Am Sonntag Oculi


Lukas 11, 14-28

Und er trieb einen Teufel aus, der war stumm. Und es geschah, da der Teufel ausfuhr, da redete der Stumme. Und das Volk verwunderte sich. Etliche aber unter ihnen sprachen: Er treibt die Teufel aus durch Beelzebub, den Obersten der Teufel. Die anderen aber versuchten ihn und begehrten Zeichen von ihm vom Himmel. Er aber vernahm ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Ein jegliches Reich, so es mit ihm selbst uneins wird, das wird wüste, und ein Haus fällt über das andere. Ist denn der Satan auch mit ihm selbst uneins, wie will sein Reich bestehen? Weil ihr sagt, ich treibe die Teufel aus durch Beelzebub. So aber ich die Teufel durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben sie euere Kinder aus? Darum werden sie euere Richter sein. So ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe, so kommt je das Reich Gottes zu euch. Wenn ein starker Gewappneter seinen Palast bewahrt, so bleibt das seine mit Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, und teilt den Raub aus. Wer nicht mit mir ist, der ist wieder mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Wenn der unsaubere Geist von den Menschen ausfährt, so durchwandert er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht; so spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er es mit Besemen gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben Geister zu sich, die ärger sind, denn er selbst; und wenn sie hinein kommen, wohnen sie da; und es wird hernach mit demselbigen Menschen ärger dann vorhin. Und es begab sich, da er solches redete, erhob ein Weib im Volk die Stimme und sprach zur ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die du gesogen hast. Er aber sprach: Ja, selig sind, wie das Wort hören und bewahren.

1. Das heutige Evangelium handelt, wie ihr hört, vom Teufelaustreiben. Und es hat die Meinung wie vor acht Tagen, daß man durch Reue, Buße und Beichte sich wollte bessern und den Teufel austreiben. Man lese dies Evangelium aber heute oder morgen, im Sommer oder wann immer, so ist es sehr reich, weil darin unseres lieben Herrn Christi Werk vorgehalten wird, welches nicht allein damals geschehen ist, sondern es soll bleiben bis an der Welt Ende und solange sein Werk auf Erben bleibt. Von solchem Werk hat das Evangelium auch vor acht Tagen gehandelt. Aber hier steht dabei, wie es von mancherlei Leuten gedeutet worden ist. Dieses gibt auch eine feine, nützliche Lehre wie ihr hören werdet. Wir wollen aber zuvor vom Werk Christi sagen.

2. Das nun unser lieber Herr Jesus hier einen Teufel austreibt, ist uns besonders zum Trost geschrieben, daß wir lernen und wissen sollen, daß er ein Herr über den Teufel und sein Reich ist, und daß solch ein Werk, so es damals leiblich angefangen, nicht aufhöre, sondern in der Christenheit bleiben werde bis an den jüngsten Tag. Denn zu solchem Werk hat Christus sein Werkzeug, die heilige Taufe, daß Sakrament, daß Wort und Absolution und anderes, was zum Predigtamt gehört, hinter sich gelassen, daß man dem Teufel sein Reich damit zerstören, ihm die Leute abfangen, und ihn aus den Leuten treiben soll. Denn also steht geschrieben: Gleich wie der Regen, der auf ein dürres Land fällt, nicht ohne Frucht abgeht, das grünt hernach und wird alles lebendig; also schafft auch gewißlich Gottes Wort immer da bei etlichen Frucht. Denn der heilige Geist will immer bei dem Wort sein, dadurch die Herzen erleuchten, anzünden und reinigen, und also von des Teufels Tyrannei und Gewalt erlösen.

3. Ob nun das vor der Welt nicht scheint, und mit leiblichen Augen nicht gesehen wird, wie damals, da es von Christus leiblich geschah, denn die Welt ist es nicht wert, daß sie einen Funken göttlicher Kraft sehen soll; sondern sie soll blind sein, schmähen und lästern; wie wir sehen, daß sie es mit dem Herrn Christus hier auch tut. Wir aber, die das Wort haben und annehmen, sollen es sehen und wissen, und uns von Herzen darüber trösten, daß Wort uns die Gewalt hier auf Erden gelassen hat, daß wir können, sollen und müssen ohne Unterlaß Teufel austreiben.

