Neffen sich annahm und ihn nicht achtete. Da ist Jakob aus Not gedrungen worden, bei seinem Schwager, um Entlassung seines Dienstes anzuhalten. Denn er ferner einem solchen kargen und undankbaren Geizhals zu dienen überdrüssig geworden war.

26. Gib mir meine Weiber und meine Kinder, darum ich dir gedient habe, dass ich ziehe; denn du kennst meinen Dienst, wie ich dir gedient habe.

a Kennst: Er darf nicht öffentlich den Lohn fordern für seine gehabte Mühe: Gibt ihm aber doch mit verdeckten Worten so viel zu verstehen, dass er eine gute Belohnung wohl verdient habe, weil er ihm so viele Jahr treu gearbeitet hat. Darum spricht er: Du kennst selber am besten, wie treu ich dir gedient und deinen Nutzen befördert habe.

27. Laban sprach zu ihm: Lass mich Gnade vor deinen Augen finden. Ich spüre, dass mich der Herr segnet um deinetwillen.

a Gnade: Das ist: Lieber tu mir so viel zu gefallen und bleib noch länger bei mir in meinem Dienst.

b Spüre: Ich merke und mutmaße es. Der Heuchler wollte es schier gern noch in einen Zweifel ziehen. Denn der treulose alte Schalk besorgt sich, wenn er öffentlich bekennen würde, er hätte solchen Segen durch des Jakobs Gegenwart und Fleiß erlangt, dass er ihn desto besser halten, und mehr Lohn geben müsste.

28. Stimme den Lohn, den ich dir geben soll.

a Stimme: Er stellt sich, als wollte er sich der Billigkeit gemäß verhalten, hat aber nicht Wort gehalten, wie wir später hören werden.

29. Er aber sprach zu ihm: Du kennst, wie ich dir gedient habe, und was du für Vieh hattest unter mir.

a Gedient: Nämlich, mit höchstem Fleiß und Treue.

30. Du hattest wenig, ehe ich herkam; nun aber ist es ausgebreitet in die Menge, und der Herr hat dich gesegnet durch meinen Fuß. Und nun, wann soll ich auch mein Haus versorgen?

a Gesegnet: Das ist: Er hat deine Güter häufig vermehrt.

* Meinen Fuß: Luther). Das ist: Ich habe müssen laufen und rennen, durch dünn und dick, dass du so reich würdest. Mein Fuß, mein Dienst und Fleiß hat es neben Gottes Segen müssen tun.

b Fuß: Da ich Tag und Nacht hin und wieder lief und deine Sachen fleißig versah, damit nichts versäumt würde, und hab mich nicht auf die Knechte und das Personal verlassen, sondern es alles selber verrichtet. (Darum sollen wir Fleiß ankehren, dass wir fromme Diener haben, zu welcher Arbeit Gott den Segen gibt.)

c Versorgen: Als wollte er sprechen: Es ist Zeit, und dazu billig, dass ich auch bedenke, wie ich meine Weiber und Kinder ernähren kann. (Denn welcher Hausvater die seinen, und sonderlich seine Hausgenossen nicht versorgt, der hat den Glauben verleugnet, und ist ärger denn ein Heide {1Tim 5v8}.

31. Er aber sprach: Was soll ich dir denn geben? Jakob sprach: Du sollst mir nichts überall geben, sondern so du mir tun willst, dass ich sage, so will ich wiederum weiden und hüten deine Schafe.

a Geben: Was begehrst du denn? Wollte gerne sagen: Ei lieber fordere nicht zu viel.

b Nichts: Weder Gold noch Silber.

32. Ich will heute durch alle deine Herde gehen und aussondern alle fleckichten und bunten Schafe und alle schwarzen Schafe unter den Lämmern und die bunten und fleckichten Ziegen. Was nun bunt und fleckicht fallen wird, das soll mein Lohn sein.

a Aussondern: Das ist: Wir wollen deine Herde voneinander scheiden und alles Vieh, das mancherlei Farben hat, besonders stellen: Und danach das übrige, welches einerlei Farbe trägt, auch besonders tun. Was nun von diesen übrigen, die einerlei Farbe sind, bunt und fleckicht oder sprenkelig mit mancherlei Farben wird herkommen und geboren werden, das soll mein Lohn sein.

* Fleckichten: Luther). Du musst dich hier nicht irren lassen, dass Moses das kleine Vieh jetzt Ziegen, jetzt Lämmer, jetzt Böcke heißt, wie dieser Sprache Art ist. Denn die Meinung ist diese, ich will aus der ganzen Herde aussondern alles Vieh, das bunt, befleckt und schwarz ist, das magst du besonderen Hirten untergeben, und an einem sonderbaren Ort weiden lassen, ich aber will das einfärbige Vieh allein nehmen, und dasselbe hüten, was nun von diesem einfärbigen Vieh fallen wird, das bunt oder fleckig sein wird, das soll mein Lohn sein. Des wurde Laban froh, und hatte die Natur für sich, dass von Einfarbigen nicht viel Bunte kommen. Aber Jakob half der Natur mit Kunst, dass die Einfärbigen viel Bunte trugen.

33. So wird mir meine Gerechtigkeit zeugen heute oder morgen, wenn es kommt, dass ich meinen Lohn von dir nehmen soll, also dass, was nicht fleckicht oder bunt oder nicht schwarz sein wird unter den Lämmern und Ziegen, das sei ein Diebstahl bei mir.

a Heute oder: Das ist: Die Sache wird es an sich selber offenbare und klar machen, wenn mir der Herr für meinen Lohn einen überflüssigen Segen geben wird, mit was großer Treue und Fleiß ich bisher deine Herde geweidet habe.

34. Da sprach Laban: Siehe da, es sei, wie du gesagt hast.

a Es sei: Das ist: Ich lasse mir den Vorschlag gefallen. Denn er nicht anderes denken konnte, als dass es zu seinem Vorteil gerichtet wäre, und würde Jakob den Kürzeren ziehen müssen. Hat ihn ohne Zweifel dazu heimlich ausgelacht, dass er, der Jakob, sich so übel anstellt und seine Sachen nicht besser wahrgenommen hat.

35. Und sonderte des Tages die sprenglichten und bunten Böcke und alle fleckichten und bunten Ziegen, wo nur was Weißes daran war, und alles, was schwarz war unter den Lämmern, und tat es unter die Hand seiner Kinder.

a Wo nur: Siehe, wie der Geizhals alles so genau sucht, damit es ihm ja nicht fehlen solle.

36. Und machte Raum dreier Tagereisen weit zwischen ihm und Jakob. Also weidete Jakob die übrige Herde Labans.

a Dreier: Nachdem er sie aufs Genaueste aussuchte und voneinander geschieden hatte. Denn er besorgte sich, wenn die Herde nahe beieinander weideten, dass sie nicht etwa zusammen liefen, und aus solcher Vermischung desto mehr bunte Lämmer fallen würden. So ein harter und neidischer Mann war Laban gegen seine eigenen nahen Vettern und Tochtermann.

b Übrige Herde: Nämlich, was von Schafen und Ziegen entweder gar schwarz, oder ganz weiß wurden.

37. Jakob aber nahm Stäbe von grünen Pappelbäumen, Haseln und Kastanien und schälte weiße Streifen daran, dass an den Stäben das Weiße bloß war,

a Jakob aber: Weil Jakob sah, mit welchem Geizwanst und kargem Filz er zu tun hatte, gebrauchte er sich auch seiner Kunst und List wider ihn, damit er seinen angemessenen Lohn herausbrächte. Denn er leicht merken konnte, wie sein Schwager auf nichts anderes einginge, als dass er ihn um seine verdienten Lohn betrügen möchte.

38. und legte die Stäbe, die er geschält hatte, in die Tränkrinnen vor die Herden, die da kommen mussten zu trinken, dass sie empfangen sollten, wenn sie zum Trinken kommen.

a Geschält: Und also bunt gemacht hatte.

b Empfangen sollten: Und also ihre junge Lämmer mit mancherlei Farben brächten. Denn eine starke Anschauung und stetige Einbildung ändert in der Empfängnis oftmals die natürliche Gestalt und Farbe, ist es darum hier dem Jakob auch gelungen, dass die Sache nach seinem Wunsch und Begehren erging.

39. Also empfingen die Herden über den Stäben und brachten sprenglichte, fleckichte und bunte.

40. Da schied Jakob die Lämmer und tat die abgesonderte Herde zu den fleckichten und schwarzen in der Herde Labans; und machte ihm eine eigene Herde, die tat er nicht zu der Herde Labans.

a Scheidet: Damit seine Lämmer und Schafe nicht unter des Labans Herde kämen, und durcheinander vermengt würden.

b Labans: Das ist: Zu dem Haufen, welchen Laban seinen Kindern zu weiden untergeben hatte.

c Eigen: Welche nur lauter bunte Lämmer waren.

d Tat er nicht: Denn nach dem Vertrag, so gehörten die bunten Lämmer dem Jakob, welche er seinen Leuten zu weiden untergab.

41. Wenn aber die Brunstzeit der kräftigen Herde war, legte er diese Stäbe an die Rinnen vor die Augen der Herde, dass sie über den Stäben empfingen.

a Brunstzeit: Jakob brauchte zu seiner vorigen List noch ein anderes Kunststück, weil er einen sogar unbilligen und undankbaren Schwager hatte. Dass er nicht allein viel, sondern auch die besten Lämmer bekam. Und ist solcher des Jakobs listiger Fund keineswegs unrecht oder zu verwerfen, weil er dadurch zur angemessenen Belohnung seiner Arbeit gelangte. Denn Gott selbst hat dem Jakob solche Gedanken eingegeben, und ihm sein Tun gefallen lassen. (Doch sollen wir nicht alsbald solche und dergleichen Beispiele ohne ausdrücklichen besonderen Befehl Gottes nachtun {1Mos 44v2}.

42. Aber wenn die Tiere schwächlich waren, legte er sie nicht hinein. Also wurden die Spätlinge des Laban, aber die Frühlinge des Jakob.

43. Daher wurde der Mann über die Maßen reich, dass er viel Schafe, Mägde und Knechte, Kamele und Esel hatte.

a Hatte: Welches er alles durch den Segen Gottes bekam, denn sonst wären ihm sein Fleiß und seine Geschwindigkeit nicht so wohl vonstattengegangen.


Das 31. Kapitel


1. Als Jakob von Laban und seinen Kindern gehasst und angefeindet wird, ficht ihn solches an, wird aber von Gott getröstet und empfängt den Befehl von ihm, dass er wieder in sein Vaterland umkehren soll, v. 1. 2. Zieht darum mit seinem ganzen Personal und aller Habe fort, hinterrücks Laban, v. 17. 3. Welcher ihm mit feindlichem Gemüte nacheilt, und da sie zusammen kommen, sagen sie einander die Meinung, v. 22. 4. Endlich machen sie einen Bund, und scheiden freundlich voneinander, v. 44.

1. Und es kamen vor ihn die Reden der Kinder Labans, dass sie sprachen: Jakob hat alle unseres Vaters Gut zu sich gebracht und von unseres Vaters Gut hat er solchen Reichtum zuwege gebracht.

a Kinder Laban: Seiner Söhne, welche ebenso gut waren wie ihr geiziger und neidischer Vater.

b Vaters Gut: Die missgünstigen Leute bedenken aber nicht, dass Laban vor des Jakobs Zukunft, eine so gar geringe und kleine Herde gehabt, dass sie ein einziges Mädchen, als die Rahel, hüten und zur Weide treiben konnte. Und dass er durch des Jakobs Gegenwart und durch seine unverdrossene Mühe an Gütern so zugenommen, und so reich wurde. Sondern weil sie sehen, und spüren, dass Jakobs Güter auch vermehrt werden, so wollten sie schier denselben gern eines Diebstahls bezichtigen, und meinen nichts anderes, es gehe ihnen ab, und sie sind viel ärmer dadurch, was dem Jakob an Gütern zufällt, und von Gott beschert wird. (Denn es ist der neidischen Leute Art, dass sie durch den Geiz dermaßen geblendet werden, dass sie ihrem Nächsten nichts gönnen, und nur alles gern allein zu sich reißen wollen.) Solch unberechtigtes Gemurmel und heimliche Sticheleien der Kinder Laban sind dem Jakob zu Ohren getragen worden. (Und sieht man hier, wie sich das Personal allgemein nach ihrer Herren Weise artet.)

2. Und Jakob sah an das Angesicht Labans; und siehe, es war nicht gegen ihn wie gestern und ehe gestern

a War nicht: Das ist: Er sah ihn misstrauisch und mit scheelen Augen an und viel anders, denn er zuvor gewohnt wurde. Da nun Jakob die bösen Nachreden der Kinder Laban zuvor vernommen hatte, und jetzt merkte, wie ihn sein Schwager so sauer ansieht, nimmt er solches zu Herzen, überkommt mancherlei Gedanken, und ist seines Tuns wegen sehr sorgfältig und ängstig, dass er nicht weiß, wie er es angreifen soll. Denn er sah, wie er ihm solche Missgunst durch sein ihm zustehendes großes Glück, über den Hals geladen, darum so empfängt er endlich Trost von Gott.

3. Und der Herr sprach zu Jakob: Zieh wieder in deiner Väter Land und zu deiner Freundschaft; ich will mit dir sein.

a Väter Land: Nämlich ins Land Kanaan, welches deinen Vätern und dir verheißen ist.

b Freundschaft: Zu deinen Eltern und Verwandten. Denn du hast dich von dem gottlosen Laban lange genug umtreiben lassen. Und obwohl es das Ansehen haben wird, als würde eine solche Reise nicht ohne Gefahr sein, so sollst du doch deswegen dich nichts hindern, noch davon abhalten lassen, denn ich will die Sache zum guten Ende richten.

c Mit dir: Ich will dir beistehen und dich beschützen.

4. Da sandte Jakob hin und ließ rufen Rahel und Lea aufs Feld bei seiner Herde

a Da sandte: Jakob glaubt der göttlichen Verheißung und nimmt sich vor, wieder in sein Vaterland zu reisen.

b Aufs Feld: Auf dass sie dort desto besser sich miteinander beratschlagen könnten, wie sie es mit der Reise angreifen wollten, auch, damit der Handel desto geheimer gehalten würde und verborgen bliebe. (Denn man soll in wichtigen Sachen, sonderlich wo Gefahr dabei zu besorgen ist, weislich handeln {Spr 15v22}.

5. und sprach zu ihnen: Ich sehe eures Vaters Angesicht, dass es nicht gegen mich ist wie gestern und ehe gestern; aber der Gott meines Vaters ist mit mir gewesen.

a Ich sehe: Das ist: Ich merke und spüre, dass er sein Gemüt gänzlich von mir abgewandt hat, und mir feind geworden ist. Und zwar so hat er bis daher immerdar nur auf seinen Nutzen gesehen, und wenig geachtet, wie es mir und euch, seinen Kindern gehe.

b Mit mir: Hat mich in meiner Arbeit gesegnet, und gutes gedeihen gegeben.

6. Und ihr wisst, dass ich aus allen meinen Kräften eurem Vater gedient habe.

a Kräften: Mit höchstem Fleiß, dass ich mich keiner Mühe noch Arbeit habe bedauern lassen.

7. Und er hat mich getäuscht und nun zehnmal meinen Lohn verändert; aber Gott hat ihm nicht gestattet, dass er mir Schaden täte.

a Getäuscht: Ist undankbar gewesen und hat eine List über der anderen erdacht, damit er mich um meinen gebührenden Lohn brächte.

b Verändert: Er hat mir nie gehalten, was er mir zugesagt hat.

c Schaden tät: Mit seinen Listen und bösen Tücken.

8. Wenn er sprach: Die bunten sollen dein Lohn sein, so trug die ganze Herde bunte. Wenn er aber sprach: Die sprenglichten sollen dein Lohn sein, so trug die ganze Herde sprenglichte.

a Sprenglichte: Hieraus kann man abnehmen, dass Laban, da er gesehen, wie so viel Lämmer mancherlei Farben brächten, auch unter den Farben ein Unterschied gesucht habe, dass er etliche von den Gefärbten ihm zugeeignet, und dem Jakob auch eine besondere Farbe zugeschätzt, also gar ist der geizige Heuchler nicht bei seiner Rede geblieben, sondern hat immerdar einen neuen Fund erdacht, damit er den Jakob betrügen könnte, welches ihm doch wenig genutzt hat, weil Gottes Segen nicht dabei gewesen.

9. Also hat Gott die Güter eures Vaters ihm entwendet und mir gegeben.

a Güter: Welche er mir ohne das, als meinen verdienten Lohn, zu geben schuldig war, aber zu entziehen begehrte. (Denn die Geizigen richten mit ihren bösen und geschwinden Plänen, damit sie aufs Subtilste umgehen, doch wird nichts daraus.)

10. Denn wenn die Zeit des Laufs kam, hob ich meine Augen auf und sah im Traum, und siehe, die Böcke sprangen auf die sprenglichte, fleckichte und bunte Herde.

11. Und der Engel Gottes sprach zu mir im Traum: Jakob! Und ich antwortete: Hier bin ich.

a Engel Gottes: Das ist der Sohn Gottes gewesen, wie er denn bald später sich selber einen Gott nennt und eben derselbe sich erklärt, der ihm vorhin zu Bethel erschienen war. Welcher (will er sagen) mir tröstlich zugesprochen, da ich von wegen, dass euer Vater so unbillig mit mir umging, sehr betrübt wurde und mich darüber in meinem Herzen bekümmerte.

12. Er aber sprach: Heb auf deine Augen und siehe, die Böcke springen auf die sprenglichte, fleckichte und bunte Herde; denn ich habe alles gesehen, was dir Laban tut.

a Bunte Herde: Darum werden die Schafe und die Ziegen allerhand gefärbte Lämmer bringen, von denen der meiste und beste Teil dir zugehören wird, laut dem Vertrag, den dein Schwager mit dir eingegangen ist.

b Gesehen: Wie listig er meinte, dich zu betrügen. Hat darum Gott nicht allein des Jakobs Fleiß und Geschwindigkeit recht und gut geheißen, dass er die bunten Stäbe in die Tränkerinnen gelegt, sondern hat auch durch seinen Segen verschafft, dass es nach seinem Wunsch ergangen und bunte Herde geboren war. (Denn Gott belohnt der frommen und getreuen Knechte Arbeit selbst.)

13. Ich bin der Gott zu Bethel, da du den Stein gesalbt hast und mir dort ein Gelübde getan. Nun mach dich auf und zieh aus diesem Lande und zieh wieder in das Land deiner Freundschaft.

a Gott: Der ich dir erschienen bin auf dem Wege, da du vor deines Bruders Grimm flohst.

b Gesalbt: Zum ewigen Gedächtnis.

c Gelübde: Dass du mir den Zehnten geben wolltest.

d Zieh: Denn wie ich dir bis daher mit väterlicher Liebe bin gewogen gewesen. Also will ich auch künftig für dich sorgen: Und hast deines Schwagers unrechte Bedrängnis lang genug gelitten.

14. Da antwortete Rahel und Lea und sprachen zu ihm: Wir haben doch kein Teil noch Erbe mehr in unseres Vaters Hause.

a Kein Teil: Das ist: Wenn wir gleich lang hier verharren, so haben wir doch weiter nichts zu erwarten, dass uns von unserem väterlichen Erbteil zukommen möchte, weil der Vater so geizig ist und die Brüder so neidisch sind.

15. Hat er uns doch gehalten als die Fremden; denn er hat uns verkauft und unsern Lohn verzehrt.

a Fremden: Er hat uns nicht gehalten, wie seine Töchter, sondern als seine leibeigenen Mägde, hat uns dir verkauft, und was du mit großer Mühe und Arbeit verdient hast, dasselbe Geld, so wir einnehmen sollten, hat er für sich behalten und in seinem Nutzen gewendet.

16. Darum hat Gott unserem Vater entwendet seinen Reichtum zu uns und unsern Kindern: Alles nun, was Gott dir gesagt hat, das tue.

a Entwendet: Auch wider unseres geizigen Vaters willen. Denn solche Güter gebührten uns von Rechts wegen und wurden uns von ihm wider alle Recht und Billigkeit vorenthalten.

b Tue: Wir sind willig und bereit, und wollen von Herzen gern mit dir davonziehen, damit wir einmal von solchem ungerechten Vater erlöst werden. Dass aber diese Weiber, als ein schwaches Werkzeug, solche Klagereden wider ihren Vater führten, hat sie ihres Vaters übermachte Bosheit und die große Not dazu gezwungen. Zudem wollte sich es gebühren, dass sie ihre Meinung bedachten und ihrem Ehemann anzeigten und die Ursache erklärten, warum sie von ihrem Vater gutwillig abscheiden, und von ihm zu ziehen begehrten. (Sonst soll man der Eltern Mängel verbergen und zudecken, so viel immer möglich ist{Spr 10v12}.

17. Also machte sich Jakob auf und lud seine Kinder und Weiber auf Kamele.

18. Und führte weg all sein Vieh und alle seine Habe, die er in Mesopotamien erworben hatte, dass er käme zu Isaak, seinem Vater, ins Land Kanaan.

19. (Laban aber war gegangen, seine Herde zu scheren.) Und Rahel stahl ihres Vaters Götzen.

a Gegangen: Damit Jakob sich und die Seinen nicht in Gefahr brächte, hat er die Gelegenheit und rechten Zeit wahrgenommen, da er ausziehen wollte. Denn weil Laban nicht daheim war, hat er ein gut Teil Weges verrichten können, ehe es Laban innewerde.

b Götzen: Denn es ist Laban nicht allein ein Geizhals gewesen, sondern auch ein Götzendiener. Und sind vielleicht dieselben Götzen aus köstlicherer Materie als Silber oder Gold gemacht gewesen, welche die Rahel meinte, mit gutem Fug und Recht, mit sich genommen zu haben, weil sie von ihrem kargen und geizigen Vater keine Aussteuer empfangen, und dazu am Erbteil etwas zu bekommen, keine Hoffnung mehr hatten. So ist es wohl so, dass sie auch noch etwas vom Aberglauben an sich kleben gehabt, darinnen sie in ihres Vaters Haus von Jugend auf unterrichtet und erzogen wurde. Und obwohl Laban der Heiden Götzen nicht geachtet oder verehrt, so hat er doch nichts anderes gemeint, denn er tut dem wahren Gott, Schöpfer Himmels und der Erde, einen besonderen Dienst daran, wenn er solche Bilder verehrte, die er Gott zu Ehren machen lassen hat. (Allerdings wie noch heutigentags die Päpstler gleiche Abgötterei mit den Bildern begehen, dadurch sie den wahren Gott verehren wollen.) Es hat aber die Rahel in zwei Wegen gesündigt, als mit dem Diebstahl und Aberglauben.

20. Also stahl Jakob dem Laban zu Syrien das Herz damit, dass er ihm nicht ansagte, dass er floh.

* Stahl das Herz: Luther). Herz stehlen, ist hebräisch geredet, so viel als etwas tun hinter eines anderen Wissen.

a Floh: Sondern machte sich heimlich davon, da Laban sich dessen am wenigsten hoffte.

21. Also floh er und alles, was sein war, machte sich auf und fuhr über das Wasser und richtete sich nach dem Berge Gilead.

a Wasser: Das war der Fluss Euphrats.

b Gilead: Welcher Berg doch später also genannt wurde, wie wir bald hören wollen, von der Geschichte, so sich dabei zugetragen hat.

22. Am dritten Tage wurde es Laban angesagt, dass Jakob geflohen war.

a Dritten Tag: Nämlich nach des Jakobs Auszug.

23. Und er nahm seine Brüder zu sich und jagte ihm nach sieben Tagereisen und ereilte ihn auf dem Berge Gilead.

a Brüder: Das ist: Seine Verwandten und Freunde, damit er desto stärker wäre und seinen Tochtermann, den Jakob, desto besser überwältigen könnte, welchen er gedachte aller seiner Güter zu berauben, und ihn wiederum mit sich zurücknehmen, dass er ihm dienen müsste. Denn es verdross ihn sehr, da er sah, dass ihm ein solcher guter Bissen vor dem Maul entgangen war.

24. Aber Gott kam zu Laban, dem Syrer, im Traum des Nachts und sprach zu ihm: Hüte dich, dass du mit Jakob nicht anders redest denn freundlich!

a Gott: Welcher ein Beschützer seiner Gläubigen ist und alle, die auf ihn trauen. Da legte sich der Zorn im Laban, so vor Zorn rasend und unsinnig wurde, tat ihm ein Gebiss ins Maul, dass er dem Jakob kein Leid zufügen konnte, wie er wohl im Sinn hatte.

b Redest: Viel weniger sollst du Hand an ihn legen und ihn mit der Tat beleidigen.

25. Und Laban nahte sich zu Jakob. Jakob aber hatte seine Hütte aufgeschlagen auf dem Berge; und Laban mit seinen Brüdern schlug seine Hütte auch auf dem Berge Gilead.

a Nahte: Da haben ohne Zweifel Jakob, samt seinen Weibern und Kindern, denen des Labans gottloses Gemüt wohl gekannt, sich nichts Gutes zu ihm versehen, und wurde ihnen sehr angst, dass er nicht irgendetwas Gewalttätiges wider sie vornehmen möchte.

26. Da sprach Laban zu Jakob: Was hast du getan, dass du mein Herz gestohlen hast, und hast meine Töchter entführt, als die durchs Schwert gefangen wären?

a Sprach: Obwohl Laban von Gott Befehl empfangen hatte, dass er dem Jakob kein Leid zufügen sollte, so kann er sich doch nicht enthalten, dass er ihn nicht mit rauen Worten anfährt, und sein erbittertes Gemüt merken lässt.

b Entführt: Das ist: Du hast mir meine Töchter geraubt, als wenn sie vom Feinde mit Gewalt genommen und gefangen hinweggeführt wären. Das lügt der schandlose Bösewicht. Denn es hatte Jakob ganze vierzehn Jahre um sie gedient, und also mit seinem sauren Schweiß erworben. So waren sie willig und sind gern mit ihm davongezogen.

27. Warum bist du heimlich geflohen und hast dich weggestohlen und hast mir es nicht gesagt, dass ich dich hätte geleitet mit Freuden, mit Singen, mit Pauken und Harfen?

a Geleitet: Der Heuchler gibt es gar gut für und stellt sich sehr freundlich, da doch dergleichen Freundlichkeit Jakob ganzer zwanzig Jahr über nicht im Geringsten empfunden oder gespürt hatte.

28. Und hast mich nicht lassen meine Kinder und Töchter küssen? Nun, du hast töricht getan.

a Küssen: Er kann noch nicht nachlassen mit Schnarchen und Pochen. Du hättest (will er sagen) mir doch mögen so viel Zeit und Platz lassen, dass ich meine lieben Töchter und Neffen oder Enkelin zuvor mit dem Kuss gesegnet, und mit dem Wunsch vieler guter Nächte von mir gelassen. Gerade als hätte er sich seiner Töchter so hoch geachtet, die er doch dem Jakob zuvor um seine Dienste verkauft hatte. Und als ob er seine Töchter und Kinder so sehr liebte, die seinetwegen wohl hätten hungers sterben müssen, wo Gott nicht dem Jakob in seiner Armut und seinem trübseligen Zustand gnädig zu Hilfe gekommen wäre und ihn gesegnet hätte. (Aber das ist der Heuchler Art, dass sie ihre Sache hoch aufmutzen, als meinten sie es gar gut, da doch nichts dahinter ist {Mt 6v2}.)

29. Und ich hätte mit Gottes Hilfe wohl so viel Macht, dass ich euch könnte Übels tun; aber eures Vaters Gott hat gestern zu mir gesagt: Hüte dich, dass du mit Jakob nicht anders denn freundlich redest!

a Übels tun: Ich könnte euch wohl Schaden zufügen, wenn ich wollte. Berühmt sich also der stolze Heuchler seiner Macht und Stärke.

b Freundlich: Welches er doch nicht geleistet, denn er sich noch immerfort unnütze macht.

30. Und weil du denn ja wolltest ziehen und sehntest dich so fast nach deines Vaters Hause, warum hast du mir meine Götter gestohlen?

a Sehntest: Das ist: Ich lass das alles hingehen und geschehen, weil dich das Verlangen nach deiner Heimat und zu deiner Freundschaft dazu verursacht hat, dass du fortgezogen bist.

b Götter: Das ist: Du hast meine Bilder mit dir hinweggenommen, die ich nicht entbehren kann und haben muss, wenn ich meinen Gottesdienst verrichten will. Darum hast du dich nicht gescheut, einen Kirchenraub zu begehen, dadurch du mich denn auch zugleich an meinem Gottesdienst verhindert hast. Hat also Laban bisher den frommen Jakob viel böser Stück beschuldigt. Jetzt lasst uns auch hören, wie sich Jakob verantwortet.

31. Jakob antwortete und sprach zu Laban: Ich fürchtete mich und dachte, du würdest deine Töchter von mir reißen.

a Reißen: Denn ich dein unbilliges Herz und Gemüt wohl kenne, und öfter erfahren habe, wie dir kein Unrecht und keine Übeltat zu viel ist.

32. Bei welchem aber du deine Götter findest, der sterbe hier vor unseren Brüdern. Suche das Deine bei mir und nimm es hin. Jakob wusste aber nicht, dass sie Rahel gestohlen hatte.

a Sterbe: Bis daher hat Jakob in seiner Verantwortung ziemlich maß gehalten, aber jetzt lässt er sich vom Zorn übereilen, dass er der Sachen etwas zu viel tut, und durch seine Unvorsichtigkeit und unbedachtsame Rede sein liebstes Weib, die Rahel, in Leibes- und Lebensgefahr gesetzt hat. (Denn es werden bisweilen auch heilige Leute von ihren natürlichen Bewegungen des Gemüts dermaßen überwunden und eingenommen, dass sie sich übersehen und sündigen, welche Fehler und Missgriff doch Gott nach seiner Güte ihnen gnädig zugutehält und verbessert, dass sie auf einen guten, oder doch leidentlichen Weg gerichtet werden, und hinaus gehen, wie auch hier geschehen {1Kön 8v46}.)

33. Da ging Laban in die Hütte Jakobs und Leas und der beiden Mägde und fand nicht. Und ging aus der Hütte Leas in die Hütte Rahels.

a Da ging: Der unverschämte Geizwanst hat sich nicht gescheut unter dem Frauenzimmer alles aufs Genauste zu besichtigen und hervorzusuchen. Denn er meinte, er würde nicht allein die Götzen, sondern auch mehr Sachen an Hausrat und anderem finden, dass man ihm diebischerweise abgetragen und entfremdet hätte. (Also sieht man, dass die Geizwänste häufig auch sehr unverschämte Gäste sind {1Tim 6v9 , v10}.)

34. Da nahm Rahel die Götzen und legte sie unter die Streu der Kamele und setzte sich drauf. Laban aber betastete die ganze Hütte und fand nichts.

a Legte sie: Oder hatte sie gelegt. Denn ehe der Laban zu ihr in die Hütten hineinkam und noch in den drei vorgemeldeten Hütten herumsuchte, da hatte sie die Götzen unterdes verborgen.

35. Da sprach sie zu ihrem Vater: Mein Herr, zürne nicht, denn ich kann nicht aufstehen gegen dir; denn es geht mir nach der Frauen Weise. Also fand er die Götzen nicht, wie fast er suchte.

a Sprach sie: Nämlich, da er auch den Ort besuchen wollte, wo sie saß: Da erdenkt sie in der Eile eine weibliche List und Entschuldigung, damit sie nicht gedrungen würde, dass sie vor ihrem Vater aufstehen müsste.

b Weise: Das ist: Ich habe meine monatliche Krankheit sehr stark. Welches den Laban dahin bewegte, dass er innehielt, denn er sogar unverschämt nicht sein durfte, dass er denselben Ort, da sie gesessen, auch durchsucht hätte. Ist also sein Nachsuchen vergebens gewesen.

36. Und Jakob wurde zornig und schalt Laban und sprach zu ihm: Was habe ich mißgehandelt oder gesündigt, dass du so auf mich erhitzt bist?

a Zornig: Nämlich, nach solch fleißigen Nachforschung und Erkundigung seines Schwagers, weil er nicht wusste, dass Rahel die Götzen hatte, hat es ihn auch verdrossen, dass er sich bis daher so viel leiden musste und jetzt dazu noch eines Diebstahls bezichtigt würde, darum er dem Laban sein Unrecht höchlich verweist und gibt ihm zu verstehen, wie unrecht er bis daher mit ihm umging.

37. Du hast allen meinen Hausrat betastet. Was hast du deines Hausrats gefunden? Lege das dar vor meinen und deinen Brüdern, dass sie zwischen uns beiden richten.

a Betastet: Welches einem Vater und Schwager nicht wohl ansteht und keineswegs gebührt.

b Brüdern: Das ist: Vor unseren Schwagern und Verwandten, die du mit dir gebracht hast.

c Richten: Wer dem anderen Unrecht getan habe.

38. Diese zwanzig Jahre bin ich bei dir gewesen, deine Schafe und Ziegen sind nicht unfruchtbar gewesen; die Widder deiner Herde habe ich nie gegessen.

a Gewesen: Und hab dir als ein Knecht gedient.

b Nicht unfruchtbar: Mit so großer Treue und mit großem Fleiß hab ich sie geweidet und sie gehütet.

c Nie gegessen: Welches sonst andere Hirten wohlzutun pflegen.

39. Was die Tiere zerrissen, brachte ich dir nicht, ich musste es bezahlen; du fordertest es von meiner Hand, es wäre mir des Tages oder des Nachts gestohlen. {2Mos 22v12}.

a Bezahlen: Von dem Meinen. Das ist: Ich musste dich der Zahl wegen völlig vergnügen und zufriedenstellen, wenn es auch gleich ohne meine Schuld umkam und von wilden Tieren zerrissen wurde.

40. Des Tages verschmachtete ich vor Hitze und des Nachts vor Frost, und kam kein Schlaf in meine Augen.

a Verschmachtete: Das ist: Ich hab sowohl bei Nacht als bei Tag mich viel leiden und ausstehen müssen, dass ich auch mir den Schlaf nicht lassen zu lieb werden, nur damit ich deinen Nutzen schaffen könnte.

41. Also habe ich diese zwanzig Jahre in deinem Hause gedient, vierzehn um deine Töchter und sechs um deine Herde, und hast mir meinen Lohn zehnmal verändert.

a Verändert: Das ist: Du hast mir für meine große Treue und Fleiß übel gelohnt und mir mit Undank vergolten, denn du deine Wort und Zusagen niemals gehalten hast.

42. Wo nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams, und die Furcht Isaaks auf meiner Seite gewesen wäre, du hättest mich leer lassen ziehen. Aber Gott hat mein Elend und Mühe angesehen und hat dich gestern gestraft.

* Furcht: Luther). Jakob nennt hier Gott Isaacs Furcht, darum, dass Isaak gottesfürchtig war und Gottes Diener.

a Furcht: Das ist: Gott, welchen mein Vater Isaak ehrt und fürchtet.

b Meiner Seiten: Mit seinem Segen.

c Gestraft: Da er dich gescholten und dir abgewehrt hat, dass du mich, als einen Unschuldigen, oder viel mehr, der sich wohl um dich verdient hat, nicht beleidigen solltest.

43. Laban antwortete und sprach zu Jakob: Die Töchter sind meine Töchter und die Kinder sind meine Kinder und die Herden sind meine Herden, und alles, was du siehst, ist mein, was kann ich meinen Töchtern heute oder ihren Kindern tun, die sie geboren haben?

a Antwortet: Nachdem er mit Worten genügend überzeugt ist, so will er dennoch sein Unrecht nicht frei heraus bekennen, sondern kehrt sich zu seiner gewöhnlichen Heuchelei und stellt sich, als meine er es gar gut, und sei gegen seine Töchter mit väterlichem Herzen gar freundlich gesinnt.

b Meine Kinder: Darum liebe und sorge ich auch für sie als für mein eigen.

c tun: Ich kann und begehre ihnen kein Übel anzutun oder etwas Böses zu erzeigen. Darum sollst du dich alles guten und väterlichen Willens zu mir versehen.

44. So komm nun und lass uns einen Bund machen, ich und du, der ein Zeugnis sei zwischen mir und dir.

a Bund: Das ist: Lass uns mit einem äußerlichen Zeichen und Zeugnis einen Bund miteinander aufrichten und bestätigen, dass keiner dem anderen künftig einen Schaden zufügen wolle, oder etwas tun, dass dem anderen zum Nachteil gereichen möchte. Denn weil der Blender sich selber nichts Gutes bewusst war, dessen ihn sein eigen Herz und Gewissen überzeugte, so fürchtete er sich vor einem rauschenden Blatt, da nichts zu fürchten ist, und da er von dem frommen Jakob im wenigsten sich nichts zu befürchten hatte.

45. Da nahm Jakob einen Stein und richtete ihn auf zu einem Mal.

a Nahm: Jakob ist zu der Friedenshandlung leicht zu bereden und wills an ihm nicht ermangeln lassen. (Denn wir sollen die verwirrten Gewissen nicht ferner betrüben, wenn wir es gleich tun können{Ps 31v18 , v19}.)

b Mahl: Dass er ein Malzeichen, und gleichsam als zum Gedächtnis da wäre des gemachten Bundes.

46. Und sprach zu seinen Brüdern: Lest Steine auf. Und sie nahmen Steine und machten einen Haufen und aßen auf demselben Haufen.

a Brüdern: Das ist: Verwandten, die in des Labans Gesellschaft und mit Laban gekommen waren.

b Steine: Dass man einen Haufen daraus machte.

47. Und Laban hieß ihn Jegar-Sahadutha; Jakob aber hieß ihn Gilead.

a Jegar Sahadutha: Nämlich auf syrischer oder chaldäischer Sprache, und heißt auf Deutsch so viel wie ein Haufen der Zeugnisse.

b Gilead: Nämlich auf seine hebräische Sprache: Hat sonst einerlei Verstand und Deutung mit dem vorigen. Und ist darum also genannt worden, dass er von den dort geschehenen Bündnisse zeugen sollte. Dessen Orte später in der Schrift zu mehrmals gedacht wird.

* Gilead: Luther). Gilead heißt ein Zeugen-Haufen und bedeutet die Schrift, da viel Zeugnis von Gott häufig enthalten sind.

48. Da sprach Laban: Der Haufen sei heute Zeuge zwischen mir und dir (daher heißt man ihn Gilead),

a Sprach Laban: Der gottlose Heuchler ist sehr geschwätzig und macht viel Wort, die er mit Verdruss etliche Male wiederholt, ja tut auch noch Beschwerungen und Bedrohungen hinzu, als ob dem Jakob nicht sogar wohl zu trauen wäre und er sich besorgen müsste, dass derselbe nicht etwa solchen Bund übertrete und dagegen handelte, da doch Jakob zu jederzeit in allem seinem Tun aufrichtig und getreu befunden war: Wiederum aber, und im Gegenteil Laban seine getanen Zusagen nie gehalten hatte. (Aber also pflegen die Heuchler zu tun, dass sie sich selber gerne wollten weißbrennen, und dagegen andere in einen bösen Verdacht bringen, {Spr 11v9}.)

b Zeuge: Dass wir miteinander einen Bund gemacht haben, da einer den anderen nicht beleidigen soll.

49. und sei eine Warte, denn er sprach: Der Herr sehe darein zwischen mir und dir, wenn wir voneinander kommen,

a Der Herr: Siehe nur, wie der Heuchler den Namen Gottes so oftmals vergeblich führt und wiederholt, mit so vielen Beschwerungen, deren es sich doch gar nicht bedurfte.

50. wo du meine Töchter beleidigst oder andere Weiber dazu nimmst über meine Töchter. Es ist hier kein Mensch mit uns; siehe aber, Gott ist der Zeuge zwischen mir und dir.

a Beleidigst: Das ist: Ich beschwöre dir bei Gott, dass, wenn du von hier ziehst, und von mir abgeschieden bist, alsdenn meine Töchter nicht übel halten, oder andere mehr Weiber nehmen wollest, ihnen zur Schmach und Verachtung. Und stellt sich der Heuchler wieder einmal, als trüge er eine besondere väterliche Liebe gegen seine Töchter, die doch in seinem Herzen gar erkaltet war.

b Mensch: Darum sieht man, dass Laban diese Wort und Beschwerungen mit dem Jakob in Sonderheit und allein geredet, dass sonst niemand dabei war.

51. Und Laban sprach weiter zu Jakob: Siehe, das ist der Haufen und das ist das Mal, das ich aufgerichtet habe zwischen mir und dir.

a Aufgerichtet: Kurz zuvor wird gemeldet, dass Jakob solchen Stein und Mal aufgerichtet habe, ist aber zu verstehen, dass es Jakob getan, mit des Labans Wissen und Willen, und will so viel sagen: Dieser Stein und dies Malzeichen soll das Ziel sein, so wir uns auch aufhalten wollen, damit ein jeder unter uns sich dabei zu erinnern habe, wie er darüber nicht schreiten soll, der Meinung, dass er dem anderen wolle Schaden zufügen. Denn Laban besorgte sich, weil er sich selber nichts Gutes bewusst war, es möchte Jakob dermal eins wieder in Mesopotamien umkehren und die empfangene Unbilligkeit zu rächen sich unterstehen. (So ein unruhiges Dinge ist es um ein böses Gewissen{1Mos 4v6 , v7}.)

52. Derselbe Haufen sei Zeuge, und das Mal sei auch Zeuge, wo ich herüberfahre zu dir, oder du herüberfährst zu mir über diesen Haufen und Mal, zu beschädigen.

53. Der Gott Abrahams und der Gott Nahors und der Gott ihrer Väter sei Richter zwischen uns.

a Schwur: Dass er die eingegangenen Bündnisse steif und unverbrüchlich halten soll. (Denn recht und zu rechter Zeit schwören, ist nicht verboten. Aber vergeblich schwören soll man nicht, noch viel weniger falsch schwören.)

b Furcht: Das ist: Bei dem wahren Gott, den Isaak fürchtet und ehrt.

54. Und Jakob schwur ihm bei der Furcht seines Vaters Isaak. Und Jakob opferte auf dem Berge und lud seine Brüder zum Essen. Und da sie gegessen hatten, blieben sie auf dem Berge über Nacht.

a Opferte: Auf dass er sich dankbar gegen Gott erzeigte ihn von seinem gottlosen Schwager einmal abhelfen und erlösen wollte, und ihm auch für alle anderen Wohltaten Lob und Dank sagte.

b Brüder: Sein Schwager, als nämlich Laban mit seinen Gefährten, und andere, die bei ihm waren. (Denn wir sollen das Böse mit Gutem vergelten {Röm 12v14 , v20 , v21}.

55. Des Morgens aber stand Laban frühe auf, küsste seine Kinder und Töchter und segnete sie; und zog hin und kam wieder an seinen Ort.

a Küsste: Wie ein Heuchler.

b Segnete: Das ist: Er hat ihnen viel Glück und alles Gute gewünscht, wie damals bei den Leuten desselben Landes gebräuchlich war. Und, dass er sich stellte, als meinte er es gar gut mit ihnen, da er doch solches mit keiner, auch der geringsten Verehrung, erzeigte und bewies.

c Seinen Ort: Ist also Jakob von einem abgeführten Heuchler ledig geworden. (Und hat man an diesem Laban ein rechtes Muster eines geizigen und unverschämten Scheinheiligen und Blenders.)


Das 32. Kapitel


1. Jakob fertigt seinen Bruder Esau Gesandten ab, welcher ihm wieder verkündigte, wie derselbe sein Bruder ihm mit Heereskraft entgegenziehe, v. 1. 2. Da ruft Jakob den Herrn an und sendet Geschenke vorher, damit er seinen Bruder gedenkt zu versöhnen, v. 9.

3. In derselben Nacht ringt Jakob mit dem Sohn Gottes und bringt den Sieg und den Segen davon, v. 24.

1. Jakob aber zog seinen Weg; und es begegneten ihm die Engel Gottes.

a Engel: Das ist: Er ist einer Anzahl Engel gewahr geworden, welche er merkte, dass sie ihm zu Gefährten, und als Geleitsleute auf der Reise von Gott zugegeben wären. (Denn der Engel Amt ist, dass sie die Frommen schützen {Ps 34 , Hebr 1}.)

2. Und da er sie sah, sprach er: Es sind Gottes Heere; und hieß dieselbe Stätte Mahanaim.

a Mahanaim: Das ist: Ein Heer oder Heerlager.

3. Jakob aber schickte Boten vor ihm her zu seinem Bruder Esau ins Land Seir, in der Gegend Edom.

a Schickte: Denn obwohl Jakob gute Hoffnung hatte, es würde Esau innerhalb zwanzig Jahre seinen Zorn und gefassten Widerwillen wider ihn sinken und fallen lassen, also, dass er sich vor ihm nichts mehr zu befürchten hätte, so tut er ihm dennoch seine Herkunft mit besonderer Demut und Ehrerbietung zu wissen.

4. Und befahl ihnen und sprach: Also sagt meinem Herrn Esau: Dein Knecht Jakob lässt dir sagen: Ich bin bis daher bei Laban lange außen gewesen.

a Knecht: Mit diesem demütigen Gruß, dass er sich seinen Knecht nennt, will er seine Ehrerbietigkeit und willfähriges Gemüt seinem Bruder erklären und zu verstehen geben.

5. und habe Rinder und Esel, Schafe, Knechte und Mägde; und habe ausgesandt dir, meinem Herrn, anzusagen, dass ich Gnade vor deinen Augen fände.

a Rinder: Deswegen hab ich dich nicht unversehens überfallen wollen, weil ich so eine große Menge an Menschen und Vieh bei mir habe.

b Anzusagen: Nämlich meine Zukunft.

a Gnade: Das ist: Ich bitte, dass du mich mit brüderlichem Herzen empfangen und aufnehmen willst, und des Widerwillens, so vorzeiten unter uns entstanden, nicht mehr gedenkst.

6. Die Boten kamen wieder zu Jakob und sprachen: Wir kamen zu deinem Bruder Esau; und er zieht dir auch entgegen mit vierhundert Mann.

a Zieht: Die Boten bringen wider all sein Hoffen ihm eine traurige oder doch ungewisse Botschaft.

b Vierhundert: Welche Esau zugleich zu Gefährten mit sich genommen, entweder der Meinung, dass er den Jakob wolle aufreiben, oder doch, dass er ihm begehrt eine Furcht einzujagen und zu schrecken, bis ihm Gott sein Gemüt geändert, dass er anderen Sinnes wurde.

7. Da fürchtete sich Jakob sehr, und ihm wurde bange; und teilte das Volk, das bei ihm war, und die Schafe und die Rinder und die Kamele in zwei Heere.

a Furcht: Weil er sich besorgte, Esau möchte ihn mit solchem großen Haufen mit Gewalt überfallen, und unterdrücken. (Denn es erscheint auch in den Heiligen Leuten zuweilen eine große Schwachheit des Fleisches, wenn sie in Gefahr stecken und sich selbst überlassen werden.) Es sind aber auch ohne Zweifel des Jakobs Weiber und Kinder, samt anderen seinen Gefährten, so er bei sich gehabt, sehr irre geworden und erschrocken und haben den Jakob noch ängstlicher gemacht. Weil des Hausgesindes Weinen und Heulen auch eines sonst großmütigen und beherzten Mannes Gemüt kleinmütig machen können.

b Bange: Er war in großen Ängsten.

c Teilt: Er erdenkt in der Eile einen Rat, so gut er kann, damit, wo er der Gefahr nicht allerdings entgehen, dennoch zum Teil entweichen könnte. (Denn man soll angemessene Mittel und Wege gebrauchen, so viel man kann, und Gott nicht versuchen {2Sam 10v12})

8. Und sprach: So Esau kommt auf das eine Heer und schlägt es, so wird das übrige entrinnen.

a Schlägt es: So wird er sich daran sättigen lassen, und des Übrigen verschonen.

9. Weiter sprach Jakob: Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, Herr, der du zu mir gesagt hast: Zieh wieder in dein Land und zu deiner Freundschaft, ich will dir wohltun:

a Gott meines: Zu solchem Anschlag und Vornehmen tut Jakob ein eifriges und inbrünstiges Gebet hinzu, welches zwar billiger vorhergehen sollte. (Denn sobald sich eine Gefahr erzeigt, so soll man zuallererst zum Gebet seine Zuflucht haben {Ps 50v15}.)

b Vaters Isaak: Der du dich meinen Vätern geoffenbart und ihnen Gutes getan hast.

c Gesagt: Du weißt, wie ich nicht vorsätzlicherweise und aus eigenem Gutdünken diese Reise vorgenommen, sondern auf deinen Befehl mich aufgemacht habe, dass ich in mein Vaterland käme. So hast du mir auch deinen göttlichen Beistand und allerlei Guttaten verheißen.