4. Denn ein jegliches Kind, so zur Welt kommt, daß wird geboren in des Teufels Reich, da er als ein Herr regiert und alle Tyrannei der Sünden wegen tut. Man trage es aber nach dem Befehl Christi zur seligen Taufe, dadurch man zum Reich Gottes wiedergeboren wird, wie Christus Johannes 3, sagt, so muß der Teufel weichen und ausfahren. Denn da wird dem Kinde von Gott durch Christum Gottes Gnade zugesagt, weil es in den Tod Christi getauft wird. Also ein armes, betrübtes Gewissen, daß der Teufel mit einem schweren Fall drückt, oder sonst eine andere Anfechtung beschwert, daß kommt zu mir, klagt mir seine Not und begehrt Trost und Unterricht. Da habe ich Befehl, und ein jeder Christ, daß ich meinen Bruder trösten und stärken, und ihn Gottes Gnade durch das Verdienst Christi zusagen soll. Da muß der Teufel weichen: nicht mir, der ich ein armer Sünder und elender Mensch bin, sondern dem Wort, welches unser lieber Herr Christus uns auf Erden gelassen hat. Also wenn du ein blödes, erschrocken Gewissen hast, und kannst den Trost nicht fest genug greifen, daß Gott dir gnädig sei und deine Sünde vergeben wolle: da hat unser lieber Herr Christus sein Abendmahl zum gewissen Trost verordnet; auf das, weil sein Leib und Blut dir zur Speise und Trank gegeben wird, so hast du keine Ursache zu zweifeln, daß sein Leib für deine Sünde gegeben und sein Blut für deine Sünde vergossen ist. Wo aber solcher Glaube und Vertrauen ist, da ist es unmöglich, daß der Teufel länger seinen Sitz behalten und die Herberge nicht räumen müßte.

5. Also muß dies Werk für und für gehen in der Christenheit, die sich mit der Schlange beißen, und wieder das Teufels Reich immer mit aller Gewalt setzen und dagegen streiten muß; wie sie denn tut, und mehr denn Christus selbst; wie er sagt bei Johannes 14,12.: " wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere denn diese tun; denn ich gehe zum Vater ".

6. Ursache, die christliche Kirche treibt ihr Amt viel weiter denn Christus: der hat es nur in dem kleinen Winkel des jüdischen Landes getan und wenig Leute bekehrt; denn er hat nur bis in das vierte Jahr gepredigt. Dagegen aber treibt die christliche Kirche, durch die Hilfe ihres Hauptes und Herren Jesus Christus, der zur Rechten Gottes sitzt, dieses Amt für und für, daß sie predigt, die Sakramente austeilt und den Teufel in seinem gottlosen Wesen immerdar straft, und heute da, morgen an einem anderen Ort austreibt, auch von ihr selbst. Denn wir sind sein noch nicht aller Dinge ganz los, und müssen alle Augenblicke vor ihm auf der Hut sein.

7. Solch ist tut dem Teufel sehr weh; darum, eben wie wir ihn durch das Predigtamt und die Heiligen Sakrament austreiben, also versucht er sich wiederum an uns, wenn er nicht bei uns sitzen kann, daß er uns doch durch Verfolgung zur Welt hinaus treibe. So ist es immer gegangen, und wird weiter gehen bis an der Welt Ende; wie denn Christus selbst begegnet ist. Denn er wollte den Teufel nicht leiden, sondern trieb ihn aus, wo man es begehrte; da wollte ihn der Teufel auch nicht leiden, brachte ihn durch die Juden an das Kreuz und stieß ihn zur Welt hinaus. Aber es gelang ihm nicht.

8. Denn Christus hat nicht allein von dem armen Menschen, davon dies Evangelium meldet, den Teufel ausgetrieben; sondern er ist erschienen, wie 1. Johannes 3,8 geschrieben steht, daß er die Werke des Teufels zerstöre, also, daß der Teufel keine Gewalt hat über alle, die an ihn glauben. Die ihn aber nicht aufnehmen, die bleiben unter das Teufels Gewalt, und müssen endlich, wie die Juden, zu Grunde gehen. Die Gläubigen aber werden davor wohl sicher sein; ja, sie treiben ihn, den Teufel durch das Wort aus, und werden an jenem Tage samt Christus Richter über die Teufel und alle Gottlosen .

9. Dem Papsttum hat der Teufel, wie ihr wißt, sein Reich und Macht sehr hoch gebracht, daß obwohl aus Gottes Barmherzigkeit und Gnade die Heiligen Sakramente und das Wort geblieben, doch kein rechter Verstand weder vom Sakrament noch Wort da gewesen ist, wie jedermann bekennen muß. Dennoch hat der Teufel auch im Papsttum dem Wort weichen und ausfahren müssen durch die heilige Taufe. Denn Gottes Zusagung kann nichts aufhalten. So will der heilige Geist seine Wirkung darum nicht unterlassen, wenn auch die Person, so daß Wort führt und Sakrament reicht, nicht fromm, sondern gottlos ist.

10. Darum sollen wir Gott für solche reiche Gnade von Herzen danken, und uns darüber nicht beschweren, wenn der Teufel uns manchmal plagt. Denn des verdrießt ihn sehr, daß wir arme Sünder ihn, einen solchen hoffärtigen, mächtigen Geist, allein durch das Wort austreiben sollen, und er gegen seinen Willen ausfahren muß. Darum will er sich an uns rächen, und schießt überall mit Verfolgungen anderen Anfechtungen auf uns. Das sollen wir aber gern leiden, um der Hoffnung willen, daß wir wissen, daß wir ihn nicht allein austreiben, sondern am jüngsten Tag, wie gesagt, richten und verdammen werden in Ewigkeit und in den Abgrund der Hölle.

11. Wir sollen aber aus solchem Werk lernen, daß wir von dem Wort Gottes und den Heiligen Sakramenten nicht so gering halten, noch schlecht davon reden, wie doch oft, und besonders von den Weltweisen, geschieht. Wahr ist's, daß die Sakramente schlechte äußerliche Werke sind, wie die Augen darüber urteilen; so ist das Wort auch ein äußerlich Ding, daß man mit den Ohren fassen und mit den Augen lesen kann; gleichwie die Christen auch leibliche Menschen sind. Daß man es aber darum gering halten und verachten wollte, das taugt überhaupt nicht. Ursache, wenn ein Christ daher geht und führt das Wort nach dem Befehl Christi, so ist die Gewalt da, vor welcher der Teufel fliehen muß und nicht bestehen kann.

12. Das nun das Wort und die Sakramente so ein geringes Ansehen haben, soll uns nicht zur Verachtung des Wortes und der Sakramente, sondern zur herzlichen Danksagung reizen, daß wir sprechen: Dank habe ja unser lieber Herr Gott, daß er die allerhöchste Kraft in so ein geringes, schwaches Gefäß gelegt hat. Denn wir Menschen sind ja gegen den Teufel wie ein Strohhalm, denn wo er seine Gewalt gegen uns üben wollte oder könnte, würde er uns nicht einen Augenblick leben lassen. Was tut aber unser Herr Gott? Er zündet den armen Strohhalm durch sein Wort, das himmlische Feuer, an, und macht so ein Licht und Glanz in der Welt, daß der Teufel nicht weiß, wo er bleiben soll; und muß heute da, morgen an einem anderen Ort fliehen und ausziehen. Darum nennt der Heilige Paulus das Evangelium eine Kraft Gottes, wodurch die Menschen selig werden. Das ist eine solche Macht und Stärke, wie Gottes Stärke heißt, und bringt den Menschen aus der Sünde zur Gerechtigkeit, aus dem Tode ins Leben, aus der Hölle in den Himmel, und aus des Teufels Reich in Gottes Reich.