10. ich bin geringe aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knechte getan hast; denn ich hatte nicht mehr weder diesen Stab, da ich über diesen Jordan ging, und nun bin ich zwei Heere geworden.

a Geringe: Das ist: Ich muss bekennen, dass ich nicht wert bin so vieler Guttaten und herrlicher Verheißungen, die du bisher häufig an mir erzeigt und erfüllt hast, welches alles ich mit dankbarem Herzen erkenne.

b Stab: Das ist: Ich ging ganz allein und trug nur meinen Stab mit mir, hatte in meiner Gesellschaft weder Knechte noch Mägde oder andere Freunde, die mich geleitet hätten.

c Zwei Heer: So väterlich und reichlich hast du mich gesegnet.

11. Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor ihm, dass er nicht komme und schlage mich, die Mütter samt den Kindern.

a Errette: Das er mich und die Meinen nicht erwürge.

b Komme: Mit seinen 400 Männern.

c Mutter: Das ist: Meine Weiber.

12. Du hast gesagt: Ich will dir wohltun und deinen Samen machen wie den Sand am Meer, den man nicht zählen kann vor der Menge.

a Hast gesagt: Darum so verlass ich mich auf deine Verheißung, welche nicht erfüllt würde, wenn du mich und die Meinen meinem Bruder übergibst, dass er mich umbrächte. (Wenn Gott also aus gläubigem Herzen auf seine Verheißungen angerufen wird, so lässt er sich gleichsam zwingen, dass er helfen muss.)

13. Und er blieb die Nacht da und nahm von dem, dass er vorhanden hatte, Geschenke seinem Bruder Esau:

a Die Nacht: In großer Schwermütigkeit und Bekümmernis: Und erdenkt noch darüber einen neuen und dritten Rat und Anschlag, damit er seinen Bruder erweichen und sich wieder bei ihm aussöhnen möchte, nämlich, dass er ihm Geschenke und Verehrungen tun will. (Denn man soll Gott nicht versuchen und zu Abwendung eines Unglücks alle angemessenen Mittel nicht ausschlagen. Und kann man mit Geschenken viel zuwege bringen.)

b Vorhanden hatte: Wie sie ihm vorkamen, denn er sich nicht so viel ihn ausgelesen hatte.

14. zweihundert Ziegen, zwanzig Böcke, zweihundert Schafe, zwanzig Widder

15. und dreißig säugende Kamele mit ihren Füllen, vierzig Kühe und zehn Farren, zwanzig Eselinnen mit zehn Füllen;

a Füllen: Das ist: Der Kamele und Füllen waren in einer Summe miteinander so viel.

b Zehn: Hat also aus allem Vieh und allerlei Art desselben zum Geschenk verordnet, damit es so viel desto zierlicher wäre und ein besseres Ansehen hätte.

16. und tat sie unter die Hand seiner Knechte, je eine Herde besonders, und sprach zu ihnen: Geht vor mir hin und lasst Raum zwischen einer Herde nach der andern.

a Besonders: Welche Absonderung er auch um mehr Zierlichkeit willen anstellt.

17. Und gebot dem ersten und sprach: Wenn dir mein Bruder Esau begegnet und dich fragt: Wem gehörst du an? und wo willst du hin? und wes ist es, dass du vor dir treibst?

18. sollst du sagen: Es gehört deinem Knechte Jakob zu, der sendet Geschenke seinem Herrn Esau und zieht hinter uns hernach.

a Später: Weil er sich alles Gute zu dir versieht, so kommt er und will dich ansprechen. Denn es wurde alles dahin gerichtet und angesehen, damit er dem Esau das Herz brechen und ihn, da er etwas Böses wider ihn im Sinn hätte, zur Güte bewegen möchte.

19. Also gebot er auch dem andern und dem dritten und allen, die den Herden nachgingen, und sprach: Wie ich euch gesagt habe, so sagt zu Esau, wenn ihr ihm begegnet,

a Herden: Welche er seinem Bruder zur Verehrung vorausschickte.

20. und sagt ja auch: Siehe, dein Knecht Jakob ist hinter uns. Denn er gedachte, ich will ihn versöhnen mit dem Geschenk, das vor mir hergeht; danach will ich ihn sehen, vielleicht wird er mich annehmen.

21. Also ging das Geschenk vor ihm her, aber er blieb dieselbe Nacht beim Heer.

a Beim Heer: Das ist: Er ist bei seinem anderen Personal geblieben, welches beide an Menschen und Vieh, in so großer Anzahl erschienen ist, als ob es ein ganzes Heerlager aussah.

22. Und stand auf in der Nacht und nahm seine zwei Weiber und die zwei Mägde und seine elf Kinder und zog an die Furt Jabbok,

a Weiber: Welche die Vornehmsten und Frauen im Hause waren.

b Mägde: Die auch seine Eheweiber waren, aber doch etwas geringeren Standes als die Lea und Rahel.

23. nahm sie und führte sie über das Wasser, dass hinüberkam, was er hatte;

a Wasser: Damit er beizeiten hinüberkäme und von niemand verhindert oder aufgehalten würde.

b Allein: Ohne Zweifel, damit er ungehindert und desto inbrünstiger zu Gott beten könnte, denn er stand und war noch in großer Gefahr, dass er sich seines Bruders wegen heftig fürchtete.

24. und blieb allein. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach.

* Rang: Luther). Im Hebräischen kommt Ringen vom Staub her, als wenn zwei miteinander ringen, dass der Staub sich erhebt, und dicke um sie wird. Und lautet so viel: Es stäubt ein Mann mit ihm, das ist: Es war ein heftiger Kampf, das soll niemand verstehen, denn die Erfahrung.

a Rang: Als ob es nicht an dem genug wäre, dass Jakob seines Bruders Zukunft und Zorn fürchten müsste, wo er nicht auch noch ein Streit bestünde, in dem er, seinem Bedenken nach, würde unten liegen und umkommen müssen, ehe denn er zu seinem Bruder gelangen könnte. Welch äußerliches Ringen eine Andeutung war des geistlichen Streites, so er in seinem Herzen und Gemüt empfand, weil sich alle Sachen viel anderes ansehen ließen, als ihm Gott verheißen hatte.

b Mann: Das war der Sohn Gottes in Gestalt eines Mannes, der fiel den Jakob an. (Denn also pflegt Gott seine Heiligen zu versuchen und ihren Glauben zu bewähren, da er sie mit mancherlei Anfechtungen auf einmal überfällt, in denen er doch die Seinen auch erhält, dass sie nicht versinken.) Es hat aber Jakob, als der nicht anderes meinte, denn dass er einen schlechten Menschen vor sich hätte, sich tapfer gewehrt und großen Widerstand getan, und lässt sich Gott überwinden. Aber wollte den Jakob nicht begehren, zu verderben, sondern zu erhalten, welchen er nicht anderes liebte als seinen Augapfel.

25. Und da er sah, dass er ihn nicht übermochte, rührte er das Gelenk seiner Hüfte an; und das Gelenk seiner Hüfte wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt.

a Übermochte: Denn es hat der Sohn Gottes damals sich seiner Allmacht nicht gebraucht, damit er den Jakob hätte können in einem Augenblick ganz und gar zunichtemachen, sondern hat keine größere Stärke an sich genommen, denn nur wie sonst ein schlechter Mensch haben kann, darum ihm Jakob nicht gewichen ist.

26. Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber er antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.

a Er sprach: Nämlich, der Sohn Gottes.

b Lass mich: Obwohl Jakob am Leibe verletzt war und Schaden genommen hatte, dennoch hat er nicht wollen von seinem Widersacher ablassen.

c Morgenröte: Es ist Zeit, dass wir des Streites ein Ende machen. Denn der Sohn Gottes war damals in der Person eines Menschen und nicht als Gott zugegen.

d Nicht: Als wollte Jakob spreche: Du hast mich zuerst hart angefahren und mir heftig zugesetzt, als ob ich von Gott verflucht und verworfen wäre, darum so musst du mir, ehe ich dich von mir lasse, einen Widerruf tun und mir Gutes dafür wünschen.

27. Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob.

a Er sprach: Nämlich der Sohn Gottes.

28. Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel. Denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist obgelegen. {1Mos 35v10}

* Israel: Luther). Israel kommt von Sara, und heißt kämpfen oder überwältigen, daher auch Sarah ein Fürst oder Herr und Sarah eine Fürstin oder Frau heißt und Israel ein Fürst oder Kämpfer Gottes, das heißt, der mit Gott ringt, und gewinnt, welches geschieht durch den Glauben, der so fest an Gottes Wort hält, bis er Gottes Zorn überwindet, und Gott zum eigenen gnädigen Vater macht.

a Israel: Das ist: Ein Herr und Überwinder Gottes. (Denn wenn die Frommen aus Glauben auf die Verheißungen Gottes beständig dringen, so Herrschen sie gleichsam über Gott und halten ihn gefangen, bis sie die Erfüllung seiner Verheißungen von ihm herauszwingen, doch nicht, dass es ihm zuwider wäre, oder dass er es ungern täte, sondern weil ihm unser stetes Anhalten so wohl gefällt.

b Gekämpft: Das ist: Du hast dich wohl gehalten und tapfer gewehrt, wie einem Fürsten gebührt, der den Sieg erhalten will.

c Obgelegen: Das ist: Du hast vor der Zeit im Mutterleibe mit deinem Bruder gekämpft und ihn überwunden, und jetzt mit Gott, nämlich, mit dem Sohn Gottes, der zu seiner Zeit menschliche Natur an sich nehmen wird, gerungen, und durch den Glauben den Sieg erhalten. (Dies ist zwar auch mit etwas dunklen Worten angedeutet und dem Jakob zu verstehen gegeben wurde, weil die vollkommene Offenbarung dieses Geheimnisses bis zum Neuen Testament aufbehalten wurde.)

29. Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn dort.

a Fragte ihn: Weil Jakob hört, dass er mit Gott gerungen habe, entsetzt er sich darüber, und hätte gern besseren Bericht gehabt, wer sein Widerpart wäre? Denn er sah niemand mehr als einen Mann, oder Menschen vor ihm, und hörte doch, wie er mit Gott gekämpft hätte.

b Aber sprach: Nämlich der Sohn Gottes.

c Fragst du)) Hast du nicht genug, dass du so viel weißt, du hast mit Gott gekämpft?

d Segnet: Die Worte solchen Segens werden von Mose nicht gesetzt: Ist aber ohne Zweifel dem vorigen nicht ungleich gewesen, da Gott dem Patriarchen, Christus, und die Besitzung des Landes Kanaan verhieß.

30. Und Jakob hieß die Stätte Pniel; denn ich habe Gott von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen.

* Pniel: Luther).: Pniel oder Pnuel heißt Gottes Angesicht oder Erkenntnis. Denn durch den Glauben im Streit des Kreuzes lernt man Gott recht erkennen und erfahren, so hat es denn keine Not mehr, so geht die Sonne auf.

a Pniel: Das ist: Gottes Angesicht. Denn da Jakob den Segen gehört und empfangen, bemerkt er, dass er Gott selbst vor sich habe, in menschlicher Gestalt.

b Von Angesicht: Das ist: In menschlicher Gestalt.

c Genesen: Das ist: Ich bin aus einer schweren Anfechtung, und großen Ängsten erlöst, und durch die Gegenwart und Offenbarung Gottes erquickt worden.

31. Und als er vor Pniel überkam, ging ihm die Sonne auf; und er hinkte an seiner Hüfte.

a Hinkte: (Denn Gott verletzt und beschädigt manchmal den Leib, damit er die Seele heile und stärke.)

32. Daher essen die Kinder Israel keine Spannader auf dem Gelenk der Hüfte bis auf den heutigen Tag, darum dass die Spannader an dem Gelenk der Hüfte Jakobs gerührt wurde.

a Daher: Zum ewigen Gedächtnis dieser Geschichte.

b Essen: Nämlich, von den geschlachteten Tieren und Vieh, die man sonst zur Speise gebraucht.

c Tag: Da Mose dies beschrieben hat.

d Gerührt wurde: Nämlich, von dem Sohn Gottes.


Das 33 Kapitel


1. Jakob begegnet seinem Bruder Esau, von dem er wider alles Verhoffen freundlich empfangen und mit Frieden wieder von ihm gelassen wird, v. 1. 2. Jakob wohnt eine Zeit lang zu Suchoth. Danach zieht er nach Salem oder Sichem, dort kaufte er einen Acker, v. 17. 3. Und baut dort einen Altar, auf dem er seinen Gottesdienst mit Predigen, Beten und Opfern verrichtet, v. 18.

1. Jakob hob seine Augen auf und sah seinen Bruder Esau kommen mit vierhundert Mann. Und teilte seine Kinder zu Lea und zu Rahel und zu beiden Mägden.

a Kommen: Und damit er Gott nicht versuchte, da ihm irgendetwas von seinem Bruder ein Unfall zustehen sollte, welchen er sich noch einbildete, dass er wider ihn zürnte. So stellt er die Mägde mit ihren Kindern zuvorderst dem Esau unter die Augen, die beide Schwestern aber, als Lea, und Rahel, und sonderlich die Rahel mit dem Joseph, welche er vor andere inniglich liebte, besser nach hinten, da sie mehr gesichert wären.

2. Und stellte die Mägde mit ihren Kindern vorne an und Lea mit ihren Kindern hernach und Rahel mit Joseph zuletzt.

3. Und er ging vor ihnen her und neigte sich siebenmal auf die Erde, bis er zu seinem Bruder kam.

a Er ging: Nämlich, der Jakob ging vor allen seinen Weibern und Kindern her seinem Bruder Esau entgegen.

b Neigte: Hat also seinem Bruder zwar nicht eine göttliche, sondern gewöhnliche menschliche Ehre angetan, wie ein Mensch dem anderen erzeigt. Es lässt sich aber hier anders ansehen, als die Verheißung lautet, so zuvor dem Jakob geschehen, der Größere soll dem Kleineren dienen, weil sich Jakob so demütig gegen seinen Bruder verhalten muss. Aber er wusste wohl, dass er durch solche seine Freundlichkeit, Höflichkeit und Demut an der Gerechten seiner ersten Geburt nichts forderte.

4. Esau aber lief ihm entgegen und herzte ihn und fiel ihm um den Hals und küsste ihn; und sie weinten.

a Lief ihm: Esau empfängt und umfängt seinen Bruder Jakob, wider alle Hoffnung, mit herzlicher und großer Liebe. (Denn Gott kann der Menschen Herzen lenken und wenden, wie, und wohin er will, und unsere Feinde uns zu Freunden machen. Und sollen wir unsere Feinde mit Freundlichkeit und Demut zur Einigkeit anreizen, wie Jakob getan hatte.)

b Weinten: Vor Freuden nämlich die beiden Brüder.

5. Und hob seine Augen auf und sah die Weiber mit den Kindern und sprach: Wer sind diese bei dir? Er antwortete: Es sind Kinder, die Gott deinem Knechte beschert hat.

a Beschert: (Denn Kinder sind eine Gabe Gottes{Ps 127})

6. Und die Mägde traten herzu mit ihren Kindern und neigten sich vor ihm.

a Neigten sich: Das ist: Sie haben gegen dem Esau sich ehrerbietig erzeigt. (Also soll einer dem anderen mit Ehrerbietung zuvorkommen {Röm 12v10})

7. Lea trat auch herzu mit ihren Kindern und neigten sich vor ihm. Danach trat Joseph und Rahel herzu und neigten sich auch vor ihm.

8. Und er sprach: Was willst du mit all dem Heer, dem ich begegnet bin? Er antwortete: Dass ich Gnade fände vor meinem Herrn.

a All dem Heere: Er meinte das Vieh, so er ihm zu einer Verehrung vorangeschickt hatte.

b Er antwortet: Nämlich Jakob.

c Gnade: Das ist: Damit ich meinen guten Willen und ehrerbietiges Gemüt gegen dir erzeige und mich dir versöhnte, darum hab ich dir solches zu einer Verehrung entgegengeschickt.

9. Esau sprach: Ich habe genug, mein Bruder; behalt, was du hast.

a Habe genug: Das ist: Ich bin selbst reich genug, und Gott hat mich reichlich gesegnet.

10. Jakob antwortete: Ach nicht! Habe ich Gnade gefunden vor dir, so nimm mein Geschenk von meiner Hand; denn ich sah dein Angesicht, als sähe ich Gottes Angesicht; und lass dir es wohlgefallen von mir.

a Ach nicht: Schlage meine Verehrung nicht aus.

b Gnade gefunden: Das ist: So du mich lieb hast und mir wohl gesonnen bist.

c Ich sah: Das ist: Weil ich sehe, dass du mir alles Gute gönnst, so hat mich deine Gestalt sehr erfreut, als wenn ich Gott selber anschaute. Es hat aber darum Jakob seinen Bruder nicht für einen Gott gehalten, sondern will seine übermäßige große Freude mit solchen Worten zu verstehen geben.

11. Nimm doch den Segen von mir an, den ich dir zugebracht habe; denn Gott hat mir es beschert, und ich habe alles genug. Also nötigte er ihn, dass er es nahm.

a Zugebracht: Das ist: Die Geschenke, welche ich durch den Segen Gottes erlangt habe, und dir mit willigem und dankbarem Gemüt antrage, die wünsche ich, dass sie dir zum Segen, und Vermehrung deiner Güter sind.

b Alles genug: Das ist: Gott hat mich reichlich gesegnet und habe keinen Mangel an allem, was ich bedarf. (Da sieht man ein frommes Herz, das mit dem, was ihm Gott beschert hat, sich begnügen lässt und gegen Gott seinem Guttäter dankbar ist.)

12. Und er sprach: Lass uns fortziehen und reisen; ich will mit dir ziehen.

a Mit dir ziehen: Esau bietet sich dem Jakob seinem Bruder zum Gefährten an, welchen Dienst Jakob doch höflich abschlägt, und ihn dafür bittet, denn er sah wohl, dass er seinem Bruder eine Last und beschwerlich sein würde, so war ihm nichts damit gedient und bedürfte er solches Geleites gar nicht.

13. Er aber sprach zu ihm: Mein Herr, du erkennst, dass ich zarte Kinder bei mir habe, dazu Vieh und säugende Kühe; wenn sie einen Tag übertrieben würden, würde mir die ganze Herde sterben.

a Sterben: Darum muss ich meines Viehes und Kinder schonen. So wird es dir und deinen Mitgefährten beschwerlich sein, dass sie so langsam fortziehen sollen.

14. Mein Herr ziehe vor seinem Knechte hin. Ich will allmählich hinnach treiben, danach das Vieh und die Kinder gehen können, bis dass ich komme zu meinem Herrn in Seir.

Allmählich: Luther). Merke, dass die Rechtgläubigen und Werkheiligen nicht können miteinander wandeln. Denn die Gläubigen fahren säuberlich mit stillem Geist. Aber die Werkheiligen fahren stark mit Vermessenheit ihrer Werke in Gottes Gesetzen.

a Gehen können: (Solche Vorsichtigkeit sollen sich alle Regenten, beides im geistlichen und weltlichen Stande gebrauchen, dass sie sich nach den Unmöglichkeiten derselben schicken, die ihnen untergeben sind, damit sie nicht die Kirche oder das weltliche Regiment zugrunde richten {Jes 49v23}.)

15. Esau sprach: So will ich doch bei dir lassen etliche vom Volk, das mit mir ist. Er antwortete: Was ist es vonnöten? Lass mich nur Gnade vor meinem Herrn finden.

a So will: Esau bietet seinem Bruder noch einen anderen Dienst an, damit er desto sicherer reisen möge, welchen doch Jakob auch abschlägt.

b Nur Gnade: Das ist: Ich bedanke mich das freundliche Angebot, und bedarf sonst auf diesmal weiter nichts, denn nur, dass du mich dir lassen befohlen sein und mich zu lieben fortfährst.

16. Also zog des Tages Esau wiederum seines Weges gen Seir.

17. Und Jakob zog gen Suchoth und baute sich ein Haus und machte seinem Vieh Hütten; daher heißt die Stätte Suchoth.

a Suchoth: Welchen Ort Jakob eben zugleich also genannt hat, von den Hütten, die er dort aufrichtete. Denn das Wort Suchoth eine Hütte heißt. An welchem Ort später eine Stadt gleichen Namens gebaut wurde, die Gideon eingenommen hat (Jud. 8), und hat Jakob am selben Ort eine Zeit lang seine Wohnung und seinen Aufenthalt gehabt. So meldet die Schrift weiter nichts davon, dass er zu seinem Bruder in Seir gezogen wäre, wie er ihm verheißen hatte. Entweder dass etwas dazwischen gekommen war, dadurch er verhindert war, oder aber, dass er es fürs Beste ansah und ratsam erachtet hat, wenn er nicht wieder zu ihm umkehrte, von dem er seinen freundlichen Abschied nahm und mit Frieden von ihm gekommen war, dessen er sich nicht versehen hätte: Damit nicht, wenn er zu ihm käme, und ihm viel vor den Augen umginge, der Groll ihm wieder aufstiege und in den Kopf käme. (Denn der Menschen Gemüter sind unbeständig und sehr wankelmütig, sonderlich deren, die sich mit ihren Widersachern nur zum Schein verglichen haben. (Das bezeugt der Prediger Salomon von Anfang bis zum Ende.) Und hat Jakob leicht eine Ursache können vorwenden, damit er sich gegen seinen Bruder entschuldigt, dass er nicht nach Seir zu ihm kommen.)

18. Danach zog Jakob gegen Salem, zu der Stadt des Sichem, die im Lande Kanaan liegt (nachdem er aus Mesopotamien gekommen war), und machte sein Lager vor der Stadt.

a Stadt: Hat also Jakob, wie er eine Zeit lang in Suchoth gewohnt, seinen Sitz wiederum verändert.

19. Und kaufte ein Stück Acker von den Kindern Hemors, des Vaters Sichems, um hundert Groschen; dort richtete er seine Hütte auf. {Jos 24v32}

a Hemor: Denn Hemor, der des Sichems (dessen im folgenden Kapitel Meldung geschieht) Vater war, ist der Oberste und Regent in derselben Stadt gewesen. Darum er den Acker von seinen Kindern oder Untertanen gekauft hat.

* Groschen: Luther). Oder Schafe.

b Groschen: Den Wert solcher Münze kann man heute nicht wissen. Hat deswegen Jakob ein Stück vom selben Lande gekauft, welches ihm doch von Gott durch die Verheißung geschenkt war. Aber er hat solch Land, so ihm von Rechts wegen zustünde nicht unrechtmäßigerweise vor der Zeit zu sich reißen wollen.

20. Und richtete dort einen Altar zu und rief an den Namen des starken Gottes Israel.

a Altar: Dass er seinem Personal bei demselben predigte von dem Willen Gottes und von dem zukünftigen Messias: Und dass sie sämtlich miteinander Gott anriefen, und ihm Dank sagten, dass er sie aus so vielen Unfällen erlöst hätte, auch dass sie mit den Opfern ihren Glauben bestätigten. (Denn zu diesem Ende sollen alle weltliche Handel und häuslichen Geschäfte gerichtet werden, dass wir den rechten wahren Gott anbeten und ehren.)


Das 34. Kapitel


1. Dina, des Jakobs Tochter wird von Sichem dem jungen Herrn des Orts mit Gewalt geschändet, der begehrt sie danach zu ehelichen, v. 1. 2. Darin des Jakobs Söhne betrüglich willigen, wenn die Sichimiter sich wollen beschneiden lassen, v. 13. 3. Da sie sich aber beschnitten und kraftlos sind, werden sie von den Söhnen Jakobs alle erwürgt und die Stadt geplündert, v. 25.

1. Dina aber, Leas Tochter, die sie Jakob geboren hatte, ging heraus, die Töchter des Landes zu sehen.

Ging heraus: Aus ihres Vaters Hause, dazu sie der Vorwitz trieb: Und war eine einige Tochter.

b Sehen: Damit sie in Acht hätte, was der Gebrauch wäre, der Mädchen in der Stadt Sichem, und was sie für eine Tracht hätten, denn ihr Vater Jakob wohnte außerhalb der Stadt Sichem, und sind vielleicht zum selben mal Tänze oder Spiele gehalten worden, daher die Dina eine besondere Lust bekam, dass sie, solche zu sehen, in die Stadt gegangen ist.

2. Da die sah Sichem, Hemors Sohn, des Heviters, der des Landes Herr war, nahm er sie und beschlief sie und schwächte sie.

a Herr war: Der seinen Bürgern und Untertanen mit einem züchtigen und ehrbaren Wandel, samt anderen Tugenden, vorgehen und vorleuchten sollte.

b Nahm er sie: Mit Gewalt, durch die böse Lust getrieben, und weil er meinte, er dürfte alles tun, was ihn nur gelüstet.

3. Und sein Herz hing an ihr und hatte die Dirne lieb und redete freundlich mit ihr.

a Freundlich: Weil sie ohne Zweifel sehr traurig war und sich übel gehabt von wegen der ihr angelegten Gewalt, und dass sie so schändlich um ihre jungfräuliche Zucht und Ehre gekommen war.

4. Und Sichem sprach zu seinem Vater Hemor: Nimm mir das Mädchen zum Weibe.

a Seinem Vater: Welches er hätte sollen zuvor tun, ehe er sie gezüchtigt und zuschanden gemacht.

5. Und Jakob erfuhr, dass seine Tochter Dina geschändet war; und seine Söhne waren mit dem Vieh auf dem Felde, und Jakob schwieg, bis dass sie kamen.

a Jakob erfuhr: Dies ist dem Jakob ein schweres Hauskreuz gewesen, da er hat hören und erfahren müssen, wie seine einige Tochter von des Landesherren Sohn zur Unehre missbraucht war, der sie doch vor aller Gewalt viel mehr schützen und handhaben sollte, besonders weil sie kaum oder wohl noch nicht mannbar war. (Und haben hier die Hausväter eine feine Lehre zu merken, dass sie ihre Töchter, so viel es immer möglich sein kann, daheim behalten: Sollte es aber geschehen, dass auch bei einer guten Zucht und Auferziehung sich dergleichen etwas, wider Hoffen, zutrüge, so haben sie sich mit diesem Beispiel des Patriarchen Jakobs zu trösten, und je größer die Kinder erwachsen sind, je mehr und größere Sorge sie den Eltern machen.)

b Schweig: Er verdeckte das Leid in seinem Herzen. Und ist zwar recht daran gewesen, dass er in solchem Unmut sich nichts vornehmen oder zu handeln unterstehen wollte, bis er auch zuvor seiner Söhne Meinung angehört, wenn sie wieder heimkämen, obwohl solch fein und gut Bedenken nicht ausschlug.

6. Da ging Hemor, Sichems Vater, heraus zu Jakob, mit ihm zu reden.

a Ging Hemor: Der von seinem Sohn, den er zärtlich auferzogen und ihm gar zu viel in der Jugend übersehen hatte, (dadurch er verdorben war) sich leicht überreden ließ, dass er die Dina, vom Jakob, seinem Sohn zur Ehe begehrte.

b Reden: Nämlich, von der künftigen Heirat, der zwischen seinem Sohn und des Jakobs Tochter möchte getroffen werden.

7. Indes kamen die Söhne Jakobs vom Felde. Und da sie es hörten, verdross es die Männer und wurden sehr zornig, dass er eine Narrheit an Israel begangen und Jakobs Tochter beschlafen hatte; denn so sollte es nicht sein.

a Verdross: Die Schmach und Schande tat ihnen weh, so ihrem Geschlecht angetan war. Hemor aber meinte nicht anderes, denn dass er sie leicht befriedigen und versöhnen wollte. (Denn diejenigen, so andere beleidigen, achten es nicht hoch, und meinen, es sei eine schlechte Sache, der bald zu helfen sei.)

8. Da redete Hemor mit ihnen und sprach: Meines Sohns Sichems Herz sehnt sich nach eurer Tochter; lieber, gebt sie ihm zum Weibe!

a Redete: Er bereut die begangene Sünde und Misshandlung nicht, viel weniger, dass er sie sollte begehren abzubitten, sondern wirbt nur schlecht um die Heirat der Dina, und seines Sohnes, dass sie einander ehelichen möchten.

b Sehnt: Das ist: Er liebt sie herzlich und inniglich,

9. Befreundet euch mit uns; gebt uns eure Töchter und nehmt ihr unsere Töchter

a Befreundet: Das ist: Lasst solche Heirat den Anfang einer bessern Kundschaft und künftiger beständiger Freundschaft unter uns sein.

10. und wohnt bei uns. Das Land soll euch offen sein; wohnt und werbt und gewinnt drinnen.

a Offen sein: Dass ihr dessen zu eurem Nutzen gebrauchen könnt, Ihr möchtet Äcker und Güter darin kaufen, welches sonst nicht allen Fremdlingen und Ausländischen, auch noch heutigentags zugelassen wird. Verspricht also Hemor viel Gutes und bietet seine Dienste freiwillig an, lässt sich aber daneben keiner Reue oder Buße vermerken, der begangenen Verfehlung wegen.

11. Und Sichem sprach zu ihrem Vater und Brüdern: Lasst mich Gnade bei euch finden; was ihr mir sagt, das will ich geben.

a Gnade: Das ist: Schlagt meine Freundschaft nicht aus, und nehmt mich auf zu eurer Tochtermann und Schwager: Erzeigt mir diese Guttat.

12. Fordert nur getrost von mir Morgengabe und Geschenk, ich will es geben, wie ihr heischt; gebt mir nur die Dirne zum Weibe.

a Getrost: Nach eurem Gefallen, und wie viel ihr wollt. Er sagt aber solches nicht darum, dass ihn seine begangene Übeltat gereut hätte, sondern weil er mit einer unsinnigen tollen Liebe gegen die Jungfrau so heftig entzündet war.

13. Da antworteten Jakobs Söhne dem Sichem und seinem Vater Hemor betrüglich, darum dass ihre Schwester Dina geschändet war,

a Betrüglich: Dass sie viel anderes redeten, als sie es meinten.

14. und sprachen zu ihnen: Wir können das nicht tun, dass wir unsere Schwester einem unbeschnittenen Mann geben; denn das wäre uns eine Schande.

a Schande: Das ist: Wir würden unserem Geschlecht eine Schande und Unehre antun, wenn wir uns unter unbeschnittene Leute verheiraten. Stellen sich danach, als hätten sie ein Mittel gefunden, dadurch eine Vereinigung mit ihnen könnte getroffen werden. Ist aber dahin von ihnen angesehen und gemeint, dass sie die Sichimiter überlisten und sich an ihnen rächen könnten.

15. Doch dann wollen wir euch zu Willen sein, so ihr uns gleich werdet und alles, was männlich unter euch ist, beschnitten werde.

a Zu Willen: Nämlich, der Schwägerschaft halben.

16. Dann wollen wir unsere Töchter euch geben und eure Töchter uns nehmen und bei euch wohnen und ein Volk sein.

17. Wo ihr aber nicht willigen wollt, euch zu beschneiden, so wollen wir unsere Tochter nehmen und davonziehen.

18. Die Rede gefiel Hemor und seinem Sohn wohl.

19. Und der Jüngling verzog nicht, solches zu tun; denn er hatte Lust zu der Tochter Jakobs. Und er wurde herrlich gehalten über alle in seines Vaters Hause.

a Verzog nicht: Das ist: Er hat sich alsbald beschneiden lassen, doch nicht, dass er die rechte Religion, sondern das Mädchen lieb hatte.

b Gehalten: Das ist: Er war bei seines Vaters Hofdienern in großem Ansehen und wurde von jedermann hochgehalten, entweder weil er der einzige Sohn war oder doch der Vornehmste war, der allen anderen vorgezogen wurde, dem auch schon das Regiment und die Regierung bedacht wurde, nach seines Herrn Vaters Tode. (Es wird aber dieses Sichems jämmerlicher Untergang genügend angezeigt, wie es so ein schädliches Dinge ist, wenn man die Kinder gar zu zärtlich aufzieht.)

20. Da kamen sie nun, Hemor und sein Sohn Sichem, unter der Stadt Tor und redeten mit den Bürgern der Stadt und sprachen:

a Da kamen: Hemor und Sichem überreden auch ihre Bürger und Untertanen mit guten Worten, dass sie eben dasselbe tun, was sie getan hatten, und sich beschneiden lassen, nur damit Sichem, ihr junger Herr, seine Lust büßen, und seinen Begierden nachhängen könne.

b Stadt Tor: Denn am selben Ort wurden vorzeiten, was hochwichtige Sachen waren, abgehandelt, wie bei uns auf dem Rathaus geschieht.

21. Diese Leute sind friedsam bei uns und wollen im Lande wohnen und werben, so ist nun das Land weit genug für sie; wir wollen uns ihre Töchter zu Weibern nehmen und ihnen unsere Töchter geben.

a Leute: Jakob mit seinen Söhnen und Zugehörigen.

b Friedsam: Das ist: Sie sind uns bis daher nie überlästig oder zuwider gewesen.

c Weit: Das ist: Wenn wir ihnen gleich Platz geben zur Wohnung, und dass sie unter uns ihren Handel treiben mögen, so wird uns doch nichts daran abgehen.

22. Aber dann wollen sie uns zu Willen sein, dass sie bei uns wohnen und ein Volk mit uns werden, wo wir alles, was männlich unter uns ist, beschneiden, gleichwie sie beschnitten sind.

23. Ihr Vieh und Güter und alles, was sie haben wird unser sein, so wir nur ihnen zu Willen werden, dass sie bei uns wohnen.

a Unser sein: Das ist: Wir werden großen Nutzen davon haben, und als ob sie unser eigen wären.

24. Und sie gehorchten dem Hemor und Sichem, seinem Sohn, alle, die zu seiner Stadt Tor aus und ein gingen, und beschnitten alles, was männlich war, das zu seiner Stadt aus und einging.

a Einging: Das ist: Die Bürger ließen sich diesen närrischen Ratschlag ihrer Oberherren gefallen. (Denn der allgemeine Mann macht gern Freundschaften, wenn er Vorteile erkennt. Und ist kein Zweifel, es haben die Sichimiter von wegen ihrer großen und vielfältigen Sünden zuvor schon längst eine schwere Strafe verdient. So nahmen sie die Beschneidung an, nicht aus einem Eifer zu der rechten Religion, sondern um ihres Nutzes willen, den sie davon hofften zu bekommen. Also gar leichtlich ist die Veränderung der Religion bei dem allgemeinen Mann auszubringen, wo er meint, einen Gewinn davon zu haben. Darum hat es Gott also verhängt, dass Sichem, des Hemors Sohn, diese Übeltat beginge, und später mit dem Vater in solchen unklugen Vorschlag willigte, dass sie die Beschneidung annehmen wollten, die ihnen nicht zustünde oder gehörte: Dazu ihr gottloses Volk auch stimmt, damit sie also sämtlich zur billigen Strafe gezogen.)

25. Und am dritten Tage, da sie es schmerzte, nahmen die zwei Söhne Jakobs, Simeon und Levi, der Dina Brüder, ein jeglicher sein Schwert und gingen in die Stadt türstiglich und erwürgten alles, was männlich war.

a Schmerzte: Nämlich, von der Beschneidung, und sich ein jeder Bürger kraftlos daheim in seinem Hause hielt.

b Gingen: Nämlich mit ihren Dienern und Hirten.

c Türstiglich: Mit großer Kühnheit, weil sie aus Rachgierigkeit vor Zorn brannten von wegen, dass ihre Schwester geschändet war. Es haben aber des Jakobs Söhne gräulich, dazu wider Recht und Billigkeit, gehandelt, dass sie wider ihre getane Zusage, und da die anderen sich nichts Böses von ihnen besorgten, dieselben überfallen und umgebracht haben. (Also geschieht es bisweilen, dass die Kirche Gottes mit dergleichen Ärgernis beschmutzt wird.)

d Männlich: Auch die jungen Kinder.

26. Und erwürgten auch Hemor und seinen Sohn Sichem mit der Schärfe des Schwertes; und nahmen ihre Schwester Dina aus dem Hause Sichems und gingen davon.

a Seinen Sohn: Mit den anderen Bürgern.

27. Da kamen die Söhne Jakobs über die Erschlagenen und plünderten die Stadt, darum dass sie hatten ihre Schwester geschändet,

a Plünderten: Das ist: Sie haben alles genommen, was sie in der Stadt fanden an Menschen, Vieh und allerlei Gütern: So schrecklich hat Gott das begangene Übel der gewaltigen Notzüchtigung einer Jungfrau gestraft, an einem Fürsten oder vornehmen Herrn, dass auch seine Untertanen dessen entgelten müssen, welche doch ohne allen Zweifel für sich selber auch nicht ohne große Sünde waren. (Und sollen wir aus diesem Beispiel lernen, uns vor Sünden, und sonderlich vor der Lüsternheit hüten. Denn es bleiben auch die Fürsten nicht ungestraft, wenn sie mit dergleichen Sünden sich verunreinigen. Und sollen die Untertanen für ihre Obrigkeit bitten, dass Gott mit seiner gnädigen Hand einhalten möchten, damit sie nicht in Sünde fallen, weil, wenn die Obrigkeit sündigt, oft auch die Untertanen doch von wegen ihrer selbst eigenen begangenen Sünden aus gerechtem Urteil Gottes gestraft werden.)

28. und nahmen ihre Schafe, Rinder, Esel und was in der Stadt und auf dem Felde war,

29. und alle ihre Habe, alle Kinder und Weiber nahmen sie gefangen und plünderten alles, was in den Häusern war.

30. Und Jakob sprach zu Simeon und Levi: Ihr habt mir Unglück zugerichtet, dass ich stinke vor den Einwohnern dieses Landes, den Kanaanitern und Pheresitern; und ich bin ein geringer Haufen. Wenn sie sich nun versammeln über mich, so werden sie mich schlagen. Also werde ich vertilgt samt meinem Hause.

a Zugerichtet: Mit solcher eurer gräulichen Tat: Und habt mir eine Neue Gefahr über den Hals gebracht. Und tut Jakob recht, dass er seiner Söhne geübte Grausamkeit nicht gefallen lässt, weil sie sich selber in unrechterweise rächten. Obwohl die Sichimiter richtigerweise die Strafe wegen der Sünden wegen empfangen. (Denn man soll Gott und der ordentlichen Obrigkeit die Rache überlassen.) Danach ist der fromme Patriarch auch in Sorge und Ängsten von wegen der ihm bevorstehenden Gefahr. Denn er sich zu besorgen hatte, dass nicht etwa die benachbarten Völker sich aufmachten und solche Tat zu rächen begehrten, wie sie denn der Israeliten Mutwillen leicht hätten steuern können. Weil aber dennoch auch die Sichimiter ihres gottlosen Lebens halben gerecht gestraft wurden, so gibt Jakob, obwohl ihm die Tat missfiel, den bekommenen Raub nicht wiederum aus der Hand, und da er später, wie er sterben wollte, sein Testament macht, Kap. 49, da verschafft er ein Teil und Stück desselben Landes, welches seine Söhne mit gewehrter Hand eingenommen hatten, seinem Sohn Joseph, dass er es und seine Erben nach ihm zum Voraushaben und besitzen sollten.

31. Sie antworteten aber: Sollten sie denn mit unserer Schwester als mit einer Hure handeln?

a Sollten sie: Die beide Söhne, so die Tat begangen, obwohl sie von ihrem Vater, der in großer Angst und Traurigkeit steckte, und sein Glaube harte Anstöße erlitt, heftig gescholten wurden um ihrer geübten Grausamkeit willen, die ihnen keineswegs gebührte. So bitten oder begehren sie dennoch nicht Gnade und Verzeihung, sondern betrüben ihren frommen Vater noch mehr, und wollen ihr Unrecht so wenig bekennen, dass sie lieber einen Ruhm haben wollten, und sich dessen hochmütig überheben. Als wollten sie sprechen: Wir haben solche Schmach, die man uns zugefügt, billig gerächt, und da wir etwas zu gräulich waren, so mag man‘s dem Jungfrauen Schänder Sichem und nicht uns zumessen. (Aber es lassen sich unsere Sünden mit der anderen Leute Unrecht und Bosheit nicht verantworten noch verteidigen.)


Das 35. Kapitel


1. Jacob reformiert seine Hauskirche. v. 1. 2. Debora der Rebekka Amme stirbt, v. 8. 3. Gott bestätigt dem Jakob den Namen Israels und wiederholt den zeitlichen und geistlichen Segen, v. 9. 4. Jakob verliert sein liebstes Weib die Rahel, welche in der Geburt bleibt, v. 16. 5. Der älteste Sohn Ruben schläft bei seines Vaters Kebsweib, v. 22. 6. Jakob sucht seinen alten Vater Isaak heim, der bald später stirbt, v. 27.

1. Und Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf und zieh gen Bethel und wohne dort; und mache dort einen Altar dem Gott, der dir erschien, da du flohst vor deinem Bruder Esau. {1Mos 28v13}.

a Gott sprach: Weil Jakob von wegen, dass ihm seine Tochter geschändet war, und denn, dass die benachbarten Völker von wegen seiner Söhne Grausamkeit und geübten unbilligen Gewalt sehr erbittert waren, in großen Ängsten und Nöten steckten, und nicht wusste, wie er sich selber raten oder helfen sollte. Da kommt Gott und tröstet ihn. (Denn er ist der beste Tröster und Nothelfer zu rechter Zeit.)

b Altar: Dass du ihm seinen gebührenden Gottesdienst erzeigst mit Beten, Loben und Opfern. Denn es hatte Jakob ein Gelübde getan, dass er solches tun wollte. Aber bis daher noch nicht ins Werk gerichtet, sondern immer aufgeschoben, bis zur gelegenen Zeit, welche ihm jetzt von Gott selbst gezeigt wird. (Denn man soll rechtmäßige Gelübde, und die einem zu halten möglich sind, erfüllen.) Und redet hier Gott von Gott, nicht, dass es ein anderer Gott sei, der hier redet, und ein anderer, der ihm vor der Zeit zu Bethel erschienen war. Sondern dass es eine andere Person in der Gottheit gewesen, die ihm zu Bethel erschien, und eine andere, die an diesem Ort mit ihm redet. Derselbige Gott erinnert ihn der Verheißungen, die er zugleich von Gott gehört hatte, und führt sich wieder zu Gemüt, dass er bedenken soll, wie gnädig ihn Gott damals geschützt und erhielt: Damit er also aus den vorigen Verheißungen und empfangenen Wohltaten lernte, auch in diesem seinem gegenwärtigen trübseligen Zustand gute Hoffnung haben. Denn also sollen wir lernen, unsern Glauben stärken, dass wir uns der vorigen Erlösung erinnern, damit wir auch künftig alle unsere Hoffnung auf Gott setzen und seiner Güte trauen.

2. Da sprach Jakob zu seinem Hause und zu allen, die mit ihm waren: Tut von euch die fremden Götter, so unter euch sind, und reinigt euch und ändert eure Kleider.

a Zu allen: Denn es hat Jakob eine sehr große Haushaltung gehabt, dabei sich gar viel Leute befanden, nicht allein an Weibern, Kindern und Knechten, die er aus Mesopotamien mit sich geführt und unter seine Hausgenossen gezählt wurden, sondern er hat auch viel gefangene Weiber und Jungfrauen bei und um sich gehabt, aus der Sichimiter Stadt, und sonst andere mehr Manns und Weibs Personen, die sich zu ihm taten, damit sie die rechte Religion von ihm erlernen möchten.

b Götter: Denn die aus Mesopotamien mit ihm gezogen sind, haben die Abgötterei nicht so bald fahren lassen und sich aus dem Sinn schlagen können, weil sie bei dem abgöttischen Laban auferzogen waren. (Soll darum das erste Stück der Reformierung in den Kirchen sein, dass man die Abgötterei ausrotte. Darauf denn später recht folgt das andere Stück, nämlich, die Verbesserung des Lebens, dass wir vor der Welt unsträflich sind.)

c Reinigt: Das ist: Enthaltet euch von Diebstahl, Räuberei, Unzucht, und anderen groben Lastern.

d Kleider: Als wollte er sagen: Legt die unflätigen Kleider ab, und seid bereit, dass wir mit einer ehrlichen und gebührenden Zierlichkeit, dem Herrn das Fest halten können. (Obwohl nun im Neuen Testament wir an dergleichen Zeremonien nicht gebunden sind. So sollen wir dennoch zusehen und uns in Achthaben, dass es alles ehrlich und ordentlich zugehe: Sonderlich aber, dass wir unser Herz und Gemüt von allen Lastern befreit behalten.)

3. Und lasst uns auf sein und gen Bethel ziehen, dass ich dort einen Altar mache dem Gott, der mich erhört hat zur Zeit meiner Trübsal und ist mit mir gewesen auf dem Wege, den ich gezogen bin.

a Dem Gott: Dass wir ihm Opfern, und unsere Dankbarkeit mit Loben und Beten erzeigen, der uns aus so manchem Unglück gnädiglich geholfen und errettet hat, und uns mit seiner väterlichen Hand geleitet, da er zu rechten Zeit uns beigestanden ist.

4. Da gaben sie ihm alle fremden Götter, die unter ihren Händen waren, und ihre Ohrenspangen; und er vergrub sie unter eine Eiche, die neben Sichem stand.

a Gaben: Des Jakobs gottselige Kirche und Versammlung ist dem Befehl und der Ermahnung Jakobs gehorsam.

b Händen waren: Und zum Teil aus Mesopotamia mit sich brachten, zum Teil aus Sichem genommen hatten.

c Ohrenspangen: Das ist: Den goldenen Schmuck, damit die Götzen geziert waren.

* Ohrenspangen: Luther). Heißt man goldene Haarbänder. Jetzt sind es Perlenborten.

d Vergrub: Damit anzuzeigen, wie hoch ihm, Gott, die Abgötterei zuwider ist, und dass er solche Reformierung nicht etwa um seines eigenen Nutzes willen angefangen hätte: Auch damit, wenn ihnen die Gelegenheit zu sündigen entzogen wäre, sie künftig der Abgötterei sich enthielten. (Dieser Frust, welchen auch Mose in Ausrottung der abgöttischen Altäre und Verbrennung der Götzen, erfordert, ist vorzeiten unter dem Gesetz bei dem unverständigen Volk nötig gewesen, damit sie desto eher und mehr vor der Abgötterei einen Abscheu hätten. Heute sündigt man im Neuen Testament nicht, wenn die Abgötterei abgetan wird, dass man den Wert der Götzen, sonderlich so etwa von Silber oder Gold sind, zu der Kirchen Nutzen und Erhaltung des rechten Gottesdienstes anwendet, oder auch unter die Armen austeilt. Jedoch verhindert, dass andere damit wieder einen falschen Gott ehren.)

5. Und sie zogen aus. Und es kam die Furcht Gottes über die Städte, die um sie her lagen, dass sie den Söhnen Jakobs nicht nachjagten.

a Furcht: Denn sonst hätten die umliegenden gottlosen Heiden, ohne allen Zweifel, den Jakob mit allen den Seinen aufgerieben und vertilgt, die Sichimiter zu rächen. (Also macht Gott oftmals der Feinde Herzen kleinmütig und verzagt, dass sie diejenigen nicht anfallen, noch sich wider sie setzen dürfen, welche eine christliche Reformierung der Kirchen anfangen, obgleich sie ihnen mit Macht und Gewalt überlegen sind, und ihnen wohl Schaden tun könnten.)

6. Also kam Jakob gen Lus im Lande Kanaan, die da Bethel, heißt, samt all dem Volk, das mit ihm war,

a Bethel heißt: Nämlich, weil sie vom Jakob so genannt war.

b Dem Volk: So mit ihm von Sichem ausgezogen war, unter denen auch die gefangenen Weiber und Jungfrauen waren, welche ohne Zweifel Jakob getröstet und ihnen freundlich zugesprochen hat.

7. und baute dort einen Altar und hieß die Stätte El-Bethel, darum dass ihm dort Gott offenbart war, da er floh vor seinem Bruder.

a Altar: Dass er dabei predigte von dem verheißenen Messias, Gott anrief und preiste, und die gewöhnlichen Opfer verrichtete.

b El Bethel: Das ist: Ein Haus Gottes, als wollte er sprechen: An diesem Ort ist mir der Herr erschienen, der hier gleichsam seine Wohnung hat.

* El Beth El: Luther). Das ist, Gott zu Bethel.

8. Da starb Debora, der Rebekka Amme, und wurde begraben unter Bethel, unter der Eiche; und wurde, genannt die Klageeiche.

a Debora: Welche allem Ansehen nach von des Jakobs Mutter, der Rebekka, zu ihm, dem Jakob in Mesopotamien geschickt wurde, dass sie, als eine vortreffliche Heilige Matronin, seinen Weibern ihre Kinder erziehen und die Haushaltung versah und half: Und ist gleichsam als eine Hofmeisterin gewesen, die vor des Jakobs Personal gesetzt wurde, dass sie ein Aufsehen darauf hätte, damit es in der Haushaltung recht zuginge, und die Kinder wohl erzogen würden. Dieses ist in der Wiederkunft, da sie nicht weit von 200 Jahren war und auf dieser Reise nahe bei Bethel starb. Über welchen Fall des Jakobs ganzes Personal sehr leidig war. (Denn man soll alte getreue Diener und Dienerinnen, wenn sie alt werden, ehrlich halten. Und sind die heiligen Leute nicht unempfindliche Stöcke oder Klötze gewesen, sondern haben Leid getragen über ihre Toten.)

b Klageeiche) Weil sie dort die Deboram geklagt und beweint hatten.