13. Solches sollen wir Christen lernen, und Gott dafür danken, und sein Wort und heilige Sakramente herrlich und groß , ja, als unsere höchsten Schatz achten. Die Unchristen aber sind es nicht wert, daß sie solche herrliche Majestät und Kraft Gottes sehen sollten. Wie Jesaja von den Juden sagt: " mit den Ohren werdet ihr hören, und werdet es nicht verstehen; mit sehenden Augen werdet ihr sehen, und werdet es nicht vernehmen ", Kapitel 6,9. 10. Wir aber sollen Gott dafür danken, daß wir solche große Majestät und Kraft des Wortes erkannt und erfahren haben; und sollen uns darüber freuen und trösten, ob wir gleich arme Bettler und Sünder sind, daß wir die Kraft bei uns haben, davor auch der Teufel fliehen muß.

14. Also geht das Werk noch immer unter den Christen, das heißt Teufel austreiben, die Stummen redend und die Tauben hörend machen, wenn es nicht leiblich geschieht. Denn es ist viel größer und mehr, daß man den Teufel aus dem Herzen treibe, denn daß man ihn aus dem Leibe treibe. Denn im Herzen sitzt er viel fester. Christus aber treibt ihn auch leiblich aus, auf das wir seine Macht mit den Augen sehen, und darum um so fester glauben sollen, er werde ihn auch da heraus treiben, wo er am festesten sitzt, und dazu durch ein so geringes Ding, nämlich durch das Wort, die Absolution, die Taufe, das hochwürdige Sakrament.

15. Solche Gabe und Gnade hat uns Gott gegeben, dafür sollen wir ihm fleißig danken, und gegen den Teufel getrost gebrauchen und ihn geistlich aus den Menschen treiben, unangesehen, daß er uns hier leiblich aus der Welt ausstoßen wird. Wenn aber der jüngste Tag kommt, alsdann soll er dafür ewiglich ausgestoßen werden. Das ist das erste Stück, dafür wir Gott danken und fröhlich darüber sein sollen.

16. Weiter folgt im Evangelium, was die Welt davon sagt. Hier finden wir dreierlei Schüler. Die ersten sind die frömmsten, nämlich, das Volk, daß sich über das Werk Christi verwundert, und ohne Zweifel Gott dafür dankt. Das ist das kleine Häuflein, dem die Augen aufgetan sind, und sehen die Herrlichkeit und göttliche Kraft des Wortes; vor denen ist es so ein herrliches und großes Ding, daß sie sich nicht genug darüber wundern können, daß das Wort so gering und leicht so viele Leute bekehren, und den Teufel mit Macht austreiben soll, können sich darüber nicht satt hören.

17. Dagegen aber sind zwei andere Haufen, deren Herz ist so hart und verstockt, daß sie auch mit sehenden Augen nicht sehen, daß eine große göttliche Kraft da sein muß, daß der stumme und taube Mensch so leicht reden und hören soll, wie ein anderer Mensch, und dazu fein und vernünftig werden, er doch zuvor rasend gewesen war. So sind nun der eine Haufe solche Schüler, die das Werk Christi mit Augen sehen, sind aber doch so blind, toll und töricht, daß sie das Gegenteil aus solchem Wunder nehmen, und schreiben es dem Teufel zu.

18. Wenn sie doch so sprechen würden: Er treibt die Teufel aus, darum wird er vielleicht eine besondere Kunst oder Gnade von Gott haben. Das tun sie nicht, sondern sagen frech heraus: Es gehe wider Gott zu, der Teufel sei in ihm, es ist nichts anderes als eine Trügerei und ein Gespenst. Als wollten sie sagen: Sollte es ein Wunderzeichen sein? Ja wohl, es ist lauter Teufelswerk. So blinde Augen, und so ein verstocktes Herz haben sie, daß sie Gottes Wunderwerk nicht sehen, sondern kehren es noch dazu um und sagen: Es sei ein Teufelsgespenst. Weiter sind sie in solcher Sünde und schrecklicher Gotteslästerung so sicher, daß sie dem Teufel einen sehr verächtlichen Namen geben, heißen ihn Beelzebub, das ist auf deutsch eine Hummel oder große Mücke. Das ist ja den Teufel hoch verachtet, als wären sie große Heilige und voll Heiligen Geistes, gegen die der Teufel wie eine Hummel wäre. Paulus, der große Apostel, verachtet den Teufel nicht so, sondern heißt ihn einen Fürsten und Gott der Welt. Aber diese großen Heiligen denken, je höher sie den Teufel verachten können, je eine geringere Kunst sei es an dem Herrn Christus, daß er die Teufel austreibt. Was, sagen Sie, sollte dies für ein besonderes Wunder oder großes Werk sein? Das ist dem Teufel eine schlechte Kunst, daß er einen anderen Teufel austreibt.

19. Also, ob sie wohl wieder die Wahrheit nicht können, dennoch lästern sie wissentlich unseres Herrn Christi Werk, sehen nicht, daß sie selbst mit tausend Teufel besessen sind, besonders weil sie voll Gotteslästerung sind, Mörder, Lügner, Verführer, und tun den höchsten Willen des Teufels, weil sie so dahin gehen, als ginge der Teufel sie gar nichts an.

20. So geht es heute auch zu. Das liebe Evangelium wird, Gott sei ewig Lob, rein und lauter, in aller Zucht und Stille gepredigt; da sollen wir uns trösten, daß etliche Fromme solche Predigt mit Herzen annehmen, fröhlich darüber werden, und sich über solche Gnade und Wohltat verwundern und Gott von Herzen dafür danken. Wiederum fehlt es nicht, man wird derer leider nur zu viel finden, die nicht wissen, wie sie es genügend lästern sollen. Unsere Gegner bekennen, es sei in der Heiligen Schrift gegründet, daß man das Sakrament unter beider Gestalt (wie sie es nennen) nehmen soll; und das Christus weder die Ehe noch Speise verboten hat, dennoch verdammen sie solches. Es wäre kein Wunder, daß von solcher Sünde die Sonne schwarz würde, und solche Lästermäuler das Erdreich verschlingen würde. Aber sie sind so sicher, leichtsinnig und ohne Sorge, als säßen sie unserem Herrn Gott im Schoß; ich will schweigen, daß sie sich vor dem Teufel fürchten sollten, wie die Christen sich fürchten.

21. Die lernen es in der Erfahrung, daß der Teufel auch den Gerechten fällen und Gottes Werk zurück treiben kann. Darum heißen sie ihn nicht einen Beelzebub oder Hummel, sondern wie Paulus, einen Fürsten und Gott der Welt. Denn wir sehen, wie stark er ist, und fühlen es, wo er jemand einmal ergreift und in den Irrtum führt, da ist er so stark, daß man ihn mit viel und langem Lehren und Vermahnen kaum wieder zurecht bringen kann. Also, wenn er einen Menschen in Hurerei oder Ehebruch, in Geiz, Zorn, Haß, Neid, oder andere Laster wirft, ich meine, er hält fest. Hilft ein Strick, eine Kette nicht; er nimmt davon hundert, daß man nur nicht wieder davon kommen soll.

22. Darum verachten die Christen den Teufel nicht so, wie die Werkheiligen, sagen nicht er sei eine Hummel, sondern einen gewaltigen Herrn, Fürst und Gott der Welt, der die Leute würgen, in Sünde führen, in Verzweiflung, Herzeleid, Angst, Sorge, und allerlei Not stecken kann, wo Gott nicht wehrt. Der Papst aber und sein Haufen wissen und glauben solches nicht, selbst wenn sie es auch gleich erfahren und sehen.

23. Darum, weil die Pharisäer Christum und sein Werk so schrecklich lästern, kann man schließen, wenn sie auch nicht leibhaftig besessen sind, wie der arme Mensch hier, sie doch viel schlimmer und gefährlicher geistlich besessen sind; besonders weil sie das Wort nicht verstehen, sondern dazu noch lästerlich Schänden; und sind dabei noch so sicher, als täten sie gut daran.