9. Und Gott erschien Jakob aber mal, nachdem er aus Mesopotamien kommen war, und segnete ihn

a Segnete: Das ist: Er wiederholte ihm die Verheißungen von den zeitlichen und geistlichen Gütern.

10. und sprach zu ihm: Du heißt Jakob; aber du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel sollst du heißen. Und also nannte man ihn Israel{1Mos 32v28}.

a Israel: Das ist: Künftig soll dies dein rechter und eigentlicher Name sein, welcher so viel heißt, als ein Herr und Überwinder Gottes. Denn Jakob hat zwar zu einem Mal mit dem Sohn Gottes leiblicherweise gekämpft: Aber später eben dasselbe oft und vielmals geistlicherweise verrichtet, dass er sich auf seine Verheißungen standhaft verlassen und nicht aufgehört hat, ihn anzurufen, bis er die Erfüllung seiner Verheißungen Gott etlichermaßen abgerungen. Hat darum Gott mit Auflegung dieses Namens Jakob wieder einmal getröstet, und ihm wollen so viel zu verstehen geben, dass er Gott überwinden, das heißt, durch sein Gebet von ihm erhalten und erlangen konnte, was er wollte: Und dass er, so oft er sich dieses Namens, der ihm von Gott gegeben, erinnerte, seinen Glauben damit stärken und aufrichten konnte.

11. Und Gott sprach zu ihm: Ich bin der allmächtige Gott; sei fruchtbar und mehre dich; Völker und Völkerhaufen sollen von dir kommen, und Könige sollen aus deinen Lenden kommen.

a Fruchtbar: Das ist: Ich will durch mein allmächtiges Wort ausrichten, dass du an der Zahl und viele deiner Nachkommen sehr wachsen und zunehmen sollt.

b Haufen: Von deinem Stamme sollen große und viele Völker kommen.

c Könige: Das ist: Es sollen unter deinen Nachkommen berühmte und mächtige Könige entstehen, wie denn das israelitische Volk viele Könige hatte, die aufeinandergefolgt sind.

12. Und das Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, will ich dir geben und will es deinem Samen nach dir geben.

a Geben: Das ist: Verheißen haben. Denn obwohl weder Abraham noch Isaak und Jakob ebenso wenig das Land Kanaan im Besitz, sondern nur Fremdlinge darin waren die ganze Zeit ihres Lebens, so sind sie doch vor Gott und im Glauben desselben Landes Herren gewesen, weil ihre Nachkommen solches gewisslich besitzen sollten.

13. Also fuhr Gott auf von ihm; von dem Ort, da er mit ihm geredet hatte.

a Also: Da er solches mit ihm geredet, nämlich, der Sohn Gottes, der dem Jakob in sichtbarlicher Gestalt erschienen war, hat sich von ihm hinweggemacht, bis er ihn endlich aus dem Gesicht verlor.

14. Jakob aber richtete ein steinernes Mal auf an dem Ort, da er mit ihm geredet hatte, und goss Trankopfer drauf und begoss ihn mit Öl.

a Mal auf: Zum ewigen Gedächtnis solcher Erscheinung Gottes.

* Trankopfer: Luther). Das war Wein, wie solches in den folgenden Büchern nachzulesen ist.

b Begoss: Nämlich, das Mahl. Denn es hatten die Patriarchen eine besondere Art des Opfers, mit Begießung des Weines und Öles. (Es bezeichnete aber die Salbung des Öls die Gaben des Heiligen Geistes, welche in der Kirche und über die Gemeinde Gottes ausgegossen werde. Gleich, wie durch den Wein die fröhliche Predigt des Evangeliums angedeutet wurde.) Hat also Jakob diesen Ort wieder einmal zum Gottesdienst geweiht mit Predigten, Beten und Opfern.

15. Und Jakob hieß den Ort, da Gott mit ihm geredet hatte, Bethel.

a hieß: Gab ihm wiederum von Neuen den Namen.

b Bethel: Das ist: Gottes Haus. (Denn da hat Gott sein Haus und seine Wohnung, wo er durch sein Wort und Sakrament mit uns handelt.)

16. Und sie zogen von Bethel. Und da noch ein Feldweg war von Ephrath, da gebar Rahel.

a Zogen: Nämlich, Jakob mit seinem Personal und Begleitete, dass er zu seinem Vater Isaak reiste.

17. Und es kam sie hart an über der Geburt. Da es ihr aber so sauer wurde in der Geburt, sprach die Wehmutter zu ihr: Fürchte dich nicht, denn diesen Sohn wirst du auch haben.

a Wehmutter: Welche, da sie gesehen, dass sie erschrocken war und sich vor dem Tode fürchtete, hat sie ihr tröstlich zugesprochen.

b Fürchte dich nicht: Habe ein gutes Herz.

c Haben: Das ist: Du wirst diesen deinen Sohn auch glücklich gebären und zur Welt bringen.

18. Da ihr aber die Seele ausging, dass sie sterben musste, hieß sie ihn Benoni; aber sein Vater hieß ihn Benjamin.

a Benoni: Das ist: Ein Sohn meines Schmerzens, und will so viel sagen: Dies ist der Sohn, den ich mit großen Schmerzen geboren habe, also, dass ich auch mein Leben darüber büßen muss.

b Sein Vater: Jakob, der solchen traurigen Namen verändert und ihm einen fröhlichen gab.

c Benjamin: Das ist: Ein Sohn der Rechten, nämlich der vornehmsten und liebsten Frauen. Denn es hat Jakob die Rahel allewege seinen anderen Weibern allen vorgezogen.

* Benjamin: Luther). Das heißt der rechte Sohn.

19. Also starb Rahel und wurde begraben an dem Wege gen Ephrath, die nun heißt Bethlehem.

a Starb: Mit des Jakobs großer Bekümmernis und Herzeleid, als der sein liebstes Weib, wider all sein Hoffen, in der Geburt, da er auf der Reise ist, dass er zu seinem Vater ziehen will, verliert, von welcher aus der Kraft des ihm zuvor geschehenen und wiederholten Segens Gottes, er mehr Kinder zu bekommen gehofft hatte. Und hat sich es wieder einmal viel anderes ansehen lassen, denn wie ihm Gott allererst neulich gnädiglich verheißen hatte. (Es sollen aber fromme Hausväter bei diesem Beispiel Geduld lernen, da ihnen ihre liebste Ehegemahlin in der Geburt drauf gehen und sterben. Wie auch gottselige Matronen, die Gott mit solchem Kreuz heimsucht, und zu sich fordert, wissen sollen, dass sie nicht darum von Gott verlassen oder verstoßen sind.)

20. Und Jakob richtete ein Mal auf über ihrem Grabe; dasselbe ist das Grabmal Rahels bis auf diesen Tag.

a Diesen Tag: Da Mose solches geschrieben hat. (Denn man soll der frommen abgestorbenen Leichname nicht hinwerfen wie bei unvernünftigen Tieren. Sondern sie ehrlich zur Erde bestatten, auf dass wir damit unsere Hoffnung bezeugen, die wir zu der Toten Auferstehung haben.)

21. Und Israel zog aus und richtete eine Hütte auf jenseits des Turms Eder.

a Eder: Das ist: Ein Turm der Herde. Und ist ein Name eines Turmes oder einer Warte, die also so genannt wurde, weil da herum herrliche Weide für das Vieh wuchs, welches man mit großem Haufen dahin trieb.

22. Und es begab sich, da Israel im Lande wohnte, ging Ruben hin und schlief bei Bilha, seines Vaters Kebsweibe; und das kam vor Israel. Es hatte aber Jakob zwölf Söhne {1Mos 32v28}.

a Begab sich: Das ist. Es trug sich wieder ein neuer und sehr schrecklicher Unfall zu.

b Ruben: Der des Jakobs erstgeborener Sohn war, und dem deswegen beides, das Reich und das Priestertum zustand, der begeht ein abscheuliches Laster.

c Kebsweib: Darum hat Ruben eine Blutschande begangen, denn die Kebsweiber waren keine allgemeinen Frauen, sondern rechte Eheweiber, obwohl unter ihnen und den vornehmsten Ehefrauen ein Unterschied gehalten wurde. (So geschieht also, dass bisweilen auch in der wahren Kirchen Gottes große Ärgernisse entstehen.) Und ist solch Bubenstück dem Jakob sehr zu Herzen gegangen, dass er sich heftig darüber bekümmerte. Welches Laster Gott später an Ruben und seinen Nachkommen dermaßen strafte, dass er nicht allein die Ehre und den Vorzug der ersten Geburt, samt den dazu gehörigen Freiheiten verlor, sondern es ist auch derselbe Stamm später in einem schlechten Tun und Ansehen gewesen, dass er unter anderen als unredlich geachtet wurde. So liest man nichts in der Schrift, dass einer aus demselben Stamm jemals etwas Löbliches ausgerichtet hätte.

d Es hatte: (Jetzt erzählt Mose nacheinander die zwölf Söhne Jakobs, damit wir wissen, welche die Erzväter des jüdischen Volkes gewesen sind, von denen dasselbe Volk später in besondere Stämme ausgeteilt wurde.

23. Die Söhne Leas waren diese: Ruben, der erstgeborene Sohn Jakobs, Simeon, Levi, Juda, Isaschar und Sebulon.

24. Die Söhne Rahels waren: Joseph und Benjamin.

25. Die Söhne Bilhas, Rahels Magd: Dan und Naphthali.

26. Die Söhne Silpas, Leas Magd: Gad und Asser. Das sind die Söhne Jakobs, die ihm geboren sind in Mesopotamien.

a Mesopotamien: Doch den Benjamin ausgenommen, der allein, nach dem er aus Mesopotamien bereits zuvor hinweggezogen wurde, auf der Reise, die er zu seinem Vater Isaak vorgenommen, geboren war, wie kurz zuvor gemeldet.

27. Und Jakob kam zu seinem Vater Isaak gen Mamre in die Hauptstadt, die da heißt Hebron, da Abraham und Isaak Fremdlinge gewesen sind.

a Kam: Mit seinem ganzen Personal, so er mit sich führte, da er ohne Zweifel denselben seinen Vater zuvor oftmals allein besuchte.

b Mamre: Welche Stadt also genannt wurde, von einem Manne gleichen Namens, dessen oben im 14. Kapitel Meldung geschah, die sonst auch Kiriath Arba, und Hebron hieß.

c Fremdlinge: Das ist: Da sie sich zu oft, als Fremdling, aufhielten, an diesem Ort ohne Zweifel Jakob seinem Vater erzählt, wie es ihm bis daher erging und wie viel und mancherlei Unglück und Widerwärtigkeit er ausstehen musste, darüber er von seinem alten Vater wiederum Trost und Erquickung empfang.

28. Und Isaak war hundertundachtzig Jahre alt.

29. Und nahm ab und starb und wurde versammelt zu seinem Volk, alt und des Lebens satt. Und seine Söhne Esau und Jakob begruben ihn.

a Versammelt: Das ist: Es ist nicht allerdings mit ihm aus gewesen: Sondern er ist zu den heiligen Patriarchen gekommen, deren Seelen Gott zu seiner Hand nahm und sie erhält, bis sie in der seligen Auferstehung ihre Leiber wieder empfangen.

b Satt: Das ist: Er begehrte nicht länger, zu leben. (Denn wer dieses zeitliche Leben mit Jammer und Elend zu Gemüt führte und recht betrachtet, daneben aber des zukünftigen Lebens glücklichen Zustand von Herzen glaubt, der hat dieses Lebens bald genug, dass er dessen überdrüssig wird.)


Das 36. Kapitel


Des Esaus Nachkommen und Schwäger werden erzählt, die zum Teil Fürsten, zum Teil Könige gewesen sind.

1. Dies ist das Geschlecht Esaus, der da heißt Edom.

a Ist: Weil Mose bei des Isaacs Begräbnis seines Sohnes Esaus Meldung tat, von dem danach weiter nichts mehr gesagt wird, so hat er hier seine Nachkommen, und was für Schwäger er hatte, samt anderen mehr dergleichen Sachen an diesem Ort erzählt werden, obwohl sie meisten Teils bei des Isaacs Lebzeiten geschehen sind.

b Heißt Edom: Mit einem anderen Namen, und ist also von der roten Farbe genannt worden, weil er in seiner Geburt rötlicher wurde als Jakob und dass er später das Recht seiner ersten Geburt um ein rotes Gericht oder Essen verkauft hatte. Das Land aber, darin er wohnte, hat davon den Namen bekommen, dass man es Idumeer hieß und die Einwohner, so von ihm kamen. Idumeer, deren in der Schrift hin und wieder geschrieben steht.

2. Esau nahm Weiber von den Töchtern Kanaans: Ada, die Tochter Elons, des Hethiters; und Ahalibama, die Tochter des Ana, die Neffe Zibeons, des Heviters;

a Name: Oder hatte genommen, denn dieses geschieht vor dem 80. Jahr vor dem Tode Isaacs.

3. und Basmath, Ismaels Tochter, Nebajoths Schwester.

a Basmath: Diese Weiber sind im 26. und 28. Kap. mit anderen Namen genannt worden, und hat ihnen entweder Esau die Namen geändert, welches aus besonderen Ursachen wegen wohl geschehen konnte, oder aber haben zweierlei Namen gehabt, ehe denn sie heirateten, wie wir denn in der Bibel sehr oft finden, als da Jakob auch Israel, und Esau auch Edom heißt.

4. Und Ada gebar dem Esau Eliphas, aber Basmath gebar Reguel.

5. Ahalibama gebar Jehus, Jaelam und Korah. Das sind Esaus Kinder, die ihm geboren sind im Lande Kanaan.

a Geboren sind: Welche ihren Großvater, den Isaak, gesehen, ihn gehört, und das Wort Gottes von ihm lernen konnten.

6. Und Esau nahm seine Weiber, Söhne und Töchter und alle Seelen seines Hauses, seine Habe und alles Vieh mit allen Gütern, so er im Lande Kanaan erworben hatte, und zog in ein Land von seinem Bruder Jakob.

a Alle Seelen: Das ist, alle seine Hausgenossen, Knechte, Mägde und derselben Kinder.

b Ein Land: So vom Lande Kanaan abgesondert wurde und Seir hieß. Dadurch Esau selbst bezeugt hat und zu verstehen gab, dass er den göttlichen Segen verlor samt der Besitzung des Landes Kanaan. Wenn aber, und zu welcher Zeit Esau von Jakob seinen Abschied genommen und hinweggezogen sei, meldet Mose nicht, ist auch nicht nötig zu wissen, sondern lässt es bei dem bleiben und genug sein, dass er die Ursache seines Abzugs meldet.

7. Denn ihre Habe war zu groß, dass sie nicht konnten beieinander wohnen; und das Land, darin sie Fremdlinge waren, mochte sie nicht ertragen vor der Menge ihres Viehes {1Mos 13v6}.

a Nicht ertragen: Das ist: Derselbe Ort, an dem sie beide Gast waren und miteinander wohnten und als Fremdlinge sich enthielten, wurde ihnen zu enge, und konnten nicht Weide genug haben für ihr Vieh.

8. Also wohnte Esau auf dem Gebirge Seir. Und Esau ist der Edom. {Jos 24v4}.

a Gebirge Seir: Da seine Schwäger ihren Sitz hatten.

b Edom: Das ist: Er wurde auch noch mit einem anderen Namen Edom genannt, der sonst Esau hieß.

9. Dies ist das Geschlecht Esaus, von dem die Edomiter herkommen, auf dem Gebirge Seir. {1Chr 1v35}

a Dies ist: Demnach Mose sich vorgenommen hat, dass er des Esaus Stamm weiter erstrecken und vollführen will, so viel davon zu wissen nötig ist, so wiederholt er mit wenig Worten, was er allererst zuvor auch kürzlich angeregt hat.

b Geschlecht: Seine Nachkommen.

c Edomiter: Das ist: Von dem dasselbe Land den Namen bekam, dass es der Edomiter Land oder Idumea, und die Einwohner Edomiter, oder Idumeer hießen.

10. Und so heißen die Kinder Esaus: Eliphas, der Sohn Adas, Esaus Weibes; Reguel, der Sohn Basmaths, Esaus Weibes.

11. Eliphas Söhne aber waren diese: Theman, Omar, Zepho, Gaetham und Kenas.

12. Und Thimma war ein Kebsweib Eliphas, Esaus Sohns, die gebar ihm Amalek. Das sind die Kinder von Ada, Esaus Weib.

a Kebsweib: Die nicht so hohen Standes war wie die vornehmste Ehefrau, und dennoch auch sein rechtes Eheweib wurde.

b Amalek: Von welches Nachkommen in der Heiligen Schrift zu mehrmals Meldung geschieht: Und sind die Amalekiter des Volks Gottes ärgste Feinde gewesen.

c Kinder: Das ist: Diese Kinder und Nachkommen hat Esau von seinem Weibe Ada bekommen. Denn die Schrift zum öfteren unter den Kindern Namen, auch die Kindeskinder und fernere Nachkommen, wie in diesem Kapitel zu etlichen Malen geschieht. Und weil Isaak ein Teil vom zeitlichen Segen seinem Sohn Esau versprochen hatte, hat solche Verheißung alsbald angefangen, erfüllt zu werden. (Denn gleich, wie die Kinder dieser Welt klüger sind, als die Kinder des Lichts, also haben sie auch oft mehr Glück auf dieser Welt.) Darum auch des Esaus Enkelin oder Neffen fast alle Fürsten waren, wie derselbe Namen Mose später setzt, nicht zwar dergestalt, dass sie alle und jeder große Fürstentümer und Herrschaften besaßen, sondern der ist ein Fürst, der ein oder zwei Dörfer und an die tausend Personen unter seinem Gebiet hatte. Denn das hebräische Wörtlein Aluph, welches zu Deutsch einen Fürsten heißt, hat den Namen von der tausendsten Zahl.

13. Die Kinder aber Reguels sind diese: Nahath, Serah, Samma, Missa. Das sind die Kinder von Basmath, Esaus Weib.

14. Die Kinder aber von Ahalibama, Esaus Weib, der Tochter des Ana, der Neffe Zibeons, sind diese, die sie dem Esau gebar: Jehus, Jaelam und Korah.

15. Das sind die Fürsten unter den Kindern Esaus: Die Kinder Eliphas, des ersten Sohns Esaus, waren diese: der Fürst Theman, der Fürst Omar, der Fürst Zepho, der Fürst Kenas,

a Kindern Esau: Das ist: Die von seinen Kindern gekommen sind.

16. der Fürst Korah, der Fürst Gaetham, der Fürst Amalek. Das sind die Fürsten von Eliphas, im Lande Edom, und sind Kinder von der Ada.

17. Und das sind die Kinder Reguels, Esaus Sohns: der Fürst Nahath, der Fürst Serah, der Fürst Samma, der Fürst Missa. Das sind die Fürsten von Reguel im Lande der Edomiter und sind Kinder von der Basmath, Esaus Weib.

18. Das sind die Kinder Ahalibamas, Esaus Weibes: der Fürst Jehus, der Fürst Jaelam, der Fürst Korah. Das sind die Fürsten von Ahalibama, der Tochter des Ana, Esaus Weib.

19. Das sind Esaus Kinder und ihre Fürsten. Er ist der Edom.

Ihre Fürsten: Die von des Esaus Kindern hergekommen sind. Denn obwohl Esau den rechten und geistlichen Segen Gottes nicht empfing: Dennoch weil ihm Gott durch seinen Vater Isaak zeitliches Glück und Wohlfahrt verhieß, so erfüllt er sein Versprechen. (Da nun Gott einem gottlosen Menschen hält, was er ihm zugesagt: Wie viel mehr wird er solches den Frommen und Gläubigen tun{Jos 24v4}.

20. Die Kinder aber von Seir, dem Horiten, der im Lande wohnte, sind diese: Lothan, Sobal, Zibeon, Ana, Dison, Ezer und Disan.

a Die Kinder: Jetzt schreitet Mose weiter fort, und beschreibt auch des Esaus Schwägerschaft, die er ihm durch seine beiden Heiraten zuwege gebracht, da er ein kananäisches Weib nahm.

b Seir: Eines Vornehmen und berühmten kananäischen Mannes, von dem das Land Seir den Namen bekam.

c Horiten: Es sind aber die Horiter von dem kanaanitischen Volk Heer entsprungen.

21. Das sind die Fürsten der Horiten, Kinder des Seir, im Lande Edom.

a Der Horiten: Das ist: Derselben Leute, welche Horiter hießen und waren des Seir Kinder, die im Lande Edom wohnten.

22. Aber des Lothan Kinder waren diese: Hori und Heman; und Lothans Schwester hieß Thimna.

a Thimna: Welche des erstgeborenen Sohnes Esaus, Eliphas Kebsweib gewesen, wie oben gemeldet.

23. Die Kinder von Sobal waren diese: Alwan, Manahath, Ebal, Sepho und Onam.

24. Die Kinder von Zibeon waren: Aja und Ana. Das ist der Ana, der in der Wüste Maulpferde erfand, da er seines Vaters Zibeons Esel hütete.

a Wüste: Da er die ungewöhnliche Vermischung der Tiere, so nicht einerlei Art waren, erdacht. (Denn ein einsamer Mensch, der sich in den Einöden und wüsten Örtern enthält, ist entweder ein Engel oder ein Teufel, wie man im Sprichwort sagt.)

b Maulpferde: Das ist: Er hat ein Mittel erdacht, welchergestalt die Maulpferde müssten geboren werden, nämlich, wenn man einen Esel mit einem Mutterpferde zusammen ließ, welche Vermischung der unterschiedlichen Art und Naturen miteinander vor Gott und den Menschen abscheulich ist, daher denn die Maulpferde auch unfruchtbar sind.

25. Die Kinder aber Anas waren: Dison und Ahalibama, das ist die Tochter Anas.

a Ahalibama: Welche Esau zum Weibe genommen.

26. Die Kinder Disons waren: Hemdan, Esban, Jethran und Charan.

27. Die Kinder Ezers waren: Bilhan, Sawan und Akan.

28. Die Kinder Disans waren: Uz und Man.

29. Dies sind die Fürsten der Horiten: der Fürst Lothan, der Fürst Sobal, der Fürst Zibeon, der Fürst Ana,

30. der Fürst Dison, der Fürst Ezer, der Fürst Disan. Das sind die Fürsten der Horiten, die regiert haben im Lande Seir.

a Regiert haben: Nämlich zugleich und zu einer Zeit ein jeglicher an seinem Ort.

31. Die Könige aber, die im Lande Edom regiert haben, ehe denn die Kinder Israel Könige hatten, sind diese:

a Die Könige: Nachdem die Fürsten mit dem Tode abgegangen, sind die Fürstentümer zusammengekommen. So wurde ein Königreich daraus, vielleicht damit solch Land unter einem Herrn und Regenten desto mächtiger wäre, und nicht so leicht von den benachbarten Völkern angefallen und überwältigt würde, also später die Könige erzählt, so nach den Fürsten regiert haben. (Denn des Herrn Christi Reich besteht allein und bleibt ewig: Die anderen Reiche und Herrschaften dieser Welt verändern sich oft, oder gehen auch wohl ganz zugrunde {Ps 89v4 , v5}.)

b Ehe denn: Denn des Esaus Nachkommen, die keine geistliche Verheißung von Christo hatten, erlangten viel eher ein Königreich und Könige, als des Jakobs Nachkommen, denen der Messias verheißen war. (Und geschieht es, dass diejenigen, welche einen zeitlichen Segen in diesem Leben haben, wie Esau, viel eher er erwachsen und schnell groß wurde, eher als die wahren Gottseligen, welche den Segen der geistlichen Güter haben: Da es doch wiederum oft nach dem Sprichwort geht, was bald wird, das vergeht auch bald wieder.)

32. Bela war König in Edom, ein Sohn Beors; und seine Stadt hieß Dinhaba.

a Stadt: Da er seinen königlichen Sitz und Hofhaltung hatte.

33. Und da Bela starb, war König an seiner statt Jobab, ein Sohn Serahs von Bazra.

a Jobab: Von diesem sind etliche der Meinung, dass es der fromme Hiob gewesen sei.

34. Da Jobab starb, wurde an seiner statt König Husam aus der Themaniter Lande.

35. Da Husam starb, wurde König an seiner statt Hadad, ein Sohn Bedads, der die Midianiter schlug auf der Moabiter Felde; und seine Stadt hieß Awith.

a Schlug: Das ist: Er hat wider die Midianiter einen Sieg erhalten, welche doch der Edomiter Freunde und Blutsverwandte waren, weil beide Völker vom Abraham herkamen.

b Felde: Wo die Schlacht geschah.

c Stadt: In welcher derselbe König Hof gehalten hat.

36. Da Hadad starb, regierte Samla von Masrek.

37. Da Samla starb, wurde Saul König, von Rehoboth am Wasser.

a Saul: Nicht der, so vom Samuel zum Könige über Israel gesalbt wurde, welches erst hundert Jahr später geschah, sondern ein anderer gleichen Namens.

b Rehoboth: Das ist: Er ist aus der Stadt Rehoboth, die an den Fluss Euphrat gelegen war, gebürtig gewesen, welchergestalt er aber in Idumäa also hervorkam, dass er zum Könige dort erwählt wurde, wird nicht gemeldet.

38. Da Saul starb, wurde an seiner statt König Baal Hanan, der Sohn Achbors.

39. Da Baal Hanan, Achbors Sohn, starb, wurde an seiner statt König Hadar, und seine Stadt hieß Pagu; und sein Weib hieß Mehetabeel, eine Tochter Matreds, die Mesahabs Tochter war.

a Weib: Deren vielleicht Mose darum Meldung tun wollte, dass sie eine gottselige fromme Matronin war. Denn es wohl zu beachten ist, dass des Esaus Nachkommen eine Zeit lang die wahre Religion samt der Beschneidung behalten, und dass gottesfürchtige Männer und Weibspersonen unter ihnen sind gefunden worden, dergleichen diese Mesahabs auch eine war.

40. Also heißen die Fürsten von Esau in ihren Geschlechtern, Örtern und Namen: Der Fürst Thimna, der Fürst Alwa, der Fürst Jetheth,

a Die Fürsten: Nach den Königen hat sich die Regierung wieder einmal geändert und sind wiederum etliche Fürsten zugleich in Idumäa gewesen. (Denn wie einem ungesunden Menschen immer nach anderer und neuer Speise gelüstet, die gewöhnlichen aber verachtet: Also begehrt der allgemeine Mann immer eine Änderung in der Regierung.)

b Geschlechtern: Die auch aus dem Stamm des Esaus hergekommen sind.

c Orten: Das ist: Ein jeder hat an seinem Ort das Regiment geführt.

41. der Fürst Ahalibama, der Fürst Ela, der Fürst Pinon,

42. der Fürst Kenas, der Fürst Theman, der Fürst Mibzar,

43. der Fürst Magdiel, der Fürst Jram. Das sind die Fürsten in Edom, wie sie gewohnt haben in ihrem Erblande. Und Esau ist der Vater der Edomiter.

a Sind: Nämlich, welche nach den Königen regiert haben, und von Esaus Geschlecht waren.


Das 37. Kapitel


1. Joseph bringt seinem Vater Jakob vor, wo seiner Brüder Böses machten, und erzählt ihnen seine Träume, dadurch seine Herrschaft angedeutet wurde. v. 1.2. Darum werden ihm seine Brüder feind, und wollen ihn in den Tod bringen, werden doch danach anderen Sinnes, und verkaufen ihn den Ismaeliten, v. 4. 3. Von denen er nach Ägypten geführt und dem Potiphar wieder zum Kauf gegeben wird, v. 28.

1. Jakob aber wohnte im Lande, da sein Vater ein Fremdling innen gewesen war, nämlich im Lande Kanaan.

a Aber: Hier fängt des Josephs Geschichte an, welche eine sehr Herrliche und tröstliche Geschichte ist, nicht allein darum, dass er durch so viel und mancherlei Widerwärtigkeit hindurchgerissen, und endlich zu hohen Ehren ist erhoben worden: Sondern vielmehr, dass er eine Figur und Vorbild Christi des Sohnes Gottes war, der für uns gestorben und wieder auferweckt ist, und zur Rechten des Vaters gesetzt worden.

b Lande Kanaan: Denn obwohl Gott dem Abraham und Isaak das Land Kanaan verheißen hatte, so hatten sie doch fast gar keine eigenen oder Erbgüter, sondern waren nur Fremdlinge darin, bis die Verheißung zu seiner Zeit bei ihren Nachkommen erfüllt wurde. Unterdes aber sind sie Bürger im Himmel gewesen, obwohl sie hier auf der Erde keine bleibende statt hatten.

2. Und das sind die Geschlechter Jakobs: Joseph war siebzehn Jahre alt, da er ein Hirte des Viehs wurde mit seinen Brüdern; und der Knabe war bei den Kindern Bilhas und Silpas, seines Vaters Weiber, und brachte vor ihren Vater, wo ein böses Geschrei wider sie war.

a Geschlechter: Mose redet gleich, als ob er des Jakobs ganzes Geschlechtsregister und Stamm erzählen wollte, da er doch im Sinn hat, dass er nur allein des einigen Josephs Meldung tun wolle: Welches darum geschieht, weil Joseph seinem Vater Jakob unter allen Brüdern der liebste und angenehmste war, auch weil er aus Rahel der liebsten Ehefrau geboren wurde, und wurde dafür gehalten, dass er, so viel die erste Geburt betreffe, an des Rubens statt kommen würde, weil er der erstgeborene Sohn der liebsten Frauen war, und wurde Jakob selber in dem Wahn gesteckt, ehe er erfahren, dass Juda unter seinen Brüdern die erste Geburt samt der Herrschaft haben würde.

b Brachte: Demnach er oftmals viel Dinge von seinen Brüdern sehen musste, dass ihm nicht gefiel, weil er sich der Ehrbarkeit und wahren Gottseligkeit bemühte, ist ihm solches sehr zu Herzen gegangen. Und wenn er noch dazu hören musste, dass andere in der Nachbarschaft über ihren Mutwillen geklagt, auch gemerkt, dass sie sich darüber ärgerten, hat er solches seinem Vater angezeigt, nicht aus Feindschaft, dass er seinen Brüdern übel wollte, oder sie zu verlästern begehrte, sondern damit Ärgernis verhütet würde. (Denn man soll der Gottlosen Bubenstück vor der Obrigkeit nicht verstecken, sondern anbringen, obgleich solches die Gottlosen verdrießt und sie uns darum anfeinden.)

3. Israel aber hatte Joseph lieber denn alle seine Kinder, darum dass er ihn im Alter gezeugt hatte; und machte ihm einen bunten Rock.

a Israel: Der auch sonst Jakob hieß.

b Alter: Das ist: Weil er aus seiner vornehmsten und liebsten Frau, die zuerst unfruchtbar war. Und da er lange darauf wartete, endlich diesen Sohn den Joseph zu bekommen. (Also ist Christus, dessen Vorbild Joseph gewesen, der einige und eingeborene Sohn Gottes, den sein Vater herzlich liebt, und ein Wohlgefallen an ihm hat {Mt 3v17}.)

c Bunten Rock: Wie und welchergestalt er gefärbt und aus was für Material er gemacht war, kann man nicht wissen. Aber das ist gewiss, dass es ein köstliches und ehrliches Kleid war, damit Jakob zu verstehen gab, dass er diesen Sohn mehr liebe und höher halte als die anderen alle. (Dies schöne Kleid bedeutet die wunderbaren Gaben des Heiligen Geistes in Christo, damit er alle anderen Heiligen übertraf{Ps 45 , Joh 3}.)

4. Da nun seine Brüder sahen, dass ihn ihr Vater lieber hatte denn alle seine Brüder, waren sie ihm feind und konnten ihm kein freundlich Wort zusprechen. {Apg 7v9}

a Zusprechen: Das ist: Sie konnten ihren gefassten Neid und Groll wider ihn nicht verbergen, dass sie nicht, wenn sie mit ihm reden mussten, ihr feindliches Gemüt und Herz mit rauen Worten hätten gegen ihn merken lassen. (Denn wo Glück ist, da folgt alsbald der Neid darauf, dafür sich doch rechtschaffene fromme Christen hüten sollen. Es haben aber auch die Juden, so des Herrn Christi Brüder waren nach dem Fleisch, Christus gehasst und angefeindet, dazu ihn mit Schmachworten angriffen und gelästert.)

5. Dazu hatte Joseph einmal einen Traum und sagte seinen Brüdern davon; da wurden sie ihm noch feinder.

a Sagte: Aus einer schier gar zu kindlichen Einfalt.

b Feinder: Das ist: Sie sind nur durch die Erzählung dieses Traumes desto heftiger über ihn erbittert worden, da sie es sich hätten lassen eine Warnung sein.

6. Denn er sprach zu ihnen: Hört, lieber, was mir doch geträumt hat!

7. Mich dachte, wir banden Garben auf dem Felde, und meine Garbe richtete sich auf und stand, und eure Garben umher neigten sich gegen meine Garbe.

a Neigten sich: Ehren halben, dass sie meiner Garben damit Ehre erzeigten.

8. Da sprachen seine Brüder zu ihm: Solltest du unser König werden und über uns Herrschen? Und wurden ihm noch feinder um seines Traumes und seiner Rede willen.

a Sprachen: Voll Zorns. Weil sie alsbald vermuteten, was die Deutung sein würde.

b König: Das ist: Du gibst mit deinem erzählten Traum deutlich genug zu verstehen, dass du dermal eins gern unser Herr sein wolltest.

c Noch feinder: Weil sie ihm vorhin feind waren, ehe denn er ihnen den Traum erzählte, so wurde hierdurch die Feindschaft nur desto größer. (Also hassten auch die Pharisäer und Schriftgelehrten Christus je länger je mehr, da sie aus seinen Predigten vernahmen, wie er sich dermal eins, als ein König und Herr des Himmels und der Erde erzeigen würde, wie die evangelische Geschichte bezeugt.)

9. Und er hatte noch einen andern Traum, den erzählte er seinen Brüdern und sprach: Siehe, ich habe noch einen Traum gehabt. Mich dachte, die Sonne und der Mond und elf Sterne neigten sich vor mir.

a Anderen Traum: Der doch mit dem Vorigen fast einerlei Deutung hatte.

b Neigten: Erzeigten mir Ehre.

10. Und da das seinem Vater und seinen Brüdern gesagt wurde, strafte ihn sein Vater und sprach zu ihm: Was ist das für ein Traum, den du geträumt hast? Soll ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und dich anbeten?

a Strafte: Denn der Vater, da er anfangs den Sachen nicht besser nachgedacht hat, meinte, es wäre gar ein ungereimtes Dinge mit demselben Traum.

b Was ist: Schämst du dich nicht, dass du einen solchen närrischen Traum vorbringen magst? Oder meinst du, dass es jemals dahin kommen wird, dass nach der Deutung solchen Traumes, ich und meine Weiber, deren nach der Rahel tödlichen Abgang noch drei sind, als die Lea mit den beiden Kebsweiber und deine Brüder, dich ehren und vor für dir niederfallen, und dich für einen Oberherrn erkennen werden?

11. Und seine Brüder neideten ihn. Aber sein Vater behielt diese Worte.

a Neideten ihn: Mehr denn zuvor je.

b Behielt: Nämlich in seinem Herzen. Denn da er dem Traum fleißiger nachdachte und ihm wohl möglich erschien, hat er es dafür gehalten, es sei ein göttlicher Traum, und keineswegs in den Wind zu schlagen, begehrte darum den Ausgang abzuwarten.

12. Da nun seine Brüder hingingen, zu weiden das Vieh ihres Vaters in Sichem,

a Zu weiden: Denn sie konnten nicht immer an einem Ort bei ihrem Vater bleiben, und Weide finden für ihre Herde von wegen der überaus großen Menge: Sondern mussten hin und wieder ziehen, nachdem wie sie die Weide antrafen und haben konnten. Und waren zugleich länger als sonst an weit abgelegenen Orten, darum ist der fromme Alte sorgfältig für seine Kinder.

b Sichem: Das ist: Bei oder neben der Stadt Sichem.

13. sprach Israel zu Joseph: Hüten nicht deine Brüder des Viehes in Sichem? Komm, ich will dich zu ihnen senden. Er aber sprach: Hier bin ich!

a Bin ich: Und bin bereit, dir zu gehorchen.

14. Und er sprach: Gehe hin und sieh, ob es wohl steht um deine Brüder und um das Vieh; und sage mir es wieder, wie sich es verhält. Und er sandte ihn aus dem Tal Hebron, dass er gen Sichem ginge.

a Gehe: Jakob, als ein fleißiger Haushalter, hat gute Acht auf die Haushaltung. (Und ist die Sorgfältigkeit der Eltern für die Kinder ein Zeugnis und Anzeigung der Liebe und väterlichen Fürsorge des himmlischen Vaters für das menschliche Geschlecht: Ja er hat so große Sorge für dasselbe getragen, dass er seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, der eben so freundlich von den Juden ist empfangen worden, als hier Joseph von seinen Brüdern, wie wir bald hören werden.)

15. Da fand ihn ein Mann, dass er irreging auf dem Felde; der fragte ihn und sprach: Wen suchst du?

a Felde: Auf dem sichimitischen Acker, wo er seine Brüder samt der Herde suchte.

16. Er antwortete: Ich suche meine Brüder; lieber, sage mir an, wo sie hüten.

17. Der Mann sprach: Sie sind von dort gezogen; denn ich hörte, dass sie sagten: Lasst uns gen Dothan gehen. Da folgte Joseph seinen Brüdern nach und fand sie zu Dothan.

18. Als sie ihn nun sahen von ferne, ehe denn er nahe bei sie kam, schlugen sie an, dass sie ihn töteten,

a Schlugen: Also übel schlägt es dem Joseph aus, da er seinem Vater begehrt zu gehorchen, dass er darüber in seiner grausamen Brüder Hände gerät. (Und lässt sich es mit uns oftmals ansehen, wenn wir Gott und unsern Eltern gehorsam sind, dass wir darüber in Unglück kommen. Aber wenn wir unterdrückt werden, so denkt Gott, wie er uns aus dem Staub erheben und erhöhen wolle.)

19. und sprachen untereinander: Seht, der Träumer kommt daher!

20. So kommt nun und lasst uns ihn erwürgen und in eine Grube werfen und sagen, ein böses Tier habe ihn gefressen, so wird man sehen, was seine Träume sind.

a Erwürgen: Aus dem folgenden 42. Kap. kann man etlichermaßen abnehmen, dass Simeon der vornehmste Rädelsführer war, der diesen Vorschlag tat, darein die anderen alle einwilligten, allein der Ruben ausgenommen. (Und sieht man hier, was für Unruhe und Ärgernis der Teufel aus Gottes Verhängnis auch unter gottseligen frommen Leuten anrichten kann, nämlich, in der Kirche Gottes, wenn Gott, der Herr, mit der Regierung seines Heiligen Geistes nicht dabei ist, und die Hand abzieht. Also haben später die Juden, und unter denselben die Hohepriester, Pharisäer und Schriftgelehrten, aus Simeons Stamm beratschlagt, dass sie Christus töten wollten.)

21. Da das Ruben hörte, wollte er ihn aus ihren Händen erretten und sprach: Lasst uns ihn nicht töten! {1Mos 42v22}

a Lasst: Als wollte er sprechen: Lasst uns keine Totschläger oder Brudermörder werden, dass ihr euch an eurem Bruder vergreifen wolltet.

22. Und weiter sprach Ruben zu ihnen: Vergießt nicht Blut, sondern werft ihn in die Grube, die in der Wüste ist, und legt die Hand nicht an ihn. Er wollte ihn aber aus ihrer Hand erretten, dass er ihn seinem Vater wiederbrächte.

a Nicht: Besudelt eure Hände nicht mit seinem Blut.

b Erretten: Damit er nicht umgebracht würde, oder ums Leben käme.

c Wieder brächte: Wenn seine Brüder von der Grube wiederum hinweggegangen. wären. Es hat aber Ruben durch diese Guttat sich bei dem Vater wieder aussöhnen wollen, den er zuvor mit der begangenen Blutschande sehr erzürnt hatte: Welcher Anschlag ihm doch nicht geraten ist. (Gleich, wie aber Ruben, der sich mit dem gräulichen Laster der Unzucht besudelt hatte, dem Joseph viel geneigter wurde, als seine anderen Brüder: Also waren auch die bußfertigen Zöllner und Sünder Christo viel günstiger, als die Pharisäer und Schriftgelehrten, welche ihm spinnefeind waren.)

23. Als nun Joseph zu seinen Brüdern kam, zogen sie ihm seinen Rock mit dem bunten Rock aus, den er anhatte;

24. und nahmen ihn und warfen ihn in eine Grube; aber dieselbe Grube war leer und kein Wasser darin.

a Grube: Der Meinung, dass sie ihn dort wollten Hunger und des Durstes sterben lassen. Obwohl Ruben um einer anderen Ursache willen dazu geraten hatte. Und lassen sich die steinernen Herzen nicht bewegen, dass ihr junger Bruder mit Tränen und kläglichem Heulen sie gebeten und gefleht hatte, sondern fahren in ihrem teuflischen Hass wider ihn fort und erfüllen ihren Mutwillen an ihm. (Das kann der Teufel, wenn er der Menschen Herzen einmal eingenommen und besessen hat.)

Zu essen: Das ist: Nach begangener schrecklicher Tat, haben sie sich miteinander zu Tisch gesetzt und gegessen, als wenn sie den Handel gut ausgerichtet hätten.

25. Und setzten sich nieder zu essen. Indes hoben sie ihre Augen auf und sahen einen Haufen Ismaeliter kommen von Gilead mit ihren Kamelen; die trugen Würze, Balsam und Myrrhen, und zogen hinab nach Ägypten.

a Gilead: Von dem Ort, da zuvor Laban und Jakob einen Bund miteinander gemacht hatten.

b Würze: Denn sie waren Kaufleute, und ist das Land Kanaan sehr fruchtbar gewesen an allerhand köstlichen Spezereien, Gewürzen und sonderlich hat es den allerköstlichsten Balsam gehabt, den man in der Arznei sehr brauchte.

26. Da sprach Juda zu seinen Brüdern: Was hilft es uns, dass wir unsern Bruder erwürgen und sein Blut verbergen?

a Erwürgen: Wenn wir ihn in der Grube des Hungers und Durstes sterben lassen, damit wir ihn nicht weniger töten, als wenn wir ihn mit den Fäusten erschlagen hätten.

b Verbergen: Das ist: Wenngleich er nimmermehr von uns auskommen sollte, dass wir solche Übeltat begangen hätten.

27. Kommt, lasst uns ihn den Ismaeliten verkaufen, dass sich unsere Hände nicht an ihm vergreifen; denn er ist unser Bruder, unser Fleisch und Blut. Und sie gehorchten ihm.

a Vergreifen: Gerade als vergriffen sie sich auch nicht eben sowohl an ihrem Bruder, wenn sie ihn zu einem leibeigenen Knecht verkauften und also in eine elende Dienstbarkeit steckten, die nicht viel mehr Leid brachte als der Tod selbst: Der doch von einem Vater mit ihnen erzeugt, und wahrhaftig ihr Blut und Fleisch war, wider den sie so grausame Wüterei trieben. (Also bereden die Heuchler sich selbst, und meinen sie sind ohne Schuld, wenn sie äußerlich nicht Hand anlegen und vom Blutvergießen oder Totschlag, so mit der Faust geschieht, sich enthalten. Eben dermaßen wollten die Juden nicht zu Pilatus ins Richthaus gehen, damit sie sich nicht verunreinigten.)

28. Und da die Midianiter, die Kaufleute, vorüberreisten, zogen sie ihn heraus aus der Grube und verkauften ihn den Ismaeliten um zwanzig Silberlinge; die brachten ihn nach Ägypten. {Ps 105v17}.

a Midianiter: Denn die Kaufleute, so mit Haufen und in der Gesellschaft miteinander zogen, waren eines Teils Ismaeliter, eines teils Midianiter.

b Verkauften: Welches dem Joseph auch sehr wehe tat, dass er ohne Zweifel seine heißen Tränen darüber vergoss, da er sah, wie er von seinem Vaterland und Eltern in eine elende Dienstbarkeit hinweggeführt war. Und haben seine Brüder gewisslich viel andere Ursachen erdacht und vorgebracht, warum sie ihn verkauften, als dass sie die Wahrheit ausgesagt hätten, auf dass sie sich bei den Midianitern ausredeten, welche ihn sonst ohne Zweifel nicht genommen hätten, wenn sie die rechte Ursache wussten. Es sind aber beide die Ismaeliter und Midianiter dem Joseph nach dem Geblüt verwandt und mit ihm befreundet gewesen, weil die Ismaeliter vom Ismael, dem Sohn Abrahams, der aus der Hagar geboren wurde, herkamen: Und hatten die Midianiter von Midian, des Abrahams Sohn, aus seinem anderen Weibe der Kedura, ihre Herkunft. (Also ist Christus von Juda seinem Verwandten, nach dem Geblüt des jüdischen Geschlechts, den Juden, als auch Verwandten, verkauft worden: Gleich, wie Joseph von den Brüdern den Ismaeliten und Midianitern verkauft ist. Er wird aber etwas wohlfeiler, als Christus, weil er geringer war, und nur allein ein Vorbild des Herrn Christi.) Es hat aber ein Silberling ungefähr ein Taler oder Gülden an Wert gehabt.

29. Als nun Ruben wieder zur Grube kam und fand Joseph nicht darinnen, zerriss er sein Kleid

a Als nun: Aus diesem ist abzunehmen, dass Ruben nicht dabei war, wie die andere Brüder den Joseph verkauften und in Ägypten fortgeschickt haben, darum er auch um ihr Bubenstück kein Wissen hatte.

b Grube kam: In Willens, dass er den Joseph wiederum aus der Gruben ziehe und seinem Vater geben wollte.

c Zerriss er: Vor großem Herzeleid.

30. und kam wieder zu seinen Brüdern und sprach: Der Knabe ist nicht da, wo soll ich hin?

a Wo soll?: Was soll ich armer unglückseliger Mann anfangen? Wie wird mein Vater, der fromme Alte so sehr bekümmert werden, und große Traurigkeit haben.

31. Da nahmen sie Josephs Rock und schlachteten einen Ziegenbock und tunkten den Rock ins Blut.

a Nahmen: Die übrigen Brüder erkennen ihre Übeltat und Misshandlung nicht und haben durchaus keine Reue noch Leid darüber, sondern gedenken nur, wie sie es vor ihrem Vater verklügeln und vertuschen wollen, damit er nicht dahinter komme: Bis sie endlich aber erst nach zwanzig Jahren in Ägypten empfinden, was sie getan haben und ihre Schuld bekennen müssen. (So eine große Sicherheit hat sich auch gefunden unter des heiligen Patriarchen Kindern und Personal, die doch sonst dem äußerlichen Gottesdienst beigewohnt, und sich dazu bekannt haben.)

32. Und schickten den bunten Rock hin und ließen ihn ihrem Vater bringen und sagen: Diesen haben wir gefunden; siehe, ob es deines Sohnes Rock sei, oder nicht.

a Bringen: Nämlich, durch andere, welche sie angerichtet und dazu bestellt hatten, damit der Vater nicht leicht einen Argwohn auf sie würfe.

33. Er kannte ihn aber und sprach: Es ist meines Sohnes Rock; ein böses Tier hat ihn gefressen, ein reißendes Tier hat Joseph zerrissen.{Ps 105v17}.

a Sprach: Vor großem Schmerz und Herzeleid, welches ihn so einnimmt, dass er den Betrug nicht merkt und nichts anderes meint, denn Joseph sei von einem wilden Tier zerrissen. Wird also Jakob wieder einmal mit einem neuem Unglück überfallen, da ihm kurz zuvor sein liebstes Weib starb, seine Tochter geschändet und sein ältester Sohn mit seiner Stiefmutter eine Blutschande begangen hatte. (Denn es kommt selten ein Unglück allein. Es lässt aber Gott solches darum vorgehen und geschehen, damit er also den Joseph zu Ehren bringe, und den traurigen Vater zu seiner Zeit mit herzlicher großer Freude überschütte.)

34. Und Jakob zerriss seine Kleider und legte einen Sack um seine Lenden und trug Leid um seinen Sohn lange Zeit.

a Kleider: Wie man damals zu tun pflegte, wenn man sehr leidig und bekümmert war.

b Sack: Das ist: Ein gar schlechtes und geringes Kleid.

35. Und alle seine Söhne und Töchter traten auf, dass sie ihn trösteten; aber er wollte sich nicht trösten lassen und sprach: Ich werde mit Leid hinunterfahren in die Grube zu meinem Sohn. Und sein Vater beweinte ihn.

a Töchter: Das ist: Alle seine Kinder und Nachkommen.

b Grube: Will so viel sagen: Dieses Unglück wird mir den Tod verursachen, dass ich desto eher sterbe und unter die Erde komme. Denn er über diesen Unfall seines Sohnes sehr leidig und kleinmütig wurde, und hat sich die Gedanken gemacht, er sei schuldig daran, weil er den Sohn aufs Feld schickte. (Wie es denn gar oft geschieht, dass fromme Eltern sich selber die Schuld zumessen, wenn es den Kindern übel geht, da sie doch nicht schuldig sind. Und bekümmern sich oft über ihre Kinder ohne Ursache.)