24. Das ist uns nun zum Trost geschrieben, so wir Teufel austreiben und Gottes Wort predigen wollen, daß wir auch uns nicht irre machen lassen, weil hier steht, daß etliche sich verwundern; die andern aber halten es dafür, unsere Lehre sei falsch und verführerisch, die großen Schaden tut und die Leute nur von Gott fortführe; sagen darum es ist Ketzerei und Teufelslehre. Das soll uns nicht ärgern noch müde machen. Wahr ist's, daß es sehr weh tut, daß die Katholiken unsere Lehre lästern, und so sicher dabei sind, daß sie sich vor dem Teufel nicht mehr fürchten als vor einer Hummel. Aber es ist dem Herrn selbst so begangen bei diesem hohen Wunderwerk, da er Teufel durch den Finger Gottes austrieb, da lästerten sie, es wäre so eine schlechte Sache, Teufel austreiben, als eine Hummel, die einen um den Kopf herum fliegt, vertreiben; dazu hätte ihm der Teufel geholfen. Das ist der eine böse Haufen, schlimmen Schüler, die solch ein Werk sehen, aber Gott nicht darum danken, sondern noch lästern.

25. Die dritten Schüler sind hier noch viel schlimmer, als die anderen, sind wohl nicht so grob und sagen frei, stellen sich, als wollten sie glauben, wenn sie ein Zeichen hätten, wie es ihnen gefiele. Diesen fehlt es nicht an dem, daß sie das Zeichen nicht sehen. Sie sehen es wohl, aber sie halten es für ein irdisch und kein rechtes Zeichen, möchte es haben, so er, der Herr, wollte, daß sie etwas von ihm hielten, daß er ein Zeichen am Himmel, einen neuen Mond, neue Sterne oder sonst etwas machte. Das sind sehr weise Leute, die unserem Herrn Gott so lehren wollen, was er für Zeichen tun soll. Wollen gern, daß er, wie ein Gaukler, eine Narrenkappe anzieht, er trete vor sie, und spielte ihnen vor, was sie wollten. Gerade als hätte unser Herr Gott sonst nicht zu tun, denn daß er für ihren Müßiggang genug täte.

26. Heute wirst du solche Schüler in der ganzen Welt finden, und am meisten unter den großen Herren. Denn was jetzt überall unter weltweisen, mächtigen Leuten, denn diese, daß sie sagen: Was? Sollte ich der Predigt glauben, die von so armen Bettlern, jetzt unter die Leute gekommen ist? Ich würde viel davon halten, wenn es der Papst, der Kaiser, Könige und Fürsten predigten und annähmen. Diese malen unserem Herrn Gott auch vor, wie er sollte klug werden, der fromme Mann, und die Sachen besser ausrichten, und ihnen solche Predigt schicken, wie sie es gern hätten. Ja, man solle es euch bestellen, ihr lieben hohen Leute.

27. Und zwar bei uns, die wir uns doch stellen, als wären wir gut evangelisch, geht es fast auch so. Man sieht beide in den Regimenten der Städte und Länder, da meint jedermann von sich die Prediger zu regieren, daß sie predigen sollen, wie und was den Herren gefällt. Wo aber ein Prediger seinem Amt nach die Laster straft, die man doch so öffentlich treibt, daß man die Personen leicht daran erkennen kann, wenn man sie auch nicht bei Namen nennt, da geht das Geschrei los, es diene zur Aufruhr, sei darum von der Obrigkeit nicht zu dulden. Man könne das Evangelium wohl sonst predigen, daß man die Leute nicht so öffentlich anzeige. Es ist also die Obrigkeit geschändet, allein daß man die Wahrheit sagt. Was meinst du nun, wenn du dieses hier vergleichst, sind diese nicht verwandt, die das herrliche Wunderzeichen hier sehen, wollen es aber für kein Wunder halten, der Herr spiele ihnen denn, was sie gern hätten? Wollen also Herren sein, nicht allein über ihr Land, Leute und Gemeinde, sondern auch über das Wort und die Kirche. Das mögen doch fromme Kinder sein, da Gott sollte Lust daran haben.