* Vater: Luther). Das war Isaak, Jakobs Vater, und Josephs Großvater, welcher nach dieser Geschichte noch zwölf Jahre gelebt hat.

36. Aber die Midianiter verkauften ihn in Ägypten dem Potiphar, des Pharaos Kämmerer und Hofmeister.

a Pharao: Des Königs in Ägypten.

b Hofmeister: Oder obersten Küchenmeister, der auf des Königs Tafel gewartet, und dieselbe gehört hat.


Das 38. Kapitel


1. Juda, Jakobs Sohn, nimmt ein kananäisches Weib und zeugt drei Söhne mit ihr, unter denen die ersten zwei böse und gottlos waren. v. 1.

2. Danach schwängert er, obwohl unwissend, seine eigene Schnur, welche von ihm Zwilling gebiert, Perez und Serah, die auch unter das Geschlechtsregister Christi gezählt werden. v. 15.

1. Es begab sich um dieselbe Zeit, dass Juda hinabzog von seinen Brüdern und tat sich zu einem Mann von Odollam, der hieß Hira.

a Begab: In diesem Kapitel wird zwischen des Josephs Geschichte eine andere sehr ärgerliche und schreckliche Geschichte mit eingemengt, die sich unter des Jakobs Personal zutrug. Denn Judas, einer von den Söhnen Jakobs, begeht eine Blutschande, indem, dass er seine eigene Schnur oder Enkelin beschläft. (Welche Geschichte doch nicht darum aufgezeichnet ist, dass wir uns damit kitzeln sollen und unsere Sünde uns gefallen lassen, sondern auf dass wir desto tapferer sind und für des Teufels List uns hüten lernen. Auch um dergleichen Ärgernis willen die rechte Lehre nicht verwerfen und davon abstehen.)

b Juda: Einer von den zwölf Söhnen Jakobs.

c Von seinen: Warum er von ihnen hinweg zog, wird uns nicht angezeigt. Vielleicht ist ein Missverständnis mit untergelaufen, dass er sich mit ihnen nicht vertragen konnte.

d Von Odollam: Das ist: Der aus derselben Stadt gebürtig war, bei dem er eine Zeit lang gewohnt und sich aufhielt.

2. Und Juda sah dort eines Kanaaniter Mannes Tochter, der hieß Suah; und nahm sie. Und da er sie beschlief,

a Suha: Nämlich, der kaanichte Mann: Wie aber die Tochter hieß, wird nicht gemeldet.

b Nahm sie: Welcher Handel ohne allen Zweifel seinem Vater, dem Jakob, sehr zuwider war, dass er aus dem verfluchten Volk der Kanaaniter, so von Gott verworfen war, ein Weib nahm.

3. wurde sie schwanger und gebar einen Sohn, den hieß er Ger. {1Chr 2v3}

4. Und sie wurde aber schwanger und gebar einen Sohn, den hieß sie Onan.

5. Sie gebar aber mal einen Sohn, den hieß sie Sela; und er war zu Chesib, da sie ihn gebar.

a Chesib: Eine Stadt, die so hieß.

6. Und Juda gab seinem ersten Sohn Ger ein Weib, die hieß Thamar.

7. Aber er war böse vor dem Herrn; darum tötete ihn der Herr. †{4Mos 26v19}

a Böse: Das ist: Ein gottloser Bube, der nichts Gutes tat und nur auf allerlei Bosheit abgerichtet war.

b Tötete ihn: (Deswegen ist es nötig, sofern wir wollen ein langes Leben haben, dass wir der Frömmigkeit und Gottesfurcht mit Ernst nachstreben.)

8. Da sprach Juda zu Onan: Lege dich zu deines Bruders Weib und nimm sie zur Ehe, dass du deinem Bruder Samen erweckst. {5Mos 25v5 , Mt 22v24}

a Samen erweckst: Das ist: Damit du einen Sohn von ihr bekommst und denselben zu deines verstorbenen Bruders Nachkommen und Erben einsetzt, auf dass sein Name nicht untergehe. Denn es ist bei den Juden der Gebrauch gewesen, (welchen Gebrauch Mose später mit einem besonderen Gesetz bestätigt hat) dass da jemand ohne Kinder stürbe, so sollte der Bruder des Verstorbenen die hinterlassene Witwe zur Ehe nehmen und den ersten Sohn, den er von ihr bekäme, sollte er zum Erben einsetzen aller Güter seines Bruders, damit des verstorbenen Name nicht unterginge in Israel. Welches denn ein verdrießlicher Handel war, da einer oftmals ein Weib nehmen musste, die ihm nie gefiel, welche er erhalten, und dazu fremde Kinder aufziehen musste. Darum Onan, zwar auf eine schändliche Weise (wie später gemeldet wird,) verhüten wollte, damit er nicht fremde Kinder ernähren wollte.

9. Aber da Onan wusste, dass der Same nicht sein eigen sein sollte, wenn er sich zu seines Bruders Weib legte, ließ er es auf die Erde fallen und verderbte es, auf dass er seinem Bruder nicht Samen gäbe.

a Nicht sein: Sondern seines verstorbenen Bruders.

b Samen gebe: Damit er keine Kinder bekäme, die er seinem Bruder aufziehen und erhalten müsste.

10. Das gefiel dem Herrn übel, das er tat, und tötete ihn auch.

a Tat: Welches ein abscheuliches Dinge war, und ärger als ein Ehebruch. (Denn solche Übeltat widerstrebt der Natur, und die solches tun, werden das Reich Gottes nicht besitzen{1Kor 6v9 , v10}. Und je heiliger der Ehestand ist, je weniger werden diejenigen ungestraft bleiben, welche ungebührlich und ärgerlich darin leben, dass sie ihre heimlichen Bubenstücke daneben treiben.)

11. Da sprach Juda zu seiner Schnur Thamar: Bleibe eine Witwe in deines Vaters Hause, bis mein Sohn Sela groß wird. Denn er gedachte: Vielleicht möchte er auch sterben wie seine Brüder. Also ging Thamar hin und blieb in ihres Vaters Hause.

a Hause: Enthalte dich eine Zeit lang bei deinen Eltern daheim.

b Groß wird: Juda stellt sich und tut dergleichen, als ob er nach vorgemeldeter Gewohnheit, seinen dritten Sohn, der Thamar auch zum Mann geben wollte, und zieht sie mit einer vergeblichen Hoffnung auf, da er doch solches zu tun nicht im Sinn hatte.

c Auch sterben: Entweder dass er es nicht wusste, oder es doch nicht dafür gehalten, dass seine beiden Söhne um ihrer bösen Stücke und begangenen Sünde willen von Gott getötet wären, und darum einen falschen Argwohn auf die Thamar warf, als ob sie schuldig daran wäre, dass seine beide Söhne so bald nacheinander darauf starben. (Also geschieht es, dass oftmals auf unschuldige Leute ein böser Argwohn geworfen wird. Und sind viele Eltern, als ob sie blind wären, wenn sie ihrer Kinder böse Taten sehen und strafen sollten.)

d Vaters Hause: In willens dort zu warten, bis Sela mannbar würde, welchen sie alsdann hoffte, einen Mann zu bekommen.

12. Da nun viele Tage verlaufen waren, starb des Suah Tochter, Judas Weib. Und nachdem Juda ausgetrauert hatte, ging er hinauf, seine Schafe zu scheren, gen Thimnath mit seinem Hirten Hira von Odollam.

a Suha: Nämlich, des kanaanäischen Mannes, der also hieß.

b Ausgetrauert: Das ist: Nach dem die Zeit vorüber war, in denen man gewöhnlich zu trauern pflegte, legte er seine Klagekleider ab, und fing wieder an fröhlich zu sein.

c Thimnath) An welchen Ort die Schafe zu scheren gebräuchlich war. Und hat man vorzeiten bei dem Schafscheren Gäste gehabt.

* Hirten: Luther). Mag auch heißen (Freund) danach die Punkte im Hebräischen fehlen oder sich setzen lassen. Denn Juda hat ja müssen Weide haben, vielleicht auch eines Freundes nicht geraten möchte.

d Hirten: Oder Gesellen, oder Freund, die ihm Gesellschaft leisteten und mit ihm gegangen sind.

13. Da wurde der Thamar angesagt: Siehe, dein Schwager geht hinauf gen Thimnath, seine Schafe zu scheren.

14. Da legte sie die Witwenkleider von sich, die sie trug, deckte sich mit einem Mantel und verhüllte sich und setzte sich vor die Tür heraus an dem Wege gen Thimnath; denn sie sah, dass Sela groß geworden war, und sie wurde ihm nicht zum Weibe gegeben.

a Legt: Nämlich, damit sie ihren Schwager desto leichter betrügen konnte, mit dem sie begehrte Gemeinschaft zu haben, dass er bei ihr liegen sollte: Nicht zwar, dass sie die böse Lust dazu gereizt hätte, (Denn sie sonst wohl andere und junge Gesellen finden konnte), sondern weil sie gerne Kinder gehabt hätte und damit sie es ihm beweisen konnte, wie er seine Zusage nicht gehalten, und sie seinem Sohn Sela nicht zur Ehe gegeben hätte. Welcher Ratschlag der Thamar sehr böse und schändlich wurde, dadurch sie sich und ihren Schwager in ein böses Geschrei gebracht hat. (Denn wir sollen dasjenige, was uns geschieht, nicht mit bösen Stücken, zu suchen und zu erlangen, uns unterstehen: Die aber ihre Zusage nicht halten, verlieren dadurch ihren guten Namen, {Spr 25v14}

b Verhüllt: Auf dass man sie nicht erkennen konnte.

c Gegeben: Wie Juda ihr verheißen hatte.

15. Da sie nun Juda sah, meinte er, es wäre eine Hure, denn sie hatte ihr Angesicht verdeckt.

16. Und machte sich zu ihr am Wege und sprach: Lieber, lass mich bei dir liegen. Denn er wusste nicht, dass sie seine Schnur wäre. Sie antwortete: Was willst du mir geben, dass du bei mir liegst? {3Mos 18v15}

a Am Wege: Nämlich, an den Ort, dahin sie sich gesetzt hatte.

b Liegst: (Dies ist eine sehr böse, und gar nicht löbliche Gewohnheit etlicher Witwer: Dass, wenn sie mit dem Band der Ehe nicht mehr verknüpft sind, sie meinen, die Hurerei sei ihnen nicht verboten: Aber die Hurer werden das Reich Gottes nicht ererben. {1Kor 6v9}

17. Er sprach: Ich will dir einen Ziegenbock von der Herde senden. Sie antwortete: So gib mir ein Pfand, bis dass du mir es sendest.

18. Er sprach: Was willst du für ein Pfand, das ich dir gebe? Sie antwortete: Deinen Ring und deine Schnur und deinen Stab, den du in den Händen hast; Da gab er es ihr und lag bei ihr; und sie wurde von ihm schwanger.

a Ring: Solch ein Pfand aber fordert sie nicht darum von ihm, damit der versprochene Lohn ihr gewisslich zugeschickt werde: Sondern auf dass sie damit ihrem Schwager mit solchen Wahrzeichen überzeugen konnte, dass er sie beschlafen hatte.

19. Und sie machte sich auf und ging hin und legte den Mantel ab und zog ihre Witwenkleider an.

a Ging hin: Denn sie hielt es dafür, dass sie von ihm empfangen hätte, wie es denn auch war. Es gehört aber dieser Thamar, welche mit ihrem Schwager solche gräuliche Blutschande trieb, zu dem Geschlechtsregister Christi. Denn aus solchem abscheulichen Beischlaf ist Perez hergekommen und geboren worden, der unter die Voreltern Christi gezählt wird, nach dem Fleisch, Matthäus 1. (Welches nicht darum geschah, als ob Gott dergleichen gräuliche Laster sich gefallen ließe: Sondern hat damit wollen anzeigen und zu verstehen geben, dass der Sohn Gottes zu seiner Zeit menschliche Natur an sich nehmen würde, damit er die bußfertigen Sünder selig machte, und, dass er nicht allein um der Juden willen: Sondern auch den Heiden zugute in die Welt kommen würde: Denn Thamar ist ein heidnisches Weib gewesen.)

20. Juda aber sandte den Ziegenbock durch seinen Hirten von Odollam, dass er das Pfand wieder holte von dem Weibe; und er fand sie nicht.

* Hirten: Luther). Oder Freund, welcher du willst.

a Hirten: Das ist, Freund oder Mitgeselle.

21. Da fragte er die Leute desselben Orts und sprach: Wo ist die Hure, die außen am Wege saß? Sie antworteten: Es ist keine Hure dagewesen.

22. Und er kam wieder zu Juda und sprach: Ich habe sie nicht gefunden; dazu sagen die Leute desselben Orts, es sei keine Hure dagewesen.

23. Juda sprach: Sie mags behalten, sie kann uns doch ja nicht Schande nachsagen; denn ich habe den Bock gesandt, so hast du sie nicht gefunden.

a Hab es ihr: Nämlich: Das Pfand, so sie von mir bekam. Und sieht man, wie er nach begangener Sünde noch so sicher ist, dass er darüber keine Reue hat oder ihm dieselbe Leid sein lässt.

24. Über drei Monden wurde Juda angesagt: Deine Schnur Thamar hat gehurt; dazu siehe, sie ist von der Hurerei schwanger geworden. Juda sprach: Bringt sie hervor, dass sie verbrannt werde.

a Gehurt: Sie ist im Ruf einer Hure umgelaufen. (Und geschieht es, dass vorwitzige Leute viel eher etwas Böses als Gutes verkündigen)

b Verbrannt: Denn weil sie seines erstgeborenen Sohnes, Ger, Eheweib gewesen war, dem von wegen der ersten Geburt das Priestertum zustand: Hat er sie mit solchem Schein das Priestertum verunreinigt und gleichsam einen Kirchenraub begangen hätte, mit Feuer verbrannt, da er doch wohl könnte ein gelinder Urteil finden. Es ist aber Juda am selben Ort Herr gewesen und hat das Amt einer Obrigkeit verwaltet, darum er ein nicht gar zu scharfes Urteil fällen sollte. (Aber so geht es zu, dass, welche selber die größten Strafen verdient hätten, über andere sehr harte Urteile aussprechen und gedenken nicht daran, was sie selber wohl wert wären.) Und hätte zwar Juda wegen seiner Gewalt das elende Weib dazu mit schwangerem Leibe, jämmerlich umbringen und hinrichten lassen, (weil er einen Argwohn auf sie hatte, als ob sie ihre vorigen beiden Ehemänner, seine Söhne, mit Gift, und List getötet hätte,) wo nicht etwas anderes, davon später folgt, dazwischenkam. (Es ist aber dies dem Weibe auch zum Besten geschehen, damit sie in eine Furcht gebracht würde, und in große Gefahr des Lebens kam, von wegen ihrer begangenen Blutschande, die sie wissentlicher und in betrüglicher Weise mit ihrem Schwager trieb, auf dass sie Reue und Leid bekäme über solche ihre große Übeltat und Sünde, da sie es sonst für nichts geachtet hätte.)

25. Und da man sie hervorbrachte, schickte sie zu ihrem Schwager und sprach: Von dem Manne bin ich schwanger, des dies ist. Und sprach: Kennst du auch, wessen dieser Ring und diese Schnur und dieser Stab ist?

26. Juda erkannte es und sprach: Sie ist gerechter denn ich; denn ich habe sie nicht gegeben meinem Sohn Sela. Doch beschlief er sie nicht mehr.

a Gerechter: Er widerruft sein voriges gefälltes Urteil des Todes und gibt sich selber schuldig: Als wollte er sagen: Ich hab mehr gesündigt denn sie, denn wenn ich ihr meinen Sohn Sela zur Ehe gegeben hätte, wie ich ihr verheißen und nach Gewohnheit dieses Landes sein sollte, so hätte sie mir nicht Ursache gegeben solche schwere Sünde zu begehen. Bekennt darum Juda und verdammt seine Tat, und errettet das elende schwangere Weib aus der bevorstehenden Todesgefahr, und ist ihm leid, dass er zu solchem großen Übel Ursache gab, welches er damit bezeugt, dass er sie später niemals beschläft. (Denn das ist eine Anzeigung, dass wir wahrhaftige Reue und Leid tragen über unsere begangene Sünde, wenn wir davon abstehen und uns hüten, dass wir nicht wiederum von Neuem hineingeraten.) Was aber dem frommen Jakob dies für Schmerzen und Herzeleid brachte, da er erfuhr, wie sein Sohn Juda eine Blutschande mit seiner Schnur beging, ist leichtlich zu ermessen, denn es hat solche Tat nicht lang verborgen bleiben können.

27. Und da sie gebären sollte, wurden Zwillinge in ihrem Leibe erfunden.

28. Und als sie jetzt gebar, tat sich eine Hand heraus. Da nahm die Wehmutter und band einen roten Faden darum und sprach: Der wird der Erste herauskommen.

a Eine Hand: Welches ein Anzeigung ist, dass es mit der Geburt sehr gefährlich zugegangen, denn sonst der Kopf zuvorderst kommen und das Erste sein soll in der Geburt, wenn aber eine Hand oder Fuß vorhergeht, so steht es sehr übel. Und sind ohne Zweifel beide der Juda und die Thamar in großen Ängsten gewesen. Denn die harte und unglückliche Geburt, da große Leibes und Lebensgefahr darauf stand, hat ihnen beiden ihr Gewissen gerührt und aufgeweckt, dass sie sich ihrer begangenen großen Sünde und Übertretung erinnert, und ihnen die Rechnung gemacht, dass sie deswegen von Gott zur gerechten Strafe gezogen werden. Denn Juda sich befürchten musste, dass nicht etwa seine Schnur mit allen beide Zwillinge darauf ginge, und also alle drei miteinander ums Leben kämen. (Also schreckt Gott die Sünder, auf dass die wahre Buße in jenen desto größer werde und zunehme. Und weil auch fromme ehrliche Weiber oft in der Geburt bleiben und sterben, auch so oft sie gebären, viel größere Gefahr und Schmerzen ausstehen müssen, als irgend ein Soldat im Kriege: So sollen die Männer auch gedenken, dass sie ihre Weiber nicht zu hart halten, sondern ihnen etwas nachgeben.)

b Roten Faden: Damit unter den Kindern später wenn sie auf die Welt kämen, ein unterschied konnte gehalten werden, welcher der Erstgeborne wäre.

c Erste: Es hat sich aber die Hebamme geirrt und ist betrogen worden.

29. Da aber der seine Hand wieder hinein zog, kam sein Bruder heraus; und sie sprach: Warum hast du um deinetwillen solchen Riss gerissen? Und man hieß ihn Perez.

a Hineinzog: Nämlich, im Mutterleibe, daher die Gefahr desto größer war, als ob ihrer keiner lebendig würde können geboren werden, oder aber doch die Mutter das Leben darüber würde lassen und büßen müsste: Aber Gott kommt nach seiner großen Güte zu rechter Zeit zu Hilfe, wenn alle menschliche Hilfe aus ist.

b Riss: Es kann wohl geschehen sein, dass in solcher sehr gefährlichen Geburt die Mutter im Leibe verletzt worden ist, und Schaden genommen hat, wie denn in dergleichen Fällen zu geschehen pflegt. (Denn Gott legt den Sündern, die es grob übersehen, obwohl er ihnen ihre Sünde verziehen, dennoch bisweilen zeitliche Strafen auf, damit sie in der Furcht Gottes verharren, und andere durch solche Beispiel von Sünden abgeschreckt werden.)

* Perez: Luther). Heißt ein Zureisser.

30. Danach kam sein Bruder heraus, der den roten Faden um seine Hand hatte. Und man hieß ihn Serah.

* Serah) Luther). Heißt Aufgang.

a Serah) Heißt Aufgang: Wie Perez ein Zureisser. (Und haben diese beide Kinder zwei Völker bedeutet: nämlich die Juden und Heiden. Denn die Juden, welche das Ansehen hatten, als würden sie die Ersten sein, so zum ewigen Leben eingehen sollten, sind die Letzten geworden, und welche aus den Heiden das Evangelium von Christo gehört haben, sind ihnen zuvorgekommen und die Ersten geworden. {Mt 19v30}


Das 39. Kapitel


1. Joseph wird von Potiphars Weib zur Lüsternheit gereizt, er aber schlägt solches ab, Darüber sie ihn fälschlich angibt, dass er unschuldigerweise gefangen eingezogen wird. v. 1.

2. Aber der Amtmann über das Gefängnis stellt sich freundlich gegen ihn und setzt ihn über die andere Gefangene. v. 21.

1. Joseph wurde nach Ägypten geführt; und Potiphar, ein ägyptischer Mann, des Pharaos Kämmerer und Hofmeister, kaufte ihn von den Ismaeliten, die ihn hinab brachten. {1Mos 37v36 , Ps 105v17 , Apg 7v9}

a Wurde: Jetzt kommt Mose wider zu des Josephs Geschichte, dieselbe zu Ende zu führen, bis zu Ende dieses Buches.

2. Und der Herr war mit Joseph, dass er ein glückseliger Mann wurde, und war in seines Herrn, des Ägypters, Hause.

a Mit Joseph: Das ist: Er ist ihm mit Hilfe und Trost beigestanden. (Denn Gott verlässt die seinen nicht, sondern vergilt ihnen auch ihre Frömmigkeit mitten im Unglück, dergestalt, dass er ihnen ihr Elend und Kreuz lindert und erleichtert.)

b Hause: Das ist: Er setzte seine Sachen nicht auf die Flucht, dass er aus seinem Dienst hätte begehrt, auszureißen und hinwegzulaufen, sondern richtete seines Herren Geschäfte, die ihm anbefohlen waren, treulich und fleißig aus.

3. Und sein Herr sah, dass der Herr mit ihm war; denn alles, was er tat, da gab der Herr Glück zu durch ihn,

a Sah: Das ist: Er empfand es im Werk, und hatte es aus der Erfahrenheit.

b Mit ihm: Das ist, er merkte so viel, dass Gott zu allem dem, was Joseph tat, oder anfing, Segen, Glück und Gedeihen gab.

4. also dass er Gnade fand vor seinem Herrn und sein Diener wurde. Der setzte ihn über sein Haus, und alles, was er hatte, tat er unter seine Hände.

a Gnade: Das ist, sein Herr liebte ihn, weil er so ein frommer und getreuer Knecht war und seinen Dienst fleißig versah.

b Alles was: Das ist: Er setzte ihn über alle seine Güter, da er ihm genug bewehrt, und getreu befunden hatte. (Denn man soll fromme Knechte ihre getreuen Dienste genießen lassen und sie zu höheren Ämter erheben.)

5. Und von der Zeit an, da er ihn über sein Haus und alle seine Güter gesetzt hatte, segnete der Herr des Ägypters Haus um Josephs willen, und wurde eitel Segen des Herrn in allem, was er hatte, zu Hause und zu Felde.

a Zeit: Nämlich, da Joseph das Haus zu regieren angefangen, und die ganze Haushaltung ihm untergeben wurde. (Denn Gott tut auch den Gottlosen Gutes in dieser Welt, um der Frommen Fleiß und Fürbitte willen.)

6. Darum ließ er alles unter Josephs Hände, was er hatte; und er nahm sich keines Dinges an, weil er ihn hatte, denn dass er aß und trank. Und Joseph war schön und hübsch von Angesicht.

a Hände: Das ist: Er gab ihm alles unter seine Gewalt und trug selber keine Fürsorge mehr, der Haushaltung halben, ließ ihm darum mit Essen und Trinken wohl sein, weil er wusste, dass er einen getreuen Knecht und Diener hatte.

b Schön: Ist der halben Joseph neben seiner Frömmigkeit und anderen Tugenden, auch mit einer schönen Gestalt des Leibes geziert gewesen, welches eine besondere Gabe Gottes ist.

7. Und es begab sich nach dieser Geschichte, dass seines Herrn Weib ihre Augen auf Joseph warf und sprach: Schlafe bei mir!

a Geschichte: Nämlich, da Joseph dem ganzen Hause vorgesetzt war.

b Warf: Das ist: Sie wurde mit einer unehrbahren und unzüchtigen Liebe gegen ihm entzündet.

8. Er weigerte sich aber und sprach zu ihr: Siehe, mein Herr nimmt sich nichts an vor mir, was im Hause ist; und alles, was er hat, das hat er unter meine Hände getan;

a Weigerte: Denn er wurde von seinem Vater in der Gottesfurcht auferzogen und also unterrichtet, dass er durch die stetige Betrachtung des Wortes Gottes, welches er vom Vater gehört, und damit er täglich umging, den bösen Lüsten mit großer Tapferkeit widerstünde und sie überwand, Also dass er der Gelegenheit, die ihm zu sündigen vorkam, nicht begehrte zu gebrauchen.

b Nichts an: Das ist: Weil er mir die ganze Haushaltung untergab und vertraut hat, so trägt er ganz und gar keine Sorge mehr dafür, sondern es muss alles, es sei groß oder klein, durch meine Hand gehen, Aber die eheliche Beiwohnung mit dir hat er sich allein vorbehalten, weil du sein Eheweib bist.

9. und hat nichts so groß in dem Hause, das er vor mir verhohlen habe, ohne dich, indem du sein Weib bist. Wie sollte ich denn nun ein solch großes Übel tun und wider Gott sündigen?

*In dem: Luther). Sonst musste er auch die Frau versorgen, eben sowohl als das ganze Haus, ohne dass er nicht bei ihr schlafen sollte.

a Sündigen: Das ist: Ich wäre ein undankbarer Gast gegen meinen Herrn, dazu brächte ich dich in Schande und Spott, und erzürnte meinen Gott mit der Sünde des Ehebruchs aufs Allerhöchste. (Hier sollen die jungen Gesellen ein Beispiel nehmen und lernen, dass sie nicht allein ehrlichen Weibspersonen und Jungfrauen unangefochten lassen, sondern auch, wenngleich sie Anlass und Gelegenheit zur Sünde bekommen, derselben dennoch nicht nachhängen, sondern in der Furcht Gottes ihr standhaft widerstehen, und sie überwinden.)

10. Und sie trieb solche Worte gegen Joseph täglich. Aber er gehorchte ihr nicht, dass er nahe bei ihr schlief noch um sie wäre.

a Trieb: Das unzüchtige Weib lässt sich mit einer solchen gottseligen und ehrlichen Erinnerung nicht abweisen, dass sie von ihrem schändlichen Vornehmen aufhörte. (Denn der Teufel meinte, er wolle die Frommen mit stetigem Anlaufen der Versuchungen überwinden und zu Fall bringen, und welche er durch Unglück und widerwärtige Zustände nicht überwältigen kann, die meinte er mit allerlei Anreizung der bösen Lüste und Begierden zu fangen und zu stürzen.)

b Um sie: Denn er so viel gelernt hatte, wenn sich einer vor Sünden hüten wollte, der müsste auch die Örter und Gelegenheiten fliehen, dadurch ihm Anlass zu sündigen gegeben würde.

11. Es begab sich der Tage einen, dass Joseph in das Haus ging, sein Geschäft zu tun, und war kein Mensch vom Personal des Hauses dabei.

a Kein Mensch: Da solches das unzüchtige Weib merkt, (Denn sie ohne Zweifel dieser Gelegenheit mit Fleiß nachgetrachtet hat, und wahrgenommen) Hat sie aber mal ihr Heil an ihm versuchen wollen, ist aber auch vergebens gewesen.

12. Und sie erwischte ihn bei seinem Kleid und sprach: Schlafe bei mir! Aber er ließ das Kleid in ihrer Hand und floh und lief zum Hause hinaus.

a Erwischte: Hat es also bei den Worten und freundlichem Zusprechen nicht bleiben lassen, sondern auch mit unzüchtigen Gebärden ihn begehrt zu reizen, und mit Händen nach ihn gegriffen, und zu sich ziehen wollen, welches doch alles an den keuschen Joseph nichts ausrichtete.

b Floh: Die vortreffliche Keuschheit dieses Jünglings ist hoch zu loben und zu rühmen, dass er den vielfältigen Reizungen des unzüchtigen Weibes so lang Widerstand tun konnte.

13. Da sie nun sah, dass er sein Kleid in ihrer Hand ließ und hinaus entfloh,

a Entfloh: Da sich die unzüchtige Liebe in ihrem Herzen in einen überaus giftigen Hass und Neid verändert, wie allgemein in solchen Fällen zu geschehen pflegt.

14. rief sie dem Personal im Hause und sprach zu ihnen: Seht, er hat uns den hebräischen Mann hereingebracht, dass er uns zuschanden mache. Er kam zu mir herein und wollte bei mir schlafen; ich rief aber mit lauter Stimme.

a Rief: Das ist: Sie hat von Stunde an durch ihre weibliche Geschwindigkeit eine List erdacht, auf dass sie ihre Schande zudecke und den unschuldigen Joseph in Angst und Not bringen möchte. Darum sie ein Geschrei machte, dass alles Personal des Hauses zusammen kam, denen sie Lügen mit Haufen zuschob.

b Gebracht: Als wollte sie sprechen: Lieber schaut, wie mein Mann so unweise und unbedachtsam handelte, in dem er den hebräischen Knecht, einen unbekannten Menschen und Buben gekauft hat und ihm so viel Gewalt gelassen, dass er sich auch hat dürfen unterstehen mich anzufallen, und mich meiner Ehren berauben wollte. Mit diesen und dergleichen Worten hat sie ihrem Personal zugesprochen. (Es ist aber ein über die Maße großes und gräuliches Bubenstück, dass einer seine Sünde beschönigen, und sich weiß brennen will mit unschuldigen Leuten höchster Leibes und Lebensgefahr.)

15. Und da er hörte, dass ich ein Geschrei machte und rief, da ließ er sein Kleid bei mir und floh und lief hinaus.

16. Und sie legte sein Kleid neben sich, bis sein Herr heimkam,

17. und sagte zu ihm eben dieselben Worte und sprach: Der hebräische Knecht, den du uns hereingebracht hast, kam zu mir herein und wollte mich zuschanden machen.

a Sagt: Da sie dergleichen sich zu stellen wisse, als sei sie gar übel mit ihm zufrieden, und wollte ihm seine Unvorsichtigkeit ernstlich beweisen, dass er so einem bösen Knecht kaufte.

b Gebracht: Als wollte sie sprechen: Solche Knechte und böse Buben pflegst du zu kaufen. Hat also das gottlose unzüchtige Weib den Mann beschuldigt, von dem sie sich hätte sollen anklagen und gestraft werden.

c Schanden: Unterstand sich, mir meine Ehre mit Gewalt zu nehmen.

18. Da ich aber ein Geschrei machte und rief, da ließ er sein Kleid bei mir und floh hinaus.

19. Als sein Herr hörte die Rede seines Weibes, die sie ihm sagte und sprach: Also hat mir dein Knecht getan, wurde er sehr zornig.

a Zornig: Hat also sich vom Zorn gar zu bald einnehmen lassen, dass er den Sachen nicht weiter nachgedacht, ob seines Weibes Reden auch möchten der Wahrheit ähnlich sein oder nicht. So hört er auch nicht zuvor die anderen Partei, als den Joseph, dass er ihn hätte zur Verantwortung kommen lassen. (Wer aber nur eine Partei hört, der kann nicht recht urteilen {Joh 7v5 , 8v10 , v11}

20. Da nahm ihn sein Herr und legte ihn ins Gefängnis, da des Königs Gefangene innen lagen; und er lag allda im Gefängnis.

a Gefängnis: Dazu sind seine Füße eine Zeit lang in den Stock gezwungen worden, wie der 105. Psalm {Ps 105} bezeugt. Ist also Joseph unverschuldeterweise in seines Herrn Ungnade gekommen und hat dafür, dass er ihm zehn Jahre mit seinen treuen Diensten und fleißiger Arbeit sehr nützlich und dienlich war, den Lohn empfangen, dass er im Gestank des Kerkers liegen musste, und in Gefahr Leibes und Lebens geriet. Dass ihm aber am meisten wehe tat, ist, weil er kein Zeugnis seiner Unschuld und Frömmigkeit haben kann, sondern für einen gottlosen Buben und lasterhaften Menschen muss gehalten werden, dessen voriges gutes und tugendhaftes Leben nur ein Schein und lauter Heuchelei sein musste: Darum es das Ansehen mit ihm gewinnt, als sei er von allen Menschen verlassen. Und ist jetzt bis auf den untersten Grad des Kreuzes, und der Erniedrigung kam, dass ihm nicht anders war, als ob er bis zur Hölle verstoßen wäre. (Denn es kann einem frommen Menschen kaum ein größeres Unglück begegnen, als wenn es jedermann dafür hält, dass er um seiner Bosheit willen Strafe leide, da er doch unschuldig ist. Gleich, wie aber die unverschämte Hure, des Potiphars Weib, es zuwege brachte, dass der unschuldige Joseph ins Gefängnis geworfen wurde: Also hat die jüdische Synagoge, welche mit einem falschen und heuchlerischen Wahn verfälscht war, und mit unrechtem Gottesdienst sich verdorben, und also einen geistlichen Ehebruch begangen hatte, Christus, den Sohn Gottes, mit ihren falschen Anklagen, die sie vor Pontius Pilatus wider ihn, da er doch allerdings unschuldig war, vorbrachten, endlich ans Kreuz geheftet, da er eine Weile unter die Mörder wie Joseph unter den Gefangenen gehalten wurde{Mt 27v24 , v25 , v26}.

21. Aber der Herr war mit ihm und neigte seine Huld zu ihm und ließ ihn Gnade finden vor dem Amtmann über das Gefängnis,

a Aber: Bis daher haben wir von des Josephs Erniedrigung vernommen: Jetzt wird folgen, wie unser Herr Gott angefangen hat, ihn aus der Hölle wiederum herauszuführen und zu erhöhen. (Denn er führt seine Auserwählten in die Hölle, und wieder hinaus.)

b Mit ihm: Das ist: Er ist ihm beigestanden und hat ihn mit seinem Heiligen Geiste getröstet.

c Zu ihm: Da er in so großem Unglück steckte.

d Amtmann: Dass er ihm sonderlich wohl gewogen war.

22. dass er ihm unter seine Hand befahl alle Gefangenen im Gefängnis, auf dass alles, was da geschah, durch ihn geschehen musste.

a Hand: Das ist: In seiner Gewalt: Dass er jetzt nicht mehr als ein Gefangener, sondern als ein Herr über das Gefängnis gesetzt wurde.

b Durch ihn: Das ist: Joseph verrichtet alle Sachen nach seinem Gutbedenken. Denn der Amtmann über das Gefängnis hat bei dem Joseph eine besondere Frömmigkeit gespürt, und dass er aufrichtig war. Zudem, so regierte Gott die Herzen so, dass er dem Joseph Gutes erzeigte.

23. Denn der Amtmann über das Gefängnis nahm sich keines Dinges an; denn der Herr war mit Joseph, und was er tat, da gab der Herr Glück zu.

a Glück zu: Hat ihm darum der Amtmann die Aufsicht erteilt, was er zu verwalten hatte, des Gefängnis sicher anvertrauen können: Fängt also Joseph an, auch im Gefängnis hervorzukommen und zu Herrschen. (Denn wenn Gott will, dem mag kein Unglück schaden.)


Das 40. Kapitel


1. Joseph deutet den zwei Gefangenen, nämlich dem obersten Schenken, und obersten Bäcker ihre Träume, v. 1. 2. Als aber der oberste Schenke wieder an sein Amt kommt, vergisst er Joseph im Gefängnis, v. 20.

1. Und es begab sich danach, dass sich der Schenke des Königs in Ägypten und der Bäcker versündigten an ihrem Herrn, dem König in Ägypten.

a Versündigten: Was ihre Sünde und Übertretung war, meldet die Schrift nicht, dass es aber keine falsche Festnahme war, ist daraus abzunehmen, weil der eine am Leben gestraft und aufgehängt wurde.

2. Und der Pharao wurde zornig über seine beiden Kämmerer, über den Amtmann über die Schenken und über den Amtmann über die Bäcker,

a Pharao: Nämlich, der König, welcher so hieß. Und ist zwar dies ein allgemeiner Name vieler Könige in Ägypten gewesen, die zugleich nacheinander regiert haben, dass es etlichermaßen ein Ehrentitel wurde.

b Kämmerer: Denn es sind zwei vornehme Amtleute zu Hofe, und in großem Ansehen gewesen.

3. und ließ sie setzen in des Hofmeisters Haus ins Gefängnis, da Joseph gefangen lag.

Setzen: Hat darum der Pharao auch seine vornehmsten Diener nicht übersehen. (Denn man soll das Übel strafen, und darin keinen Unterschied der Personen halten.)

4. Und der Hofmeister setzte Joseph über sie, dass er ihnen diente; und saßen etliche Tage im Gefängnis.

a Setzte: Dieser Hofmeister ist vielleicht ein anderer gewesen, denn der vorige Potiphar, der vielleicht unterdes vom Amt kam oder gestorben ist. Weil dieser dem Joseph über die Gefangenen setzt als Aufseher, welches der Vorige nicht getan hat.

5. Und es träumte ihnen beiden, dem Schenken und Bäcker des Königs zu Ägypten, in einer Nacht, einem jeglichen ein eigener Traum; und eines jeglichen Traum hatte seine Bedeutung.

a Bedeutung: Das ist: Beide Träume verkündigten denen, die sie gehabt hatten, etwas, so ihnen zukünftig begegnen würde. (Es sind aber dies besondere Träume gewesen, die denen beiden Gefangenen von Gott eingegeben wurde. Daraus keineswegs folgt, dass man abergläubischerweise auf alle Träume etwas halten und sie in Achthaben wollte, Prediger Salomon 5. v. 2.

6. Da nun des Morgens Joseph zu ihnen hinein kam und sah, dass sie traurig waren,

a Traurig: Denn sie dachten den Träumen mit großer Sorgfältigkeit nach, was sie doch bedeuten möchten.

7. fragte er sie und sprach: Warum seid ihr heute so traurig?

a Warum: Denn weil Joseph ein gutes Gewissen hatte, ist er auch in seinem Unglück fröhlicher als die anderen, denen er freundlich zuspricht und sie, so viel möglich, tröstet.

8. Sie antworteten: Es hat uns geträumt, und haben niemand, der es uns auslege. Joseph sprach: Auslegen gehört Gott zu, doch erzählt mir es.

a Gott zu: Das ist: Die rechte Auslegung der Träume soll man nicht bei den abergläubischen Wahrsagern und Zeichendeutern suchen, sondern von Gott bitten.

b Erzählt: Ob mir es vielleicht der Herr offenbaren wollte, was dadurch bedeutet würde.

9. Da erzählte der oberste Schenke seinen Traum Joseph und sprach zu ihm: Mir hat geträumt, dass ein Weinstock vor mir wäre,

10. der hatte drei Reben, und er grünte, wuchs und blühte und seine Trauben wurden reif;

11. und ich hatte den Becher des Pharaos in meiner Hand und nahm die Beeren und zerdrückte sie in den Becher und gab den Becher dem Pharao in die Hand.

12. Joseph sprach zu ihm: Das ist seine Deutung: Drei Reben sind drei Tage.

a Joseph sprach) Da er ohne Zweifel Gott ernstlich angerufen hatte, um Hilfe und Beistand seines Heiligen Geistes, dass er solche Träume zu deuten ihm Kraft und Verstand verleihen möchte.

13. Über drei Tage wird der Pharao dein Haupt erheben und dich wieder an dein Amt stellen, dass du ihm den Becher in die Hand gibst nach der vorigen Weise, da du sein Schenke warst.

a Erheben: Das ist: Er wird dich heißen aus dem Kerker führen.

14. Aber gedenke meiner, wenn dir es wohl geht, und tu Barmherzigkeit an mir, dass du den Pharao erinnerst, dass er mich aus diesem Hause führe.

a Wohl geht: Wenn du wiederum zu deinem vorigen Amt und Ehrenstand kommst und eingesetzt wirst, so bitte ich dich, dass du meiner nicht vergisst, gleich, wie ich in deiner gefährlichen Lage dir alle Treue und guten Willen erzeigt habe.

b Erinnerst: Zu gelegener Zeit.

c Diesem Hause: In dem ich ohne alle mein Verschulden gefangen liege.

15. Denn ich bin aus dem Lande der Hebräer heimlich gestohlen; dazu habe ich auch hier nichts getan, dass sie mich eingesetzt haben.

a Gestohlen: Das ist: Es haben mich etliche aus meinem Vaterlande mit Gewalt genommen und hinweggeführt und danach in dies Land verkauft.

b Nichts getan: Denn ich habe nie begehrt, mit meines Herrn Weibe unehrliche Sachen zu treiben, wie man mir die Schuld gibt. (Es tut aber Joseph recht, dass er Gelegenheit sucht, damit er möge wiederum auf freiem Fuß zu kommen, obwohl es ihm nicht alsbald nach seinem Wunsch und Willen erging. Denn wir sollen selbst nichts unterlassen. Danach handelt er auch löblich indem, dass er seinen guten Namen begehrt zu erhalten: Denn ein frommer Biedermann soll in Achthaben, dass er sein gutes Gerücht nicht verliere. Und wird hier des Herrn Christi Leiden auch abgebildet, welcher unschuldigerweise gelitten hat{Jes 53v9}.

16. Da der oberste Bäcker sah, dass die Deutung gut war, sprach er zu Joseph: Mir hat auch geträumt, ich trüge drei weiße Körbe auf meinem Haupt,

17. und im obersten Korbe allerlei gebackene Speise dem Pharao; und die Vögel aßen aus dem Korbe auf meinem Haupt

18. Joseph antwortete und sprach: Das ist seine Deutung: Drei Körbe sind drei Tage.

a Antwortete: Da er ohne Zweifel traurig wurde, dass er ihm keine fröhlichere Nachricht sagen konnte, dennoch hat er es fürs Beste angesehen, dass er ihm die Wahrheit sagte, wie ungern er es auch hören möchte, damit er nicht sich nicht eine vergebliche Hoffnung machte, noch länger zu leben, und sich desto weniger zum Tode rüstete.

19. Und nach drei Tagen wird dir der Pharao dein Haupt erheben und dich an den Galgen hängen, und die Vögel werden dein Fleisch von dir essen.

a Erheben: Das ist: Er wird dich lassen aus dem Kerker führen und zum Tode verdammen, dass man dir den Kopf abhaue, danach aufhänge und deinen Leib den Vögeln zur Speise übergebe. Gleich, wie in Deutschland bisweilen die so enthauptet worden sind, danach aufs Rad gelegt wurden.

20. Und es geschah des dritten Tages, da beging der Pharao seinen Jahrestag; und er machte eine Mahlzeit allen seinen Knechten und erhob das Haupt des obersten Schenken und das Haupt des obersten Bäckers unter seinen Knechten;

a Geschah: Dass die Deutung der Träume richtig waren, hat der Ausgang bezeugt.

b Jahrestag: An welchem er nach jährlicher nach Gewohnheit seinen Geburtstag hielte mit einem herrlichen Wohlleben und stattlichem Bankett.

c Knechten: Das ist: Seinen Hofleuten, Räten und Dienern.

d Erhob: Das ist: Er ließ sie beide aus dem Kerker führen, ihre Sache zu verhören, in Gegenwart seiner anderen Diener, und fällte das Urteil über sie.

21. und setzte den obersten Schenken wieder zu seinem Schenkamt, dass er den Becher reichte in des Pharaos Hand;

22. aber den obersten Bäcker ließ er henken, wie ihnen Joseph gedeutet hatte.

a Henken: (Sie hatten beide gesündigt, aber der eine erlangt aus Gnaden Verzeihung, der andere wird aus gerechtem Urteil zur gerechten Strafe gezogen. Also sind wir alle Sünder vor Gott, und macht Gott etliche zwar nach seiner Barmherzigkeit selig, die anderen aber verdammt er, nach seinem gerechten Urteil.)

23. Aber der oberste Schenke gedachte nicht an Joseph, sondern vergaß ihn.

a Vergaß ihn: Und ließ sich es nicht viel bekümmern, dass Joseph auch möchte aus dem Gefängnis erlöst werden. (Also gehts zu, dass die Weltkinder allgemein undankbar sind für die empfangene Wohltaten und vergessen der Elenden und Dürftigkeit, wenn es ihnen wohl geht. Hat also Joseph bis ins dritte Jahr im Gefängnis verbleiben müssen, da er hier ohne Zweifel viel große und schwere Anfechtungen hatte, als der von jedermann verlassen wäre. Also hat sich Christus lassen vom Tode behalten bis an den dritten Tag.)


Das 41. Kapitel


1. Joseph deutet dem Könige Pharao seine Träume, von der künftigen Fruchtbarkeit, und darauf folgenden teuren Zeit, deswegen er zu großen Ehren erhaben wird, v. 1. 2. Danach nimmt er, aus Anregung des Königs, eines vornehmen Mannes Tochter zum Weibe, und zeugt zwei Söhne, Manasse und Ephraim, v. 45. 3. Joseph sammelt unzählig viel Getreide, welches er danach in der teuren Zeit verkaufte, v. 47.

1. Und nach zwei Jahren hatte der Pharao einen Traum, wie er stünde am Wasser

a Zwei Jahren: Nämlich, nach geschehener Erlösung des obersten Schenken aus dem Gefängnis, verliefen sich noch zwei ganze Jahre, dass Joseph darin verharrte in Geduld, Glauben und Hoffnung, bis endlich durch Gottes Schickung sich die Gelegenheit erzeigt, dass er nicht allein der Verhaftung entledigt wird, sondern auch zu hohen Ehren kommt.

2. und sah aus dem Wasser steigen sieben schöne fette Kühe, und gingen an der Weide im Grase.

3. Nach diesen sah er andere sieben Kühe aus dem Wasser aufsteigen; die waren hässlich und mager und traten neben die Kühe an das Ufer am Wasser.

4. Und die hässlichen und mageren fraßen die sieben schönen fetten Kühe. Da erwachte der Pharao.

5. Und er schlief wieder ein, und ihm träumte aber mal, und sah, dass sieben Ähren wuchsen aus einem Halm, voll und dick.

6. Danach sah er sieben dünne und versengte Ähren aufgehen.

7. Und die sieben mageren Ähren verschlangen die sieben dicken und vollen Ähren. Da erwachte der Pharao und merkte, dass es ein Traum war.

8. Und da es Morgen wurde, war sein Geist bekümmert, und schickte aus und ließ rufen alle Wahrsager in Ägypten und alle Weisen und erzählte ihnen seine Träume. Aber da war keiner, der sie dem Pharao deuten konnte.

a Bekümmert: Denn was göttliche Träume sind, die machen des Träumers Herz und Gemüt so unruhig, dass er nicht zufrieden sein kann, er wisse denn die Deutung.

b Weisen: Die in Ägypten sich auf allerlei Künste beflissen, und in der Religion und Gottesdiensten, sie wären gleich gut oder falsch, und abergläubisch, sich übten: Solche und dergleichen Leute hat er hin und wieder aus allen Orten lassen zusammenrufen.

c Keiner: Denn Gott hatte solches dem Joseph allein vorbehalten, damit er mit dieser Gelegenheit aus dem Gefängnis genommen würde, und zu Ehren käme.

9. Da redete der oberste Schenke zu dem Pharao und sprach: Ich gedenke heute an meine Sünde.

a Sünde: Damit ich vor zwei Jahren mich versah und den Kerker verschuldete.

10. Da der Pharao zornig wurde über seine Knechte und mich mit dem obersten Bäcker ins Gefängnis legte, ins Hofmeisters Hause,

a Pharao: Er meinte aber eben denselben König, der zugegen war und mit dem er redete.

11. da träumte uns beiden in einer Nacht, einem jeglichen sein Traum, des Deutung ihn betraf.

a Betraf: Das ist: Welcher einem jeden zuvor gleichsam verkündigte, wie es ihm in künftig ergehen würde.

12. Da war bei uns ein hebräischer Jüngling, des Hofmeisters Knecht, dem erzählten wir es. Und er deutete uns unsere Träume, einem jeglichen nach seinem Traum.

a Knecht: Den er über die Gefangenen gesetzt hatte, dass er ihrer wartete und pflegte.

13. Und wie er uns deutete, so ist es ergangen; denn ich bin wieder in mein Amt gesetzt, und jener ist gehenkt.

a Ergangen: Darum wird er am allerbesten daher zu gebrauchen sein, dass er deinen Traum deute. (Hat also Joseph seine gute Tat, die er dem obersten Schenken erzeigt, nicht allerdings vergeblich angewandt.)

14. Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen; und ließen ihn eilend aus dem Loch. Und er ließ sich bescheren und zog andere Kleider an und kam hinein zu dem Pharao.

a Loch: Nämlich, des Gefängnisses: Wird also Joseph aus dem Kerker bis zur königlichen Würde erhaben. (Denn Gott richtet den Geringen auf aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Kot: Dass er ihn setze neben die Fürsten, und den Stuhl der Ehren erben lasse, wie der 113. Psalm sagt: Und ist Christus am dritten Tage, da ihm die Schmerzen des Todes entledigt wurden {Apg 2v24} wiederum von den Toten erstanden, als wenn er aus dem Gefängnis des Todes wäre erledigt, und herausgeführt würde.)

b Kleider: Damit er des Kerkers Unsauberkeit ablegte, und vor dem König ehrlich angetan erschiene.

15. Da sprach der Pharao zu ihm: Mir hat ein Traum geträumt, und ist niemand, der ihn deuten kann; ich habe aber gehört von dir sagen, wenn du einen Traum hörst, so kannst du ihn deuten.

a Niemand: Unter allen Weisen und Wahrsagern in meinem Königreich.

16. Joseph antwortete dem Pharao und sprach: Das steht bei mir nicht; Gott wird doch dem Pharao Gutes weissagen.

* Bei mir nicht: Luther). Will sagen: Ich bin es nicht, der die Träume gedeutet hat oder könnte, GOTT ist es, der es durch mich getan hat, ich kann dir es auch deuten. Gibt also Joseph Gott dem Herrn die Ehre, und erbietet sich doch daneben, hierin dem König zu dienen.

a Gott wird: Das ist: Was zu des Königs Nutzen und Besserung seines Reichs förderlich ist, das kann Gott dem Könige auch wohl ohne mich kundtun, dass er meiner dazu nicht bedürfen wird. (Demütigt sich Joseph also vor der weltlichen Obrigkeit, und achtet sich, ohne falsch, und in der Wahrheit, unwürdig und zu gering dazu, dass der König in Erkundigung solcher hochwichtigen Sache ihn gebrauchen soll, welches Beispiel der Demut wir von ihm lernen sollen.)

17. Der Pharao sagte an zu Joseph: Mir träumte, ich stand am Ufer bei dem Wasser

18. und sah aus dem Wasser steigen sieben schöne fette Kühe, und gingen an der Weide im Grase.

19. Und nach ihnen sah ich andere sieben dürre, sehr hässliche und magere Kühe heraussteigen. Ich habe in ganz Ägyptenland nicht so hässliche gesehen.

20. Und die sieben mageren und hässlichen Kühe fraßen auf die sieben ersten fetten Kühe.

21. Und da sie die hineingefressen hatten, merkte man es nicht an ihnen, dass sie die gefressen hatten, und waren hässlich, gleichwie vorhin. Da wachte ich auf.

a Die gefressen: Nämlich die fetten Kühe.

b Hässlich: Denn sie waren im Geringsten nicht fetter oder dicker davon geworden.

22. Und sah aber mal in meinem Traum sieben Ähren auf einem Halm wachsen, voll und dick.

a Aber mal: Nämlich, da ich wieder eingeschlafen war.

23. Danach gingen auf sieben dürre Ähren, dünne und versengt.

24. Und die sieben dünnen Ähren verschlangen die sieben dicken Ähren. Und ich habe es den Wahrsagern gesagt, aber die können es mir nicht deuten.

a Nicht deuten: Darum begehre ich von dir zu hören, was deine Meinung sei, und ob du eine rechte Deutung darauf finden kannst.

25. Joseph antwortete dem Pharao: Beide Träume des Pharaos sind einerlei. Denn Gott verkündigt dem Pharao, was er vorhat.

a Antwortet: Aus Erleuchtung des Heiligen Geistes.

b Einerlei: Das ist: Sie haben einerlei und gleiche Bedeutung.

c Verkündigt: Nämlich, durch Träume.

d Vorhat: Nämlich, was bald später geschehen soll.

26. Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, und die sieben guten Ähren sind auch die sieben Jahre. Es ist einerlei Traum.

27. Die sieben mageren und hässlichen Kühe, die nach jenen aufgestiegen sind, das sind sieben Jahre; und die sieben mageren und versengten Ähren sind sieben Jahre teure Zeit.

28. Das ist nun, dass ich gesagt habe zu dem Pharao, dass Gott dem Pharao zeigt, was er vorhat.

29. Siehe, sieben reiche Jahre werden kommen in ganz Ägyptenland.

30. Und nach denselben werden sieben Jahre teure Zeit kommen, dass man vergessen wird aller solcher Fülle in Ägyptenland; und die teure Zeit wird das Land verzehren,

a Fülle: Die zuvor gewesen ist.

b Verzehren: Wird ihm heftig zusetzen und es ganz und gar aussaugen, dazu werden auch etliche benachbarte Länder damit angegriffen und heimgesucht werden.

31. dass man nichts wissen wird von der Fülle im Lande vor der teuren Zeit, die hernach kommt; denn sie wird fast schwer sein.

32. Dass aber dem Pharao zum andermal geträumt hat, bedeutet, dass solches Gott gewisslich und eilend tun wird.

a Andermal: Das ist: Weil dir bald aufeinander zweierlei Träume vorgekommen sind, die einen Verstand und gleiche Deutung haben, wird damit angezeigt, dass es gewisslich und bald wird ins Werk gerichtet, was dadurch bedeutet ist.

33. Nun sehe der Pharao nach einem verständigen und weisen Mann, den er über Ägyptenland setze,

a Nun sehe: Das ist: Weil demnach die Gefahr vorhanden ist und so nahe vor der Tür ist, so will es nötig sein, dass man solchem Übel beizeiten zuvorkomme, so viel immer möglich ist.

b Setze: Der als ein oberer Aufseher Acht habe, damit überall Getreide zusammengebracht und hinterlegt werde.

34. und schaffe, dass er Amtleute verordne im Lande und nehme den Fünften in Ägyptenland in den sieben reichen Jahren;

a Amtleute: Die unter ihm sind.

b Nehme: Nämlich, dass er es von den Untertanen um Geld kaufe und zuwege bringe.

35. und sammle alle Speise der guten Jahre, die kommen werden, dass sie Getreide aufschütten in des Pharaos Kornhäuser zum Vorrat in den Städten und verwahren es,

36. auf dass man Speise verordnet finde dem Lande in den sieben teuren Jahren, die über Ägyptenland kommen werden, dass nicht das Land vor Hunger verderbe.

a Finde: Damit die Einwohner nicht hungers sterben müssen. (Denn das ist recht weislich und wohl gehandelt, wenn man nicht allein die bevorstehende Gefahr zeigt, sondern auch Mittel und Wege an die Hand gibt, wie man derselben entweichen könne. Und was man überflüssig hat, das soll man sparen und hinterlegen auf einen zukünftigen Notfall, da man es bedarf.)

37. Die Rede gefiel dem Pharao und allen seinen Knechten wohl.

a Knechten: Das ist: Seinen Räten und Hofdienern. (Denn man soll einen nützlichen und heilsamen Rat um der Person schlechten und geringes Ansehens willen nicht ausschlagen.)

38. Und der Pharao sprach zu seinen Knechten: Wie könnten wir einen solchen Mann finden, in dem der Geist Gottes sei?

a Wie könnten: Als wollte er sagen: Wir werden nicht bald einen finden, der diesem Mann, Joseph, könnte verglichen werden, und mit so herrlichen Gaben geziert wäre. Darum wollen wir ihn zum Oberaufseher ordnen, der die Einsammlung des Getreides anstelle. Und hat Joseph bei dem Könige und vornehmsten Häuptern in Ägyptenland ein solch großes Ansehen bekommen, dass ihm nicht allein der Kornhandel vertraut war, sondern dass sich auch der König samt den Seinen in der wahren Religion von ihm hat unterweisen lassen {Ps 105}. Da er denn ohne Zweifel in so viel Jahren, die er in Ägypten lebte, und in denen er allewege in großem Ansehen war, ihrer viel zur rechten Erkenntnis des wahren Gottes gebracht hat.

39. Und sprach zu Joseph: Weil dir Gott solches alles hat kundgetan, ist keiner so verständig und weise als du.

40. Du sollst über mein Haus sein, und deinem Wort soll all mein Volk gehorsam sein; alleine des königlichen Stuhls will ich höher sein denn du. {Ps 105v21 , Apg 7v10}

a Über mein: Das ist: Ich übergebe dir die Regierung über meine ganze Hofhaltung. Dies ist eine große Demut an dem König, dass er sich seiner Königlichen Hoheit nicht überhebt, sondern die Gaben Gottes in diesem geringen unachtsamen Knechte so hochhält, dass er seinen guten Rat nicht allein anhört, sondern ihn auch würdig achtet, dass er sein Königreich verwalten sollte.

b Gehorsam: Das ist: Du sollst das Regiment führen zu Kriegs- und Friedenszeiten oder zu Hause und zu Felde, und soll keiner im Geringsten sich wider dich setzen dürfen.

c Stuhls: Das ist: Die königliche Majestät und Würde will ich für mich behalten. (Kann darum ein frommer gottseliger Mensch mit gutem Gewissen das Amt einer Obrigkeit führen. Und wird dennoch nirgends gelesen, dass Joseph sich seiner Gewalt und seiner Ehren überhebt habe, oder Stolz geworden wäre: Hat also in Glück und Unglück mit standhaftem unwandelbaren Gemüt sich recht zu verhalten gewusst.)

41. Und weiter sprach der Pharao zu Joseph: Siehe, ich habe dich über ganz Ägyptenland gesetzt.

a Gesetzt: Zum Regenten.

42. Und tat seinen Ring von seiner Hand und gab ihn Joseph an seine Hand; und kleidete ihn mit weißer Seide und hing ihm eine goldene Kette an seinen Hals.

a Tat: Welches ohne Zweifel geschehen ist in Beisein vieler anderer vornehmer Herren des Reiches, dazu mit einem sonderlichen Gepränge.

b Ring: Nämlich, seine Botschaft, damit die Briefe zugesiegelt und bekräftigt wurden.

c Hand: Damit, wenn er ihn am Finger trüge, er selbst und andere neben ihm sich dabei zu erinnern hätten, dass ihm die Regierung des ganzen Königreiches übergeben wäre.

d Seide: Nämlich Ehren halben, und damit er desto ein größeres Ansehen hatte. Denn gleich, wie die Völker im Orient der Purpurfarbe sich gebrauchten, wenn sie sich aufs köstlichste kleiden wollten: Also hatten die orientalischen Völker die weiße, zarteste Seide in ihrem besten Ornat.

43. Und ließ ihn auf seinem anderen Wagen fahren und ließ vor ihm her ausrufen: Der ist des Landes Vater! Und setzte ihn über ganz Ägyptenland.

a Fahren: Das ist: Er hat ihn heißen auf den nächsten Wagen nach ihm fahren, welcher Wagen der andere oder nächste nach des Königs Wagen war, nicht allein in der Ordnung, sondern auch an Wert und Zierde oder Köstlichkeit: Auf dass die Untertanen daraus abzunehmen hätten, wie er der Nächste nach dem Könige wäre. Und ist Joseph auf denselben Wagen mit großer und Herrlicher Pracht herumgeführt worden, damit er vom Volk, und von jedermann gesehen würde.

b Ausrufen: Das ist: Er hat ihm lassen zuschreien und Glück wünschen zu seiner Neuen angehenden Regierung, dass ihm Gott darin beistehen, und seinen Segen verleihen wolle. Und hat der König dies Gepränge mit dem Joseph darum vorgenommen und gehalten, auf dass er dadurch ein Ansehen bekäme bei den Untertanen, wie denn einer Obrigkeit nötig tut, die das Regiment führen soll.

* Des Landes Vater: Luther). Im hebräischen Recht - Was bedeuten soll, lassen wir die Zänker suchen bis an den Jüngsten Tag, wollen es dieweil verstehen, wie es verdeutscht ist.

44. Und der Pharao sprach zu Joseph: Ich bin der Pharao; ohne deinen Willen soll niemand seine Hand oder seinen Fuß regen in ganz Ägyptenland.

a Ich bin: Das ist: Was ich jetzt sage, das rede ich aus königlicher Gewalt, und will, dass es stets und fest also gehalten werde von jedermann.

b Regen: Das ist: Es soll keinem zugelassen sein, im ganzen meinem Königreich etwas zu ordnen oder zu ändern, ohne dein Vorwissen und Willen, und will, dass dir jedermann gehorsam sei, mich allein ausgenommen.

45. Und nannte ihn den heimlichen Rat. Und gab ihm ein Weib, Asnath, die Tochter Potipheras, des Priesters zu On. Also zog Joseph aus, das Land Ägypten zu besehen.

a Heimlichen: Das ist: Der heimlichen und verborgenen Sachen, auch so noch zukünftig sind, zuvor deuten und verkündigen kann, und ein weiser Prophet und Wahrsager ist.

b Priesters: Es sind aber die Priester bei den Ägyptern in großem Ansehen gewesen. Und ist dies eine bemerkenswerte und sehr löbliche Dankbarkeit an dem König gegen Joseph, dass er ihn zu solchen Ehren bringt, und so hoch erhebt. Es nimmt aber Joseph ein ägyptisches Weib, nicht der Meinung, dass er sich nach ihrem Aberglauben richten wolle, sondern damit er sie lehrte, den rechten wahren Gott zu erkennen und gegen den König seine willfährige Gehorsamkeit erzeigte, indem, dass er ihm folgt, da er sich verheiraten soll. (Gleich, wie aber Joseph große Herrlichkeit, und einen neuen Namen, dazu ein vornehmes Weib bekommt: Also ist Christus nach der Menschheit zur Rechten des Vaters gesetzt worden. Das ist: Es ist ihm alle Gewalt gegeben im Himmel, und auf Erden, Matt. 28, 18. Und hat ihm Gott einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle der Knie, die im Himmel und auf Erde, und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters, Phil. 2, 9. 10. Und ist durch die nachfolgende Predigt des Evangeliums, die Kirche Christo vertraut, welche meistenteils aus den Heiden versammelt worden, so zuvor ungläubig waren.)

46. Und er war dreißig Jahre alt, da er vor dem Pharao stand, dem Könige in Ägypten; und fuhr aus von dem Pharao und zog durch ganz Ägyptenland.

a Stand: Nämlich, zuallererst, da man ihn aus dem Gefängnis hervorzog.

b Ganz: Damit er allen Zustand desselben Landes wohl erkundigte, und also, in Anordnung des Königreiches, desto besser sich zu richten und zu schicken wüsste.

47. Und das Land tat also die sieben reichen Jahre;

48. und sammelten alle Speise der sieben Jahre, so im Lande Ägypten waren, und taten sie in die Städte. Was für Speise auf dem Felde einer jeglichen Stadt umher wuchs, das taten sie hinein.

a Speise: Das ist: Sie brachten einen großen Haufen Getreide zusammen, so man überall aufschüttete, dass es künftig den Leuten zur Nahrung und Speise nutzen möchte.

b Städte: Das ist: Er hat den fünften Teil von einem jeden Acker lassen zusammenführen und in die nächsten umliegenden Städte aufbehalten, damit das Getreide also desto besser verwahrt würde.

49. Also schüttete Joseph das Getreide auf, über Maß viel, wie Sand am Meer, also dass er aufhörte zu zählen; denn man konnte es nicht zählen.

a Zählen: Das ist: Man konnte vor großer Menge die Scheffel oder das Maß nicht mehr in die Rechnung bringen.

50. Und Joseph wurden zwei Söhne geboren, ehe denn die teure Zeit kam, welche ihm gebar Asnath, Potipheras, des Priesters zu On Tochter.

a Geboren: (Dies war auch ein Segen Gottes.)

51. Und hieß den ersten Manasse; denn Gott, sprach er, hat mich lassen vergessen alles meines Unglücks und alles meines Vaters Hauses.

* Manasse: Luther). Heißt vergessen.

a Manasse: Der hat den Namen von der Erinnerungslücke, als wollte er sprechen: Gott hat mich aus allen meinen Trübsalen erlöst und dagegen so große Wohltaten erzeigt, dass ich in von meinem Vaterlande bin, ich im Elend bin, (Sofern es anders bei diesem jetzigen Zustand ein Elend zu nennen ist) mit Geduld aufnehmen und ertragen kann, obwohl ich meines lieben Vaters und meiner Brüder Gemeinschaft ohne sie bin und mangeln muss. Doch meint er es nicht also, dass er seinen Vater und Bruder allerdings aus der acht gelassen habe, und nicht mehr an sie gedenke, welche er dennoch liebt, obwohl sie es nicht verdient hätten, wie später wird in die Öffentlichkeit dringen. Sondern dass er noch keine Gelegenheit sah, welchergestalt er sie zu sich fordern und bringen möchte.

52. Den andern hieß er Ephraim; denn Gott, sprach er, hat mich lassen wachsen in dem Lande meines Elends.

* Ephraim: Luther). Heißt gewachsen.

a Ephraim: Welchen er von Wachsen und Frucht bringen also genannt, und will so viel sagen: Ich danke Gott, der mich mit Kindern in diesem fremden Lande gesegnet hat, darin ich im Elende umziehe und er mich gnädig und väterlich angesehen hat. Mit den Namen dieser seiner Söhne hat sich Joseph der von Gott empfangenen Wohltaten täglich erinnert und zur Danksagung aufgemuntert.

53. Da nun die sieben reichen Jahre um waren im Lande Ägypten,

54. da fingen an, die sieben teuren Jahre zu kommen, da Joseph von gesagt hatte. Und es war eine Teuerung in allen Landen, aber in ganz Ägyptenland war Brot.

a War Brot: Denn sie sich der Weissagungen Josephs erinnert, und etwas zum Vorrat aufbehalten hatten, damit sie sich in während der teuren Zeit aufhalten konnten.

55. Da nun das ganze Ägyptenland auch Hunger litt, schrie das Volk zu dem Pharao um Brot. Aber der Pharao sprach zu allen Ägyptern: Geht hin zu Joseph; was euch der sagt, das tut.

a Pharao: Denn sie in solcher Not zu ihrer ordentlichen Obrigkeit ihre Zuflucht suchten.

b Joseph: Dem habe ich alle Gewalt übergeben, bei dem sollt ihr eure Sachen vorbringen und euch Bescheid bei ihm holen, der kann euch in eurem Anliegen zu Hilfe kommen.

56. Als nun im ganzen Lande Teuerung war, tat Joseph überall Kornhäuser auf und verkaufte den Ägyptern. Denn die Teuerung wurde je länger je größer im Lande.

a Überall: In allen Städten. Denn, gleichwie das Getreide und anderer Vorrat auf den künftigen Notfall reicht und aufbehalten wird: Also soll man es auch wiederum herausgeben, wenn man es bedarf, damit die Leute nicht verschmachten aus Mangel an Brot.

57. Und alle Lande kamen in Ägypten, zu kaufen bei Joseph; denn die Teuerung war groß in allen Landen.


Das 42. Kapitel


1. Josephs Brüder ziehen hinab in Ägypten, wo sie Speise kaufen. v. 1. 2. Der erkennt sie, und spricht ihnen hart zu, weil sie ihn nicht kennen, v. 7. 3. Behält Simeon gefangen, und ziehen die anderen mit bekümmerten Herzen zu ihrem Vater, v. 24.

1. Da aber Jakob sah, dass Getreide in Ägypten feil war, sprach er zu seinen Söhnen: Was seht ihr euch lange um?

a Jakob sah: Weil im Lande Kanaan, da Jakob mit den Seinen wohnte, auch jedermann Hunger und Not litt, war Jakob bedacht, wie er sich und die Seinen erhalten und solcher Hungersnot erwehren möchte. (Denn es werden auch die Frommen zuweilen mit Mangel an der Nahrung überfallen und angefochten, nicht zwar, dass Gott seine Verheißungen vergessen hätte, sondern auf dass ihr Glaube bewehrt werde, und die wahre Buße bei ihnen je länger, je mehr zunehme, sie auch, desto größeres Verlangen haben nach dem ewigen Leben.)

2. Siehe, ich höre, es sei in Ägypten Getreide feil; zieht hinab und kauft uns Getreide, dass wir leben und nicht sterben.{Apg 7v12}.

a Nicht sterben: (Denn man soll die ordentlichen Mittel gebrauchen, welche zur Erleichterung und Linderung unserer Trübsale dienlich sind, und dieselben keineswegs ausschlagen, damit wir Gott nicht versuchen.)

3. Also zogen hinab zehn Brüder Josephs, dass sie in Ägypten Getreide kauften.

4. Aber Benjamin, Josephs Bruder, ließ Jakob nicht mit seinen Brüdern ziehen; denn er sprach: Es möchte ihm ein Unfall begegnen.

a Sprach: Nämlich zu den anderen Söhnen, dass er ihn nicht wollte mitziehen lassen, denn er vielleicht auch zurückkommen möchte: Gleich, wie Jakob unter allen Weibern die Rahel am liebsten hatte, also waren die Söhne, so er von ihr bekommen hatte, nach ihrem Tode, ihm auch lieber und angenehmer, denn die anderen: Von deren einem, nämlich vom Joseph, er nichts anderes wusste, denn dass er verloren und umgekommen wäre, deswegen er für den anderen, den Benjamin, so viel desto sorgfältiger wurde, als den er dafür hielte, dass er anstatt des Erstgebornen sollte gezählt werden.

5. Also kamen die Kinder Israels, Getreide zu kaufen, samt anderen, die mit ihnen zogen, denn es war im Lande Kanaan auch teuer.

a Kamen: Nämlich in Ägypten, da unterdes Benjamin der jüngste Bruder bei dem Vater daheim blieb.

b Anderen: Damit sie sich nicht allein auf solche gefährliche Reise wagten, sondern etliche getreue Gefährten bei und mit sich hätten.

6. Aber Joseph war der Regent im Lande und verkaufte Getreide allem Volk im Lande. Da nun seine Brüder zu ihm kamen, fielen sie vor ihm nieder zur Erde auf ihr Antlitz.

a Regent: Denn der König hatte ihn sonderlich dazu geordnet, dass er den Handel mit dem Verkauf des Getreides führen sollte. Durch welche Gelegenheit er seine Brüder sah und erkannte, wie er denn später von ihnen auch erkannt wurde.

b Fielen: Das ist: Sie demütigten und neigten sich tief vor ihm, und erzeigten ihm große Ehre. Da hat angefangen, sein Traum erfüllt zu werden, den er seinen Brüdern vorzeiten erzählt hatte, darüber sie eine Feindschaft auf ihn geworfen, und eben durch solche Gelegenheit, da sie ihn vermeinten daran zu hindern, haben sie die Erfüllung müssen befördern helfen. (Denn die göttlichen Verheißungen werden endlich ins Werk gerichtet und erfüllt: Geschieht es denn etwas langsam, so ist die Erfüllung nur desto Herrlicher und liebreicher.)

7. Und er sah sie an und kannte sie; und stellte sich fremd gegen sie und redete hart mit ihnen und sprach zu ihnen: Woher kommt ihr? Sie sprachen: Aus dem Lande Kanaan, Speise zu kaufen.

8. Aber obwohl er sie kannte, kannten sie ihn doch nicht.

a Doch nicht: Denn sie nicht anderes meinten, Joseph würde längst drauf gegangen, und gestorben sein. Und obwohl sie sahen vor ihnen stehen, so konnten sie ihn doch nicht erkennen, weil er in so großem Ansehen und aufs Stattlichste bekleidet war.

9. Und Joseph gedachte an die Träume, die ihm von ihnen geträumt hatten, und sprach zu ihnen: Ihr, seid Kundschafter und seid kommen zu sehen, wo das Land offen ist. {1Mos 37v5}

a Sprach: Das ist: Er fuhr sie mit etwas rauen Worten an, auf dass er sie desto demütiger und frömmer machte, weil sie für ihre begangene Bosheit und Sünde noch keine Buße getan hatten, darunter diese nicht der geringsten eine war, dass sie ihn verkauft hatten.

b Offen ist: Da man ihm am leichtesten zukommen, es überwältigen und einnehmen könne, und ihr also danach das ganze Königreich Ägypten den Feinden verratet.

10. Sie antworteten ihm: Nein, mein Herr; deine Knechte sind gekommen, Speise zu kaufen.

a Antworteten: Ganz demütig.

b Kaufen: Es hat uns keine Verräterei dazu verursacht, sondern der Hunger hat uns getrieben, dass wir da herkommen müssen. Und damit sie ihm allen Argwohn desto eher ausreden möchten, erzählen und zeigen sie aus großer Einfalt ihr Geschlecht und Herkommen an.

11. Wir sind alle eines Mannes Söhne; wir sind redlich; und deine Knechte sind nie Kundschafter gewesen.

12. Er sprach zu ihnen: Nein, sondern ihr seid gekommen zu besehen, wo das Land offen ist.

13. Sie antworteten ihm: Wir, deine Knechte, sind zwölf Brüder, eines Mannes Söhne im Lande Kanaan, und der jüngste ist noch bei unserem Vater; aber der eine ist nicht mehr vorhanden.

a Nicht mehr: Das ist: Er ist umgekommen. Man kann aber aus dem folgenden Kapitel vernehmen, dass Joseph mit vielen Fragen ihnen diesen Bericht und solche Antwort abgerungen hat, in dem er fleißig nachforschte, ob sie auch noch ihren Vater und mehr Brüder beim Leben hätten, als wie sie da zugegen wären. Denn er ist um seinen Vater und Benjamin, seinen Bruder, am meisten sorgfältig gewesen, ob sie auch noch im Leben sind. Darum sie ihm alle Sachen desto ausführlicher erzählen mussten.

14. Joseph sprach zu ihnen: Das ist es, dass ich euch gesagt habe: Kundschafter seid ihr.

a Gesagt: Das ist: Ich bleibe noch auf meiner vorigen Meinung.

15. Daran will ich euch prüfen: bei dem Leben des Pharaos, ihr sollt nicht von hier kommen, es komme denn her euer jüngster Bruder. {1Mos 43v5}

a Leben: Das ist: So wahr mein Herr, der König Pharao, lebt: Und ist dies ein besonderer Schwur gewesen, bei den Ägyptern gebräuchlich.

16. Sendet einen unter euch hin, der euren Bruder hole; ihr aber sollt gefangen sein. Also will ich prüfen eure Rede, ob ihr mit Wahrheit umgeht oder nicht. Denn wo nicht, so seid ihr, bei dem Leben des Pharaos, Kundschafter.

17. Und ließ sie beisammen verwahren drei Tage lang.

a Verwahren: Da sie ihm ohne Zweifel demütig zu Fuß gefallen und um Gnade gebeten haben. Es hat sie aber Joseph mit solcher Reue zur Erkenntnis ihrer Sünden gebracht, dass sie ernstliche Buße getan haben. (Also hat auch Christus befohlen, dass in seinem Namen Buße gepredigt würde. Denn die Predigt des Gesetzes soll vor dem evangelischen Trost hergehen. Und schreckt Christus seine Auserwählten, nicht zwar der Meinung, dass er sie verderben, sondern damit er sie selig mache.)

18. Am dritten Tage aber sprach er zu ihnen: Wollt ihr leben, so tut also; denn ich fürchte Gott.

a Tut also: Damit euer jüngster Bruder hergebracht werde und ich euer verschone, denn ihr sonst als Kundschafter und Verräter müsst gestraft werden.

b Fürchte Gott: Darum dürft ihr euch nichts von mir befürchten, dass ich begehrte wider Recht und Billigkeit eine Grausamkeit gegen euch zu üben.

19. Seid ihr redlich, so lasst eure Brüder einen gebunden liegen in eurem Gefängnis; ihr aber zieht hin und bringt heim, was ihr gekauft habt für den Hunger,

a Redlich: Das ist: Christliche, aufrichtige, und fromme Leute, die mit keiner Falschheit oder Verräterei umgehen.

b Einen: Der für die anderen Bürge sei.

20. und bringt euren jüngsten Bruder zu mir, so will ich euren Worten glauben, dass ihr nicht sterben müsst. Und sie taten also.

a Worten: Dass sie wahr sind und kein Betrug dahinterstecke.

b Taten: Das ist: Sie haben aus Not gedrungen solch Bedingungen angenommen und eingewilligt, wie sauer es sie auch ankomme.

21. Sie aber sprachen untereinander: Das haben wir an unserem Bruder verschuldet, dass wir sahen die Angst seiner Seele, da er uns anflehte, und wir wollten ihn nicht erhören; darum kommt nun diese Trübsal über uns.

a Verschuldet: Nämlich, da wir ihn vor der Zeit in die Grube geworfen, und bald danach verkauft haben.

b Erhören: Das ist: Wir hatten kein Mitleid mit ihm, und wollten uns seiner nicht erbarmen. Fangen also endlich an, ihre vor langer Zeit begangene Sünde einmal zu erkennen und im Gewissen zu fühlen. (Denn die Sünde, so einer begangen hat, wenngleich es auch vor langen Zeiten geschehen ist, ängstigt das Gewissen, wenn es aufwacht, so lange und viel, bis er seinen Bruder Christus recht erkennt {2Kor 8v11}.

22. Ruben antwortete ihnen und sprach: Sagte ich es euch nicht, da ich sprach: Versündigt euch nicht an dem Knaben, und ihr wolltet nicht hören? Nun wird sein Blut gefordert. {1Mos 37v21}

a Euch nicht: Dazu gleich und zur selben Zeit, da ich für ihn bat, dass ihr seiner schonen solltet.

b Nicht hören: Ich habe nichts bei euch erlangen oder erhalten können.

c Blut: Das ist: Nun rächt Gott solche große Übeltat an euch, die ihr wider euren Bruder getan und euch gröblich an ihm versündigt habt.

23. Sie wussten aber nicht, dass es Joseph verstand; denn er redete mit ihnen durch einen Dolmetscher.

a Verstand: Nämlich, was sie miteinander redeten.

b Dolmetscher: Auf dass er desto weniger von ihnen an der Rede erkannt würde.

24. Und er wandte sich von ihnen und weinte. Da er nun sich wieder zu ihnen wandte und mit ihnen redete, nahm er aus ihnen Simeon und band ihn vor ihren Augen;

a Wandte sich: Denn wie er solch ihr Gespräch gehört und verstanden, ist sein Herz gegen seine Brüder zum Mitleiden und Barmherzigkeit bewegt worden, welche er doch niemals gehasst hatte. (Gleich, wie auch Christus seinen Auserwählten nicht feind ist, sondern sie herzlich liebt, wie ernsthaft er sich sonst gegen sie stellt.)

b Simeon: Welcher vor anderen sehr frech und mutwillig gewesen war.

c Augen: Auf dass sie desto eher in sich selber gingen, und ernstliche Buße täten. (Also, obwohl wir alle gesündigt haben, so legt doch Gott ihrer einem oder zwei ein schweres Kreuz auf, damit die anderen sehen und erkennen sollen, was sie auch wohl verdient hätten, wenn Gott sie nach ihrem Verschulden strafen wollte.)

25. Und Joseph tat Befehl, dass man ihre Säcke mit Getreide füllte und ihr Geld wiedergäbe, einem jeglichen in seinen Sack, dazu auch Nahrung auf den Weg. Und man tat ihnen also.

a Geld: Welches sie Joseph für das Getreide gegeben und gezahlt hatten.

b Sack: Welcher Handel ihnen später auch eine Furcht eingejagt, weil sie nicht gewusst, was damit gemeint würde.

c Nahrung: Zu dem gekauften Getreide, das er aus sonderlicher brüderlicher Liebe tat.

d Also: Wie Joseph befohlen hatte.

26. Und sie luden ihre Ware auf ihre Esel und zogen von dort.

27. Da aber einer seinen Sack auftat, dass er seinem Esel Futter gäbe in der Herberge, wurde er gewahr seines Geldes, das oben im Sack lag.

a Gewahr: Wider all sein Verhoffen.

28. Und sprach zu seinen Brüdern: Mein Geld ist mir wieder geworden; siehe, in meinem Sack ist es. Da entfiel ihnen ihr Herz und erschraken untereinander und sprachen: Warum hat uns Gott das getan?

a Warum: Das ist: Was will Gott mit uns anfangen, und wie meint ihr, dass es uns gehen werde? Denn sie fürchteten sich, dass sie nicht etwa unter diesem Schein, als hätten sie dasselbe Geld gestohlen, wiederum zurück in Ägypten geholt, und alle miteinander in eine ewige Dienstbarkeit gebracht wurden. (Also kann ein böses Gewissen keine Ruhe haben, und wenngleich es viel gute Taten von Gott empfängt, so zweifelt es dennoch an dem gnädigen Willen Gottes. Aber wir sollen Buße tun und dem Zweifel widerstehen, {Hebr 11v1 , v12 , v13}.

29. Da sie nun heimkamen zu ihrem Vater Jakob ins Land Kanaan, sagten sie ihm alles, was ihnen begegnet war, und sprachen:

30. Der Mann, der im Lande Herr ist, redete hart mit uns und hielt uns für Kundschafter des Landes.

31. Und da wir ihm antworteten: Wir sind redlich und nie Kundschafter gewesen,

32. sondern zwölf Brüder, unseres Vaters Söhne; einer ist nicht mehr vorhanden, und der jüngste ist noch bei unserem Vater im Lande Kanaan:

33. sprach der Herr im Lande zu uns: Daran will ich merken, ob ihr redlich seid: Einen eurer Brüder lasst bei mir und nehmt die Notdurft für euer Haus und zieht hin;

a Brüder: Vom Gefängnis, darin er gelegt wurde, und wie sie auch drei Tage darin waren, sagen sie nichts, auf dass sie desto leichter von ihm erlangen, dass er ihnen den Benjamin zum Gefährten mitgebe.

34. und bringt euren jüngsten Bruder zu mir, so merke ich, dass ihr nicht Kundschafter, sondern redlich seid; so will ich euch auch euren Bruder wiedergeben, und mögt im Lande Handel treiben.

35. Und da sie die Säcke ausschütteten, fand ein jeglicher sein Bündlein Geld in seinem Sack. Und da sie sahen, dass es Bündlein ihres Geldes waren, erschraken sie samt ihrem Vater.

a Ausschütteten: Denn sie hatten zuvor noch nicht alle miteinander ihre Säcke aufgemacht auf dem Wege.

b Erschraken: Über solchen ungewöhnlichen Handel und besorgten sich, sie würden deswegen, wenn sie wiederum nach Ägypten kämen, zu Rede gesetzt und eines Diebstahls bezeichnet werden.

36. Da sprach Jakob, ihr Vater, zu ihnen: Ihr beraubt mich meiner Kinder: Joseph ist nicht mehr vorhanden, Simeon ist nicht mehr vorhanden, Benjamin wollt ihr hinnehmen; es geht alles über mich.

a Sprach: Und zeigt ihnen ihr Unrecht.

b Vorhanden: Als der längst umgekommen und von wilden Tieren zerrissen wurde, wie er dessen sich bereden ließ.

c Simeon: Denn es besorgte Jakob, Simeon möchte auch bereits dahin und umgekommen sein.

d Benjamin: Meinen liebsten Sohn.

e Über mich: Weil ich immer einen nach dem anderen verlieren muss. (Denn fromme Leute oftmals vielmehr Bekümmernis und Herzeleid ihrer Kinder wegen bekommen als Freude: Weil die Erde uns allen Dornen und Disteln trägt, welche uns stechen und wehe tun, es sei gleich in einem Stand und Amt, wie es wolle{1Mos 4v8}.

37. Ruben antwortete seinem Vater und sprach: Wenn ich dir ihn nicht wiederbringe, so erwürge meine zwei Söhne; gib ihn nur in meine Hand, ich will ihn dir wiederbringen.

a Ruben: Auf dass er den Benjamin zum Gefährten nach Ägypten vom Vater erlangte.

b Söhne: Die ich dir zum Unterpfand und zu Geißel lassen will.

c Hand: Vertrau ihn mir, ich will ihn mir lassen anbefohlen sein.

38. Er sprach: Mein Sohn soll nicht mit euch hinabziehen, denn sein Bruder ist tot, und er ist allein übergeblieben; wenn ihm ein Unfall auf dem Wege begegnete, da ihr auf reist, würdet ihr meine grauen Haare mit Herzeleid in die Grube bringen.

a Allein: Von den Söhnen Rahels.

b Unfall: Das er ums Leben käme.

c Grauen Haare: Das ist: Ihr würdet machen, dass ich in meinem hohen Alter vor großem Herzeleid plötzlich sterben müsste. Also sind auch heilige Leute zuweilen zaghaft und sehr kleinmütig, wenn Gefahr vorhanden ist, und sich selbst überlassen werden, dass sie nicht auf Gottes Wort und Verheißungen sehen, sondern nach menschlichem Rat und Gutdünken ihre Sachen anstellen.


Das 43. Kapitel


1. Josephs Brüder ziehen zum anderen Mal nach Ägypten und bringen Benjamin mit sich, v. 1. 2. Joseph (den sie noch nicht kannten) ladet sie freundlich zu Gas, und hält sie wohl, v. 16.

1. Die Teuerung aber drückte das Land.

a Teuerung: Und litt der fromme Jakob ebenso an der Nahrung wie die gottlosen Kanaaniter. (Dass also der Prediger Salomo recht sagt, Kap. 9. v. 1. Der Mensch kennt weder die Liebe noch den Hass, irgendeines den er vor sich hat: Das ist: Man kann nach dem äußerlichen Ansehen nicht schließen, ob ein Mensch bei Gott in Gnaden sei oder nicht, weil es dem Gerechten eben geht wie dem Gottlosen. Darum muss man aus dem Worte Gottes hiervon urteilen, und nicht nach dem es einem wohl oder übel geht{Mt 7v1 , Lk 6v37 , 7v33}.

2. Und da es verzehrt war, was sie für Getreide aus Ägypten gebracht hatten, sprach ihr Vater zu ihnen: Zieht wieder hin und kauft uns ein wenig Speise.

a Wenig: Denn die Patriarchen haben sich an einem Geringen begnügen lassen. (Gleichwie auch die Natur sich mit wenigem sättigen lässt {Dan 1v8}.

3. Da antwortete ihm Juda und sprach: Der Mann band uns das hart ein und sprach: Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, es sei denn euer Bruder mit euch.

a Juda: Der bei dem Vater etwas mehr vermochte, als die andere Brüder.

b Mann: Der Fürst des Landes Ägypten.

c Nicht sehen: Ihr sollt nicht vor meine Augen kommen.

4. Ist es nun, dass du unsern Bruder mit uns sendest, so wollen wir hinabziehen und dir zu essen kaufen;

5. ist es aber, dass du ihn nicht sendest, so ziehen wir nicht hinab. Denn der Mann hat gesagt zu uns: Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, euer Bruder sei denn mit euch. {1Mos 42v20}

6. Israel sprach: Warum habt ihr so übel an mir getan, dass ihr dem Mann gesagt, dass ihr noch einen Bruder habt?

a Israel: Denn also hieß Jakob mit dem Zunamen.

b Bruder: Dessen Gegenwart er nicht begehrt, wenn ihr seiner nicht zur Unzeit Meldung getan hättet. (Und ist hier Jakob aus großer Schwachheit seines Fleisches sehr kleinmütig gewesen, indem er sich selber gar ungleich wurde, gegen der Zeit zu rechnen, da er zuvor mit dem Engel rang. Aber solche Änderungen empfinden die Gottseligen bei sich, dass sie bald stark im Glauben sind, und denn wiederum mit Schwachheit überfallen werden.)

7. Sie antworteten: Der Mann forschte so genau nach uns und unserer Freundschaft und sprach: Lebt euer Vater noch? Habt ihr auch noch einen Bruder? Da sagten wir ihm, wie er uns fragte. Wie konnten wir soeben wissen, dass er sagen würde: Bringt euren Bruder mit hernieder?

a Lebt: Das ist: Er hat gefragt, ob du noch im Leben bist und ob wir noch einen anderen Bruder daheim hätten. Denn es hat sich Joseph besorgt, der Vater möchte vor großer Bekümmernis gestorben sein und wäre sein Bruder Benjamin von den anderen Stiefbrüdern, der Mutter wegen auch vielleicht mit Listen hingerichtet worden.

b Wissen: Also haben sie mit eben denselben Worten, welche sie zu ihrer Entschuldigung dem Joseph vorbrachten, sich in diese Beschwerlichkeit gesteckt und vertieft. (Wie denen zu geschehen pflegt, welche Gott zur Strafe ziehen will.

8. Da sprach Juda zu Israel, seinem Vater: Lass den Knaben mit mir ziehen, dass wir uns aufmachen und reisen, und leben und nicht sterben, beide wir und du und unsere Kinder.

a Knaben: Unseren Bruder Benjamin.

b Sterben: Aus Mangel des Brotes. Mit diesen Worten, da er die äußerste Not dem Vater vor die Augen stellt, bringt er ihn so weit, dass er von seiner vorigen Meinung absteht, und in ihr Begehren einwilligt.

9. Ich will Bürge für ihn sein; von meinen Händen sollst du ihn fordern. Wenn ich dir ihn nicht wiederbringe und vor deine Augen stelle, so will ich mein Leben lang die Schuld tragen.

10. Denn wo wir nicht gezögert hätten, wären wir schon wohl zweimal wiedergekommen.

a Verzogen: Weil du nicht wolltest, dass unser jüngster Bruder mit uns zöge.

b Zweimal: Das ist: Wir hätten schon zweimal Korn aus Ägypten holen können zur Unterhaltung unseres Hausgesindes.

11. Da sprach Israel, ihr Vater, zu ihnen: Muss es denn ja also sein, so tut es und nehmt von des Landes besten Früchten in eure Säcke, und bringt dem Mann Geschenke hinab, ein wenig Balsam und Honig und Würze und Myrrhen und Datteln und Mandeln.

a Tut es: Gibt also endlich der gute Alte seinen Willen und lässt den Benjamin mit fortziehen. (Denn man muss aus der Not eine Tugend machen.) Und damit er ihn desto eher wieder erlangte, nimmt er sich vor, den Fürsten in Ägypten, (von welchem er nicht wusste, dass er sein Sohn wäre) mit Geschenken zu versöhnen und ihm geneigt zu machen.

* Besten Früchte: Luther). Diese Namen der Früchte sind noch bisher ungewiss, auch bei den Juden selbst.

b Geschenke: Damit zu bezeugen, dass ihr ihm begehrt, alle Ehre und guten Willen zu erzeigen, und er sich wiederum gnädig gegen euch verhalte.

c Würze: Denn das Land Kanaan an Spezereien und allerhand Gewürze sehr fruchtbar war.

d Mandeln: Denn solche Geschenke pflegen dergleichen Leute, die mit dem Acker und Feldbau umgehen, zu verehren. Und weil sie von dem, was auf ihrem Lande wächst, Verehrungen tun, obgleich sie nicht viel wert sind, so gefallen sie doch hohen Personen ebenso wohl, als wenn sie ihnen Gold und Silber böten, dieweil sie ihr einfältiges und aufrichtiges Gemüt ansehen.

12. Nehmt auch anderes Geld mit euch; und das Geld, das euch oben in eure Säcke wieder geworden ist, bringt auch wieder mit euch. Vielleicht ist ein Irrtum da geschehen.

a Anderes Geld: Dafür ihr wiederum Getreide einkaufen könnt.

b Irrtum: Mit dem, das ihr in euren Säcken gefunden habt. (Denn man soll einem jeden wiedergeben, was sein ist.)

13. Dazu nehmt euren Bruder, macht euch auf und kommt wieder zu dem Manne.

a Bruder: Benjamin, mit euch.

b Manne: Dem Fürsten in Ägypten.

14. Aber der allmächtige Gott gebe euch Barmherzigkeit vor dem Manne, dass er euch lasse euren andern Bruder und Benjamin. Ich aber muss sein wie einer, der seiner Kinder gar beraubt ist.

a Aber: Jetzt wendet er sich zum Gebet, welches aller Frommen höchste Zuflucht ist.

b Gott: Den ich im Glauben und Gehorsam ehre und diene und der mich aus aller Gefahr erlöst hat.

c Barmherzigkeit: (Denn es ist Gottes Werk, dass er der Fürsten Herzen und Gemüter zur Gütigkeit lenke {Spr 21v1}, und wird hier die Weissagung des Traums erfüllt, den Joseph gehabt hatte, von der Sonne und Mond, so ihn anbeten.) Denn Jakob an diesen Ort, obwohl unwissend und abwesend, seinen Sohn Joseph für einen Herrn und Fürsten erkennt und ehrt.

d Beraubt: Das ist: Unterdes hat es das Ansehen mit mir, als ob ich alle meine Kinder verloren hätte. Und hat Jakob ohne Zweifel seine heißen Tränen darüber vergossen, da er diese Worte redete und auf ihre Wiederkunft mit sehnlichem Verlangen wartete.

15. Da nahmen sie diese Geschenke und das doppelte Geld mit sich und Benjamin, machten sich auf, zogen nach Ägypten und traten vor Joseph.

a Sie: Die Söhne Jakobs.

b Benjamin: Ihren Bruder.

16. Da sah sie Joseph mit Benjamin und sprach zu seinem Haushalter: Führe diese Männer zu Hause und schlachte und richte zu; denn sie sollen zu Mittag mit mir essen.

17. Und der Mann tat, wie ihm Joseph gesagt hatte, und führte die Männer in Josephs Haus.

18. Sie fürchteten sich aber, dass sie in Josephs Haus geführt wurden, und sprachen: Wir sind hereingeführt um des Geldes willen, das wir in unseren Säcken vorhin wieder gefunden haben, dass er es auf uns bringe und fälle ein Urteil über uns, damit er uns nehme zu eigenen Knechten samt unseren Eseln.

a Vorhin: Da wir zum ersten Mal aus Ägypten wiederum nach Hause reisten.

b Bringe: Das ist: Damit er uns mit irgendeinem falschen Schein überzeuge, als ob wir ihm das Geld diebischerweise entführt und gestohlen hätten.

c Knechten: Sie besorgten sich einer Gefahr, da doch keine war. (Denn ein böses Gewissen lässt einem Menschen auch in den Sachen nie sicher sein, da er doch unschuldig ist. Darum, wenn wir gesündigt haben, sollen wir uns zuerst mit Gott wiederum versöhnen {1Mos 4v6 , v7}.

19. Darum traten sie zu Josephs Haushalter und redeten mit ihm vor der Haustür

20. und sprachen: Mein Herr, wir sind vorhin herabgezogen, Speise zu kaufen.

21. Und da wir in die Herberge kamen und unsere Säcke auftaten, siehe, da wurde eines jeglichen Geldes oben in seinem Sack mit völligem Gewicht; darum haben wir es wieder mit uns gebracht,

a Kamen: Nämlich, wiederum nach dem Lande Kanaan.

b Gewicht: Das ist: Allerdings ganz und vollkommen. Denn die Alten wogen das Geld, wie wir es jetziger Zeit zählen.

c Gebracht: Und sind ehrlich dir solches wiederzugeben, weil es vielleicht aus einem Irrtum mag geschehen sein, dass man es in unsere Säcke gelegt hat.

22. haben auch anderes Geld mit uns herabgebracht, Speise zu kaufen; wir wissen aber nicht, wer uns unser Geld in unsere Säcke gesteckt hat.

23. Er aber sprach: Gehabt euch wohl, fürchtet euch nicht. Euer Gott und eures Vaters Gott hat euch einen Schatz gegeben in eure Säcke. Euer Geld habe ich erhalten. Und er führte Simeon zu ihnen heraus.

a Gehabt: Das ist: Die Sache ist allerdings richtig und habt ihr nichts zu befürchten. Und ist dieser Haushalter vom Joseph wohl unterrichtet gewesen, dass er sich artig in den Possen zu schicken wusste.

24. und führte sie in Josephs Haus, gab ihnen Wasser, dass sie ihre Füße wuschen, und gab ihren Eseln Futter.

a Haus: Aus dem Gefängnis, darin er bis daher aufbehalten war, damit sie durch seine Erlösung wiederum Trost empfingen.

b Füße: Denn es war ein Stück der Freundschaft, dass man den Gästen die Füße wusch, wen man ihnen eine Ehre antun wollte: Zudem, weil damals der Gebrauch war, dass sie sich zu Tisch lagerten, da je einer gegen den anderen die Füße kehrte, wuschen sie dieselben zuvor und machten sie sauber, damit sie anderen Leuten keine Unlust verursachten.

25. Sie aber bereiteten das Geschenk zu, bis dass Joseph kam auf den Mittag; denn sie hatten gehört, dass sie dort das Brot essen sollten.

a Kam: In sein Haus.

b Brot: Das ist: Dass sie würden das Mittagsmahl bei ihm halten und einnehmen.

26. Da nun Joseph zum Hause einging, brachten sie ihm zu Hause das Geschenk in ihren Händen und fielen vor ihm nieder zur Erde.

a Fielen: Das ist: Sie neigten sich tief gegen ihn, und erzeigten ihm große Ehre. Und ist hier des Josephs Traum aber mal erfüllt worden.

27. Er aber grüßte sie freundlich und sprach: Geht es eurem Vater, dem Alten, wohl, von dem ihr mir sagtet? Lebt er noch?

28. Sie antworteten: Es geht deinem Knechte, unserem Vater, wohl und lebt noch. Und neigten sich und fielen vor ihm nieder.

a Neigten sich: Zum anderen Mal.

29. Und er hob seine Augen auf und sah seinen Bruder Benjamin, seiner Mutter Sohn, und sprach: Ist das euer jüngster Bruder, da ihr mir von sagtet? Und sprach weiter: Gott sei dir gnädig, mein Sohn!

a Mutter Sohn: Das ist: Der mit ihm von einer Mutter, nämlich von der Rahel geboren war.

b Sohn: Er nennt den Benjamin hier seinen Sohn und nicht seinen Bruder, denn er wollte sich ihnen noch nicht zu erkennen geben. Er wünscht ihm auch aus herzlicher brüderlicher Liebe alle glückselige Wohlfahrt, als wollte er sprechen: Gott gebe, dass es dir wohl gehe.

30. Und Joseph eilte, denn sein Herz entbrannte sich gegen seinen Bruder, und suchte, wo er weinte; und ging in seine Kammer und weinte dort.

a Suchte: Damit es nicht seine Brüder noch sonst jemand merkte. Denn der Heilige Geist macht nicht Stöcke noch Steine aus den Frommen, und nimmt die natürliche Bewegungen oder Zuneigungen des Herzens aus ihnen nicht weg, sondern erhält sie viel mehr in ihnen, und so etwas sündliches dabei ist, so verbessert er es.

31. Und da er sein Angesicht gewaschen hatte, ging er heraus und hielt sich fest und sprach: Legt Brot auf!

a Legt Brot: Tragt jetzt Essen auf.

32. Und man trug ihm besonders auf und jenen auch besonders und den Ägyptern, die mit ihm aßen, auch besonders. Denn die Ägypter dürfen nicht Brot essen mit den Hebräern, denn es ist ein Gräuel vor ihnen.

a Ihm: Dem Josef.

b Jenen: Seinen Brüdern.

Ägyptern: Das ist: Weil Joseph ein Hebräer war, pflegten die Ägypter nicht mit ihm an einem Tisch zu essen, verharrten also in ihren väterlichen Satzungen, obgleich Joseph ein Fürst und Herr des Landes Ägypten war. Aber Joseph lässt sie bei ihrer Weise bleiben, und will sie nicht zwingen, dass sie wider ihren Willen seine hebräische Religion und Sitten annehmen sollten, sondern hat sich mit dem vergnügen lassen, dass man ihm seine Religion zu üben und zu behalten frei gelassen, und dass er andere, so sich nicht halsstarrigerweise dawider gesetzt, darin unterweisen dürfen, hat sie darum auch nicht wider ihrem Willen an seinen Tisch zu nehmen begehrt. (Denn man soll einem jeden Lande seine Sitten und Gebräuche lassen gut sein und sie dabei handhaben, sofern sie nicht an sich selbst allerdings unehrbar und gottlos sind.) Weil er aber sich vor seinen Brüdern stellte, als ob er ein Ägypter wäre und kein Hebräer, so hat er auch mit seinen Brüdern besonders essen wollen, doch also, dass die Tische nahe beieinander standen, damit sie einander ansehen und miteinander haben sprechen können.

33. Und man setzte sie gegen ihn, den Erstgebornen nach seiner Erstgeburt und den Jüngsten nach seiner Jugend. Des verwunderten sie sich untereinander.

a Setzte sie: Nämlich in solcher Ordnung.

b Ersten Geburt: Das ist: Man gab ihm den ersten und vornehmsten Ort ein und setzte ihn oben an, wie sich es gebührte.

c Jugend: Den setzte man unten an.

d Verwunderten: Das ist: Es kam ihnen seltsam vor, und sie redeten mit Verwunderung davon untereinander, woher es kommen müsste, dass Joseph eines jeden Alter so gut zu treffen wusste, und fiel ihnen nicht zu, dass sie gedacht hätten, ob diese fürstliche Person nicht vielleicht ihr Bruder sein möchte, sondern haben vielleicht gemeint, er könnte aus seiner abergläubischen Wahrsager Kunst so viel erraten, welcher unter ihnen älter oder jünger wäre.

34. Und man trug ihnen Essen vor von seinem Tisch; aber dem Benjamin wurde fünfmal mehr denn den andern. Und sie tranken und wurden trunken mit ihm.

a Mehr: Weil er des Josephs rechter Bruder war von Vater und Mutter her, so wurde er auch herrlicher behandelt, denn die anderen. Und konnten dennoch nicht merken, dass sie ihren Bruder Joseph bei sich hätten, also hatte sie des Josephs majestätisch und schier königliches Ansehen geblendet, dass sie ihn nicht erkennen konnten.

b Tranken: Das ist: Sie haben zur Genüge getrunken, dass sie darüber anfangen fröhlich zu werden: Haben aber darum sich nicht überfüllt: Und weil sie also guten Mutes und guter Dinge sind, so wird ihnen unterdes noch ein anderer harter Stand zugerüstet, den sie ausstehen müssen, wie im folgenden Kapitel zu sehen ist.


Das 44. Kapitel


1. Nachdem Joseph seine Brüder freundlich von sich gelassen, lässt er sie bald darauf als Diebe wiederum zurückholen und fordert Benjamin zum Knecht, v. 1.

2. Da tun die anderen Brüder einen demütigen Fußfall und bitten für Benjamin, und bietet sich Juda selber an, dass er an des Benjamins statt zum Knecht da bleiben wolle, v. 13.

1. Und Joseph befahl seinem Haushalter und sprach: Fülle den Männern ihre Säcke mit Speise, so viel sie führen mögen, und lege jeglichem sein Geld oben in seinen Sack.

a Führen mögen: Er hält sich in allem und durchaus freigebig gegen sie, damit er noch mal desto größere Anklage wider sie führen könnte, über ihre große Undankbarkeit, die sie ihm für seine gute Tat bewiesen hätten.

b Sein Geld: So sie fürs Getreide gezahlt hatten.

2. Und meinen silbernen Becher lege oben in des Jüngsten Sack mit dem Geld für das Getreide. Der tat, wie ihm Joseph hatte gesagt.

a Geld: Welches der jüngste Bruder Benjamin gegeben hat. Denn es hat Joseph damit und durch die folgende Handlung wollen erkundigen, ob seine Brüder ihren alten Vater und jungen Bruder Benjamin auch von Herzen liebten. (Also lässt Christus seine Auserwählten bisweilen in große Gefahr kommen, damit bekannt werde, ob sie Gott, ihren Schöpfer, und ihre christlichen Brüder lieben. Und zwar, welche er am meisten liebt, die lässt er sehr hart versucht werden, dadurch zu erkundigen, was ihre christliche Mitbrüder in solchen Fällen tun werden.)

3. Des Morgens, da es licht wurde, ließen sie die Männer ziehen mit ihren Eseln.

a Ziehen: Und sind ohne Zweifel mit Freuden davongezogen, dass sie den Benjamin, welchen der Vater so ungern von sich gelassen, und den gefangenen Simeon freibekamen, frisch und gesund wieder brächten. Da sie daneben ohne Zweifel willens waren, wenn sie ins Land Kanaan kämen, solche Tat zu rühmen und zu preisen, wie sie der ägyptische Fürst sie so wohl gehalten hätte. (Wie aber nach dem Regen ein Sonnenschein kommt, also soll man sich auch nach dem Sonnenschein wiederum eines Regen versehen.) Denn es überfallen des Josephs Brüder plötzlich ein schreckliches Unwetter und großer Sturmwind, da sie es am wenigsten besorgten.

4. Da sie aber zur Stadt hinaus waren und nicht weit waren, sprach Joseph zu seinem Haushalter: Auf, und jage den Männern nach, und wenn du sie ergreifst, so sprich zu ihnen: Warum habt ihr Gutes mit Bösem vergolten?

a Jage: Und stelle dich, als ob du schrecklich mit ihnen umgehen wolltest. Denn es war alles eine angelegte Sache mit dem Joseph und seinem Haushalter, der alle Anschläge seines Herrn in diesem Handel Wissen trug.

b Sprich: Und bedrohe sie aufs Höchste.

c Mit Bösem) Hat euch nicht mein Herr gnädig und wohl gehalten, da er euch in sein Haus zu Gast aufgenommen, danach eure Säcke mit Getreide füllen ließ, so viel sie fassen konnten? Und ihr seid dagegen so undankbar gewesen, dass ihr einen dazu nicht schlechten oder geringen Diebstahl begangen habt?

5. Ist es nicht das, da mein Herr aus trinkt und damit er weissagt? Ihr habt übel getan.

a Trinkt: Und der ihm sonderlich lieb ist.

b Weissagt: Das ist: Den er zu gebrauchen pflegt, wenn er weissagen und geheime Sachen erkundigen will, nach Gewohnheit der Ägypter. Und redet der Haushalter dies nicht der Meinung, als ob Joseph der Ägypter gottlosen Aberglaubens sich beflissen hätte, sondern damit desto mehr verdunkelt würde, dass Joseph ein Hebräer wäre, und die Brüder ihn desto weniger erkannten vor der bestimmten Zeit.

6. Und als er sie ergriff, redete er mit ihnen solche Worte.

a Worte: Allerdings wie ihm Joseph zuvor befohlen hatte.

7. Sie antworteten ihm: Warum redet mein Herr solche Worte? Es sei ferne von deinen Knechten, ein solches zu tun.

a Antworteten: Als die sich keiner Übeltat bewusst waren, und meinten unschuldig zu sein.

b Redet: Was darfst du uns eines Diebstahls bezichtigen?

8. Siehe, das Geld, das wir fanden oben in unsern Säcken, haben wir wiedergebracht zu dir aus dem Lande Kanaan. Und wie sollten wir denn aus deines Herrn Hause gestohlen haben Silber oder Gold.

a Siehe: Sie unterstehen sich ihre Frömmigkeit und Aufrichtigkeit mit ihrem selbst eigenen Beispiel, so sich zuvor unter ihnen zutrug, zu beweisen.

b Fanden: Nämlich, da wir auf unserer ersten Reise von hier wieder abzogen nach dem Lande Kanaan.

c Wiedergebracht: Also begehren wir, niemand unrecht zu tun oder etwas zu entwenden.

9. Bei welchem er gefunden wird unter deinen Knechten, der sei des Todes; dazu wollen auch wir meines Herrn Knechte sein.

a Bei welchem: Jetzt fällen sie über sich selbst ein gar zu hartes Urteil, weil sie sich auf ihre Frömmigkeit zu sehr verlassen und zu sehr vertrauen. Und hätten zwar sich samt ihrem Bruder Benjamin durch diese ihre Unvorsichtigkeit in Jammer und Not gebracht, wenn es mit der Sache ein rechter Ernst gewesen wäre. (Darum sollen wir unsere Zunge im Zaum halten, wenn wir uns haben lassen aufbringen und zu Zorn und Unwillen sind gereizt und bewegt worden, damit wir nicht durch unser Unbedachtsamkeit uns selbst und andere Leute mit uns in Gefahr bringen {Ps 34v13}

10. Er sprach: Ja, es sei, wie ihr geredet habt. Bei welchem er gefunden wird, der sei mein Knecht; ihr aber sollt ledig sein.

a Geredet habt: Das ist: Ich will kein anderes Urteil über euch fällen, denn wie ihr selbst ausgesprochen habt, oder will noch wohl gnädiger mit euch handeln.

b Ledig sind: Das ist: Ihr anderen könnt ungehindert heimziehen, oder wohin ihr wollt.

11. Und sie eilten, und legte ein jeglicher seinen Sack ab auf die Erde und ein jeglicher tat seinen Sack auf.

12. Und er suchte und fing am Größten an bis auf den Jüngsten; da fand sich der Becher in Benjamins Sack.

a Suchte: Nämlich der Haushalter, der sich artig in den Handel zu schicken wusste, damit sie nicht merkten, dass es eine angelegte Sache wäre.

b Größten: Unter den Brüdern, und also fort und fort von einem zum anderen, dass sie nicht anderes meinten, sie wären aller Gefahr entronnen und hätte es nun durchaus nicht mehr Not mit ihnen.

c Jüngsten: Da trägt sich es zu, dass sie von Grund ihres Herzen erschrecken müssen, über solcher unverhofften Sache. Also demütigt Gott oft die Stolzen in einem Augenblick, welche ihre Gerechtigkeit für sich gar zu sehr rühmen, dass sie denken, sie sind vom Himmel in die unterste Hölle gestürzt.

13. Da zerrissen sie ihre Kleider; und lud ein jeglicher auf seinen Esel und zogen wieder in die Stadt.

a Zerrissen: Wie die Juden zu tun gewohnt waren, wen ihnen ein groß Unglück geschah.

b Stadt: Mit großem Leid und bekümmertem traurigem Herz.

14. Und Juda ging mit seinen Brüdern in Josephs Haus, denn er war noch dort; und sie fielen vor ihm nieder auf die Erde.

a Juda: Der für den Benjamin bei seinem Vater Bürge wurde.

b dort: In seinem Hause, und wartete mit Fleiß auf ihre Wiederkunft, damit er den angefangenen Handel zu Ende brächte.

c Fielen: Das ist: Sie haben ihm einen demütigen Fußfall getan und alle möglichen Mittel gebraucht, damit sie ihn versöhnen möchten, zu welchem sie sich nichts anderes dachten, denn dass er würde höflich, weil er erzürnt war.

15. Joseph aber sprach zu ihnen: Wie habt ihr das tun dürfen? Wisst ihr nicht, dass ein solcher Mann, wie ich bin, erraten könnte?

a Tun dürfen: Als wollte er sagen: Habt ihr euch nicht gescheut, eine solche Tat zu begehen, die euch übel ansteht und gar nicht gebührt?

b Erraten: Er spricht nicht, dass er ein Wahrsager oder Zeichendeuter sei, stellt sich aber doch denen gleich: Als wollte er sprechen: Wisst ihr nicht, dass in Ägypten solche Künste sehr allgemeines sind, darum habt ihr euch selbst eine vergebliche Hoffnung gemacht, dass ihr meintet, euer Diebstahl würde verborgen bleiben.

16. Juda sprach: Was sollen wir sagen meinem Herrn, oder wie sollen wir reden, und was können wir uns rechtfertigen? Gott hat die Missetat deiner Knechte gefunden. Siehe da, wir und der, bei dem der Becher gefunden ist, sind meines Herrn Knechte.

a Sagen: Das ist: Wir bekennen, und müssen gestehen, dass wir nichts vorzuwenden haben, damit wir uns entschuldigen könnten.

b Gefunden: Das ist: Wir können niemands mehr anklagen, als uns selbst, und erkennen, dass wir diese Strafe gegen unseren Herrn Gott wohl verschuldet haben, mit unsern Sünden, so wir vorher begingen, die er jetzt an uns heimsuchen will. Und wacht also hier ihr Gewissen auf, dass sie ihre Sünde im Herzen und Gewissen recht empfinden, derer sie sich sonst vorhin und bis daher nicht viel geachtet hatten. (Also führt Christus die Seinen zur Hölle, das heißt, in großen Ängsten des Gewissens. Aber später erhebt er sie wiederum in den Himmel, Psalm 119. v. 52.)

c Knechte: Juda ergibt sich samt allen seinen Brüdern gutwillig in die Dienstbarkeit, damit er durch solche Demut und Unterwerfung des ägyptischen Fürsten Herz und Gemüt desto eher und leichter zum Mitleiden bewege.

17. Er aber sprach: Das sei ferne von mir, solches zu tun! Der Mann, bei dem der Becher gefunden ist, soll mein Knecht sein; ihr aber zieht hinauf mit Frieden zu eurem Vater.

a Tun: Nämlich, dass ich euch zu Knechten mache und in die Dienstbarkeit zwinge, da nur einer allein gesündigt hat. Er wusste aber wohl, dass ihrer keiner wieder zum Vater kommen durfte, ohne den Benjamin, darum steckten sie hier in der allergrößten Not und sonderlich Juda, der vor den Benjamin bei seinem Vater sich verbürgt und gewisslich verheißen hatte, dass er ihn wieder mit sich bringen, und seinem Vater zustellen wollte.

18. Da trat Juda zu ihm und sprach: Mein Herr, lass deinen Knecht ein Wort reden vor deinen Ohren, mein Herr; und dein Zorn ergrimme nicht über deinen Knecht; denn du bist wie ein Pharao.

a Reden: Ich bitte, du wollest mich gnädiglich hören.

b Wie ein Pharao: Das ist: Ich halte dich so hoch wie den König Pharao selbst, darum bitte ich ganz demütig um Verzeihung, weil mich die hohe Not dazu zwingt, dass ich reden muss. Und ist dies alles, samt der folgenden weitläufigen Rede, durchaus dahin gerichtet, dass Joseph zum Mitleiden bewegt würde.

19. Mein Herr fragte seine Knechte und sprach: Habt ihr auch einen Vater oder Bruder?

a Fragte: Nämlich, wie wir als Erstes daherkamen.

20. Da antworteten wir: Wir haben einen Vater, der ist alt, und einen jungen Knaben, in seinem Alter geboren; und sein Bruder ist tot, und er ist allein übergeblieben von seiner Mutter, und sein Vater hat ihn lieb. † 1. Mose 42. v. 13.

a Jungen Knaben: Es wird der Benjamin ein junger Knabe genannt, gegen die anderen zu rechnen, weil er der Jüngste unter seinen Brüdern war.

b Alter geboren: Darum er ihm desto lieber ist.

c Ist Tot: Denn sie durften es nicht bekennen, wie es mit ihm zugegangen wäre.

d Mutter: Denn er hoffte, es würde sich dadurch Joseph desto mehr zum Mitleiden bewegen lassen. Es wusste aber Juda nicht, dass er vor seinem Bruder Joseph redete, dem die Sachen alle zuvor bekannt waren, darum er in solchen Nöten und Ängsten vorbringt, was er erdenken kann, damit Joseph zur Barmherzigkeit bewegt würde.

21. Da sprachst du zu deinen Knechten: Bringt ihn herab zu mir; ich will ihm Gnade erzeigen.

22. Wir aber antworteten meinem Herrn: Der Knabe kann nicht von seinem Vater kommen; wo er von ihm käme, würde er sterben.

a Er sterben: Nämlich der Vater vor großem Kummer und Herzeleid.

23. Da sprachst du zu deinen Knechten: Wo euer jüngster Bruder nicht mit euch herkommt, sollt ihr mein Angesicht nicht mehr sehen. {1Mos 42v15}

a Sprachst du: Du warst mit der Entschuldigung nicht zufrieden und wolltest dich nicht daran sättigen lassen.

b Sehen: Ihr sollt nicht mehr vor meine Augen kommen.

24. Da zogen wir hinauf zu deinem Knechte, meinem Vater, und sagten ihm an meines Herrn Rede.

25. Da sprach unser Vater: Zieht wieder hin und kauft uns ein wenig Speise.

26. Wir aber sprachen: Wir können nicht hinabziehen, es sei denn unser jüngster Bruder mit uns, so wollen wir hinabziehen; denn wir können des Mannes Angesicht nicht sehen, wo unser jüngster Bruder nicht mit uns ist.

27. Da sprach dein Knecht, mein Vater, zu uns: Ihr wisst, dass mir mein Weib zwei Söhne geboren hat.

28. Einer ging hinaus von mir, und man sagte, er ist zerrissen; und habe ihn nicht gesehen bisher. {1Mos 37v33}

a Einer: Nämlich Josef

b Man sagte: Wie ich es auch bisher dafür gehalten habe.

29. Werdet ihr diesen auch von mir nehmen, und ihm ein Unfall widerfährt, so werdet ihr meine grauen Haare mit Jammer hinunter in die Grube bringen.

a Diesen: Nämlich den Benjamin.

b Bringen: Das ist: Wenn ihr diesen Sohn auch von mir wegführt, werdet ihr Ursache daran sein, dass ich alter elender und eisgrauer Mann vor Leid sterben muss.

30. Nun, so ich heimkäme zu deinem Knechte, meinem Vater, und der Knabe wäre nicht mit uns, weil seine Seele an dieser Seele hängt,

a Hängt: Das ist: Weil er den Sohn so inniglich liebt, dass er nach desselben Verlust ohne Zweifel nicht leben könnte.

31. so wird es geschehen, wenn er sieht, dass der Knabe nicht da ist, dass er stirbt; so würden wir, deine Knechte, die grauen Haare deines Knechts; unseres Vaters, mit Herzeleid in die Grube bringen:

a Herzeleid: Das ist: Unser Vater wird vor großem Kummer und Herzeleid sterben.

32. Denn ich, dein Knecht, bin Bürge geworden für den Knaben gegen meinen Vater und sprach: Bringe ich ihn dir nicht wieder, so will ich mein Leben lang die Schuld tragen. {1Mos 43 , v9}

a Bürge: Und habe es meinem Vater versprochen, dass ich ihn wieder bringen will.

b Schuld: Dass ich nämlich meinen Bruder ums Leben gebracht habe, und meinem Vater unmenschlicherweise zum Tode verholfen habe.

33. Darum lass deinen Knecht hier bleiben an des Knaben statt, zum Knechte meines Herrn, und den Knaben mit seinen Brüdern hinaufziehen.

a Knecht: Nämlich mich: Denn Juda redet solches von sich selbst, als wollte er sprechen: Ich bitte dich, du wollest einwilligen, und dir es nicht zuwider sein lassen, dass ich mich anstatt meines Bruders Benjamin dir zum Knecht darstelle und anbiete, und wollest mich an seiner statt zum Diener aufnehmen.

34. Denn wie soll ich hinaufziehen zu meinem Vater, wenn der Knabe nicht mit mir ist? Ich würde den Jammer sehen müssen, der meinem Vater begegnen würde.

a Begegnen: Von wegen, dass er diesen seinen liebsten Sohn verlor. Will so viel sagen: Ich will mich viel lieber die ganze Zeit meines Lebens in eine harte und schwere Dienstbarkeit ergeben, als dass ich zusehen sollte, wie mein Vater von wegen seines verlorenen Sohnes ein jämmerliches Ende nehme und vor Herzeleid stürbe. Wie nun Juda solche Rede vom Grund seines Herzens hervorbrachte, die er mit aufgehobenen Händen tat und zugleich mit viel Seufzen seine heißen Tränen darüber vergossen hat, dass er in der Rede oft stecken blieb, und für großem Wehklagen nicht fortfahren konnte: Also ist Joseph dadurch zu herzlicher Gnade und Mitleidigkeit bewegt worden. (Und sollen wir eine solche Liebe gegen unsere Brüder erzeigen, wie hier Joseph in dem Juda empfand.) Obwohl nun Joseph seine Brüder vorhin herzlich liebte: So wird er doch jetzt so viel desto mehr dahin bewegt, dass er sich ihrer begehrt anzunehmen und ihnen Gutes zu tun, weil er sieht, dass sie, wie sie sich auch gegen ihn verhalten haben, jetzt um der ihres Vaters und Bruders Unglück ihnen sehr zu Herzen gehen lassen: Weil sie sich viel lieber wollen in eine ewige Dienstbarkeit ergeben, als ihren Vater mehr Bekümmernis zu machen, und ihren Bruder in Gefahr setzen. (Noch viel mehr aber lässt sich der Sohn Gottes, welcher unser Bruder ist, nach dem Fleisch, durch unsere ernste Buße bewegen, dass er seine große Liebe, die er zu den bußfertigen Sündern trägt, nicht lange verbergen kann.) Gleich, wie auch Joseph sich nicht mehr verbergen konnte, dass er seinen Brüdern wiederum tröstlich zuspricht, die er anfangs sehr erschreckt hatte, wie im folgenden Kapitel zu sehen ist.


Das 45. Kapitel


1. Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen, umfängt sie freundlich und begabt sie reichlich mit Geschenken, v. 1. 2. Ermahnt sie danach, dass sie mit ihrem Vater und ganzem Personal sollen zu ihm hinab nach Ägypten ziehen, v. 9. 3. Der König Pharao begehrt solches auch gnädig an ihnen, und verschafft, dass ihnen alles, wessen sie zur Reise benötigt, dargeboten werde, v. 16.

1. Da konnte sich Joseph nicht länger enthalten vor allen, die um ihn herum standen, und er rief: Lasst jedermann von mir hinausgehen! Und stand kein Mensch bei ihm, da sich Joseph vor seinen Brüdern bekannte. {Apg 7v13}

a Nicht länger: Das ist: Er hat vor großer Liebe gegen seine Brüder sich des Weinens nicht mäßigen können. (Eine viel größere und inbrünstigere Liebe aber trägt Christus gegen seinen Gläubigen.)

b Standen: Nämlich seine Hausgenossen und sein Personal, die ihm hinderlich daran waren, dass er sich nicht frei heraus lassen durfte, was er im Herzen hatte.

c Jedermann: Dass nur seine Brüder allein bei ihm blieben, wie denn geschah.

2. Und er weinte laut, dass es die Ägypter und das Personal des Pharaos hörten.

a Weinte laut: Nämlich, aus herzlicher inbrünstiger Liebe gegen seine Brüder.

b Ägypter: Welche auf seinen Befehl von ihm hinausgegangen waren, und draußen warteten.

c Pharao: Das ist: Die sagen es bald weiter und ist in den Hof des Pharaos gegangen, wie Joseph inniglich weinte: Darüber sich die Ägypter ohne Zweifel heftig verwunderten, was es bedeuten möchte, dass ein solcher vortrefflicher Fürst so weinte.

3. Und sprach zu seinen Brüdern: Ich bin Joseph. Lebt mein Vater noch? Und seine Brüder konnten ihm nicht antworten, so erschraken sie vor seinem Angesicht.

a Joseph: Euer Bruder, der euch herzlich liebt. Da seine Brüder in großer Furcht steckten von wegen der ihnen bevorstehenden und vor Augen schwebenden Gefahr, wie sich es ansehen ließ, dass sie zur Knechtschaft und Dienstbarkeit möchten gezogen werden, da redet sie Joseph unversehens aufs Allerfreundlichste an und spricht ihnen aus brüderlicher Liebe gar friedlich zu. (Also tut der Sohn Gottes auch: Denn wenn wir nach der Predigt des Gesetzes in mancherlei Trübsal und Versuchungen uns nicht anderes meinen lassen, als sind wir von Gott verstoßen, da tröstet er uns wiederum mit der lieblichen reizenden Stimme des Evangeliums, welches uns seine Gnade und Güte verkündigt. Es ist aber auch dies eine Herrliche und besondere vortreffliche Tugend an dem Joseph gewesen, derer wir uns auch befleißigen sollen, dass er sich nicht geschämt hat, zu bekennen, wie er dieser hebräischen Schafhirten Bruder sei, welche doch in zweierlei Wege bei den Ägyptern verachtet waren. Erstlich, dass sie Hebräer und dass sie Schäfer waren. Darum ließ sich es ansehen, dass Joseph durch dieses Bekenntnis seines nicht adeligen und schlechten Herkommens seines majestätischen Ansehens und Hoheit schmälerte, oder viel mehr sein gut Glück, und sich selber, seiner Brüder wegen in Gefahr setzte, welche es dazu gar nicht um ihn verdient hatten, dass er sich ihrer viel hätte achten oder annehmen mögen, dazu gar wohl hätte können verborgen bleiben seines Standes wegen, weil sie ihn nicht kannten. Aber die Frömmigkeit und brüderliche Treue ist ihm lieber gewesen, als das ganze Königreich Ägypten.)

b Vater: Dessen Wohlfahrt ich mir mehr angelegen sein lasse als mein eigen Leben.

c Erschraken: Obwohl Joseph mit Tränen seine Liebe ihnen genügsam zu verstehen gab, so waren sie doch über diese seltsame und ungewöhnliche neue Geschichte so bestürzt, sonderlich, da sie ihnen wiederum zu Gemüt führten, was sie vor der Zeit wider ihn gehandelt hatten, dass sie kein Wort mehr reden oder vorbringen konnten. (Also müssen alle Sünder vor Christo in Ewigkeit verstummen, wo sie nicht mit seinem Wort und Heiligen Geist wieder aufgerichtet und erquickt werden.)

4. Er sprach aber zu seinen Brüdern: Tretet doch her zu mir! Und sie traten herzu. Und er sprach: Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr in Ägypten verkauft habt.

a Verkauft: Diese Worte redet er nicht aus Zorn, oder dass er ihnen solches begehre aufzurücken und vorzuwerfen, wie er es auch ohne allen Zweifel nicht mit lauter Stimme heraussagte, dass es jedermann und sonderlich die Ägypter gehört hätten. (Denn wir sollen unserer Mitbrüder Fehler und Mängel zudecken.) Sondern hat es ihnen im Geheimen zu verstehen gegeben, damit sie desto weniger an seiner Person zweifeln sollten.

5. Und nun bekümmert euch nicht und denkt nicht, dass ich darum zürne, dass ihr mich hierher verkauft habt; denn um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch hergesandt.

a Bekümmert: Jetzt verzeiht er ihnen nicht allein die Sünde, sondern weil sie sehr bestürzt und erschrocken sind, so spricht er ihnen ferner tröstlich zu, dass sie ihnen deswegen keine Anfechtung machen sollen, obgleich sie sich an ihm vergriffen haben, und sollen sich nicht fürchten oder die Gedanken machen, als ob er solche Unbilligkeit zu rächen begehrte.

b Lebens: Das ist: Gott hat nach seiner großen Güte und Weisheit die Sache dahin gerichtet, dass durch solche Mittel mein Verkauf, euer Leben und Wohlfahrt erhalten werde. (Denn obwohl Gott keine Ursache der Sünden ist, ihm dieselbe auch im wenigsten nicht gefallen lässt: So weiß er doch nach seiner großen Güte die Sachen also anstellen, dass auf einen bösen Anfang endlich ein gutes Ende folgt.)

6. Denn dies sind zwei Jahre, dass es teuer im Lande ist, und sind noch fünf Jahre, dass kein Pflügen noch Ernten sein wird.

a Keine Ernten: Was diese unfruchtbaren und teuren Zeiten für natürliche Ursachen hatten, wodurch sie entstanden, und Gott zu solcher Strafe gebraucht habe, wird in der Schrift nirgends gemeldet.

7. Aber Gott hat mich vor euch hergesandt, dass er euch übrig behalte auf Erden und euer Leben errette durch eine große Errettung.

a Gesandt: Indem, da ihr mich verkauft habt.

b Behalte: Durch mein Zutun, damit ihr nicht mit vielen anderen im Lande Kanaan hungers sterben müsst.

c Errettung: Das ist: Auf dass euch Gott durch mein Zutun wunderbarlicher Weise und mit großer Herrlichkeit aus der bevorstehenden Hungers- und Todesgefahr errette. (Denn Gott sieht und weiß nicht allein zuvor, wenn irgend ein Unglück über die Kirche gehen soll, sondern ist auch auf Mittel und Wege bedacht, wie er sie wiederum daraus erlösen wolle.)

8. Und nun, ihr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott, der hat mich Pharao zum Vater gesetzt und zum Herrn über all sein Haus und einen Fürsten in ganz Ägyptenland.

a Nicht hergesandt: Ihr wusstet es damals, wie ihr mich verkauftet, im wenigsten nicht, wie es ausgeht und was es für ein Ende nehmen würde. Aber was an ihm selber böse und übel gehandelt ist, das hat Gott gewendet und gerichtet zu eurer und vieler anderer Leute Wohlfahrt durch seine sonderbare Güte.

b Vater: Nämlich, dass ich als ein Vater für ihn und sein ganzes Reich Vorsorge trüge, damit es in der großen Hungersnot keinen Mangel litte, sondern mit aller Notdurft, und gebührender Unterhaltung versehen würde.

c Haus: Also, dass mir auch die Regierung des königlichen Hofs anbefohlen ist.

d Fürsten: Es rühmt sich aber Joseph, und erhebt sich dieser Ehren nicht, sondern preiset die guten Taten Gottes, so er ihm erzeigt, mit dankbarem Herzen. (Denn wir sollen die Wohltaten Gottes dankbar erkennen, und rühmen.)

9. Eilt nun und zieht hinauf zu meinem Vater und sagt ihm: Das lässt dir Joseph, dein Sohn, sagen: Gott hat mich zum Herrn in ganz Ägypten gesetzt; komm herab zu mir, säume dich nicht!

a Eilet: Damit der Vater desto eher aus seinem trübseligen und traurigen Zustand, darin er bis daher viele Jahr zugebracht, erlöst und mit Freuden überschüttet werde.

b Gott: Dem ich all mein Glück und Herrlichkeit zuschreibe, dass er mir dazu geholfen hat.

10. Du sollst im Lande Gosen wohnen und nahe bei mir sein, du und deine Kinder und deine Kindeskinder, dein kleines und großes Vieh und alles, was du hast.

a Gosen: Welches der beste und fruchtbarste Ort ist in ganz Ägyptenland.

b Nahe: Das ist: Ich will dir einen Ort geben, der nicht weit von meiner Wohnung sein soll, da ich meinen Sitz habe.

11. Ich will dich dort versorgen; denn es sind noch fünf Jahre der Teuerung; auf dass du nicht verdirbst mit deinem Hause und allem, das du hast.

a Dich: Mit deinem ganzen Personal.

b Verdirbst: Nämlich, dass du würdest des hungers sterben.

12. Siehe, eure Augen sehen, und die Augen meines Bruders Benjamin, dass ich mündlich mit euch rede.

a Siehe: Wie seine Brüder noch erschrocken sind, und etlichermaßen zweifeln, ob er in Wahrheit der Joseph sei, so mit ihnen redet, spricht er ihnen ferner zu und vergewissert sie. (Gleich, wie auch Christus nach seiner Auferstehung seinen Jüngern sich zu erkennen gab, da sie zweifelten, mit freundlichem Zusprechen seiner Auferstehung versichert hat.)

b Mündlich: Als wollte er sprechen: Warum zweifelt ihr noch an meiner Person? Erkennt mich doch, ihr hört mich wohl, dass ich nicht mehr durch einen Dolmetscher mit euch rede, sondern in unserer Muttersprache mich mit euch unterhalte, darum ihr meinem Vater genügende Zeichen geben könnt, dass ich noch lebe und in Ägypten die Regierung des Königreichs verwalte.

13. Verkündigt meinem Vater alle meine Herrlichkeit in Ägypten und alles, was ihr gesehen habt; eilt und kommt wieder mit meinem Vater hierher!

a Herrlichkeit: Damit mich Gott begabt hat.

b Gesehen: Nämlich, zu was großen Ehren ich in diesem Königreich Ägypten erhaben bin.

c Eilt: Denn es verlangte Joseph gar sehr nach seinem lieben Vater.

14. Und er fiel seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte; und Benjamin weinte auch an seinem Halse.

a Hals: Das ist: Er hat seinen Bruder, so mit ihm von einer Mutter geboren war, aufs Freundlichste aus großer Freude und Liebe umfangen.

b Seinem: Nämlich des Josephs Hals, den er wiederum, da ihm vor Freude die Tränen aus den Augen geschossen, empfangen.

15. Und küsste alle seine Brüder und weinte über sie. Danach redeten seine Brüder mit ihm.

a Küsste: Also gar hat er ihnen ihre Sünde, die sie wider ihn begangen, verziehen, dass er einen jeden mit Tränen küsste, damit sie genügend versichert wären, wie kein Fünklein der Rache bei ihm war. (Ebenso sollen wir auch unsern Mitbrüdern von Herzen ihre Fehler vergeben.)

b Danach: Nämlich, wie sie seines wohlmeinenden Gemütes und geneigten Willens gegen ihnen genug Anweisungen hatten. Da sie wiederum ohne allen Zweifel ihn demütig um Verzeihung baten und ihm höflich Dank sagten für die große Freundlichkeit und Gutwilligkeit, so er ihnen erzeigte. Nach welchem sie einander freundlich und brüderlich zugesprochen und allerhand lieblicher und holdseliger Unterredungen miteinander gepflegt. (Gleich, wie auch Christus nach seiner Auferstehung mit seinen Jüngern ganze vierzig Tage oftmals viel liebliche und trostreiche Gespräch gehalten, ehe er nach Himmel gefahren und redet noch heutigentags mit seiner Kirche durch das Evangelium und Predigtamt.)

16. Und da das Geschrei kam in des Pharaos Haus, dass Josephs Brüder gekommen wären, gefiel es dem Pharao wohl und allen seinen Knechten.

a Geschrei: Welches bald hin und wieder erschall.

b Josephs: Dessen Geschlecht und Herkunft den Ägyptern zuvor unbekannt war, ohne allein, dass sie wussten, dass er ein Hebräer wäre.

c Gefiel es: Denn er hat sich gefreut, dass er Ursache und Gelegenheit bekam, da er sich dankbar gegen Joseph erzeigen könnte, indem er seine königliche Freigiebigkeit gegen des Josephs Geschlecht und Freundschaft erklärte. Und ist dies eine besondere gute Tat Gottes gewesen, dass der Pharao nicht allein den Joseph, sondern auch seine Eltern, Brüder und Verwandten gnädig aufnahm, obwohl sie Schafhirten waren und deswegen bei den Ägyptern verachtet wurden. (Denn es steht einer Obrigkeit zu, dass sie nicht allein ihre treuen Diener, sondern auch das Personal gnädig halten soll.)

17. Und der Pharao sprach zu Joseph: Sage deinen Brüdern: Tut ihm also, beladet eure Tiere, zieht hin,

a Tiere: Nämlich eure Esel mit Getreide.

18. und wenn ihr kommt ins Land Kanaan, so nehmt euren Vater und euer Personal und kommt zu mir; ich will euch Güter geben in Ägyptenland, dass ihr essen sollt das Mark im Lande.

a Mark: Das ist: Ich will euch den besten Ort des Landes geben. Und bietet der König des Josephs Verwandte gutwillig Herberge und Unterschlupf an in Ägypten, mit Bewilligung und Bestätigung alles dessen, was Joseph seinen Brüdern vorhin verheißen hatte. (Dergleichen fromme Fürsten sind lobenswert, welche der Kirche und derselben Dienern Unterschlupf und Nahrung reichen.)

19. Und gebiete ihnen: Tut ihm also, nehmt zu euch aus Ägyptenland Wagen zu euren Kindern und Weibern und führt euren Vater und kommt.

20. Und seht euren Hausrat nicht an, denn die Güter des ganzen Landes Ägypten sollen euer sein.

* Hausrat: Luther). Lasst euch euren Hausrat nicht hindern. Was ihr nicht verkaufen könnt in solcher teuren Zeit, das lasst hinter euch.

a Nicht an: Das ist: Was ihr in solch teuren Zeit an Hausrat nicht verkaufen könnt, das lasst zurück im Lande Kanaan und lasst euch denselben nicht hindern oder aufhalten von der Reise.

b Euer sind: Das ist: Ich will euch alles reichlich wieder erstatten, was ihr am Hausrat verlieren werdet.

21. Die Kinder Israels taten also. Und Joseph gab ihnen Wagen nach dem Befehl des Pharaos und Nahrung auf den Weg.

a Kinder Israel: Josephs Brüder.

b Taten also: Und rüsteten sich auf den Weg.

c Gab: Nämlich zum Geschenk und zur Verehrung.

22. Und gab ihnen allen, einem jeglichen, ein Feierkleid; aber Benjamin gab er dreihundert Silberlinge und fünf Feierkleider.

a Feierkleid: Das ist: Hübsche und schöne Kleider, dergleichen man an Feiertagen anzutun pflegt.

b Benjamin: Als seinem leiblichen Bruder von Vater und Mutter her.

c Silberling: Welche Summe ungefähr in die dreihundert Taler geht.

23. Und seinem Vater sandte er dabei zehn Esel, mit Gut aus Ägypten beladen, und zehn Eselinnen mit Getreide und Brot und Speise seinem Vater auf den Weg.

a Gut: Welche Gaben und Geschenke von allerhand Sachen waren, so man in Ägypten hatte vor anderen Landschaften, damit er seinen Vater verehren wollte.

24. Also ließ er seine Brüder, und sie zogen hin; und sprach zu ihnen: Zankt nicht auf dem Wege!

a Zankt nicht: Weil Joseph sich besorgte, sie möchten auf dem Weg einen neuen Streit und Handel anfangen, da je einer dem anderen die Schuld zumessen würde, dass er wäre verkauft worden. Oder aber, dass sie einander anfeinden würden, dass irgendeiner bessere und köstlichere Verehrungen empfange, denn der andere. So ermahnt er sie zur Einigkeit, und dass sie friedlich miteinander fortreisen sollen. Wie denn Joseph für sich selbst zu Friede und Einigkeit geneigt wurde. (Also spricht Christus zu uns, weil wir auf Erde wallen: Das gebiete ich euch, dass ihr euch untereinander liebt. Darum sollen wir allen Neid und Bitterkeit meiden {Joh 15v12}.

25. Also zogen sie hinauf von Ägypten und kamen ins Land Kanaan zu ihrem Vater Jakob.

26. Und verkündigten ihm und sprachen: Joseph lebt noch und ist ein Herr im ganzen Ägyptenlande. Aber sein Herz dachte gar viel anders, denn er glaubte ihnen nicht.

a Verkündigten ihm: Mit großen Freuden.

b Lebt) Von welchem du nicht anderes gedacht, denn dass er von wilden Tieren zerrissen wurdest.

* Dachte gar: Luther). Das hebräische Wort heißt anderes tun, anders werden, ich kann nichts anderes. Weine, und lass deine Augen nichts anderes tun, Habakuk. 1, 4. Es geht anderes denn recht, recht geht anders, gilt nichts. Also Jakob denkt viel anderes, als sie es ihm erzählen.

c Anders: Das ist: Er hatte nicht Acht auf ihre Reden und schlug sie in den Wind.

27. Da sagten sie ihm alle Worte Josephs, die er zu ihnen gesagt hatte. Und da er sah die Wagen, die ihm Joseph gesandt hatte, ihn zuführen, wurde der Geist Jakobs, ihres Vaters, lebendig.

a Wort: Wie er sich ihnen zu erkennen gab, ihnen freundlich zugesprochen und was er ihnen befohlen, dass sie ihm, seinem Vater, zeigen sollten.

b Sah: Nämlich, nach dem ihm seine Söhne allen Handel erzählt hatten.

c Zuführen: Da gibt er ihren Worten Glauben.

d Lebendig: Das ist: Er hat sich von der langwierigen Bekümmernisse seines Herzens wiederum erholt, nichts anderes, als wenn er von den Toten wiedererstanden wäre.

28. Und Israel sprach: Ich habe genug, dass mein Sohn Joseph noch lebt; ich will hin und ihn sehen, ehe ich sterbe.

a Sterbe: Das ist: Danach will ich gerne sterben, wenn es Gott haben will. Denn sein Glaube ist hierdurch sehr gestärkt worden, nicht allein von wegen der zeitlichen, sondern vielmehr der himmlischen Güter wegen, weil er empfunden, wie Gott seine Verheißungen so reichlich erfüllt.


Das 46. Kapitel.


1. Jacob zieht mit seinem ganzen Personal, welches mit Namen erzählt wird, nach Ägypten, v. 1. 2. Auf dem Wege opferte er Gott, und bekommt den Befehl von ihm, dass er fortziehen solle in Ägypten, mit angehängter Verheißung, dass er seinen Samen mehren, und ihn väterlich schützen soll, v. 1. 3. Joseph zieht seinem Vater entgegen, und empfängt ihn freundlich, der sich dessen sehr erfreut, v. 29.

1. Israel zog hin mit allem, das er hatte. Und da er gen Bersaba kam, opferte er Opfer dem Gott seines Vaters Isaak. {2Mos 1v1 , v2 , Ps 105v23 , Apg 7v15}

a Hatte: Dass er seinen Sohn Joseph sehe.

b Ber Saba: Welchen Ort Abraham zuvor in Kap. 21. also genannt hatte, von wegen des Eides, den er dem Könige Abimelech darin leistete.

c Opferte: Aus dem Folgenden kann man etlichermaßen abnehmen, dass dem Jakob zu gefallen, ob er auch recht daran täte, dass er aus Liebe und Verlangen, den Joseph zu sehen, mit seinem ganzen Personal das Land Kanaan verließe, welches ihm und seinem Samen verheißen war. Zudem wusste er wohl aus der Weissagung, so dem Abraham geschehen und offenbart wurde, dass seine Nachkommen im Elend große Trübsal würden ausstehen müssen, 1. Mose 15. v. 13. Darum hält er hier still, bis er von Gott eine Erklärung habe, ob er nach Ägypten ziehen solle. (Denn wir sollen unseres Tuns gewiss sein, ob es Gott gefalle, welche Gewissheit wir aus dem Worte Gottes lernen müssen, das uns allein vergewissern kann. Und sollen wir in zweifelhaften Sachen zum Gebet unsere Zuflucht haben.)

2. Und Gott sprach zu ihm des Nachts im Gesicht: Jakob, Jakob! Er sprach: Hier bin ich.

a Gott sprach: Nämlich, nachdem er seinem Personal nach geschehenem Opfer eine Predigt getan, von dem zukünftigen Messias und wie man ein gottseliges Leben führen soll. Auch Gott Dank gesagt hatte für die empfangenen Wohltaten mit angehängtem inbrünstigem Gebet, dass er ihn ferner nach seiner väterlichen Güte geleiten und regieren wollte. Da erscheint ihm Gott mit Trost und Hilfe.

b Bin ich: Rede zu deinem Knechte.

3. Und er sprach: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen, denn darin will ich dich zum großen Volk machen.

a Vaters: Das ist: Der ich mich deinem Vater geoffenbart hat, derselbe wahre Gott, den er und du bisher verehrt und angebetet habt.

b Zu ziehen: Das ist: Du darfst dich gar nicht besorgen, als ob du mir ein Missfallen daran tun würdest, wenn du nach Ägypten ziehst, noch dir Gedanken machen, dass du darin samt deinem Geschlechte möchtest vertilgt werden.

c Großen Volk: Ich will deine Nachkommen dort sehr mehren und ausbreiten.

4. Ich will mit dir hinab nach Ägypten ziehen und will auch dich herauf führen; und Joseph soll seine Hände auf deine Augen legen.

a Mit dir: Das ist: Ich will immer bei dir sein und dich auf dieser Reise beschützen, wie auch die ganze Zeit über, wie du in Ägypten verharrst.

b Herauf: Das ist: Obwohl du in Ägypten sterben wirst, so will ich dich doch durch den Tod wiederum daher und ins Land Kanaan führen lassen, dass du darin bei deinen Voreltern sollst begraben werden in dem Lande, das ich dir verheißen habe. Danach will ich auch zu seiner Zeit deine Nachkommen von dort herausführen und ins Land Kanaan bringen.

c Legen: Das ist: Du wirst nicht allein deinen oft erwünschten Sohn Joseph, nach dem du allewege ein großes Verlangen gehabt hast, sehen, sondern er wird auch an deinem Totenbett bei dir sein, und wenn du von hinnen scheidest, dir den letzten Dienst erzeigen, dass er dir die Augen zudrücke.

5. Da machte sich Jakob auf von Bersaba; und die Kinder Israels führten Jakob, ihren Vater, mit ihren Kindlein und Weibern auf den Wagen, die der Pharao gesandt hatte, ihn zu führen.

a Machte sich: Das ist: Er ist von dem Ort mit seinem Personal aufgebrochen, und auf Ägypten zugezogen.

b Ihren Vater: Der nun mehr alt war.

6. Und nahmen ihr Vieh und Habe, die sie im Lande Kanaan erworben hatten, und kamen also in Ägypten, Jakob und all sein Same mit ihm.

7. Seine Kinder und seine Kindeskinder mit ihm, seine Töchter und seine Kindestöchter und all sein Same, die brachte er mit sich nach Ägypten.

8. Dies sind die Namen der Kinder Israels, die nach Ägypten kamen: Jakob und seine Söhne. Der erstgeborene Jakobs Sohn, Ruben. {2Mos 6v14 , 1Chr 2v1}

a Namen: Wie sie ordentlich nacheinander zu zählen sind, was zu des Jakobs Geschlecht und Stamm gehörig waren.

9. Die Kinder Rubens: Hanoch, Pallu Hezron und Charmi.

10. Die Kinder Simeons: Jemuel, Jamin, Ohad, Jachin, Zohar und Saul, der Sohn von dem kanaanäischen Weibe. {1Chr 5v1}.

a Kananäischen: Das ist: Den er mit einem Weibe aus dem Geschlecht der Kanaaniter gezeugt hatte. Welches ein Zeugnis (obwohl etwas dunkel) gewesen, dass auch die Heiden dermal einst zu der Gemeinschaft des Himmelreichs kommen würden.

11. Die Kinder Levis: Gerson, Kahath und Merari. {1Chr 7v1}

12. Die Kinder Judas: Ger, Onan, Sela, Perez und Serah. Aber Ger und Onan waren gestorben im Lande Kanaan. Die Kinder aber Perez: Hezron und Hamul. {1Mos 38v7 , v10 , v29 , v30 , 1Chr 4v21}

a Ger, Onan: Diese beiden muss man an diesen Ort nicht mitzählen. Denn sie sind nicht nach Ägypten gekommen, weil sie vor langer Zeit im Lande Kanaan um ihres gottlosen Lebens willen gestorben waren. Sie werden aber hier vom Mose zugleich mit eingeführt, damit das Geschlechtsregister Jakobs ganz sei, und nicht, dass sie in die Zahl derer, die nach Ägypten hinabgezogen sind, sollten mit eingemengt werden. Wie denn Moses solches zu verstehen gibt, da er gleich darauf meldet, sie sind im Lande Kanaan gestorben.