28. Aber es hat die Meinung nicht, wenn man sagt, weltliche Obrigkeit soll man ehren, sie nicht schelten, noch hier übel nachreden, als sollte darum weltliche Obrigkeit über Gott und sein Wort sein; sondern sie sollen ebenso unter Gott und seinem Wort sein, als ihre Untertanen, und ihm gehorchen. Tun sie es nicht, so soll man den Mund auftun, und sagen, was sie nicht gern hören, und nichts danach fragen, ob sie darüber zürnen oder lachen. Denn das Evangelium soll keines Menschen, er sei so hoch er wolle, schonen, sondern an jedermann das Unrecht strafen.

29. Darum sind Prediger da, denen ist eine sehr schwere Last aufgelegt, daß sie sollen ihr Amt so führen, daß sie am jüngsten Tag davon Antwort und Rechenschaft geben. Wenn sie dir nicht sagen und an dir nicht strafen, was sie zu sagen und zu strafen ihres Amtes schuldig sind, so wird Gott dein Blut von ihrer Hand fordern. Warum wollten denn wir Prediger um deinetwillen uns noch mehr beschweren, und dir predigen, wie du es gern hättest? Ist doch das Wort nicht unser; so sind wir nicht von deinetwegen da, als hättest du uns bestellt, und wir müßten predigen, was dir wohl gefällt. Solches können, wollen und sollen die Prediger nicht tun. Wer es nun nicht hören will, dem steht die Kirchentür offen, da mag er hinausgehen und unserem Herrn Gott sein Predigtamt unangefochten lassen.

30. Das sind die drei Schüler, welche der Herr hier bei diesem hohen Wunderwerk hat. Die ersten loben es, und lassen es sich gefallen und verwundern sich darüber. Die anderen sind ihm feind und schänden es. Die dritten wollten gern, daß er es nach ihrem Kopf, und nicht nach seinem Gefallen macht. Solche Schüler hat das Evangelium für und für in der Welt.

31. Darum müssen die Prediger, eben wie Christus hier, sich mit solchen zanken und ihnen nicht Recht lassen; sondern dem Herrn Christus seine Ehre retten und sein Wort verantworten, und nichts danach fragen, ob sie gleich sich nicht bekehren noch bereden lassen wollen. Wir haben das Unsere getan, wenn wir zur ihrem Lästern nicht still schweigen. Wollen sie es nicht annehmen, so mögen sie hinfahren, bis sie es inne werden, was sie getan, und wen sie verachtet, geschändet und gelästert haben.

32. Der Herr antwortet erstlich denen, die da sagten: Er treibe den Teufel aus durch den Beelzebub; und führt eine feine, schlechte, natürliche Antwort: " Ein Reich, wenn es mit ihm selbst uneins ist, so kann es nicht bestehen ". So nun ein Teufel den anderen austreibt, so folgt, daß die Teufel uneins sind, und kann also ihr Reich nicht bestehen.

33. Dies ist ein weltliches Bild, daß die Vernunft fassen und verstehen kann. Denn wo Mann und Weib im Hause uneins sind, daß er Krüge und sie Töpfe zerbricht, da wird die Haushaltung nicht lange bestehen können. Denn die Erfahrung lehrt, daß Uneinigkeit Land und Leute, Haushaltung und alles zerreißt und verwüstet.

34. Darum reden die Pharisäer und Schriftgelehrten hier wieder ihre eigene Vernunft, wie tolle, wahnsinnige Leute, die keinen christlichen Verstand, sondern auch keine menschliche Vernunft haben. Wie wir an unseren Widersacher sehen. Ob wir gleich die Schrift nicht führten, so können wir doch mit vernünftigen Ursachen in viel Dingen ihr Wesen und Lehre strafen, und unseres verteidigen. Aber da hilft nichts, es ist alle Arbeit und Mühe umsonst.

35. Nun aber ist es nötig, daß wir hier darauf Achtung haben, daß Christus sagt, der Teufel habe ein Reich, und ein sehr einiges Reich, daß sich fein zusammenhält. Darum, wer einen Teufel erzürnt, der erzürnt sie alle; der einen angreift, der greift sie alle an. Sonst, wenn sie nicht so zusammen hielten, wollten wir wohl viel mehr Leute dem Papst und anderen entzogen haben. Das aber nicht alle das Wort annehmen und glauben, geschieht darum, daß des Teufels Reich so mächtig ist und so fleißig zusammenhält.