13. Die Kinder Isaschars: Thola, Phua, Job und Simron. {1Chr 7v1}

14. Die Kinder Sebulons: Sered, Elon und Jahleel.

15. Das sind die Kinder von Lea, die sie Jakob gebar in Mesopotamien, mit seiner Tochter Dina. Die machen allesamt mit Söhnen und Töchtern dreiunddreißig Seelen.

a Allesamt: Deren bis daher Meldung geschah und noch zugleich im Leben waren, sonderlich wenn man des Vaters Person mitzählt.

b Söhnen: Darunter auch die Nachkommen verstanden werden.

c Seelen: Das ist: Menschen. Und sagt Mose nicht, dass solche 33 Personen alle miteinander von der Lea geboren sind, sondern spricht, dass aller Seelen sind so viel gewesen, denen der Vater Jakob zuerst und vornehmlich soll zugezählt werden.

16. Die Kinder Gads: Ziphion, Haggi, Suni, Ezbon, Eri, Modi und Areli.

17. Die Kinder Assers: Jemna, Jesua, Jesui, Bria und Serah, ihre Schwester. Aber die Kinder Brias: Heber und Malchiel. {1Chr 8v30}

18. Das sind die Kinder von Silpa, die Laban gab Lea, seiner Tochter, und gebar Jakob diese sechzehn Seelen.

a Jakob: Ihrem Herrn und Ehemann, als die ihm von der Lea zur Ehe gegeben war.

19. Die Kinder Rahels, Jakobs Weibes: Joseph und Benjamin.

20. Und Joseph wurden geboren in Ägyptenland Manasse und Ephraim, die ihm gebar Asnath, die Tochter Potipheras, des Priesters zu On. {1Mos 41v50}

a Geboren: Denn, obwohl des Josephs beide Söhne nicht im Lande Kanaan, sondern in Ägypten geboren wurden, so haben sie doch zu des Jakobs Geschlecht gehört, und ist ebenso viel gewesen, als wenn er sie mit sich in Ägypten geführt hätte. Und hat Mose wollen anzeigen, wie gering und wenig an der Zahl des Jakobs Geschlecht gewesen, da er in Ägypten gezogen, das doch bald später darin sehr gemehrt und ausgebreitet wurde.

21. Die Kinder Benjamins: Bela, Becher, Asbel, Gera, Naaman, Ehi, Ros, Muppim, Huppim und Ard. {1Chr 8v6}

22. Das sind die Kinder von Rahel, die Jakob geboren sind; allesamt vierzehn Seelen.

23. Die Kinder Dans: Husim.

24. Die Kinder Naphthalis: Jahzeel, Guni, Jezer und Sillem.

25. Das sind die Kinder Bilhas, die Laban seiner Tochter Rahel gab, und gebar Jakob die sieben Seelen.

a Gab: Zur Magd, welche die Rahel später ihrem Ehemann Jakob zum Weibe gab.

26. Alle Seelen, die mit Jakob nach Ägypten kamen, die aus seinen Lenden gekommen waren (ausgenommen die Weiber seiner Kinder), sind alle zusammen 66 Seelen.

a Lenden: Das ist: Deren Vater oder Großvater er war.

b Weiber: Welche hier nicht mit gezählt werden.

c 66: Die nämlich mit Jakob hinabgezogen sind. Denen Joseph, welcher 22 Jahre vor seinem Vater Jakob in Ägypten war zugezählt, samt seinen beiden Söhnen, so ihm in Ägypten geboren wurde, und dennoch zu des Jakobs Stamm und Geschlecht gehörte, machen sie 69 Personen. Zu welche allen der Vater Jakob gerechnet, wurden es gerade 77 Seelen. Und ist dies des Jakobs ganzes Geschlecht gewesen, wie Moses solches wiederum bezeugt, 5. Mose 10. Dass aber Stephanus in der Apostelgeschichte, Kap. 7. sagt, es sind 75 Seelen in Ägypten hinabgezogen, ist er dem gewöhnlichen Text der 77 Dolmetscher gefolgt, in welchem vielleicht, dass es unrecht abgeschrieben wurde, 75 für 77 gelesen wird. Und man darf sich der Zahl wegen nicht so hoch bekümmern, noch einen Streit darüber anfangen, wenn wir nur so viel wissen und haben können, dass der Sohn Gottes aus seinem Stamm und Geschlecht menschliche Natur an sich nahm. (Es erscheint aber auch daraus, dass Gott für seine Auserwählten so fleißige Sorge trage, dass er auch ihrer aller Namen wisse, als deren Häupter er gezählt hat. Dazu wird Gottes Allmacht und Wahrheit daraus erkannt, dass er einen so geringen Haufen, nach seiner Verheißung in kurzer Zeit dermaßen gemehrt hat, dass später an die 660.000 Mann, die alle von dem Jakob herkommen, ohne die Weiber und Kinder, aus Ägypten gezogen sind.)

27. Und die Kinder Josephs, die in Ägypten geboren sind, waren zwei Seelen, also dass alle Seelen des Hauses Jakobs, die nach Ägypten kamen, waren siebzig. {2Mos 1v5 , 5Mos 10v22}

28. Und er sandte Juda vor ihm hin zu Joseph, dass er ihn anweiste zu Gosen. Und kamen in das Land Gosen.

a Gosen: Welches vielleicht dem Lande Kanaan zu gelegen ist gewesen.

29. Da spannte Joseph seinen Wagen an und zog hinauf seinem Vater Israel entgegen gen Gosen. Und da er ihn sah, fiel er ihm um seinen Hals und weinte lange an seinem Halse.

a Hinauf: Da er die fröhliche Botschaft empfing, dass sein Vater käme, zieht er aus großer Liebe und Ehrerbietung ihm entgegen. (Denn dass einer zu großen Ehren kommt, macht ihn solches darum von dem 4. Gebot nicht frei: Ehre Vater und Mutter.)

b Hals: Vor großem Verlangen und aus herzlicher Liebe. Und hat der treffliche Mann sich seines alten Vaters gar nicht geschämt.

c Weinte: Vor Freuden. Und lehrt uns der Heilige Geist hier, dass ihm der Heuchler angemaßte Unfreundlichkeit und störrisch Wesen gar nicht gefalle.

30. Da sprach Israel zu Joseph: Ich will nun gerne sterben, nachdem ich dein Angesicht gesehen habe, dass du noch lebst.

a Sterben: Es hat aber ohne Zweifel einer dem anderen erzählt, was ihm in der Zeit für Unglück und Widerwärtigkeit zugestoßen, und wie väterlich ihnen Gott heraushalf. (Wir sollen also auch willig und gerne sterben, wenn wir unseren Joseph, den Herrn Christus, mit den Augen des Glaubens angesehen und mit dem Herzen umfangen haben.)

31. Joseph sprach zu seinen Brüdern und zu seines Vaters Hause: Ich will hinaufziehen und dem Pharao ansagen und zu ihm sprechen: Meine Brüder und meines Vaters Haus ist zu mir gekommen aus dem Lande Kanaan.

a Sprach: Nämlich, nachdem er einen Tag oder zwei ohne Zweifel bei ihnen verharrte.

32. Und sind Viehhirten, denn es sind Leute, die mit Vieh umgehen; ihr kleines und großes Vieh und alles, was sie haben, haben sie mitgebracht.

33. Wenn euch nun der Pharao wird rufen und sagen: Was ist eure Nahrung?

a Nahrung: Oder Handel, womit geht ihr um, was ist euer Handel und Wandel?

34. so sollt ihr sagen: Deine Knechte sind Leute, die mit Vieh umgehen, von unserer Jugend auf bisher, beide wir und unsere Väter, auf dass ihr wohnen mögt im Lande Gosen. Denn was Viehhirten sind, das ist den Ägyptern eins.

a Sagen: Das ist: Hütet euch, dass ihr nichts anderes vorgebt, denn wie ich gesagt habe, sondern redet schlecht die Wahrheit und dürft keineswegs verhehlen, dass ihr Viehhirten seid, Also wird es geschehen, dass man euch desto eher und leichter einen Ort geben wir, im Lande Gosen, welches am Ende des Königreichs Ägypten, gegen dem Land Kanaan gelegen ist. (Und tun ihm die am allerbesten, welche die Wahrheit rund bekennen, ist ihnen auch am nützlichsten.) Und weil die Ägypter vor der Viehzucht einen Abscheu haben, so werden sie euch, als Viehhirten, denselben Ort desto weniger missgönnen: Und werdet ihr gute Gelegenheit und Weide für euer Vieh haben, dazu ihr meine Hilfe und meinen Rat in der Nähe gebrauchen und haben könnt, so oft ihr wollt, und dessen benötigt. (Denn es steht den Fremdlingen und Ankömmlingen zu, dass sie nicht die vornehmsten und besten Örter zur Wohnung begehren, die man ihnen einräumen soll, sondern sie sollen sich mit ausreichend begnügen lassen.)


Das 47. Kapitel


1. Joseph stellt seinen Vater und seine Brüder vor dem Pharao, der jenen freundlich zuspricht. v. 1. 2. Darauf wird ihnen eine Landschaft in Ägypten eingegeben, die zur Viehzucht gar wohl gelegen war, werden also in der teuren Zeit erhalten, v. 11. 3. Joseph gibt den Ägyptern Getreide für ihr Geld, Vieh und Äcker, v. 13. 4. Jakob erfordert einen Eid von Joseph, dass er ihn nicht in Ägypten, sondern im Land Kanaan begraben lasse, v. 29.

1. Da kam Joseph und sagte es dem Pharao an und sprach: Mein Vater und meine Brüder, ihr kleines und großes Vieh und alles, was sie haben, sind kommen aus dem Lande Kanaan; und siehe, sie sind im Lande Gosen.

a Sagt es: Joseph hat durch seine Gewalt im Lande nicht missbrauchen wollen, sondern auf des Königs Befehl gewartet, dass er ihnen einen gewissen Ort zur Wohnung einräumte. (Welcher Bescheidenheit alle Rechte und Amtleute großer Herren sich gebrauchen sollten.)

2. Und er nahm seiner jüngsten Brüder fünf und stellte sie vor den Pharao.

a Jüngsten: Nämlich, die unansehnlichsten, welche er dem König darum zeigt und sehen lässt, damit er ihrer nicht begehre zu gebrauchen und andere Geschäfte ihnen auferlegen möchte, sondern sie bei ihrer Herde in Gosen bleiben ließe, da sie eine bequeme Wohnung für sich hatten, und ihren Sachen, dazu sie am meisten geschickt und geübt waren, am besten ausrichten konnten. (Denn es hat Joseph seine Verwandten nicht zu hohen Ämtern erheben wollen, dazu sie auch nicht tauglich waren, und die Ägypter hinten anstehen lassen, wie ihrer viel heutigentags zu tun pflegen. Es führt uns aber Christus auch zu seinem himmlischen Vater, dass wir durchs Gebet mit ihm reden können.)

3. Da sprach der Pharao zu seinen Brüdern: Was ist eure Nahrung? Sie antworteten: Deine Knechte sind Viehhirten, wir und unsere Väter.

4. Und sagten weiter zu dem Pharao: Wir sind gekommen, bei euch zu wohnen im Lande; denn deine Knechte haben nicht Weide für ihr Vieh, so hart drückt die Teuerung das Land Kanaan; so lass doch nun deine Knechte im Lande Gosen wohnen.

a Zu wohnen: Das ist: Wir begehren nicht mehr, denn dass du uns in deinem Königreich möchtest eine Herberge und Unterschlupf geben, dazu uns denn die hohe Not zwingt.

* Wohnen: Luther). Zur Herberge, Gast zu sein, Fremdlinge zu sein.

5. Der Pharao sprach zu Joseph: Es ist dein Vater und sind deine Brüder, die sind zu dir gekommen;

a Gekommen: Ich stelle dir frei, dass du es mit ihnen machen magst, wie dir es gefällt.

6. das Land Ägypten steht dir offen; lass sie am besten Ort des Landes wohnen, lass sie im Lande Gosen wohnen; und so du weißt, dass Leute unter ihnen sind, die tüchtig sind, so setze sie über mein Vieh.

a Offen: Du magst ihnen einen Ort geben, welchen du willst.

b Gosen: Weil es gute Viehweide hatte.

c Vieh: Dass sie mein Vieh hüten, welches ich zur Hofhaltung haben muss.

7. Joseph brachte auch seinen Vater Jakob hinein und stellte ihn vor den Pharao. Und Jakob segnete den Pharao.

a Vater: Ohne Zweifel auf Begehren und Forderung des Königs, der eines solchen vortrefflichen Mannes, als der Joseph war, den Vater sehen wollte.

b Segnet: Das ist: Er hat ihm und seinem Königreiche Glück und alle Wohlfahrt gewünscht, und ihm dank gesagt für die empfangenen Wohltaten, so er seinem Sohn Joseph, seinen anderen Söhnen, und auch ihm selbst erzeigt hatte.

8. Der Pharao aber fragte Jakob: Wie alt bist du?

9. Jakob sprach zu dem Pharao: Die Zeit meiner Wallfahrt ist hundertunddreißig Jahre; wenig und böse ist die Zeit meines Lebens und langt nicht an die Zeit meiner Väter in ihrer Wallfahrt.

a Wallfahrt: Das ist: Dieweil ich im Leben gewesen, und mancherlei widerwärtige Zufälle mir zu Hand gestoßen sind, habe ich daraus gelernt, dass ich in dieser Welt ein Fremdling sei, und ein anderes himmlisches Vaterland suchen müsse.

b Langt nicht: Das ist: Ich empfinde aus meiner schwachen Natur und von wegen, dass meine Kräfte täglich sehr abnehmen, dass ich nicht so ein hohes Alter erreiche, noch so lange leben werde als meine Voreltern, deren etliche in die zweihundert Jahre und drüber alt wurden. (Ebenso müssen wir heutigentags auch gestehen und bekennen, dass der Menschen Alter je länger je mehr abnehme. Weil wir denn solches sehen und spüren, so sollen wir dieselbe kurze Zeit unseres Lebens wohl anlegen, sonderlich, dass wir in der wahren Erkenntnis Gottes wachsen und zunehmen: Und in Betrachtung der Trübsale dieses zeitlichen Lebens desto emsiger nach der ewigen Freude uns sehnen.)

10. Und Jakob segnete den Pharao und ging heraus von ihm.

a Segnete: Das ist: Er hat dem Könige wieder einmal alles Gute gewünscht und sich bedankt aller Gnaden und guten Taten, die er und sein Personal von ihm empfangen hatten.

11. Aber Joseph schaffte seinem Vater und seinen Brüdern Wohnung und gab ihnen ein Gut in Ägyptenland am besten Ort des Landes, nämlich im Lande Raemses, wie der Pharao geboten hatte.

a Raemses: Welches ein Ort im Lande Gosen war.

12. Und er versorgte seinen Vater und seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters, einen jeglichen, nachdem er Kinder hatte.

a Jeglichen: Das ist: Er teilt unter ihnen aus, so viel ein jeder zur Unterhaltung sein und seiner Kinder bedurfte. Und gab denen, die viel Kinder hatten, desto reichlicher. (Darum sollen diejenigen, welche viel Kinder haben, in der teuren Zeit nicht verzagen oder kleinmütig werden: Denn Gott sorgt für unsere Kinder, wenn wir in der wahren Gottseligkeit verharren. Und lehrt uns Joseph, indem, dass er Vater und Brüder ernährt, mit seinem Beispiel, was die Kinder den Eltern und die reichen ihren armen Verwandten und Freunden zu leisten schuldig sind.)

* Kinder) Luther). Denn wir alten Narren essen mit den Kindern, nicht sie mit uns. Sie sind Herren, wir sind nur ihre Haushalter.

13. Es war aber kein Brot in allen Landen; denn die Teuerung war fast schwer, dass das Land Ägypten und Kanaan verschmachteten vor der Teuerung.

a Kein Brot: Denn die Felder waren unfruchtbar geblieben und hatten nichts getragen

14. Und Joseph brachte alles Geld zusammen, das in Ägypten und Kanaan gefunden wurde um das Getreide, das sie kauften; und Joseph tat alles Geld in das Haus des Pharaos.

a Alles Geld: Denn es war billig, weil der Pharao zuvor eine große Summe Geldes darauf wandte, hin und wieder Korn aufzukaufen und zusammen zu bringen, da er im Notfall solch Korn wieder verkaufte, dass ihm gebührende Bezahlung dafür geschehe. Welches Geld Joseph treulich eingesammelt und nicht in seinem eigenen Nutzen verwendet, sondern in des Königs Schatzkammer gelegt hat. (Denn es steht einem frommen und getreuen Haushalter zu, dass er seinem Herrn treu sei und nichts für sich behalte, was seiner Obrigkeit gehört.)

15. Da nun Geld gebrach im Lande Ägypten und Kanaan, kamen alle Ägypter zu Joseph und sprachen: Schaffe uns Brot! Warum lässt du uns vor dir sterben, darum dass wir ohne Geld sind?

a Gebrach: Dass jedermann an Gelde erschöpft war, und nichts mehr zum Besten hatte.

b Brot: Oder Korn, daraus wir das Brot backen können.

16. Joseph sprach: Schafft euer Vieh her, so will ich euch um das Vieh geben, weil ihr ohne Geld seid.

a Euer Vieh: Denn er war nicht schuldig, dass er ihnen umsonst Getreide hätte geben müssen, welches er mit des Königs Gelde erkauft hatte. (Und sollen wir nicht freigebig sein von anderer Leute Güter.)

17. Da brachten sie Joseph ihr Vieh; und er gab ihnen Brot um ihre Pferde, Schafe, Rinder und Esel. Also ernährte er sie mit Brot das Jahr um all ihr Vieh.

18. Da das Jahr um war, kamen sie zu ihm im andern Jahr und sprachen zu ihm: Wir wollen unserem Herrn nicht verbergen, dass nicht allein das Geld, sondern auch alles Vieh dahin ist zu unserem Herrn und ist nichts mehr übrig vor unserem Herrn denn nur unsere Leiber und unser Feld.

a Geld: Das ist: Wir haben weder Geld noch Vieh mehr, darum wir Getreide von dir kaufen und umwechseln könnten.

b Feld: Das wir bisher bebaut haben.

19. Warum lässt du uns vor dir sterben und unser Feld? Kaufe uns und unser Land ums Brot, dass wir uns unser Land leibeigen sind dem Pharao; gib uns Samen, dass wir leben und nicht sterben, und das Feld nicht verwüstet.

a Sterben: Vor Hunger, da du uns wohl helfen kannst aus unsern Nöten, wenn du willst.

b Kaufe: Als wollten sie sprechen, weil wir vor Hunger nirgends mehr zu bleiben wissen, so geben wir uns ganz und gar zu eigen, und wollen weiter nicht mehr schlechte Untertanen des Königs sein, sondern auch seine leibeigenen Knechte, mit Aufgabe aller unserer Freiheiten, dass du uns zu Diensten gebrauchen magst nach der Haut, und wie dir es gefällt.

c Samen: Damit wir nicht allein jetzt erhalten werden, sondern auch unsere Äcker besäen mögen zur künftigen Unterhaltung.

d Verwüste: Das ist: Auf das nicht, wenn wir hungers sterben, das ganze Ägyptenland verwüstet werde, so es keine Einwohner mehr hätte.

20. Also kaufte Joseph dem Pharao das ganze Ägypten. Denn die Ägypter verkauften ein jeglicher seinen Acker, denn die Teuerung war zu stark über sie. Und wurde also das Land dem Pharao eigen.

a Kaufte: Dass nunmehr der König seine Untertanen als leibeigenen Knechte halten und gebrauchen durfte, und also das ganze Ägypten durch einen rechtmäßigen Kauf an sich brachte, da er mit den Leuten und ihren Gütern seines Gefallens handeln und umgehen konnte.

21. Und er teilte das Volk aus in die Städte, von einem Ort Ägyptens bis ans andere.

a Teilt: Das ist: Er hat die Einwohner in Ägypten von einem Ende seines Königreichs genommen und an ein anderes Ende oder Ort versetzt und ihnen dort andere Äcker zu bauen übergeben. Dass also die Veränderung von Sitz und Wohnungen an sich selbst ein Zeichen und Zeugnis wären der Dienstbarkeit, in die sie sich ergaben, und dass sie ihre Äcker dem Könige verkauft hätten. Dies ist zwar ein harter Stand, aber darum keine unbillige Sache gewesen. Denn es hat Joseph den Ägyptern ihre Güter und Freiheit nicht in tyrannischerweise mit Gewalt genommen, sondern weil sie sich um die Nahrung selbst gutwillig in die Dienstbarkeit ergaben, hat er sie aufgenommen. Und hat Gott den Ägyptern diese Strafe der Dienstbarkeit zugeschickt, um ihrer Sünde willen, dass sie in den fruchtbaren Jahren des Josephs Erinnerungen verachtet und in den Wind schlugen, an keine Buße gedacht, sondern nur alles üppig vertan und zum Überfluss missbraucht hatten. (Einen solchen Ausgang gewinnt es endlich mit den Verächtern der göttlichen Worte, die in fleischlicher Sicherheit und im Überfluss dahinleben. Und sind dennoch die Ägypter in dem Fall lobenswert, dass sie solche Last der Dienstbarkeit mit Geduld auf sich nahmen, und nicht mit Protest oder Aufruhr sich selbst helfen wollten.)

22. Ausgenommen der Priester Feld, das kaufte er nicht; denn es war von dem Pharao für die Priester verordnet, dass sie sich nähren sollten von dem Benannten, das er ihnen gegeben hatte; darum durften sie ihr Feld nicht verkaufen.

a Verordnet: Weil er den Gottesdienst, der ohne Zweifel durch des Josephs Zutun, so viel möglich, verbessert wurde, zu erhalten begehrt hat und reichlich dazu geben, was vonnöten gewesen ist. (Denn man soll die Kirchendiener ernähren und in Ehren halten.)

23. Da sprach Joseph zu dem Volk: Siehe, ich habe heute gekauft euch und euer Feld dem Pharao; siehe, da habt ihr Samen und besät das Feld.

a Feld: Welches ich euch wieder ausleihen will, dass ihr es bebauen mögt, mit nachfolgenden Bedingungen.

24. Und von dem Getreide sollt ihr den Fünften dem Pharao geben; vier Teile sollen euer sein, zu besäen das Feld, zu eurer Speise und für euer Haus und Kinder.

a Getreide: So euch jährlich wachsen wird.

b Fünften: Dies ist den Untertanen ein leidentlicher Handel und wohl zu tun gewesen und hat dem Pharao viel eingebracht, sonderlich in einem solchen fruchtbaren Land als Ägypten wurde.

25. Sie sprachen: Lass uns nur leben und Gnade vor dir, unserem Herrn, finden; wir wollen gerne dem Pharao leibeigen sein.

a Sprachen: Denn sie erkennen solche große Wohltat mit dankbarem Herzen an.

b Gnade: Das ist: Du wollest mit deinen Knechten, also gnädig zu handeln, immer fortfahren.

c Gern: Das ist: Solche Dienstbarkeit wird uns keineswegs schwer ankommen. (Denn was die Dienstbarkeit für Ungemach und Beschwernisse mit sich bringt, empfindet man zu Anfang nicht, {2Mos 16v5}

26. Also machte Joseph ihnen ein Gesetz bis auf diesen Tag über der Ägypter Feld, den Fünften dem Pharao zu geben; ausgenommen der Priester Feld, das wurde nicht eigen des Pharaos.

a Gesetz: Das ist: Diese Satzung, welche Joseph mit gutem Fug und Recht in Ägypten eingeführt und geordnet hat, ist danach später auch so gehalten worden, dass von einem jeden Acker der Könige den fünften Teil bekommt.

b Tag: Da Mose solches schrieb.

c Fünften: Von jedem jährlichen Einkommen, so auf dem Felde wuchs.

d Priester: Denn es sind die Priester bei den Ägyptern je und allewege in großem Ansehen und Ehren gehalten worden, unter denen wohl zu glauben, dass ihrer viel von Joseph zur rechten Religion bekehrt sind, wie der 105. Psalm zu verstehen gibt, obwohl er sie nicht zwang, dass sie alle der Hebräer Zeremonien, deren doch zugleich auch noch nicht gar viel waren, die sie halten mussten.

27. Also wohnte Israel in Ägypten, im Lande Gosen, und hatten es inne und wuchsen und mehrten sich sehr.

a Gosen: Welches ein Teil oder Stück vom Ägyptenland wurde.

b Innen: Als Gäste und Fremdlinge.

c Mehrten: Durch den Segen Gottes.

28. Und Jakob lebte siebenzehn Jahre in Ägyptenland, dass sein ganzes Alter wurde hundertundsiebenundvierzig Jahre,

29. Da nun die Zeit herbeikam, dass Israel sterben sollte, rief er seinen Sohn Joseph und sprach zu ihm: Habe ich Gnade vor dir gefunden, so lege deine Hand unter meine Hüfte, dass du die Liebe und Treue an mir tust und begrabest mich nicht, in Ägypten; {1Mos 24v2}

a Sterben: Entweder, dass er deswegen eine besondere Offenbarung von Gott hatte, oder aber von wegen seines Leibes Schwachheit solches wohl empfunden hat.

b Gnade: Er demütigt sich vor seinem Sohn, von wegen seines Amtes, dass er im Stande der Obrigkeit gesetzt war, denn er der oberste Fürst im ganzen Königreich Ägypten und der Nächste nach dem Pharao wurde. Als wollte er sprechen: Wenn du mir willst einen gnädigen Gefallen erzeigen.

c Hüfte: Denn wie wir pflegen einen Eid zu tun mit aufgehobenen Händen, Also legten die Patriarchen ihre Hände in des anderen Hüfte, und schworen also durch den gesegneten Samen, Christus, der in künftig aus der Hüfte oder aus dem Geschlecht der Patriarchen herkommen sollte.

d Treue: Dass du mir die gute Tat erzeigst.

30. sondern ich will liegen bei meinen Vätern, und du sollst mich aus Ägypten führen und in ihrem Begräbnis begraben. Er sprach: Ich will tun, wie du gesagt hast. {1Mos 23v19 , v20 , 49v29 , 50v13}

a Vätern: Den vorigen Patriarchen, die im Lande Kanaan begraben sind. Denn Jakob wusste, dass seine Nachkommen das Land Kanaan einmal eins würde eingeräumt werde. Und dass er mit den vorigen Patriarchen, seinen Voreltern, wiederum auferstehen würde zur ewigen Seligkeit: Wie auch, dass Christus im Lande Kanaan sollte geboren werden: Darum will er, dass man ihn soll zu seinen Vätern und Voreltern legen, und begehrt mit seinem Beispiel, seine Nachkommen aufzumuntern, dass sie ins Land Kanaan wieder umzukehren nicht aus der acht lassen sollen.

31. Er aber sprach: So schwöre mir! Und er schwur ihm. Da neigte sich Israel auf dem Bette zu den Häupten. {Hebr 11v21}

a Schwur: Denn es ist einem frommen Christen zugelassen, dass er in einer wichtigen Sache wohl mag einen Eid erfordern und leisten.

b Neigt: Das ist: Er wandte sich von Joseph hinweg und betete und dankte Gott für allerlei Wohltaten, so er bis daher häufig von ihm empfangen und bat um einen seligen Abschied aus diesem Leben.

* Neigt sich: Luther). Er lag im Bette krank, richtet sich doch auf, neigt sich zum Haupt, betete und dankte Gott, tat Joseph den Eid.


Das 48. Kapitel


1. Als Jakob sehr krank wird, nimmt er Josephs Söhne, Manasse und Ephraim, an Kindes statt an, rechnet sie für seine Söhne, und segnet sie, v. 1.

2. Danach schenkt er dem Joseph und seinen Nachkommen (außerhalb der getanen Teilung mit den anderen Brüdern) ein Stück Landes der Sichimiter, v. 21.

1. Danach wurde Joseph gesagt: Siehe, dein Vater ist krank. Und er nahm mit sich seine beiden Söhne, Manasse und Ephraim.

a Krank: Oder, er sehr schwach wurde.

b Er: Joseph begehrte, seinen Vater heimzusuchen.

2. Da wurde es Jakob angesagt: Siehe, dein Sohn Joseph kommt zu dir. Und Israel machte sich stark und setzte sich im Bette

a Stark: Das ist: Er hat sich begehrt aufzurichten, dass er mit Joseph reden könnte: Weil er aus Eingebung des Heilige Geistes sich vorgenommen hatte, des Josephs zwei Söhne, Manasse und Ephraim, für seine aufzunehmen, als ob sie von ihm gezeugt wären.

3. und sprach zu Joseph: Der allmächtige Gott erschien mir zu Lus, im Lande Kanaan, und segnete mich {1Mos 28v13 , v14}.

4. und sprach zu mir: Siehe, ich will dich wachsen lassen und mehren und will dich zum Haufen Volks machen; und will dies Land zu eigen geben deinem Samen nach dir ewig. {1Mos 35v11 , 13v15}

a Haufen Volks: Das ist: Ich will meine Kirche aus dir erbauen und sammeln, darin doch nicht einerlei Geschlecht, sondern viel und mancherlei Völker sein sollen. (Denn die christliche Kirche ist aus Juden und Heiden zusammengebracht worden.)

b Samen: Oder Nachkommen.

c ewig: Und wären zwar die Juden im Lande Kanaan immer geblieben, bis an den Jüngsten Tag, wenn sie in dem Gehorsam Gottes und seinen Geboten verharrt hätten.

5. So sollen nun deine zwei Söhne, Ephraim und Manasse, die dir geboren sind in Ägyptenland, ehe ich hereingekommen bin zu dir, mein sein, gleichwie Ruben und Simeon. {Gal 4v7 , Röm 8v14 , v16 , v17}

a Mein sein: Das ist: Ich will sie an Kindes statt annehmen, dass sie nicht mehr für meine Enkel, sondern für meine Söhne sollen gerechnet und gehalten werden, und sollen in der Austeilung des Landes Kanaan ein jeder seinen Teil empfangen, allerdings gleich meinen anderen Söhnen, die ich selber gezeugt habe. (Diese Kindschaft hat unsere himmlische Kindschaft bedeutet, da wir um Christi willen zu Kindern und Erben Gottes und zu Miterben Christi aufgenommen werden{Gal 4v7 , Röm 8v14 , v16 , v17}.

6. Welche du aber nach ihnen zeugst, sollen dein sein und genannt werden wie ihre Brüder in ihrem Erbteil.

a Nach ihnen: Das ist: Deine übrigen Söhne sollen in der Zahl meiner zwölf Söhne nicht begriffen sein: Sondern allerdings wie andere meine Enkelin oder Neffen ihren Ort in ihrem Erbteil haben, und nicht also über ihre andere Brüder zu Ehren erhaben werden. Aber diese deine zwei Söhne sollen von anderen meinen Enkeln oder Neffen abgesondert und meinen anderen Söhnen zugezählt werden.

7. Und da ich aus Mesopotamien kam, starb mir Rahel im Lande Kanaan auf dem Wege, da noch ein Feldweges war gen Ephrath; und ich begrub sie darin an dem Wege Ephrath, die nun Bethlehem heißt. {1Mos 35v16 , v18 , v19}

a Starb mir: Als wollte er sprechen: Dass ich solche deine Söhne an Kindes statt aufnehme, und unter meine Söhne rechne, habe ich dessen eine große und wichtige Ursache. Denn weil ich mein liebstes Weib, die Rahel, durch einen unzeitigen Tod verloren habe, aus der ich noch einen reichen Segen, und viel Kinder zu bekommen hoffte, sie aber mir nicht mehr, als nur euch beide, geboren hat, nämlich dich und deinen Bruder Benjamin: Darum, so will ich deine beiden Söhne, Ephraim und Manasse, für meine rechnen, damit, was mir durch den unzeitigen Tod deiner Mutter an dem mir verheißenen göttlichen Segen abgegangen ist, wie es das Ansehen hat, solcher Gestalt etlichermaßen wiederum hereingebracht und erstattet werde. Obwohl nun jemand meinen oder gedenken möchte, Jakob hätte aus einer besonderen Zuneigung, die er vor anderen seinen Kindern zum Joseph getragen, seine Söhne also erhöht. So ist doch dies nicht des Fleisches, sondern des Heiligen Geistes Werk gewesen. Denn es hat Gott dem Joseph eine Vergeltung tun wollen, für seine Frömmigkeit und Treue, die er seinem Vater und Brüdern erzeigt hatte.

8. Und Israel sah die Söhne Josephs und sprach: Wer sind die?

a Sah: Und konnte sie doch nicht recht erkennen, weil er Alters wegen sehr schwache Augen hatte und nicht gut sehen konnte.

9. Joseph antwortete seinem Vater: Es sind meine Söhne, die mir Gott hier gegeben hat. Er sprach: Bringe sie her zu mir, dass ich sie segne. {1Mos 33v5}

a Hier: Weil ich in Ägypten gewohnt habe.

b Segne: Das ist: Dass ich ihnen alles Gute wünsche und ihnen zugleich verkündige, was für große Wohltaten ihnen Gott zukünftig erzeigen wird.

10. Denn die Augen Israels waren dunkel geworden vom Alter und konnte nicht wohl sehen. Und er brachte sie zu ihm. Er aber küsste sie und herzte sie

a Dunkel: Darum er sie heißt näher zu sich bringen, dass er sie sehe und begreife.

b Herzte sie: Vor Freuden und inbrünstiger Liebe gegen seinen Enkel oder Neffen.

11. und sprach zu Joseph: Siehe, ich habe dein Angesicht gesehen, des ich nicht gedacht hätte; und siehe, Gott hat mich auch deinen Samen sehen lassen.

a Nicht gedacht: Nach dem ich dich einmal verloren hatte.

b Deinen Samen: Das ist: Deine Kinder, welches ich viel weniger hoffte. (Denn Gott gibt uns mehr, als wir hoffen dürfen {Eph 3v20}.)

12. Und Joseph nahm sie von seinem Schoß und neigte sich zur Erde gegen sein Angesicht.

a Nahm sie: Dass er sie für den Vater stellte, und sie den Segen von ihm empfingen.

b Neigte sich: Das ist: Er hat sich vor seinem Vater gedemütigt und ihm große Ehre erzeigt, damit er seinen Söhnen den göttlichen Segen von Jakob erlangte. Denn sie haben vorzeiten auch ihre besonderen Zeremonien dazu gebraucht, wenn sie den väterlichen Segen von ihren Eltern empfangen.

13. Da nahm sie Joseph beide, Ephraim in seine rechte Hand gegen Israels linke Hand und Manasse in seine linke Hand gegen Israels rechte Hand, und brachte sie zu ihm.

a Joseph: Der vor seinem Vater stand und sein Angesicht gegen ihn gewendet hatte.

b Ephraim: Den jüngeren Sohn.

c Rechte Hand: Denn was dem Joseph zur Rechten war, das war einem anderen, der gegen ihm stand, zur Linken.

d Manasse: Den Erstgeborenen.

e Israels Rechte: Damit der Vater alsbald aus der Stellung und Ordnung wissen könnte, welchem die Freiheiten der ersten Geburt zuständig wäre. Nämlich, der ihm, dem Jakob, zur Rechten stand.

14. Aber Israel streckte seine rechte Hand aus und legte sie auf Ephraims, des Jüngsten, Haupt und seine linke auf Manasses Haupt; und tat wissend also mit seinen Händen, denn Manasse war der Erstgeborne.

a Streckte: Er ließ sich aus Eingebung des Heiligen Geistes solche Anordnung nicht hindern oder irremachen.

b Haupt: Es ist aber gar ein uralter Gebrauch gewesen, dass diejenigen, welche andere haben segnen und ihnen alles Gute wünschen wollen, sonderlich, wen sie einem ein Amt aufgetragen, daran viel gelegen war, ihre Hände auf derselben Häupter gelegt, die sie segneten. Welche Zeremonie noch heute als ein freier Gebrauch in der Kirche bleibt.

15. Und er segnete Joseph und sprach: Gott, vor dem meine Väter, Abraham und Isaak, gewandelt haben, Gott, der mich mein Leben lang ernährt hat bis auf diesen Tag, † Hebr. 11, 21.

a Joseph: Nämlich seine Söhne.

b Gott: Nämlich Gott der Vater, an den meine Väter geglaubt und ihn in wahrer Gottseligkeit geehrt haben.

c Gott: Nämlich der Heilige Geist.

d Ernährt: Wie ein treuer Hirte seine Schäflein weidet, leitet und führt.

16. der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel, der segne die Knaben, dass sie nach meinem und nach meiner Väter, Abrahams und Isaaks, Namen genannt werden, dass sie wachsen und viel werden auf Erden.

a Engel: Das ist: Der Sohn Gottes, der mein Erlöser ist, und mich nicht allein aus vielem Unglück errettet hat, sondern erlöst mich auch durch sein Verdienst, vom Teufel und ewigem Tode.

b Segne: Das ist derselbe einige Gott im Wesen, und in drei Personen, der wolle ihnen und ihren Nachkommen sowohl himmlische und ewige als zeitliche Güter und Wohltaten bescheren.

c Genannt: Das ist: Sie sollen gehalten und geachtet werden für meine Kinder und für Kinder der heiligen Patriarchen, und sollen unter die zwölf Erzväter gezählt werden, als wenn sie von mir erzeugt wären. Weil aber Jakob seine rechte Hand auf Ephraims Haupt legt, gibt er damit deutlich genug zu verstehen, dass er soll für den Erstgeborenen geachtet und gehalten werden, und dass die Freiheiten der ersten Geburt auf ihn beruhen. Es gehörte aber dem Erstgeborenen damals von Rechts wegen doppelt so viel vom Erbteil als den anderen, wie das Gesetz ausweist.

17. Da aber Joseph sah, dass sein Vater die rechte Hand auf Ephraims Haupt legte, gefiel es ihm übel; und fasste seines Vaters Hand, dass er sie von Ephraims Haupt auf Manasses Haupt wendete,

a Ephraim: Und mit solchem Tun das Recht der Ersten Geburt von dem älteren Sohn Manasse auf Ephraim den Jüngern brächte.

b Übel: Weil er meinte, der Vater hätte es aus einem Irrtum getan und es Alters halben übersehen.

18. und sprach zu ihm: Nicht so, mein Vater; dieser ist der Erstgeborene, lege deine rechte Hand auf sein Haupt.

a Dieser: Nämlich, Manasse, dem gehören nach dem Gesetze das Recht und die Freiheit der ersten Geburt. Und obwohl Joseph sonst mit herrlichen großen Gaben des Heilige Geistes geziert war, so fehlt ihm doch seine Rechnung hier. (Denn Gott gibt nicht einem jeden alle Gaben des Heilige Geistes allein.)

19. Aber sein Vater weigerte sich und sprach: Ich weiß wohl, mein Sohn, ich weiß wohl. Dieser soll auch ein Volk werden und wird groß sein; aber sein jüngster Bruder wird größer, denn er werden, und sein Same wird ein großes Volk werden.

a Weigerte: Weil er sah aus der Offenbarung des Heiligen Geistes, dass Gott wider die allgemeines Ordnung den jüngeren Bruder dem Größeren vorziehen wollte, damit derselbe erkannte, wie ihm nicht von Rechts wegen, sondern aus lauter Gnade eine solche Wohltat widerfahren wäre.

b Weiß wohl: Dass Manasse der Erstgeborne ist.

c Groß: Das ist: Es wird sein Stamm auch mächtig und volkreich sein.

d Grösser: Das ist: Des Ephraims Stamm, so von ihm fortgepflanzt wird, soll berühmter sein und werden mehr Leute daraus entspringen. Denn es ist der vortreffliche Held Josua aus des Ephraims Geschlecht und Stamm gekommen, wie auch Jerobeam der erste König in Israel nach der Zerteilung. Und das israelitische Reich etliche Jahre, weil es in des Ephraims Linie geblieben, sehr mächtig wurde.

20. Also segnete er sie des Tages und sprach: Wer in Israel will jemand segnen, der sage: Gott setze dich wie Ephraim und Manasse! Und setzte also Ephraim Manasse vor.

a Segnet: Das ist: Er ist fortgefahren in der Verkündigung des göttlichen Segens.

b Wer in: Das ist: Da jemand im Volk Israel dem anderen viel Glück und alles Gute wünschen will, der soll auf die Meinung reden, wie folgt.

c Setze: Das ist: Gott mache dich so glückselig wie Ephraim und Manasse. Also, dass sie beide ein herrliches Beispiel des göttlichen Segens sein werden. (Es ist aber unter den Segen von Zauberern und Beschwörungen und der Patriarchen Segen ein solch großer Unterschied, als weit Bosheit und Frömmigkeit voneinander unterschieden ist. Denn die Zauberer sind nicht von Gott berufen, dass sie segnen sollen: Und missbrauchen die guten Wörter zu anderen Sachen, dazu sie nicht von Gott geordnet sind. So haben sie auch keine Verheißung, dass solch ihr Tun kräftig sein werde. Sonst aber sind der Christen Wünsche, damit sie einander Glück und alles Gute wünschen, nicht allein erlaubt und zugelassen, sondern auch löblich, und wenn sie aus Glauben geschehen und angenommen werde kräftig.)

d Also: Durch diesen göttlichen Segen.

e Vor: Das ist: Er beraubte den Erstgeborenen des Rechts seiner ersten Geburt und begabte den Jüngern damit. (Denn Gott mag seine Gaben austeilen, wie er will, und tut dem nicht unrecht, welchem er etwas nimmt: Wem er aber eine gute Tat erzeigt, der hat Ursache, dass er Gottes Barmherzigkeit rühme und preise.)

21. Und Israel sprach zu Joseph: Siehe, ich sterbe; und Gott wird mit euch sein und wird euch wiederbringen in das Land eurer Väter.

a Ich sterbe: Das ist: Ich empfinde so viel, dass ich nicht lange leben werde. Und werde ich zwar zu meinen Vätern in ein anderes und seliges Leben kommen: Aber Gott wird euch darum nicht verlassen, sondern allewege bei euch, euren Kindern, und Nachkommen gegenwärtig sein und euch mit Gnaden ansehen.

b Wiederbringen: Zu seiner Zeit ins Land Kanaan.

22. Ich habe dir ein Stück Landes gegeben außer deinen Brüdern, das ich mit meinem Schwert und Bogen aus der Hand der Amoriter genommen habe.

a Ich habe: Jetzt vermacht er dem Joseph etwas Besonderes, welches er will, dass nach seinem Tode, von seinen Söhnen stets und festgehalten werde. (Denn es sollen diejenigen, welche empfinden, dass das Ende ihres Lebens herzu naht, so viel möglich ist, alle Sachen ordnen, wie es nach ihrem Tode damit soll gehalten werden, auf dass unter den Erben kein Zank oder Uneinigkeit daraus entstehe.) Hat darum Jakob den Joseph ein Stück Landes im Lande Kanaan ausgemacht, welches seine Nachkommen außerhalb ihres anderen Anteils, so sie mit den anderen Brüdern zu allgemeiner Teilung empfangen werden, voraushaben sollen.

* Stück: Luther). Heißt im hebräischen Sichem, und dieselbe Stadt meint er hier.

b Stück: Nämlich, die Stadt Sichem, mit dem umliegenden Acker, so dazu gehört.

c Außer: Das ist: Du sollst erstlich von dem Erbe des Landes Kanaan zwei Teile nehmen, in Namen deiner zwei Söhne, die ich an Kindes statt aufgenommen habe: Danach schenke ich dir über die zwei Teile noch ein drittes, welches deine Nachkommen aus einer besonderen Freiheit haben sollen, und es soll nicht mit in die allgemeine Abteilung des Landes Kanaan eingezogen werden.

d Amoriter: Durch die Amoriter versteht er die Sichimiter. Denn die Einwohner des Landes Kanaan waren in unterschiedliche Völker aufgeteilt, deren etliche Heviter, andere Amoriter, ein Teil Pheresiter, und aber andere Hethiter genannt würden. Er sagt aber, dass er dasselbe Teil Landes mit seinem Schwert und Bogen erobert und gewonnen hatte, weil seine zwei Söhne, Simeon und Levi, als oberste Heerführer, solches mit gewehrter Hand eingenommen hatten, von wegen der gewaltigen Notzüchtigung und Schändung ihrer Schwester Dina. Denn obwohl Jakob dieselbe gräuliche Tat seiner Söhne sich nicht gefallen ließ, noch recht hieß: Jedoch weil alle Einwohner derselben Stadt umgekommen waren, dazu die Stadt geplündert, auch Weiber und Kinder gefangen daraus weggeführt waren, und was geschehen, nicht mehr konnte geändert werden, so hat Jakob dieselbe Stadt und dasselbe Land unter seiner Gewalt behalten und besessen: Welches er doch darum nicht seinen beiden Söhnen und Levi zuspricht, die es eingenommen, weil sie es unbillig und unrechtmäßigerweise getan, sondern entwendet es ihnen und schenkt es seinen frommen und gehorsamen Sohn Joseph und desselben Nachkommen, weil er sich um ihn, seinen Vater und sein ganzes Geschlecht, sehr wohl verdient hatte (Denn es steht einem Vater frei, und ist ihm zugelassen, dass er in Abteilung des Erbes die frommen und gehorsamen Kinder den ungehorsamen vorziehen mag. Und hat man sich über des Jakobs starken Glauben wohl zu verwundern, dadurch er das Land Kanaan austeilt, in dem er doch zugleich keinen Fußtritt wirklich besaß oder innehatte. Wir sollen mit gleicher Beständigkeit des Glaubens uns der ewigen Seligkeit vergewissern.)


Das 49. Kapitel


Als Jakob sterben will, erzählt er seinen Söhnen ihre künftige Segen, zum Teil auch Flüche, und weissagt, dass der Heiland der Welt aus dem Stamm Juda herkommen werde: Befiehlt darauf seinen Söhnen, dass sie ihn im Lande Kanaan begraben sollen, später stirbt er.

1. Und Jakob berief seine Söhne und sprach: Versammelt euch, dass ich euch verkündige, was euch begegnen wird in künftigen Zeiten.

a Berief: Nämlich, da er jetzt sterben sollte.

b Verkündige: Aus der Offenbarung des Heiligen Geistes.

c Begegnen: Gutes oder Böses nach dem Willen Gottes.

d Zeiten: Das ist: Welches nach viel Jahren wird erfüllt werden. (Denn es werden beides, die Drohungen und Verheißungen Gottes, oft lange aufgeschoben, aber doch gewisslich erfüllt.)

2. Kommt zuhauf und hört zu, ihr Kinder Jakobs, und hört euren Vater Israel!

a Hört: Dass ihr aus den göttlichen Bedrohungen, die ihr von mir hören werdet, Gott fürchten und aus den Verheißungen Gott vertrauen lernt.

3. Ruben, mein erster Sohn, du bist meine Kraft und meine erste Macht, der Oberste im Opfer und der Oberste im Reich.

* Ruben: Luther). Sollte der ersten Geburt Würde haben, nämlich, das Priestertum und Königreich. Nun aber wird beides von ihm genommen und Levi das Priestertum und Juda das Königreich gegeben.

a Kraft: Wenn man nach der Geburt urteilen will.

b Macht: Das ist: Nachdem du bist geboren worden, hat mein Geschlecht angefangen, fortgepflanzt und vermehrt zu werden, und neue Kräfte bekommen. Denn wenn einem ein Kind geboren ist, alsdann fängt einer an, ein Hausvater zu sein, und bedenkt, wie er seine Haushaltung wohl anstelle und vermehre.

c Oberste: Das ist: Du solltest von wegen deiner ersten Geburt über deine anderen Brüder sein und einen Aufenthalt meines Geschlechts, auch eine Zuflucht deiner Brüder, die nach meinem Tode bei dir Schutz suchen und haben sollten, wenn es ihnen übel ginge.

d Opfer: Das ist: Dir gebührte das Priestertum von wegen deiner ersten Geburt.

e Reich: Das ist: Du solltest das Regiment haben in meinem Geschlecht. Denn dies waren der Erstgeborenen. Freiheiten und Gerechtigkeiten im israelitischen Volk. (Also gebührt Christo, als dem rechten Erstgeborenen. vor allen Kreaturen, das heißt, als dem ewigen Sohn Gottes, und erstgeborenen Sohn der Jungfrau, von Rechtswegen das Priestertum und ein ewiges Reich.)