36. Solch ein Reich greifst du an, wenn du dich taufen läßt, daß Wort hörst, das Sakrament empfängst. Das aber der Teufel bei dir nicht siegt, geschieht darum, daß eben wie die Teufel zusammenhalten, also hält sich das Reich Christi auch zusammen. Darum wenn dich der Teufel angreift, so hat er den da oben zur Rechten Gottes auch angegriffen, wie er zu Paulus sagt: " Saul, Saul, warum verfolgst du mich "? Darüber mögen wir uns trösten, und lernen, das ist kein Scherz um einen Christenstand, besonders weil ein so großes Reich wider uns, und aller Augenblicke in Gefahr schweben müßten, wo nicht Gott mit seiner Gnade über uns wachte.

37. Hier möchtest du fragen: Wie geht es denn zu, daß die Exorzisten so böse Buben sind und dennoch Teufel austreiben? Das tut ja Gott nicht, sondern der Teufel. Ich habe selbst einen gesehen, der war voller Teufel, noch war der Pfaffe, der ihn beschwor, so sicher, daß er dem Besessen die Hand in das Maul legte. Wie kann es da anders sein, denn daß ein Teufel den anderen austreibt?

38. Antwort: Paulus sagt: Der Teufel werde in den letzten Zeiten Zeichen tun; aber es werden falsche Zeichen sein. Denn er tut es nicht um des Evangeliums wegen, daß er es fördern, sondern daß er die Leute vom Glauben abführen und in Abgötterei bringen möge. So hat man an anderen Orten Heilige gehabt, wo man die Besessen hingebracht und den Teufel ausgetrieben hat. Aber er ist nicht darum ausgefahren, als hätte er nicht länger sitzen können und müßte weichen; sondern er hat es willig und gern getan, den Aberglauben so zu stärken.

39. Also, hatte er sich häufig so gestellt, als fürchte er sich vor einem geweihten Licht, oder anderem; so ihm doch alleine darum zu tun ist, daß er solchen Aberglauben in den Leuten stärkte, und sie dadurch weniger zum rechten Glauben und Vertrauen auf Gottes Wort und Gnade kommen sollten. Daß es also, wie es Paulus nennt, falsche Wunderzeichen und nur ein Gespenst gewesen sind.

40. Du aber siehe die rechten, wahrhaftigen Zeichen an, da Christus und die Apostel durch das Wort den Teufel austreiben, und er gegen seinen Willen ausfahren muß, da wirst du finden, daß er sich viel anders gestellt hat. Ursache, da muß er ausfahren zum Zeugnis des göttlichen Wortes und Ehre, und Stärke des christlichen Glaubens. Das kann er nicht mit Willen tun, darum wird weder Kreuz, oder andere Gaukelei helfen.

41. Wo aber der Teufel zu seinem Nutzen und seinen Lügen damit zu stärken ausfahren soll, daß die undankbare Welt, die Christus nicht anrufen will, den Teufel anrufen und tiefer in Aberglauben fallen soll, da mag er sich wohl von einem bösen Buben austreiben lassen. Denn es geschieht nicht darum, daß das Evangelium gepriesen und die Wahrheit erkannt, sondern daß sein Irrtum bestätigt werde, daß man das Klosterleben, der Heiligen Fürbitte, Wallfahrten oder anderes für heilige Dinge halten soll; darum ist der Teufel so willig dazu.

42. Wo aber das Teufelaustreiben dahin geht, daß man Gottes Finger sehen und das Himmelreich nahe haben soll, da sperrt sich der Teufel, solange er kann; wie Christus im Gleichnis von dem starken Gewappneten sagt.

43. Darum laßt uns Gott für solche Gnade danken, daß der uns zur Hilfe seinen Sohn wider den Teufel geschickt, und sein Wort bei uns gelassen hat, durch welches noch heute solches Werk geübt, des Teufels Reich zerstört, und das Reich Gottes erbauet und gemehrt wird. In solcher Gnade wolle uns Gott durch seinen Sohn und Heiligen Geist gnädiglich erhalten, Amen.