4. Er fuhr leichtfertig dahin wie Wasser. Du sollst nicht der Oberste sein; denn du bist auf deines Vaters Lager gestiegen, darin hast du mein Bett besudelt mit dem Aufsteigen.

a Leichtfertig: Das ist: Du hättest zwar sollen von wegen deiner ersten Geburt die Ehre des Priestertums samt dem Reich erlangt haben, aber du hast beides verloren, weil du deinen schändlichen Begierden nachgehangen bist, und dieselbe zu erfüllen, bist du wie ein Blinder gegangen, gleich, wie ein Wasser, das überläuft und sich nicht mehr aufhalten lässt.

b Sollst: Das ist: Deine Nachkommen sollen nicht die Vornehmsten sein unter den israelitischen Stämmen und weder an der Zahl noch Würde anderen gleichen.

* Nicht der Oberst: Luther). Hierdurch wird bedeutet die Synagoge, die das Bett Jakob, das heißt, die Schrift besudelt mit falscher Lehre, darüber sie verloren hat Priestertum und Königreich.

c Besudelt: Das ist: Du hast mit Bilha, deiner Stiefmutter, die mein Weib war, Unzucht getrieben und eine Blutschande begangen, und also mein eheliches Bett verunreinigt, davon in Kap. 35. gesagt wurde. Darum sollst du diese Strafe dafür empfangen, so dir und deinen Nachkommen von Gott auferlegt ist. (Denn obwohl Gott den Bußfertigen die Sünde vergibt, so straft er sie dennoch oftmals in diesem Leben gar ernstlich, damit andere von dergleichen Sünden abgeschreckt werden. Und sehen wir hier, dass solche Strafen auch bis an die Nachkommen reichen, da darum die Eltern ihren Kindern recht und wohl vorstehen wollen, sollen sie nicht nur dahin trachten, wie sie große Reichtümer sammeln und ihren Kindern viel Güter überlassen, sondern dass sie fromm sind, und ein gottseliges Leben führen, damit nicht ihre Nachkommen ihre Bosheit bezahlen müssen.)

5. Die Brüder Simeon und Levi ihre Schwerter sind mörderische Waffen.

a Brüder: Nicht allein von der Geburt her, sondern auch, weil sie gleich gesinnt sind.

b Waffen: Das ist: Sie haben Lust, Schaden zu tun, wie sich solches genügsam erklärt, da sie die Sichimiter erschlagen und danach ihren Bruder Joseph ums Leben bringen wollten, und ist zu besorgen, es möchten ihre Nachkommen in der Grausamkeit ihnen nachschlagen. (Wie sie denn zwar ihren Mutwillen an Christo wohl gebraucht, als da sind gewesen die Hohepriester und Schriftgelehrten, da jene aus dem Stamm Levi entsprungen, diese aber von Simeons Geschlecht ihre Herkunft sollen gehabt haben.)

6. Meine Seele komme nicht in ihren Rat, und meine Ehre sei nicht in ihrer Kirche; denn in ihrem Zorn haben sie den Mann erwürgt und in ihrem Mutwillen haben sie den Ochsen verdorben.

a Rat: Das ist: Es sei ferne von mir, dass ich ihre Grausamkeit mir sollte gefallen lassen.

b Ehre: Das ist: Ich will auch meine Nachkommen, die meine Ehre und Zierde sind, erinnert und ermahnt haben, dass sie vor den blutgierigen Anschlägen dieser Stimme sich hüten, damit sie nicht zugleich mit ihnen durch unschuldiges Blutvergießen sich verunreinigen.

c Zorn: Von wegen ihrer Schwester Dina, dass sie geschändet war.

d Mann: Das ist: Alle Männer, die in der Stadt Sichem gewohnt haben.

e Erwürgt: Treuloserweise wider zugesagtem Glauben.

f Mutwillen: Da sie ihr grausames Mütlein kühlen wollen.

g Ochsen: Damit versteht er den Joseph. Denn gleich, wie ein Ochse mit seiner Arbeit das Personal im Hause ernährt, also hat Joseph durch seine Vorsorge seines Vaters Personal in Ägypten Nahrung verschafft. Gleiche Reden braucht auch Mose {5Mos 33} da er sagt: Seine Herrlichkeit ist wie ein erstgeborener Ochse. Diesen vortrefflichen Ochsen, will Jakob sagen, der eine Stütze und Zierde unseres Geschlechtes ist, haben die beiden Brüder Simeon und Levi aus Neid umbringen und verderben wollen. Denn obwohl die anderen Brüder auch an diesem Handel schuldig waren, so merkte man doch an diesem Ort, dass die beiden die Rädelsführer waren und die Sache am meisten getrieben haben.

7. Verflucht sei ihr Zorn, dass er so heftig ist, und ihr Grimm, dass er so störrig ist! Ich will sie zerteilen in Jakob und zerstreuen in Israel.

a Zorn: Dem sie nachgehängt, da sie die Sichimiter umgebracht haben.

b Grimm: Oder Neid, dadurch sie begehrten, ihnen den Joseph aus dem Wege zu räumen, und ab dem Brot zu richten.

c Störrig: Oder unerträglich Als wollte er sagen: Sie sind um ihres Zornes und Grimmes willen verflucht, und es gehe sie kein Glück an. (Sollen wir darum hierbei lernen, dass wir dem Zorn nicht Raum geben, wenn wir nicht anders uns selber Unglück wollen auf den Hals laden.)

d Zerstreuen: Das ist: Sie sollen die Allerelendesten sein unter meinen Nachkommen und unter die anderen Stämme hin und wieder zerstreut werden. Denn die Leviten hatten ihre Nahrung von den Opfern, und waren durch das ganze Volk ausgeteilt, also dass sie hin und her in den Vorstädten ihre Wohnung hatten. So hatten des Simeons Nachkommen einen engen Winkel und Platz im Lande Kanaan und wohnten unter dem Stamm Juda. Ist auch zu jederzeit ein verachteter und unansehnlicher Stamm gewesen, der dazu mit Armut bedrückt wurde. Aus welchem (wie die Juden selbst bekennen) meistenteils Schriftgelehrte hergekommen sind, die zu ihrer Unterhaltung mit Schreiben und Lehren ihrer Nahrung hin und wieder nachzogen. Es hat aber Jakob keineswegs ihre geistlichen Nachkommen verflucht, das heißt, welche aus dem Geiste Gottes wiedergeboren und berühmte Männer wurden. Als da sind gewesen, Mose, Aaron, die Kinder Korah, Samuel, und andere. Sondern ihre Nachkommen nach dem Fleisch (Denn der Patriarch Jakob wusste aus Erleuchtung des Heiligen Geistes, was die Schriftgelehrten und Leviten oder Hohepriester bei Christo, dem Sohn Gottes, tun würden, dessen Vorbild Joseph war. Und weil die Leviten, das heißt, die Hohepriester und Schriftgelehrten Christus ans Kreuz gebracht haben, sind die Juden, allen Feinden Christi zum Beispiel, jetziger Zeit wahrhaftig zerstreut und laufen hin und wieder im Elende herum, nicht allein im Lande Kanaan, sondern auch durch die ganze Welt.)

8. Juda, du bist es, dich werden deine Brüder loben. Deine Hand wird deinen Feinden auf dem Halse sein; vor dir werden deines Vaters Kinder sich neigen.

a Du bist es: Der du, nämlich, den Segen von Gott in deinem Geschlecht zu erwarten hast.

b Loben: Er deutet auf des Juda Namen, der vom Lobe herkommt. Als wollte er sprechen: Dein Geschlecht wird das allervornehmste und berühmteste sein unter allen Stämmen in Israel, die es alle miteinander übertreffen wird: Weil die vortrefflichsten und mächtigsten Könige aus deinem Stamm ihre Herkunft haben werden. Als da sind gewesen David, Salomon, Assa, Josaphat, Hiskia und Josia.

c Halse: Das ist: Du wirst deine Feinde in die Flucht schlagen, und sie vertreiben.

d Neigen: Das ist: Die anderen Stämme werden den Königen, die aus deinem Stamm herkommen sollen, große Ehre erzeigen, welches am David und Salomon und anderen mehr erfüllt wurde, die bei ihrem Volk in großem Ansehen gewesen sind.

9. Juda ist ein junger Löwe. Du bist hoch gekommen, mein Sohn, durch große Siege. Er hat niedergekniet und sich gelagert wie ein Löwe und wie eine Löwin; wer will sich wider ihn auflehnen? {1Chr 6v2}

a Löwe: Von wegen der großen Macht, Tapferkeit und herrliche Siege, so die Könige in Juda erhalten haben, wider ihre Feinde: Gleich, wie ein Löwe, wenn er satt vom Raub war, mutig und schrecklich anzusehen ist.

b Gelagert: Das Königreich Juda wird eine Zeit lang Ruhe und guten Frieden haben, da der König nach erhaltenem Sieg das Regiment wohl bestellen und friedlich regieren wird.

c Auflehnen?: Das ist: Alsdann wird sich keiner dürfen unterstehen, dass er sich wider den König setzen oder auflehnen wollte, und sind zwar die benachbarten Könige übel angelaufen, da sie den König David und etliche seiner Nachkommen haben zur Gegenwehr gereizt. (Weil aber an des Juda Person auch etliche große Fehler und Mängel gefunden wurden, als die Blutschande, so er mit seiner Schnur beging und dennoch mit solchen Herrlichen Verheißungen begabt wird, ist daraus offenbar und klar zu ersehen, dass die göttlichen guten Taten den Menschen aus lauter Güte und Gnade Gottes geschenkt werden.)

10. Es wird das Zepter von Juda nicht entwendet werden, noch ein Meister von seinen Füßen, bis dass der Held komme; und demselben werden die Völker anhangen.

* Es wird: Luther). Hier fängt an der Segen von Christo, der von Juda geboren werden sollte. Denn das vorige Teil dieses Segens betrifft den König David, und ist sonst in allen Segen nichts mehr von Christo, sondern alles anders ist von zeitlichem Heil, das den Kindern Israel gegeben ist, als dass Sebulon sollte am Meer wohnen bis nach Sidon, und Isaschar mitten im Lande vom Meer wohnen, und doch zinsbar gewesen ist den Königen von Assyrien.

a Füßen: Das ist: Es wird allewege ein Fürstentum in Juda bleiben, samt seinen Räten und Amtleuten, die nach der Fürsten Befehl und Gutdünken Gesetz und Ordnung machen werden. Wird also eine Regierung im Stamme Juda oder doch im jüdischen Volk, so von diesem Stamme den Namen bekommen, bleiben, obwohl es unterweilen sehr schwach sein wird, bis der Siloch, das ist, Christus der Heiland der Welt komme, der aus diesem Stamme soll geboren werden.

** der Held: Luther). Es nennt aber Jakob den Messias darum Silo, weil er werde glückselig sein und frisch durchdringen mit Geist und Glauben, das zuvor durch Werk sauer und unselig Dinge waren, darum nennen wir Silo einen Helden.

b Anhängen: Das ist: Die Völker, so an ihn glauben, die werden durch ihn die Gerechtigkeit und Seligkeit erlangen(Warten darum die jetzigen Juden nunmehr mehr als 2000 Jahre vergebens auf einen anderen Messias oder Christus, weil sie in so viel Jahren her kein Fürstentum noch einige Regierung hatten. Denn Herodes, unter welcher Regierung Christus geboren wurde, war kein Jude: Und sagt hier Jakob ausdrücklich, dass das Zepter, das ist, die hohe Obrigkeit vom jüdischen Volk nicht soll genommen werden, bis der Heiland komme.)

11. Er wird sein Füllen an den Weinstock binden und seiner Eselin Sohn an den edlen Reben. Er wird sein Kleid in Wein waschen und seinen Mantel in Weinbeerblut.

a Er wird: Jakob fährt noch weiter fort, von Christo und seiner Kirche zu reden.

b Reben: Es wird einerlei Meinung mit etwas anderen Worten wiederholt. Will aber so viel sagen: Christus wird seine Kirche (die er um der Einfalt und Demut willen, und wegen der schweren Last und Bürde allerhand Unfälle und Widerwärtigkeit, die sie in der Welt tragen und ausstehen muss, einem Esel oder Eselin vergleichen) mit dem Wort seines Evangeliums durch die Kraft des Heiligen Geistes, als mit Trauben speisen und mit geistlicher Freude gleichsam trunken machen, dass sie daher einen Mut bekommen, wider dem Tod, dem Teufel und der Hölle, und alle Verfolgungen dieser Welt verachten und verlachen.

c Kleid: Das ist: Er wird sein Fleisch, das die Gottheit als ein Kleid angezogen hat, mit seinem allerköstlichsten Blut besprengen und begießen, welches der allerbeste Wein ist, dadurch die Christen gelabt und erquickt werden.

12. Seine Augen sind rötlicher denn Wein und seine Zähne weißer denn Milch.

a Rötlicher: Das ist: Von seinem Leiden hat er rote Augen bekommen, denn wie Jesaja spricht in Kap. 53, so ist zugleich keine Gestalt noch Schönes an ihm gewesen. Weil er vor der Welt in seinem verachteten und niedrigen Ansehen jämmerlich zugerichtet wurde. Sonderlich da er gegeißelt, verspeit und mit einem Dornenkranz gekrönt von Pilatus dem Volk vorgeführt und gezeigt wurde, mit solchen Worten: Siehe, welch ein Mensch er ist, aber um fremder Sünde willen so hässlich zugerichtet wurde, da sonst an ihm keine einzige Sünde war.

b Weißer: Das ist: Es ist kein Betrug in seinem Munde erfunden. Denn die weiße Farbe bedeutet Reinigkeit und Aufrichtigkeit.

13. Sebulon wird an der Anfurt des Meers wohnen und an der Anfurt der Schiffe und reichen an Sidon.

a Schiffe: Das ist: Seine Nachkommen werden denselben Ort einnehmen und besitzen, der am Ufer des Meeres ist, allda etliche gelegene Hafen oder Anfurt waren, dahin die Schiffe sicher anlegen konnten, und wird eine bequeme Wohnung sein.

b Sidon: Welche eine vornehme Handelsstadt war. (Obwohl nun dies ein zeitlicher Segen war, so haben wir uns dennoch dabei zu erinnern, dass auch Gott den Frommen zeitliche Güter gibt, dadurch er seine väterliche Gutwilligkeit gegen sie bezeugt. So hat auch Christus im selben Lande viel und oftmals gepredigt und herrliche Wunderzeichen getan {Mt 4v23 , v24}, wie Jesajas davon weissagte, Kap. 9.)

14. Isaschar wird ein beinerner Esel sein und sich lagern zwischen die Grenzen.

a Esel: Das ist: Dieses Nachkommen werden geartet sein wie ein starker Esel, der gewohnt ist, große und schwere Lasten zu tragen.

b Grenzen: Nämlich der anderen Stämme, das ist: Dieser Stamm wird seine Wohnung nicht am Ende, sondern in der Mitte unter den anderen Stämmen haben.

15. Und er sah die Ruhe, dass sie gut ist, und das Land, dass es lustig ist; er hat aber seine Schultern geneigt zu tragen, und ist ein zinsbarer Knecht worden.

a Gut: Das ist: Dasselbe Volk wird gar keine Lust zum Kriegen haben, sondern dem Frieden und der Ruhe nachtrachten, weil es wohl verstehen wird, wie es so ein köstliches Ding um den Frieden ist.

b Lustig: Das ist: Weil er zu Gemüte führen wird, wie er so ein fruchtbares und lustiges Land zur Besitzung erlangt und bekommen hat, wird er nicht bald zum Kriege Ursache geben, dass sein Land dadurch in Gefahr gesetzt würde.

c Zinsbar: Das ist: Ehe er wird einen Krieg erregen und sein Land auf ein Ungewisses in die Schanze schlagen, eher wird er große Steuern geben sich anerbieten, die ihm entweder von den benachbarten Stämmen oder ausländischen Völkern auferlegt werden, damit er im Frieden leben möge. (Welches nicht unweise gehandelt ist. Denn es ist viel besser, dass man eine erträgliche Beschwerde trage, als sich in große Not und Gefahr des Leibes und Lebens wagt.)

16. Dan wird Richter sein in seinem Volk, wie ein anderes Geschlecht in Israel.

* Dan: Luther). Dieses ist durch Simson später erfüllt.

a Richter: Er sieht auf den Namen Dan, der vom Richten herkommt. Und will so viel sagen: Dieser Stamm wird auch seine Richter und Fürsten haben, samt einer ordentlichen Regierung, gleich den anderen Stämmen. Und ist unter anderen in diesem Stamm der Samson sonderlich berühmt gewesen.

17. Dan wird eine Schlange werden auf dem Wege und eine Otter auf dem Steige und das Pferd in die Ferse beißen, dass sein Reiter zurückfalle.

a Ferse: Das ist: Der Richter Samson, obwohl er kein Kriegsvolk wider die Feinde führen wird, sondern einzig und allein wie eine Schlange hereinschleichen, so wird er dennoch der Philister Heer und Kriegsvolk in die Flucht schlagen und die Unbilligkeit, so sie am Volk Gottes geübt, rächen wie eine Schlange mit einem tödlichen Biss.

18. Herr, ich warte auf dein Heil!

a Heil: Das ist: Weil die vorgemeldeten nur leibliche Erlösungen und unvollkommen sind, darum so stelle ich meine Hoffnung auf den zukünftigen Messias und Heiland der Welt, dessen Vorbild Samson in etlichen seinen Verrichtungen war. Denn derselbe Heiland wird die Feinde seines Volkes, den Teufel, Tod, und die Hölle, vollkommen überwinden und zu Boden schlagen. (Und sollen wir die leibliche Erlösung mit solchem Verlangen erwarten, dass wir der wahren und geistlichen Errettung von allem Übel mit Ernst und Eifer gegenwärtig sind.)

19. Gad, gerüstet, wird das Heer führen und wieder herumführen.

* Gerüst: Luther). Dies ist erfüllt, da sie samt den Rubinitern und dem halben Stamm Manasse im Einnehmen des Landes Kanaan gerüstet vor den anderen Israeliten herzogen.

a Gerüst: Er sieht auf den Namen Gad, welcher von der Kriegsrüstung genommen ist.

b Führen: Das ist: Deine Nachkommen werden vorne an der Spitze sein und dem Feinde unter die Augen ziehen, auch den Sieg endlich erhaltenen. Denn sie sind im Einnehmen des Landes Kanaan mit den Rubenichtern vor den anderen Israeliten gerüstet hergezogen und haben die Feinde geschlagen, wie das Buch Josua beschreibt.

20. Von Asser kommt sein fett Brot, und er wird den Königen zu Gefallen tun.

* Asser: Luther). Hat gutes Getreideland gehabt.

a Brot: Das ist: Der Stamm Asser wird ein gutes fruchtbares Land besitzen und an allerlei köstlichen Früchten einen Überfluss haben, dass auch eine königliche Tafel davon könne zugerichtet werden. (Denn obwohl Gott die Völlerei und das Übermaß sich keineswegs gefallen lässt, so kann er doch gar wohl leiden, dass wir mit Danksagung bisweilen ein fröhliches Wohlleben anrichten.)

21. Naphthali ist ein schneller Hirsch und gibt schöne Rede.

Naphtali: Luther). Der Segen ist erfüllt durch Debora und Barack.

a Hirsch: Obwohl diese Weissagung dem Ansehen nach etlichermaßen ist erfüllt worden, da Barack (der aus dem Stamme Naphtali seine Herkunft gehabt) mit seinem Kriegsvolk, welches er in der Eile zusammengebracht, und den Hirschen als Löwen ähnlicher gesehen, den Sieg wider des Sissera mächtiges Heer erhalten, weil Gott demselben ein Schrecken eingejagt: Welche Güte Gottes die Prophetin Debora mit einem herrlichen geistreichen Lobgesang rühmt und preist. So ist doch dieselbe Weissagung vornehmlich und in der Wahrheit damals recht erfüllt worden, da die Apostel, deren etliche aus dem Stamm Naphtali gewesen sind, wie der 68. Psalm v. 28. bezeugt, allerdings unbewehrt ausgeschickt wurde, wie die Hirsche, damit sie schnell und in großer Eile an vielen Orten der Welt die liebliche und holdselige Predigt des Evangeliums verkündigten und ausbreiteten.

22. Joseph wird wachsen, er wird wachsen wie an einer Quelle. Die Töchter treten einher im Regiment.

* Wird wachsen: Luther). Dieser Segen Josephs geht auf das Königreich Israel, und ist ganz vom leiblichen Regiment gesagt, dass die Töchter (das ist, die Städte im Lande) wohl regiert wurden, zeitlich, und viel Propheten und große Leute zu Ecksteinen hatten. Und obwohl sie oft angefochten wurden, gewonnen sie doch Heilige. Und dies Königreich war im Geschlechte Ephraim. Also blieben der geistliche Segen und das Reich auf Juda und das leibliche Reich auf Ephraim.

a Wachsen: Das ist: Dieser Stamm wird sehr gemehrt und ausgebreitet werden, und zunehmen oder wachsen, wie ein fruchtbarer Baum, der an dem Wasser gepflanzt ist. Denn er zu jeder Zeit ein mächtiger und volkreicher Stamm war.

b Töchter: Das ist: Es werden auch die kleinen geringen Städte und Dörfer (welche in der Schrift zu mehrmals Töchter genannt werden) im Königreich Israel ein gut und wohl geordnetes Regiment führen, und hat dieser Stamm etliche berühmte tapfere Könige und Regenten gehabt, obwohl sie meistenteils mit der Abgötterei behaftet waren.

23. Und wiewohl ihn die Schützen erzürnen und wider ihn kriegen und ihn verfolgen,

a Schützen: Das ist: Die Syrer, welche des Volkes Israel benachbarte und gute Schützen sind, werden das israelitische Königreich anfallen und anfeinden, wenn sie sehen, dass es immer höher steigt, und zunimmt. Wie denn der Ausgang solches bezeugt hat, und in den Büchern der Könige mag gelesen werden.

24. so bleibt doch sein Bogen fest und die Arme seiner Hände stark durch die Hände des Mächtigen in Jakob. Aus ihnen sind gekommen Hirten und Steine in Israel.

a Fest: Das ist: Sie werden dennoch das Königreich Israel unterdrücken oder gar vertilgen.

b Mächtigen: Das ist: Durch die Kraft und Stärke des allmächtigen Gottes, der mir bisher beigestanden ist.

c Steine: Das ist: Aus diesem Stamme werden vortreffliche, beides geistliche und weltliche Regenten und Vorsteher des Volkes, als Propheten und Könige herkommen. Denn es hat das Königreich Israel viel herrliche Propheten gehabt: Als da sind gewesen, Elia, Elisa, Micha, Amos, und andere mehr. So hat es auch etliche namhafte Könige gehabt, die große Taten getan und ausrichteten. Solche Hirten sind als Grund- oder Ecksteine in der Kirchen und weltliche Regiment, weil die Propheten die Kirche mit dem Wort regieren, und die Könige das weltliche Regiment mit Gesetzen und guten Ordnungen handhaben und mit den Waffen beschützen. Und hat Gott im Königreich Israel auch viel seiner Auserwählten gehabt, die der Propheten Predigten gefolgt, und mit der Gottlosen Abgötterei des Baals sich nicht verunreinigt haben.

25. Von deines Vaters Gott ist dir geholfen, und von dem Allmächtigen bist du gesegnet mit Segen oben vom Himmel herab, mit Segen von der Tiefe, die unten liegt, mit Segen an Brüsten und Bäuchen.

a Geholfen: Das ist: Gott, der mich bis daher väterlich ernährt und erhalten hat, der wird auch deinen Nachkommen ein beständiges Reich verleihen.

b Himmel: Das ist: Er wird gutes Wetter und fruchtbaren Regen geben, die den Früchten auf dem Felde sehr nützlich sind.

c Tiefe: Das ist: Die Wasser, Flüsse, und See, werden fischreich sein und auch zur Nahrung dienen.

d Brüsten: Das ist: Dass beide, Menschen und Vieh, fruchtbar sind, und das Vieh den Menschen auch Nahrung gebe. (Diese zeitlichen guten Taten sind auch herrliche Gaben Gottes, dafür wir ihm täglich danken sollen.)

26. Die Segen deines Vaters gehen stärker denn die Segen meiner Voreltern, nach Wunsch der Hohen in der Welt; und sollen kommen auf das Haupt Josephs und auf die Scheitel des Nasir unter seinen Brüdern.

a Stärker: Das ist: Du hörst von mir einen viel herrlicheren Segen von dem glücklichen Zustande deiner Nachkommen, als ich von meinen Voreltern empfangen habe. Denn du vernimmst, dass deine Nachkommen das Königreich in Israel erlangen werden, welches denn nicht ein schlechtes Tun sein wird.

b Hohen: Das ist: wie die Königreiche in der Welt. Als wollte er sprechen: Alles, was die anderen Könige in dieser Welt wünschen und begehren möchten als Reichtum, Gewalt, Sieg und Ehre, das werden deine Nachkommen in ihrem Königreiche auch haben, weil es nicht geringer sein wird, als andere Königreiche.

c Nasir: Oder Nazareners. Will so viel sagen: Solche Gaben und guten Taten wird Gott über dich und deinen Samen reichlich ausgießen: Der du von wegen des Königreichs, aus dem allgemeinen Haufen deiner Brüder gleichsam abgesondert und beiseite genommen, in die Höhe wirst erhoben werden und zu großen Ehren kommen. Denn ein Nazarener heißt so viel wie ein Abgesandter.

27. Benjamin ist ein reißender Wolf; des Morgens wird er Raub fressen, aber des Abends wird er den Raub austeilen.

* Benjamin: Luther). Den Segen haben erfüllt der König Saul und die Bürger zu Gaba.

a Raub fressen: Das ist: Dieser Stamm wird mächtig im Kriege sein und oftmals herrliche Siege mit stattlichem Raub davonbringen. Wie denn dessen Macht und Gewalt die anderen Israeliten mit ihrem großen Schaden und Nachteil selbst erfahren, da sie alle miteinander kaum diesen einzigen Stamm überwältigen können. So hat dieser Stamm unter dem König Saul, der aus demselben seine Herkunft hatte, die Amalekiter geschlagen und beraubt. Und später, da er sich zum Königreich Juda gehalten, zu etlichen Malen in Kriege tapfer sich gebrauchen lassen. Aber die geistlichen Siege und Überwindungen, so viel herrlicher sind und zu Erweiterung des Reichs Christi gedient haben, hat der Apostel Paulus erhalten, der aus dem Stamme Benjamin gebürtig war {Phil 3}, wie er sich denn billig und mit Wahrheit rühmen konnte, dass er in Erbauung der christlichen Kirchen mehr gearbeitet habe, denn die anderen Apostel alle.

28. Das sind die zwölf Stämme Israels alle, und das ist es, das ihr Vater mit ihnen geredet hat, da er sie segnete, einen jeglichen mit einem besonderen Segen.

a Stämme: Das ist: Alle Söhne Jakobs machen zwölf Stämme oder Fürstentümer.

b Geredet: Da er ihnen verkündigt, was ihnen in künftigen Zeiten begegnen würde.

c Sondern: Das ist: Er sprach und teilt einem jeden unter ihnen den Segen aus oder den Fluch, wie es ihm der Heilige Geist zu reden eingab. Und ist das gleichsam ein kurzer Beschluss seines Testamentes.

29. Und er gebot ihnen und sprach zu ihnen: Ich werde versammelt zu meinem Volk; begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle auf dem Acker Ephrons, des Hethiters,

a Versammelt: Das ist: Die Zeit ist vorhanden, dass ich durch den zeitlichen Tod zum ewigen Leben eingehe, und zu meinen frommen Voreltern komme.

b Väter: Das ist: Am selben Ort, da die Leiber meiner Voreltern ruhen.

c Ephron: Das ist: Welcher Acker vorzeiten des Ephrons gewesen ist.

30. in der Höhle, die gegen Mamre liegt, im Lande Kanaan, die Abraham kaufte, samt dem Acker, von Ephron, dem Hethiter, zum Erbbegräbnis.

a Mamre: Welches ein Ort ist, so von einem Manne, der Mamre geheißen, und ein Amoriter war, also genannt war.

b Acker: Denn die Höhle war auf demselben Acker.

c Erbbegräbnis: Das ist: Auf dass er dieselbe Höhle für sich, als sein Eigentum, gebrauchen möchte zum Begräbnis der seinigen. Von welchem Kauf im 23. Kap. gesagt war.

31. dort haben sie Abraham begraben und Sara, sein Weib, dort haben sie auch Isaak begraben und Rebekka, sein Weib, dort habe ich auch Lea begraben,

a Sie: Nämlich, Isaak und Ismael, des Abrahams beide Söhne, wie in Kap. 25 zu sehen ist.

b Abraham: Meinen Großvater.

c Isaak: Meinen lieben Vater, den ich und mein Bruder Esau allda zur Erde bestattet, wie zuvor im 35. Kapitel dieses Buchs gelesen wird.

d Lea: Mein Weib und eure Mutter. Darum will ich auch allda und im selben Lande begraben liegen, da der verheißene Messias soll geboren werden. Und begehre, mit dem Leibe bei meinen Vätern zu ruhen: Deren Glauben und Religion ich gehabt, und deswegen ich ihr Miterbe bin des himmlischen und ewigen Lebens, mit denen ich auch dermal eins mit dem Leibe auferstehen und zu der Seligkeit eingehen will. Und ihr, so oft ihr euch der Begräbnisse eurer Voreltern erinnert, so sollt ihr dabei bedenken an die göttlichen Verheißungen, die ihr von ihnen und auch jetzt von mir gehört habt, und bleibt beständig bei der rechten Religion und beharrt in dem gottseligen Wandel eurer Voreltern die ganze Zeit eures Lebens.

32. in dem Acker und der Höhle, die von den Kindern Heths gekauft ist.

33. Und da Jakob vollendet hatte die Gebote an seine Kinder, tat er seine Füße zusammen aufs Bett und verschied und wurde versammelt zu seinem Volk.

a Gebote: Wie es nämlich nach seinem Tode mit seinem Begräbnis sollte gehalten werden.

b Zusammen: Da er vermerkte, dass die Stunde des Todes vorhanden wäre, hat er sich gänzlich und mit großer Geduld darein ergeben.

c Verschied: Im wahren Glauben auf den zukünftigen Heiland Christus.

d Volk: Das ist: Zu der Versammlung der Auserwählten im ewigen Leben. (Denn welche im wahren Glauben absterben, deren Seelen scheiden von hinnen zu der Gesellschaft der Seligen, bis sie in der Auferstehung ihre Leiber, mit unaussprechlicher Ehre und Herrlichkeit begabt, wiederum empfangen.)


Das 50. Kapitel


1. Dem Patriarchen Jakob wird ein ehrliches Leichenbegräbnis gehalten, und wird er von Ägypten aus bis ins Land Kanaan geführt und darin begraben, v. 1.

2. Des Josephs Brüder bitten ihn demütig um Verzeihung, dass er ihrer vorigen Misshandlung nicht wolle bedenken, und empfangen eine gnädige Antwort, v. 15.

3. Danach nimmt er einen Eid von ihnen, dass, wenn sie aus Ägypten ziehen, sie seine Gebeine mit sich ins Land Kanaan führen sollen, endlich stirbt er, v. 24.

1. Da fiel Joseph auf seines Vaters Angesicht und weinte über ihm und küsste ihn. † 1. Mose 46. 4.

a Fiel: Nämlich, da er sah, dass sein lieber Vater gestorben und tot war, ist er vor großer Liebe ihm aufs Angesicht gefallen, und hat ihn geküsst und gleichsam seinen letzten Abschied von ihm genommen. Später hat er Befehl gegeben, dass man zurichte, was zu dem Begräbnis nötig sei.

2. Und Joseph befahl seinen Knechten, den Ärzten, dass sie seinen Vater salbten. Und die Ärzte salbten Israel,

a Salbten: Mit köstlichem Balsam und Spezereien, dadurch der Körper lang erhalten und von der Fäule bewahrt würde.

3. bis das vierzig Tage um waren; denn so lange währen die Salbetage. Und die Ägypter beweinten ihn siebzig Tage.

a Salbetage: Das ist: So viel Tage pflegten sie der vornehmen Leute tote Körper zu salben und zu balsamieren, welche sie erhalten wollten, dass sie nicht verwesten. Es hat aber Joseph seinen Vater nicht aus Pracht oder Übermut so salben lassen, auch nicht darum, dass er meinte, es käme dem Verstorbenen etwa zugute: Sondern auf dass er seine Liebe gegen seinen verstorbenen Vater erzeigte, so will er den Leichnam nicht verächtlich hinwerfen, von dem er wusste, dass er einst zum ewigen Leben wieder auferstehen würde. (Denn man soll der Frommen abgestorbene Leiber ehrlich zur Erde bestatten und begraben. Und geschehen die Leichenpredigten momentan nicht den Verstorbenen zugute, sondern denen, die noch im Leben sind, damit sie erinnert werden, dass sie sich zum Tode bereit und gefasst machen, und einen rechtschaffenen Trost wider den Tod empfangen.)

b Beweinten ihn: Nichts anderes, als wenn ein vornehmer Fürst des Reiches gestorben wäre. Welche Ehre die Ägypter dem verstorbenen Jakob angetan, aus dankbarem Herzen und Gemüt gegen seinen Sohn Joseph, der dem Ägypter Land ein sehr nützlicher Mann wurde, und ihnen wohl vorgestanden war. (Es hat aber auch Gott in der Wahrheit auf diese Weise den Jakob, als des Herrn Christi Großvater, ehren und zugleich anzeigen wollen, dass er ihm auch der abgestorbenen gläubigen Körper angelegen sein lasse, als die er zur seligen Auferstehung vom ewigen Verderben erhalten und bewahren wolle {Hes 37v4 , v5 , v6 , v7})

4. Da nun die Leidetage aus waren, redete Joseph mit des Pharaos Personal und sprach: Habe ich Gnade vor euch gefunden, so redet mit dem Pharao und sprecht:

a Leidetage: Nämlich, die vorgemeldete Zeit der siebzig Tage.

b Personal: Er begehrte an etlichen vornehmen Hofdienern, dass sie bei dem Könige seinethalben eine Fürbitte tun wollen. Mit welcher Demut, da er zu verstehen gab, dass er auch andere Leute Hilfe bedürftig sind, er der Hofleute Gunst behalten hat.

c Gnade: Als wollte er sprechen: Wenn ihr in einer hochwichtigen Sache euren geneigten guten Willen gegen mir wollte zu erkennen geben, dass ihr mir Gutes gönnt, und mir wohl gewogen seid.

d Redet: Tut eine Fürbitte für mich, dass der König mir erlaube, ins Land Kanaan zu ziehen, dass ich meinen Vater darin begraben möge.

5. Mein Vater hat einen Eid von mir genommen und gesagt: Siehe, ich sterbe; begrabe mich in meinem Grabe, das ich mir im Lande Kanaan gegraben habe. So will ich nun hinaufziehen und meinen Vater begraben und wiederkommen.{1Mos 47v29}

a Sterbe: Das ist: Die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden.

b Ziehen: Nicht dass ich die Begräbnisse in Ägypten verachte, sondern damit ich meinem Versprechen genugtue, und den Eid halte, den ich meinem Vater geschworen habe. Denn wenn ich meinem Vater den letzten Dienst geleistet habe, so will ich alsbald nach Ägypten wieder umkehren, und bin nicht gesinnt aus dem Königreich Ägypten heimlich auszureisen. Denn es hat Joseph den König, als seine hohe Obrigkeit, immer in angemessenen Ehren gehalten und ohne seine Zulassung nichts Hochwichtiges vornehmen wollen. (Welche Demut einem Christen wohl ansteht {1Petr 5v5})

6. Der Pharao sprach: Zieh hinauf und begrabe deinen Vater, wie du ihm geschworen hast.

a Sprach: Da er von seinen Hofdienern des Josephs Bitte verstand.

b Geschworen: Damit du deinen getanen Eid haltest und demselben angemessen nachkommst.

7. Also zog Joseph hinauf, seinen Vater zu begraben. Und es zogen mit ihm alle Knechte des Pharaos, die Ältesten seines Hauses und alle Ältesten des Landes Ägypten,

a Knechte: Das ist: Seine vornehmsten Diener, Räte, und Hofleute.

b Ältesten: Das ist: Die vornehmsten Landherren, desgleichen die Vögte und Amtleute, und der Ausschuss in Ägypten, die man in großen wichtigen Sachen zurate zog.

8. dazu das ganze Personal Josephs und seine Brüder und das Personal seines Vaters. Alleine ihre Kinder, Schafe und Ochsen ließen sie im Lande Gosen.

a Personal: Das ist: Alle Verwandten und Freunde.

b Gosen: Allda sie ihr Wesen und Wohnung hatten.

9. Und zogen auch mit ihm hinauf Wagen und Gespanne, und waren ein fast großes Heer.

a Gespanne) Ist also des Jakobs Körper mit einer ansehnlichen Ritterschaft und viel Fußvolk ins Land Kanaan zu seinem Begräbnis begleitet worden. Und hat solches Gott darum also vorgehen lassen, damit der Patriarch Jakob zum wenigsten nach seinem Tode mit einem besonderen stattlichem Gepränge zur Besitzung des verheißenen Landes Kanaan eingeführt würde, welches einmal eins von seinen Nachkommen sollte völlig eingenommen und besessen werden.

10. Da sie nun an die Tenne Atad kamen, die jenseits des Jordans liegt, da hielten sie eine sehr große und bittere Klage; und er trug über seinen Vater Leid sieben Tage.

a Atad: Heißt zu Deutsch ein Dorn. Und lautet so viel, als ein dorniger Platz, der mit Dornen umgeben ist. Und mag wohl sein, dass es eine Stadt war, die also geheißen hat, als wie man sagen möchte, Dorn-Stadt.

b Klage: Was sie aber für Zeremonien hatten, damit sie ihr Leid und Klage öffentlich bezeugten und an Tag gaben, wird nicht gemeldet. Ist aber aus dem Folgenden gut zu ersehen, dass sie besondere Anweisungen gegeben haben, daraus man abnehmen könnte, wie es um den heiligen Patriarchen Jakob ihnen so herzlich leid sei.

11. Und da die Leute im Lande, die Kanaaniter, die Klage bei der Tenne Atad sahen, sprachen sie: Die Ägypter halten da große Klage. Daher heißt man den Ort der Ägypter Klage, welcher liegt jenseits des Jordans.

a Sprachen sie: Mit großer Verwunderung.

b Große Klage: Als wollten sie sprechen: Die Ägypter müssen gewisslich einen vornehmen Mann verloren haben, dass sie sich so leidig über ihn erzeigen.

12. Und seine Kinder taten, wie er ihnen befohlen hatte,

a Befohlen: Da er sterben wollte.

13. und führten ihn ins Land Kanaan und begruben ihn in der zwiefachen Höhle des Ackers, die Abraham erkauft hatte mit dem Acker zum Erbbegräbnis von Ephron, dem Hethiter, gegen Mamre.

a Erbbegräbnis: Das ist: Dass er ein Stück desselben Ackers, nämlich, die zweifache Höhle gebrauchte, zu seinem und seiner Nachkommen Begräbnis.

b Mamre: Das ist: Welche Höhle gegenüber demselben Ort gelegen, der von seinem Einwohner, so ein Amoriter war und Mamre geheißen, den Namen empfangen, dass er auch also genannt war.

14. Als sie ihn nun begraben hatten, zog Joseph wieder nach Ägypten mit seinen Brüdern und mit allen, die mit ihm hinaufgezogen waren, seinen Vater zu begraben.

a Wieder nach: Denn es war noch nicht Zeit, dass sie das Land Kanaan einnehmen sollten, welches dem Abraham, Isaak und Jakob verheißen wurde.

15. Die Brüder Josephs aber fürchteten sich, da ihr Vater gestorben war, und sprachen: Joseph möchte uns gram sein und vergelten alle Bosheit, die wir an ihm getan haben.

a Vater: Vor dem er sich zuvor ihrer Meinung scheuten.

b Gram sind: Dass er jetzt um der, nach des Vaters Tode, wiederum mit uns begehre umzugehen, wie wir mit ihm umgegangen sind, da wir ihn verkauft haben. Da doch Joseph nunmehr siebzehn ganze Jahr her, durch viel und mancherlei Wohltaten, die er ihnen erzeigt, seinen Willen und freundliches Gemüt, genügend erklärt hatte. (Aber so ein unruhiges Ding ist es um ein böses Gewissen, dass ein Mensch sich nirgends sicher sind fühlt. Und obwohl Christus, unser Bruder, so viel und mancherlei gute Taten uns erzeigt, So will dennoch unser verdorbenes Fleisch etlichermaßen zu Zeiten zweifeln, ob er es auch gut mit uns meine. Aber wir sollen solchem Zweifel widerstehen.)

16. Darum ließen sie ihm sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach:

a Sagen: Durch eine taugliche Person, die sie dazu angerichtet hatten, welcher sich auch willig dazu gebrauchen ließ.

b Vater: Sie wenden listig ihres verstorbenen Vaters Ansehen und Begehren vor, weil sie hoffen, es werde solches bei dem Joseph so viel gelten, dass er sich desto mehr enthalte, damit er nicht etwas Schärferes wider sie vornehme.

17. Also sollt ihr Joseph sagen: Lieber, vergib deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben. Lieber, so vergib nun die Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters! Aber Joseph weinte, da sie solches mit ihm redeten.

a Vergib: Das ist: Du wollest der großen Unbilligkeit, die dir von deinen Brüdern widerfahren ist, nicht gedenken, noch dieselbe zu rächen dich unterstehen, da sie dich ernstlich töten wollten, danach aber zur Dienstbarkeit in Ägypten verkauft haben.

b Gottes: Als wollten sie sagen: Weil wir alle eines Gottes Knechte und Diener sind, den unser Vater und wir alle miteinander ehren und anbeten, so wollest du aus Liebe gegen Gott und um seinen Willen uns deinen Brüdern verzeihen, in Betrachtung, dass wir einen Glauben haben und bekennen.

c Weinte: Aus Mitleiden gegen seine furchtsamen Brüder, deren Kleinmütigkeit ihm sehr zu Herzen ging.

18. Und seine Brüder gingen hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte.

a Gingen: Da sie sich nämlich vergewisserten und allerdings versichert waren, dass es ihr Bruder gut mit ihnen meinte, es ist ihnen wiederum wohl zumute geworden, und haben ihre Sache nicht mehr durch andere vorbringen lassen, sondern sind selber zu ihm gegangen und haben sich ihm ergeben.

b Knechte: Als wollten sie sprechen: Wir achten uns selbst nicht gut genug, dass du uns für Brüder halten solltest, weil wir uns so grob an dir vergriffen haben. Sondern handele mit uns nach deiner Meinung, als mit Knechten und Dienern, allein dass du unsere große Misshandlung, so wir wider dich begangen, nicht mehr bedenkst.

19. Joseph sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich bin unter Gott.

a Sprach: Mit sehr freundlichen Worten.

b Fürchtet: Ihr dürft euch keines danach zu mir versehen, denn ihr euch meinetwegen nichts zu befürchten habt.

c Unter Gott: Das ist: Ich erkenne und weiß, dass ich ein Mensch bin, gleich, wie ihr, und kein Gott. Denn ich fürchte Gott und überhebe mich nicht über ihn. Weil nun derselbe euch eure Sünde längst vergeben hat, so habe ich euch auch verziehen alles, was ihr wider mich getan habt, und begehre es keineswegs zu rächen. (Es wird uns aber hier des Herrn Christi geneigter Wille abgemalt, wie er gegen uns gesinnt ist, wenn wir in wahrer Demut und rechtem Ernst unser Sünde ihm abbitten.)

20. Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen, dass er täte, wie es jetzt am Tage ist, zu erhalten viel Volks.

a Gedachtet es: damals, wie ihr mir feind wurdet, und deswegen mich verkauftet.

b Gott: Welcher so gütig ist, dass er nichts Böses vorgehen lässt, daraus er nicht etwas Gutes hervorbringe.

c Gut: Dass er euren bösen Anschlag zum guten Ende richtete.

d Volks: Das ist: Dass er durch meinen Rat und Fleiß in der Hungersnot viel Leute beim Leben erhielt, sowohl in Ägypten als in anderen benachbarten Ländern.

21. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch versorgen und eure Kinder. Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen.

a Fürchtet: Das ist: Ihr dürft euch gar nicht besorgen, dass ich euch oder den Euren jemals Schaden tun wolle: Sondern sollt euch viel mehr alles Gute zu mir versehen, und nichts anderes von mir gewärtig sein, als dass ich euch samt den Eurigen beim Leben erhalte, und ernähren will, wie ich bisher getan habe.

b Tröstet sie: Mit vielen freundlichen Worten.

22. Also wohnte Joseph in Ägypten mit seines Vaters Hause und lebte hundertundzehn Jahre.

a Wohnte: Nach seines Vaters Tode.

23. Und sah Ephraims Kinder bis ins dritte Glied. desselben gleichen die Kinder Machirs, Manasses Sohnes, zeugten auch Kinder auf Josephs Schoß.

a Schoß: Das ist: Er hat so lange gelebt, dass er gesehen, und auf seinen Schoß genommen hat, seine Enkel oder Neffen und Nachkommen von seinen beiden Söhnen bis ins dritte Glied, welches denn eine besondere große Gnade war, die ihm Gott hat widerfahren lassen. Und hat die Verheißung von Vermehrung und Ausbreitung seines Samens, zeitlich angefangen erfüllt zu werden.

24. Und Joseph sprach zu seinen Brüdern: Ich sterbe, und Gott wird euch heimsuchen und aus diesem Lande führen in das Land, das er Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat. {1Mos 15v13 , 26v4 , 46v4}

a Sprach: Da er alt war, und empfand, dass er nicht lang mehr leben würde.

b Heimsuchen: Nämlich mit Gnaden und zu seiner Zeit, da ihr sehen und empfinden werdet, dass er für euch sorge und sich euer mit Ernst annehme.

c Land: Nämlich ins Land Kanaan, in welchem unser Heiland soll geboren werden.

25. Darum nahm er einen Eid von den Kindern Israels und sprach: Wenn euch Gott heimsuchen wird, so führt meine Gebeine von dort. {2Mos 13v19 , Jos 24v32}.

a Eid: Dass sie seinen Körper nicht in Ägypten ließen, wenn sie daraus ziehen würden.

b Gebeine: Denn mein Fleisch wird unterdes verzehrt werden und verwesen.

c Dort: In das verheißene Land Kanaan, darin ich auch begehre, begraben zu werden, auf dass ich bei meinen Vätern sei, deren Religion und Glauben auf den zukünftigen Christus ich erkannt und angenommen habe. Darum wenn ihr zu seiner Zeit aus Ägypten ins Land Kanaan ziehen werdet, so begehre ich, dass ihr meinen Leichnam mit euch führt, und neben meine Väter begrabt, mit denen ich weiß, dass ich werde auferstehen zur ewigen Seligkeit. Und ist wohl zu vermuten, dass Joseph auch derer einer gewesen, die zugleich mit Christo auferstanden sind {Mt 27v52}.

26. Also starb Joseph, da er war 110 Jahre alt. Und sie salbten ihn und legten ihn in eine Lade in Ägypten.

a Starb: Nachdem er solchen Befehl von sich gegeben und seine Rede vollendet hatte.

b Salbten: Damit der Leib, so lang immer möglich vor der Verwesung bewahrt und aufbehalten würde, und zur Bestätigung der Hoffnung, von der Auferstehung der Toten, im Volk Gottes.

c Lade: Damit, wenn die Zeit käme, dass man aus Ägypten ziehen sollte, seinen Leichnam desto besser könnte fortbringen und dieser ins Land Kanaan geführt werden, wie denn später geschehen ist {2Mos 13v19}. Also ist nun auch der Patriarch Joseph dahin gestorben, der beides, mit seiner Erniedrigung und Erhöhung, ein Vorbild Christi war und ein vortrefflicher Mann, der in der wahren Gottseligkeit und im Glauben an Christus beständig blieb, obwohl er in seiner Jugend, unter dem Kreuz Christi viel Unglück und Widerwärtigkeit ausgestanden hat, da er von seinen Brüdern verkauft und in Ägypten von wegen falscher Anklage eine lange Zeit im Gefängnis gehalten wurde. Später aber hat ihn Gott wiederum erhöht und zu großen Ehren erhaben, dass er vielen Völkern, sonderlich aber seinem Vater, seinen Brüdern und Verwandte, ein sehr nützlicher Mann war, ihnen viel Gutes erzeigt hat, ungeachtet des großen Bedrängnisses und Hochmuts, so er zuvor von ihnen erlitt, dessen er nicht mehr bedachte. Jetzt lebt er mit Christo in der ewigen Freude und Seligkeit. Der ewige eingeborene Sohn Gottes wolle uns auch seine Gnade geben, dass wir ihn, samt dem Vater und Heiligen Geiste einigen wahren Gott, wie er sich in der Erschaffung der Welt und nach dem Fall des menschlichen Geschlechts mit der Predigt des Evangeliums den Patriarchen geoffenbart hat, recht erkennen lernen und die heiligen Patriarchen, deren Taten und Geschichte als auch Leiden und Trübsal in diesem Ersten Buch Mose beschrieben werden, im anderen zukünftigen Leben sehen und anschauen mögen, in ewiger Freude und Herrlichkeit, Amen.